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Univers ity of Toronto
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Kryptogamenflora der Mark Brandenburg
Band V
Kiyptogamenflora
der Mark Brandenburg
und angrenzender Gebiete
herausgegeben
von dem
Botanischen Verein der Provinz Brandenburg
B a n d V
Leipzig
Verlag von Gebrüder Borntraeger
1915
L/
Pilze I
Schizomjcetes
Ton
R. Kolkwitz
Myxobacteriales
von
E. Jahn
Chj tridiineae, Ancylistineae,
Monoblepharidineae, Saprolegniineae
von
M. von Minden
Mit 151 in den Text gedruckten Abbildungen
Leipzig
Verlag von Gebrüder Borntraeger
1915
Heft I I Seite 1 — 192 erschien am 27. Dezember 1909
- II ( - 193—352) „ - 20. April 1911
^ III ( - 353—496) - - 10. September 1911
.. IV ( - 497— b08) - - 30. Januar 1912
. V( ^ 609-630) ^ „ 30. Juni 1915
Alle Rechte vorbehalten
Dr«rk TOB E Bockbüdf^r iH. Duake), NemrappiB
Vorwort.
Der fünfte Band der Kryptogamenflora sollte ursprünglich
die Bakterien, Myxomyceten, Phycomyceten, Ustilagineen und
Protobasidiomyceten unofassen. Da aber die ersten Reihen der
Oomyceten einen größeren Raum beanspruchten, als vorausgesehen
werden konnte, so wurden die Ustilagineen und Protobasidio-
myceten in einem als Va bezeichneten Band abgetrennt, der bereits
fertig vorliegt. Aber auch durch diese Abtrennung war es nicht
möglich, den umfangreichen Stoff der Phycomyceten in den fünften
Band hineinzuzwängen, und es machte sich eine abermalige Teilung
notwendig. Der vorliegende Band schließt deshalb mit der Be-
arbeitung der Saprolegniineae ab. Die Peronosporineae und Zygo-
myceten, zu denen sich noch die Myxomyceten gesellen, werden
deshalb einem Bande VA vorbehalten bleiben.
Herr Dr. von Minden mußte seine Absicht, seine Bearbeitung
bis auf die letzte Zeit im Nachtrage zu ver\'ollständigen, leider
aufgeben, da ihn das Vaterland beim Beginn des Krieges ins
Feld rief.
I. A. : G. Lindau.
Übersicht des Inhaltes.
Seite
Übersicht der Abteilungen der Pilze 1
Schizomycetes von R. Kolkwitz*) 2
1. Einleitung 2
2. Geschichte 8
3. Vorkommen 17
4. Bau und Entwicklung 36
5. Physiologie 42
6. Stellung im System 73
7. Systematischer Teil 80
8. Literaturverzeichnis 167
Myxobacteriales von E. Jahn 187
Allgemeines 187
Systematik 196
Eumycetes, Übersicht der Klassen 207
Phycomycetes, Übersicht 207
I. Reihe: Chytridiineae von M. von Minden 209
I. Ordnung: Myxochytridiineae 226
1. Familie: Olpidiaceae 227
2. „ Woroninaceae 260
3. „ Synchytriaceae 278
IL Ordnung: Mycochytridiineae 309
4. Familie: Rhizidiaceae 310
1. Unterfamilie: Rhizophidieae 311
2. „ Obelidieae 348
3. „ Entophlycteae 353
4. „ Harpochytrieae 358
5. „ Chytridieae 362
6. „ Rhizidieae 369
5. Familie: Hyphochytriaceae 383
6. „ Cladochytriaceae 387
*) Vergleiche auch die Inhaltsübersicht auf S. 186.
VIII
Seite
II. Reihe: Ancylistineae von M. von Minden 423
Familie Ancylistaceae 426
Nährsubstrate der Chytridiineen und Ancylistineen 445
Nachtrag zu den Chytridiineae und Ancylistineae ........ 456
III. Reihe: Monohlepharidineae von M. von Minden 462
IV. Reihe: Saprolegniineae von M. von Minden 479
1. Familie: Saprolegniaceae 506
2. „ Leptomitaceae 574
3. . „ Blastocladiaceae 601
Nachtrag 607
Verzeichnis der im systematischen Teil vorkommenden Gattungs- und
Artennamen von C. Schuster 613
Pilze.
Übersicht der Abteilungen.
A. Zellkerne fehlend. Zellen einzeln oder zu Fäden u. a. m. ver-
bunden, aber dann ohne echte Verzweig-ungen :
Schizomycetes (Bacteria).
B. Zellkerne vorhanden. Als Vegetationskörper ein Plasmodium, be-
stehend aus membranlosen Zellen, vorhanden. Aus den Sporen
Schwärmer entstehend Myxomycetes (Mycetozoa).
C. Zellkerne vorhanden. Mycel aus Fäden mit echten Verzweigungen
bestehend. Fortpflanzungsorgane sehr mannig-fach: Eumycetes.
Kryptogamenflora der Mark V.
Schizomycetes
Spaltpilze (Bacteria)
von
R. Kolkwitz.
1. Einleitung.
Die Mark Brandenburg ist seit langer Zeit der Ort eingehender
bakteriologischer Studien gewesen. So sammelte Ehrenberg in
der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in der Umgegend von
Berlin, besonders im Tiergarten, einen großen Teil des Materials
für seine grundlegenden mikroskopischen Untersuchungen über
„Infusionstierchen", Alexander Müller (vergl. S. 12) studierte
hier in den sechziger und siebziger Jahren die bakterielle Reinigung
des Harns und der Spüljauche, Brefeld verfolgte aus einer Zelle
die ganze Entwicklung des Bac. subtilis, Zopf untersuchte die
CrenothrixT^ldige, der Berliner Wasserleitung und benutzte für seine
entwicklungsgeschichtlichen Untersuchungen über Spaltpflanzen oft
Material aus der Panke. Auf altmärkischem Sande erzog Schultz-
Lupitz (vergl. S. 14) seine berühmten Lupinenkulturen und er-
kannte die wichtige Fähigkeit der Leguminosen, durch die Aus-
bildung von Knöllchen an den Wurzeln dürren Sandboden an
Stickstoff zu bereichern und dadurch den Sandboden zu verbessern.
Die Fischerei, wohl das älteste und ursprünglichste Gewerbe
in der Mark Brandenburg, hat neuerdings vielfach bakteriologische
und andere Untersuchungen der Gewässer veranlaßt, seitdem man
angefangen hat, städtische Abwässer mit samt den Fäkalien den
öffentlichen Stromläufen zuzuführen. Seit dieser Zeit sind auch
die Fragen der Abwässerbeseitigung und Wasserversorgung, welche
wiederholt [luch die Parlamente beschäftigt haben, mehr denn je
in ein aVjhängiges Verhältnis zueinander gebracht worden und
haben ernsthafte Studien über Wasserkeime und pathogene mikro-
skopische Organismen veranlaßt.
Die geschichtliche Entwicklung hat naturgemäß allmählich
dahin geführt, daß unter anderem auch eine ökologische Bak-
teriologie in der Mark angebahnt wurde, die besonders den Boden
und das Wasser zum Gegenstand hat und in heimatlichen Spezial-
instituten der näheren Erforschung unterzogen wird.
Wie in der Floristik im allgemeinen neben der pflanzen-
geographischen die ökologische Betrachtungsweise sich Bahn ge-
brochen hat, so auch in der Bakteriologie. Winogradskys
mikrobiologische Kulturversuche und Beijerincks „Anhäufungen"
zum Zwecke der Kultur bestimmter Bakterien beispielsweise decken
sich mit der Erscheinung massenhafter Entwicklung von Beggiatoa,
Chromatiuin , Sphaerotilus u. a. m. durch chemische Einflüsse
in der freien Natur, wo die meisten Bakterien übrigens wesent-
lich anderen Wachstumsbedingungen unterworfen zu sein pflegen
als in den gegenüber den natürlichen Substraten meist hundert-
fach konzentrierten Kulturmedien unserer Laboratorien. Auch
die Studien von H. Miehe über die Selbsterwärmung des Heus
behandeln ökologische Fragen und seien deshalb an dieser Stelle
erwähnt (vergl. auch H. Miehe, Die Verbreitung der Bakterien,
in Potonies Naturwissenschaftlicher Wochenschrift 1908). An-
fänge der ökologischen Forschungsrichtung findet man auch in
dem Studium der Mischkulturen, in der einfachsten Form bei der
Einwirkung nur zweier Arten aufeinander. Fördern sich dieselben,
so spricht man von Synergeten, schädigen sie sich, so nennt man
sie Antagonisten. In die tieferen Beziehungen der Organismen
in der freien Natur zueinander haben wir freilich noch sehr
wenig Einsicht, besonders wenn es sich um das Zusammenleben
auf sehr engem Raum handelt. Bezüglich näherer Einzelheiten
sei verwiesen auf J. Behrens, Wechselwirkungen zwischen ver-
schiedenen Organismen. Laf., Bd. 1, 1904—1907, S. 501.
Im allgemeinen bezeichnet man die Bakterien als Wiesen einer
unsichtbaren Welt. Dies trifft in der Tat für zahlreiche Bakterien
zu z. B. für viele freischwebende der Oberflächengewässer, die
mit dem bloßen Auge selbst als Trübungen nicht wahrgenommen
werden können, auch wenn sie zu Hunderttausenden im Kubikzenti-
meter enthalten sind. Vom floristischen Standpunkt trifft diese
Auffassung von der Unsichtbarkeit der Bakterienwelt häufig aber
nicht zu, da z. B. Beggiaton am Boden von Gewässern und am
Ufer ausgedehnte, weiße spiunewebenartige Schleier oder im Wasser
schwimmende Fladen bilden kann, Chromatiwn rotkohlfarbene
Häute, Sphaerotilus dicke, fellartige Besätze, die an manchen Orten
zentnerweise gesammelt werden könnten, manche Gallertbakterien
schleimige Überzüge und Eisenbakterien braune Besätze und
schlammige Sedimente. Andere wieder machen sich durch ihre
physiologischen Wirkungen bemerkbar, so durch Sumpf gasbildung,
stinkende Fäulnisprodukte, Wärmeerzeugung usw. In diesen und
vielen anderen Fällen kann man von Bakterienbeständen eben-
sogut sprechen wie von Laichkrautbeständen, Moospolstern, Algen-
watten usw. Durch den gewaltigen Aufschwung der bakterio-
logischen Versuchstechnik in den Laboratorien ist eine Zeitlang
der Blick von diesen Studien im Freien etwas abgelenkt worden,
ein Grund dafür, daß wdr noch keine ökologische Bakterienflora
besitzen, überhaupt zurzeit noch wenig von den Standorten der
Bakterien in der freien Natur wissen. Es ist deshalb klar, daß
durch die vorliegende Arbeit versucht worden ist, wenigstens einen
Teil dieser Lücke in der Spaltpilzkunde, so gut es nach dem
heutigen Stande unserer diesbezüglichen Kenntnisse möglich war,
auszufüllen. Eine abgerundete Darstellung über das Thema „Die
natürlichen Standorte der Spaltpilze" besitzen wir freilich auch
dadurch noch nicht.
Die Mark mit ihrem bemerkenswerten Seen- und überhaupt
Wasserreichtum, ihren Sümpfen, Mooren, Waldböden, Wiesen und
Feldern bietet hierfür, wie noch einmal besonders hervorgehoben
werden mag, ein günstiges Studienobjekt. Fauler See, schwarzer
Graben, Rötepfuhl u. a. m.. Ausdrücke, die man auf der Karte
der Mark mehrfach findet, sind meist Bezeichnungen, die durch
den Namen schon auf ein besonders bemerkbares Hervortreten
der Bakterien in der freien Natur hindeuten.
Typische Vertreter, welche den Charakter gerade der mär-
kischen Bakterienflora zu kennzeichnen geeignet wären, sozusagen
pflanzengeographißche Leitformen, sind zurzeit nicht sicher bekannt,
doch werden sicli künftig vielleicht Grundlinien hierfür in der
Art <le8 Auftretens einiger Gattungen finden lassen z. B. in Clono-
thrix und Thiodictgon, während andere wieder, wie Thioploca,
fehlen werden. Spezifische Gebirgsformen dürften nicht gefunden
werden.
Zum Studium seltener oder durch ihr Vorkommen und ihre
Verbreitung besonders interessanter Formen hätte ich gern die
Mark Brandenburg nach allen Richtungen eingehend durchforscht,
aber dazu fehlte die Zeit, so lohnend das Thema an sich auch
gewesen wäre. Es ist zurzeit überhaupt nicht möglich, in einer
Flora lediglich das Verhalten der Bakterien in der freien Natur
zu behandeln; es ist vielfach nötig, auch die im Laboratorium
erforschte Physiologie näher zu schildern und durch eine allge-
meinere Behandlung das Thema soweit abzurunden, daß die Arbeit
zugleich eine Übersicht über die Formen und die Leistungen
wenigstens der wichtigsten Bakterien liefert und außerdem den
hauptsächlichsten botanisch-bakteriologischen Namensschatz in Form
einer Flora einigermaßen festlegt. Auf Wiedergabe einer guten
Nomenklatur bin ich ganz besonders bedacht gewesen.
Viele Fortschritte der modernen Physiologie sind durch grund-
legende Entdeckungen auf dem speziellen Gebiet der Bakteriologie
erzielt worden. Dadurch haben unsere allgemeinen Anschauungen
über die Ernährung und den Stoffwechsel der Pflanzen in vielen
Punkten wesentliche Erweiterungen erfahren.
Der allgemeine Teil soll nicht als eine erschöpfende Darstellung
der Bakteriologie, wie man sie von einem Lehrbuch erwartet, be-
trachtet werden, sondern im allgemeinen nur dazu dienen, die
floristische Charakterisierung zu unterstützen. Anderseits konnte
er, wie gesagt, nicht so gehalten werden, als wäre auf die me-
f thodischen und moderneren Fortschritte der Bakteriologie überhaupt
keine Rücksicht genommen worden. Manche Beobachtungen habe
ich dementsprechend weniger aus ökologischen Rücksichten als aus
Gründen der Vollständigkeit aufgenommen.
Soweit mir bekannt, ist dies die dritte Bakterienflora, die über
ein einigermaßen eng umrahmtes Gebiet geschrieben worden ist.
Die erste betrifft Schlesien und ist von Schroeter verfaßt worden
(vergl. Schroeter, Pilze in Kryptogamenflora von Schlesien, Bd. 3,
1889). Der Verfasser beschreibt darin 115 Bakterienspezies, von
denen aber kaum ein Drittel im Freien beobachtet wurde. Die
I zweite Bakterienflora, von Hansgirg geschrieben, betrifft Böhmen
r—
— 6 —
von Böhmen, 2. Teil, 1892, S. 175); es werden darin unter Bei-
fügen zahlreicher Standortsangaben 57 Bakterienspezies beschrieben,
ausschließlich solche, welche in der freien Natur beobachtet wurden,
z. B. im Wasser, zwischen Algen, an feuchten Wänden usw. (un-
gefähr ebenso viele in Eyferth, Einfachste Lebensformen, 4. Aufl.
1909).
Die Zahl der bisher überhaupt näher beschriebenen Bakterien-
spezies beträgt nach Migula (1900) 1200 bis 1300, nach Matzu-
schita, Bakteriologische Diagnostik (1902) 1300 bis 1400. Die
Zahl der Bakterienspezies, wenn man sie nicht in Elementararten
aufteilt, kann demnach als gering bezeichnet werden, wenn man
bedenkt, daß beispielsweise die Gattung Senecio allein schon
gegen 1200 Arten aufweist und daß im ganzen fast 200000
Pflanzenspezies beschrieben worden sind. Vergl. auch de Toni
und Trevisan (1).
Die Spezieszahl der Spaltalgen, mit denen viele Bakterien
verwandt sind, beläuft sich nach Kirchner in Engler-Prantls
Natürlichen Pflanzenfamilien (1898) auch nur auf etwa 1000.
Lemmermann beschreibt in der hier vorliegenden Kryptogamen-
flora für die Mark Brandenburg reichlich 500 Spezies.
Die Zahl der gründlich beschriebenen Bakterienspezies dürfte
600 wenig überschreiten.
In der vorliegenden Arbeit sind gegen 300 Spezies
aufgeführt worden.
Bei der Auswahl der zu behandelnden Arten waren folgende
Gesichtspunkte maßgebend:
1. Ausführlich beschrieben wurden vor allem diejenigen
Spaltpilze, welche durch Massenentwicklung in der freien
Natur Bestände bilden, demnach mit bloßem Auge zu
erkennen sind und ökologischen Wert besitzen. Hierher
rechnen Chlamydobacteriaceae, ßeggiatoaceae u. a. m., im
ganzen etwa 40 — 50 Spezies.
2. Im allgemeinen kürzer behandelt sind diejenigen Spezies,
welche nur von besonderer physiologischer Bedeutung
sind 1111(1 in der Literatur häufig als Untersuchungsobjekte
aufgeführt werden.
3. Unter den i>athogenen Keimen wurden diejenigen, welche
l)eim Menschen Krankheiten erregen, nur sehr kurz oder
überhaupt nicht berücksichtigt, da sie meist nur geringes
botanisches Interesse bieten und in den ])ekannten medi-
zinischen Handbüchern von Flügge, Günther, Heim,
Kelle und Wassermann u. a. m. sehr ausführlich be-
handelt werden.
* *
*
In der Hauptsache wurden bei der Bearbeitung vier Werke
zugrunde gelegt:
1. Migula, System der Bakterien, 1897—1900 (kurz als
Mig. bezeichnet);
2. Lehmann und Neumann, Atlas und Grundriß der
Bakteriologie und Lehrbuch der speziellen bakteriologischen
Diagnostik. 4. Aufl. 1907 (kurz als Lehm. u. Neum.
bezeichnet) ;
8. Lafar, Handbuch der technischen Mykologie, 1904—1909
(kurz als Laf. bezeichnet);
4. Centralblatt für Bakteriologie, besonders die zweite Ab-
teilung (kurz als Cbl. Bakt. bezeichnet).
Außerdem kommen in Betracht:
Koch, AI fr., Jahresbericht über die Fortschritte in der
Lehre von den Gärungs-Organismen,
V. Baum garten u. Tangl, Jahresbericht über die Fort-
schritte in der Lehre von den pathogenen Organismen,
Just, Botanischer Jahresbericht.
Das an erster Stelle genannte Werk enthält die zahlreichsten
und ausführlichsten Diagnosen und wurde deshalb für den spe-
ziellen Teil zugrunde gelegt. Wo ich in nomenklatorischen Fragen
von Migula abgewichen bin, sind die Gründe hierfür bei den
Diagnosen näher dargelegt worden.
Das zweite Werk ist hauptsächlich dadurch wichtig, daß es
auf 70 farbigen Tafeln Abbildungen von Bakterien und deren
Kulturen enthält. Da die Verff. in nomenklatorischen Fragen
mehrfach von Migula abweichen, sind deren Bezeichnungen soweit
erforderlich stets als Synonyme beigefügt worden.
Das dritte Werk behandelt vor allem viele Hauptfragen der
Physiologie der Bakterien und enthält zahlreiche Literaturzitate.
Wo es außerdem gute Abbildungen enthält, ist auf diese nach
Möglichkeit verwiesen worden.
— 8 —
Die an vierter Stelle genannte Zeitschrift endlich enthält
zahlreiche, einschlägige Originalarbeiten und diente hauptsächlich
dazu, die vorstehend genannten Werke zu ergänzen. Das zuletzt
Gesagte gilt auch von den drei zitierten Jahresberichten.
Die künbthchen Kulturmethoden der Bakteriologie sind
nur wenig berücksichtigt werden, da ihre ausführliche Behandlung
in den Rahmen einer Flora, die vorwiegend eine ökologische sein
soll, meiner Meinung nach nicht hineinpaßt. Bezüglich dieses
Themas seien außer den einschlägigen Lehr- und Handbüchern
genannt:
Ernst Küster, Anleitung zur Kultur der Mikroorganismen
1907 und Oswald Richter, Die Bedeutung der Reinkultur. Eine
Literaturstudie 1907. Auch in Lafars Handbuch finden sich
zahlreiche Angaben über die Kultur der Mikroorganismen.
2. Geschichte.
Die in diesem Kapitel gegebene Übersicht über die geschicht-
liche Entwicklung der Bakteriologie und Mikroskopie, die beide
zum Teil eng zusammenhängen, hat den Zweck, über den Umfang
der bakteriologischen Wissenschaft und über ihren Einfluß auf die
speziell in der Mark Brandenburg erzielten naturwissenschaftlichen
Fortschritte zu orientieren. Sie soll außerdem zugleich dazu
dienen, durch kurze Angaben über wichtige einschlägige Ent-
deckungen die Darstellungen im allgemeinen Teil etwas zu entlasten.
1075. Entdeckung der Bakterien durch Leeuwenkoek laut dessen Brief
an die Royal Society, 1678 mitgeteilt in den Lectures and Collections
von Rob. Hooke in London. L. benutzte zur Untersuchung ein ein-
faches (nicht zusammengesetztes) Mikroskop.
1(>8I}. Erste Abbildung von Bakterien durch Leeuwenhoek in einem Brief
an den Sekretär der Royal Society. Vergl. Petri, Das Mikroskop 1896
S. .-iL L. bildete kugel-, Stäbchen- und schraubenförmige Bakterien
ab, bezeichnete sie aber als Tierchen.
Die Abbildungen sind reproduziert in Lafar Bd. 1 (1904 — 1907) S. 5
und in A. Fischer, Vorles. über Bakterien, 2. Aufl. 1903 S. 1.
1710 er. Yallisneri in Padua hielt die Pest bereits für ein Produkt mikro-
skopischer Tierchen. Da man diese aber nicht einwandfrei nachweisen
konnte, wurde diese Richtung wieder verlassen und zum Teil verspottet.
175:j. Linnc', Species j)lantarum entliält keine Angaben über Bakterien, weil
(li<'Ke damals zu den Tieren gerechnet wurden.
17(»r>. iilüte der italienischen Schule auf dem Gebiet der Physiologie der
Mikrobien.
— 9 —
Spallanzaui (in Keggio) schrieb Saggio tli osservaz. Modena 1765
(Giornale d'Italia, III, 1767).
Seiner Richtung schlössen sich Saussnre und Bonnet in Genf und später
Corti in Modena an.
1760. Linne, Systema naturae, Bd. 1, Regnum animale. Erwähnt die Bak-
terien S. i;^26 als Chaos infusorium. Habitat in variis liquoribus aquo-
sis. Die mikroskopische Tierwelt wurde damals noch wenig be-
rücksichtigt.
1769. Spallanzani: Physikalische und mathematische Abhandlungen. Leipzig.
Experimente zur Widerlegung der generatio aequivoca.
1773. Erste binäre Benennung der Bakterien und systematische Präzisierung
im Sinne Linnes durch 0. F. Müller, Vermium terrestrium et fluvia-
tilium historia. Teil 1: Infusoria.
Verf. unterscheidet in diesem Werke, welches Haller, Linne und Bonnet
gewidmet ist,
Monas termo, wegen ihrer winzigen Kleinheit Grenzmonade genannt
= vermis simplicissimus.
Vibrio Lineola,
„ Bacillus u. a. m.
1784. Erfindung der achromatischen Objektive mit Kron-Elintglaslinsen bei
Mikroskopen von Teleskopform durch den Russen Äpinus.
1786. Weitere Durcharbeitung der Diagnostik durch 0. F. Müller, Animal-
cula Infusoria fluviatilia et marina, quae detexit, systematice de-
scripsit et ad vivum delineari curavit 0. F. M.
1791. Erfindung der achromatischen Objektive für Mikroskope von normaler
Form durch den Holländer Beeldsnyder.
1807. Herstellung des ersten achromatischen Mikroskopes durch den Hol-
länder Hermann van Deyl.
1811. Der berühmte Optiker Fraunhofer in München lieferte achromatische
Mikroskope (auch in den folgenden Jahren).
1813. Appert, L'art de conserver toutes les substances animales et vegetales.
Paris. Erste Versuche zur Konservierung von Nahrungsmitteln.
1820. Ehrenberg, Professor an der Universität zu Berlin, begann seine ersten
Untersuchungen mit einem hölzernen, Nürnberger Mikroskop zum Preise
von 30 M. ; später setzte er seine Studien mit einem achromatischen
Instrument von Chevalier in Paris fort.
1824. Verbindung achromatischer Objektive zu einem Linsensysteme durch
die beiden Chevalier in Paris unter Anleitung von Selligue.
1829. Amici entdeckt den Einfluß der Deckglasdicke.
1830. Ehrenberg übergibt der Berliner Akademie der Wissenschaften die
ersten Vorarbeiten zu seinem großen Werk über die „Infusionstierchen".
1834. Pritchard, The natural history of animalcules. London. Bildet das
von ihm benutzte achromatische Mikroskop ab. Dasselbe gestattete
bequem Beobachtungen bis zu 600 f acher Vergrößerung. Bei SOOfacher
ergab sich ein nur sehr lichtschwaches Bild. Ein solches Mikroskop
kostete damals etwa 320 M.
— 10 —
Die Größe der Bakterien (Monas punctum) wird zu Vmow inch, das ist
etwas über 1 jx angegeben.
1837. Schwann: Vorläufige Mitteilung, betreffend Versuche über die Wein-
gäruus: und Fäulnis. Gilberts Annaleu der Phvsik und Chemie. Bd, 51.
Versuche zur Widerlegung der generatio aequivoca. Entdeckung der
Beziehung der Hefe zur Gärung.
1837. A. Ross konstruierte die Korrektionsfassung.
1837. Kützing begründet überzeugend die Lehre von den spezifischen Gärungs-
erregern.
1837. Bassi entdeckt als Ursache einer miasmatisch-kontagiösen Krankheit
der Seidenraupen einen Pilz.
1838. Ehrenberg, Die Infusionstierchen als vollkommenste Organismen. Grün-
dete die Familie der Vibrionia mit den Gattungen Bacterium, Spi-
rillum u. a. m. Erforschte eingehend die innere Struktur; vorher hatte
man geglaubt, daß die Infusionstierchen einen gleichmäßigen schlei-
migen Inhalt hätten. Gibt in der französischen Beschreibung die Größe
in Millimetern an.
Die kleinsten ihm bekannten Organismen bezeichnet Ehrenberg als
Punktmonaden. Die kleinste Spezies ist Monas Crepusculum, die
Dämmerungsmonade: „Die kleinste aller bisher mit dem Auge erreichbar
gewesenen Tierformen, deren Organisation daher noch unerreichbar
blieb. Sie ist rundlich, farblos, dem bloßen Auge, wo sie in großer
Menge vorkommt, weißlich, rasch bewegt " Ihre Größe beträgt '/wo ^^i
Viooo Dam oder noch weniger.
Offenbar handelt es sich hier um ein Gemisch von Fäulnis-Spaltpilzen.
„Monas Termo, die Schlußmonade, ist V250 ^^ groß; sie bildet die Grenze
der wirklich beobachteten deutlichen tierischen Organisation." Hier
scheint es sich um Bodonen u. dergl. zu handeln.
1841. Du j ardin, professeur de Zoologie, Histoire naturelle des Zoophytes.
Infusoires, comprenant la physiologie et la Classification de ces animaux,
et la mani(^re de les etudier ä l'aide du microscope. Rechnet die
Bakterien zu den Tieren. Schließt sich in der systematischen Nomen-
klatur im wesentlichen an Ehrenberg an. Wendet noch nicht das
Wort Zelle an.
1841. Siebold bezeichnet die Protozoa als Tiere, in welchen die verschiedenen
Systeme der Organe nicht scharf ausgebildet sind und deren un-
regelmäßige Form sich auf eine Zelle reduzieren läßt.
1840. Gründung der Zeiss'schen Werkstätten in Jena. Herstellung guter
Mikroskope auf Veranlassung des Botanikers Prof. Schieiden.
1846. Nobert (Barth in Pommern) ersetzte die für vollkommen exakte
Messungen zur Prüfung der Leistungsfähigkeit der Mikroskope wenig
geeigneten organischen Probeobjekte durch „Probeplatten" mit mikro-
metrischer Teilung auf Glas (vergl. Poggendorfs Annalen, Bd. 67, S. 173:
„t''her die Prüfung und Vollkommenheit unserer jetzigen Mikroskope").
184() — 1850. Konstruktion guter Mikroskope durch Oberhäuser in Paris,
Schick in Berlin, Plössl in Wien u. a. m.
— u —
1850. Erfindung der AVasserimmersion durch Amici, Prof. d. Mathematik in
Modena, später Direktor der Sternwarte in Florenz.
Etwas früher wurden auch die ersten einfachen neuzeitlichen Stative
von Chevalier, Oberhäuser und Nachet konstruiert.
Amici ist zugleich der Erfinder der Objektivsysteme mit dicker un-
achromatischer Frontlinse (Benutzung der aplanatischen Punkte der
Kugelfläche).
1852. Perty, Zur Kenntnis kleinster Lebensformen. Bern. Rechnet die
Bakterien zu den Pflanzentieren. Nennt sie Elementarorganismen,
wendet aber nicht das Wort Zelle an. „Alle bestehen aus zarter proto-
plasmatischer Substanz , alle ermangeln differenzierter organischer
Systeme, alle können sich durch Teilung fortpflanzen".
1853. Entdeckung der biologischen Ursache des Leuchtens von Fleisch
und Holz durch Heller, Über das Leuchten im Pflanzen- und Tier-
reiche. Archiv f. physiol. u. path. Chemie und Mikroskopie mit be-
sonderer Rücksicht auf med. Diagnostik und Therapie. N. F. Jahrg.
1853 u. 1854. Wien.
1853. Anfang der Einrichtung einer zentralen Sandfiltration für das Trink- und
Wirtschaftswasser in Berlin, Grundsteinlegung für das Stralauer Wasser-
werk, welches zunächst nur Wasser zum Spülen der Rinnsteine liefern sollte.
1854. Schröder und v. Dusch: Über Filtration der Luft, in Beziehung auf
Fäulnis und Gärung. Annalen der Chemie und Pharmacie. Bd. 89,
Journal f. prakt. Chemie Bd. 61. Entdeckung, daß trockene Baumwolle
alle Keime abfiltriert.
1854. Einführung des Wortes Zelle für den Bakterienkörper durch Cohn,
Untersuchungen über die Entwicklungsgeschichte der mikroskopischen
Algen und Pilze.
Verh. d. Kais. Leopold.-Carol. Akademie d. Naturforscher. Bd. 16.
Eingereicht 1853.
S. 121: „Aus alledem ergibt sich, daß die in stehenden Infusionen
überall gemeinen, für selbständige Infusorien erklärten Körperchen
des Bacterium Termo Duj. (Vibrio Lineola Ehr.) nur ein Entwicklungs-
zustand einer Pflanze, namentlich die frei gewordenen, selbstbeweg-
lichen Zellen (Schwärmzellen) einer, morphologisch mit Palmella und
Tetraspora zunächst verwandten, durch Vorkommen und Mangel an
Färbung in das Gebiet der Wasserpilze sich stellenden Form sind."
1857. Pasteur, Memoire sur la fermentation appellee lactique. Comptes
rendus. Acad. Paris. Bd. 45.
Entdeckung der Umwandlung von Zucker in Milchsäure durch Mikrobien.
1857. Einordnung der Bakterien unter die Pilze als Schizomyeetes.
Naegeli, Verh. d. Deutschen Naturforscherversammlung zu Bonn und
Bot. Ztg. 1857, S. 760.
1858. Enzymtheorie bei der Gärung durch Moritz Traube ausgesprochen.
Theorie der Fermeutwirkungen. Berlin.
1859 — 1S63. Begründung der allgemeinen Protoplasma-Zellentheorie durch
De ßary (1859) und Max Schnitze (1861, 1863) unter Erweiterung der
— 12 —
■weniger umfassenden botanischen (Schieiden 1838) und zoologischen
(Schwann l!S39) Zellentheorie.
l^^ßO— 1S61. Erfindung der Pasteurschen Flasche. Vergl. Chevreul und
Pasteur, Comptes rendus Acad. Paris vol. 50, p. 306. Vergl. S. 000.
1^61. Pasteur, Animalcules infusoires vivant sans gaz oxygene libre et
determinant des fermentations. Comptes rendus, Bd. 52.
Entdeckung der Existenz von anaerob lebenden Organismen.
1^6*2. Pasteur. Memoire sur les corpuscules organises, qui existent dans
Tatmosphnre. Annales de chimie et de physique. Bd. 64. Deutsche
Übersetzung in Ostwalds Klassikern der exakten Wissenschaften. Nr. 39.
Mikroskopischer und physiologischer Nachweis von Bakterien und
anderen Keimen in der Luft. Exakter Nachweis, daß selbst die nie-
drigsten uns bekannten Organismen nicht spontan, sondern aus Keimen
entstehen.
1J>63. Pasteur, Recherches sur la putrefaction. Comptes rendus, Bd. 56.
Betrifft Beziehungen der Bakterien zur Fäulnis. Vergl. dazu Mitscherlich,
Berliner Monatsberichte 1843, S. 38.
1S64: — 1868. Rabenhorst, Flora europaea algarum. Verf. rechnet die Bak-
terien zu den Algen. Wendet bei den Bakterien (1864) bereits das
Wort Zelle an. In der 2. Aufl. werden die Bakterien (bearbeitet von
Winter im Jahre 1884) zu den Pilzen gestellt.
1868. J. Lister in British med. Journal: Untersuchungen über Verhütung
von Wundinfektionen. Beweise für das contagium animatum.
186i) er. Edward Frankland entdeckte die zersetzende und mineralisierende
Reinigungskraft des Bodens für Abwässer (intermittierende Boden-
filtration), ohne aber dabei die Bedeutung der Bakterien zu ergründen.
1S70 er. Alexander Müller erkannte die Bedeutung der Mikroorganismen
für den Mineralisationsprozeß, den man vorher hauptsächlich auf rein
chemische Prozesse zurückgeführt hatte. Vergl. Landwirtschaftliche
Versuchs-Stationen 1873 und 1877.
1871. Erste Untersuchungen über die allgemeine Verbreitung der Bakterien
in Wasser, durch Burdon Sanderson. The origin and distribution of
microzymes (Bacteria) in water and the circumstances which determine
their existence in the tissues and liquids of the living body. Quarterly
Journal of the Microscop. Society. Oct.
1S72. Cohn, Untersuchungen über Bakterien. Beiträge zur Biologie der
Pflanzen. Bd. 1.
Beginn der Veröffentlichung seiner berühmten Untersuchungen über
Bakterien.
1872. Brefeld begann die Veröffentlichungen der „Botanischen Untersuchungen
über Schimmelpilze. Untersuchungen aus dem Gesamtgebiet der My-
kologie", die in bezug auf Methode und Entwicklungsgeschichte von
großer Bedeutung sind.
1^72. Krfindung des modernen Beleuchtungsapparates am Mikroskop durch
Abbe und Zeiß in Jena.
— 13 —
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— 14 —
1882. Nachweis eines diastatischen Fermentes bei Bakterien durch Wortmann.
Zeitschr. f. physiol. Chemie Bd. 6, nachdem schon Nägeli „Über die
niederen Pilze" darauf hingewiesen hatte, daß Stärkekörner von Bak-
terien verbraucht werden.
1882. Zopf, Zur Morphologie der Spaltpflanzen.
Verf. machte den — in der Hauptsache nicht zur Anerkennung ge-
langten — Versuch , die einzelligen Bakterienformen von Cladothrix
abzuleiten. Phylogenetisch war damit Abstammung der Bakterien von
den Spaltalgen ausgesprochen.,
1882. Entdeckung des Erregers der Tuberkulose durch R. Koch.
1883. Entdeckung des Erregers der Cholera durch R. Koch.
1883. Schultz-Lupitz (Altmark) führte den Nachweis, daß die Schmetterlings-
blütler Stickstoffsammler sind und dementsprechend den Boden be-
reichern. Vergl. Schultz-Lupitz, Die Kalidüngung auf leichtem Boden,
Berlin 1883.
1883 — 84. Entdeckung des Typhuserregers durch Eberth u. Gaffky.
1884. Endgültige Ausarbeitung der Apochromate durch Abbe, Zeiß und Schott.
Vergl. E.Abbe, Über Verbesserungen des Mikroskops mit Hilfe neuer
Arten optischen Glases. Sitzungsberichte d. mediz.-naturwiss. Ges. zu
Jena 1886.
1884. Metschnikow weist auf das Verhalten der weißen Blutkörperchen gegen
eindringende Bakterien hin und stellt die Theorie der Phagocytose auf.
Vergl. KoUe u. Wassermann, Handbuch der pathogenen Mikroorga-
nismen, Bd. 4, 1904.
1884. Nägeli, Mechanisch -physiologische Theorie der Abstammungslehre.
Enthält theoretische Auseinandersetzungen über das jenseit der mikro-
skopischen Wahrnehmung liegende Reich der Probien (Vorwesen),
welche viel einfacher gedacht werden als Bakterien und Moneren. Ihre
Entstehung wird nicht in einer freien Wassermasse vermutet, sondern
„in der benetzten oberflächlichen Schicht einer fein porösen Substanz
(Lehm, Sand), wo die Molekularkräfte der festen, flüssigen und gas-
förmigen Körper zusammenwirken".
1885. de Bary, Vorlesungen über Bakterien.
Wertvoll durch die sachkundige Bearbeitung des damals vorliegenden
Materials.
1885. Begründung des Hygienischen Institutes der Universität zu Berlin
durch R. Koch.
1886. Definitive Gründung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft durch
Max Eyth, mit dem Sitz in Berlin.
1886. Hellriegel und Willfahrt wiesen nach, daß die WurzelknöUchen die
Leguminosen befähigen, sich den freien Stickstoff der Luft zur Er-
nährung nutzbar zu machen. Vergl. Zeitschr. d. Ver, f. Rübenzucker-
Industrie, S. 8G:3— 877.
„Um den Leguminosen den freien Stickstoff für Ernährungszwecke
dienstbar zu machen, genügt nicht die bloße Gegenwart beliebiger
— 15 —
niederer Organismen im Boden, sondern es ist nötig-, daß gewisse Arten
der letzteren mit den ersteren in ein symbiotisclies Verhältnis treten."
188G. Errichtung der ersten öffentlichen Desinfektionsanstalt in Berlin.
Vergl. Merke, Vierteljahrsschr. f. gerichtl. Mediz. u. öff. Sanitätswesen.
Bd. 45.
1886. Begründung der Zeitschr. f. Hygiene u. Infektionskrankheiten durch
Koch und Flügge.
1887. Entdeckung der Schwefelwasserstoff-Gärung seitens der Beggiatoaceen
durch AYinogradsky, Über Schwefelbakterien. Bot. Ztg.
1887. Fraenkel, C, Untersuchungen über das Vorkommen von Mikroorga-
nismen in verschiedenen Bodenschichten. Zeitschr. f. Hygiene. Bd. 2.
1887. Pfeffer, "SV., Über chemotaktische Bewegungen von Bakterien, Flagel-
laten und Volvocineen. Unters, bot. Inst, in Tübingen.
1887. Loeffler, Vorlesungen über die geschichtliche Entwicklung der Lehre
von den Bakterien.
1887. Erscheinen der ersten allgem. bakteriolog. Zeitschrift. Centralblatt für
Bakteriologie und Parasitenkunde. In Verbindung mit Prof. Dr.
Leuckart-Leipzig und Dr. Loeffler-Berlin herausgegeben von Dr. Uhl worm-
Kassel. Die II. Abteilung, in welcher vor allem die botanisch wich-
tigen Mikrobien behandelt werden, begann 1895.
1888. Gründung der Abt. f. Reinkultur an der Versuchs- und Lehranstalt
f. Brauerei in Berlin. (Erweitert zum Institut f. Gärungsgewerbe).
1889. Buchner, H., Mitteilungen „Über die bakterientötende Wirkung des
zellenfreien Blutserums". Cbl. Bakt. Bd. 5, S. 817. Begründung der
Lehre von den chemischen Abwehrstoffen (Alexinen) im Blute. Vergl.
dazu Dieudonne (1).
1889. Auffindung des Nitratbildners durch Winogradsky. Damit war die
seit 1860 (durch Boussingault) eifrig studierte Frage nach den Ursachen
der Nitrifikation gelöst.
1889. Loeffler, Eine neue Methode zum Färben der Mikroorganismen, im
besonderen ihrer Wimperhaare und Geißeln. Cbl. Bakt. Bd. 6, S. 209.
Vergl. auch Bd. 7, 1890.
1890. B. Koch, Weitere Mitteilungen über ein Heilmittel gegen Tuberkulose.
Cbl. Bakt. Bd. 8, 1890. Mitt. über das Heilserum Tuberkulin.
1890. Em. Fischer, Synthesen in der Zuckergruppe. Ber. d. Deutschen
Chem. Ges. Bd. 23, S. 2114. Grundlegend für die Chemie der Zucker
und für die Gärungserscheinungen.
1891. Vollendung des Königl. Instituts f. Infektionskrankheiten zu Berlin.
1892. Mitteilungen von H. Buchner, Über den Einfluß des Lichtes auf Bak-
terien. Cbl. Bakt. Bd. 11 u. 12.
1892 — 1894. Erfindung der biologischen Tropfkörper (vergl. Fig. 5) zur
Mineralisation fäulnisfähiger Abwässer durch Corbett und Dibdin u. a.
1894. Emil Fischer, Über den Einfluß der Konfiguration auf die Wirkung
der Enzyme. Ber. d. Deutsch, chem. Ges. Bd. 27, 1894 und Bd. 28, 1895.
1895. Pasteur j. Vergl. Cbl. Bakt., I. Abt., Bd. 18, S. 481.
— 16 —
189S. Grüudunor der biolos^ischen Abt. für Land- und Forstwissenschaft am
Kaiserl. Gesundheitsamt; seit 1905 selbständig (in Dahlem).
1898. Ferd. Cohu -r in Breslau. Nachruf (mit Schriften v^erzeichnis) von Felix
Rosen in den Berichten der Deutschen Bot. Ges., Bd. 17, 1899, S. (172).
IJKH er. Gründung der erdbakteriologischen Versuchsanstalt der Land-
wirtschaftskamnier für die Provinz Brandenburg in Berlin. Kom-
biniert mit dem Institut f. Landwirtschaftliches Versuchswesen.
1901. Gründung der Kgl. Versuchsanstalt für Wasserversorgung und Ab-
wässerbeseitigung zu Berlin mit besonderer Abteilung zum ökologischen
Studium der Gewässerorganismen; auf Anregung v. A. Schmidtmann.
1903. Erfindung des Ultramikroskopes durch Siedentopf und Zsigmondy-
Jena. Über Sichtbarmachung und Größenbestimmung ultramikro-
skopischer Teilchen, mit besonderer Anwendung auf Goldrubingläser
(Annalen d. Physik, Bd. X, 1903).
Vergl. dazu:
Gaidukov, Über die ultramikroskopische Untersuchung der Bakterien
und über die ITltramikroorganismen. Cbl. Bakt., II. Abt., Bd. 16, 1906.
Ein Jahr später (1907) führte der letztgenannte Autor bakteriologische
Untersuchungen auch mit dem Paraboloidkondensor aus.
1904. Erfindung der Mikrophotographie im ultravioletten Licht durch Köhler-
Jena. Vergl. A. Köhler, Mikrophotographische Untersuchungen mit
ultraviolettem Licht. Zeitschr. f. wissenschaftl. Mikroskopie und f.
mikroskopische Technik. Bd. 21. Leipzig 1904, S. 129—165 u. 273—304.
1906. Em. Fischer. Untersuchungen über Aminosäuren, Polypeptide und
Proteine. Berichte der Deutschen Chem. Ges. Bd. 39, S 530. Grund-
legend für den Chemismus der Eiweißsynthese.
1906. Vollendung der mit einem Kostenaufwand von 2—3 Millionen Mark
errichteten biologischen Tropfkörperanlage bei Stahnsdorf, südlich von
Berlin, der größten des europäischen Kontinents.
1906. Errichtung eines eigenen Gebäudes in Dahlem für die bakteriologische
Abteilung des Kaiserl. Gesundheitsamtes. 1908 wurde dieser noch die
Veterinärabteilung angegliedert.
1907. Erfindung des vervollkommneten Paraboloidkondensors durch Siedentopf-
Jena. Vergl. H. Siedentopf: Paraboloidkondensor. Eine neue Methode
für Dunkelfeldbeleuchtung zur Sichtbarmachung und zur Moment-
Mikrophotographie lebender Bakterien. Zeitschrift t. wissenschaftl.
Mikroskopie. Bd. 24, 1907, S. 104—108.
Wiedergabe von Photogrammen bei W. Scheffer, 1. c. Bd. 25, 1908, S. 450.
1908. Vollendung des Kgl. Instituts für Binnenfischerei am Müggelsee bei
Berlin. Dient der Erforschung der Biologie der Gewässer, unter anderm
auch dem Studium der Verbreitung der Abwässerpilze.
1907 — 1909. Aufnahmen von Mikrophotogrammen in natürlichen Farben
mittels Lumi(*replatten. Es sind mehrere Jahre für die Einführung
des Verfahrens genannt, weil die ersten Bilder noch unvollkommen
waren. Als Autoren seien angeführt: Benda, Stempeil, Lindner,
Gaidukov, Sieden topf.
— 17 —
3. Yorkommen.
Die natürlichen Standorte der Bakterien, den notwendigen
Zerstörern der naturgesetzlichen Überproduktion, werden, wie im
Kapitel Physiologie noch näher ausgeführt ist, in hohem Maße
durch die chemische Beschaffenheit des Mediums bedingt, so vor
allem im Boden und im Wasser. Die Luft dagegen kann nicht
als natürlicher Standort, sondern nur als Verbreitungsmittel der
Bakterien bezeichnet werden.
Wasser.
Die Abhängigkeit der Bakterien von der chemischen Be-
schaffenheit des Wassers ist leichter zu ermitteln als die Ab-
hängigkeit von der Zusammensetzung des Bodens, da er im Gegen-
satz zum Wasser in seiner Zusammensetzung sehr inhomogen ist.
Soweit für die Gewässer erhebliche Differenzen im Gehalt
an organischem Stickstoff vorhanden sind, gibt dieser, unter Um-
ständen im Verein mit Kohlenhydraten, vielfach den Ausschlag
für die Verbreitung. Solche Differenzen zusammen mit anderen
chemischen Werten können aus folgenden Analysen ersehen werden :
Analysen von Abwasser und Reinwasser.
Die Zahlen bedeuten, soweit nichts anderes angegeben ist, Milligramme pro
Liter; vergl. Laf. Bd. 3, S. 376 u. 395.
I II III
Städtisches
Rohwasser
Drainwasser
Großer reiner See
Permanganatverbrauch .
Organischer Stickstoff .
Ammoniakstickstoff . . .
Salpeter- und salpetrige
Säure
Oelöster Sauerstoff . . .
Keime pro ccm
ca. 500
ca. 20
ca. 70 und mehr
0—3
meist ccm
3—40 Millionen
130—200
ca. 1—9
0—20
50—150
1 — 3 ccm
30—100 Tausend
2—20
bis 2
6 — 9 ccm
1—150
Über Analysenmethoden vergleiche man Tiemann -Gärtners
Handbuch der Untersuchung und Beurteilung der Wässer. 4. Aufl.
1895. K. Dost u. R. Hilgermann, Taschenbuch für die che-
mische Untersuchung von Wasser und Abwasser. Jena 1908.
Kryptogamenflora der Mark V. 2
— 18 —
Städtisches Rohwasser (Rubrik I), oft vermischt mit Ober-
flächenwasser, ist der Standort folgender polysaprober Bakterien:
Streptococcus ynargaritaceus,
Sarcina pahidosa,
Sjßirilliim serpens,
„ riigula,
„ tenue,
„ iindula,
., voIutanSj
Sphaerotilus iiatans, 1 unter bestimmten Bedingungen auch
„ roseus, \ mesosaprob.
Zoogloea ramigera,
Beggiatoa araehnoidea, | .^ „Schwefelquellen"
,' -j.. . oligosaprob.
„ leptomtitformts, I
Thiopolycocciis ruher,
Chromatium OTcenii,
„ vinosum,
„ minutissimum,
Lamprocystis roseo-persicina,
Städtische Sielwässer pflegen ein sehr sicherer Fundort für
bestimmte Bakterien, z. B. Spirillen, zu sein, die nach kurzem
Stehen des Wassers regelmäßig aufzutreten pflegen.
Drainwasser (Rubrik II), oft vermischt mit Oberflächenwasser,
ist der Standort mesosaprober Bakterien wie:
Lampropedia hyalina,
Cladothrix dichotoma,
Thiothrix nivea,
Thiospirülum sanguineum.
Die Ufer reinerer Gewässer (Rubrik III) können der Standort
folgender oligosaprober Bakterien sein:
Cklamydothrix ochracea,
Gallionella ferruginea^
Crenothrix polyspora,
Clonothrix fusca.
Vergl. Kolkwitz und Marsson, Ökologie der pflanzlichen
Saprobien. Ber. d. Deutschen Botan. Ges. Bd. 26a, 1908, S. 505
und Ökologie der tierischen Saprobien, Internat. Revue der ge-
samten Hydrobiologie und Hydrographie. Bd. II, 1909, S. 126.
unter bestimmten Bedin-
gungen auch mesosaprob.
— 19 —
Die aus den chemischen Werten ersichthche fortschreitende
Reinigung kann sich unter Mitwirkung von Bakterien abspielen:
1. Als Selbstreinigung in Flüssen, Teichen usw.
2. Durch Bodenfiltration auf Rieselfeldern (vergl. S. 30, Fig. 4
nebst Erläuterung).
3. Durch Herabrieseln in biologischen Troi)fkörpern (vergl.
S. 31, Fig. 5 nebst Erklärung).
Die unter 2. und 3. genannten Einrichtungen, welche im
Kapitel Boden noch näher geschildert werden sollen, finden sich
in der Mark Brandenburg in besonders mustergültiger Weise,
nämlich in den Berliner Rieselfeldern und in der bei Stahnsdorf
gelegenen Kläranlage der Stadt Wilmersdorf.
Ihre Beschreibung nach der biologischen, chemischen und
technischen Seite unter Beigabe von Abbildungen findet sich in
den Arbeiten von Kolkwitz und Pritzkow in den Mitt. a. d.
Kgl. Prüfungsanstalt für Wasservers, und Abwässerbeseitigung,
Heft 13, 1909; cf. Pammel (1), Winzlow u. Belcher (1).
Außer den durch die chemische Analyse verhältnismäßig leicht
zu konstatierenden Differenzen im Gehalt an organischem Stickstoff
gibt es im Wasser feine, qualitative Nuancen an orga-
nischen Substanzen, welche der Analyse erhebliche Schwierig-
keiten bereiten, deren nähere Kenntnis für die biologische Forschung
aber sehr erwünscht wäre , da sie z. B. für die Veränderung in
der Zusammensetzung des Planktons von Wichtigkeit sind. Es ist
wahrscheinlich, daß vielfach einer bestimmten Planktonvergesell-
schaftung auch bestimmte Bakterienspezies zugehören, daß ferner
gelegenthch der Absterbeerscheinungen, welche bei dem bekanntlich
in vielen Gewässern sehr häufig stattfindenden Planktonwechsel
auftreten, spezifische Bakterien zu stärkerer Entwicklung gelangen.
Als eine bemerkenswerte Erscheinung beobachtete ich am
4. April 1909 in der Krummen Lanke im Grunewald bei BerHn
sonst nicht häufig auftretende freischwebende Gallertstäbchen-
bakterien im Plankton. Ihre Zahl belief sich pro Kubik-
zentimeter auf mehrere Tausend. Sichtbar für die mikroskopische
Beobachtung wurden sie erst nach Zusatz von chinesischer Tusche
zum Wasser. Große Mengen gallertiger Planktonbakterien fand
ich am 19. Juli 09 auch im Summter See nördlich von Berlin.
Während wir über die Natur der, Formationen im Wasser
2'
— 20 —
bildenden Bakterienspezies noch verhältnismäßig wenig orientiert
sind, liegen zahlreiche sorgfältige Untersuchungen über die Zahl
der Bakterien im Wasser vor, besonders beim Prozeß der Selbst-
reinigung der Flüsse. So konstatierte Spitta, Untersuchungen
über die Verunreinigung und Selbstreinigung der Flüsse, Archiv
f. Hygiene, Bd. 38, 1900, S. 225 folgende Werte:
Untersuchung der Spree bei Berlin vom 12. November 1898.
Wassertemperatur 6" C.
Entnahmestelle
Keime auf Gelatine-
platte pro com
1 1 Wasser enthält
com Sauerstoff
Müggelsee
360
430
10 850
40 960
47 360
7,79
Köpenick
Mündung der Wühle (mit
Drainwässern)
Niederschöneweide
Oberbaumbrücke
7,59
6,86
6,39
5,57
Nach dem Passieren der Stadt nahm dann der Keimgehalt
schließlich wieder ab, um in der Havel bei Kladow ähnliche Werte
zu erreichen wie im Müggelsee oberhalb Berlin. In früheren
Jahren dagegen, als die Reinigung der Sielwässer noch unvoll-
kommen war, machte sich der Einfluß bis Kladow deutlich geltend.
Vergl. E. Mahnkopf, Erfahrungen in der Seenbewirtschaftung.
Fischerei-Ztg. 1907.
Weiteres siehe bei König, Die Verunreinigung der Gewässer.
2. AuÜ. 1899; ferner Alfred Fischer, Vorlesungen über Bak-
terien, 1903, S. 86 u. 87 und Mez, Mikroskopische Wasseranalyse
1898. Busch, Über das Verhalten einer Bazillenwolke im fließenden
Wasser in Chi. Bakt., II. Abt., Bd. 16, 1906.
Unter den Medizinern hat zuerst Pettenkofer mit Nach-
druck auf das Selbstreinigungsvermögen der Flüsse hingewiesen.
Man vergleiche u. a. : M. v. Pettenkofer, Zur Selbstreinigung der
Flüsse. Arch. f. Hygiene Bd. 12, 1891, S. 269.
Die Abnahme der Bakterien beim Selbstreinigungsprozeß wird
Vjedingt durch Sedimentation (bei nicht planktonischen Bakterien),
durch Lichteinfluß zur warmen Jahreszeit sowie durch Fressen
seitens Bakterien vertilger wie Glaucoma scintillans, Colpidium
Colpoda, Faramaecium caudatum, Vorticella rnicrostoma u. a. m.
— 21 —
(vergl. Bütschli, Protozoa in Bronns Klassen und Ordnungen des
Tierreichs, Bd. 1, 1887—89, Ö. 1803, ferner Emmerich und
Gemünd (1), Münchener medizinische Wochenschrift 1904 und
Huntemüller, Vernichtung der Bakterien im Wasser durch
Protozoen in Archiv f. Hygiene, Bd. 54, 1905, 8. 89.
Außerdem kommen als Bakterienfresser in Betracht: manche
Kleinkrueter, Rädertiere, Mollusken usw., denen sie ebenso wie
den Protozoen als Nahrung dienen können.
Fig. 1. Gclatineplattenkultiir des Fäulnispilzes Bad er tum vulgare, im Petri-
schälchen, 2 Tage alt. Natürliche Größe. Die kreisförmigen Kolonien haben sich aus je einem
Keim entwickelt. Einige nahe l)eieinander liegende Kolonien sind infolge Verflüssigung der
Gelatine miteinander verschmolzen. Es haben sich ca. 75 Kolonien entwickelt.
Der Verlauf der biologischen Selbstreinigung in den Gewässern,
der für diese von großer Bedeutung ist, sei an der Hand des
beigefügten Schemas (Fig. 2) erläutert. In diesem stellen die
Gruppen von Vierecken Querschnitte durch Gewässer wie Flüsse,
Teiche u. dergl. dar; der nach unten gerichtete Teil bezeichnet
dabei den Boden, der nach oben gekehrte die Oberfläche. Die
drei Gruppen der oberen Serie (I, 11 u. III) bedeuten drei hinter-
99
einander liegende, durch Gräben verbundene Teiche oder drei
aufeinander folgende Zonen abgestufter Selbstreinigung in einem
Flusse.
I stellt die Abwasserzone (Zone der Polysaprobien) dar.
Die naturgemäße Reaktion auf eingeleitete fäulnisfähige Substanzen
äußert sich meist in dem Auftreten stinkigen Schlammes, der
Normale biologische Selbstreinl^ng
DDD
D D D
DDD
DID
D m
ü
G
■ M ■
I) Abwasserzone
l[) Ucbcrgangszone
III) Reinwasserzone
Gestörte biologische Selbstreinigung
D G G
□ ■□
Q
ill
I
G
1 ! 1 r 1
Sekundäre Verunreinigung
I I Abwasserpilze (Enifäuler)
rj Bakterien (Fäulniserrrger und Entläuler)
^^H Fauliger Schlamm
Selbstverunreinigung
Erläuterungen
Pflanzen mit ßlaltgrün (Durchlüfter)
□
Tiere (Entfäuler und Fischfutter)
Normaler Schlamm
Hochwasser
Abgestorbene Abwasserpilzo
» Pflanzen mit
Blattgrün
» Tiere
Fig. 2. Schema zur Erläuterung der biologischen Selbstreinigung.
In einem farbigen Schema würde man für „Pflanzen" zweckmäßig grüne, für „Tiere" rote und
für „Normalen Schlamm" braune Farbe wählen.
infolge von Reduktionsprozessen oft von Schwefeleisen schwarz
gefärbt erscheint, ferner in reichlicher Entwicklung von Bakterien
und Protozoen im Wasser und — bei sonst günstigen Vegetations-
bedingungen — in dem massenhaften Auftreten von festsitzenden
Abwasserpilzen an den Ufern, z. B. von Sphaerotilus und Leptomitus.
II stellt die tJbergangszone (Zone der Mesosaprobien) dar.
In dieser schreitet die Mineralisation der organischen Stoffe infolge
— 23 —
biologischer Prozesse bis zu einem mittleren Grade fort, vermutlich
bis zur Bildung von Asparagin , Leuzin, Glykokoll und anderen
Substanzen. In dem der Zone I zugekehrten Teil leben natur-
gemäß mehr Bakterien (pro ccm oft 100000) als in dem der
Reinwasserzone zugewendeten. An assimilierenden Pflanzen be-
obachtet man meist große Mengen von benthonischen BaciUaria-
ceae, sowie Bestände von Chlorophyceae und höheren Gewächsen.
Infolge Auftretens von Oxydationserscheinungen können sich größere
Mengen von Tieren einfinden, welche durch ihre Freßtätigkeit
neben der Mineralisation noch Inkarnation bewirken und den
Schlamm, die natürliche Stätte aller pflanzlichen und tierischen
Abfallstoffe, ständig zu durchwühlen pflegen. Läßt man Wasser-
proben aus dieser Zone in weithalsigen Flaschen stehen, so können
auf der Wasseroberfläche feine Schwimmschichten, die oft aus
zarten Bakterienhäuten bestehen, auftreten.
III stellt die Reinwasserzone (Zone der Oligosaprobien)
dar. Sie ist durch die Beendigung der Mineralisation und dem-
entsprechend durch den Mangel stürmisch verlaufender Selbst-
reinigungsprozesse gekennzeichnet. Armut an planktonischen
Schizoniycetes ist charakteristisch. Die Durchsichtigkeit des Wassers,
gemessen durch Versenken einer weißen Scheibe, pflegt bei ruhigem
Wetter und bei Fehlen einer Wasserblüte bedeutend zu sein, d. h.
etwa 3 m und mehr zu betragen.
Das 4. Bild bezieht sich auf die sekundäre Verunreinigung.
Diese kommt z. B. dadurch zustande, daß die Uferpilze aus Zone I
abreißen, die Selbstreinigungszonen passieren und schließlich an
Stellen mit schwacher Strömung (z. B. Mühlstauen) zu Boden
sinken. Hier verderben sie wieder den Schlamm und geben
Anlaß zur Bildung von neuen Herden planktonischer Schizomyceies.
Das 5. Bild betrifft die Selbstverunreinigung, welche
durch das natürliche Absterben von Pflanzen und Tieren eintritt.
Sie pflegt besonders bemerkbar im Herbst, am Ende der Vege-
tationsperiode, zu sein, ist aber auch zu Zeiten großer Hitze nicht
selten. Selbstverunreinigung und sekundäre Verunreinigung treten
oft in Kombination miteinander auf.
Das 6. Bild soll die Wirkung von Hochwasser zur Dar-
stellung bringen, bei dessen Eintreten die biologischen Reinigungs-
prozesse meist ihre Bedeutung verlieren. Die vordringenden Wasser-
— 24 —
massen pflegen ein mechanisches Ausspülen des Flußbettes zu
bewirken und dadurch selbst festgewachsene Organismen mit sich
fortzureißen.
Unter den Epidemien, die durch Flußwasser verbreitet werden
können, sind vor allem Typhus, Cholera und Ruhr zu nennen.
Dabei kann auch eine Ausbreitung der Epidemien stromaufwärts
erfolgen und zwar dadurch, daß Schiffe durch erkrankte Bemannung
die Seuche verschleppen. Über Epidemien in Brandenburg ver-
gleiche man den speziellen Teil. Bei nicht zu starker Infektion
pflegen Flüsse sich durch ihre Selbstreinigung in mehr oder weniger
kurzer Zeit ihrer Krankheitskeime selbst zu entledigen. Der Aus-
spruch: Der Fluß ist das beste natürliche Desinfektionsmittel, hat
danach eine gewisse Berechtigung.
Über Infektionen in unsauberen Schwimmbassins vergleiche
Gärtner (1) S. 203.
Sumpfwässer, Grabenwässer, Fischteiche, Kanal-
wässer u. a. m. können oft sehr verschiedene Bakterien be-
herbergen, gelegentlich durch Chromatien u. a. auch blutrote oder
pfirsichblütartige Farbe annehmen. Nicht selten gewahrt man an
ruhigen Partien (z. B. Schwemmbuchten) feine Ober flächenhäute
von zarten Zooglöen oft ein und derselben Spezies (Langstäbchen,
Kurzstäbchen), die im hellen Licht häufig in schönen Perlmutter-
farben schillern, auch wenn man sie auf Glasplatten antrocknen
läßt. Im Gegensatz zu diesen feinen Häuten entstehen auf Ab-
wässern dicke, häufig von schleimigen Zooglöen durchsetzte
Schwimmschichten. Auch in den geschlossenen Gewässern
wie Tümpeln, Teichen und Seen spielen sich naturgemäß ähnlich
wie in Flüssen komplizierte Selbstreinigungsprozesse ab.
Große reine Seen pflegen selbst in der Mitte, also weit
entfernt vom Lande, noch Bakterienkeime zu enthalten. So kon-
statierte ich auf der Mitte des der brandenburgischen Grenze nahe
gelegenen Müritzsees pro Ku])ikzentimeter 16 Keime. Der Genfer
See kann nach Forel, Le Leman (1892 — 1902) gelegentlich an
besonders reinen Stellen nur vereinzelte und selbst keine Keime
enthalten. Ob sich hier und überhaupt in ganz reinen Gewässern
eine Gruppe von Katharobien wird finden lassen, steht noch
nicht fest. Vergleichende Studien über die Ökologie der plankto-
nischen Bakterien in Seen mit blauem, grünem und gelbem Wasser
liegen noch nicht vor.
— 25 —
Daß der Keimgehalt des Wassere durch Aufrühren von
ScJilamm und durch Wellenbewegung am Ufer erhöht wird, dürfte
ohne weiteres einleuchten. Vergl. dazu Karlinski, Zur Kenntnis
der Verteilung der Wasserbakterien in großen Wasserbecken in
Chi. Bakt. Bd. 12, 1892.
Bei tiefen Seen pflegt der Keimgehalt sich mit der Entfernung
von der Oberfläche zu ändern, oft abzunehmen. Die für Unter-
suchung von Tiefenwässern notwendigen Proben werden mit dem
Abschlagapparat entnommen (Abb. Taf. 2, Fig. 7; vergl. Achille
Sclavo, Di un nuovo apparechio per la presa dell'acqua a pro-
fondita. Laboratori scientifici della direzione di sanita, Roma
1892, Ref. in Cbl. Bakt., 1894, Bd. 15, S. 507). Die Methode
besteht darin, daß ein z. T. evakuiertes, zugeschmolzenes steriles
Röhrchen zu der gewünschten Tiefe herabgelassen und durch
Fallenlassen eines Gewichtes geöffnet wird. Die Abbildung stellt
den Apparat in der Sclavo-Czaplewskischen Form dar.
Soweit Oberflächengewässer zur Trinkwasserversorgung ver-
wendet werden, pflegt man sie zu filtrieren, in der Mark Branden-
burg meist durch Sandfilter, welche aus übereinander gelagerten
Schichten von Steinen, Kies und Sand von insgesamt 1,5 — 1,8 m
Höhe bestehen und geeignet sind, Trübungsstoffe und Bakterien
im Wasser bei kontinuierlichem Durchfluß weitgehend zurück-
zuhalten. Ganz keimfreies Wasser ist durch Sandfilter auch bei
einer langsamen Filtration von 60 mm in der Stunde nicht zu
gewinnen, wohl aber ein solches von meist 10 — 100 Keimen pro
Kubikzentimeter. Die Ökologie der Bakterienflora in den ver-
schiedenen Schichten dieser Filter ist noch nicht studiert, auch
noch nicht die der obersten, aufliegenden Schicht von konzen-
triertem Plankton.
Berlin ist eine klassische Stätte für eingehende wissenschaft-
liche und praktische Versuche über Sandfiltration, ausgeführt durch
R. Koch, Piefke, Proskauer u. a. m.
Früher wurde Berlin aus Flachbrunnen mit Trinkwasser ver-
sorgt, wobei sich aber durch Crenothrix veranlaßte Verschlam-
mungen der Rohrnetze einstellten, so daß diese Art der Wasser-
versorgung aufgegeben werden mußte. In der Folgezeit ging man
zur Versorgung mit Oberflächenwasser aus dem Tegeler- und
Müggelsee über, um ferner auch diese Art der Wasserversorgung
— 2ü
wieder aufzugeben und seit einigen Jahren zu Tiefbrunnen seine
Zuflucht zu nehmen. Die Geschichte eines Wasserwerkes ist
häufig auch mit einem guten Teil Bakterienkunde verbunden.
In größeren Werken wird der Filtrationseffekt durch Platten-
guß von 1 ccm ^^'asser mit Nährgelatine täglich kontrolliert (vergl.
Fig. 1), um beim Ansteigen des Keimgehaltes ev. Mißstände zu
erkennen. Meistens entwickeln sich bei den mit filtriertem Wasser
gegossenen Gelatineplatten mehrere Spezies, seltener gehören die
Kolonien nur einer Art an.
Wirklich keimfrei arbeitende Filter (Chamberland- und Berke-
feldfilter) sind solche, welche aus Porzellanerde oder Kieselgur
bestehen, wie sie häufig als Hausfilter oder zu Laboratoriums-
zwecken benutzt werden (vergl. Fig. 3).
Vergl. dazu unter anderen Ar-
beiten: E. Hofstädter, Über das
Eindringen von Bakterien in feinste
Kapillaren. Archiv f. Hygiene, 1905,
Bd. 53, S. 205.
Grund- und Quellwässer aus
größeren Tiefen und nicht zerklüftetem
Gestein enthalten keine Keime, welche
sich auf gewöhnlicher Nährgelatine
entwickeln (vergl. C. Fraenkel, Z. f.
Hyg. 1889 u. Chlamydothrix ochracea
nehmen solche aber bald auf, wenn
sie an die Oberfläche treten, z. B.
in Kesselbrunnen. Über Bakterien
in reinen Wässern vergl. Migula,
Kompendium der bakteriologischen
Wasseruntersuchung nebst vollstän-
diger Übersicht der Trinkwasserbak-
terien 1901; E. Kohn, im Cbl. Bakt., H. Abt., Bd. 15, 1906,
Bd. 17, 1907 und Bd. 23, 1909, S. 126; Alfred Fischer, Vor-
lesungen über Bakterien 1903. Über Brunnen vergl. unter anderen
Prausnitz (1).
Natürliche Mineralwässer sind meist keimarm; so fanden
sich im Mineralwasser von Schlangenbad bis 51 Keime, im
Mineralwasser zu Soden 7 bis 20.
Fig. 3. Tonfilter in Flaschen-
form nach Pukall zum Filtrieren
von Flüssigkeiten von außen nach
innen ;
a keimfrei filtrierte Flüssigkeit,
b Tonfilter,
c Verbindungsrohr,
d Anschlußstück für die Vakuum-
pumpe,
e bakterienhaltige Flüssigkeit.
(
— 27 —
Schwefelquellen enthalten neben Schwefelorganismen häufig
auch gewöhnliche Bakterien. Warme Quellen können bei einer
Temperatur von 64 ^ C noch lebende Keime enthalten.
Die Bakterien des destillierten Wassers verwenden unter
anderen die minimalen Spuren von Phosphaten, welche beim Stehen
des Wassers in Glasgefäßen aus diesen gelöst werden. Für ge-
wöhnlich scheinen die in bezug auf Ernährung anspruchslosen
Bakterien durch sonst wertvolle Nährstofte wie Traubenzucker be-
nachteiligt zu werden und schlechtere Nährstoffe wie Harnstoff,
Glykolsäure, Kaliumazetat u. a. m. zu bevorzugen. Minimale
Änderungen in der chemischen Zusammensetzung ändern auch
die Bakterienflora. Vergl. auch Alfr. Fischer, Vorlesungen 1903,
S. 80.
Eis ist meist nicht frei von Bakterien. Beim Auskristallisieren
des Natureises bleiben oft viele Bakterien eingeschlossen, wobei
deren Zahl und Art naturgemäß von der Beschaffenheit des eis-
liefernden Gewässers abhängen.
Hagelkörner sind gleichfalls bakterienhaltig, besonders wenn
sie in der Nähe reichbevölkerter Orte niederfallen. Sie können
pro Kubikzentimeter 1 — 10 Keime und mehr enthalten. Bei einem
Unwetter in Warschau am 4. Mai 1888 kamen Hagelkörner von
z. T. 6 cm Länge und 3 cm Dicke herab. Sie enthielten nach
sorgfältig eingeleiteten Bestimmungen pro Kubikzentimeter die
ungewöhnlich große Menge von 21000 Keimen, darunter Pseudo-
monas fluorescens und violacea.
Auch im Schnee der Gletscher hoher Gebirge finden sich
Keime, pro Kubikzentimeter ca. 2, meist Pseudomonas fluorescens
liquefaciens ähnlich (vergl. Chi. Bakt. 1887 u. 1888). Schnee
der Ebenen pflegt meist keimreicher zu sein, besonders zu Beginn
eines Schneefalles. Das gleiche gilt vom Regenwasser.
Im Meerwasser, dessen Keimgehalt hier kurz erwähnt werden
mag, finden sich Coliartige, Fluorescentes und solche aus der Pro-
teusgruppe.
Über Bakterien an kochsalzhaltigen Stellen in der Mark Bran-
denburg ist z. Z. nichts Näheres bekannt.
Als weitere Fundorte im Wasser, an denen im Freien
voraussichtlich spezifische Bakterien mit einer gewissen Regel-
mäßigkeit anzutreff'en sein dürften und die deshalb willkommenes
— 28 —
Ausgangsmaterial für Untersuchungen über die Ökologie bestimmter
Bakteriengruppen zu liefern versprechen, verdienen u. a. noch
genannt zu werden:
1. Die eiweißreichen und oft mit schleimigen Hüllen ver-
sehenen Wasserblüten von Polycystis, Anahaena, Apha-
nizomenon u. a. m., wenn sie am Ufer in Zersetzung
übergehen; außerdem viele andere faulende Algen. Über
„endospore Sumpf bakterien" vergl. L. Klein, Ber. d.
Deutschen Bot. Ges., Bd. 7, 1889, S. (57).
2. Die Oberfläche lebender Algen wie Cladophora, Oscilla-
torien, BaciUariaceen usw. Vergl. auch Azotohacter und
Fig. 8 auf Taf. 4.
3. Im Wasser verrottete Blätter (z. B. von Alnus), welche
häufig mit Bakterien besetzt sind, so mit pfirsichblüt-
farbenen Überzügen von Lmnprocystis roseo-persicina in
typischer Biozönose mit manchen Algen.
4. Sphagnummoore ; überhaupt sauer reagierende Oberflächen-
wässer.
5. Der Darm planktonischer Kleinkruster bei vollkommener
Lebensfrische dieser Organismen.
6. Frische oder schwach zersetzte Süßwasserschwämme.
Boden.
Die chemische Analyse des Bodens ist entsprechend dessen
komplizierter Zusammensetzung viel verwickelter als die des Wassers,
weshalb wir für die Bodenbakterien im Gegensatz zu den Wasser-
mikrobien noch kein planmäßig durchgeführtes ökologisches System
Vjesitzen.
Der Boden ist ähnlich wie der Schlamm der Gewässer der
Herd lebhafter bakterieller Umsetzungen und Zersetzungen der
verschiedensten Art. Kultivierter Boden kann pro Kubikzentimeter
10 Millionen Keime enthalten. Während die Keime in den oberen,
Vjelüfteten Schichten des Bodens eine vorwiegend oxydierende
Tätigkeit entfalten, spielen sich in tieferen Boden- und Schlamm-
schichten zahlreiche anacTob verlaufende Prozesse ab, z. B. die
Zellulose- und Buttersäuregärung. Böden, in welchen sich Nitri-
(ikationsprozesse einstellen , zeigen diese Erscheinung vorwiegend
— 29 —
in den oberflächlichen, gut belüfteten Schichten, während bei einer
Tiefe von etwa ^/i m die Bedingungen hierfür kaum noch ge-
geben sind.
In größeren Tiefen, etwa unter 5 m, finden sich meist keine
Keime mehr, welche auf gewöhnlicher Nährgelatine wachsen,
während diese sich in den oberen Schichten auf mehr oder weniger
große Zahlen pro Kubikzentimeter zu berechnen pflegen. Es ist
bemerkenswert, wie wenig tief Leben überhaupt in die Erde ein-
dringt. Auch Regenwürmer pflegen im allgemeinen nicht tiefer
einzudringen als die eben genannten Bakterien.
Bezüglich der Literatur über die Bakteriologie des Bodens sei
verwiesen auf: Fraenkel (vergl. S. 15); Fülles, Bakt. Unters,
des Bodens in der Umgebung von Freiburg i. B. in Z. f. Hyg. Bd. 10,
1895, S. 225—252; Laf. Bd. 3, 1904—1906; Alfr. Fischer,
Vorlesungen 1903, S. 77; Upmeyer, Die Tätigkeit der Mikro-
organismen im Boden in Na turw. Wochenschrift 1907 (17. Febr.) u.a.m.
Vom ökologischen Standpunkt aus ist es kaum angängig,
generell von Bodenbakterien zu sprechen, da es Böden wesentlich
verschiedener Natur gibt, beispielsweise Sandboden, Waldboden,
Wiesenboden, Moorboden, Ackerboden usw., alles Formationen, die
sicherlich sehr verschiedene Bakterienbestände aufweisen. Bei
Besiedelung des sogenannten sterilen Sandbodens werden im Verein
mit Spaltalgen u. a. m. die Schizomyceten sicherlich eine des
näheren Studiums werte Pionierarbeit verrichten. Auch auf spe-
zielle brandenburgische Kulturböden sei die Aufmerksamkeit hin-
gelenkt, namentlich auf die dem Tabak- und Rübenbau dienenden
Felder in der Ukermark, sowie auf die Obstbaugelände in Werder
an der Havel.
Ein ganz spezielles Interesse verdienen die Rieselfelder in der
Umgegend von Berlin, welche ein Gesamtareal von fast 16000 ha
umfassen und neben der Reinigung von städtischen Abwässern
hauptsächlich der Kultur von Getreide, Gras, etwas Gemüse und
Obst dienen.
Fig. 4 stellt einen Querschnitt durch ein Rieselfeld dar. Das
ankommende Abwasser, welches pro Kubikzentimeter mehrere bis
viele Millionen Bakterienkeime enthält, wird durch Absitzbecken
von dem größeren Teil seiner groben Sink- und Schwimmstoffe
befreit und fließt dann auf die im Sommer mit Kulturpflanzen
— 30 —
bestellten Felder. In diesen versickert es, erfährt durch Absorption
mit nachfolgender Regeneration eine weitgehende Reinigung, durch
die es fäulnisunfähig wird, und fließt dann durch die 1,25 — 1,80 m
tief eingelegten Tonröhrensysteme als meist sehr nitratreiches
Drainwasser ab. Vergl. Kolkwitz, Mykologie der Rieselfelder
in Laf. 1904—1906, Bd. 3, S. 396, A. Friedrich, Kulturtechnischer
Wasserbau. 2. Aufl. Bd. 1, 1907; Bd. 2, 1908 u. Handbuch (1).
Fig. 4. SchematischerQuerschnitt durch ein „Stück" eines Rieselfelds mit vor-
geschaltetem Absitzbecken.
Im Vorbecken : Abwasser, Sinkstoffe und Schwimmschicht.
Auf dem Rieselfeld: Graskulturen.
Im Boden: Drainröhren.
Die Zahl der Bakterienkeime in den von den Rieselfeldern
abfließenden Drainwässern beträgt nur noch 99,2 bis 99,9 Prozent
von den mit den Rohwässern auf geleiteten. So kann z. B. das
Roh Wasser etwa 2 Millionen Keime pro Kubikzentimeter enthalten,
das Drainwasser 5500; unter diesen finden sich noch zahlreiche
Individuen von Darmbakterien {Baeterium coli). Beim Prozeß der
Bodenfiltration nimmt im Wasser die Zahl der anaeroben Bakterien
ab, die der nitrifizierenden zu.
Über die geschichtliche Entwicklung der die Rieselfelder be-
treffenden wissenschaftlichen Bakteriologie vergleiche man Laf.,
Bd. 3, S. 135, 372 u. 392.
Verwandt mit der Bodenfiltration ist der gleichfalls der Rei-
nigung von Abwässern dienende Prozeß der Filtration durch bio-
logische Tropfkörper (vergl. Fig. 5).
Diese Körper sind aus taust- bis kopfgroßen Koks- oder
Schlackestüeken bis zu etwa 2 m Höhe aufgetürmt und mit Sprink-
lern zur gleichmäßigen Verteilung des zu reinigenden Wassers über
die Oberfläche versehen. Sobald diese Körper sich eingearbeitet
haben, sind die Koksstücke mit einem organischen Filz überzogen,
— 31
in dem Bakterien, Schimmelpilzfäden, Nematoden, Psychodalarven
u. a. m. in großer Zalil leben. Diese biologischen Körper werden
in England „Kakterienbeete" genannt.
Nähere Einzelheiten über deren Bau können ersehen werden aus:
Wasser und Abwasser, Centralblatt für Wasserversorgung und
Beseitigung flüssiger und fester Abfallstoffe, herausgegeben von
Schiele und Weldert
Bd. 1, 1909.
A. Schiele, Abwässer-
beseitigung von Gewerben
und gewerbereichen Städ-
ten, Mitteilung aus der
Kgl. Prüfungsanstalt für
Wasserversorgung und Ab-
wässerbeseitigung zu Ber-
lin. Heft 11, 1909, mit
179 Abbildungen.
Die eben erwähnten or-
1 T7I • 1 • 1 Fier. 5. Quers chn itt durch einen biologischen
panischen l^ilze spielen rv %, •
o r Tropfkörper.
in der freien Natur allent- Das Abwasser -wird durch einen Sprinkler nach dem
■LI! 1 •■ -, Svstem des Segnerschen "Wasserrades über die Oberfläche
Üaiben als mehr oder We- ^;rtent, rieselt durch den Kokskörper herab und fließt
niger lockeres Substrat für dann gereinigt in die untere Rinne ab.
zahlreiche Organismen eine
wichtige Rolle. Solche Filze überziehenBodenpartikel, unter Wasser
stehende Pfähle, Bohlenwerke, Felsen u. a. m. An feuchten
Wänden (Steine, Felsen, Höhlen, Grotten, Kellerwände, Gewächs-
hausscheiben usw.) findet man häufig Schleimüberzüge von Spalt-
pilzen (Leucocystis, Micrococcits) und Spaltalgen (Gloeocapsa,
Aphanocapsa) u. a. m.
Eine Nachahmung der natürlichen Verhältnisse bilden die
Adhäsionskulturen von Lindner (1). In diesen wachsen die
Organismen in dünnen Flächen nebeneinander, wodurch der
schwächere Organismus meist gegen den stärkeren geschützt ist.
Im Freien beobachtet man solche Kulturen außer an den vor-
stehend genannten Stellen auch auf Blättern und an Baumrinden,
besonders da, wo bei Regen der Vogelmist herabgelaufen ist.
Gallert in Form von weißlichen Klumpen findet man bis-
weilen auch auf der Oberfläche von Wiesen. Allem Anschein
— 32 —
nach handelt es sich dabei um tierische Gallerte (von Fröschen).
Vergl. dazu Naturwiss. Wochenschrift 1909, S. 160 (Artikel Stern-
schnuppengallerte). Ich selbst beobachtete solche stärkekleister-
artige, etwa faustgroßen Klumpen am 5. Dez. 1906 am Ufer des
FHeßgrabens bei Blankenburg unweit Berlin. Die verhältnismäßig
wenigen darin enthaltenen Bakterien schienen sekundär einge-
drungen zu sein. Eine chemische Analyse solcher Gallertmassen
liegt bisher nicht vor.
* *
*
Luft.
Das Vorkommen von Bakterien in der Luft ist ein unfrei-
williges, da sie dorthin durch den Wind nur passiv mitgerissen
werden. Trotzdem ist die Verbreitung in diesem Medium eine
sehr ausgedehnte, da das die Erde umgebende Luftmeer bis in
hohe Schichten hinauf durch Staub, welcher vom Winde leicht
aufgewirbelt wird und ein wesentlicher Träger von Bakterien ist,
beeinflußt wird. Stagnierende Luft, besonders solche feuchter
Räume (Stollen und Kanäle) und zugfreier Höhlen, enthält nur
wenige oder keine „Sonnenstäubchen" und ist demnach fast oder
ganz frei von Bakterienkeimen.
Aber auch bei einem gewissen Staubreichtum pflegt die Luft
verhältnismäßig arm an Bakterien zu sein; gegen 10 Keime pro
Liter Luft gilt schon als ziemlich viel. So erklärt es sich auch,
daß bei sorgfältigem Überimpfen von Reinkulturen verhältnismäßig
selten Verunreinigungen durch fremde Keime vorkommen. Über
nähere Einzelheiten zu Vorstehendem vergl. Alfr. Fischer, Vor-
lesungen 1903, S. 75; Petri, Zusammenfassender Bericht über
Nachweis und Bestimmung der pflanzlichen Mikroorganismen in
der Luft, Cbl. Bakt. Bd. 2, 1887 und Pasteur (vergl. S. 12). Zur
trocknen und warmen Jahreszeit sind die Bakterienkeime in der
Luft am zahlreichsten, während in feuchten und kalten Perioden
ihre Zahl geringer ist. Isoliert wurden bisher gegen 60 Spezies
von Bakteriaceen und gegen 20 von Kokkaceen, darunter Bacillus
mycoides, Pseudomonas fluorescens, Sarcina lutea u. a. m.
Über Mittel zur Staub Verhütung vergl. u. a. Weide rt. Über
Staubbindung auf Straßen durch gewerbliche Abwässer in Viertel-
jahrsßchr. f. gerichtl. Med. u. öfl'entl. Sanitätswesen, 3. Folge,
1909, Bd. 38, 8. 180.
— 33 —
Beim Aufsteigen in höliere Luftschichten in Gebirgen oder
bei Ballonfalu-ten wurde festgestellt, daß die Keimzahl aljnimmt;
aber bei 4000 m Höhe kann noch in je drei Litern ein Keim
enthalten sein. In den höheren Schichten können farbige lebens-
fähige Keime überwiegen, vielleicht deshalb, weil sie gegen die
intensive SonnenbestrahUmg besser geschützt sind als die farblosen.
Die JjUÜ über Schneefeldern ist häufig keimfrei. So wurden z. B.
auf Spitzbergen in Tausenden von Litern keine Bakterien gefunden.
Ebenso ist auf hoher See die Zahl der Luftkeime infolge weiter
Entfernung des Landes und allmählicher Sedimentation sehr gering
oder Null.
Der Hauch des Menschen, d. h. die frei ausgeatmete Luft an
sich ist steril. Beim Sprechen der Konsonanten k, t, p, f können
indessen gleichzeitig feine Tröpfchen versprüht werden, welche
schon durch geringe Luftströme verschleppt werden. Übertragung
der Tuberkulose, der genuinen Pneumonie, der Influenza- und
Pestpneumonie , vielleicht auch der Diphtherie kann durch eine
ausgiebige Tröpfcheninfektion unter Umständen bedingt werden.
In hygienischen Arbeiten wird darauf hingewiesen, daß diese Art
der Infektion eine größere Rolle zu spielen pflegt als die Über-
tragung von Infektionskeimen durch trocknen Staub (vergl. Flügge,
Z. f. Hyg. 1897, Bd. 25 und 1899, Bd. 30; ferner 1900, Bd. 34
und 1901, Bd. 36). Enthält der durch heftigen Wind aufgewirbelte
Staub indessen infektiöse Fäkalbrocken, so können diese gelegentlich
Wasser und Speisen verseuchen; das Gleiche kann wohl auch durch
Fliegen geschehen, wenn an ihren Füßen oder Körperborsten
Infektionskeime haften.
Nach den Untersuchungen von Ficker (1) können Typhus-
keime unter Umständen sogar den Darm von Fliegen passieren,
ohne ihre Lebensfähigkeit einzubüßen.
* *
*
Pflanzliches Substrat.
Die in der freien Natur sich zersetzenden Pflanzen liefern
zweifellos die natürlichen Standorte für zahlreiche l^akterien. Es
leuchtet ohne weiteres ein , daß die Natur dieser Standorte sehr
mannigfaltig sein muß, da die Zusammensetzung der verschiedenen
Pflanzen und Pflanzenteile sehr ungleich ist. So gibt es zucker-
Kryptogamenflora der Mark V. 3
— 34 —
reiche Wurzeln, stärkereiche Knollen, tanninhaltige Rinden, nitrat-
haltige Blätter, eiweißhaltige Samen, schleimige Früchte, verrottendes
Laub und vieles andere. Es ist wahrscheinlich, daß Milchsäure-
bakterien, die in der Milch nur als Kulturpflanzen auftreten
dürften, in der freien Natur ihren eigentlichen Standort an zucker-
reichen Pflanzenorganen haben.
Als weitere Beispiele seien u. a. kurz aufgezählt:
1. Baumflüsse (Schleim- und Saftfluß). Mit Mikrobien durch-
setzt finden sich solche bei Pappeln, Erlen, Eichen, Rüstern,
Linden, Eschen u. a. m. Vergesellschaftet mit Spaltpilzen
finden sich hier noch Prototheca, Endomyces und Saccha-
romyces. Unter den Spaltpilzen kommen in Betracht
Micrococcus (Leuconostoc) Lagerheimii, Micrococcus den-
droporthos, Spirillum endoparagogiciim u. a. m. Unter
diesen finden sich möglicherweise pathogene, da Eichen-
bestände mit Eiidomyces- Leuconostoc -Genossenschsiit im
Saftfluß Schädigungen aufweisen können.
2. Amygdaleen mit Gummifluß.
3. Kartoffelknollen als Herd parasitärer Bakterien.
4. Wurzelknöllchen bei Lupinus, Genista, Trifolium ^ An-
thyllis, Lotus y Rohinia, Ornithopus, Vicia, Myrica gale
(mit Actinomyces) u. a. m.
5. Utricularia. Die in den Blasen gefangenen Organismen
werden für die Verdauung wahrscheinlich durch Bakterien
vorbereitet (nekrophag, Aasfresser Darwins). Aldrovandia
ist nekrophag und befähigt, verdauende Säfte auszuscheiden.
Vergl. auch: N. Tischutkin, Die Rolle der Bakterien
bei der Veränderung der Eiweißstoffe auf den Blättern
von Pinguicula. Ber. d. Deutschen Bot. Ges. Bd. 7,
1889, S. 346.
G. Die Oberfläche von Samen und Früchten. Vergl. z. B.
M. Düggeli, Die Bakterienflora gesunder Samen und daraus
gezogener Keimpflänzchen. Chi. Bakt., IL Abt., Bd. 12,
1904.
7. Die Oberfläche von Stengeln und Blättern, besonders wenn
diese süße Säfte ausscheiden; ferner die Oberfläche von
lieu mit seinen s})Orenbildenden und thermogenen Bak-
terien, die oft aus feuchten lleu- und Grashaufen auf
— 85 —
Wiesen Auföteigen von nebclartigen WaBserdämpfen ver-
ursachen. Vergl. auch Braunheuhereitung.
8. Kot der Pflanzenfresser, z. 1^ der Wiederkäuer wie Rind,
Ziege, Schaf, Hirsche, Rehe, der Hasen, vieler Vögel, der
Raupen usw.
9. In Zersetzung begriffene Hutpilze des Laub- und Nadel-
waldes (z. B. Phallus^ Mycenaj Tricholoma usw.).
10. Faulende Stiele in Wasser stehender Blumenbuketts, zer-
setztes Radieschenkraut und dergl.
n. ]\rehl und Brot. Im Mehl finden sich regelmäßig Bak-
terien, pro Kubikzentimeter häufig 16000 — 20000, durch-
weg nicht pathogene. Gelbe und farblose, glasige Kolonien
werden bei der Kultur der Keime häufig beobachtet.
12. Verdorbene Konserven wie Früchte und ihre Säfte, Spargel,
Blumenkohl usw.
13. Zersetzte Infuse in Apotheken.
14. Biere, z. B. Bodensatz im Weißbier (mit Essigsäurebak-
terien), Maischbottiche u. a. m. Vergleiche auch die im
Kapitel Wasser S. 28 aufgeführten Standorte.
* *
*
Tierisches Substrat.
Spezifische Bakterien wird man, ebenso wie bei der Zersetzung
der Pflanzen, in der freien Natur auch bei der Beseitigung tierischer
Kadaver in Tätigkeit finden, besonders Fäulnisbakterien, die z. T.
zu anaerobem Leben befähigt sind.
Die Mannigfaltigkeit in den hier in Betracht kommenden
Standorten scheint weniger groß zu sein als bei pflanzlichem
Substrat, da in der überwiegenden Mehrzahl alkalische Medien in
Betracht kommen dürften.
Im speziellen seien genannt:
1. Blut des Tierkörpers als gelegentlicher Sitz von Infektions-
keimen (z. B. Milzbrand).
2. Bhit, welches außerhalb des Tierkörpers in Zersetzung
übergeht.
3. Die Schleimhäute, z. B. des Mundes. Bereits Leeuwenhoek
machte die Bemerkung, daß in einem Munde mehr „ani-
malcula" sein können als in ganz Holland Menschen.
3*
— 36 —
4. Haare, Federn, Schuppen ii. dergl.
5. Kot vieler Warmblütler, reichlich Bacterium coli enthaltend.
Kot sonstiger Fleischfresser, wie vieler Fische usw., unter
den kleineren auch der Raubkäfer u. a. m.
6. Zersetzte Fische, im Freien faulender Froschlaich, Schnecken,
Insekten, Regenwürmer u. dergl.
7. Fleiscli, vor Auftreten von Fäulnis bisweilen mit Leucht-
bakterien, deren Hauptvorkommen aber auf Meeresfischen
zu suchen sein dürfte.
8. Milch (Milchsäurebakterien) und Käse (auf der Schwarte
häufig Kurzstäbchen).
9. Eier, Wurst und Schinken (auf der Oberfläche der letzt-
genannten häufig Sarzinen).
10. Gelee und Sülze, bei längerem Stehen häufig mit Kolonien
von Bakterien. Vergl. auch die S. 28 genannten Standorte.
4. Bau und Entwicklung.
Die Bakterien sind die kleinsten, einzelligen Pflanzen. Der
äußeren Form nach unterscheidet man Kugel-, Stäbchen-, Schrauben-
und Fadenbakterien. Bei den Coccaceae können Teilungen nach
einer, zwei und drei Richtungen des Raumes stattfinden. Dem-
entsprechend können entstehen: Ketten (Streptococcus), Tafeln
(Lampropcdia) und Pakete (Sarcina). Die Fadenbakterien können
unbescheidet (Beggiatoa) oder mit Scheide versehen sein (Chla-
mydothrix, Crenothrix usw.). Diese Chlamydohacteriaceae sind
morphologisch ziemlich weitgehend differenziert und mit Basis und
Spitze versehen. Das gleiche gilt auch von Thiothrix.
Unter Zooglöen versteht man nach Cohn diffuse oder ge-
formte, unregelmäßig kugelige, traubige oder seh 1 auch artige , ge-
lappte oder verzweigte, im Wasser schwimmende oder auf einer
Unterlage ausgebreitete Gallertmassen, in welchen die Bakterien-
zclien bald mehr, bald weniger dicht eingelagert sind. Solche
Zooglöen sind, wie Fig. 12 auf Taf. 1 lehrt, oft mit bloßem Auge
wahrzunehmen.
Normale Verzweigung wie bei echten Fadenpilzen fehlt bei
den Bakterien, dagegen treten bei Cladothrix, Sphaerotüus und
Clonothrix falsche Dichotomien auf (vergl. Lemmermann, Algen,
1907, S. 198).
— 37 —
Unter Involuti uns formen, einem von Nägeli geprägten
Ausdruck, versteht man im allgemeinen Degenerationen, krank-
hafte Zerrformen, die besonders in alten Kulturen aufzutreten
pflegen und in der freien Natur nur selten eine besondere Rolle zu
spielen scheinen. Die Bakteroiden in den Leguminosenknöllchen
(vergl. Taf. 1, Fig. 13) sind zu den Involutionsformen zu rechnen.
Die meisten Bakterien besitzen eine Dicke, welche unter 2 fi
liegt; gewöhnlieh beträgt ihr Durchmesser gegen 1 fi. Zu den
kleinsten, deren Dicke nur Bruchteile eines Mikron mißt, ge-
hören Micrococcns progredicns , Baderium influenzae, Pseudo-
monas indigofera, Spinllum parvum u. a. m. Die wenigen sehr
kleinen Bakterien können Berkefeld- und Chamberlandfilter passieren
(vergl. Fig. 3).
Die Existenz von Ultramikrobien d. h. solchen Organismen,
die nicht mit den besten Mikroskopen im durchfallenden Licht,
sondern nur mit dem Ultramikroskop wahrgenommen werden
können, ist nach Errera (1) und nach Molisch (4, 5) zweifelhaft.
Zu den dicksten Stäbchenbakterien, deren Durchmesser gegen
4 fi betragen kann, rechnen Bacillus oxalaticus und B. Bütschlii.
Bei derartig robusten Formen kann bisweilen Zweifel entstehen,
ob wirklich echte Bakterien vorliegen und nicht etwa Oidium
oder Schizosaccharomycetes. Ganz besonders dicke Spezies kommen
ferner bei der Gattung Beggiatoa vor.
Die Membran der Bakterienzelle ist im allgemeinen zart
und erst durch Plasmolyse deutlich erkennbar zu machen. Sie
scheint meist aus zwei Schichten zu bestehen, einer äußeren,
leicht aufquellenden und einer inneren resistenten, Zellulose-
reaktion ist bei den Membranen der Bakterien ziemlich selten,
ebenso Reaktion auf Hemizellulosen. Chitin, ein bei höheren
Pilzen ziemlich häufiger Bestandteil der Membran, wurde bei den
Bakterien nach den Untersuchungen van Wisselinghs (1898;
vergl. auch Benecke) nicht gefunden, doch sollen Bacterium
xylinum und Bacterium tuherculosis Chitinreaktion geben. Es
scheint einigermaßen sicher zu sein, daß Kohlenhydrate und Eiweiß-
stoffe zugleich an der Bildung der Membran beteiligt sind und daß
diese im großen und ganzen in der Zusammensetzung den Eiweiß-
körpern näher steht als der Zellulose.
Galler tmembranen von mehr oder weniger fester Kon-
sistenz sind im normalen Zustand charakteristisch für Leucocystis
— 38 —
cellaris, Streptococcus mesentcrioides, Bactermm xylinum, Sphaero-
tiliis u. a. m. Bei der letztgenannten Gattung ist es nicht die
eigentliche Zellmembran, welche stark vergallertet , .sondern die
Scheide, die aber entwicklungsgeschichtlich offenbar zu den
äußersten Schichten der Zellmembran gehört.
Das Plasma der Bakterien erfüllt im allgemeinen die klei-
neren Zellen ziemlich dicht, doch können nach A. Fischer auch
bei ihnen Zellsaftvakuolen vorkommen; bei größeren sind die Saft-
räume leichter zu sehen; oft findet sich nur eine zentrale Vakuole.
Nähere diesbezügliche Einzelheiten siehe bei Migula in Laf.
Bd. 1 (1904—1907), S. 59.
Plasmolytische Erscheinungen sind besonders von A. Fischer
eingehend studiert worden. Derselbe Autor untersuchte ausführlich
auch den Vorgang der Plasmoptyse, worunter gewaltsamer
Austritt von Plasma aus den Zellen verstanden wird.
Körner, welche vielfach im Innern der Bakterienzellen auf-
treten, können sehr verschiedener Natur sein: Fette, Kohlenhydrate
(Amylin, Glykogen, Granulöse) und Eiweißsubstanzen. Während
die ersten beiden lediglich den Charakter von Reservenährstoffen
tragen, ist die Natur der dem Cytoplasma eingebetteten Eiweiß-
körner wahrscheinlich nicht einheitlich, da ein Teil als Reserve-
stoff, ein anderer von verschiedenen Autoren als Kernsubstanz
gedeutet wird. Bei den Schwefelbakterien finden sich außerdem
noch als sehr auffällige Inhaltsbestandteile kugelige Tröpfchen von
elementarem Schwefel.
Eine Zusammenstellung der Literatur über den Bau der
Bakterienzelle findet sich bei Migula, Allgemeine Morphologie,
Entwicklungsgeschichte, Anatomie und Systematik der Schizo-
myceten in Laf. Bd. 1 (1904—1907), S. 70.
Volutin, nach Arthur Meyer wahrscheinlich ein Eiweiß-
körper mit reichlichem Gehalt an Nukleinsäure , kommt in Bak-
terienzellen allein oder zusammen mit Fett und Glykogen vor,
scheint auch bei höheren Pilzen und Cyanophyceen verbreitet zu
sein. Manche der früher als Babes-Ernstsche Körperchen be-
zeichneten Gebilde waren Volutinkugeln. Das Volutin ist farblos
und iiclit})rechend wie Fett. Von diesem unterscheidet es sich
dadurch leicht, daß es sich mit Sudanfarbstoff nicht rötet, vom
Glykogen dadurch, daß es durch Jodlösung nur schwach gefärbt wird.
— 39 —
Bezüglich der Kerne der Bakterien werden drei verschiedene
Ansichten vertreten :
1. Es finden sicli winzige Einzelkerne, z. B. hei Bacillus
amylohacter 0,3 fi große. (Vergl. A. Meyer, Der Zellkern
der Bakterien, Flora, Bd. 98, 1908, S. 335—340).
2. Die Bakterien enthalten durch das Plasma mehr oder
weniger gleichmäßig verteilte Kernkörnchen. So ist hei
Bacillus Büfschlii (vergl. Schaudinn, Beiträge zur
Kenntnis der Bakterien und verwandter Organismen,
Archiv f. Protistenkunde Bd. 1, 1902) die angehliclie
Kernsuhstanz für gewöhnlich diffus durch das ganze
Plasma verteilt; nur bei der Sporenbildung entsteht ein
den echten Zellkernen der höheren Organismen vergleich-
bares Gebilde; der Sporenbildung soll außerdem eine
Art der primitivsten Kopulation vorausgehen.
3. Die Bakterien selbst sind Kerne.
Hierher gehören die Fälle, wo der von Bütschli beschriebene
Zentralkörper (vergl. z. B. Bütschli, Weitere Ausführungen über
den Bau der Cyanophyceen und Bakterien. Leipzig, 1896) an-
geblich frei ist von plasmatischer sogenannter Rindenschicht [vergl.
auch V. Ruzicka (1)]. Zurzeit scheint sich die Ansicht, wonach
die Kernsubstanz durch das Plasma diffus verteilt ist, der meisten
Anhänger zu erfreuen, Sicherheit in der Auffassung besteht aber
noch nicht. Über nähere Einzelheiten vergl. Migula, Allgemeine
Morphologie, Entwicklungsgeschichte, Anatomie und Systematik
der Schizomyceten in Laf. Bd. 1, 1904—1907 u. Ficker (2).
Die aktive Fortbewegung der Bakterienzellen und ihrer Ver-
bände geschieht durch besondere Bewegungsorgane, welche bei
den freischwimmenden Geißeln genannt werden. Die meisten Bak-
terien drehen sich bei der Vorwärtsbewegung um ihre Achse, manche
dagegen scheinen ohne Rotation nur wackelnd vorwärts zu schwim-
men, besonders die diffus begeißelten. Die Arten der Gattung
Beggiatoa — bisweilen auch manche Fadenstücke von Chlamydo-
bacteriaceen — zeigen Kriechbewegungen nach Art der Oscillatorien.
Die Länge der ausgewachsenen Geißeln scheint für die ein-
zelnen Arten annähend konstant zu sein und dadurch ein brauch-
bares Artmerkmal abzugeben; sie schwankt für die verschiedenen
Gattungen bezw. Arten und beträgt etwa 2 bis 20 ^i bei einer
— 40 —
Dicke von durchschnittlich etwa 0,05 ^t. Die Gestalt ist bogig,
schraubig, vielleicht auch wellig.
Die Geißeln sitzen im allgemeinen in Ein- bis Mehrzahl
polar oder sind zu 3 bis etwa 30 über die Oberfläche des Körpers
verteilt. Sie scheinen — allerdings ziemlich schwer färbbare —
protoplasmatische Gebilde zu sein, welche mit dem Zellplasma
in Verbindung stehen dürften.
Nach der Begeißelung unterschied Messea (1):
1. Monotricha: Bakteria mit einer einzigen, an einem Pol
ansitzenden Geißel.
2. Amphitricha: Bakteria mit je einer Geißel an beiden
Polenden.
3. Lophotriclia (lophos = Helmbusch): Bakteria mit einem
Geißelbüschel an einem Polende.
4. Peritricha: Bakteria mit zahlreichen rings um den ganzen
Körper angeordneten Geißeln.
5. Atricha: geißellose und daher unbewegliche Bakteria.
Die Vermehrung der Bakterien geschieht durch Teilung
und Wachstum (vergl. Fig. 6), wobei die Trennung benachbarter
Zellen unter mehr oder weniger weitgehender Abrundung der
Querwände erfolgt. Die Art der Vermehrung, bei der die Mutter-
zelle restlos in zwei Tochterzellen zu zerfallen pflegt, hat zur Be-
zeichnung Schizomycetes geführt (Name von schizein = spalten
und mykes = Pilz).
OOCDODOO
I II III IV V
Fig. 6. SchematischeUarstclIungderTeilungs-
stadien eines Micrococcus\ bei II Auftreten der Tei-
lungswand, bei V fast vollendete Zweiteilung.
Rasch folgt Generation auf Generation. Was für eine höhere
Pflanze ein Jahr ist, kann für eine Bakterie eine Stunde sein.
Unter der Annahme, daß ein Spaltpilz sich innerhalb einer
Stunde in zwei, diese wieder nach einer Stunde in vier und so
fort teilen, beträgt die Zahl der Bakterien nach einem Tage bereits
über I6V4 Millionen. Diese Ziffer will in der Sprache der Bak-
teriologie noch nicht viel besagen, da eine Million Bakterien noch
— 41 —
nicht iiiKstaiulc ist, einen Kubikzentimeter Wasser erkennbar zu
trüben. Bei stetig fortschreitender Vernieln'ung aber würden die
aus einem Keime entstammenden l^akterien sclion nach 4^/^ Tagen
das ganze Weltmeer vollständig ausfüllen. Natürlich steht in der
freien Natur der Vermehrungsgrölie auch eine sehr erhe])lichc
Vernichtungsgröße gegenüber.
Bei denjenigen Fadenbakterien, welche Basis und Spitze be-
sitzen, pflegen die dem festsitzenden Ende zugekehrten Zellen im
Alter an der Teilung nur noch in sehr beschränktem Maße teil-
zunehmen,, während die Zellen des freien Endes sich lebhaft
teilen und durch Bildung von sporeuartigen Zellen der Fort-
pflanzung dienen können.
Bei ungünstiger Beschaffenheit des Nährmediums schicken
sich eine Reihe von Bakterien in Anpassung an unzulängliche
Lebensbedingungen zur Bildung von typischen Sporen an. Diese
erfolgt im wesentlichen in der Weise, daß der größere Teil des
Plasmas einer Zelle sich unter Abgabe von Wasser kontrahiert
und sich mit einer festen Hülle umgibt. Hierbei kann der
Umriß der Zelle zunächst unverändert bleiben (Taf. 2, Fig. 3 und
Taf. 1, Fig. 15) oder in der Mitte der Zelle bezw. am Ende sich
erweitern (Trommelschlägelform; vergl. Taf. 1, Fig. 14 u. 14a).
Während oder nach der Sporenbildung pflegt die Zellhaut häufig
allmählich zu verschwinden, sodaß die Sporen frei werden. Diese
bleiben lange keimfähig und sind besonders gegen Hitze und
Trockenheit sehr resistent. Wo Sporen fehlen, pflegen oft die
vegetativen Zellen selbst die nötige Widerstandsfähigkeit zu besitzen.
Meistens haben die Sporen eiförmige Gestalt, es kommen
aber auch kugelförmige, langgestreckte und eckige vor. Sie ent-
stehen in jeder Zelle in Einzahl, sehr selten zu zweien.
Die Keimung der Sporen beginnt in der freien Natur bei
Wiedereintritt günstiger Lebensbedingungen unter x\nschwellung
der Sporen; sie erfolgt polar oder äquatorial unter Abwerfen der
Membran, selten ohne diese abzustreifen.
Die Sporenbildung wird bei den Stäbchenbakterien verhältnis-
mäßig oft beobachtet, bei den Kugel- und Schraubenbakterien
dagegen selten. Bei den Scheidenbakterien und Schwefelbakterien
endlich sind bisher keine typischen Dauersporen beobachtet worden.
Bezüglich näherer Einzelheiten vergl. Laf., Bd. 1,
— 42 —
5. Physiologie.
A. Allgemeines.
Vom allgemeinen pflnnzenphysiologischen Standpunkt aus
betrachtet, besitzt das Protoplasma der Bakterien in den Haupt-
zügen normale Zusammensetzung d. h. es besteht aus Eiweißstoffen,
enthält Aschenbestandteile (meist 5 — 9%, bisweilen 30 7o) und,
wie zu erwarten ist, einen ziemlich hohen Wassergehalt (80 — 90 7o).
Bemerkenswert gegenüber vielen anderen Pflanzenzellen ist aber
ein bedeutender Reichtum an energisch wirkenden Enzymen d. s.
den Eiweißkörpern nahestehende Substanzen (vergl. Hugo Fischer,
Die chemischen Bestandteile der Schizomyceten und Eumyceten.
Laf., Bd. 1, 1904—1907, S. 222).
Die chemischen Leistungen der Bakterien lassen sich in drei
Gruppen teilen:
1. Aufbau der Leibessubstanz (Zellenbildung) und teilweiser
Abbau der organischen Nähr- bezw. Betriebsstoffe (At-
mung),
2. Einwirkung auf den Stoffwechsel durch Endoenzyme,
3. Einwirkung auf das Substrat durch Ektoenzyme.
Eine große Zahl der wirksamen chemischen Leistungen wird,
wie gesagt, unter Mitwirkung von Enzymen hervorgebracht. Zu
solchen bedeutsamen Leistungen gehören z. B. :
1. Die Kadaververnichtung (vergl. unter anderen Favre,
Zur Frage der Schlamm s'erzehrung in der Faulkammer.
Gesundheits-Ingenieur, 30. Jahrgang 1907, S. 809), die
bis zur Mineralisation d. h. bis zur Bildung von Ammoniak,
Kohlensäure, Schwefelsäure bezw. Schwefelwasserstoff und
Wasser gehen kann, ferner
2. die Aufrechterhaltung und Regelung eines bestimmten
Kreislaufes der Stoffe, speziell der organischen, welcher
Verbrauch einerseits und Produktion andererseits be-
dingen kann,
3. die Bildung von Kampfstoffen u. a. m.
So sieht man mit Jul. Wortmann in dem Alkohol ein als
Gift wirkendes Kampfmittel der im Freien lebenden Organismen.
7\hnlich dürften vielfach auch Säuren wirken und verschiedene
Stoffe, die aus Aminosäuren entstehen, vergl. Ehrlich (1).
— 43 —
Fuhr man 11 (VorleHungen über l)akterienenzyme 1907) gibt
über die bisher bekannten Baktericneuzyme folgende Zu.siinnuen-
stellung:
I. Schizasen, spaltende Enzyme.
1. Eiweif.^spaltende Enzyme: Pepsin, Trypsiii, Paiiayotin.
2. Kolilenhydratspaltende Enzyme: Amylase, Zelkilase, Pek-
tinase, Gehise (veriUissigt Agar), Invertase, Laktase.
3. Glukosidspaltende Enzyme: Emulsin.
4. Fettspaltende Enzyme; Lipase.
II. Oxydierende Enzyme.
Tyroöinase, Essigbakterienoxydase.
III. Reduzierende Enzyme.
Reduktasen (es ist noch nicht nachgewiesen, daß bei allen
bakteriellen Reduktionen Enzyme tätig sind).
IV. Gärende Enzyme.
Zymase, Urease, Milchsäureenzym.
Die Reindarstellung der Bakterienenzyme stößt z. Z. noch
auf erhebliche Schwierigkeiten.
Sehr merkwürdig und mannigfach sind die Kampfmittel des
angeboren immunen Tier- und Menschenkörpers gegen mäßige
Mengen von Bakterien und ihren Giften. Nach der Aufstellung
von Lehmann und Neumann kommen hierbei bisher folgende
in Betracht:
a) Gegen Bakterien:
1. Leukocyten, welche imstande sind, Bakterien auf-
zunehmen,
2. Leukocytenstoffe, welche im Innern der Leuko-
cyten die aufgenommenen Bakterien abtöten, die aber,
für gewöhnlich wenigstens, nicht in die Körpersäfte
abgesondert werden,
3. Immunkörper oder Amboceptoren (vergl. die Ab-
])ildungen bei KoUe u. Ketsch, Die experimentelle
Bakteriologie und die Infektionskrankheiten. 1908), im
Serum gelöste, einigermaßen thermostabile Substanzen,
welche sich an zu ihnen passende Bakterien anlagern,
44
4. Komplemente, d. h. im Serum gelöste thermolabile
Substanzen, weiche die mit den Immunkörpern oder
Amboceptoren beladen en Bakterien abtöten oder auf-
lösen. Buchners AI ex ine (alexo, ich schütze) sind
hiermit identisch.
b) Gegen Bakteriengifte:
1. Antitoxine, welche die Bakteriengifte chemisch binden
und dadurch unschädlich machen.
Vergl. außerdem Pfeiffer und Proskauer (1).
Kompliziert und wechselvoll wie das Getriebe im Leben der
Bakterien überhaupt, sind auch je nach den ihnen zufallenden
Aufgaben ihre Ansprüche an die Ernährung. Abgesehen von den
in bezug auf organische Nahrung meist ganz besonders speziali-
sierten pathogenen Bakterien, verlangen bezw. bevorzugen auch
viele saprophytisch lebende an erster Stelle Eiweißstoffe und diesen
nahestehende Körper als Stickstoffquelle. Für solche Bakterien
gilt als vielfach angewendete, in der Praxis überhaupt generelle
Nährlösung:
Wasser 100 com
Pepton lg
Liebigs Fleischextrakt (oder Saft aus
1 kg Fleisch) 1 „
Kochsalz 0,5 „
schwache Alkaleszenz durch Soda. Vergl. Fig. 1 auf
5. 21.
Beabsichtigt man auf festem Nährboden zu kultivieren, so
fügt man 10 g Gelatine oder 1,5 — 2 g Agar hinzu. Beide Sub-
stanzen zeigen folgende hauptsächliche Unterschiede:
Gelatine
Agar
Ursprung:
tierische Gewebe
pflanzliche Gewebe
Chemischer Charakter:
eiweißähnlich
Kohlenhydratnatur
Schmelzpunkt:
28 °C
über 40 °C
Verhalten gegen tryp-
wird durch viele Bak-
wird durch Bakterien
tische Fermente:
terien verflüssigt
nicht verflüssigt
(vergl. auch Küster, 1. c).
Das im Meer xorkommendG Jktcierhmi gdaticiim Gran(l) macht
gegenüber dem Gros der Bakterien durch sein Vermögen, Agar
2U verflüssigen, eine bemerkenswerte Ausnahme.
— 45 —
Außer der genannten Nährboiiillon kommen von sonstigen
flüssigen Nährmedien hau])tsiicldi('h Extrakte aus Pflanzen in Jie-
tracht, von festen Substraten außer den gallertigen: Kartoffeln,
Älohrrüben, Kakes usw. Über die Methode der Kultur von Bak-
terien auf schrägen Kartoffelschnitten im Reagenzröhrchen vergl.
Globig (1) und Fig. le, Taf. 2. Pepton (oft auch Asparagin) und
Dextrose sind für viele Bakterien sehr wichtige Stickstoff- bezw.
Kohlenstoflquellen. Die an erster Stelle genannte Substanz ist
aber leider kern konstant zusammengesetzter Nährstofl', liefert also
nicht genau kontrollierbare Nährlösungen; deshalb wendet man für
die Kultur vieler Bakterien die Uschinskysche Nährlösung an,
welche folgende Zusammensetzung hat:
Wasser 1000 ccm
Glyzerin 30—40 g
Ammonium lacticum . . . 6 — 7 „
Natrium asparaginicum . . . 3 — 4 „
Dikaliumphosphat .... 2,5 — 3 „
Magnesium Sulfat 0,2 — 0,4 „
Chlornatrium 5 — 7 „
Chlorcalcium 0,1 „
Beim Wachstum in solcher Nährlösung findet, wie leicht er-
sichtlich, eine schon ziemlich weitgehende Synthese von Eiweiß
seitens der Bakterien statt. Über Abbau hochmolekularer Stick-
stoffverbindungen unter Abspaltung von Ammoniak und dessen
Wiederverwendung bei der Eiweißsynthese vergl. Ehrlich (2).
In dieser Arbeit sind auch die einschlägigen älteren Veröffent-
lichungen berücksichtigt.
Noch einfacher ist die Nährlösung von Voges u. Fraenkel
(vergl. C. Fraenkel, Beiträge zur Kenntnis des Bakterien Wachs-
tums auf eiweißfreien Nährlösungen, Hygienische Rundschau, Bd. 4,
1894, S. 769). Sie hat folgende Zusammensetzung:
Wasser 1 000 ccm
Asparaginsaures Natron ... 4 g
Milchsaures Ammoniak ... 6 „
Kaliumbiphosphat 2 „
Kochsalz 5 „
Die Lösung ist frei von Schwefel; im allgemeinen wird aber
verlangt, daß Nährlösungen für Bakterien außer den nötigen Stick-
— 46 —
Stoff- und Kohlenstofiquellen Sulfate (z. B. 0,02 7o MgSOi) und
Phosphate (z. B. 0,1 7o K2HPO4) enthalten.
Die Nährlösung nach Benecke, Untersuchungen üher den
Bedarf der Bakterien an Mineralstoffen. Bot. Ztg. 1907, enthält:
Wasser 1000 ccm
Asparagin 2,5 g
Magnesiumphosphat . . . . 0,5 „
Kaliumsulfat 0,2 „
Bei den Anhäufungsversuchen von Beijerinck [eine über-
sichtliche Zusammenstellung derselben bei Stockhausen (1)] ge-
stalten sich die Nährlösungen oft noch viel einfacher.
Autotrophe Bakterien endlich bedürfen zu ihrer Entwicklung
keiner organischen Substanzen mehr; sie synthetisieren sich diese
selbst. Man spricht bei ihnen von mineralischer Ernährung und
z. T. mineralischer Atmung. Nach neueren Beobachtungen können
sogar Wasserstoff und Methan in den Stoffwechsel gezogen werden.
Als Kulturgefäße kommen unter zahlreichen anderen in Be-
tracht: Reagenzröhrchen für Strich-, Stich- und Rollkulturen (siehe
Taf. 2), Petrischälchen (vergl. Fig. 1, S. 21), Erlenmeierkölbchen
und viele andere mehr. Näheres findet sich im Handbuch von
Lafar und in den einschlägigen größeren Lehrbüchern.
Die sogenannten obligat Anaüroben sind nach Beijerinck
sowohl in ihrer Bewegungsfunktion als auch in ihrem Wachstum
nicht aörophob, sondern mikroaerophil. Dennoch haben sie die
Fähigkeit, auch ohne die geringsten Spuren des freien Sauerstoffs
zu le1)en und sich zu vermehren. Nach den Untersuchungen von
Kürsteiner (1) können aber sowold die obligat als auch die
typisch-fakultativ Anaöroben den freien Sauerstoff für immer ent-
behren. Nach diesem Autor wäre die Theorie der MikroaerophiUe
aufzugeben.
Da den AnaiTobionten die Hauptkraftquelle (Oxydation durch
Sauerstoff) verschlossen ist, sind sie auf spannkraftreiche Nahrungs-
stofle angewiesen, die durch Spaltung Kraft bezw. Wärme abgeben.
Ci(jeignete Standorte für das Wachstum der Anac'robionten sind
der Darm vieler 'J'iere und das Innere faulender Kadaver.
Andere Bakterien wieder, z. B. Bactcrium vulgare, sind sehr
sauerstoH bedürftig und sammeln sich in mikroskopischen Prä-
paraten chemotaktisch um Luftblasen und assimilierende Pflanzen
— 47 -
an (Engelmanns Bakterienmethode, Bot. Ztg. 1885). Man ver-
gleiche auch lUMJerinck: Über Atmungsfiguren beweglicher Bak-
terien. Cbl. Bnkt. 1893, Bd. 14. Die (Jesciuvindigkeit, mit der
solche Bakterienbewegungen zur Sauerstoft'quelle hin erfolgen,
kann 10 — 20 // betragen.
Über den Einfluß der Reaktion des Mediums auf den Chemo-
tropismus vergl. Kniep (1). Nicht zu verwechseln mit der Eigen-
bewegung ist die Brownsche Molekularbewegung d. h. das
Zittern und Tanzen aller sehr kleinen, mikroskopischen Körper
im Wasser, auch der leblosen wie chinesische Tusche, Karmin-
körner u. dergl.
* *
*
Als wichtigste natürliche äußere Faktoren, welche für
das Leben der Bakterien von Bedeutung sind, kommen vor allem
Wärme, Feuchtigkeit und Licht in Betracht.
Fig. 7. Historisch berühmte Sterilisationsvers\iche.
Die mit Wasser und Erbsen gefüllten Kölbchen werden erhitzt. Sodann wird
a (nach Spallanzani, 1785) der Hals zngeschmolzen,
b (nach Schröder und Dusch, 1857) mit Watte verstopft,
c (nach Pasteur, 1802) der in eine dünne Röhre ausgezogene Hals hakenförmig umgebogen.
Es bilden sich weder Bakterien, noch tritt Fäulnis ein (nach Ferdinand Cohn).
Die Anforderungen, welche die Bakterien an die Wärme
stellen, sind im allgemeinen nicht allzu verschieden, doch kommen
— 48 —
bemerkenswerte Abweichungen vor. Die Bakterien der normalen
Oberflächengewässer haben sich naturgemäß an eine verhältnis-
mäßig niedrige Temperatur gewöhnt und pflegen diese zu bevor-
zugen, während die an die Körpertemperatur warmblütiger Tiere
angepaßten kranheiterregenden Arten bei etwa o? ^ die intensivste
Tätigkeit entfalten. Bei ca. 0^ hört fast alle bakterielle Tätigkeit
auf, wie das Konservieren durch Eis lehrt, obwohl die Keime selbst
bei sehr bedeutenden Kältegraden häufig nicht absterben. Phos-
phoreszierende Bakterien sollen aber schon bei 0^ wachsen können.
Eine Steigerung der Temperatur über 50^ hinaus ertragen nur
verhältnismäßig wenige Arten, so manche Düngerbakterien, Bak-
terien warmer Quellen u. a. m. Aus dem Boden sind auch hitze-
bedürftige Arten isoliert, die sogar bei etwa 60^ die beste Ent-
wicklung zeigten; auch sie gehen bei höher gesteigerter Wärme
(Pasteurisieren bei ca. 75^) zugrunde. Dagegen vertragen Sporen
noch 120 — 130^ bei nicht zu langer Einwirkung.
Gärtner und Landwirte machen bei Pflanzenkulturen in Mist-
beeten und bei der Braunheubereitung, die nebenbei bemerkt auf
dem Städtischen Rieselgut Osdorf bei Berlin geübt ward, vielfach
Gebrauch von der durch Bakterien hervorgerufenen Wärmepro-
duktion (vergl. auch „Wärmebakterien".)
Die Fermentation des Tabaks, welche mit Selbsterhitzung
verbunden ist, hat nach Mi ehe große Ähnlichkeit mit dem Prozeß
der Braunheubereitung; ein Unterschied besteht aber darin, daß
im ersten Falle tote, im zweiten lebende Pflanzen der Selbst-
erwärmung unterliegen.
Die Vermehrungsgeschwindigkeit ist außer von den chemischen
Ernährungsbedingungen in hohem Grade von der Temperatur ab-
hängig. So wuchs unter gleichen Nährstoffverhältnissen nach
Burchard ein 9 jti langes Stäbchen von Bac. ramosus bei 30^0
in 30 Minuten auf 15 ^ti, bei 22^0 in derselben Zeit auf 12^.
Dabei ist naturgemäß in frischer Nährlösung das Wachstum inten-
siver als bei längerem Verlauf des Wachstums in derselben Lösung.
Die schnellste Teiiungsfolge dürfte etwa 20 Minuten betragen.
Die Feuchtigkeit sj)ielt für das Gedeihen der Bakterien
im allgemeinen eine noch größere Rolle als die Wärme. Alle
J^akterien sind liewohner feuchter Standorte. Während
die planktonischon Wasserbakterien sich im allgemeinen nach
— 40 —
allen Richtungen ausbreiten können, sind die Bodenbakterien und
die Bakterien feuchter Felswände ni(Mst geiKitigt als Adhäsions-
kulturen zu wachsen, wodurch das Entstellen größerer Reinkulturen
in der freien Natur ermöglicht wird (vergl. S. 31). Sobald der
Wassergehalt eines Ncährbodens auf etwa 40 Vo herabsinkt, pflegt
nach den vorliegenden Untersuchungen kein Bakterien Wachstum
auf demselben mehr stattzufinden, wenigstens kein solches, welches
zu makroskopisch sichtbaren Kolonien führt.
Das Licht scheint auf die verschiedenen Bakterien sehr un-
gleich zu wirken. AVährend das diffuse Tageslicht die Bakterien
im allgemeinen nicht schädigt, wirkt das grelle Sonnenlicht viel-
fach bakterizid, besonders auf pathogene Bakterien. Im allge-
meinen macht die Sonne weder den Boden noch das Wasser in
der freien Natur durch ihre Lichtstrahlen vollkommen steril. Nur
in den Tropen scheint die Sonnendesinfektion von wesentlicherer
Bedeutung zu sein. Einige Bakterien wie CliromatiuDi Okenii
und andere Purpurbakterien, angeblich auch Bacteriuin corticale
sind nicht bloß gefeit gegen helles Licht, sondern sogar licht-
bedürftig.
Am wirksamsten auf Bakterien scheinen im allgemeinen die
ultravioletten Strahlen zu sein, wie aus den Studien von Thiele
und Wolf, Über die Abtötung von Bakterien durch Licht. Archiv
f. Hygiene Bd 57, 1906, S. 29 u. Bd. 60, 1907, S. 29 hervorgeht,
doch kommen auch rote Strahlen in Betracht; vergl. R. Wiesner,
Die Wirkung des Sonnenlichtes auf pathogene Bakterien. Archiv
f. Hygiene. Bd. 61, 1907, S. 1—102.
Im übrigen vergl. Behrens, Wirkung äußerer Einflüsse auf
die Gärungsorganismen in Laf. Bd. 1, 1904 — 1907, S. 449. In
dieser Arbeit finden sich auch nähere Angaben über die Beein-
flussung der Bakterien durch Druck, Bewegung, Elektrizität u. a. m.
Unsere Erfahrungen über die Wirkung von Desinfektions-
mitteln auf Bakterien stützen sich im allgemeinen auf Labora-
toriumsversuche. So sei erinnert an Experimente über die Ein-
wirkung von Chlorkalk, Quecksilberchlorid, Kupfersulfat, Ozon
u. a. m. Näheres findet sich bei: Benecke, Giftwirkungen in
Laf. Bd. 1, 1904—1907, S. 482. E. Gotschlich, Allgemeine
und spezielle Prophylaxe der Infektionskrankheiten und Des-
infektion. In Kolle und Wassermann, Handbuch der patho-
Kryptogamenflora der Mark V. 4
— 50 —
genen Mikroorganismen. Bd. 4, 1904. Derselbe, Allgemeine
Morphologie und Biologie der pathogenen Mikroorganismen. Ebenda,
Bd. 1, 1902.
Unter den in der freien Natur wirksamen Desinfektionsmitteln
scheint die Sphagnumsäure in den Hochmooren, welche sich im
allgemeinen durch den Mangel an Fäulnisprozessen auszeichnen,
eine bemerkenswerte Rolle zu spielen.
B. Spezielle Leistungen.
Die eingehenden Untersuchungen über den Stoffwechsel der
Bakterien gehören zu den glänzendsten wissenschaftlichen Er-
rungenschaften der Neuzeit; die nahe Zukunft wird voraussichtlich
noch weitere wichtige Aufschlüsse bringen. Zur ungefähren Orien-
tierung über das bisher Geleistete seien eine Reihe von Gruppen
[vergl. dazu Laf. u. Czapek (1)] kurz besprochen und zwar im
wesentlichen in der Reihenfolge, welche Jensen in seinem natür-
lichen Bakteriensystem innehält (vergl. Cbl. Bakt. II. Abt., Bd. 22,
1909).
1. Wasserstoffbakterien,
Sie bewirken eine Oxydation des Wasserstoffs nach der Formel
Ha -[" C) = H2O. Diesbezüglich näher untersucht ist Pseudo-
monas jJCintotropha Kaserer. Vergl. ferner B. Niklewski, Ein
Beitrag zur Kenntnis Wasserstoff oxydierender Mikroorganismen.
Elxtr. du Bulletin de l'Acad. des Sciences de Cracovie; seance du
3. dc'C. 190G und Cbl. Bakt. II. Abt., Bd. 20, 1908, S. 469. Diese
Bakterien scheinen eine gewisse Widerstandsfähigkeit gegen Chloro-
form zu besitzen.
2. Methaiilbaktorien.
Die Vertreter dieser Gruppe oxydieren Kohlenstoff Verbin-
dungen, speziell Methan mittels des freien Sauerstoffs der Luft.
CH4 -|- 2O2 = CO2 -\- 2H2O. Vergl. Bacterium methmiicum,
Söhngen, Het ontstaan en verdwijnen van waterstof en methaan
oiider den invloed van het organische leven, Delft 1906. Methan
findet sich in der Atmosphäre nur in Spuren oder fehlt ganz; am
häufigsten pflegt man es in der Nähe großer Städte zu finden.
So wurden in Paris in 100 1 Luft ca. 20 ccm Methan gefunden.
Pralls nicht durch Or^^anismentätigkeit der Atmosphäre das Sumpf-
— Ol-
gas und auc'li der Wasserstoff wieder entzogen würden, müßte deren
Gehalt an brennbaren Gasen viel größer sein. Cf. Sarc. methanica.
li. K<)hloiiox.vdbaktorien.
CO -|- O = CO2 durch Bacterium oUyocarhophilum (Beijerinck
und van Delden).
4. Essia:säurol)akiorion.
CsH.O + O2 = C2H4O, + H2O; wird bewirkt durch Bac-
terium aceti und viele andere mehr.
Läßt man Hier oder Wein eine Zeitlang ofTen stehen, so
wandelt sich der Alkohol fast stets in Essigsäure, unter Umständen
sogar in Kohlensäure um. Vergl. auch Beijerinck, Verfahren
zum Nachweis der Säureabsonderung bei Mikrobien. Cbl. Bakt.
Bd. 9, 1891.
Die Essigsäurebakterien gehören zu der verhältnismäßig kleinen
Grupi)e von Bakterien, welche imstande ist, Alkohol zu vertragen,
ihn sogar für die eigene Lebenstätigkeit nutzbar zu machen.
5. Nitritbakterien.
Die Nitritbakterien w^andeln durch Oxydation Ammonverbin-
dungen in Nitrite um.
1. (NH4)2 CO3 -(- 3 O2 = 2 HNO2 + CO2 + 3 H2O. Vergl.
Pseudomonas europaea u. a. m.
Ammonzerstörung (und Stickstoff bindung):
2. (NH4)2 CO3 + 02 = H2CO2 (Ameisensäure) -f N2 + SH.O
durch Bacillus azotofluorescens Kaserer.
6. Nitratbaktorien.
Die Salpeterpilze führen Stickstoff und Stickstoff Verbindungen
zu den höchsten Oxydationsstufen über.
1. KNO2 + O nr KNO3. Vergl. Winogradsky, Die Nitri-
fikation in Laf., Bd. 3, 1904—1906, S. 132.
2. N2 + 50-|-H20=:2HN03 (et Bacillus nitrator Kaserer).
Lebhafte Nitrifikationsprozesse können in Rieselfeldern (S. 30)
und biologischen Körpern (S. 31) stattfinden. Vergl. u. a. auch
Schultz-Schultzenstein (1).
4*
— 52 —
7. Schwefelbakterien.
Die Beggiatoaceen und Rhodobacteriaceen (Purpurbakterien)
sind Vertreter sehr interessanter, noch weiteren Studiums werter
Gruppen. Verschiedene von ihnen vollziehen folgende Umsetzungen:
a) H2S + = H2O + S.
b) S + 30 + H2O = H2 SO4.
Bacterhim tJiiojfarmn (Beijerinck) bewirkt folgende Um-
setzungen :
5S + 6 KNO3 + 2H2O = K2SO4 + 4KHSO4 + 3N2.
Nach den Untersuchungen von G. Nadson, Observations sur
les bacteries pourprees in Mitt. d. Kais. Bot. Gartens zu St. Peters-
burg, Bd. III, 1903, S. 99— 109, können rote Schwefelbakterien
auch ohne Gegenwart von Schwefelwasserstoff lange Zeit leben.
Der Schwefelwasserstoff ist aber in dem Sinne nützlich, daß er
die betreffenden Organismen vor der unmittelbaren Berührung mit
dem Sauerstoff schützt, der manchen im Übermaß schädlich zu sein
scheint. Danach wäre die Ansicht, daß viele Schwefelbakterien
beim Atmen lediglich Stoffe verarbeiten, die außerhalb ihres Stoff-
wechsels liegen, unzutreffend.
Ich selbst bin geneigt, gestützt auf vStandortsbeobachtungen
in der freien Natur, mich dieser Ansicht anzuschließen. Spezielle
Angaben über die Standorte der Schwefelbakterien finden sich bei
Marsson, Die Abwasser-Flora imd -Fauna einiger Kläranlagen bei
Berlin und ihre Bedeutung für die Reinigung städtischer Abwässer,
Mitt. a. d. Kgl. Prüfungsanstalt f. Wasserversorgung und Ab-
wässerbeseitigung, Heft 4, 1904, S. 12.5 und bei Kolkwitz, 1. c.
Im übrigen sei verwiesen auf Omelianski, Der Kreislauf
des Schwefels in Laf. Bd. 3, 1904—1906, S. 214, wo die be-
kannten Arbeiten von Cohn (1875) und Winogradsky ent-
sprechend berücksichtigt sind, und Molisch, Die Purpurbakterien,
1907. Nach den hier mitgeteilten Untersuchungen assimilieren
die Purpurbakterien die organische Substanz im Licht durch
Bakteriochlorin und Bakteriopurpurin ohne Sauerstoffabscheidung.
Über Zerstörung von Mauerwerk und Zementmörtel in Char-
lottenburger Entwässerungskanälen durch Schwefelsäure, die
sich aus Schwefelwasserstoff auch ohne Gegenwart von Schwefcl-
})aktcri(;n bilden kann, vergleiche man Bredtschneider, Bildung
von Schwefelsäure in der Natur und einige Folgeerscheinungen
— 58 —
namentlich auf dem Gebiete der Stildteentwässerung und Wasser-
versorgung. Gesundheitölngenieur, 190U, 32. Jahrg., S. 294.
Über „Baktericnplatten" als Reagens auf Schwefelwasserstoff
vergleiche man Jcgunow in Laf. Bd. 3, S. 238.
8. Eisenbakterlen.
Die Gattungen Chlamydothrix, Gallionella ^ Crenothrix und
Clonoihrix finden sich häufig in eisenoxydulhaltigen Grundwassern,
kommen aber auch in Oberfiächengewässern vor, besonders in der
Emersions- und überhaupt Uferzone, Gallionella freilich nur selten,
da diese Gattung Grundwasser zu bevorzugen scheint.
Nach Winogradsky, Bot. Ztg., Bd. 46, 1888, S. 261, ge-
winnen die Eisenbakterien ihre Stoflwechselenergie aus der Oxy-
dation von Eisenoxydul- zu Eisenoxydverbindungen und zwar
obligatorisch.
Hierbei mag l)emerkt werden, daß Oxydation von sauerstoff-
armen Eisenverbindungen auch durch rein chemische Prozesse
stattfindet, z. B. nach der Formel:
2 Fe (HC03)2 + + Hs = Fes (0H)6 + 4 COg.
(Ferrobikarbonat) (Eisenoxydhydrat)
Vergl. dazu: H. Klut, Untersuchung des Wassers an Ort und
Stelle, Berlin, 1908, S. 67. Die Arbeit enthält zugleich zahlreiche
einschlägige Literaturzitate.
Molisch, Die Pflanze in ihren Beziehungen zum Eisen, Jena
1892, hat indessen Chlamydotlirix ochracea auch ohne Zugabe
von Eisen Verbindungen zum Nährmedium kultiviert.
Nach meinen Beobachtungen über die Standorte der Eisen-
bakterien in der freien Natur, besonders wegen der Zunahme ihrer
Bestände bei Steigerung des Gehalts an organischen Nährstoffen,
sind die Eisenbakterien sicherlich auf organische Nahrung ange-
wiesen, doch dürften Eisenverbindungen durch ihre Wirksamkeit
als Sauerstoffüberträger und Katalysatoren, vielleicht teilweise als
Azetate, die Ernährungsprozesse begünstigen; ihr Eisenoxydul-
bedürfnis halte ich für fakultativ. Eisenverbindungen stehen
vielleicht auch zum Aufschwellen der mehr oder weniger gallertigen
Scheiden in Beziehung (vergl. Kolkwitz, Biologie der Sicker-
wasserhöhlen, Quellen und Brunnen, Journal f. Gasbeleuchtung
und Wasserversorgung, 1907, Nr. 37).
— 54 —
Über Vorkommen und Wirkungsweise der Eisenbakterien in
der freien Natur, besonders über deren geologische Bedeutung
vergl. H. Potonie, Eisenerze veranlaßt durch die Tätigkeit von
Organismen. Naturwissenschaftliche Wochenschrift 1906, über
Seeerz: W. Weltner, Über den Tiefenschlamm, das Seeerz und
über Kalksteinaushöhlungen im Madüsee. Archiv f. Naturgeschichte,
71. Jahrg., 1 . Bd., 1905, S. 284. Siehe auch Wesenberg-Lund (1).
Eisenmangankörner und -knollen fand ich reichlich am Grunde
der Spree bei Oberschöneweide und Sadowa. Sie enthielten stets
einen organischen Kern, oft waren auch Pa??*^ma-Gehäuse in
dicke Krusten eingeschlossen. Die Analyse der Körner ergab
52,4% Fe, 1,48 7o Mn und 21,3% organische Bestandteile be-
zogen auf das Gewicht der bei 100^ getrockneten Substanz.
Vermutlich nehmen die in Wasserleitungsröhren sehr häufig
zu beobachtenden Eisenrostpickel und -knollen gleichfalls ihren
Anfang mit einem organischen Partikel, vielleicht einem kleinen
Büschel von Eisenbakterien, um dann durch rein chemische Vor-
gänge weiter zu wachsen.
In Wasserwerken entwickeln sich die Eisenbakterien oft
massenhaft und können dadurch zu Kalamitäten beitragen. Werden
solche Wasserwerke mit sauerstofffreiem Grundwasser gespeist, so
können Eisenbakterien erst nach Zutritt von Luft auftreten. Alle
vier Gattungen kommen nach meinen Wahrnehmungen niemals an
derselben Stelle vor, da sie offenbar verschiedene Ansprüche an
die Wasserbeschaffenheit stellen. Das Wasserwerk in Berlin
(Permanganatverbrauch pro 1 ca. 17 mg) enthält vorwiegend Chla-
inydothrix , in Staßfurt (Permanganatverbrauch pro 1 5 — 7 mg)
Gallionella, in Stettin (Permanganatverbrauch ca. 16 mg u. m.)
Crenothrix und in Dresden sowie manche Brunnenanlage in Pirna
(Permanganatverbrauch ca. 10 mg u. m.) Clonothrix. Über Ent-
eisenungsanlagen vergl. Oesten, Gewinnung, Reinigung, Auf-
speicherung und Förderung des Wassers, in Oesten und Frühling,
Handbuch der Ingenieurwissenschaften, 4. Aufl., Bd. 3, 1904.
Es ist wahrscheinlich, daß durch die Enteisenung auch die im
Wasser gelösten organischen Substanzen beeinflußt werden, wo-
durch eine Benachteiligung des Wachstums der Eisenbakterien
mitbedingt sein dürfte. Statt Eisen- können auch Maugan Verbin-
dungen gespeichert werden. Eisenspeichernde Mikrobionten pflegen
55
liellbriiun, manganspeichcrnde clunkclbrnun auszusehen. Eine Auf-
zälilunij; eisensi)eiclicrnder Orf^aniHnicn (indct sich bei CJ aid ukov,
C^ber die Eisenalge Conferva und die Eisenorganismen des Süß-
wassers im allgemeinen. Ik'r. d. Deutsehen Bot. Ges. Bd. 2l^, 1905,
8. 250. Weitere Literatur siehe bei RuUmann, Die Eisenbak-
terien, Laf., Bd. 3, 11)04 — IDOG, S. 11)3. Vergl. auch Taf. 3 der
vorliegenden Bearbeitung sowie Beythien, Hcmpel u. Kraft (1).
i). Doiiitrilikationsbakterioii.
Die Salpeterzerstörung erfolgt durch Reduktion der Nitrate
zu freiem Stickstoff, wobei Oxydationsprozesse mittels gebundenen
Sauerstoffs gleichzeitig stattfinden.
12 KNO3 + 13 CgHßO (Alkohol) = 6 N2 + 12 KC0H3O2 (Kalium-
azetat) + 2 CO2 + 21 H2O.
Der Prozeß der Denitrifikation wird hervorgerufen durch Bac-
terhim denitrificans (Burri u. Stutzer) und durch andere mehr.
Der Kreislauf des Stickstoffs geht in den Hauptzügen
aus dem beigefügten Schema hervor (vergl. F. Löhnis, Ein-
führung in die Bakteriologie, Leipzig, 1906):
Amide
Eiweißartige t^
Verbindungen
t
Elementarer Stick-
stoff der Luft
Ammoniak
Salpeter
Nach diesem Schema, dessen Peripherie den hauptsächlichen
Kreislauf veranschaulicht, kommen folgende sieben Bakterien-
gruppen in Betracht:
1. Die Ammoniakbildner, die den Stickstoff der eiweiß-
artigen Verbindungen oder der Amidsubstanzen in Am-
moniak überführen;
— 56 —
2. Die ammoniakassimilierenden Bakterien, die den
umgekehrten Prozeß durchführen d. h. den Stickstoff des
Ammoniaks in organische Bindung zurückverwandeln;
3. Die salpeterbildenden Bakterien (Salpeterpilze), die
den Stickstoff des Ammoniaks, vielleicht auch den ele-
mentaren, zu Salpeter oxydieren (nitrifizieren) ;
4. Die nitratreduzierenden Bakterien, welche die ent-
gegengesetzte Umsetzung auslösen d. h. den Salpeter-
stickstoff auf die Stufe des Ammoniaks zurückführen
(reduzieren);
5. Die salpeterassimilierenden Bakterien, die mit Hilfe
des Salpeterstickstoffs organische Verbindungen aufbauen;
6. Die denitrifizierenden Bakterien (Salpeterzerstörer), die
aus dem Salpeter den Stickstoff in elementarer Form
freimachen; und
7. Die stickstoffbindenden oder stickstoffassimilie-
renden Bakterien, die den elementaren Stickstoff in ge-
bundene Form überzuführen imstande sind. Zu diesen
gehören die Knöllchenbakterien (Taf. 1), der anaerobe
Bacillus amylohacter und der aerobe Azotohacter (Taf. 1,
Fig. 8). An neueren Arbeiten vergl. dazu Löhnis und
Pillai, Über stickstofffixierende Bakterien. Cbl. Bakt.,
IL Abt., Bd. 19, 1907.
10. Gripszerstörende Bakterien.
Die Sulfatreduktion (Desulfuration) erfolgt unter gleichzeitiger
Oxydation mittels gebundenen Sauerstoffs. So ruft Microspira
desulfuricans (Beijerinck) folgende Umsetzungen hervor:
3CaS04 + 2C2H(;0(Alkohol) = SHgS + SCaCOa + CO2 + 3H2O.
Die Bildung von Schwefelwasserstoff und anderen Sulfiden
unter dem P^influß des Lebens ist eine Naturerscheinung von
großem Umfange.
Nach der Theorie Beijerincks muß im Tiefwasser solcher
Bodenarten, wo der Sulfidbildner (Microspira desulfuricans) nicht
leben kann, z. B. infolge von Sauerstoffzutritt oder wegen voll-
ständiger Abwesenheit von organischer Nnhrung, Schwefelsäure
vorkommen. In den Morasten bildet sich auch Pyrit (FeS2) durch
Umsetzung von Schwefeleison oder Eisenkarbonat bei Gegenwart
von freiem Schwefelwasserstoff.
— 57 —
Der biogenc SclnvefelwayserstotT kann entstellen durch Sulfat-
reduktion, mis Thiosulfaten, SuHiten, aus IVeieni Sclnvcfel und
durch Abspaltung aus Eiweißkürpern.
* *
*
Die bei der Umwandlung von Gips in Kalk sicli abspielenden
biochemischen Prozesse verlaufen nach Nadson (2) nach den
Formeln :
1. CaSOiön Lösung) + (NH4)2C03 (aus Eiweiß)
==(NH4)2S04 + CaC03;
2. CaS04(in Lösung) -|- 2 C (aus bituminösen Stoßen)
= 2 COa + CaS,
CaS + CO. + H2O = H2S + CaCOa;
3. CaSOi -j" CHi (von der Zellulosegärung)
= CaCOs +H2S + H2O.
In ähnlicher Weise erfolgt nach Nadson die Bildung von
Magnesiumkarbonat und Dolomit. An diesen Prozessen sind be-
teiligt Adinomyces albus, roseolus, verrucosus, Baderium vulgare
und Bacillus mycoides. Vergl. auch den speziellen Teil.
11. Milchsäurebakterien.
Die Milchsäuregärung ist eine Spaltungsgärung.
CßHi.Oe ^ 2C3HCO3; Ci2H220n + H2O = 4C3H6O3.
Sie ist die Ursache des Sauerwerdens der Milch; in Molkerei-
betrieben spielt sie eine große Rolle. Milchsäurebakterien sind
auch von Bedeutung bei der Einsäuerung von Rübenschnitzeln,
Serradella, Wicken und bei der Sauerkrautbereitung.
Bezüglich der Literatur sei u. a. verwiesen auf:
Henneberg, Zur Kenntnis der Milchsäurebakterien. Chi.
Bakt., IL Abt., Bd. 11, 1904.
F. Löhnis, Versuch einer Gruppierung der Milchsäurebak-
terien. Chi. Bakt., IL Abt., Bd. 18, 1907, S. 97.
H. Weigmann, Die Milchsäuregärung in Laf., Bd. 2.
P. Lindner (3) und Henneberg (1).
12. Bernsteinsäurebakterien.
Der Prozeß der Bernsteinsäuregärung kann sehr verschieden
verlaufen.
— 58 —
1. 2 CaHöOs (Milchsäure) = C4Hc,04 (Bernsteinsäure)
+ C2H4O, (Essigsäure) + H2;
2. 2 CsHoOa (Milchsäure) = C^HcO^ (Bernsteinsäure)
-|- CH2O2 (Ameisensäure) -\- CH4;
3 . Ho 4- Q, Hr. O3 (Milchsäure) = C3 Hg O2 (Propionsäure) + H2 0.
Erreger der Bernsteinsäuregärung sind beispielsweise Bacterium
coli und Bnctcrium vulgare.
Es dürfte zukünftigen Untersuchungen vorbehalten bleiben,
ob nicht auch Glutaminsäure zur Bildung von Bernsteinsäure
seitens der Bakterien verwendet werden kann. Vergl. Ehrlich,
Über die Entstehung der Bernsteinsäure bei der alkoholischen
Gärung. Biochemische Zeitschrift, Bd. 18, 1909, S. 391.
13. Propioiisäurelbakterien.
Die durch diese Bakterien verursachte Umsetzung kann sich
vollziehen nach der Gleichung:
3 C3 Ho O3 (Milchsäure) = 2 CsHßO, (Propionsäure) + Co H4O, (Essig-
säure) + CO2 + PI2O.
14. Buttorsäurebakterien.
Es gibt eine Reihe von Buttersäurebakterien, unter diesen
aerobe und anaerobe. Vergl. Weigmann, Die Buttersäuregärung
in Laf., Bd. 2, 1905—1908, S. 109.
Die durch Buttersäurebakterien bewirkte Umsetzung kann ver-
laufen nach der Formel:
6 CsHeO:} (Milchsäure) = 2 C^HsOa (Buttersäure) + 2 CyHßOg (Pro-
pionsäure) -f- CH2O.2 (Ameisensäure) ~\- 3 CO2 -|- 2 H2O -[- H2.
Es handelt sich hiernach um einen Reduktionsprozeß.
Buttersäure kann auch gebildet werden aus Kohlenhydraten,
Glyzerin und Eiweiß (vergl. Weigmann 1. c. S. 120).
Zum näheren Verständnis der vorstehend gekennzeichneten
Gärungen sei an dieser Stelle hervorgehoben, daß diejenigen Gä-
rungen, welche am meisten Energie liefern, als Oxydationsprozesse
verlauf(!n ; dann folgen die Reduktionsprozesse (die Propionsäure-
gärung und die verschiedenen Buttersäuregärungen) und zuletzt
die reinen Spaltungsprozesse (die Bernstein- und INIilchsäuregärung).
15. Doxiraiibaklerien.
Dextran und Mucin bilden die wesentlichen Bestandteile der
dicken Gallertmcmbran des Streptococcus mesenterioides , welche
— 59 —
dieser mis Zucker l)ildet. Der Pilz kMiiu in großen Mengen in
Zuckerfabriken nul'trelen. Vergl. L;ir;ir, Mykologie der Zucker-
l'abrikation im Bd. 2 des Ilandbuchcö der Technischen Mykologie,
1905—1908, 8. 455.
10. Ilariibaktorieii.
Die animoniakalisehe Gärung d. h. die Umwandlung des
Harnstoffes in kohlensaures Annnoniak ist im wesentlichen eine
Hydrolyse, die nach der Formel
CON2H4 + 2 H2O = (NH-OiCOa
verläuft.
Bezüglich näherer Einzelheiten vergl. Miquel, Die Vergärung
des Harnstoffes, der Harnsäure und der Hippursäure. Laf., Bd. 3,
1904—1906, S. 71.
Die Harnbakterien spielen in der freien Natur insofern eine
wichtige Rolle, als sie die großen Mengen ständig gebildeten Harns
so zersetzen, daß das entstehende Produkt für die Ernährung der
Pflanzen verwendbar wird. Über Anhäufungsversuche mit Ureum-
bakterien vergl. die Bearbeitung der Untersuchungen Beijerincks
in Stockhausen, Ökologie, 1907, S. 113 und Cbl. Bakt., H. Abt.,
Bd. 7, 1901, S. 33. Bei der Kultur der Ureumspalter ist die
„ Iriserscheinung '^ an der Oberfläche des Kulturmediums typisch.
Diese wird hauptsächlich durch das Auftreten von Kalzium -
phosphaten bedingt. Harnstoff wird nach Bei jerinck nur bei Gegen-
wart einer zweiten, nicht zur aromatischen Reihe gehörigen Kohlen-
stoff"quelle gespalten. Hierzu ist selbst Oxalsäure, in ernährungs-
physiologischer Hinsicht eine der schlechtesten Kohlenstoffquellen,
noch geeignet. Harnstoff wirkt für viele Bakterien, w^elche diesen
nicht spalten, als Gift.
Die Bakterien dieser Gruppe sind sehr verbreitet in Garten-
erde, Staub und Dünger. Nach Miquel bestehen etwa 10 Vo der
in Mistjauche vorhandenen Flora aus Harnbakterien.
Vertreter der Gruppe sind: Micrococcus ureae, Sarcina ureae,
Bacillus Pasteurii u. a. m.
An neuerer Literatur vergleiche man Söhn gen, Ureum-
spaltung bei Nichtvorhandensein von Eiweiß. Cbl. Bakt., IL Abt.,
1909, Bd. 23, S. 91. Betrifft u. a. Bacillus {= Urohacillus)
JaJcscJiii.
— 60 —
17. Zellnlosebakterien.
Die Vertreter dieser Gruppe, wie Bacillus cellulosae me-
thanicus und Bacillus cellulosae hydrogenicus, zersetzen bei Luft-
abschluß bet^onders am Boden von Gewässern Zellulose unter
Bildung von Sumpfgas und Wasserstoff. Zersetzung von Zellulose
bei Gegenwart von Sauerstoff, z. B. bei Laubblättern und Stengeln
am Boden feuchter Wälder, findet vorzugsweise durch Schimmel-
pilze wie Botrytis vulgaris und Cladosi^oriitm herharum statt.
Die Methangärung wird in der freien Natur häufig in sumpfi-
gen Gewässern beobachtet. Das Gas läßt sich dort bekanntlich
auffangen und anbrennen. Im Laboratorium kann man diesen
Prozeß durch Stehenlassen von aus Sumpf wasser gesammelten Erlen-
blättern in hohen, mit Wasser gefüllten Zylindern nachahmen, den
Vorgang der Gasbildung durch Erhöhung der Temperatur auch
beschleunigen. In Faulkammern können sich in ähnlicher Weise
so viele Gase entwickeln, daß bei Betreten deren mit Licht
Explosionen stattfinden.
Eine ungefähre Vorstellung vom Prozeß der Methangärung
geben die Formeln:
CgHioOs -[- H2O = CeHiBOe; C6H12O6 = 3 CO2 -\- 3 CH4.
Als Nebenprodukt treten organische Säuren auf.
Die Zellulosegärung ist ein langsam verlaufender Prozeß.
Bezüglich näherer Einzelheiten vergl. Omelianski, Die Zellu-
losegärung in Laf., Bd. 3, 1904—1906, S. 245.
Die Arbeit enthält gute Abbildungen von Zellulosebakterien.
18. rektinlbakterien.
Die Wirkung der Pektinbakterien kommt am auffälligsten
bei der Zermürbung der Flachsstengel zwecks Isolierung der
Faserbündel (Wasserrotte) zum Ausdruck. Der Prozeß spielt sich
unter anacroben Bedingungen ab. Bei Gewinnung der Rohfaser
findet während der Rotte durch Aufzehrung, der Zwischensubstanz
der Zerfall der (iewebe statt und damit geht die Freilegung der
Textilrohfaserbündcl Hand in Hand. Vergl. Bacillus amylohacter.
Die sogenannte Taurotte ist ein vorwiegend aerober Prozeß, bei
dem auch Schimmelpilze und viele der gewöhnlichen Bakterien
beteiligt sind.
— Gl —
Ausfülirliche Darlegungen über den vorliegenden Prozeß finden
sich bei Behrens, Die Pektingilrimg in Lat'., Hd. 3, 1904—1906,
S. 2()9.
In technisclien Betrieben (Zellulosefabriken) verwendet man
zum vollständigen Isolieren der zur Papierbereitung zu verar-
beitenden Fasern schweflige Säure (Füllung der Kocher meist mit
Tannenholz) oder Natronlauge (Füllung der Kocher meist mit
Stroh).
19. Chitiiibaktorieu.
Nach Untersuchungen von Benecke, Bot. Ztg. 1905, greift
Bacterium chitinovorum die sonst als widerstandsfähig bekannte
Chitinsubstanz an, wobei diese verquillt und in Lösung geht. Die
Untersuchungen sind zunächst vorwiegend an den Panzern mariner
Crustaceen ausgeführt worden.
Da Eumyceten in der Membran Chitin enthalten (vergl. Hugo
Fischer, Die chemischen Bestandteile der Schizomyceten und der
Eumyceten in Laf., Bd. 1, 1904—1907, S. 237) und diese oft
leicht in Zersetzung übergehen, dürften Chitinbakterien ziemlich
weit verbreitet sein. B. hat auch bereits chitinspaltende P'estlands-
bakterien konstatiert und zwar in der schwarzen Jauche, in welche
sich alternde Hüte des Copriniis atramentarius umwandeln.
20. Fettzersetzeude Bakterieu.
Die Fette sind Ester des Glyzerins mit organischen Säuren.
Beide Komponenten können nach der Spaltung seitens aerober
Bakterien weiter verarbeitet werden, am leichtesten das Glyzerin.
In sehr nassen Böden erfolgt die Fettzersetzung wegen ver-
minderten oder gehemmten Zutritts der Luft langsamer als in
trockneren Böden.
An der Fettzersetzung sind außer Schimmelpilzen vor allem
Milchsäurebakterien und Fluorescentes beteiligt. Vergl. auch das
Kapitel über Bakterien der Butter.
Literatur: Laf., Bd. 2, 1905—1908, S. 221; Pfeffer, Pflan-
zenphysiologie, Bd. 1, 1897, S. 466; Rubner, Über Spaltung und
Zersetzung von Fetten und Fettsäuren im Boden und in Nähr-
flüssigkeiten. Archiv f. Hyg. Bd. 38, 1900; Schreiber, Fett-
zersetzung durch Mikroorganismen. Archiv f. Hyg. Bd. 41, 1902.
— 62 —
21. Farbstoffbakterien.
Die Bakterien dieser Grupiie erzeugen alle Farben des Regen-
bogens, außerdem Schwarz und verschiedene Töne von Braun.
Neben Einzelfarben finden sich auch Kombinationen wie Rot und
Gelb, Blau und Rot usw.
Bekannte hierher gehörige Vertreter sind: Bacterium prodi-
giosum (Farbstoff extrazellulär), Pseudomonas violacea, verschiedene
Sarcina u. a. m. Schöne Abbildungen farbiger Bakterien mit den
Artennamen roseiis, aurantiacus, luteus, aureus, cyaneus usw.
finden sich bei Lehm. u. Neum. Bd. 1, 1907, 4. Aufl. Viele
Pseudomonas- Krieii besitzen einen grün fluoreszierenden Farbstoff.
Für die Bildung des Fluoreszeins, Prodigiosins und Janthins ist
Magnesia erforderlich, ähnlich wie nach Willstätter (1) für das
Chlorophyll.
Die dunklen, meist braunen Pigmente, welche von manchen
Bakterien an den Nährboden abgegeben werden, sind mit Oxy-
dationsprodukten des Tyrosins nahe verwandt oder identisch.
Manche Farbstoffe lassen sich aus den Bakterien rein isolieren
z. B. das prachtvoll blaue, kristallinische Pyocyanin (CmHi^NsO),
das sich aus Pseudomonas pyocyanea mittels Chloroform extra-
hieren läßt. Vergl. auch Thumm (1).
22. Louchtbakterien.
Die photogenen Bakterien zeigen die Erscheinung des Selbst-
leuchtens, welche wahrscheinlich durch die Oxydation von eiweiß-
ähnlichen Substanzen hervorgerufen wird. Solche Bakterien finden
sich auf dem ungekochten Fleisch von Schlachttieren, besonders
häufig aber auf See- z. B. Schellfischen. Übergießt man frische
Stücke derselben so mit 3 7o Kochsalzlösung, daß ein Teil aus
der Flüssigkeit hervorragt und stellt sie in einer geräumigen
Daj)peLschale an einen kühlen Ort, so treten in der Regel schon
nach 24 Stunden le])hafte Leuchterscheinungen auf.
I>eijerinck unterscheidet in der physiologischen Gruppe der
Leuchtbakterien Pepton- und Peptonkohlenstofl'mikrobien, ent-
sprechend ihrem Nährstoifbedürfnis. Säuren wirken hemmend auf
die Lichtentwicklung seitens dieser Bakterien. Es ist nach den
Mitteilungen von Moli seh bisher nicht gelungen, eine photogene
Substanz aus leuchtenden Organismen zu isolieren, also außerhalb
— 08 —
der Zelle Leuchten zu crzeugeu. Dcui vou Micrococcus pJiosphorcus
ausstrahleudeu T^iclit fohlt Rot; die Spektralanalyse erj^iht lun*
gelbe, blaue und vorwiegend grüne Strahlen. Das Licht wirkt auf
die photographische Platte und hist heliotropische Krünunungen
aus. Auch Spezies der (Jatlung Pseudomonas^ Microspira u. m.
sind leuchtend. Eine biologische Bedeutung des Leucht})hän()nien8
ist für die Bakterien nicht bekannt.
Bezüglich der Literatur und näherer Einzelheiten vergleiche
Molisch (2) und (3).
23. IVäniiebakterieii
sind bisher aus Erde, Wasser, Mist, Käse usw. in ziemlich er-
hel)lieher Artenzahl isoliert worden.
Thermotolerant sind solche, deren Optimum bei 80 — 40^,
deren Maximum aber bei etwa 6G^ liegt; unter Thermophilen im
engeren Sinne versteht man solche, welche unter 40^ überhaupt
nicht mehr wachsen.
Festgepackte Misthaufen können sich unter bakteriellem Ein-
fluß bis auf 65^ erwärmen, Heuaufgüsse können, z. B. durch
Bacillus calfactor, dauernd 60 — 70^ warmgehalten werden.
Werden neben Wärmebildung durch Bakterien bei eintretender
Zersetzung noch flüchtige Substanzen gebildet, die bei pyrophorem
Zustand entflammen, sobald sie mit dem Sauerstoff der Luft in
Berührung kommen, und greifen physikalisch -chemische Prozesse
Platz wie beim Gasselbstzünder, dann sind die Bedingungen für
eine Selbstentzündung (z. B. der Heuschober) gegeben (vergl.
S. 48). Das bekannte Verfahren, nicht ganz einwandfrei einge-
brachtes Heu vor den Angriflen der Mikroorganismen dadurch zu
schützen, daß man die einzelnen Schichten beim Übereinander-
packen jedesmal mit Salz bestreut, kann seinen Zweck in derselben
Weise, wie es beim Einpökeln geschieht, erfüllen. Literatur:
Cohn, Über thermogene Bakterien. Ber. d. Deutschen Bot.
Ges. Bd. 11, 1893, S. (6()).
Behrens, Thermogene Bakterien in Laf., Bd. 1, 1904 — 1907,
S. 601.
Mi ehe. Die Selbsterhitzung des Heus, Jena, 1907.
Über die Rolle, welche bei der Selbsterhitzung das Eisen als
Katalysator imd der freie Luftsauerstofl' ohne gleichzeitige bak-
terielle Tätigkeit spielt, vergl. :
— 64 —
J. Boekbout und Ott de Vries, Über die SelbsterbitzuDg
des Heus, CbL Bakt., IL Abt., Bd. 18, 1907, S. 27; Bd. 21, 1908,
S. 398; Bd. 23, 1909, S. 106.
Die Frage, ob die tbermogenen Bakterien ürorganismen oder
Kulturformen sind, ist nocb nicbt entscbieden.
24. Pathog-ene Bakterien.
Zu dieser Gruppe stellen die verschiedenen Familien, wie
Kokken, Stäbeben und Spirillen Vertreter. In bezug auf
Ernährung pflegen die pathogenen Keime anspruchsvoll und viel-
fach auch spezialisiert zu sein. Sie treten bei Menschen, höheren
sowohl wie niederen Tieren und Pflanzen auf.
Bezüglich der menschenpathogenen sei auf die medizinischen
Handbücher verwiesen. Vergl. S. 7.
Betreffs der Verbreitung menschen- und tierpathogener Keime
in der freien Natur sei das folgende spezielle Beispiel erwähnt.
Der Schlamm von Flüssen und Seen nämlich kann bisweilen
infektiöser Natur sein; werden größere Mengen davon Meer-
schweinchen unter die Haut gespritzt, so können diese infolge der
Entwicklung pathogener Keime im Körper zugrunde gehen. Nach
den praktischen Erfahrungen zu urteilen ist aber das Eindringen
geringer Schlammmengen in kleine Wunden des menschlichen
Körpers, wie es beim Baden vorkommen kann, für die Gesundheit
nicht oder sehr selten nachteihg.
Tierkrankheiten, welche durch Bakterien verursacht werden,
treten auf bei Säugetieren (z. B. Actinomyces bovis, Bacillus
anthracis, Bacterium enjsipetalos suum, Bact. murisepticum),
bei Bienenbrut (Bacillus hrandenhiirgiensis), bei Raupen (Bacillus
intrapallens) nsw. Auch bezüglich dieser, speziell der Krank-
heitserreger der Warmblütler, sei für die Mehrzahl der Fälle auf
die einschlägigen Handbücher verwiesen.
Von Spaltpilzen werden nach den bisherigen, im Vergleich
zu den medizinischen noch ziemlich vereinzelten Untersuchungen
auch eine Reihe von Pflanzenkrankheiten hervorgebracht, die als
Bakteriosen oder Rotze, Naßfäulen, Trockenfäulen oder Schorfe
bezeichnet werden und als Gewcl)eerweichungen, Gummibildungen,
Schwärzungen von Pflanzenteilen usw. in die Erscheinung treten.
Solche sind bisher beschrieben worden bei Koniferen, Araceen,
— 05 —
Gramineen, Liliaceen, Tridaccen, Moracecn, Urticacoen, Cheno-
podiaceen, Cruciferen, Rosaceen, Leguminosen, Vitaceen, Umbelli-
feren, Oleaceen, Solanaceen, Cucurbitaceen u. a. m. Vergl.
Sorauer, Handbuch der Pfianzenkrankheiten. 3. Aull., 1^05,
Bd. 2, S. 18.
Im Vergleich zu dem Heer der infektiösen Fadenpilze treten
die pdanzenpathogenen Bakterien gegenüber den tierpathogenen
an Zahl sehr zurück. Dieser Unterschied dürfte dadurch bedingt
sein, daß die Tiere im Gegensatz zu den Pflanzen alkalische
Körpersiifto führen, vielfach höhere Temperatur hal)en, meist eine
lebhafte Blutzirkulation besitzen, frei sind von schützenden Zell-
häuten usw.
Die in pflanzliche Gewebeteile eingedrungenen Bakterien
scheinen oft nur virulent gewordene Stämme sonst harmloser
Bakterien, wie Bacillus vulyatus und Bacillus suhtilis , zu sein.
Solche sind mehr Gelegenheits- als Berufsschmarotzer, da sie mit
Vorliebe solche Organe befallen, deren Widerstandsfähigkeit durch
ungünstige licbensbedingungen, etwa hervorgerufen durch schlechte
Witterungsverhältnisse, durch mechanische Verletzungen, Tier-
fraß usw., geschwächt worden ist. In gesunde, unverletzte Pflan-
zenzellen scheinen nur selten Bakterien einzudringen. So dürfte
Bacterium phytophtlioruni (A-ppel) 7Aem\\ch aggressiv sein. Übrigens
finden auch tierpathogene Bakterien beim Eindringen ins Blut er-
hebliche Widerstände, da dieses weitgehende bakterizide Eigen-
schaften haben kann; gesundes Blut ist fast stets keimfrei. Über
die pathogenen Bakterien der Haustiere vergl. Kitt (1) u. (2)
sowie Kolle u. Wassermann, 1903, Bd. 3.
Zum Zweck näheren Studiums pflanzenpathogener Bakterien
sei unter anderem verwiesen auf das im Erscheinen begriffene
W>rk von Smith, Bacteria in relation to plant diseases. Bd. 1,
1905. Publications of the Carnegie Institution. Bd. 27.
25. Darmbakterien.
Sogleich nach der Geburt bezw. dem Ausschlü))fen eines
jungen Tieres nimmt der Darm aus der Luft und der Nahrung
zahlreiche Bakterien auf, die teils in diesem untergehen, teils sich
aber auch lebhaft vermehren und bei der Verdauung der Speisen
oft hilfreiche Dienste leisten. Am bekanntesten ist das im Darm
Kryptogamenflora der Mark V. 5
— 66 —
des Menschen und anderer Warmblütler vorkommende Bacterium
coli, welches sich naturgemäß in großer ^Nlenge auch in den Fäzes
findet. Wie leicht einzusehen, sind viele Darmbakterien zu spezifisch
anaürobem Theben befähigt, viele naturgemäß auch typische Fäulnis-
bewohner. Im Darm der Pflanzenfresser, speziell der Wiederkäuer,
findet meist lebhafte Zersetzung von Zellulose durch die bezüg-
lichen Bakterien statt. Vergl. Omelianski, Das Schicksal der
Zellulose des Futters im Verdauungskanal der Pflanzenfresser in
Lal, Bd. 3, 1904—1906, S. 264.
26. Fäulnisbakterien.
Im Darm, in Fäzes, in faulenden Pflanzenteilen usw. sind
die natürlichen Herde der Fäulnisbakterien zu suchen. Diese
bauen vor allem Eiweißstofle und ähnliche Substanzen ab, oft
unter Entwicklung stark riechender Produkte.
In der Regel entstehen bei der Zersetzung der Protein stoff'e
durch die Fäulnisbakterien dieselben Körper wie bei der rein che-
mischen Spaltung durch Säuren und Alkalien : nämlich Peptone,
Aminosäuren und weitere Substanzen der aromatischen und ali-
phatischen Reihe. Der Schwefel tritt bei der Fäulnis teils als
Schwefelwasserstoff, teils in organischer Verbindung als Methyl-
merkaptan auf. Zu den Fäuhiisgasen gehören ferner Kohlensäure,
Wasserstoff und Ammoniak, zuweilen auch Methan und Stickstoff'.
Viele Fäulnisbakterien können zur Kadavcrvernichtung und
Verzehrung oder Entschleimung des unter Umständen kolloidartigen
Schlammes beitragen. Einer geringen Einwirkung der Fäulnis-
erreger verdanken wir den haut gout des Wildes.
Systematische Untersuchungen über die Ökologie der bak-
teriellen Pilzflora bei Fäulnisprozessen in der Natur, in den Ge-
werben und in Abwässern sind bisher nur in verhältnismäßig ge-
ringer Zahl ausgeführt worden. Gewöhnlich l)eginnen die hierbei
auftretenden liebensgemeinschaften mit überwiegend aeroben Kei-
men wie Micrococcus und Streptococcus pijogenes, Bacterium
vulgare und coli, Pseudomonas fluorcscens, Spirilluin undulaj
ruyula und volutans, Bcggiatoaceae u. a. m. Dann können An-
aerobe, wie Bacillus putri/icus u. a. m., folgen.
Nähere Einzelheiten siehe bei Hahn und Spieckermann,
Die Proteinfäulnis in r.af., l>>d. 3, 1904—1906, S. 85.
— 07 —
27. DUiig-orbaktorioii.
Die beiden hauptsiichlielicii Bestandteile des Düngers sind die
stickstollTreien und die stiekstoffhnltigen organisehen Sul^stanzen.
Die erstgenannten bedingen beispielsweise die Hauptmasse des
Strohs, die letztgenannten finden sich vorwiegend im Kot und
Urin.
Das Lagern des Düngers bewirkt ein Mürbewerden des Strohs,
sein allmähliches Verrotten unter dem Einfluß pektinzerstcirenderund
teilweise Zellulose vergasender Bakterien. Die dadurch bedingte
Überführung der Dungstofife in einen humusartigen Zustand hilft
die Fruchtbarkeit des Bodens mitbedingen.
Die Zersetzung der stickstofFhaltigen organischen Stoffe im
Dünger kennzeichnet sich hauptsächlich durch reichliche Bildung
von Ammoniak, das schneller aus dem Harn gebildet wird als
aus dem Kot. Als Ammoniakbildner kommen in Betracht: Micro-
coccus ureae, Bacterium vulgare und coli, Bacillus tmjcoides (der
besonders im Boden eine Rolle spielt) und suhtilis, Pseudomonas
fluorescens u. a. m.
Dem unerwünschten Entweichen des Ammoniaks in die Luft
sucht man durch Überschichten des Düngers mit Erde oder Torf-
streu vorzubeugen. Durch Denitrifikation kann auch freier Stick-
stoff' gebildet werden; bei reichlichem Luftzutritt scheint auch eine
rein chemische Oxydation des Ammoniaks zu AVasser und freiem
Stickstoff möglich zu sein, vielleicht durch Vermittlung der sal-
petrigen Säure. Mit weitgehendem Abschluß der Luft vom Dünger
sind demnach bei dessen Lagern wesentliche landwirtschaftliche
Vorteile verbunden.
Ferner vergl. Behrens, Mykologie des Düngers in Laf.,
Bd. 3, 1904—1906, S. 416. Löhnis u. Kuntze, Beiträge zur
Kenntnis der Mikroflora des Stalldüngers. Chi. Bakt., IT. Abt.,
Bd. 20, 1908, S. 676.
28. Bodenbakteriou.
Im Boden vollziehen sich ähnliehe Zersetzungsprozesse wie im
Dünger, aber meist unter weclisel volleren Verhältnissen und
dementsprechend mannigfaltigerer biologischer Betätigung z. B.
auch durch Regenwürmer, zahlreiche Fadenpilze u. a. m. Dem-
entsprechend sind außer Bakterien an der zur Humusbildung
5*
— 68 —
führenden Zersetzung des Laubes und sonstiger Pflanzenreste auch
liöhere Organismen beteiligt. Die sich zersetzenden humosen Be-
standteile tragen zur Auflockerung (Garmachung) des Bodens bei
und liefern teilweise die erforderliche kohlenstoffhaltige Nahrung,
durch welche die Stickstoffumsetzungen ziemlich weitgehend be-
einflußt zu werden scheinen. Die Zersetzung des Humus dürfte
um so energischer stattfinden, je günstiger sich der Zutritt der
Luft zum Boden gestaltet, ähnlich wie bei den Mineralisations-
prozessen in den Gewässern, deren Schlamm je nach der Be-
lüftung eine Art Dungzersetzung oder Bodengare erfährt. Bei
Mooren dürfte noch die konservierende Wirkung verschiedener
Säuren eine Rolle spielen, unter deren Schutz eine allmähliche
Verkohlung der Pflanzenmassen möglich ist.
Durch geeignete Bodenpflege seitens des Landwirts können
wesentliche Erfolge für die Fruchtbarkeit des Ackers erzielt
werden, sei es bezüglich der Humusstoffe, sei es in bezug auf die
Stickstoffverbindungen.
Die Oxydation des als Abbauprodukt (oder auch aus Kalk-
stickstolf) entstandenen Ammoniaks zu Nitriten durch Pseudo-
monas europaea u. a. m. und weiter zu Nitraten durch Bacterium
nitrohacter (vergl. auch Bacillus nitrator) führt die Stick stoffver-
bindungen in die für die meisten höheren Pflanzen, besonders die
Kulturpflanzen, am besten verwendbare Nahrungsform über.
Wesentliche Ammoniakverluste durch Verdunstung scheinen
nur bei trocknen und sich verhältnismäßig stark erwärmenden
Böden zu befürchten zu sein.
Die näheren Bedingungen für die Erzielung einer maximalen
Nitrifikation sind erst z. T. genauer erforscht. Bezüglich des
Ausmaßes der Denitrifikation, zu der zahlreiche Bakterien befähigt
sind, dürften abschließende Untersuchungen gleichfalls noch fehlen.
Nitratreduktion zu Ammoniak durch Entzug des gebundenen
Sau(;rstofls durch bakterielle Tätigkeit bedingt keine Slickstott-
verluste.
Stickstoffanreicherung des Bodens aus dem elementaren Be-
standteil der Luft wird bewirkt durch die symbiontisch lebenden
Knöllchenbakterien {Badcrhtm radicicola), sowie durch verschie-
dene frei im P>oden lebende;, wie Bacillus amylohacier und be-
sonders reichlich durch Apjolohactcr (vergl. S. 56).
I
— 60 —
Die Biiulung des jitniosphiirisclien Stickstoft'B durch die
KiKillclieiibakterien der lA'giiniinosen scheint in erheblichem Muße
nur in stickstofTarmen Böden stattzufinden.
Bei den betreffenden Studien vonReniy, Untersuchungen üljcr
die StickstolTsainmhnigsvorgänge in ihrer Beziehung zum Boden-
kHmn, Cbl. Bakt., II. Abt., 1909, Bd. 22, S. 5f)l, zeigte sich in
vollständiger Übereinstimmung mit den älteren, diesbezüglichen
Versuchen von A. Koch, daß der durch Baktcrienvermittelung
gesanimelte Stickstoff für die höheren Pflanzen eine geeignete
Stickstoffquelle darstellt, die zwar langsam fließt, in ihrer Gesamt-
leistung aber nicht hinter den wirksamsten organischen Stickstoir-
düngern zurückbleibt.
Für die freilebenden stickstoffassimilierenden Organismen
scheinen manche Hunmssubstanzen einen bedeutenderen Nährwert
zu besitzen als Zucker und andere leicht assimilierbare Kohlen-
hydrate. Auch Kalk dürfte als Regeler der Alkaleszenz im Boden
von ausschlaggebender Bedeutung sein.
Der Nutzen der Brache ist durch neuere bakteriologische
Untersuchungen wissenschaftlich klar gestellt worden. Impf ver-
suche mit Nitragin, Alinit usw. sowie Behandlung des Bodens mit
Schwefelkohlenstoff' haben auf den Fortschritt der einschlägigen
Wissensgebiete günstig eingewirkt.
Vergl. Alfr. Koch, Die Bindung von freiem Stickstoff durch
frei lebende niedere Organismen in Laf., Bd. 3, S. 1.
Hiltner, Die Bindung von freiem Stickstoff" durch das Zu-
sammenwirken von Schizomyceten und von Euinycetcn mit höheren
Pflanzen, Ebenda S. 24.
Behrens, Mykologie des Bodens, Ebenda S. 437.
B. Heinze, Einige weitere Mitteilungen über den Schwefel-
kohlenstoff und die CS2- Behandlung des Bodens. Cbl. Bakt.,
IL Abt., 1907, Bd. 18, S. 56.
Derselbe, Einige Beiträge zur mikrobiologischen Bodenkunde,
Cbl. Bakt., IL Abt., 1906, Bd. 16.
Hjalmar v. Feilitzen, Nitro-Bakterine, Nitragin oder Impf-
erde? Cbl. Bakt., IL Abt., 1909, Bd. 23, S. 374.
Siehe auch Bierema (1) und Engberding (1).
Sehr wichtig für die Aufschließung des Bodens sind die durch
Bakterien sowie durch lebende Wurzeln ausgeschiedenen Säuren
— 70 —
(meist Kohlensäure). Dadurch kann auch Felsboden (besonders
Kalkstein) zersetzt und mürbe gemacht werden.
Die vorstehenden Auseinandersetzungen beziehen sich natur-
gemäß hauptsächlich auf unsere Breiten. Ob die Verhältnisse in
den Tropen gleich oder ähnlich liegen, werden erst zukünftige
Studien zeigen können.
29. Wasserbaktürieu.
Bezüglich der Tätigkeit der AVasserbakterien sei auf die Aus-
führungen S. 22 verwiesen. Es gibt unter den vorstehend auf-
gezählten 28 Bakteriengruppen wohl kaum eine, die nicht auch
im Wasser bezw. Abwasser ihre Tätigkeit entfaltete, so daß die
bakterielle Biologie sich hier sehr wechselvoll gestaltet. Weitere
Ausführungen siehe auch in Laf., Mykologie des Wassers, 1904
bis 1906, Bd. 3, S. 334—414.
30. Milchbakteriell.
Die Milch im Euter der Kuh ist gewöhnlich nicht keimfrei;
sie enthält auch bei gesunden Tieren häufig pro Kubikzentimeter
einige hundert Bakterienkeime harmloser Natur. Nach dem
Melken kann eine wesentliche Anreicherung der Milch mit Keimen
durch die Streu, die Melk- und Transportgefäße usw. stattfinden.
Bei längerem Stehen kann der Keimgehalt besonders an Milch-
säurebakterien auf 10000 bis 40000 Keime pro Kubikzentimeter
steigen. Saure Milch enthält sehr oft 1 MiUiarde Keime pro
Kubikzentimeter.
Bei kurzem Aufbewahren in kühlen Räumen kann oft in den
ersten Stunden eine Abnahme beobachtet werden, da frische
Milch das Bakterienwachstum zu hemmen i)flegt. Durch Zentri-
fugieren kann neben Schmutzpartikeln auch ein Teil der Bakterien
entfernt werden.
Durch das Melkpersonal können unter Umständen Diphtherie-,
Scharlach- und auch Tuberkelbakterien in die Milch gelangen, durch
das Wasser, mit welchem die Gefäße gespült werden, auch Typhus-
keime.
Das Abtöten der Keime in der Milch geschieht, soweit es
überhaupt geboten erscheint, durch gelindes Erwärmen (Pasteu-
risieren) oder durch Kochen.
— 71 —
Das Dickwerden der Milch l)crulit darauf, daß die durch
bakterielle Tätigkeit aus dem Milchzucker erzeugte Säure das
Milcheiweiß koaguliert.
Durch Bakterien verursachte Milch fehler nind das Seh leim ig-
werden (durch Bactcrinm lactis viscosum), das Bitterwerden
(auch durch gewisse Futtermittel erzeugt) und das Blau werden
(durch Pseudouionas synajanea). Siehe F. Neelsen (1).
AUg. Literatur: Weigmann, Die Gärungen der Milch und der
Abbau ihrer Bestandteile. Abnorme Erscheinungen an der Milch
und ihren Produkten. Anwendung der Bakteriologie im Molkerei-
betriebe. Laf., 1906—1908, Bd- 2, S. 48—308.
H. Rievel, Handbuch der Milchkunde 1907.
31. Käsebaktorien.
Die große wirtschaftliche Bedeutung der Käsefabrikation und
das wissenschaftliche Interesse, welches sich an den vorwiegend
durch Bakterientätigkeit bedingten Prozeß der Käsereifung knüpft,
werden ein näheres Eingehen, freilich nur ein orientierendes, auf
die für die Käsebereitung nützlichen Bakterien rechtfertigen.
In der Mark Brandenburg werden hauptsächlich Weichkäse
bereitet, während die Hartkäse vorwiegend aus Holland, der Schweiz
und England importiert werden. Alle brandenburger Käse sind
im Gegensatz zum Roquefort, Brie und Camembert reine Bak-
terienkäse.
Ausgaugsprodukt für die Käsebereitung ist der aus süßer
Milch durch Lab oder der aus sauer gewordener Milch abge-
schiedene Käsestoff (Quark), welcher Milchkasein, Fett und Milch-
zucker bezw. Milchsäure usw. enthält. Dieser Quarkstoff würde
lediglich durch Wirkung von Labpepsin nicht zu normalen Käsen
ausreifen, wenn er nicht von außen her durch die nützlichen
Käsebakterien, welche in den Zubereitungsräumen verbreitet sind,
infiziert würde. Diese bewirken eine teilweise Lösung der koa-
gulierten Eiweißstoffe zu Peptonen (z. B. durch Bacilhts casei
limhurgensis) sowie deren Zersetzung zu Amidverbindungen
und sogar Ammoniak; dabei kann ein weitgehendes Zerfließen der
Käse, das an der Oberfläche beginnt, eintreten. Die chemische
Zersetzung des Käse-Stickstoffs wirkt vorteilhaft auf den Ge-
schmack. Übelriechende Fäulnisprodukte werden nur aus einem
— 72 —
sehr geringen Teil der Eiweißstoffe gebildet, da die stets im Käse
vorhandene Säure (vorwiegend Milchsäure) die eigentliche Fäulnis
der Gesamtmasse verhindert. Auch der Schweizerkäse reagiert
auf Lackmus sauer. Ein Teil der vorhandenen Milchsäure wird
im weiteren Verlauf des Reifungsprozesses in flüchtige Fett-
säuren umgewandelt, die ebenfalls für den Geschmack und Ge-
ruch des Käses von Bedeutung sind. Luftsauerstoff pflegt im
Innern der Käse zu fehlen.
Das Pikante und Spezifische am Geschmack, z. T. auch am
Geruch, wird aber hauptsächhch durch die Spaltungsprodukte
des Milchfettes bedingt.
Von wesentlicher Bedeutung bei der Käsebereitung sind also
die Milchsäure bildenden, peptonisierenden und fettspaltenden
Bakterien. Löcher im Käse entstehen ebenfalls durch Bakterien
und zwar durch Kohlensäure produzierende, wodurch besonders
bei den verhältnismäßig wasserarmen Hartkäsen bisweilen un-
förmliche Aufblähungen entstehen. Den fetten Käsen, deren Fett
bis zu einem gewissen Grade zersetzt werden soll, pflegt man eine
flache Form zu geben, während man im anderen Falle die Kugel-
form wählt (Edamer Käse).
Versuche, Bakterienreinkulturen bei der Käsebereitung zu
verwenden, sollen bereits erfolgreich gewesen sein.
Blaue Flecken im Käse entstehen durch Pseudomonas syn-
cyanea u. a. m.
Literatur siehe bei Milchbakterien.
32. Batterbakterien.
Das Ranzigwerden frischer Butter beruht auf Veränderungen
des Butterfettes, bedingt durch den Sauerstoff der Luft, durch
das Sonnenlicht und durch Bakterien, besonders die fettspaltende
Pseudomonas fluorescens. Aroma bildende Keime scheinen in
der Butter keine Rolle zu spielen.
Gesalzene Butter wird wegen der konservierenden Eigenschaft
des Kochsalzes weniger leicht ranzig als ungesalzene.
Literatur siehe bei Milchbakterien.
33. ßrüttelg'bakterieii.
Bei der Gärung des Brotteiges kommen in der Hauptsache
drei Faktoren in Betracht, nämlich Essig- und wohl auch Milch-
— 73 —
Säurebildung durch Bakterien, teilweise Lösung von Stärke und
Kohlensiiurebildung durch liefen.
Vergl. W. fv. Peters, Die Orgimisnien des Sauerteigs und
ihre Bedeutung für die Brotgärung. l^(»t. Ztg., 18S1), Bd. 47.
Lafar, Mykologie des l^äckereiwesens, im Jland])uch, 1905
bis 190S, Bd. 2, S. 504.
Unter den Brotfehlern ist das Schleimigwerdcn des Brotes
bemerkenswert, welches sich darin äußert, daß die Krume sich
nach dem Durchschneiden des Brotes zu Strähnen ausziehen läßt.
Die Erscheinung tritt gelegentlich in der warmen Jahreszeit, be-
sonders im Juli und August, auf und wird durch Bacillus rnesen-
tericus vidgatus f. panis viscosi bedingt, dessen Sporen die Hitze
des Backofens zu ertragen vermögen.
Dieser Brotfehler läßt sich dadurch vermeiden, daß man das
gebackene Brot schnell abkühlt, auf keinen Fall zu lange Zeit
bei 25 — 30 ^ hält. Auch etwas stärkeres Säuern des Teiges ver-
mindert die Gefahr des Schleimigwerdens.
6. Stellung im System.
Die von verschiedenen Autoren über die verwandtschaftlichen
Beziehungen der Bakterien zu anderen Klassen des Organismen-
reiches geäußerten Ansichten sind folgende:
0. F. Müller (1786), Ehrenberg (1838) und Perty (1852)
wiesen bereits auf eine Verwandtschaft der Oscillarieen mit den
damals z. T. Vibrionien genannten und meist zu den Tieren ge-
rechneten Bakterien hin.
Raben hörst, Flora europaea algarum, 1864 — 1868, gliedert
die Bakterien den Spaltalgen (Phycochromaceae) an und zwar
Merismopedia und Sarcina den Chroococcaceae, Bacillus, Spi-
rilluin, Sphaerofilus , Beggiatoa u. a. m. den Oscillariaceae ;
Zoogloea Cohn wird unter den Grünalgen bei Palmella mucosa
erwähnt.
Cohn, Die Pflanze 1882, schreibt S. 441, daß die Bakterien
die Urformen des Lebens sind, in denen offenbar die Besonder-
heiten tierischer und pflanzlicher Natur noch nicht ausgeprägt
sind. Die Bakterien zeigen Verwandtschaft zu den Monaden , in
denen wir die kleinsten Geißelschwärmer kennen gelernt haben,
und die selbst wieder in Beziehungen zn den veränderlichen
- 74 —
Amöben stehen. Die gesamte Organisation und P^ntwicklung
jedoch versetzt die Bakterien ins Ptianzenreich ; sie scheinen den
Oscillarien nächst verwandt. In ihrer Lebensweise endlich stimmen
die Bakterien mit den Pilzen überein und werden deshalb syste-
matisch auch als Spaltpilze (Schizomycetes) bezeichnet.
Nach de Bary, Vergleichende Morphologie und Biologie der
Pilze, Mycetozoen und Bakterien, Leipzig, 1884, haben die Bak-
terien keine verwandtschaftlichen Beziehungen zu den Eumyceten,
sondern stehen den Spaltalgon nahe; sie sind chlorophyllfreie
Schizophyten. Die Stellung der Bakteriengruppe im Gesamtsystem
würde nach ihm Ijestimmt sein als die eines an Flagellaten als
allgemeine Anfangs- und Ausgangsgruppe der Organismen an-
schließenden, der Algen- oder Mycetozoenreihe zu koordinierenden
Stammes.
Zopf, Die Spaltpilze. 3. Aufl., 1885, bemerkt, daß die ge-
naueren Untersuchungen an Spaltpilzen und Spaltalgen zu dem
wichtigen Resultat geführt haben, daß beide Thallophytengruppen
in ihrem gesamten Entwicklungsgange sowohl als in der Morpho-
logie der einzelnen Entwicklungsstadien eine außerordentlich
nahe Verwandtschaft zeigen, die eine Vereinigung beider
Gruppen zu einer einzigen großen Familie, der Familie der Spalt-
pflanzen, nicht bloß ermöglicht, sondern sogar als unabweisliche
Forderung hinstellt.
•Bütschli, Protozoa, 1883 — 87, S. 808, vertritt den Stand-
punkt, daß eine Betrachtung der Organisation und Entwicklungs-
verhältnisse der einfacheren Schizomyceten kaum verkennen läßt,
daß auch zu den einfacheren Flagellaten Beziehungen existieren.
[Schwärmzustände, Dauerzustände von Monas (Spumella) und
Chro7nuUna.]
Brefeld, Untersuchungen aus dem Gesamtgebiete der My-
kologie, VIII, Leipzig, 1889, vergleicht die Bakterien mit den
Nebenfruchtformen (besonders Oidien) der höheren Eumyceten.
Diese Darlegungen sollen aber nach den Angaben des Genannten
nur Andeutungen über die Stelhmg der Bakterien im System sein.
Schroeter, Pilze in Kryptogamen Flora von Schlesien 1889
S. 141, vertritt den Standpunkt, daß die Schizomyceten in ihrer
ganzen vegetativen Entwicklung den phykochromhaltigen Algen
so nahe stehen, daß man versucht wird, beide zu einer gemein-
— 75 —
ßamcii Pilanzeiiklasse, don St;lnz()i)liyU'n, zu vereinigen. Dabei
wird bemerkt, daß die endogene Sporenbildung, z. B. bei Haeillus,
eine eigene Kntwicklungsforni darytellt, welcbe sicli bei den Spalt-
algen nic'lit findet. Chromatium Okenii stellt naeli Verf. den
einfachsten Flagellaten nahe. Kin direkter phylogenetischer Zu-
sannnenhang mit den Myxomyceten und den Eumyceten läßt sich
einstweilen nicht vermuten.
Nacli L. Klein, Über einen neuen Typus der Sporen])ildung
bei den endosporen Bakterien, Ber. d. Deutschen Bot. Ges. 1889,
Bd. 7, S. (57) zeigen die Bakterien Beziehungen zu den Schizo-
phyceen und Flagellaten.
Arth. Meyer, Studien über die Morphologie und P^ntwick-
lungsgeschichte der Bakterien, Flora, 1897, bemerkt, daß wegen
der Ähnlichkeit in der Entwicklung der Sporen mit der Endo-
sporcnbildung bei den Ascomyceten (z. B. Calloria fusarioides,
Pertiisaria ocellata), die Schizomycetcs am besten neben die
Ascomycetes gestellt werden.
Fischer, Alfr., Untersuchungen über den Bau der Cyano-
phyceen und Bakterien, Jena 1897, führt S. 122 aus, daß die
verwandtschaftlichen Beziehungen der Schwefelbakterien mid aller
übrigen Bakterien zu den Cyanophyceen nur sehr lockere, äußerlich
morphologische seien. In den Vorlesungen über Bakterien, Jena,
1903, heißt es weiter, daß es unrichtig sei, die Bakterien von den
Flagellaten abzuleiten oder ihnen als Parallelreihe zur Seite zu
stellen. Viel näher stehen die Bakterien, welche hier als Proto-
phyten bezeichnet werden, den farblosen Chlamydomonaden wie
Fohjtoma.
Senn, Flagellata in Engler und Prantl, Die natürlichen
Pflanzenfamilien, 1900, Bd. 1 , S. 94, vertritt die Ansicht, daß
zwischen Flagellaten und Bakterien eine scharfe Grenze besteht,
da den letztgenannten ein distinkter Kern fehlt. Auch die von
Künstler beschriebene Baderioidomonas, die eine Zwischenform
sein soll, kann nach Senn die gezogene Grenze wegen der Teilung
nach mehreren Richtungen nicht verwischen. S. 117 wird be-
züglich Proteromonas Künstler angegeben, daß bei dieser Gattung
sich Anklänge an die Bakterien zeigten.
Klöcker, Abstammung und Kreislauf der Saccharom3'ceten,
Lafar, 1905 — 1907, Bd. 4, hebt S. 168 hervor, daß es scheine, als
— 76 —
ob die Schizosaccharomycctaccac ein Zwischenglied zwischen den
Ascomycctes und den Scliizomycctes seien.
Migula, Allgemeine Morphologie, Entwicklungsgeschichte,
Anaton]ie und Systematik der Schizomyceten. Laf. 1904-=-1907,
Bd. 1, ist der Ansicht, daß die Bakterien entschieden den Spalt-
algen am nächsten stehen , besonders die Chlamydohacteriaceae.
Die Vereinigung der Schizomycetes und Schizopliyceae zur
Gruppe der Schizophyta ist zunächst noch die natürlichste Lösung
der \'erwandtschaftsfrage.
Außerdem fallen aber gewisse Ähnlichkeiten mit Schizosaccha-
romyces und Polytoma auf.
Verf. teilt zur Orientierung folgenden Stammbaum mit:
9
Spaltalgen
Bakterien
Schizosaccharomyces
Saccharomyces ?
Ascomycetes / "^--^
Chlamydomonadinen Flagellata
Ich selbst bin der Ansicht, daß die Spaltpilze und Spalt-
algen vielfach verwandtschaftliche Beziehungen zeigen, wie durch
das beigefügte Schema veranschaulicht werden mag.
Schizophyceae
Thiobacteria
Eubacteria
Merismopedia
Thiopedia
Lampropedia
Aphanothece, Gloeocapsa,
Aphanocapsa
Thiothece, Thiocapsa
Azotobacter, Leucocystis
Polycystis
Lamprocystis
Ascococcus?
Chroococcaceae
Thiosarcina?
Sarcina ?
J7
Thiopolycoccus?
Micrococcus ex p.
Oscillatoriaceae
Thiospirillum?
Spirillum ?
n
Beggiatoa
—
n
Thioploca
—
»1
—
Streptococcus ex p.
»
—
Bacterium ex p.
Nostocaceae
—
Streptococcus ex p.
»1
—
Bacillus ex p.
Scyton«;mata(;eae
—
Sphaerotilus, Cladothrix
Iiivulariac(;ae
—
Clonothrix?
Chamaesiphonaceae
—
Creuotlirix
— 77 —
Diese verwandtscliaft liehen Beziel Hingen gründen sich auf
iiußere, habituelle Ähnlichkeit, auf vielfaclni Übereinstimmung in
der Entwicklung, auf den Mangel eines distinkten Kerns in Ixiden
Klassen u. a. m. Wesentlicli erselieint auch, dal.i melirfach l»ak-
terieniihnliche Organismen mit schwach grünem oder blaugrünem
ZeUinlialt beobachtet worden sind. Vergl. z. B. Dangeiird, ('on-
tributions ä l'ctude des Bacteriacees vertes (Eubacillus gen. nov.),
und Observations sur le groupe des Bacteriacees vertes. Le Bo-
taniste, 1890—91, Bd. 2, S. 151 und 1893, Bd. 4, S. 1 ; außer-
dem siehe Oscillatoria heggiatoides, Bacterium chlorinuvi und
van Tiegliem (2), Seh midie (1).
Bemerkenswert ist auch, daß viele Spaltalgen ebenso wie die
meisten Bakterien zur Saprobiose neigen und nicht selten gegen
einen gewissen Gehalt des Mediums an Schwefelwasserstoff ziem-
lich resistent sind. Mehrfach vertragen Vertreter beider Klassen
auch hohe Wärmegrade , so die thermophilen Bakterien und die
in heißen Quellen lebenden Spaltalgen. Weitere Berührungspunkte
werden sich vielleicht noch ergeben, wenn die leider sehr ver-
nachlässigte Reinkultur der Spaltalgen künftig besser gefördert
sein wird. Während die beweglichen Spaltalgen durch ober-
flächliche PJasmaströme fortkriechen (Merlsmopedia u. a. sollen
bisweilen Cilien haben, doch bedürfen diese Angaben noch der
Bestätigung), besitzen viele Bakterien im Gegensatz dazu Geißeln,
was auf den ersten Blick ^venig für Verwandtschaft zu sprechen
scheint. Es ist aber zu bedenken , daß die träge Bewegung der
Spaltalgen meist nur dazu dient, die Fäden beim Verschütten aus
dem Schlamm wieder an dessen Oberfläche zu befördern, während
die planktonischen Formen wie Gloiotrichia echinulata, Aphani-
zomenon, Oscillatoria Agardhii, rubescens u. a. m. sich überhaupt
nicht aktiv durch Bewegung, sondern nur passiv durch Schw^ebe-
vakuolen im freien Wasser halten.
Die Bakterien dagegen bedürfen bei ihrer hohen Sensibilität
gegen selbst geringe Änderungen in der chemischen Beschaffenheit
des Wassers, in dem sie oft planktonisch vorkommen, viel kräf-
tiger wirksamer Bewegungsmaschineu, wie es eben die Geißeln
sind. Gute Beispiele für besondere Kraft des Wimpernschlages
liefern manche Rädertiere, die imstande sind, ausgewachsene Ko-
lonien von Pandorina monim, die selbst mit Cilien ausgestattet
- 78 —
sind, in den durch ihre Bewegung erzeugten vStrudel hineinzu-
ziehen. Die Schwingbewegung der Geißehi erzeugt viel größere
Geschwindigkeiten als die Kriechbewegung der Oscillatorien ; es
sei nur an die überraschend lebhaften Bewegungen der Spirillen
erinnert. Ähnliche Betrachtungen dürften für die beweglichen
Bodenbakterien gelten, die vielleicht nur bei feuchter Witterung
Gelegenheit haben, sich ausgiebig im Boden zu bewegen. Die
Ausbildung der Geißeln ist demnach möglicherweise nur eine
Anpassungserscheinung, wie deren viele besonders bei Planktonten
beobachtet werden.
Bildung von Sporen ist unter den Spaltalgen hauptsächlich
eine Eigentümlichkeit der Nostocaceae, deren Sporen freilich
Arthrosporen sind. Es ist aber noch nicht sicher, ob dieser
Unterschied ein wesentlicher ist. Auf jeden Fall lohnt sich zu-
künftig ein eingehender Vergleich eines Teiles der Bakterien mit
den kleineren Formen der Nostocaceae.
Trotz dieser Betrachtungen halte ich die Versuche, für die
Bakterien Anschlüsse zu den Schizosaccharomycetes , Eumycetes
und Flagellaten zu finden, für berechtigt, da auch diese in ihren
einfaclisten Formen große Ähnlichkeiten mit den Spaltpflanzen
aufweisen. Die stark ausgeprägte Fähigkeit vieler Bakterien zu
weitgehenden chemischen Zersetzungen scheint bei den Spaltalgen
zu fehlen, findet sich aber mehrfach bei den echten Pilzen.
Soweit Verwandtschaft mit Spaltalgen in Betracht kommt,
sind diesen gegenüber die Bakterien wegen ihrer chemischen Fähig-
keiten und bedeutenden Entwicklungsgeschwindigkeit vielleicht als
primär zu betrachten.
Über die Zahl der bisher bei Spaltalgen und Spaltpilzen
unterschiedenen Spezies vergl. S. 0.
Über die Phylogenic innerhalb der Klasse der Schizomycetes
sel))st finden sich Angaben bei Jensen, Die Hauptlinien des
natürlichen Bakteriensystems. Chi. Bakt., II. Abt., 1909, Bd. 22.
Maßgol^end für die Einteilung sind nach seinen Ausführungen
vielfach die ])hysiologischen Eigenschaften. Danach zerfallen die
Bakterien in 8 Gruppen:
a) primitivste Gruppe: Ernährung durch anorganische
Kohlenstoff- und Stickstoffverbindungen; -
])) Ernährung durch organische Kohlenstoff- und anor-
ganische Stick Stoff verbi ndungen ;
•— 79 —
c) jüngste Ciruppi': Krnälirung nur durch organische Koh-
lenstoff- und Slickstori'verbindungon.
Diese Anordnung sclieint /. T. mit der niori)liologiselien
(irup])ierung luicli der (ieißelstellung zusammenzufallen.
7. Systoinatischor Toil.
Übersicht der Familien.
A. Zellen einzeln oder in Verbänden. Echte Verzweigungen fehlend.
T. Zellen ohne freien Schwefel, Bakteriopurpurin und Bakterio-
chlorin.
a) Zellfäden meist fehlend; wenn vorhanden ohne differenzierte
Scheide und ohne basale Anheftungsstelle.
«) Zellen meist vollkommen kugelförmig: i. Coccaceae.
(i) Zellen mehr oder weniger stäbchenförmig:
2. Bacteriaceae.
;') Zellen kurz oder lang schraubenförmig: 3. Spirillaceae.
b) Zellfäden mit Scheide und Differenzierung in Basis und
Spitze 4. Chlamydobacteriaceae.
II. Zellinhalt mit freiem Schwefel, Bakteriopuri)urin und Bakterio-
chlorin oder nur mit diesen Farbstoffen.
a) Zellen ohne Farbstoff, fast immer mit Schwefel:
5. Beggiatoaceae.
b) Zellen mit Farbstoff, oft ohne Schwefel:
6. Rhodobacteriaceae.
B. Zellen sehr zarte Hyphen bildend; mit echten Verzweigungen:
7. Actinomycetes.
Über das Bestimmen der Bakterien.
Die Zahl derjenigen Bakterien, welche wegen massenhafter
Entwicklung in der freien Natur mit bloßem Auge oder wegen
charakteristischer mikroskopischer Merkmale mit dem l)ewafrneten
Auge ohne weiteres erkannt werden können, dürfte sich auf etwa
50 belaufen (vergl. S. 6). Zur erstgenannten Gruppe gehören
beispielsweise Sphaerotiliis natans, Sph. roseus, Tkiothrix nivea,
Beggiatoen u. a. m., zu der zweiten Spirillum undula, Sp. volutans,
Thiospirülum sanguiiieum , Zoogloea ramigera, Crenothrix poly-
spora, Clonothrix fusca, Lampropedia hyalina usw. Alle 2 fi
und mehr dicken Bakterien sind im allgemeinen leicht zu be-
stimmen. Bei einer Reihe anderer kann man aus dem Standort
— 80 — '
auf die Spezies mit mehr oder weniger großer Sicherheit schHeßen
(z. B. bei Sarcina paludosa, bei manchen Fäulnisbakterien, Mi-
krobien der Baumflüsse usw.), bei den übrigen aber müssen Kul-
turen angelegt und physiologische Diagnosen ausgeführt werden.
Zur Orientierung über diese Methoden sei verwiesen auf die
Plattenkulturen in Petrischälchen (S. 21), auf die Stich- und Strich-
kulturen in Reagenzröhrchen (Taf. 2) und auf die Gärproben in
Kölbchen (ebenda Fig. 5).
Wertvolle diagnostische Tafeln und Tabellen zum Bestimmen
nach dem Aussehen der gezüchteten Kolonien, deren Verhalten
zu Gelatine u. a. m. finden sich bei Lehm. u. Neum., 1907, Bd. 1,
Taf. 1 — 4, Weitere Gesichtspunkte, welche bei der genauen Be-
stimmung zu beachten sind, können u. a. ersehen werden aus:
Arthur Meyer, Praktikum der botanischen Bakterienkunde, Jena,
1903, S. 131. Über tierphysiologische Versuche vergleiche man
die einschlägigen medizinischen Handbücher. Da naturgemäß die
Diagnosen nur von den leichter erkennbaren Arten ausführlich
gegeben werden konnten, ist bei jeder Art nach Möglichkeit die
wichtigste diesbezügliche Literatur angegeben worden.
Exsikkatensamnilungen sind zitiert bei Winter in Ra-
benhorsts Kryptogamenflora, 2. Aufl., 1884, Bd. 1.
Reinkulturen von zahlreichen Bakterien werden gesammelt
und gezüchtet im Laboratorium von Kral in Prag.
I. Familie: Coccaceae, Zopf 1883, emend. Mig., Kngelbakterien.
Name von kokkos = Körnchen.
Vegetative Zellen meist kugelig, niemals stäbchenförmig.
Teilung (vergl. S. 40, Fig. 6) nach 1, 2 oder 3 Richtungen des
Raumes. Zellen einzeln oder zu mehr oder weniger typischen
Familien vereinigt. Je nach der Gruppierung unterscheidet man
Diplokokken, Kettonkokken, Tetrakokken, Tafelkokken, Trauben-
kokken (Stai)hylokokken, von staphylo = Traube) und Paketkokken
(Sarcinen).
Die Coccaceae umfassen etwa 7 Gattungen, während die
Ckroococcaceae unter den Spaltalgen nach Kirchner 20 Gattungen
aufweisen. Daraus scheint hervorzugehen, daß besonders Micro-
coccus mit seinen znlilreichen Arten zukünftig in mehrere Gattungen
zerlegt werden wird. Ich bin schon jetzt da, wo Verwandtschaft
mit Spaltalgen wahrscheinlich ist, von der Nomenklatur Migulas
— Sl —
etwas abgewichen, z. M. bei Lcucoctjstis und Lam2)ropedia, die in
der vorliegenden Bearbeitung niclit zu Micrococcus gezogen sind.
Über die Bewegungsfiihigkeit bei Kokken vergl. : D. Ellis,
Der Nachweis der Geißehi bei allen Coccaceen. Cbl. Bakt., IL Abt.,
1902, Bd. 9 und 1904, Bd. 11.
Übersicht der Gattungen.
A. Zellteilung- nach einer Richtung des Raumes: I. Streptococcus.
B. Zellteilung nach mehreren Richtungen des Raumes.
I. Zellteilung nach zwei Richtungen.
a) Zellen nicht in Tafeln.
1. Geschichtete, fest abgegrenzte Gallerthüllen fehlend:
2. Micrococcus.
2. ]\Iit mehrschichtigen, fest abgegrenzten Gallerthüllen:
3. Leucocystis.
b) Zellen in Tafeln.
1. Unbeweglich 4. Lampropedia.
2. Beweglich 5. Pedioplana.
n. Zellteilung nach drei Richtungen.
a) Zellen paketförmig gelagert 6. Sarcina.
b) Zellen einzeln, zu mehreren oder in chroococcusartigen Ver-
bänden 7. Azotobacter.
1. Gattung: ^Streptococcus Billroth. Untersuchungen
über die Vegetationsformen der Coccobacteria septica, Berlin 1874,
S. 10. — Leptothrix Hallier ex p. — Torula Pasteur. — Mycothrix
Cohn.
Name von streptos =^ Halskette und kokkos = Körnchen.
Zellen zu mehr oder weniger langen perlschnurartigen Ketten
vereinigt bleibend. Teilung nur nach einer Richtung des Raumes.
Manche dünnfädigen Oscillatorien von ca. 2 jx Zelldurchmesser zeigen
gewisse Ähnlichkeit mit Streptokokken.
Streptococcus acldi lactici Grotenfelt (1), Fortschritte der
Medizin, 1889, Bd. 7, S. 124. — Bacterium Güntheri Lehm, et
Neum. (Atl. Bakt., 1. Aufl.). — Cfr. Bacterium lactis acidi Leichm.
Vergl. auch Kruse, Das Verhältnis der Milchsäurebakterien zum
Streptococcus lanceolatus (Pneumoniecoccus, Enterococcus usw.) Cbl.
Bakt., I. Abt., Orig., Bd. 34, S. 737.
Zellen zu verhältnismäßig kleinen Ketten angeordnet, kugelig
bis ellipsoid, 0,3 — 0,6 X 0,5 — 1 ^, unbeweglich. Kolonien auf
Kryptogamenflora der Mark V. 6
— 82 —
Agar als zarte durchsichtige Beläge, wie aus feinsten Tautröpfchen
gebildet. Fakultativ aerob.
In jeder spontan gesäuerten Milch reichlich vorhanden. Wichtigster
Milchsäureerreger. Aus Trauben- und Milchzucker wird reine Rechtsmilch-
säure und kein Gas gebildet.
Eine Aufzählung von über 100 Milchsäurebakteriaceen und ihrer che-
mischen Leistungen findet sich bei Emmerling (1), S. 53. Vergl. auch S. 70
und C. Günther, 1. c. S. 835 u. Taf. 2, Fig. 9.
Streptococcus pyogenes Rosenbach, Mikroorganismen bei
den Wundinfektionskrankheiten des Menschen 1884, S. 22. —
Str. erysipelatos (Fehleisen). — Str. conglomeratus Kurth (1) (Arb.
Kais. Gesundh. Amt 1891, Bd. 7, S. 389). — Str. brevis et Str.
longus V. Lingelsheim (Zschr. f. Hyg. 1891, Bd. 10, S. 331). —
Str. murisepticus v. Lingelsheim 1. c. — Str. septo-pyaemicus
Biondi 1. c. 1887, Bd. 2, S. 225; nach Mig. — Str. puerperalis
Arloing. — Str. articulorum Flügge. — Str. pyogenes malignus
Flügge. — Str. septicus Nicolaier. — Str. scarlatinosus Klein;
nach Lehm. u. Neum. Abb. bei Lehm. u. Neum. Taf. 5 — 6.
Ketten und Diplokokken. Durchmesser 0,5 — 1 /^, sehr variabel,
in den Ketten oft einzelne doppelt so große Zellen (analog den
Grenzzellen der Spaltalgen?).
Im Boden und Wasser; pathogen für Menschen und Tiere. Erzeugt
namentlich Entzündung und Eiterung. Kann Gelenkrheumatismus u. a. her-
vorrufen; begleitet Scharlach, Diphtherie usw.
Streptococcus bombycis Cohn, Beiträge zur Biologie der
Pflanzen 1872, Bd. 1. — Microzyma bombycis Bechamp (Compt.
Rend. de I'Acad. des Sciences 1867, vol. 64).
Erzeugt Schlafsucht und Auszehrung der Seidenraupen. Über einen
weiteren für Seidenraupen pathogenen Streptococcus vergl. Mig. Syst. S. 22.
Mit der vorigen Spezies nahe verwandt.
Streptococcus coli (Escherich) Mig., Syst. Bakt. Bd. 2,
S. 33. — Weißgelber verflüssigender Micrococcus (Streptococcus
coli brevis) Escherich. Die Darmbakterien des Säuglings 1886,
S. 86.
Ketten von 3 — 8 Gliedern mit 0,2 — 0,4 /x Durchmesser,
einzelne (Megakokken) erheblich größer. Verflüssigt Gelatine. Ko-
lonien mit scharfem Kontur.
Häufig im Milchkot; einer der gewohnlichsten fakultativen Darmbe-
Wühner.
— S3 —
Streptococcus margaritaceus Sclnoeter in Cobn, Krypto-
gamenllora von Sclilcsion, Pilze, lS8i), Bd. 3, S. 149.
S. 95, Fig. a. Orig.
Zellen kuf^elig, ziemlich groß, ax. 1,5/* im Durchmesser, zu
ziemlich langen perlschnurförmigen, farblosen Ketten verbunden;
verhältnismäßig fest vereinigt.
In faulenden Flüssigkeiten, zersetztem Blut, Sumpfwasser; häufig in
städtischen Ahwässeru.
Streptococcus tyrogenus Henrici (1), Arb. Bakt. Inst. Techn.
Hochschule Karlsruhe 1894, S. 50.
Diplokokken und kurze (in Bouillon lange) Ketten. Durch-
messer der Zellen 2 |tt, also verhältnismäßig groß.
In verschiedenen Käsesorten (z. B. Schweizer und Edamer) gefunden.
Weitere Spezies in derselben Arbeit.
Streptococcus cinereus Zimmermann, Die Bakterien unserer
Trink- und Nutzwässer, 2. Reibe, 1894, S. 64.
Zellen in Ketten, 0,68 fx im Durchmesser, unbeweglich, ohne
Endosporenbildung. Ungenügend charakterisiert.
Im Leitungswasser von Döbeln gefunden.
Streptococcus lacteus Schroeter in Cohn, Kryptogamenflora
von Scblesien, Pilze, 1889, Bd. 3, S. 149.
Zellen kugelig, 0,5 /x dick, zu 4 bis 16 in Ketten vereinigt,
sich leicht trennend. Kolonien milchweiße Tröpfchen bildend.
Gelatine wird nicht verflüssigt.
In Breslau öfter aus dem Staub der Zimmer auf Gelatineplatten kulti-
viert. Nicht pathogen.
Streptococcus mesenterioides (Cienk) Mig., Syst. Bakt.
1900, Bd. 2, S. 25. — Ascococcus mesenterioides Cienko^vski (Über
die Gallertbildungen des Zuckerrübensaftes, Charkow 1878). —
Leuconostoc mesenterioides van Tiegbem (Sur la gomme de sucrerie ;
Ann. Scienc. Nat. ser. 6, 1878, vol. 7, p. 180). Vergl. aucb Laf.
1905-08, Bd. 2, S. 455, sowie C. Liesenberg u. W. Zopf (1).
S. 95, Fig. 9. Nach Zettnow.
Zellen 0,9 — 1,5 fx Durchmesser, in Ketten, mit dicker bis
20 iLi starker Gallertmembran, deswegen Froschlaichpilz genannt.
Auf zuckerhaltigen Nährböden. Dextrangärung des Zuckerrüben-
saftes verursachend.
6'
— 84 —
Im Saftfluß einer Erle bei Hohenschönhausen hei Berlin. In Zucker-
fabriken in Säften der Rüben.
Ein Gallert-Streptococcus vom schleimigen Deckenbelag eines
Lagerkellers ist in einem Photogramm wiedergegeben bei L i n d n e r (2)
Taf. 93.
Streptococcus Lagerheimii Mig., Syst. Bakt. 1900, Bd. 2,
S. 41. — Leuconostoc Lagerheimii Ludw. Vergl. auch Ludwig (1),
in Ber. d. Deutschen Bot. Ges. 1886, Bd. 4, Taf. 18 u. Lehrbuch
der niederen Kryptogamen 1892, S. 29.
Schnüre von Kokken oder Diplokokken. Durchmesser der
Zellen 0,6 — 0,8 ii, Kolonien anfangs meist kugelig, fast wie hefe-
artig sprossend, später größer, mit dicken Gallerthüllen. Gallert-
masse wenig konsistent (bei mesenterioides mehr knorpelig).
Der Urheber des weißen Schleimflusses der Eichen, Birken, Weiden,
Pappeln und Eschen. Anfangs unter der Rinde, später hervorbrechend. Von
Hansgirg auch in Kellern gefunden. Lebt zusammen mit Endomyces
Magnusii, Saccharo7nyces Ludioigii u. a. m.
Streptococcus sphagni Mig., Syst. Bakt. 1900, Bd. 2, S. 40.
Ketten von außerordentlicher Länge (bis zu 500 Gliedern).
Zellen sehr klein, 0,4 /^ im Durchmesser.
Von Migula im Herrenwieser See im Schwarzwald an (und in) flutendem
Sphagnum gefunden. Von den Spitzen der Zweige liefen 5 — 6 cm lange
Schleimfäden in das Wasser aus, welche ausschließlich aus den zu dicken
Strängen vereinigten Ketten dieses Organismus bestanden. Nicht pathogen
für Sphagnum.
2. Gattung: Micrococcns (Hallier) Cohn 1872. — Monas
ex p. Ehrenberg 1838.
Name von mikros = klein und kokkos = Körnchen.
Zellen im freien Zustand kugelig, sich unregelmäßig nach
zwei Richtungen des Raumes teilend, meist ohne vorhergehende
Längsstreckung der Zellen. Nach erfolgter Teilung noch längere
Zeit miteinander vereinigt bleibend. Alle zwischen echten Strepto-
kokken und Sarcinen stehenden Kokken (z. B. Pediococcus) werden
zweckmäßig einstweilen hierher gestellt. Beweglich und unbeweglich.
Bestimmungstabelle bei Lehm. u. Neum. S. 209. Vergl.
auch Mig. Syst. S. 46 und Ellis, zitiert S. 81. Einschließlich
Planococeus Mig. 1. c. S. 269.
— 85 —
Micrococcus ureae Cohn, Untersuch, üb. Bakt. in Beitr. z.
Biol. d. Pflanz. I, 1872, S. 158. ~ Vergl. ferner Lafars Handbuch
1904, Bd. 3, S. 75.
S. 95, Fig. 1. Nach AI fr. Fischer.
Zellen kugelig, von ca. 1 //, Durchmesser, meist zu zweien,
seltener in Ketten.
Vergärt Harnstoff zu Ammoniak. Ist unter allen Harnstoffvergärern
der verbreitetste und häufigste. In krustigen Belägen vernachlässigter Pissoirs,
in Staub, Wasser usw.
Micrococcus nitrosus (Winogradsky) Mig., Syst. Bakt.
1900, Bd. 2, S. 194. — Nitrosococcus Winogr. (1), Arch. scienc.
biolog. Petersb. 1892, S. 121.
Abb. in Laf. Bd. 3, Taf. 5, Fig. 4.
Große Kokken von 1,5 — 1,7 fi Durchmesser, mit ziemlich
dicker Gallertmembran. Beweglichkeit (Schwärmzustand) nicht
sicher festgestellt. Wächst in künstlicher Kultur auf Kieselsäure-
gallerte unter Zufügen von Ammonsalzen.
Aus Erde von Quito. Vielleicht weiter verbreitet. Starker Nitritbildner.
In Laf. Bd. 3, S. 160, sind noch andere Nitritbildner erwähnt.
Micrococcus phosphoreus Cohn in litt., Verzameling van
stukken betreffende het geneeskundig staatstoezigt in Nederland
1878, S. 126. — Syn. oder sehr nahe verwandt: Micrococcus lucens
van Tieghem. — Micrococcus Pfluegeri Ludw. pr. p. — Photo-
bacterium phosphorescens Beijerinck. — Bacterium phosphorescens
Bernh. Fischer (nach Lehm. u. Neum.). — Bacterium phosphoreum
(Cohn) Molisch.
S. 95, Fig. 2. Orig.
Zellen groß, ca. 2 ^t* im Durchmesser, kugelig oder etwas ge-
streckt. Im Innern der Zellen bilden sich nach Nadson (1903)
photogene Substanzen, welche sich im Zellinnern unter dem Ein-
fluß des Sauerstoffs unter Mitwirkung von Fermenten oxydieren.
Vergl. auch S. 62. Ist in bezug auf Ernährung anspruchsvoll.
Stirbt bei 30 « ab.
Die Leuchtbakterien sind fast ausnahmslos Bewohner des Meeres, be-
vorzugen deshalb kochsalzhaltiges Substrat. Bewirkt das Leuchten von Fischen,
Krebsen und Schlachtfleisch bei Zutritt von Luft. Vergl. auch Laf. Bd. 1,
S. 623. Pseudomonas lucifera Molisch, von Seefischen isoliert, leuchtet be-
sonders stark. Man kennt bis jetzt etwa 26 Leuchtbakterien, die den Gat-
tungen Micrococcus, Bacterium, Pseudomonas und Microspira angehören.
— 86 —
MicroCOCCUS candicans Flügge, Mikroorganismen, 2. Aufl.,
1886, S. 173.
Abb. Lehm. u. Neum., Taf. 14, Fig. 4—8.
Zellen 1,2 fi dick, Kolonien porzellanweiß; aerob.
Überall sehr häufig in Luft, Wasser und Milch.
MicroCOCCUS lllteus Lehm, et Neum., Atlas und Grundriß
der Bakteriologie 1907, Bd. 2, S. 234, Abb. Taf. 11. — Sarcina
lutea nach Lehm. u. Neum. S. 235. Vergl. Mig. Syst. S. 247.
Zellen mittelgroß, rundlich, 0,4 — 1,2 /i groß, häufig zu zwei
oder vier beieinander liegend. Kulturen gelblich bis gelblichweiß,
Gelatine verflüssigend.
Im Staub der Luft gefunden.
Nahe verwandt mit Micrococcus luteus Cohn.
MicroCOCCUS roseus (Bumm) Lehm, et Neum., Lehm. u.
Neum., Bd. 1, Taf. 16 und Bd. 2, S. 251. — M. agilis Ali-Cohen.
— M. carneus Zimmermann. — M. cinnabarinus Zimmermann.
— Wahrscheinlich Syn.: Sarcina rosea Schroeter.
Rundliche Kokken von 0,6 — 1 /n Durchmesser. Kulturen auf
Gelatine rundlich, klein, rosafarben.
Sehr häufiger und verbreiteter Organismus. In der Luft.
MicroCOCCUS Cyaneus (Schroeter) Cohn. — Bacteridium
cyaneum Schroeter 1872. — Micrococcus pseudo cyaneus Schroeter
(Cohn, Krypt. Fl. Schles., Pilze, 1889, Bd. 3, S. 145). Vergl. Lehm,
u. Neum. S. 254.
Bildet gesättigt kobaltblaue Überzüge; Farbstoff durch Säuren rot, durch
Alkalien zurückgefärbt. Selten.
MicroCOCCUS Billrothii (Cohn) Mig. — Ascococcus Billrothii
char. emend. Cohn. Beiträge zur Biologie der Pflanzen, Bd. 1,
1875. — Wahrscheinlich Syn.: Micrococcus ascoformans John.
Vergl. Mig. Syst. S. 195 und Lehm. u. Neum. Bd. 2, S. 236 mit Abb.
Zellen farblos, sehr klein, kugelig, sehr dicht zu Familien
vereinigt, welche knollig-warzige, kugelige oder ovale, unregelmäßige
Gestalt haben, mit Lappen, welche in kleinere Partien geteilt sind,
umgeben mit kugeliger, ovaler, schleimiger oder knorpeliger, sehr
dicker Kapsel. Familien 20 — 160 ^ dick mit bis 15 jt starker
Hülle. Hat habituell Ähnlichkeit mit Microcystis.
Aus dem Staub der Luft mittels Co Im scher Nährlösung isoliert.
— 87 -
MicrOCOCCUS cystiopoeus Müller Tluirgau (1) in Cbl. Bakt.,
IL Abt., 1908, Bd. 20. S. 353.
Niiiue von kystis -=^ Blase und poiein ==: bilden.
Gehört mit Bacterhim mannitopoeimi und anderen zu den
,,B''dvtcnenbla{?en" genannten Zooglöen. Milclisäureerreger.
In Birnensäften.
MicrOCOCCUS Freudenreichii Guillebeau (1), Landwirtsch.
Jahrb. Schweiz V, 1891, S. 133.
Zellen meist cinzehi, seltener in Ketten. Durchmesser der
Kokken 2 /i und mehr. Vielleicht ein Streptococcus.
Bewirkt Fadeuzieheu der Milch.
MicrOCOCCUS dendroporthos Ludwig 1888. — Vergl. auch
Ludwig, Lehrbuch der niederen Kryptogamen, 1892 und (2), in
Cbl. Bakt., Bd. 10, 189L
Name von dendron := Baum und porthein = zerstören.
Erzeugt braunen, zähen, aber nicht gallertartigen Schleimfluß.
Weitverbreitet in Obstgärten und an Chausseebäumen. Besonders
häufig an Apfelbäumen, Roßkastanien, Birken, Pappeln und Rüstern,
selten an Eichen. Es können bis 20 cm breite Schleimbahnen
durch die Rinde hervorbrechen. Über die in Baumflüssen vor-
kommende Gattung Prototheca, die bis zu einem gewissen Grade
Ähnlichkeit mit einer farblosen Chlorella zeigt, vergl. W. Krüger (1).
Lebt in Gemeinschaft mit Toriila monüioides Corda.
MicrOCOCCUS mucivorus Roze (2), Journ. de Botanique, 1896,
Bd. 10, S. 319.
Durchmesser der Zellen ca. 0,5 ^, mit Gallerthüllen. Zersetzt
den Schleim von Haplococcus, wahrscheinlich auch die Hüllen ver-
schiedener, verbreiteter Spaltalgen.
Bisher nur aus Brunnen in Frankreich beschrieben. Vermutlich weiter
verbreitet z. B. an wasserblüte-bildenden Schizophyceen.
MicrOCOCCUS cerevisiae (Balcke) Mig., Syst. Bakt., Bd. 2,
S. 77. — Pediococcus cerevisiae Balcke; Wochenschr. f. Brennerei
1884, S. 183. Vergl. auch Lindner, Die Sarcina- Organismen der
Gärungsgewerbe, Dissert. Berlin 1888 und Laf., Bd. 5, S. 222.
Einzelzellen, Diplo , Tetrakokken, 0,9 — 1,5 /i groß. — Cfr. S. 93.
Verwandte Vertreter in sarcina-trübem Bier sind von Lindner beschrieben.
— 88 —
MicrOCOCCUS pyogenes (Rosenbach) Mig., Syst. Bakt., Bd. 2,
S. 87. — Stapbylococcus pyogenes albus Rosenbach, Mikroorganismen
bei den Wundinfektionskrankheiten des Menschen, 1884. — Micro-
coceus pyogenes albus Lehm, et Neum., Atl. Bakt., 1896, Bd. 2,
S. 165. — Micrococcus pyogenes Lehm, et Neum. pr. p., Atl. Bakt.,
1907, Bd. 2, S. 238.
Abb. Lehm. u. Neum., Taf. 14, Fig. 1, 2.
Einzel-, Diplo-, Tetra-, Staphylokokken, 0,9 /x. Oft Erreger
von Furunkeln und anderen Eiterherden.
Mit den Varietäten aureus, citreus und albus. Auch in schmutzigem
Wasser und besonders häufig in der Luft von Operationssälen.
Micrococcus progrediens Schroeter, Krypt. Fl. v. Schles.
1889, Bd. 3, S. 148. — Vergl. auch R. Koch, Ätiologie der Wund-
infektionskrankheiten 1878.
Zellen sehr klein, nur etwa 0,15 /i im Durchmesser, in ge-
schlossenen Kolonien, die zu spindelförmigen Zooglöen heran-
wachsen; zwischen dem Bindegewebe wuchernd.
Bei Kaninchen fortschreitende Ahszeßbildung veranlassend.
Micrococcus intracellularis (Weichselbaum) Lehm, et
Neum., Atlas, Taf. 6.
Erreger der Genickstarre.
Micrococcus exiguus Kern (1), Arb. Bakt. Inst. Techn.
Hochschule Karlsruhe, I, 1897, S. 470. — Vergl. Mig. Syst. S. 99.
Häufig Diplokokken, auch im Viereck, seltener Ketten von
3 — 5 Gliedern. Größe 1,3 ^a.
Der Organismus ist hier aufgeführt, um einen Bewohner des Vogelkots
namhaft zu machen. Im Magen von Fringüla coelebs. Vergl. auch Bad. coli.
Micrococcus iris Henrici (1), Arb. Bakt. Inst. Techn. Hoch-
schule Karlsruhe, 1894, Bd. 1, S. 67.
Einzel- oder Diplokokken, in Bouillon oft in kurzen Ketten.
Zellen von 2 ^ Durchmesser. Gelatineplattenkulturen besitzen
Geruch ähnlich altem Leim.
Im Limhurger Käse gefunden. In den verschiedenen Käsesorten finden
sich weitere Spezies.
Micrococcus aquatilis Bolton (1), Zschr. f. Hyg., 1886, Bd. 1,
S. 94. — Mig. Syst. S. 55.
— 80 —
Kokken sehr klein, nur Hrnclitcile eines //, messend. Kultur
auf Gelatineplatten weiß (Porzcllankokkus).
Wasserbewoliner, auch in der Luft. Vermag sich auch in reinem
Wasser lebhaft zu vermehren, sogar in destilliertem Wasser. Wahr-
scheinlich identisch damit: Micrococnis candidm C'ohn, Untersuchungen über
Bakterien (Beitr. z. Biol. d. Pflanzen, 1872, Bd. 1, S. 160).
Micrococcus polypus Mig., Syst. Bakt. 1900, Bd. 2, S. 79.
Die Kolonien bilden auf Gelatineplatten polypenarmartige
Auslcäufer.
Aus dem Staube der Luft als Platteukultur isoliert.
Micrococcus devonicus.
Angeblich in Gesteinen aus der Devonzeit, bedarf aber der
Bestätigung. Als fossil ist auch Bacillus lallyensis Renault be-
schrieben. Die weite Verbreitung bakterieller Zersetzungen in
älteren Erdperioden ist sehr wahrscheinlich.
Um mich von dem Vorkommen fossiler Bakterien selbst zu überzeugen,
habe ich in Bernstein eingeschlossenes, zersetztes Holz der baltischen Bern-
steinfichte durchmustert, nach Präparaten, die mir Herr Prof. Dr. Conwentz
aus Danzig freundlichst übersandt hat. Es fanden sich dort in der Tat
Stäbchenbakterien, doch habe ich weitere, besonders charakteristische Gebilde
wie Sporen und manche Chlamydohacteriaceae bisher nicht gefunden. Über
Bernsteinbäume siehe Conwentz (1).
Haplococcus Roze (2), Journ. de Botanique, 1896, Bd. 10, S. 319.
Name von haploos == einfach.
Zellen kugelig, zu schleimigen Lagern vereinigt, welche weißlich-grau
erscheinen, bisweilen auch etwas Stahlfarbe zeigen.
Nach R. zu den einfachsten Chroococcaceen zu stellen.
Haplococcus natans Roze, 1. c.
Gallertiger Thallus langgestreckt, hyalin. Zellinhalt bisweilen schwach
grünspanfarbig. Zelldurchmesser ca. 1,5 pi.
Im Wasser dunkler Brunnen (bisher nur aus Frankreich beschrieben),
wahrscheinlich aber weiter verbreitet.
3. Gattung: I^encocystis Schroeter 1883; in Cohn, Krypt.
Fl. Schles., Pilze, 1889, Bd. 3, S. 152.
Name von leucos = weiß, glänzend und kystis = Blase.
Zellen kugelig oder kurz elliptisch, einzeln oder zu mehreren
zusammen gelagert, von fest abgegrenzten Gallerthüllen um-
geben und in Schleimmassen zusammenfließend.
— 90 —
LeuCOCystis Cellaris Schroeter. — Erebonema hercynica
Römer, Dtschlds. Alg. S. 70. — Mycothamnion fodinarum Kg.,
Phyc. Germ. 1845, S. 126. — Erebonema hercynicum Kg., Spec.
Alg. 1849, S. 157. — Micrococcus cellaris Mig. Syst. S. 195.
S. 95, Fig. 7. Orig.
Zellen einzeln oder zu 2 — 8 zusammengelagert, 1 — 1,5 jll im
Durchmesser, bisweilen 1,5 — 2 f^i lang, stark lichtbrechend. Schich-
tung der Membranen besonders bei Färbung hervortretend. Bildet
hyaline, formlose oder höcker- bis zapfenartige Überzüge.
An nassen Wänden in feuchten Kellern, Bergwerken usw., meist große
Flächen überziehend. Im Georgsstollen bei Clausthal von Römer gefunden
(zwischen Cryptococcus mollis Kg.). In den Rieselern (Enteisenern) der Ber-
liner Wasserwerke auf Holz. Von Ludwig zu den Caenomycetes^ Abkömm-
lingen der Algen, gerechnet. Von Hansgirg als Keller- und Grotten-
Schizophyt bezeichnet. Diese Gruppe Von Spaltpilzen ist noch verhältnis-
mäßig wenig studiert.
4. Gattung: liaiupropedia Schroeter in Cohn, Krypt.
Fl. Schles., Pilze, 1889, Bd. 3, S. 151.
Name von lampros = glänzend und pedion = Ebene, Fläche.
Die Bezeichnung glänzend dürfte sich auf das Lichtbrechungs-
vermögen der Zellen beziehen. Scheint von der durch Phyko-
chrom gefärbten Spaltalgengattung Merismopedia nur durch den
Mangel des spangrünen Farbstoffes verschieden zu sein.
Lampropedia hyalina Schroeter 1886, in Cohn, Krypt. Fl. v.
Schles. 1889, Bd. 3, S. 151. — Gonium (?) hyalinum Ehrenb. 1838
mit Abbildung. — Merismopedia hyalina Kütz., Phycol. Germ.
1845, S. 142. — Micrococcus hyalinus Mig. Syst. S. 195.
5. 95, Fig. 4. Orig.
Zelldurchmesser ca. 2 /i, Teilung nach zwei Richtungen des
Raumes. Zellinhalt farblos. Täfelchen meist mit 4 oder mehr-
mals 4 Zellen. Kann aber nach meinen Beobachtungen auch
Tafeln mit tausenden von Zellen und über handgroße Überzüge
auf schlammhaltigen Wasserproben in Kulturschalen bilden. Von
Eyferth Tafelkokken genannt.
Wilmersdorfer See (Marsson), Haiensee (Mars so n), Havel bei Schild-
horn (Kolkwitz). Ikzüglicli der Angaben über Vorkommen von Kernen
bei den blaugrünen Parallelformen vergl. Dangeard, Les noyaux d'une
Cyanophycee. Le Merismo])edia convoluta Breb. Le Botaniste 1892, Bd. 3,
Ö. 28. Wahrscheinlich zu den Schlammorganismen zu rechnen.
— 91 —
Lampropedia OChracea Mettenheimer (l), Abli. d. Sencken
berg. Naturf. Ges. 1 851)— 58, Bd. 2, S. 139—157. — Vergl. auch
Rabenhorst, Flora europaea algaruni 1865, S. 59.
Bedarf nocli eines iiiiheren Studiums.
5. Gattung: Pedioplsma Max Wolff (1), Chi. Bakt.,
II. Abt., 1907, Bd. 18, S. 9, Abb. S. 24.
Name von pedion = Fläche u. planaomai = ich schweife umher.
Erinnert an eine mit Geißeln versehene Lampropedia.
Pedioplana Haeckeli Max Wolff 1. c.
Vom Charakter der Gattung.
In jauchig zerfallenen Stellen berzfauler und schorfiger Rüben gefunden.
6. Gattung: fSarciiia Goodsir (1), Edinb. Med. and Surg.
Journ. 1842.
Name von sarcina = Bündel, Paket; wegen der Ähnlichkeit
der Familien mit geschnürten Warenballen.
Die Zellen teilen sich, wenigstens in geeigneten Nährmedien,
nach drei aufeinander senkrechten Richtungen des Raumes
und bleiben meist zu größeren oder kleineren würfelartigen Fa-
milien vereinigt, welche wieder in größere paketartige Massen zu-
sammengestellt sind, an denen die einzelnen Abteilungen durcli
stärkere Einschnürungen getrennt erscheinen. Beweglich und un-
beweglich, mit und ohne Sporen. Einschließlich Planosarclna
Mig. Syst. S. 275. Sporenbildung findet sich bei /S'arcma^M/mom<m
Virchow et Hauser und Sarcina ureae Beijerinck. Manche Sar-
cinen zerfallen schnell in Tafeln (Pediococcus-Yorm) und erscheinen
dadurch nicht in der gewohnten Paketform. Vergl. auch Gruber (1).
Sarcina ventriculi Goodsir I.e. 1842. — Mig. Syst. S. 259.
— Merismopedia Goodsiri Husem. — Merismopedia ventriculi
Robin, Histoire des vegetaux parasites, S. 831. — Sarcina fuscescens
de Bary, Vorlesungen über Bakterien, 2. Aufl., 1887, S. 181.
Name von ventriculus = Magen.
S. 95, Fig. 6. Nach Migula.
Zellen 2,5 ß im Durchmesser, farblos bis gelblich -bräunlich.
Typische Pakete nur in Heuaufguß, in allen anderen Kulturmedien
meist nur Einzel-, Diplo- und Tetrakokken.
Im Magen von Mensch und Tieren gefunden. Im Magen außerdem
noch eine ganze Reihe anderer Sarcinen. Vergl. Lehm. u. Neum. Aum. S. 199.
— 92 —
Sarcina tetragena (Koch et Gaffky) Migula. — Gaffky (1),
Langenbecks Archiv, 1883, Bd. 28, S. 500. — Koch (1), Mitt. a.
d. Kais. Gesundh. Amt Bd. 2, S. 41. — Micrococcus tetragenus
Koch et Gaffky. — Weitere Synonyme bei Mig. Syst. S. 225 und
Lehm. u. Neum. S. 201. Abb. bei Lehm. u. Neum. Taf. 12.
Zellen im Gewebe der Organismen meist zu vier beieinander
liegend, mit deutlicher Gallerthülle, in Heudekokt typische Sarcina-
form annehmend. Beweglich und unbeweglich. Kolonien weißlich.
Hauptsäclilicli in Lungenkavernen und in Abszessen. In neuerer Zeit
sind noch weitere patliogene Sarcineu beschrieben worden.
Sarcina aurantiaca Flügge, Mikroorganismen, 2. Aufl., 1886,
S. 180. — Orangefarbige Sarcina Fischer et Proskauer, Mitt. a. d.
Kais. Gesundh. Amt 1884, Bd. 2, S. 240. Abb. bei Lehm. u.
Neum. Taf. 9.
Durchmesser der Zellen gegen 1 fi. Bildet Paketballen auf
allen üblichen Nährböden, findet sich auch in Form von Diplo-
und Tetrakokken, dadurch an Micrococcus erinnernd. Produziert
orangegelben Farbstoff, ein Eucarotin (Lipochrom). Kulturen auf
Kartoffel stets leuchtender in der Farbe als bei Micr. pyogenes
aureus. Aerob.
Häufig im Staub der Luft.
Sarcina flava de Bary, emend. Lehm, et Stubenrath, Vor-
lesungen über Bakterien 1887, S. 151. Abb. bei Lehm. u. Neum.
Taf. 8.
Bildet gelben Farbstoff", aerob. Nach Lehm. u. Neum. dem
Micrococcus luteus forma sarcinica nahe stehend.
Häufig in Luft, außerdem in Bier, Sauerteig. Lehm. u. Neum. bilden
auf Taf. 10 außerdem folgende farbige Arten ab:
S. ccrvina Stubenrath, Farbe hellbraun,
„ lutea Flügge em. L. et St., „ schwefelgelb,
„ rosea Schroeter em. Menge et
Zimmermann, „ rosa,
„ erythromyxa Kral „ karmin bis mennigrot,
„ canescens Stubenrath „ grau.
Sarcina Candida P. Lindner, Die Sarcina -Organismen der
GärungB- Gewerbe. Disscrt., Berlin 1888, S. 43. — Mig. Syst.
S. 223.
Durchmesser der Zellen 1,5 — 1,7 fji. Bildet weiße Kolonien.
— 93 —
Im Wasser und häufiuf iu der Luft von lirauereiriiumen. Verschiedene
Sarcineu erzeugen liierkrankheiten, aucli Fediococcas viscosus Lindner, Vergl.
dessen Mikroskopische Betriebskontrolle, 5. Aufl. 1909, Lindner (2) und Min:
ccrcvisiae — Fcd. viscosus verursacht das Fadeuziehen des Weißbieres.
Sarcina maxima P. Lindner, Die Sarcina- Organismen der
Gärungs-Gewerbe. Dissert., Berlin 1888, S. 54. Vergl. Beijerinck
u. Goslings (1).
Zellen 3 — 4 ^ im Durchmesser. Große Würfelpakete, bis
stärkekorngroß. Wahrscheinlich obligat anaerob; vergärt GUikose
oder Malzwürze unter Entwicklung von Milchsäure, Kohlensäure
und Wasserstoff.
Entsteht in Malzmaische bei 40 — 45 °C.
Sarcina Schaudinni (Max Wolff)(l). — Planosarcina Schau-
dinni Max Wolff. Cbl. Bakt., II. Abt., 1907, Bd. 18, S. 9, Abb. S. 24.
Einzelkokken sehr groß (3 fi), Familien beweglich.
In jauchig zerfallenen Stellen auf Kartoffeln gefunden.
Sarcina paludosa Schroeter in Cohn, Krypt. FL v. Schlesien,
Pilze, 1889, Bd. 3, S. 153. — Mig. Syst. S. 269.
Zellen bis 2 ^ im Durchmesser, farblos, stark hchtbrechend.
Familie weniger regelmäßig als S. ventr., Ecken und Einschnitte
stärker abgerundet.
In Schlamm und organischen Abwässern, nicht selten.
Sarcina ureae Beijerinck (1), Cbl. Bakt., IL Abt., 1901,
Bd. 7, S. 33. — Vergl. ferner Lafars Handbuch 1904, Bd. 3,
S. 76. — Planosarcina ureae cf. Laf.
S. 95, Fig. 5.
Bildet Pakete, welche aus 4 — 8 kugeligen Zellen von 0,7 bis
1,2 iti Durchmesser bestehen. Zellen mit zerstreut stehenden
Geißeln von der 7- bis 8-fachen Länge der Pakete. Sporen von
0,6 ^ Durchmesser. Gelatinekolonien gelb. Vergärt kräftig Harn-
stoff. Vorwiegend im Boden, aber auch im Wasser gefunden.
Vergl. auch Sarcina agilis (Ali-Cohen). — Planosarcina agilis (Ali-
Cohen) Mig. — Micrococcus agilis (Ali-Cohen), Mig. Syst. S. 275. Vermag nach
Ewart Sauerstoff locker zu binden.
Sarcina methanica Beijerinck. — Vergleiche dazu Söhngen, Das
Entstehen und Verschwinden von Wasserstoff und Methan unter dem Einfluß
des organischen Lebens (holländisch). Dissertation, Delft, 1906.
— 94 —
Von großen Dimensionen, unbeweglich; die Pakete bestehen aus acht
Abteilungen, von denen jede wieder aus acht kokkenartigen Teilen aufgebaut
ist. Keine Sporenbildung. Verträgt Austrockenen bei 40", wird bei 60°
getötet. Zellkomplexe können sich mit Karbonat umhüllen. Vergärt fett-
saure Salze zu ]\lethan und lebt ausschließlich in neutralen Nährböden.
Im Boden und Schlamm der Meeresküste. Eine andere Sarcine bildet
aus Kohlenhydraten Wasserstoff und Milchsäure und entwickelt sich in sauren
Medien. (Vergl. oben.)
7. Gattung: Azotobaeter Beijerinck (1), Cbl. Bakt.,
II. Abt., 1901, Bd. 7. — Beijerinck und van Beiden (1), Cbl.
Bakt., IL Abt., 1902, Bd. 9. — Krüger u. Schneidewind,
Landw. Jahrb. 1900.
L'azote = Stickstoff (La voisier) ; a privativuro, zoon = Leben.
Im Jugendzustand meist Diplokokken oder Kurzstäbchen von
durchschnittlich 4 bis 6 li Größe. Wand schleimig, Inhalt hyalin,
oft mit Vakuole. Jüngere Zustände beweglich durch Einzelgeißel
oder Geißelbüschel. Sporen fehlen. Ist oligonitrophil d. h. wachs-
tumsfähig in Nährlösungen mit geeigneten Kohlenstoffquellen,
welche sehr arm an Stickstoffverbindungen sind. Assimiliert den
elementaren Stickstoff. Temperaturoptimum für das Wachstum
nicht weit von 28^0.
Die Gattung Azotobaeter zeigt deutliche verwandtschaftliche Beziehungen
zu den Chroococcaceae. Es empfiehlt sich deshalb, den Gattungsnamen bei-
zubehalten. Liebt einen Boden mit Humus und Kalk; in Sanddünen kommt
der Organismus nur in der Nähe der Wurzeln vor. Im Süß- und Meerwasser
an der Oberfläche von Planktonalgen ; auch größeren Algen anhaftend , an
Lemnawurzeln u. a. m.
Wegen Symbiose mit Oscillatorien vergl. Hugo Fischer, Cbl. Bakt.,
II.Abt., 1904, Bd. 12, wegen Zusammenlebens mit Planktonalgen siehe Reinke,
Symbiose von Volvox mit Azotobaeter, Ber. d. Deutschen Botan. Ges. 1903,
Bd. 21, S. 481.
Azotobaeter agilis Beijerinck (3), Cbl. Bakt, IL Abt., 1901,
Bd. 7, S. 561. — Mikrophotographische Abbildungen in der Ori-
ginalarbeit und in Lafars Handbuch Bd. 3, Taf. I.
Schöne, große, sehr durchsichtige, an kleine Monaden er-
innernde Bakterien; oft sind deutUch sichtbar: Wand, Protoplasma
und Vakuolen. Sehr stark beweglich durch Bündel polarer Geißeln.
Wächst auf den verschiedensten Böden, besonders gut auf Leitungs-
wasseragar nriit 2 % Glukose und 0,02 7o Ka MPOd ; kann mit
organisch saueren Salzen einen grünen oder roten Farbstoff er-
— 95
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Taf. 1. Kokken, Bakterien und Spirillen.
Fig. 1. Micrococcus ureae. 2. M. pltosphurcus. 3. Stieptucoccus niargaiitaccus. 4. Lanipropedia
hyalina. 5. Sarcina ureae. 6. S. ventricuH. 7. Leucocystis cellaiis. 8. Aro<o6ac<er chroococcuni.
9. Streptococcus mesenterioides. 10. Pseudomonas europaea. 11. Bacteriwn nitrohactcr. 12. .Bor-
terium-Zoogloea. \Z. B.radicioota. \A. Bacillus cellulosae methanicus. 14a. Bac. amylobacter. Ib.Bac.
mycoides. 16. Bacterium vulgare. 17. Pseudomonas fluorescens. 18. Ä. syneyanea. 19. Bactenum
aceti. 20. Spirillum rugula. 21. Sp. serpens. 22. Sp. fewwe. 23. S/;. /mdMia. 24. Sp. volutans.
Vergr. 1000 : l,_d. h. 1 mm = 1 ^.
— 96 —
zeugen, welcher weithin fortdiffundiert. Verflüssigt Gelatine nicht.
Der Kern soll im ungefärbten Zustande sichtbar sein.
Allgemein verbreitet im Kanalwasser zu Delft; wurde in Gartenerde,
eiuem wesentlichen Standort des A. chroococcum, von B. nicht aufgefunden.
Azotobacter chroococcum Beijerinck, Cbl. Bakt., IL Abt.,
1901, Bd. 7. — Keding(l), Wissenschaftl. Meeresuntersuchungen,
Abt. Kiel 1906. — Christensen (1), Cbl. Bakt., IL Abt., 1907,
Bd. 17. — A. Krainsky, Cbl. Bakt., IL Abt., 1908, Bd. 20,
S. 725. — Lehm. u. Neum. Bd. 2, S. 83. — Mikrophotographische
Abbildungen in der Originalarbeit und in Lafars Handbuch Bd. 3,
Taf. L
S. 95, Fig. 8. Nach Beijerinck.
In älteren Kulturen besitzen die kugeligen Zellen sehr wech-
selnde Größe. Sie bleiben zu Sarcina-artigen Paketen vereinigt,
deren Membranen schleimige Konsistenz besitzen. Diese älteren
Zustände sind oft braun oder schwarz. Wächst in Leitungswasser
mit 2% Mannit und 0,02 Vo K2HPO4 bei Impfung mit Garten-
erde. Oxydiert zahlreiche Kohlenstoffverbindungen unter Bildung
von Kohlensäure und Wasser; ist makroaerophil.
Auf abgefallenen Eichen- und Buchenhlättern. In allen gut belüfteten
Böden, auch in Wiesenböden, außer auf sauerem Heidesand und Moorböden;
bis 60 cm Tiefe, vielleicht noch tiefer. Das Vorkommen des Azotobacter
chroococcum und seine Verbreitung in den verschiedenen Böden steht nach
den vorliegenden Untersuchungen in engem Zusammenhang mit der Basizität
des Bodens (namentlich dessen Gehalt an kohlensaurem Kalk). Ferner in
Dünensand und Meeresschlick der Ostsee, Nordsee, des indischen Ozeans usw.
An Süßwasserplankton und Meeresalgen {Fucus, Laminaria, Ceramium usw.).
Spielt eine Rolle auch bei den Stickstoffumsetzungen im Meere. Verträgt
länger als ein Jahr Austrocknung.
2. Familie: Bacteriaceae Zopf 1883, Stäbchenbakterien.
Übersicht der Gattungen.
A. Geißeln fehlend oder peritrich.
L Ohne Sjwren I. Bacterium.
IL Mit Sporen 2. Bacillus.
B. Geißeln polar, einzeln oder in Büscheln; Zellen nicht schraubig:
3. Pseudomonas.
Bei Ehrenberg findet man üxq Bactcriaceat \\\i(}i Spirülaceae -wni^r dem
gemeinsamen Namen Yibrionia. Die Coccaceae bezeichnet er, soweit er sie
kannte, als Monaden.
— 97 —
1. Gattung: Bneteriaiu Ehreuberg, Die Infusionstierchen
als vollkommenste Organismen, 1838, S. 75 u. 76.
Name von dem griecbiscben bakteria = Stäbeben, Diminutiv
von baktron = Stab.
Der Name wurde von Ehrenberg bereits im Jahre 1828 aufgestellt. Die
diesbezügliche Literatur ist 1. c. angeführt. E. versteht unter Bacierium
Gliederstäbchen mit Querteilung. Die von ihm beschriebenen Arten sind
beweglich. Sporen waren damals noch unbekannt. In der Nomenklatur folge
ich mit vielen anderen Autoren Ehrenberg und weiche von Migula ab,
der unter Bactcrium nur unbewegliche Stäbchen versteht. Der Gattungs-
name Bacillus (s. dort) wurde erst später von Cohn eingeführt.
Bacterium aceti Hansen, Comptes rendus de Carlsberg, 1879,
Bd. 1. — Vergl. Cbl. Bakt., II. Abt., 1902, Bd. 8, S. 566, Ab-
bildung. — Medd. Carlsberg Laborat. III, 1894.
S. 95, Fig. 19. Nach Hansen.
Meist Kurzstäbchen mit schwach sanduhrförmiger Einschnü-
rung, meist in Ketten. Fadenförmig gestreckte Zellen relativ
selten. Dicke knapp 1 ß. Gallerte der Zellmembranen durch
Jod nicht blau gefärbt.
Die natürlichen Standorte der Essigsäurebakterien sind gärende Früchte,
blutende Bäume und Nektarien. Sie finden sich häufig auf zerplatzten, reifen,
schon von der Hefe besetzten Trauben. Essigsäurebakterien sind öfter im
Bodensatz des Berliner Weißbieres leicht zu finden wie überhaupt in Bier-
resten von Flaschen und Fässern. Über Essigsäuregärung vergl. S. 51, über
Bildung von Oxalatkristallen s. die Fig. im Cbl. Bakt., 1902, II, Bd. 8, S. 566.
Hansen hat die TJlvina aceii (Kützing, Mikroskopische Untersuchung
über die Hefe und Essigmutter. Journ. f. prakt. Chemie 1837, Bd. 2, S. 385)
in 3 Arten zerlegt, nämlich:
Bacierium aceti Hansen s. oben,
„ Kützingianum Hansen,
„ Pasteurianum „
(vergl. Lehm. u. Neum. S. 351).
Außerdem siod unterschieden:
Bacterium oxydans Henneberg,
„ acetosum „
„ aceiigenum „
„ ascendens „
„ industrium „
„ xylinoides „
„ vini acetati „
„ orleanense „
„ Schüzenbachi „
„ curvum „
„ rancens Beijerinck.
Kryptogamenflora der Mark V. 7
— 98 —
Yergl. W. Heinieberg, Zur Kenntnis der Schnellessig- und Weinessig-
bakterien. Die Deutsche Essigindustrie 1906, Nr. 11 — 18. Lafar, Handbuch
Bd. 5.
Ob die vorstehend genannten Organismen eigene Arten sind, ist z. T.
noch unentschieden. Viele neigen zur Bildung von Involutionsformen. Sie
besitzen aber z. T. sehr verschiedene physiologische Eigenschaften, die von
mehr oder weniger großer Bedeutung für die Essigfabrikation sind.
Die meisten Bieressigbakterien besitzen geringere Säuerungskraft als die
Weinessigbakterien. Außerdem lassen sich Maische- oder Würzeessigbakterien
und Schnellessigbakterien unterscheiden. Yergl. W. Henneberg, Gärungs-
bakteriologisches Praktikum, Betriebsuntersuchungen und Pilzkunde. Berlin
1909. An Essigpilzhäuten lassen sich folgende Formen unterscheiden:
1. Die dünne, trocken erscheinende, anfangs elastische, ziemlich fest zu-
sammenhängende Haut des B. orUanense und des B. xylinoides (Sei-
denpapierhaut). Beide arbeiten meist günstig und bilden Aroma.
2. Die dünne, weiche, ziemlich fest zusammenhängende, feuchte Haut des
B. acetigenum (Gazehaut oder Schleierhaut).
3. Die dünne oder etwas dickliche, weiße, trockene oder feuchte, oft mar-
morierte Haut der Kultur -Bieressigbakterien. Im Gegensatz zu den
beiden ersten Hautbildungen, die beim Schütteln in einem Stück unter-
sinken, zerteilt sich die Bieressigbakterienhaut in einzelne Fetzen
(Bieressigbakterienhaut).
4. Die Haut ist ohne jeden Zusammenhang, so daß sich die Flüssigkeiten
darunter leicht trüben, B. ascendens und B. vini acetaU (Staubhaut).
Bacterium xylinum Brown (1) u. (2), Transactions of the
Chemical Society 1886, Bd. 49, S. 432. Abbildung einer makro-
skopischen Zoogloea bei Lindner, Mikroskopische Betriebskontrolle.
Zellen meist einzeln. Stäbchen knapp 1 /i dick. Mit Jod
und H2SO4 Zellulosereaktion. Unbeweglich, ohne Sporen.
Häufig in Wein- und den Schnellessigbildnern (deren Poren er leicht
verstopft) und in Bier- und Malzessig. Erzeugt oft mehrere Zentimeter dicke,
lederig-zähe, gallertartige Essigpilzhäute. Bedingt Verlust an Essigsäure im
Essig. Oxydiert Äthylalkohol, Propylalkohol, Dextrose und bildet Oxalsäure
aus Traubenzucker. Zeigt verwandtschaftliche Beziehungen zu den echten
Essigbakterien.
Bacterium lipolyticum (H.Huß)(l)in Cbl.Bakt., IL Abt., 1908,
Bd. 20, S. 474.
Einzeln und zu zweien, auch in kurzen Ketten. Kleines, oft
kokkenförmiges Kurzstäbchen, 0,3 — 0,55X0,7 — 1,4 ^i* (auch bis
3,5 fjL lang). Peritrich bcgeißelt, lebhaft beweglich (Vorwärts-
bewegung mit Rotation um die Achse). Mit Karbolfuchsin leicht
und gut färbbar. Grampositiv. Wachstumsoptimum auf Agar bei 35^.
— 99 —
Bildnn*]^ eines laliülinUchen Enzyms,
„ „ proteolytiselieu „
„ „ lipolytischen „
Voro;iirt alle Alkohole und Zucker außer Milchzucker. Gefunden lüOG
und 1907 in der Milch von l\lontavoncr Kühen eines schlesischen Gutes.
Bacterium lactis viscosum (Adametz) (1), Landw. Jahrb.
1891, Bd. 20, S. 185. — Mig. Syst. S. 326.
Stäbchen meist kurz, etwa 0,9 ^ dick, nicht selten auch
kokkenartig.
Bewirkt Schleimigwerden von Milch und Nährhouillon.
Bacterium lactis acidi Leichmann, Milchztg. 1894, Bd. 23,
S. 523 mid 1896, Bd. 25, S. 67. — Vergl. auch Laf. Bd. 2, S. 75. —
Vielleicht Syn. Bact. lactis aerogenes Escherich. — Bact. acidi
lactici (Hueppe). — (Lehm, et Neum., Taf. 20).
Sehr varietätenreich. Stäbchen unbeweglich, aus Milchkulturen
etwa iVanial so lang als breit. Doppelstäbchen und Ketten
nicht selten. Reichlicher Zutritt von Luft beeinträchtigt die Milch-
säuregärung durch diesen Erreger.
Erinnert in vielen Punkten an geißelloses Bact. coli.
Der natürliche Standort der Milchsäurehakterien dürfte vorwiegend der
an Pflanzenresten reiche Boden sein.
Zahlreiche, einander meist sehr nahe stehende Arten sind beschrieben
aus Milch, Bier, Preßhefe, Maische [z. B. Bact. Delhrüclii (Lei ehm.)], saueren
Gurken [Bact. cucumeris fermentati (Henneberg)], aus Sauerkohl [Bact.
brassicae fermentatae (Henneberg)], aus Sauerteig [Bact. panis fermentati
(Henneberg)] u. a. m. Vergl. auch S. 81.
Bacterium pneumoniae Friedländer, Abb. bei Lehm. u.
Neum., Atlas Taf. 21. — Monographie bei Abel (1).
Stäbchen kurz, bei Wachstum im Körper mit Gallerthülle.
Einer der Erreger der Lungenentzündung. Scheint mit einigen Milch-
säureerregern physiologisch Ähnlichkeit zu haben.
Bacterium formicicum Omelianski(l) in Cbl. Bakt, IL Abt.,
1904, Bd. 11, S. 177, mit Tafel. — Wahrscheinlich Syn.: Bac.
methylicus Loew.
Der am meisten typische Zerstörer der Ameisensäure im
Boden und Dünger. Stäbchen ca. 0,7 — 0,8 in breit und 2 — 3 fi
lang, ganz jung meist fast kokkenartig. Dem Bact. coli sehr
ähnlich.
— 100 —
Bacterium coli (Escherich) Lehm, et Neum., Die Darm-
bakterien des Säuglings und ihre Beziehungen zur Physiologie der
Verdauung, Stuttgart 188G. — Bacillus coli (Escherich) Mig. Syst,
Bakt. S. 734. — Aerobacter coli Beijerinck. — Abb. Lehm. u.
Neum., Atlas, Taf. 25 u. 26. — Vergl. außerdem: H. Weigmann (1),
in Laf., 1905—1908, Bd. 2, S. 105 und Hahn u. Spieckermann(l),
in Laf. 1904—1906, Bd. 3, S. 93. — Vollständige Monographie
bei Escherich und Pfaundler in Kolle-Wassermann 1902.
S. 114, Fig. 4. Nacli Lehm. u. Neum. ; Fig. 5. Nach Hetsch u. Kolle.
Fig. 4. Oherflächenkolonie einer Gelatinekultur.
Fig. 5. Kulturelles Verhalten des Bacterium coli in den wichtigsten
differentialdiagnostischen Nährmedien.
a) Lackmus-Mannit-Nährlü sung im Gärröhrchen. Rotfärbung
der ursprünglich blauen Lösung, Gasbildung, Koagulation.
b) Milch im Reagenzröhrchen. Koagulation.
c) Lackmus-Milchzucker-Nährlösung. Rotfärbung der ur-
sprünglich blauen Lösung, Koagulation.
d) Lackmus-Traubenzucker-Nährlösung. Rotfärbung der ur-
sprünglich blauen Lösung, Koagulation.
e) Lackmusmolke. Rotfärbung der ursprünglich blauen Lösung.
Starke Trübung.
f) Neutralrotagar. Entfärbung und Fluoreszenz des ursprünglichen
Nährbodens, Gasbildung.
Bezüglich des Verhaltens von Bact coli auf Drygalski-Conradi-Agar,
und Malachitgrün-Agar vergl. Lehm. u. Neum. Bd. 1, Taf. 24.
Meist Kurzstäbchen von 0,4 — 0,6 fi Breite und 2 — 4 fj, Länge.
Junge Stäbchen zeigen stets kräftige Eigenbewegung. Auch un-
bewegliche Formen nachgewiesen. Geißeln 4 — 8, peritrich. Wächst
gut bei Zimmer- und Bruttemperatur, leidlich auch noch bei 46 ^ C.
Bact. coli f. foenicola (d. h. heubewohnend; cf. Miehe, 1907
1. c. S. 42) ist in selbsterhitztem Heu bis 40^ reichlich vertreten.
Kolonien meist dünn, zart, etwas bläulich irisierend, Gelatine nicht
verflüssigend. Dem Bact. typhi äusserlich ähnlich, nur durch physio-
logische Diagnosen unterscheidbar. Hält durch seine Säurebildung
die eiweißspaltenden Fäulnisorganismen in Schranken. Eine Reihe
von Darmbeschwerden scheinen mit virulenten Formen der coli-
Gruppe zusammenzuhängen.
Nach den oben mitgeteilten Reaktionen und sonstigen Befunden besitzt
Bact. coli folgende physiologische Eigenschaften : Vergährt Dextrose und
Laktose unter Gasbildung (Wasserstoff und Kohlensäure 2 : 1) und Säure-
bilrlung, Mannit ebenfalls unter Säureerzeugung, Rohrzucker gewöhnlich
überhaupt nicht. Reduziert Neutralrot-Agar und Nitrate, koaguliert meist
— 101 —
die Milch und bildet in pept(»nlialtigen Nährböden meist Indol. Wird im
Wachstum und sonstigen Funktionen unter anderm gehemmt durch Koffein,
Malachitgrün und Brillantgrün in geeigneten Konzentrationen.
Geliört zu den in ])hysiulogischer Beziehung am besten untersuchten
Bakterien.
Sehr verbreitet im Darm des Menschen und sehr vieler, besonders
warmblütiger Tiere. Nach F ick er gelegentlich auch im Darm von Fliegen
(Musca domcstica). Beim Menschen schon im ersten Milchkot. Kann bei
sachgemäßer Ausdeutung des Befundes einen Indikator für Fäkalverunreinigung
des Wassers abgeben. Fehlt in ganz reinen Wässern. Vergl. dazu Eijkman,
Die Gäruugsprobe bei 46° als Hilfsmittel bei der Trinkwasseruntersuchung,
Cbl. Bakt,, 1. Abt., 1904, Orig., Bd. 37 und die umfangreiche daran anknüpfende
Literatur. Bedarf nach Beijerinck (2) keines Schwefels zu seiner Ernährung
oder höchstens winziger Spuren (Cbl. Bakt., II. Abt., 1900, Bd. 6, S. 194).
Vergl. dazu Lehm. u. Neum. S. 22.
Bacterium aerogenes (Beijerinck) (2), Cbl. Bakt., IL Abt.,
1900, Bd. 6. — Bacterium lactis aerogenes Escherich. — Aero-
bacter Beij.
Peritrich begeißelt. Enthält Glykogen. Die sogenannte „Indigo-
gärung" rührt von Aerobacter her. Erzeugt Kohlensäure, Wasser-
stoff und etwas Schwefelwasserstoff, den letztgenannten aus Eiweiß,
Schwefel oder niederen Schwefelsauerstoffverbindungen.
In Grabenwasser.
Verwandt mit Bacterium coli.
Bacterium enteritidis (Gärtner) Lehm, et Neum., Atl. Bakt.
1907, Bd. 1, S. 327. — Bacillus enteritidis Gärtner (2), Korr. Bl.
AUg. Ärzt.-Ver. Thür. 1888, Nr. 9.
Dem Bact. coli sehr ähnlich, aber Milchzucker nicht ver-
gärend. Bildet kein Indol und Phenol, aber reichlich Schwefel-
wasserstoff.
Erreger von Fleischvergiftungen. Vergl. van Ermengem (1).
Nach Lehm. u. Neum. nahestehende Formen:
1. Bacterium paratyphi Schottmüller. Kuft bei Menschen typhus-
ähnliche Erkrankungen hervor. Auch tierpathogen.
2. Bacterium cholerae suum (Migula) Lehm, et Neum., Erreger der
sogenannten Schweinepest.
3. Bacterium typhi murium (Löffler) Lehm, et Neum., Erreger
des Mäusetyphus. Bei Fütterung pathogen für Hausmaus {Mus
musculus), Feldmaus (Arvicola arvalis) u. a. m. Mit Erfolg bei Be-
kämpfung der Feldmausplage angewendet. Vergl. Löffler (1) u.
Danysz (1). Der Danysz Bacillus und Uatin Bac. [vergl. Bahr (1)
— 102 —
und Bahr, Raebiger u. Grosso (1)] töten Ratten und Mäuse;
sind nach den bisherigen Untersuchungen für Haustiere und Men-
schen unschädlich. Außerdem wird Schwefelkohlenstoff zum Töten
der Feldmäuse verwendet; vergl. Rörig u. Appel (1).
Bacterium typhi Eberth, Gaffky. — Bacillus typhi abdo-
minalis Gaffky, Mitt. Kais. Gesundh.-Amt, II, 1884, S. 372. —
Eberth, Vircbows Archiv LXXXI — LXXXII. Ausführl. Lit. bei
Kolle -Wassermann 1903 u. 1906. — Abbild. Lehm. u. Neum.
Taf. 22—24.
Im äußeren Bau und im Aussehen der Gelatineplattenkulturen
dem Bact, coli sehr ähnlich, physiologisch aber verschieden.
Nach Beijerinck nicht verwandt mit Bacterium coli, sondern mit Bact
Zopfii. Stark pathogen. Erreger des Typhus abdominalis. Die Krankheit
wird hauptsächlich durch Kontakt, Wasser und Milch verbreitet. Seit der
Kanalisation der Städte hat die Typhussterblichkeit in diesen sehr abgenommen.
Über die Ansichten betreffend die Infektion durch Bakterien an im Wasser
suspendierten Partikeln vergl. K. Schreiber (1). Der Urheber der Ent-
deckung, daß es Bazillenträger gibt, die keine Krankheitssymptome aufweisen,
ist Frosch (1902). Yergl. die Arbeiten von Frosch und Dönitz in der
Festschrift zum 60. Greburtstag von Rob. Koch, Jena, 1903 und a. a. 0.
Siehe auch Lentz, Über chronische Typhusbazillenträger. Klinisches Jahr-
buch, 1905, Bd. 14, S. 475. Die Höhe des Grundwasserstandes, wenn dieses
der Infektion ausgesetzt ist, scheint eine Rolle bei der Ausbreitung des Typhus
zu spielen. — Spezifische Reaktion mit Typhusimmunserum (Agglutination).
— Über die Widerstandsfähigkeit der Spezies vergl. Für bring er u.
Stietzel (1), über sanitäre Fragen H. Jaeger (1), S. 245.
Bacterium pestis (Kitasato, Yersin) Lehm, et Neum.,
1894 in Hongkong entdeckt. Abb. bei Lehm. u. Neum. Taf. 19.
— Monographie bei Dieudonnc in Kolle-Wassermann, 1903,
Bd. 2, S. 475.
Die letzten Pestfälle kamen in der Mark Brandenburg im
Jahre 1903 vor. Es handelte sich aber nicht um eine Epidemie,
sondern um zwei Laboratoriumsinfektionen. Die letzte Pestepidemie
brach in Westeuropa um die Mitte des 18. Jahrhunderts aus.
Vergl. Hirsch, Handbuch der historisch-geographischen Pathologie.
Bacterium influenzae (Pv. Pfeiffer) Lehm, et Neum., I. c.
S. 2G5 u. Taf. 17. — Monographie bei Beck (1).
Bildet winzige Kurzstäbchen von nur etwa 0,4 fj. Dicke.
Wird als Erreger der Influenza angeschen.
I
— 103 —
Bacterium septicaemiae R. Koch (1), Schroeter, Kryptog.
Flora V. Schles. 1889, Bd. 8, S. 155. — Bact. cuniculicida Flügge. —
Bact. septicaemiae haemorrhagicae Hucppe. — Bacillus cholerae
gallinarum Kruse. — 1>. suisepticus (Flügge).
Bildet kleine Kurzstäbchen, die selten zu kurzen Fäden ver-
bunden bleiben. Meist unbeweglich, es sollen aber auch polar
begeißclto Stämme vorkommen. Es würde sich dann nicht um
ein Bacterium, sondern um eine Pseudomonas handeln.
Erregt mehrere Krankheiten:
1. sog. deutsche Schweineseuche (Loeffler u. Schütz),
2. Einderseuche,
3. sog. Hühnercholera, die auch Enten, Gänse, Tauben usw. befällt,
4. Septicämie bei Kaninchen,
5. Hundestaupe.
Bacterium phytophthorum (Appel) (1) in Arb. a. d. Kaiserl.
Biol. Anstalt f. Land- und Forstwirtschaft, 1903, Bd. 3, S. 364. —
Vergl. ferner Flugblatt der Kaiserl. Biolog. Anstalt Nr. 28, 1905,
mit Abb. schwarzbeiniger Pfl.; dort finden sich auch Angaben über
die Art der Bekämpfung der Krankheit.
Flugblatt Nr. 15, 1905: Über das Einmieten der Kartoffeln.
— Flugblatt Nr. 36, 1906: Die Bakterien-Ringkrankheit der Kar-
toffel mit Abbildung. — Appel (2), Arb. aus der Kaiserl. Biolog.
Anstalt usw., 1907, Bd. 5, S. 377. — Wahrscheinlich Syn. Micro-
coccus phytophthorus Frank.
Länge der Stäbchen meist 1,2 — 1,5 ,a, Breite etwa 0,8 fx. Geißeln
wahrscheinlich peri trieb, bis sechs. Pathogen für Solanum tuberosum,
lycopersicum, Lupinus, Cucumis sativus, Daucus carota u. a. m.
Erreger der Schwarzbeinigkeit der Kartoffel. Diese Krankheit herrschte
in den Jahren 1902 und 1903 in manchen Gegenden Deutschlands mit be-
sonderer Heftigkeit. Außer dieser Spezies scheinen noch andere Verwandte
in Betracht zu kommen. Größere Verbreitung gewinnt die Krankheit durch
infiziertes Saatgut sowie durch Fraß der Larven von Eumerus lunulatus, der
auch zur Bakterienfäule der Knollen führen kann.
Von weiteren Bakterien-Krankheiten der Kartoffel sei hier die Bakterien-
ringkrankheit kurz erwähnt, über die noch ausgedehntere Studien erwünscht
sind. Wegen der bedeutenden Ausdehnung des Kartoffelbaues in der Mark
Brandenburg sind die Krankheiten dieser Pflanze hier etwas ausführlicher
berücksichtigt worden.
Vergl. außerdem: W. Heuneberg, Versuche über die Widerstands-
fähigkeit der verschiedenen Kartoffelsorten gegen Fäulnisbakterien. Zeitschr.
f. Spiritusindustrie 1906, Nr. 7.
— 104 —
Als gleichfalls pathogen für Kartoffeln gilt Bactcrhm solanisaprum
(Harrison) (1), in Cbl. Bakt., IL Abt., 1907, Bd. 17, S. 34, mit 8 Tafeln.
Geißeln 5—15, peritrich. Oberflächenkultur auf Gelatine coli-ähnlich.
Bacterium pestis astaci Hofer (1), Allg. Fischerei-Ztg. 1898,
Nr. 17. — Hofer, Handbuch der Fischkraukheiten 1904, S. 327,
mit Abb. • — Bacterium astaciperda Lehm, et Neum. 1. c. S. 350.
Stäbchen klein, 1 — 1,5 /i lang, 0,25 fj. dick, mit 1 — 6 Geißeln.
Verflüssigt Gelatine.
Nach Hof er Erreger der Krebspest, durch die seit dem Ausgang der
siebziger Jahre der ehemals reiche Krebsbestand vieler unserer Gewässer bis
auf geringe Reste vernichtet worden ist. Auch pathogen für manche Fische,
für Mäuse und Kaninchen. Yergl. auch P. Weinrowsky, Über die Krebs-
pest im Gamen-, Mittel- und Langensee. Zeitschr. f. Fischerei 1905, 12. Jahrg.,
S. 54. Nach F. Schikora, Über die Krebspest und ihren Erreger, Fischerei-
zeitung, 1903, Bd. 6, S. 353, ist die SaproUgniacee Aphanomyces an der Er-
regung der Krankheit beteiligt. — Zurzeit ist die Frage über den eigentlichen
Erreger noch strittig.
Bacterium viniperda Mig., Syst. Bakt. 1900, Bd. 2, S. 446.
— Bacillus saprogenes vini IV Kramer, Die Bakteriologie in ihren
Beziehungen zur Landwirtsch. 1892, S. 135.
Einzeln oder in Ketten von 12 und mehr Gliedern. 0,35 bis
0,5 X 2 — 3 (x. Ohne Eigenbewegung.
Im Wein bei stärkerer Zersetzung, besonders des Bodensatzes im Gärfaß.
Bacterium aquatile (Migula). — Bacillus aquatilis Migula,
Syst. Bakt., 1900, Bd. 2, S. 733. — B. aquatilis sulcatus IV Weichsel-
baum, Österr. Sanit.-Wesen 1889, Nr. 14—23.
Kurze, unbewegliche und längere, bewegliche Stäbchen. Oft
zu Fäden auswachsend.
In der Wiener Hochquellleitung zur Zeit der Einleitung des Wassers
des Schwarzaflusses gefunden.
Bacterium berolinense (Kruse). — Bacillus berolinensis (Kruse)
Mig., Syst. Bakt., 1900, Bd. 2, S. 856. — Bac. ruber berolinensis
Kruse in Flügge, Mikroorganismen, 3. Aufl., Bd. 2, 1896, S. 303.
— Fraenkel: Roter Bacillus aus Wasser, Grundriß d. Bakterienk.,
3. Aufl., 1890, S. 252.
Sehr bewegliche, auch in längeren Fäden noch hastig durch
das Gesichtsfeld schießende Bakterien.
— 105 —
Bildet auf Gelatineplatten gellx' Kolonion, atil Kartoffeln überzieht sich
die ganze Oberfläche in charakteristischer Weise mit einem rostroten oder
orange <:^elben Rasen.
Wasserbewohner nach Fraenkel.
Bacterium COrticale (Maenlein) Mig., Syst. Bakt., S. 449.
— Bacillus corticalis Haeülein, Bakterienstudien im Gebiete der
Gerberei, Dtsch. Gerber-Ztg. 1894, Nr. 18—34.
Bildet sehr kleine, kurze, unbewegliche Stäbchen. Nähere
Beschreibung bei Mig.
Auf Fichtenrinde verbreitet, angeblich auch in sauren Gerbbrühen. Vergl.
dazu W. Eitner, Mykologie der Gerberei in Laf., Bd. 5, S. 31. Soll durch
Licht in seinem Wachstum begünstigt werden.
Bacterium perlibratum (Beijerinck) (5), Cbl. Bakt., II. Abt.,
1893, Bd. 14, S. 831. — INIig. Syst. S. 875. — Bacillus perlibratus
Beijerinck.
Zellen 3 — 5 u lang, ca. 0,5 — 1 n breit, selten bis 20 ^i lang;
beweglich.
Wirft man in ein mit destilliertem Wasser gefülltes Keagenzrohr einen
Samen von Phaseolus vulgaris var. namis, Lathyrus nissolia, ochrus, aphaca
oder Vida fdba und impft mit Bakterienmaterial, so entsteht das Perlibratus-
Niveau ungefähr auf halber Höhe, da der (sich ebenso verhaltende) „Spirillen-
Typus" auf einen niedrigeren Sauerstoff druck gestimmt ist als der „Aerobien-
typus".
Bacterium viscosum Mig., Syst. Bakt. 1900, Bd. 2, S. 447. —
Bacillus viscosus sacchari Kramer, Sitz. Ber. K. Akad. AViss., Wien
1889.
Oft in Ketten bezw. Fäden bis zu 50 Gliedern. 1 X 2,5 — 4 u.
Ohne Bewegung.
Verschleimt Rohrzucker- (Rübenzucker-) Lösungen bis zum Fadenziehen.
Bacterium pediculatum A. Koch et Hosaeus (1), Cbl. Bakt.,
1894, Bd. 16, S. 225.
Die Stäbchen scheiden nur an ihrer einen Längsseite Gallert-
substanz in größerer Menge ab, wodurch sie förmliche Gallertstiele
erhalten, welche an die ähnlichen Bildungen bei manchen Kiesel-
algen erinnern. Schleimstiele nicht selten verzweigt.
Bildet Gallertmassen in den von Zuckerfabriken verarbeiteten Rüben -
Säften.
— 106 —
Bacterium maximiim buccale (Miller), Die Mikroorganismen
der Mundhöhle, 1892. — Leptothrix maxima buccalis Miller. —
Vergl. auch Sw elleng rebel (1).
Stäbchen groß, Sil bis 20 — 27 ^ti lang und 1,5 — 2 fx dick.
Auf der Außenseite der Zähne des Menschen.
Bacterium Chrysogloea Zopf, in Overbeck(l), Nov. Act. Leop.
Card. Akad. LV, 1891, Nr. 7. — Bacillus chrysogloea Mig., Syst.
Bakt. 1900, Bd. 2, S. 832. — Wahrscheinlich Syn. : Bacterium
fulvum (Zimmermann) Lehm, et Neum.
Stäbchen schlank, 0,8 a dick, 1,4 — 4,6 jtt lang, meist lebhaft
beweglich. Geißeln wahrscheinlich peritrich. Kolonien auf Kar-
toffel erst ockergelb, dann orangegelb.
Zuerst von Zopf beschrieben, 1894 von Zim mermann im Schmutzwasser
eines Abfallgrabens gefunden. Aerob.
Bacterium chlorinum Engelmann (3), Botan. Ztg. 1882,
Bd. 40.
Der alten Spezies Bact. termo ähnlich, sonst nicht näher be-
schrieben. Enthält Chlorophyll.
Zwischen Fäulnisbakterien.
Bacterium cyaneo-fuscum (Beijerinck). — Bacillus cyaneo-
fuscus Beijerinck (4), Botan. Ztg. 1891, Bd. 49, S. 705; Chi. Bakt.,
I. Abt., 1892, Bd. 12, S. 862.
Bildet sehr dünne, bewegliche Stäbchen von meist 0,2 — 0,3 fz
Dicke. Ist chromopar d. h. selbst im Leben farblos, erzeugt aber
einen wahrscheinlich dem Indigo verwandten Farbstoff, der sich
(durch Oxydation) von Grün durch Blau zu Braun verfärbt. Ex-
quisite Pigmentbakterie. Streng aerob; sucht begierig den Sauer-
stoff auf. Bei Abschluß von Luft schnell absterbend. Empfindlich
gegen Milchsäure. Häuft kohlensauren Kalk an.
In fauligen Infusen, Grabenwässern, Erde. Der Käsefabrikation durch
Bildung von Flecken im Käse schädlich. Erreger der Blaukrankheit der
Edamer Käse. Erzeugt auch schwarze Farbe des Leims.
Bacterium synxanthum (Ehrenberg). — Vibrio synxanthus
Ehrenberg 1840. — Bacillus synxanthus (Ehrenberg) Cohn. —
Bacterium cremoidcs Lehm, et Neum. 1907.
Name von syn = zusammen und xanthos = gelb d. h., wenn
zusammengelagert, von gelber Farbe.
— 107 —
Meist cinzel;i oder zu zweien, seltener zu kurzen Kelten ver-
einigt. 0,(S5 X 1,1 /*• Lebliaft rotierende, fortschreitende Bewegung.
Ruft Gelbfärbung der Milch hervor.
Bacteriiim prodigiosiim (Ehrenb.) Lehm, et Neum., Atl.
u. Grundriß d. Bukt. — Monas prodigiosa Ehrenb. , Verb. Berl.
Akad. 1839. — Micrococcus prodigiosus Cobn, Untersuch, über
Bakt. I, 1872. — Bacillus prodigiosus (Ehrenberg) Flügge. —
Wahrscheinlich Syn. : Bact. kihensc (Fischer et Breunig). — Bact.
fuchsinum (Boekhout et 0. de Vries). — Abb. bei Lehm. u. Neum.,
Taf. 29 u. 30.
Auf festem Nährboden sehr kurze, oft kokkenähnliche Stäb-
chen bildend, in Flüssigkeiten mehr stäbchenförmig. Durchm.
meist unter 1 //. Beweglich durch 6 — 8 peritriche Geißeln. In
älteren Kulturen sind die Zellen unbeweglich. Bildet bei Luft-
abschluß keinen roten Farbstoff. Erzeugt in Kultur deutlichen
Trimethylamingeruch.
Die Kolonien gaben wegen Ähnlichkeit mit Blut im Mittelalter bis-
weilen Anlaß zu Verfolgungen. Trat 1848 in Berlin in großer Verbreitung
auf Stärkemehl- und eiweißhaltigen Speisen und deren Resten auf (vergl.
dazu Laf. Bd. 3, S. 90).
Wird seiner Farbe und deshalb meist leichten Erkennbarkeit wegen
vielfach als Versuchsobjekt verwendet.
Bacterium vulgare (Hauser) Lehm, et Neum., Atl. u.
Grundriß der Bakt., Abb. Taf. 39. — Proteus vulgaris Hauser,
Über Fäulnisbakterien 1885. — Bacillus vulgaris (Hauser) Mig. —
Nach Lehm, und Neum. : Bacillus albus cadaveris Strecker et
Straßmann. — Urobacillus liquefaciens septicus Krogius. — Ba-
cillus foetidus ozaenae Hajek. — Bacillus proteus vulgaris Kruse.
S. 95, Fig. 16 u. S. 21, Fig. 1.
Zellen ca. 0,7 u dick und 1,6 — 4 n lang, lebhaft beweglich,
mit langen peritrichen Geißeln. Oft in langen Fäden. Auf saueren
Nährboden meist sehr kurze Stäbchen bildend.
Gemein in faulenden Objekten (Fleisch, verunrein. Wasser), im Darm.
Nach F ick er sehr häufig im Darm von Fliegen. Verursacht stinkige Zer-
setzung der Eiweißkörper; starke HaS-bildung. Kann sehr giftige Stoffwechsel-
produkte erzeugen. Man erhält ihn leicht, wenn man Fleisch unter Wasser
faulen läßt. Wegen der Mannigfaltigkeit des mikroskopischen Bildes hat
man den Organismus auch Proteus genannt. Wachstum aerob und anaerob,
in geeigneten Nährsubstraten meist sehr schnell. Kann Blasenkrankheiten
— 108 —
begleiten. Angesprochen als Erreger der Weyl'schen Krankheit (Jaeger). —
Bactcrium iermo (Ehrenberg) ist eine Sammelbezeichnung für Fäulnis-
bakterien. Ausführliche Darlegungen hierüber siehe bei Hahn und Spiee k er-
mann in Lafars Handbuch der Techu. Mykologie, 1904, Bd. ;5, S. 87. Findet
sich neben Pseudomonas ftuorcsccns, Bacterium coli u. a. m. auch in ver-
unreinigten Flüssen.
Bacterium murisepticum (Flügge) Migula, Abb. bei Lehm,
u. Neum., Atlas, Taf. 40.
Bildet schlanke Stäbchen ohne Geißeln.
Erreger der Mäuseseptikämie. Nur für Hausmäuse, nicht für Feldmäuse
pathogen.
Bacterium erysipelatos suum (Loeffler) Migula, Abb. bei
Lehm. u. Neum., Atlas, Taf. 40.
Mit der vorstehenden Spezies sehr nahe verwandt.
Erreger des Schweinerotlaufs. Das Fleisch derartig erkrankter Tiere
ist für den Menschen unschädlich.
Bacterium Zopfii Kurth (2), Bot. Ztg. 1883. — Bacillus Zopfii
(Kurth) Mig. — Abb. bei Lehm. u. Neum., Taf. 37—38.
Einzeln oder zu langen, gewundenen Fäden auswachsend;
diese können in kurze kokkenartige Glieder zerfallen. Stäbchen
0,8X3 — 8^, lebhaft beweglich, peritrich begeißelt. In Stich-
kultur entstehen Bildungen wie Wurzelhärchen.
Im Hühnerdarm, im Hühnerkot, in Fäulnisgemischen (Lehm. u. Neum.),
im Wasser (Mig.).
Bacterium thioparum (Beijerinck) (6), Cbl. Bakt., IL Abt.,
1904, Bd. 11. — Thiobacillus thioparus Beij.
Kleines dünnes Kurzstäbchen von ca. 0,5 /^ Breite. Sehr
beweglich.
Bildet aus Schwefelwasserstoff und Thiosulfaten freien Schwefel. Denitri-
fiziert.
In Grabenschlamm.
Verwandt mit B. Stützen.
Bacterium cloacae (Jordan) Lehm, et Neum., Atl. Bakt.
1907, S. ;>48. — Bacillus cloacae Jordan, Experimental Investi-
gations by the State J>oard of Health of Massachusetts, Teil II,
1890, S. 836.
Einzeln oder zu zweien zusammenhängend, ovoid, 0,7 — 1,0X
0,8 — 1,9 {^ groß, lebliaft beweglich. Besitzt starkes Reduktions-
— 109 —
vermögen für Nil rate. Sehr starke und rasche Gasbildung in
dextrose- und saccharosehaltigen Nährmedien. Milclizucker wird
langsam angegriffen. Ähnlich dem Bact. coli, vertlüssigt aber
Gelatine.
Von Jordan in Abwasser gefunden.
Bacterium Stützen Lehm, et Neum., Atl. Bakt. 1907, Bd. 2,
S. 346. — Bacillus denitrificans II Burri et Stutzer, Chi. Bakt.,
IL Abt., 1895, Bd. 1, S. 257.
Bewegliches Kurzstäbchen, 0,75 ^ dick, 2 — 4 // lang, an den
Enden verdünnt.
Vermag Nitrate zu Stickstoff zu vergären, während Baet. denitrificans
nur Nitrite zu vergasen imstande ist. In Stroh und Pferdemist gefunden.
Bacterium denitrificans (Stutzer et Burri) Lehm, et Neum.,
Atl. Bakt. 1907, Bd. 2, S. 378. — Bacillus denitrificans I Stutzer
et Burri. — Vergl. Laf. 1904—1906, Bd. 3, S. 187.
Bildet aus Nitriten freien Stickstofif.
Bacterium nitrobacter (Winogradsky) (1) Migula, Syst.
Bakt. 1900, Bd. 2, S. 514. — Nitrobacter Winogradsky, Ar-
chives des sciences biologiques St. Petersbourg, 1892, Bdl, S. 87. —
Abb.: Lafars Handbuch Bd. 3, Taf. 5. — Deutsch: Nitratbildner.
S. 95, Fig. 11. Nach Winogradsky.
0,5X1 — 1,5 |iA, unbeweglich, oft in zarten Gallertschleim
eingebettet. Wandelt Nitrite in Nitrate um. Baut seinen Körper
aus anorganischen Verbindungen auf (autotroph). Über Nitrit-
bildung vergl. Pseudomonas europaea und Micrococcus nitrosus.
überall im Boden. Von größter Bedeutung für die Salpeterbildung.
Vergl. auch Euler (1), 1909, Teil 3, S. 126 u. 135.
Bacterium oligocarbophiium (Beijerinck et van Delden) (3).
— Bacillus oligocarbophilus Beijerinck et van Delden, Cbl. Bakt.,
IL Abt., 1903, Bd. 10, S. 33. — Beijerinck (6), Cbl. Bakt., IL Abt.,
1904, Bd. 11, S. 593. — Euler (1), S. 127.
Bildet sehr kleine und dünne Kurzstäbchen von 0,5 fA Dicke
und 0,5 — 4 /i Länge, wohl immer ohne Bewegung.
Oxydiert nach Käser er Kohlenoxyd, in Symbiose mit anderen auch
Wasserstoff.
— 110 —
Bacterium methanicum (Söhn gen) (1), Cbl. Bakt., II. Abt.,
1906, Bd. 15, S. 513. — Bacillus methanicus Söhngen. — Abb. 1. c.
S. 516.
Auffallend großer Organismus. Stäbchen (aus der Schleim-
haut der Rohkulturen) 2 — 8 // dick und 4 — 5 /t lang, aus älterem
Material kürzer und nicht selten von mikrokokkenartiger Form.
Zellen aus sehr jungen Kulturen beweglich durch eine Geißel (da-
durch Verwandtschaft mit Pseudomonas anzeigend?). Reinzucht
in einer Atmosphäre von Vs Methan und % Luft, auf ausge-
waschenem Agar mit Zugabe der unentbehrlichen anorganischen
Salze. Tötungstemperatur bei 60 ^ C.
Verarbeitet kräftig Methan (vergl. S. 50).
Bacterium ferrugineum (van Iterson) (1). — Bacillus ferru-
gineus van Iterson, Cbl. Bakt., II. Abt., 1904, Bd. 11, S. 689,
mit Abbildung.
Stäbchen stark beweglich, braun. Aerob.
Zersetzt Zellulose.
In Fig. 3 der Abhandlung findet sich das Ende einer Faser von Filtrier-
papier mit B. ferrugineus abgebildet, in Fibrillen auseinander gefallen und
in Schleim eingehüllt.
Bacterium chitinovorum (Benecke) (1), Bot. Ztg., 1905, Bd. 63,
S. 227. — Bacillus chitinovorus Benecke.
Stäbchen ca. 2 jn lang, 0,7 — 0,8 ^ breit, beweglich, Geißeln
peritrich.
Bedingt ein Schleimigwerden und Zersetzen der befallenen Chitinstücke,
welche in eine Art Bakterienzooglöa umgewandelt erscheinen. Vergl. S. 61.
Bacterium gelaticum (Gran) (1), Bergens Museums Aarbog,
1902, Heft 1.
Art der Begeißelung nicht sicher bekannt. Falls diese polar
ist, handelt es sich um eine Pseudomonas.
Marin; hier eingefügt wegen seiner bemerkenswerten Fähig-
keit, Agar zu verflüssigen. Dieser wird aus Florideen bereitet,
z. B. aus Gracilaria lichenoides.
Bacterium radicicola (Beijerinck) (7), Bot. Ztg. 1888, S. 725.
— Rliizobium leguminosarum Frank, Über die Pilzsymbiose der Le-
guminosen, Berlin 1890. — Bacillus radicicola Beij. — Rhizobium
radicicola Hiltner et Störmer. — Rh. Beijerinckii Hiltner et
— 111 —
Stornier. — Pseudomonas radicicola Moore. — Vergl. auch R. E.
Buclianan (1), Cbl. Bakt., II. Abt., 1901), Bd. 23, S. 59.
S. 95, Fip^. 13. Nach Alfr. Fischer. Wurzelknüllcheu der Lupine, un-
veränderte Stäbchen und Bakteroiden.
Meist einzeln. Stäbchen 0,9X3 — 4 /t, bisweilen in jungen
Kulturen lebhaft bewegliche Kurzstilbchen. Bei Gegenwart ver-
schiedener Zucker starke Schleimbildung auf festen Substraten.
In Leguminosenwurzeln. Sammelt den Stickstoff der Luft. Vergl. S. 14
u. S. 50. Ausführliches bei Laf. Bd. 3.
Bacterium tuberculosis (Koch) Mig., Syst. Bakt., 1900, Bd. 2,
S. 492. — Bacillus Kochii auct. — Bacillus tuberculosis Koch,
Berl. Klin. Wochenschr. 1882, Nr. 15. — Sclerothrix Kochii
Metschnikow, Virch. Arch. CXIII. — Mycobacterium tuberculosis
Lehm, et Neum. — Abb. Lehm. u. Neum., Taf. 67. — Mono-
graphie bei Cornet u. Meyer in Kolle-Wassermann 1903,
Bd. 2, S. 78.
Meist einzeln, auch zu zwei oder mehr zusammenhängend;
längere Ketten oder Fäden selten. Meist leicht gebogen, seltener
gerade, 0,4 — 0,6X2 — ß f^, unbeweglich. Ziemlich hohe Wider-
standsfähigkeit gegen physikalische und chemische Einflüsse (Wachs-
gehalt), sehr langsames Wachstum. Aerob.
Vorkommen bei und in der Nähe von Phthisikern. Erreger der Tuber-
kulose. Gehört nach Mi ehe zu einer verwandtschaftlich eng zusammen ge-
hörigen Gruppe von pflanzensaprophytischem Charakter, die ihr Optimum
bei etwa 40" haben. Verwandtschaft mit Actinomyceten nicht ausgeschlossen.
Vergl. Mi ehe (1). Dabei ist zu bemerken, daß die klinischen Bilder der
Tuberkulose und Aktinomykose sehr verschieden sind.
Bacterium mallei (Loeffler) Mig. — Corynebacterium mallei
Lehm, et Neum. — Vergl. Kolle-Wassermann Bd. 2.
Erreger der Rotzkrankheit.
Bacterium diphtheriae (Loeffler) Mig., Syst. Bakt., 1900,
Bd. 2, S. 499. — Corynebacterium diphtheriae (Loeffler) Lehm. u.
Neum., Atl. Bakt. 1896, S. 350. — Bacillus diphtheriae Löffler,
Mitt. Kais. Gesundh. Amt. 1884, Bd. 2, S. 421. — Abb. Lehm,
u. Neum., Taf. 64—66.
Meist schlanke, an einem Ende oder beiderseits in der Regel
etwas angeschwollene, unbewegliche Stäbchen bildend. Das Vor-
kommen verzweigter Fäden ist mehrfach beobachtet worden. Eine
— 112 —
gewisse Verwandtschaft mit Actinomyceten erscheint nicht aus-
geschlossen. Stark pathogen. Erreger der Diphtherie. AVird er-
folgreich durch antitoxisches Serum bekämpft. Oft begleitet Strepto-
coccus pi/ogenes den Diphtherieerreger. Charakt. Körnchenfärbung.
Die Luft enthält nacli Flügge, abgesehen von einer momentanen Ver-
unreinigung durch hustende Kranke, niemals lebende Diphtheriebakterien.
Bacterioidomonas sporifera Künstler, Journal de Micrographie, 1884,
Bd. 8, S. 37G. — Comptes reudus, Bd. 99, S. 376—880.
Dürfte wegen des Vorhandenseins eines leicht nachweisbaren Kernes,
wegen des bilateralsymmetrischen Baues und wegen der Fähigkeit zur Bildung
mehrerer Zysten im Innern einer Hülle zu den Flagellaten zu rechnen sein.
Der Organismus wird als 24 u. lang angegeben , besitzt eine Geißel,
einen homogenen Kern und vermehrt sich unter Beibehalten der Bewegung
durch vier endogene Sporen.
2. Gattung: Bacillns F. Cohn, Beitr. z. Biol. d. Pflanzen,
1876, Bd. 2, Heft 2.
Name von dem lateinischen bacillum = Stäbchen, dem Diminutiv
von baculum = Stab.
Der Name Bacillus wurde 1773 von 0. F. Müller als Artbezeichnung
aufgestellt (vergl. S. 9) und 1872 von Cohn (Beiträge 1. c. Bd. 1) zur Gattung
erhoben, 1870 mit Entdeckung der Sporen bei den Bakterien schärfer definiert.
In der Tat rechtfertigte sich mit der Entdeckung der morphologisch
hochwichtigen Sporen die Aufstellung einer neuen Gattung neben dem seit
1828 bestehenden Genus Bacterium. Nach Vorstehendem weiche ich, wie
ersichtlich, in der Definition der Gattung Bacillus von Migula ab.
Maßgebend für die Beobachtung von Sporen ist das Verhalten in der
freien Natur. Wenn sporenfreie Kulturstämme bei geeigneter Behandlung
Sporen zu bilden beginnen, so ist anzunehmen, daß diese durch vorgängige
unnatürliche Behandlung der Reinkulturen nicht zur Entwicklung kommen
konnten.
Es gewinnt den Anschein, als ob die bezüglichen sporenbildenden Ver-
treter eine gewisse Verwandtschaft untereinander besitzen. Es ist nicht un-
denkbar, daß die sporenbildenden von den Nostocaceae, die sporenfreien von
den Chroücoccaceae und Oscillatoriaceae abstammen.
Dem Vorgehen von Matzuschita (1), wonach die Gattung Bacterium
kassiert und das ganze Heer der Stäbchenbakterien unter Bacillus vereinigt
wird, kann ich nicht beipflichten, da wegen der großen Artenzahl mit der
Zeit wieder Untergattungen geschaffen werden müßten.
Die Nomenklatur nach physiologischen Merkmalen, wie sie in den Namen
Photobacterium, Aerobacter, Nitrosomonas usw. zum Ausdruck kommt, wird
man nur dann gutheißen können, wenn es sich um die Aufstellung eines
Systems handelt, das mehr die physiologischen Leistungen als die ver-
— 113 —
wandtschaftlichen Verliültnisse zum Ausdruck bringen soll. Für die
Systematik wird aber iuiincr das System, welches sich auf natürliche Ver-
wandtschaft gründet) maßgebend sein.
Die vorstellend gekennzeichnete Definition bietet den Vorteil, daß nur
wenige der bekannten Vertreter umgetauft zu werden brauchen; so behält
z. B. Bacillus anthracis unverändert seineu ursprünglichen Namen.
Bacillus anthracis R. Koch, 1. c, Cohn, Beitr. z. Biol. d. Pfl.,
II, 1876, S. 277. — Hacterinm anthracie ]\rig. — Abb. bei Lehm,
u. Neum., Bd. 1, Taf. 41 — 43. Milzbrandbazillus. — Monographie
bei Sobernheim in Kolle u. Wassermann.
Meist einzeln oder in 2 — lOgliedrigen Ketten. Kräftige
Stäbchen, 1 — 1,5 X 3 — 10 ^ groß, unbeweglich. Sporen elhpsoid,
Keimung polar. Wächst am besten bei Sauerstoffzutritt. Die Sporen
bilden sich niemals im lebenden Tier oder ungeöffneten Kadaver;
sie sind sehr widerstandsfähig.
Stark pathogen, besonders für Rinder und Schafe (Milzbrandweiden),
auch für Menschen. Durch Verfütterung infektiösen Blutmehls sollen Er-
krankungen beobachtet worden sein. Milzbrandsporen werden gelegentlich
durch Import ausländischer Felle eingeschleppt.
Bacillus mycoides Flügge, Mikroorganismen, 2. Aufl., 1886.
— Abb. bei Lehm. u. Neum., Taf. 44 — 45. — K. Holzmüller,
Die Gruppe des Bacillus mycoides Flügge. Ein Beitrag zur Morpho-
logie und Physiologie der Spaltpilze. Cbl. Bakt., IL Abt., 1909,
Bd. 23, S. 304, mit Abbildungen. — Wurzelbacillus, wurzeiförmiger
Erdbacillus genannt.
S. 95, Fig. 15. Orig.
Stäbchen ca. 0,94 X 1,6 — 2,4 u groß. Geringe Eigenbewegung.
Sporen oval. Nach Rubner spielen bei der Ernährung des
Wurzelbacillus die durch Eisen nicht fällbaren organischen Schwefel-
verbindungen eine wesentliche Rolle.
Sehr gemein im Boden. Scheint an der Zersetzung von Knochen im
Boden beteiligt zu sein. Findet sich neben Micrococcus candicans, Bacteriutn
vulgare, Bacillus suhtilis, meseniericus , vulgatus, cellulosae, Pseudomonas
fluorescens u. a. m. im Schlamm des Ladoga-Sees bei ca. 100 m Tiefe (vergl.
Nadson und Sulima-Samojlo, Botan. Laborat. des mediz. Frauen-Instituts
zu St. Petersburg, Nr. XIII, 1908. An heimischen Gewässern sind derartige
ökologische Studien nur in geringem Umfang ausgeführt worden.
Bacillus ellenbachensis Stutzer (1), Cbl. Bakt., IL Abt.,
1898, Bd. 4. — Kolkwitz (2), ebenda, 1899, Bd. 5. — Gott-
Kryptogamenflora der Mark V. 8
— 114 —
Taf. 2. Kxperinicntal- Diagnostik.
Fig. 1—3. Bacillus suhtilis, S. 115. 4—5. Bacterium coli, S. 110. G. Pseudomonas fluorcscens
liquefaciena, Chemotaxis. 1. Abschlagapparat, S. 25.
— 115 —
heil (1), ebenda, 11)01, Wd. 7. — B. ileinze (1), ebenda, 1902,
Bd. 8. — Nach Gottheil: Bacillus petroselini (Biirchard), mög-
licherweise synonym : Bacillus cereus Frankland; B. limosus Russell;
B. stoloniferus Pohl; B. carotarum A. Koch (1).
Nach dem Ort Ellenbach bei Kassel. Nach Alinit (Phantasie-
name) Alinitbacillus genannt. Ausgesprochen aerob. Stäbchen
ca. 1,5 li breit und 2 — 1 // lang. Die Zellen bilden leicht Sporen
von ovaler Form, denen häufig die Reste der Mutterzelle noch bei
der Keimung anhaften. Die Sporen keimen in der Längsrichtung
aus. Begeißelung peritrich. Verflüssigt Gelatine. Vermag Fett
in Form von Tröpfchen zu speichern.
In der Erde und au unterirdischen Teilen von Apium, Beta, Brassica,
Raphanus. Hilft nach den Untersuchungen des Rittergutsbesitzers Caron den
Ackerboden für Körnerfrüchte während der Brache ohne Dungzusatz verbessern.
Gilt wie B. mycoides als kräftiger Ammoniakbildner aus eiweißartigen Sub-
stanzen. Diese Versuche Carons gehören zu den ersten Bestrebungen, den
Bestand an Bodenbakterien durch Aussaat von Reinkulturen im landwirt-
schaftlichen Interesse günstig zu beeinflussen.
Bacillus megatherium De Bary, Vergl. Morph, u. Biol. der
Pilze, Mycetozoen u. Bakt. 1884, S. 500; Vorles. über Bakt., 1885,
S. 13. — Nach Lehm. u. Neum. vielleicht Syn. : Bacillus butyricus
Hueppe. — Abb. bei Lehm. u. Neum., Taf. 48.
Nach Kulturexemplaren 0,6 — 0,8 ß dick und 1,6 — 5 ^ lang,
in der Natur meist dicker. Oft leicht bogig gekrümmt, beweglich,
mit 4 — 8 peritrichen Geißeln. Keimung der Sporen äquatorial.
Von De Bary auf faulenden Kohlblättern gefunden. Scheint an der
Zersetzung von Knochen im Boden beteiligt zu sein. Für die Megaiherium-
Gruppe ist auffallende Glykogenreaktion charakteristisch.
Bacillus SUbtilJS F. Cohn, Beiträge zur Biologie, 1872, Bd. 1,
S. 175. — Vibrio subtilis Ehrenberg 1833. — Wahrsch. Syn.:
Bacillus armoraciae Burchard; B. idosus Burchard; B. mesentericus
Burchard. — Abb. bei Lehm. u. Neum., Taf. 45 — 47. — Heu-
bacillus genannt.
S. 114, Fig. 1 u. 2 nach Lehm. u. Neum.; Fig. 3 nach Brefeld.
la. Gelatiue-Stichkultur nach 36 Stunden bei 22 °C.
Ib. Dieselbe Kultur nach 8 Tagen „ „ „
1 c. Agar-Strichkultur nach 2 Tagen „ 37 ° C.
Id. Agar-Stichkultur „ „ „ „
le. Kartoffelkultur im Reagenzröhrchen mit Wasservorrat.
— 116 —
2a. Oberfläclienkolonie auf Gelatine nach 2 Tagen bei 22 °C.
2 b. Dicht unter der Oberfläche der
Gelatine liegende Kolonie „ „ „ „
2 c. Tief in der Gelatine liegende
Kolonie „ „ „ „
3 a. Weißliche Kahmhaut.
3 b. Zellen mit Sporen.
3c.. Keimung der Sporen.
3d. Zellkette mit Geißeln (gefärbt).
3e. Einzelzelle mit „ „
Zellen ziemlich kräftig, 0,8 — 1,2 u dick, 1,2 — 3 fx lang, oft
zu Ketten verbunden. Bildet leicht Sporen in oder nahe der Mitte
der Zellen. Stäbchen beweglich, peritrich begeißelt. Sporen-
keimung äquatorial. Die Sporen vertragen in der Feuchtigkeit
eine Erhitzung auf 100 ^ bis zu drei Stunden, während die Sporen
der meisten übrigen Bakterien diese Behandlung gewöhnlich nur
einige Minuten lang aushalten.
Verbreitet im Boden und im Wasser. Auf Mist von pflanzenfressenden
Tieren; an der Oberfläche von Mistjauche Häute bildend. Häufig im Darm
von Fliegen. Entwickelt sich leicht in Heuabkochungen. In städtischen
und Gerberei -Abwässern, wohl auch sonst verbreitet. In städtischen Ab-
wässern sah ich nach mehrtägigem Stehen der Proben bisweilen Schwärme von
langen beweglichen Fäden, die wahrscheinlich zu dieser Art gehörten. Scheint
aerob an der Wasserrotte des Flachses beteiligt zu sein. Über die Ent-
wicklungsgeschichte dieser Spezies vergl. Brefeld (1).
Bacillus macerans Schardinger (1), Cbl. Bakt., IL Abt., 1905,
Bd. 14 u. 1907, Bd. 19.
Schlanke, lebhaft bewegliche Stäbchen von 0,8 — 1 ß Dicke
und 4 — 6 fn Länge.
In mit gerottetem Flachse vermengtem Schlamme aus Flachsröstgrubeu
zu Längenfeld im Ötztale gefunden. Vergärt Kohlenhydrate unter Bildung
von Azeton. Gehört nach Seh. in die Gruppe der Heubacillen.
Bacillus sinapivagus Kossowicz, Ztschr. f. d. Landwirtsch.
Versuchswesen in Österreich, 1905, Bd. 8, S. 645 und 1906, Bd. 9,
S. 111. — Vergl. ferner: Kossowicz (1), Cbl. Bakt., IL Abt., 1909,
Bd. 22, S. 231. Eine eingehendere Beschreibung des Organismus
ist seitens des Entdeckers in Aussicht gestellt.
Verdirbt Mostrich unter Gasentwicklung.
— 117 —
Bacillus vulgatus (Flügge) Mig., Syst. Bakt. 1000, S. 556. -
Bacillus mesentericiis vulgatus Flügge, Mikroorganismen, 2. Aufl.,
1886. — ]\röglicherweiso synonym: Bacillus graveolens A. Meyer
u. Gottheil, Cbl. I^akt., II. Abt., 1901, Bd. 7. — Abbildung bei
Lehm. u. Neum., Taf. 49.
Kartoffelbacillus (^^enannt, da er als verbreiteter Bodenorganismus häufig
auf Kartoffelkulturen als Verunreinigung vorkommt.
Schlanke Stäbchen , einzeln , zu zweien oder Fäden von vier
Gliedern bildend, 0,8 X 1,6 — 5 /n groß, lebhaft beweglich, peritrich
begeißelt. Bildet leicht rundlich ovale Sporen.
Kolonien im Agarstricli von grauweißlicher Farbe. Über Bacillus
mescniericus panis viscosi Vogel (1) vergl. S. 73. Verf. beschreibt einige
Varietäten, deren morphologisches und kulturelles Verhalten in Tabelle 2
auf S. 404 seiner Arbeit näher gekennzeichnet wird.
Im Boden, im Darm, auf Kartoffeln, in Milch usw.
Bacillus mesentericus (Flügge) Lehm. u. Neum., Atlas u.
Grundriß, 2. Aufl., 1907, S. 431. — Bacillus mesentericus fuscus
Flügge, Mikroorganismen, 2. Aufl., 1886. — Abbildung bei Lehm,
u. Neum,, Taf. 50 u. 51.
Schlanke Stäbchen, 0,7— 0,9 X 0,8— 3 a, lebhaft beweglich.
Geißeln peritrich. Sporen rundlich. Gelatineplattenkulturen er-
innern sehr an siibtilis. Kolonien im Agarstrich von gelbbräun-
licher Farbe.
Häufig im Boden, in der Luft, an Kartoffelschalen usw. Im Bagger-
sand der Spree in Berlin.
Scheint aerob an der Wasserrotte des Flachses beteiligt zu sein.
Bacillus aterrimus(Biel)(l), Lehm, et Neum., Atlas u. Grund-
riß, 1907, Bd. 2, S. 433.
Ausgezeichnet durch Bildung eines dunklen Farbstoffes, der
beimpfte Kartoffeln durch und durch schwarz färbt.
Mit B. mesentericus verwandt.
Bacillus Globigii Mig., Syst. Bakt., 1900, Bd. 2, S. 554. —
Globig (2). Zeitschr. f. Hyg. 1888, Bd. 3, S. 322.
Schlankes, sehr lebhaft bewegliches Stäbchen. Farbe der
Kulturen auf Kartoffel rötlichgelb, oft rosenrot, Geruch an ge-
kochten Schinken erinnernd. Kulturen auf Gelatine von gelber
oder brauner Farbe. Auf Fleischbrühe Häutchen bildend, während
die Flüssigkeit darunter völlig klar bleibt. Sporen eiförmig.
— 118 —
Findet sich iu Erde. Wächst am schnellsten bei 45 ". Die Sporen
werden durch 1 7oo Sublimatlösung iu 90 Minuten getötet, durch 5 % Karbol-
säure noch nicht nach 14tägiger Einwirkung. Im strömenden Wasserdampf
von 100° werden sie nach 6 Stunden vernichtet, durch Dampf von 123° in
10 Minuten, durch solchen von 127 ° in 2 Minuten, durch 130 ° heißen endlich
augenblicklich.
Bacillus OXalatiCUS Zopf in literis. — Mig. Syst. S. 538. —
Abb. bei Laf., Bd. 1, Taf. 1. — Vergl. Kuntze (1).
Zellen sehr groß, 2,5 — 4 a breit, 4 — 8 /i lang, langsam wackelnd
beweglich, Geißeln sehr zart, zu 6 — 14 über die Zelle zerstreut,
Sporen ellipsoid, in der Mitte der Zellen, 1,2 X 1,8 (jl, also klein
im Verhältnis zum Zelldurchmesser. Keimung der Sporen polar.
Plasma vakuolig. Kolonien anfangs ähnlich Bact. coli, später
wie Bac. siibtilis. In der Kultur werden die Stäbchen dünner.
Im Dünger beobachtet.
Bacillus mucosus Zimmermann, Die Bakterien unserer
Trink- und Nutzwässer, II. Reihe, 1894, S. 8. — Bacterium mu-
cosum Mig.
Zellen einzeln, auch längere Fäden bildend; 0,89 X 1,8 — 2,4 /.t
groß. Sporen in der Mitte des Stäbchens gebildet. Die Wände,
z. T. auch die Zellen, zerfließen sehr schnell zu schleimiger Masse.
Von Zimmermann im Trinkwasser der Chemnitzer Leitung gefunden,
sowie in schleimig gewordenem, destilliertem Wasser.
Bacillus inflatus A. Koch (l). Bot. Ztg. 1888.
Stäbchen einzeln, zuweilen kurze Fäden bildend, 0,88 X
4,6 — 5,5 fx, beweglich, im sporentragenden Zustande meist stark
bauchig angeschwollen (zitronenförmig). Sporen 3,8 /i lang, häufig
bohnenförmig, manchmal 2 Sporen in einer Zelle (wohl Anomalie).
Keimung der Sporen äquatorial.
Als zufällige Verunreinigung gefunden.
Bacillus asterosporus (A. Meyer) (2) Mig., Flora, Bd. 85,
1898, S. 141. — Astasia asterospora A. Meyer (1) in Sitz. Ber. d.
Ges. z. Beförd. d. gesamt. Nat. Wiss. Marburg, 1897 und in Flora (8).
— Möglicherweise Syn.: Granulobacter polymyxa Beijerinck. —
Amylobacter ethylicus Duclaux 1895. — Abbildungen über die
Entwicklungsgeschichte finden sich auch bei A. Meyer, Praktikum
der botanischen Baktcricnkunde, Jena 1903, S. 75 und bei Brede-
— lli) —
mann (1) in Chi. Rakt., II. Abt., 1009, Bd. 22, S. 44. — Nach
Bredemann Syn.: Bacillus polymyxa (Prazmowski) (1) Mig. —
Vergl. auch Gruber (1), Chi. Bakt., II. Abt., 1905, Bd. 14, S. 353,
Abb. Taf. 1 — 3. — Clostridium polymyxa Prazmowski.
Zylindrisch walzenförmige Sporen mit typischer leistenbesetzter
Exine, im Mittel 1,31 ii breit, 2,32 //. lang. Tötungszeit der Sporen
bei 100^^ zwischen 2 und 18 Minuten, meist zwischen 10 und
11 Minuten. Keimung i)olar. Sporenführende Zellen meist spindel-
oder kaulquappenförmig ; in diesen sowie in älteren Stäbchen als
Reservestoffe Glykogen- und logeneinlagerung, ferner Volutin.
Kardinalpunkte der Sauerstoffspannung für Sporenkeimung, oidien-
artiges Wachstum und Sporenbildung: Minimum fehlt, Maximum
nicht viel über 5500 mg Sauerstoff im Liter, Optimum (für Sporen-
keimung und oidienartiges Wachstum) zwischen 70 und 276 mg,
für Sporenbildung bei 276 mg = Luft. Assimiliert, wie der Bac.
amylohacter, den freien Stickstoff der Luft. Vergärt Kohlenhydrate,
Stärke, Dextrin, Jnulin, Mannit, Pektin usw. Bildet Essigsäure
und etwas Ameisen- und Propionsäure. Verflüssigt Gelatine.
Schleimbildung, besonders in Rohrzucker enthaltenden Lösungen,
sehr stark. A gartupf- und Gelatineplattenkolonien mit typischen,
wurmartigen, dem Bacillus niycoides ähnlichen Ausstrahlungen,
die in der bei Gruber, 1. c. beigefügten Abbildung Taf. 1 gut
zum Ausdruck kommen.
Sehr verbreitet. In Böden aller Erdteile nachgewiesen; scheint ein
wesentlich an Kulturboden gebundener Organismus zu sein. In der Mark
Brandenburg in Wiesenboden, Kiefernwalderde und verschiedenen Ackererden,
z. B. unweit Pritzwalk, gefunden. Außerdem als häufiger Zersetzet von Ge-
müsekonserven und als Miterreger der Flachsrotte erkannt.
Bacillus amylobacter (van Tieghem ex p.) A. Meyer et
Bredemann (2), Cbl. Bakt., IL Abt, 1909, Bd. 23, S. 385—568.
Mit Textfiguren u. Abb. auf Taf. 1 u. 2. — Syn. nach Bredemann:
Clostridium Pasteurianum Winogradsky (1895). — Clostridium
americanum Pringsheim (1906/08). — Bacillus amylobacter I
Gruber (1887). — Bacillus saccharobutyricus v. Klecki (1896). —
Granulobacter butylicum Beijerinck (1896). — Granulobacter
pectinovorum Beij. et van Delden (1906). — Wahrscheinlich Syn.
nach Bredemann: Clostridium butyricum Prazmowski. — Butyl-
bacillus E. Buchner. — Bacillus amylobacter II Gruber. — Gra-
— 120 —
nulobacter saccharobutyriciim Beij. — Graniüobacter lactobuty-
ricum Beij. — Clostridium der Hanfröste v. Behrens. — Plec-
tridium pectinovorum Stornier. — Clostridium giganteum Keutner.
— Granulobacter urocephalum Beij. et van Delden. — Vergl. auch
Grassberger u. Schattenfroh (1) und Reinhardt (1).
Vermutlich zu B. amjdobacter zu ziehende Formen, die aber
wegen ungenügender Charakterisierung zu streichen sind:
1. Yibrion l)utyrique Pasteur, 2. Treculs Urocephalum, Amylo-
bacter, Clostridium, 3. Nylanders Amylobacter, 4. Bac. amylobacter
van Tieghem, 5. Bact. navicula Reinke u. Berthold, 6. Bac. bu-
tylicus Fitz, 7. Bac. butyricus Botkin, 8. Amylobacter butylicus
Duclaux, 9. Winogradsky-Fribes Flachsrösteerreger.
Dem Bacillus amylobacter nicht gleich, aber vielleicht nahe-
stehend: B. putrificus, B. enteritidis sporogenes Klein, B. botulinus,
B. perfringens, B. bifermentans sporogenes.
S. 95, Fig. 14a. Nach Alfred Fischer und Original.
Keimstäbchen ca. 0,6 — 0,8 (jl dick, Länge wechselnd. Nach
etwa einem Tage meist 1 — 1,2 /t dick, 3 — 12 (a. lang. Form der
sehr lebhaft beweglichen, durch Sporenbildung angeschwollenen
Zellen sehr verschieden, vorherrschend typisch spindelförmig, ferner
trommelschlägelförmig, keulig, fast kugelig usw. Lage der Sporen
polar oder zentral. Sporen meist zylindrisch walzenförmig mit
Exine und Intine, ca. 2 (x lang, 1,2 ^ breit, gewöhnlich noch mit
anhaftenden Resten der Mutterzellmembran (sogen. „Sporenkapsel").
Sporenkeimung polar. Maximale Tötungszeit der Sporen bei 100^
höchstens 5 Minuten, bei 80 ^ ca. 60 Minuten. ReservestofFe nur
Glykogen und logen, besonders reichlich in den sporenführenden
Zellen eingelagert. Kardinalpunkte der Sauerstoflspannung für
Sporenkeimung nnd Sporenbildung: Minimum fehlt, Maximum
ca. 30 mg Sauerstoff im Liter. Assimiliert den freien Stickstoff
der Luft. Erreger der Buttersäuregärung, wohl auch der Pektin-
gärung. Bildet außer Buttersäure in geringerer Menge Propion-,
Essig- und Ameisensäure, auch Alkohole in wechselnden Mengen,
vorzüglich Butyl- und Propylalkohol. Anaerob.
Überall verbreitet. Im Gegensatz zum Bac. asterosporus in fast jeder
Erdbodenart zu finden und aus allen Erdteilen nachgewiesen, ferner aucli in
Milch, Kot, Käse, Mehl usw. Gelangt aus dem Boden auch in Abwässer,
z. 1». in solche aus Zuckerfabriken. In der Mark Brandenburg in Wald-,
Acker- und Wiesenboden, z. B. beim Gute Buchholz unweit Pritzwalk, gefunden.
Vergl. auch Lafar, Bd. ;j.
i
— 121 —
Bacillus tetani Nicolaier (1), Dtsch. Med. Wochcnscbr. 1884,
Nr. 52. — Abi), bei [.cbni. u. Ncuni. Tiif. 52. — Monographie
bei V. Lingelsbeini in KoUe- Wassermann, 1903, Bd. 2.
Einzebi, oft ancb kürzere Fäden bildend, 0,5 — 0,7 X 2 — 6^
groß. Sporcnbildung charakteristisch polar; Zellen dann von
Tronnnelschlägelform. Sporen (kugelig bis) ovoid. Geißeln zahl-
reich, 50 — 100 pro Zelle, über den ganzen Körper verteilt. Obligat
an aerob.
Verbreitet besonders in Gartenerde; auch in Dung. Erreger des Starr-
krampfes.
Bacillus botulinus van Ermengem (2), Ztschr. f. Hyg. 1S97,
Bd. 26, S. 1.
Kräftige Stäbchen, einzeln, zu zweien oder in kurzen Fäden,
0,9 — 1,2 X 4 — 9 iLi groß, schwach beweglich (4 — 9 Geißeln). Sporen
meist terminal, oval, etwas dicker als die Stäbchen. Obligat
anaerob. — Vergl. auch van Ermengem (1).
Zerlegt Traubenzucker unter intensiver Gasbildung. Erzeugt Butter-
säuregeruch. Verursacht gefährliche Fleischvergiftung.
Name von botulus = Wurst.
Bacillus Chauvoel Mace. — Abb. bei Lehm. u. Neum. Taf. 53.
— Bacillus sarcemphysematis Kitt. — Monographie von Kitt in
Kolle-Wassermann 1993, Bd. 2.
Variable Spezies. Bei typischer Entwicklung mit peritrichen
Geißeln, 20 — 40 an Zahl. Sporen meist mittelständig in bauchiger
Anschwellung.
Erreger des Rauschbrandes, einer früher mit Milzbrand verwechselten,
gefährhchen Kinderseuche.
Bacillus putrificus Bienstock (1), Arch. Hyg. 1899, Bd. 36. —
Abb. in Laf., Bd. 3, S. 96. — B. putrificus coli Bienst. 1884. —
Wahrscheinlich Syn. : Proteobacter skatol Beijerinck, Archives
neerlandaises, 1889, Bd. 2, S. 402.
Schlanke Stäbchen von 5 — 6 /n Länge und 0,8 |tt Breite, mit
zahlreichen, langen, peritrichen Geißeln. In Flüssigkeiten bisweilen
sehr lange Fäden bildend. Sporen oval, in Endanschwellungen
der Zellen (Trommelschlägel).
Konstanter Darmbewohner. Häufig in Fäces und sonst weit verbreitet.
Erreger der Leichenfäulnis. Zeigt große Neigung zur Variation. Vermag Fibrin
und Eiweiß in stinkende Fäulnis zu versetzen unter Umwandlung zu Aminen.
— 122 —
Bacillus calfactor Mi ehe, Die Selbsterhitzung des Heus,
Jena, 1907, S. 49, Abb. S. 52.
Bei 70 Stäbchen 5X0,4^, bei 56« 5 X 0,7 .a, bei 30 «
3X0,8^, nicht zu Ketten vereinigt. Geißeln peritrich; bei 60«
sind die Zellen sehr beweglich, Geschwindigkeit 30 fi und mehr.
Sporen reichlich gebildet, meist endständig, den Stäbchen Trom-
melschlägelform verleihend. Sporen 1,5 X 0,8 /t, außerordentlich
widerstandsfähig. Keimung der Sporen polar.
In selbsterwärmtem Heu; in erster Linie an dessen starker Erwärmung
beteiligt (vergl. aucb S. 63). Mi ehe (1. c.) nennt als wichtigste im Heu auf-
gefundene Mikroorganismen außerdem: Bactcrium coli f. foenicola, Oidium
lactis, Actinomyccs thermophilus , Thermomyces lanuginosus , Thermoascus
aurantiacus. Aspergillus fumigatus, Mucor pusülus, Mucor corymbifer. Über
den thermophilen Bacillus cylindricas vergl. A. Meyer, Ber. d. Deutschen Bot.
Ges. 1905, Bd. 23, S. 349 und 1906, Bd. 24, S. 208.
Bacillus thermophilus L. Rabinowitsch (1), Ztschr. f. Hyg.
XX. 1895, S. 161.
Unbewegliche, etwas dicke, oft zu langen Fäden auswachsende
Stäbchen mit endständigen ovalen Sporen.
In Exkrementen und an Getreidekörnern gefunden. Bestes Wachstum
bei ca. 60°. Es lassen sich wahrscheinlich mehrere Varietäten oder Arten
unterscheiden. Vergl. auch Gl obig, Über Bakterienwachstum bei 50 bis 70°,
Zeitschr. f. Hyg. 1888, Bd. 3, S. 294.
Bacillus cellulosae methanicus Omelianski, Grundzüge der
Mikrobiologie, Petersburg, 1909, S. 283 (russisch). — Bact. cellulosis
(Om.) Mig. — Bacillus methanigenes Lehm, et Neum.
S. 95, Fig. 14. Nach Omelianski.
Morphologisch vom Erreger der Wasserstoffgärung (s. folg.) wenig
unterschieden; nur in allen Teilen etwas zarter. Stäbchen etwa
0,3 (i dick und etwa 5 ii lang, meistens etwas sichelförmig ge-
krümmt. Nimmt bei der Sporenbildung Trommelschlägelgestalt
an. Keine Blaufärbung mit Jod. Durchmesser der Sporen 1 ^u.
Anaerob. Erhitzt man Gemische von Wasserstoff- und Methan-
gärern Vi Stunde auf 75^0, so werden die Methangärer abgetötet
und es resultiert reine Wasserstoffgärung.
Zersetzt ZelluJose unter Bildung von Fettsäuren, Kohlensäure und Sumpf-
gas. Außerdem wird Zellulose durch viele andere Organismen auch unter
aeroben Bedingungen angegriffen z. B. durch Bad. ferrugineum van Iterson.
Nach Söhngen gibt es auch Methanbakterien, welche Zellstoff nicht angreifen.
— 12:^> —
Schinimelpilzo wie Botri/tis und Cladosporium zersetzeu ebenfalls Zellulose.
Näheres bei Lafar 1904--1Ü0Ü, Bd. 3.
Veri^l, ferner:
1. Onielianski, Sur la fermentation de la cellulose. Comptes rendus de
l'Acad. de Paris, 1895, Bd. 121.
2. Derselbe, Die Zellulosegärung, Lafars Handbuch, 1904—1906, Bd. 3.
8. Derselbe, Über die Trennung der Wasserstoff- und Methangärung der
Zellulose. Chi. Bakt., IL Abt., l'.KM, Bd. 11.
4. Derselbe, Über Methanbildung in der Natur bei biologischen Pro-
zessen. Chi. Bakt., II. Abt., 1906, Bd. 15.
Bacillus cellulosae hydrogenicus Omelianski, Grundzüge
der Mikrobiologie, Petersburg, 1909, S. 283 (russisch). — Bacterium
cellulosis (Om.) Mig. — Bacillus fossicularum Lehm, et Neum.
Zellen meist sehr dünn, 0,5 u breit und ca. 4 — 8 (15) fi lang.
Niemals zu Ketten vereinigt. Bisweilen leicht gekrümmt, un-
beweglich. Bei der Sporenbildung Trommelschlägelform. In
diesem Stadium Doppelfärbung durch Karbolfuchsin und Methylen-
blau. Niemals Blaufärbung durch Jod (negative Granulose-Reaktion).
Durchmesser der Sporen 1,5 /.c. Optimum der Gärung bei 34 bis
35 ^. Ana^erob.
Erreger der Wasserstoffgärung bei der Zellulosezersetzung. Wurde aus
Pferdemist und Flußschlamm isoliert und 1895 rein gezüchtet. Findet sich
wohl auch im Darmkanal der Pflanzenfresser, des Menschen usw. Zersetzt
Zellulose unter Bildung von Fettsäuren, Kohlensäure und Wasserstoff. Wahr-
scheinlich sehr verbreitet in Teich-, Flußschlamm usw., in Mist und Faul-
becken, ähnlich wie Bacillus cellulosae methanicus.
Näheres bei Lafar 1904-1906, Bd. 3, S. 252.
Bacillus aerogenes paradoxus Worthmann(l), Mitt. a. d.Kgl.
Prüfungsanst. f. Wasservers, und Abwässerbes. zu Berlin, 1907,
Heft 9, S. 185.
Schlanke, tuberkelbacterienartige Stäbchen von 0,5 u Dicke und
3,5 — 7 in Länge. Oft zu zweien oder dreien zu Scheinfäden ver-
einigt. Eigenbewegung, wenn vorhanden, langsam, Sporen end-
ständig, in köpfchenartigen Anschwellungen, 1,6 u dick. Anaerob.
Sehr charakteristisch sind die glas hellen, ihrer Durchsichtigkeit
wegen kaum wahrnehmbaren Kolonien.
Im Berliner Abwasser beobachtet. Bildet aus Milchzucker Gas, nicht
aber aus Traubenzucker.
Bacillus Solmsii L. Klein (1), Ber. Dtsch. Bot. Ges., Bd. 7,
1889, S. (65), mit Abb. — Vergl. auch Frenzel (1).
— 124 —
Stäbchen 1,25 — 1,5 pu (selten 1,6 /t) breit, meist beweglich.
Einzelzellen lang gestreckt (wesentliches Merkmal!); sporentragendes
Ende in der Regel ellipsoidförmig angeschwollen. In den Faden-
verbänden sind die Sporen viel seltener paarig genähert als bei
B. de Baryanns; Spore der Endzellen meist im freien Ende. Reife
Sporen eigentümlich bläulichgrün, oval oder bohnenförmig oder
in nicht angeschwollenen Stäbchen vollkommen zylindrisch, 1,2
bis 1,5 /t breit und bis 2,5 /t lang.
In Sumpfwasser, bisweilen an oder in sich zersetzenden Exemplaren von
Volvox und JSydrodictyon.
An gleicher Stelle werden neu beschrieben und abgebildet als „endo-
spore Sumpfbakterien" : B. de Barijanus Klein, B. peroniella Klein, B. macro-
sporus Klein, B. limosus Klein.
Bacillus Pasteurii (Miquel) Mig., Syst. Bakt. 1900, Bd. 2,
S. 726. — Urobacillus Pasteurii Miquel, Ann. de microgr. 1889,
Bd. 2, S. 13; vergl. ferner Lafars Handbuch 1904, Bd. 3, S. 77.
Bildet Stäbchen von 1 — 1,2 (X Breite und wechselnder Länge.
Einzeln, zu zweien oder in kurzen Ketten, mit diffus angeordneten
langen Geißeln. Sporen eiförmig, stark glänzend. Vergärt Harn-
stoff zu Ammoniak, macht die Nährflüssigkeit schleimig, erzeugt
erst faulige Gerüche, dann solche nach zersetztem Leim. Gehört
zu den kräftigsten Zersetzungserregern.
In den Abläufen der Aborte, im Fluß- und Kanalwasser, im Dünger
und im Boden. Für die Sporen ist eine Lebensdauer von mindestens 18 Jahren
durch Miquel nachgewiesen.
Bacillus piscicidus Fischel et Enoch (1), Fortschritte der
Medizin 1892, Bd. 10. — R. de Drouin de Bouville, Les maladies
des poissons d'eau douce d'Europe, 2. Aufl., 1908. — Über weitere
fischpathogene Bakterien vergl. Hof er, Handbuch der Fischkrank-
heiten 1904, S. 1 — 34.
Pathogen für Karpfen, Mäuse, Tauben usw.
Bacillus brandenburgiensis Maassen (1), Arb. a. d. Kais.
Biol. Anst. f. Land- u. Forstwiss. 1908, Bd. 6, S. 53, Taf. 5 u. 6.
— Bacillus larvae White.
Stäbchen 2,5 — 5 /* lang, 0,7 — 0,8 fi breit, mit zahlreichen
langen, kurzwelligen, sehr resistenten, peritrichen Geißeln. Be-
wegung meist träge. Abgerissene Geißelzöpfe Spirochaete-artig,
^'(xY die Präparate charakteristisch. Neigt dazu, in großen Faden-
— 125 —
verbänden aufzutreten und vollkommen unbeweglich zu werden.
Bei der Sporenbildung nchnien die Stäbchen Spindelform an.
Sporen 1,3 — 1,6 f.i lang, 0,G — 0,7 /j, breit, in Maden 22 Jahre lang
lebenskräftig. Gedeiht am besten bei 37 — 39 ^ C; unter 20 ^ findet
kaum Wachstum statt.
Findet sich bei dem seuchenbaften Absterben der gedeckelten Bienen-
brut, also bei der sogenannten bösartigen Faulbrut, die in Deutschland am
häufigsten vorkommt. Zuerst auf verseuchten Bienenständen in der Mark
Brandenburg nachgewiesen, z. B. in Parchim. Die Faulbrut ist eine Krank-
heit des Verdauungsapparates der Bienenmaden, für welche noch andere
Erreger in Betracht kommen z. B. Bacillus alvei Cheyne et Cheshire. Pa-
thogen für Bienen ist auch Bacillus apicum Canestrini. Siehe Mig. Syst,
Bakt. S. 562.
Bacillus virens van Tieghem (1), Bull. Soc. Bot. de France,
1880, Bd. 27, S. 175. — Nach van Tieghem wahrscheinlich Syn.:
Leptothrix tenuissima und subtilissima (Rabenhorst, Flora euro-
paea algarum, Teil 2, 1865, S. 77).
Zellen im Bau ähnlich Bacillus anthracis, auch fadenbildend.
Meist unbeweglich. Farbe durch Chlorophyll grün bis grüngelb.
Sporen farblos, in Wasser mit Euglena acus und Phacus longi-
cauda. Junge Fäden während des Auswachsens im Licht er-
grünend.
Im Wasser zwischen Spirogyra, häufig. Nähere Untersuchungen über
diesen chlorophyllführenden Organismus sind erwünscht.
Bacillus multisporus (Dangeard) (1), Le Botaniste, Bd. 2,
1890 — 91, S. 151. mit Abb. — Eubacillus multisporus Dangeard.
Fäden sehr lang und dünn, ganz schwach grün. Länge der
Sporen 5 bis 8 in, Breite 3 ^in-
zwischen Süßwasseralgen.
Erneute Untersuchungen über die systematische Stellung dieses Orga-
nismus erscheinen erwünscht.
Bacillus BütSChlii Schaudinn (1), Archiv f. Protistenkunde,
1902, Bd. 1.
Die Kernsubstanzen dieses sehr großen (4 — 5 jj. breiten) Bacillus, welcher
im Darm der Schabe lebt, ist während des größten Teiles seines Lebens
diffus durch das ganze Plasma verteilt; nur bei der Sporenbildung kommt
es zur Entstehung eines den echten Zellkernen der höheren Organismen ver-
Heichbaren Gebildes.
— 126 —
Der Sporenbihlung gebt eine Art der primitivsten Kopulation vorauf.
Ähnliches wurde an dem marinen Bacillus sporonema (ebenda 1903) von Seh.
beobachtet. Die Bakterienuatur dieses wohl ziemlich seltenen Organismus
scheint noch nicht endgültig sichergestellt zu sein.
Anhang.
Über Spirobacillus gigas Certes, vergl. Zettnow (1).
3. Gattung: Pseadomoiias Migula, Syst. Bakt., S. 875.
Name von pseudos = falsch, unecht und Monas (Flagellaten-
gattung).
Die Zahl der an einem Pol stehenden Geißeln schwankt hei den ver-
schiedenen Arten zwischen 1 und 10; in den meisten Fällen beträgt sie 1
oder 3—6. Sporenbildung selten. Alle bisher untersuchten fluoreszierenden
Bakterien sind polar begeißelt. Schraubenwindungen kommen niemals vor.
Pseudomonas fluorescens liquefaoiens (Flügge). — Bacillus
fluorescens liquefaciens Flügge, Mikroorganismen, 2. Aufl., 1886,
S. 289. — Abb. bei Lehm. u. Neum., Taf. 33.
S. 95, Fig. 17. Nach Alfr. Fischer und Lehm. u. Neum. u. S. 114, Fig. 6.
Nach Alfr. Fischer. Chemotaxis durch Pepton (a) und Aerotaxis (b).
Bildet Stäbchen von 0,4 jW Breite und 1,5 bis 6 ^ Länge.
Zellen mit einer oder mehreren polaren Geißeln. Erzeugt fluores-
zierenden Farbstoff; für die Fluoreszenz ist die Alkaleszenz des
Nährbodens von Bedeutung. Vergl. Thumm (1). Sammelt sich
in mikroskopischen Präparaten um Luftblasen. Bewirkt, besonders
in verunreinigten Flüssen, Sauerstoff zehrung.
Ein ständiger Bewohner der Wässer und des Bodens. Auch in Thermal-
quellen und Gletscherwässern. Von Wittlin in den warmen Quellen von
Ragatz-Pfäffers (Kanton St. Gallen) gefunden. Besitzt die Fähigkeit, sich in
ganz reinem, fast destilliertem Wasser zu vermehren. Hundekehlensee bei
Berlin u. viele a. 0.
Ps. pyocyanea (Gessard, Flügge) ist möglicherweise eine pathogene
Form der vorstehenden Art (Erreger des grün-blauen Eiters), vergl. Lehm. u.
Neum. S. 374, Ruzicka (2) und Kolle-Wassermann, 1903, Bd. 3, S. 471.
Pseudomonas fluorescens non liquefaciens (Flügge). —
Pseudomonas Eisenbergii Mig. — Bacterium putidum Lehm, et
Neum., Atl. Bakt., 1907, Bd. 2, S. 377. — Bacillus fluorescens
putidus Flügge. — Pseudomonas putrida (Flügge) Mig. — Abb.
bei Lehm. u. Neum., Taf. 34.
— 127 —
Stäbchen 0,4 — 0,8 X 1,^ — 5 /t. Lebhaft l)eweglich, mit einer,
selten zwei polaren Geißeln. Streng aerob. Sammelt sich um
Luftblasen im Wasser.
Besitzt die Fälligkeit, sich in gauz reinem, fast destilliertem Wasser
zu vermehren.
Pseudomonas macroselmis Mig., Syst. Bakt., 1900, Bd. 2,
S. 914. — Bacillus lluorescens putidus Tataroft' non Flügge, Die
Dorpater Wasserbakterien. Dissert. Dorpat 1891, S. 42.
Ausgezeichnet durch eine sehr lange Geißel; selten 2 — 3 Geißeln.
Im Wasser.
Vielleicht verwandt mit Ps. fluorescenf?.
Pseudomonas punctata (Zimmermann), Die Bakterien un-
serer Trink- und Nutzwässer 1. Reihe 1890, S. 38. — Abb. bei
Lehm. u. Neum., Taf. 27.
Stäbchen ca. 0,8 /n dick und 1 — 1,6 u lang. Sporen bisher
nicht beobachtet, Bewegung sehr lebhaft, durch polare Geißel.
Wahrscheinlich aerotaktisch.
Häufig im Chemnitzer Leitungswasser gefunden. Aerob. Entspricht
einem Ps. fluorescens ohne oder mit sehr geringer Farbstoffbildung. Sehr
ähnlich ist Ps. annulata (Zimmermann), die Gelatine sehr schnell verflüssigt.
Die Stellen, wo die Kolonien wachsen, erscheinen wie mit dem Locheisen
ausgestanzt.
Pseudomonas hydrosulfurea Mig., Syst. Bakt., 1900, Bd. 2,
S. 898. — Bacillus oogenes hydrosulfureus ß Zörkendörfer (1), in
Arch. f. Hyg. 1893, Bd. 16, S. 385.
Einzeln oder zu zweien, 0,5 X 1 — 2 fi, an den Enden abge-
rundet. Polares Büschel von 6 Geißeln. Sehr lebhaft beweglich.
Ohne Sporen. Schwefelwasserstoff bildend. Streng aerob.
Gelatine mit grüner und blauer Fluoreszenz. Steht vielleicht zur Fäulnis
der Eier in Beziehunsr,
Pseudomonas berolinensis (Ciaessen) Mig., Syst. Bakt.,
1900, Bd. 2, S. 948. — Ciaessen (1) in Chi. Bakt., 1890, Bd. 7, S. 13.
Schlanke Stäbchen mit lebhafter Eigenbewegung und langer
polarer Geißel. Produziert indigoblauen Farbstoff. Auf Agar und
Kartoffel (sauer!) überzieht sich die Farbstoffauflagerung mit einem
schillernden Farbhäutchen. Streng aerob.
Im Wasser.
— 128 —
Pseudomonas syncyanea (Ehrenberg) Mig., Syst. Bakt.,
1900, Bd. 2, S. 904. — Vibrio syncyaneus Ehrenb., Ber. Ver.
Berl. Akad., 1840, S. 202. — Vibrio cyanogenus Fuchs, Magaz.
f. d. gesamte Tierheilkunde Bd. 7, S. 190. — Bacillus syncyaneus
Schroeter in Cohn, Krypt. Fl. v. Schles., Pilze, 1889, Bd. 3, S. 157.
— Bacillus cyanogenus Flügge, Mikroorganismen, 2. Aufl., 1886,
S. 291. — Bacterium syncyaneum Lehm, et Neum., Atl. Bakt.,
4. Aufl., 1907, S. 378. — Abb. bei Lehm. u. Neum., Taf. 35—36.
S. 95, Fig. 18. Nach Alfr. Fischer.
0,7 X 2 — 4 jii, abgerundet, mit polaren Geißelbüscheln. Sporen
endständig ovoid, breiter als die Stäbchen, mit rötlichem Schein.
Kulturen stahlblau, z. T. mit grüner Fluoreszenz. Enthält einen
blauen und einen fluoreszierenden Farbstoff'.
Erreger der „blauen Milch". Vermag auch in Käse blaue Flecken zu
erzeugen.
Pseudomonas violacea (Schroeter) Mig., Syst. Bakt., Bd. 2,
5. 939. — Bactridium violaceum Schroeter 1880. — Bacillus violaceus
berolinensis Kruse (in Flügge, Mikroorganismen). — Wahrscheinl.
Syn.: Pseudomonas ianthina (Zopf) Mig. - Abb. bei Lehm. u.
Neum., Taf. 31.
0,65X1—3^. Längere Stäbchen meist leicht gebogen, ab-
gerundet. Sporenbildung nicht beobachtet. Sehr lebhaft beweglich.
Mit polarer Geißel. Nach Lehm. u. Neum. soll auch peritriche
Begeißelung vorkommen. Scheint Sauerstoff* locker binden zu
können. Produziert dunkel violetten Farbstoff, der seinen Sitz viel-
leicht in der Membran hat.
Es ist auffällig, daß manche Seen, z. B. der Gamensee bei Strausberg,
oft durch auffallenden Reichtum an den verschiedensten bunten Bakterien
ausgezeichnet sein können, wie sich durch Plattenguß feststellen läßt. Es
wäre zu untersuchen, ob es sich hier um eine weiter verbreitete Eigentüm-
lichkeit reiner, aber krautreicher Waldseen handelt.
Pseudomonas indigofera (Voges) Mig., Syst. Bakt., S. 950; (1),
Cbl. Bakt., 1893, Bd. 14, S. 307.
Zellen sehr klein, ca. 0,2 f^ lang und ca. 0,1 fi dick, lebhaft
beweglich. Bildet blauen Farbstoff in den Zellen.
Im Wasser.
Pseudomonas erythrospora (Cohn) Mig., Syst. Bakt. S. 913.
— Bacillus erythrosporus Cohn (2).
— 129 —
Lange Stäbchen von 0,5 /x Dicke und ca. 4 // Tiilnge. Sporen
groß, oval mit deutlicliem roten Schein.
lii Wasser und Luft, nicht häufig. Besitzt die hemerkenswerte Fähig-
keit, sicli im dcstill. Wasser zu vermehren.
Pseudomonas fragariae Gruber (2), Cbl. Bakt., II. Abt., 1902,
Bd. 9.
Auf Futterrüben gefunden. Erzeugt, ebenso wie verschiedene andere
Spezies dieser Gattung, ein erdbeerartiges Aroma.
Pseudomonas spongiosa (Aderhold et Ruhland) (1), in Arb.
a. d. Kais. Biol. Anstalt f. Land- und Forstwirtschaft, 1907, Bd. 5,
S. 311, Taf. 9. — Bacillus spongiosus Aderh. et Ruhl.
Zellen im Mittel 0,6 fi dick und 2 — 3,5 /t lang, sehr lebhaft
beweglich. Geißeln zu wenigen (1 — 3) vereinigt. Sporen nicht
beobachtet. Aerob. Wachstumsoptimum bei 20— 25 ^. Scheint
schwach saueren Nährboden zu lieben. Verzuckert keine Stärke
und vermag Zellulose nicht merkbar zu lösen. Bildet aus Rohr-
zucker, Raffinose oder Fruktose Gummi (Arabin ohne Galactin-
gehalt).
Beobachtet in Dammkrug bei Neu-Ruppin, Gr. Lichterfelde u. Mariendorf
bei Berlin, Frankfurt a. 0., Treuenbrietzen und außerhalb der Mark Bran-
denburg. Betreffs der Bekämpfung vergl. Ader hold u. Ruhland, Über den
Bakterienbrand der Kirschbäume. Flugblatt Nr. 39 der Kais. Biol. Anstalt.
1906.
Bewirkt Schädigung und Absterben von Süßkirschbäumen, in geringerem
Maße auch von P. cerasus. Besonders junge Exemplare in Baumschulen
werden befallen. Erzeugt in Rinde und Holz Brandstellen und Gummifluß.
Vergl. außerdem: W. Ruhland, Über Arabinbildung durch Bakterien und
deren Beziehung zum Gummi der Amygdaleen. Ber. d. Deutschen bot. Ges.,
1906, Bd. 24, S. 393. Über Gummifluß ohne Mitwirkung von Mikroorganismen
vergl. Beijerinck u. Rant, Wundreiz, Parasitismus und Gummifluß bei den
Amygdaleen. Cbl. Bakt, II. Abt., 1906, Bd. 15.
Als häufiger saprophytischer Begleiter von Ps. spongiosa findet sich
Bacterium irritans (Aderh. et Ruhl.) 1. c. S. 337. Syn. Bacillus irritans
Aderh. et Ruhl.; das 'phyto^a.ihogQne Badcrium amylovorum (Burrill) ist mit
Fs. spongiosa nicht identisch (vergl. 1. c. S. 334).
Pseudomonas leguminiperda (E. v. Oven) (1), Cbl. Bakt.,
II. Abt., 1906, Bd. 16, S. 67, mit Tafel. — Bacillus leguminiperdus
E. V. Oven.
Stäbchen 2 — 2,3 /i lang, 0,8 u breit mit polaren Geißeln von
wechselnder Zahl. Bildet leicht Sporen.
Kryptogamenflora der Mark V. 9
— 130 —
Stark pathogen für die Früchte von Erbsen, Bohnen, Lupinen und
wahrscheinlich auch von Tomaten. Verbreitung von Frucht zu Frucht sehr
leicht durch Regen, Vögel, Insekten, sicherlich auch noch durch den Boden.
Häufig in der Umgegend von Berlin, z. B. bei Dahlem, beobachtet, besonders
in feuchten Jahren.
Pseudomonas hyacinthi (Wakker) Smith, Bot. Cbl. 1883,
Bd. 14, S. 315.
Erzeugt den gelben Rotz der Hyazinthen.
Pseudomonas Campestris (Pammel) E. Smith, erzeugt
Schwarznervigkeit des Kohls und verwandter Cruciferen. — Vergl.
Mig. Syst. Bakt. 1900, S. 937.
Es scheint, als ob besonders die Gattung PseucIo7nonas verhältnismäßig
reich an pflanzenpathogenen Species ist.
Pseudomonas europaea (Winogradsky) Mig., Syst. Bakt.,
1900, Bd. 2, S. 954. — Nitrosomonas europaea Winogradsky (1), Ar-
chives des sciences biologiques St. Petersbourg, 1892, Bd. 1, S. 127.
— Bacterium Nitrosomonas Lehm, et Neum. Abb. in Laf. Bd. 3,
Taf. III— V. — Deutsch : Nitritbildner.
S. 95, Fig. 10. Nach Winogradsky.
Rundliche Zooglöen und Schwärmzustände. Stäbchen 1 X 1,5
bis 2 fi>y mit abgerundeten Enden, mit einer polaren Geißel, die
wenig länger als die Zelle ist.
In Erdproben verschiedener westeuropäischer Herkunft. Bildet Nitrite
aus Ammoniaksalzen. Autotroph. Vergl. auch Euler (1).
Humate scheinen (nach Karpinski und Niklewski) den Prozeß der
Nitrifikation im Boden zn begünstigen.
Pseudomonas pantotropha Kaserer(l), Cbl. Bakt., IL Abt.,
1906, Bd. 16, S. 681 und (2), Bd. 15, S. 573. — Bacillus panto-
trophus Kaserer.
Kurzstäbchen, etwa 1,2 — 1,5 lang, 0,4 — 0,5 fi breit, jung
lebhaft beweglich. Eine Geißel. Kolonien Gelatine nicht ver-
flüssigend, gelb. Aerob.
Weit verbreitet im Ackerboden. Oxydiert aerob Wasserstoff. Eeduziert
Kohlensäure zu Formaldehyd, vielleicht ähnlich wie höhere Pflanzen bei der
Kohlenstoffassimilation. Kann sowohl autotroph (durch Kohlensäure und
Wasserstoff) wie heterotroph (durch organische Nahrung) wachsen. Gedeiht
in verdünnten Eormaldehydlösungen, entwickelt sich leicht auch auf allen
gebräuchlichen Nährböden. — Vergl. M. Niklewski: Ein Beitrag zur Kenntnis
— 131 —
Wasserstoff oxydierender Mikroorgaiiisiiien. Extrait du Bulletin de l'acadeniie
des Sciences de Cracovie. 190G. — Nabokich und Lebedeff, C^ber die
Oxydation des Wasserstoffes (iiircli Bakterien, Cbl. Bakt , IL Abt., 1Ü07,
Bd. 17. — Nikitinsky, Die anaerobe Bindung des Wasserstoffes durch
Mikroorganismen. Cbl. Bakt., II. Abt., li)07, Bd. 19.
3. Familie: Spirillaceae, Schraubenbakterien.
Zellen zylindrisch, mehr oder weniger stark schraubenförmig
gekrümmt, starr (nicht aktiv biegsam), meist lebhaft beweglich.
Sporenbildung sehr selten. Geißeln meist in Büscheln.
Übersicht der Gattungen.
A. Zellen meist wurstförmig gekrümrat erscheinend, mit meist einer
polaren Geißel I. MicrOSpira.
B. Zellen meist deutlich scliraubig gewunden mit polaren Geitiel-
büscheln 2. Spirillum.
1. Gattung: Hicrospira Schroeter, Krypt. Fl. v. Schles.
1889, Bd. 3, S. 168.
Name von mikros = klein, kurz und spira = schraubige
Spirale.
Vegetative Zellen schwach gekrümmt, meist nur mit V2 Win-
dung (Komma-Form), lebhaft beweglich ; die kurzen Formen können,
nachdem sie zur Ruhe gekommen sind, zu schraubigen Fäden aus-
wachsen. Die Gattung scheint ziemlich artenreich zu sein.
Die Bezeichnung Vibrio läi3t sich historisch nicht rechtfertigen, da sie
zu große Wandlungen durchgemacht hat.
Der erste Autor dieser Gattung war 0. F. Müller, Yermium fluv. et
terr. historia 1773. Umfaßte auch Nematoden, z.B. Vibrio Änguillula , das
Essigälchen. Dann folgte Ehrenberg, der 1838 die Definition korrekter
faßte. H. Buchner gab 1885 dem Kommabacillus den Namen Vibrio cholerae.
Löf fler (Cbl. Bakt., I. Abt., 1890, Bd. 7, S. 634) definierte Vibrio als monotrich,
Spirillum als lophotrich.
Microspira COmma Schroeter, in Cohn, Krypt. Fl. v. Schlesien,
Pilze, 1889, Bd. 1, S. 168. — Komma -Bacillus Koch, Berl. klin.
Wochenschr. 1884. — Spirillum Cholerae Koch. — Sp. cholerae
asiaticae Flügge, Mikroorganismen, 2. Aufl., 1886. — Vibrio
cholerae Buchner. — Vibrio cholerae asiaticae, Vibrio comma,
Vibrio Koch auct. Abb. bei Lehm. u. Neum., Taf. 55 — 58. —
Monographie bei Kolle- Wassermann, 1903, Bd. 3.
9*
— 132 —
Zellen klein, ca. 0,5 ß breit, 2 — 3 fi lang, wurstförmig ge-
krümmt bis gerade, mit lebhafter schraubenförmiger Bewegung.
Die Enden liegen nicht in der gleichen Ebene. In alten Kulturen
können sich lange, schraubige Fäden bilden. Ausgesprochen aerob;
wächst sehr schwach auch anaerob. 1 (selten 2) polare Geißel,
schwach korkzieherartig gewunden. Sporenbildung unbekannt. —
Wird durch Immuuserum spezifisch beeinflußt (Agglutinationsprobe
bei der Diagnose). Für seinen Nachweis dient außerdem das
Verhalten auf Nährgelatine (verflüssigt), sein starkes Sauerstoff-
bedürfnis (Anreicherungsverfahren) und die Cholerarotreaktion
(Nitrosoindol).
Stark pathogen. Erreger der asiatischen Cholera; durch Rob. Koch
1884 in Ägypten und Indien entdeckt. Im Darm Cholerakranker. Gelangt
von hier aus ins Wasser. Microspira comma ist verhältnismäßig wenig wider-
standsfähig, besonders gegen Säuren. Die letzten Cholerafälle in der Mark
Brandenburg kamen im Jahre 1905 vor. Yergl. Klinische Jahrbücher 1907,
Bd. 16 und Arb. a. d. Kais. Ges.- Amte, Bd. 10, 11 und 12.
Microspira Metschnikovi (Gamaleia) Mig., Syst. Bakt. 1900,
Bd. 2, S. 979. — Vibrio Metschnikovi Gamaleia (1), Ann. Inst.
Pasteur II, 1888, S. 482. — Abb. bei Lehm. u. Neum., Taf. 58.
Dem Choleraerreger sehr ähnlich, etwas dicker und kürzer,
im Tierkörper oft fast kokkenartig, in älteren Kulturen nicht selten
lange dünne Schrauben bildend. Beweglich, mit einer polaren
langen Geißel.
Sehr pathogen für Tauben und junge Hühner. Erregt bei diesen Tieren
eine Septicämie (vergl. Bact. septicaemiae). Wird durch Choleraimmunserum
nicht beeinflußt.
Microspira Finkieri Schröter, in Cohn, Krypt. Fl. v. Schles.,
Pilze, Bd. 3, 1889, S. 169. — Kommabacillus der Cholera nostras
Finkler et Prior in Tagebl. d. 57. Versamml. Dtsch. Naturf. u.
Ärzte, Magdeb. 1884. — Spirillum Finkieri — Vibrio Finkieri
auct. — Vibrio proteus Buchner. — Abb. bei Lehm. u. Neum.,
Taf. 59.
Etwas plumper und größer als Microspira comma, auch nicht
so stark gekrümmt. Kann spirillenartig auswachsen.
Im Darm und im Wasser.
Angeblich Erreger der Cholera nosiras] hierfür scheinen aber auch andere
Mikrobien iu Betracht zu kommen.
— 183 —
Microspira berolinensis (Neisser, Rul)ner) Mig., Arch. f.
liyg. 1890, Bd. 19, S. 194. — Abb. bei Lebiii. u. Neum., Taf. 60.
Dem Erreger der Cholera äußerlich sehr ähnlich, verflüssigt
Gelatine aber sehr langsam.
Zuerst im Wasser des Rummelsburger Sees bei Berhn gefunden. Scheint
keine Pathogenität zu besitzen. — Vergl. auf Taf. 60 bei Lehm. u. Neum.
auch Microspira aquatilis (Günther) Mig. und Microspira danuhica (Heider) Mig.
Microspira albensis (Lehm, et Neum.), Deutsche med.
Wochenschrift 1893, S. 799. — Leuchtender Eibvibrio Kutscher,
Dunbar. — Abb. bei Lehm. u. Neum., Taf. 61.
Morphologisch vom Erreger der Cholera nicht zu unterscheiden,
aber durch die Fähigkeit des Leuchtens ausgezeichnet.
Im AVasser. — Pathogen für Meerschweinchen. — Außer sogenannten
Eibvibrionen sind auch Havelvibrionen beschrieben worden.
Microspira saprophiles (Weibel) Mig., Syst. Bakt. 1900,
Bd. 2, S. 1006. — Heuvibrio ß Weibel (1), Cbl. Bakt. 1887, Bd. 2,
S. 469. — Vibrio saprophiles ß Weibel, Cbl. Bakt. 1888, Bd. 4,
S. 230.
Doppelkommabildungen in schönen S Formen häufig. Zellen
schlank, 2 a lang, lebhaft beweglich.
In faulendem Heuaufguß und in Kanalschlamm.
Microspira desulfuricans(Beij.)(8) vanDelden, in Cbl. Bakt.,
IL Abt., 1895, Bd. 1, S. 1. — vanDelden (1), ebenda, 1904, Bd. 11,
S. 81 u. ff. — Spirillum desulfuricans Beij. — Vergl. Mig. Syst.
Bakt., S. 1016.
Meist nur V2 — 1 Windung, ca. 1 fi dick und 4 jjl lang. Streng
anaerob. Bewegung nur bei SauerstofFabschluß. Reduziert im
Süßwasser kräftig Sulfate zu Schwefelwasserstoff. Bei Gegenwart
von Eisensalzen entsteht in der Umgebung der Kolonien Schwefel-
eisen. Vergl. S. 56.
In Grabenwasser, wohl meist im Schlamm.
Microspira gigantea Mig., Syst. Bakt. 1900, Bd. 2, S. 1016.
Selten zu zwei zusammenhängend, noch seltener kurze Schrau-
ben bildend. Kommaförmig gekrümmte, ziemlich robuste Zellen,
2 X 6 |W. Eine polare, lange, kräftige Geißel.
— 134 —
Mit anderen Bakterien reichlich in einer Schleimmasse zwischen Sphagnum
und Algen in einer alten Algenkultur.
Bisher die größte Art der Gattung.
2. Gattung: ISpirillniu Ehrenberg, Abhandl. d. Berliner
Akad. 1830, S. 38. — Cohn, Beiträge z. Biologie d. Pflanzen.
Heft 2, 1872.
Von Ehrenberg Walzenspirale, von Eyferth Wasserschrauhel genannt.
Name vom Diminutiv des Wortes spira = schraubige Spirale,
Die Schraubenform der Spirillen ist zur Feststellung verwandtschaft-
licher Verhältnisse nicht besonders hoch zu bewerten, da Schraubenform sehr
leicht auftreten kann. So finden sich unter den sonst gerade gestreckten
Fäden planktonischer Melosira-Arten auch gleichmäßig schraubenförmige mit
einer größeren Anzahl von Windungen.
Thiospirillum ist mit Spirülum wahrscheinlich nicht nahe verwandt,
schon wegen der bedeutenden Zelldicke.
Spirillum VOlutans Ehrenberg 1. c. 1838. — Mig. Syst. Bakt.,
S. 1025. — Von Ehrenberg große Walzenspirale genannt.
S. 95, Fig. 24. Nach Cohn.
Stattliches Spirillum von ca. 1,8 ^u. Zelldurchmesser und 6
bis 7 1^1 Schraubendurchmesser. Zahl der Windungen meist 2V2
bis 3V2. Ich sah Exemplare mit 8 Windungen und von 136 ^u.
Gesamtlänge. Sammeln sich in mikroskopischen Präparaten in
einer Zone, welche etwas vom Deckglasrand entfernt ist. Die
Windungsrichtung scheint zu wechseln. Ich habe zahlreiche
Exemplare gesehen, welche botanisch rechts gewunden waren.
Enthielten Körnchen, die wahrscheinlich aus Fett oder dergleichen
bestanden.
In städtischen Abwässern u. a. a. 0., ziemlich selten.
Manche Beschreibungen in der Literatur lassen erkennen, daß die be-
treffenden Autoren das echte Sp. volutans nicht vor sich gehabt haben.
Spirillu7n colossus Errera (2) scheint eine kräftige, bis 3,5 p. dicke Form
von Sp. volutans zu sein; im Brackwasser.
Spirillum undula Ehrenberg, Infusionstierchen 1838. —
Vibrio undula Müller, Animalcula infusoria 1786. — Spirillum
undula minus und majus Kutscher in Cbl. Bakt. 1895, Bd. 18,
S. 614.
S. 95, Fig. 23. Nach Cohn.
Botanisch links gewunden. Kräftig, sehr deutlich schraubig
gekrümmt, meist mit V2 — 2 Umgängen von 5 jj, Durchmesser.
Polares Büschel von Geißeln. Zelldurchmesser reichlicli 1 fi.
— 1 85 —
Findet sich in Jauche und Ahwässern, sowie zwischen J^auh, das unter
Wasser fault.
Spirillum tenue Ehrenberg, Die Infusionstierchen als voll-
kommene Organismen 1838. — Mig. Syst. Bakt. 1900, Bd. 2,
S. 1021.
S. 95, Fig. 22. Nach Cohn.
Zarte Schrauben von etwa 0,5 /^ Zelldurchmesser und IV2
bis 4 Windungen. Durchmesser der Schrauben etwa 2,5 1^1. Nicht
selten in Schwärmen beieinander.
In Jauche und verunreinigtem, meist fäulnisfähigem Wasser gefunden.
Nähere Beschreibung dieser und der benachbarten Arten bei Cohn, Bei-
träge z. Biologie der Pfl. 1872, Bd. 1.
Spirillum serpens (0. F. Müller) Winter, in Rabenhorst
Krypt. FL, 2. Aufl., 1884. — Mig. Syst. Bakt., 1900, Bd. 2, S. 1022.
— Vibrio serpens Müller (Animalcula infusoria 1786).
S. 95, Fig. 21. Nach Cohn.
Feine, sehr flach gewundene Schrauben von 3 — 4 Umgängen,
meist gegen 20 u lang. Zelldurchmesser 0,7 — 0,8 fj,. Polares
Büschel von Geißeln. Nicht selten in Schwärmen beieinander.
Von Kutscher rein kultiviert.
Häufig in Jauche und verunreinigtem, meist fäulnisfähigem Wasser
gefunden.
Spirillum rugula (0. F. Müller) Winter, in Rabenhorst
Kryptogamenflora, 2. Aufl., 1884. — Mig. Syst. Bakt. 1900, Bd. 2,
S. 1023. — Cohn, Beiträge z. Biologie d. Pfl. 1872, Bd. 1. —
Vibrio rugula Müller, Animalcula infusoria 1786.
S. 95, Fig. 20. Nach Cohn.
Zelldurchmesser ca. 1,5 ^tt, Enden meist gerade, Mittelteil
etwas ausgebogen. Sieht beim Vorwärtsschwimmen wie ein sich
schnell drehender Zentrumsbohrer aus.
Rein kultiviert von Bonhoff.
In Abwässern und Gewässern mit zersetzten Pflanzenteilen. Im Ber-
liner Abwasser. Im Botan. Garten in Dahlem (Bassin mit zersetztem Laub)
pro Kubikzentimeter Hunderte von Exemplaren (April 1909) u. a. a. 0.
Spirillum amyliferum van Tieghem (1), Bull. Soc. Bot. de
France, 1879, Bd. 26, S. 65. — Mig. Syst. Bakt. S. 1027.
Zelldurchmesser 1,2 — 1,5 fi, Schraubendurchmesser 3 — 4 jj,,
Höhe des Schraubenganges 6 — 9 fi. Mit 3 — 4 rechtsläufigen
— 130 —
Windungen. Inhalt nach der Teilung sich mit Jod blau färbend.
Sporen 2,5 — Z fi lang, 1,5 ^ti breit, terminal. Fakultativ anaerob.
Nacli den Angaben von van Tieg Lern zusammen mit Bacillus amylo-
hactcr im Dextransclileim von Zuckerriibensäften.
Spirillum endoparagogicum Sorokin(l), Cbl. Bakt. 1887, Bd. I,
S. 465 u. 1890, Bd. 7, — Mig. Syst. Bakt. S. 1028.
Zellen von mittlerer Größe, meist mit 2 — 3 Umgängen. Bildet
Sporen, die noch innerhalb der Mutterzelle keimen und oft längere
Zeit mit ihr im Verband bleiben.
An einer faulenden Pappel {Populus nigra) in einer zähen, weißlichen
Flüssigkeit gefunden.
Spirillum tenerrimum Lehm, et Neum., Atl. u. Grundriß.
— Spirillum I Kutscher (1), S. 55.
Meist S-förmig oder mit 3 — 4 Windungen. Lebhaft beweglich.
In Reinkultur gezogen. Ausgezeichnet durch besonders dünne
Zellen. Ebenso fein wie „die bekannten im menschlichen Darm
sich öfters findenden zarten Spirillen."
Spirillum parvum v. Esmarch (1), Cbl. Bakt., I. Abt., Ori-
ginale, 1902, Bd. 32, S. 561.
Zellen 1 — 3 fx lang, etwa 0,1 — 0,3 ^i dick; lebhaft beweglich,
mit einer endständigen Geißel {Microspira?).
Passiert im Gegensatz zu anderen Bakterien leicht sonst keimdichte Filter.
Außerdem sind unter anderen folgende Arten von Spirillum in Rein-
kultur untersucht worden:
1. Spirillum concentricum Kitasato,
2. „ coprophilum (Kutscher),
3. „ giganteum „
4. „ subtilissimum „
Man vergl. dazu Kutscher (1).
Anhang.
Die zarteren Formen der Gattung SpiruUna aus der Familie
der Oscülatoriaceae (vergl. Lemm ermann, Schizophyceae S. 120)
kommen auch in far])los(!n Exemplaren vor. Solche fand ich am
Spreeufer bei Oberschöneweide und im faulen See bei Berlin,
auch in Drainwäßsern und biologisch gereinigten Abwässern. Ich
nenne sie:
— ir>7 —
Spirulina albida nov. 6})e(t.
Zelklicke ca.. 1 /t, Windungsdurcliniesser etwa 2 //, WindungH-
liöhe 4 — 5 fi. Einzellig? Sonst vom Habitus der Arthrosjnra
Jenneri.
Über die kriechende Bewegung von Spirulina vergl. Kolkwitz (4).
Spirochaete Ehrenberg wird besser zu den Tieren gestellt.
Name von spira = schraubige Spirale und chaite = Haar.
Sp. plicatilis Ehrenberg, Die Infusionstierchen 1838.
In mesosaprobem Schlamm.
Sp. flexibilis K. Nägler (1), Cbl. Bakt., I. Abt., 1909, Bd. 50,
S. 445.
In mesosaprobem Schlamm.
Sp. dentium R. Koch, Beitr. z. Biol. d. Pflanzen 1877, Bd. 2,
S. 421.
Weitere Arten siehe bei Mig. Syst. Bakt. S. 1030.
Leptothrix huccalis Robin, Vignal. — Bacterium buccale
(Robin) Mig. S. 445, mit Sp. dentium in der Mundhöhle. An-
geblich auch in den Zähnen der ägyptischen Mumien.
4. Familie: Chlamydobacteriaceae Mig., Scheidenbakterien.
Zellen meist zylindrisch, zu Fäden oder Schläuchen ange-
ordnet, mit mehr oder weniger deutlicher Scheide. Fäden in
Basis und Spitze gegliedert, bei normaler Entwicklung auf dem
Substrat festsitzend. Vermehrung meist durch bewegliche oder
unbewegliche Sporen, welche direkt aus den vegetativen Zellen
hervorgehen und, ohne eine Ruheperiode durchzumachen, zu neuen
Fäden auswachsen können.
Übersicht der Gattungen.
A. Fäden unverzweigt.
I. Fäden dünn, 1 bis einige fj breit.
a) Fäden meist gestreckt I. Chlamydothrix.
b) Fäden meist schraubig ge^vunden .... 2. Gallionella.
n. Fäden, wenigstens im oberen Teil, dick (bis 10 ^ und mehr).
3. Crenothrix:
— 138 —
B. Fäden oder Schläuche unecht verzweigt.
I, Zellen zu deutlichen Fäden angeordnet.
a) Fäden ziemlich robust, deutlich verzweigt, nach den Enden
zu verjüngt , 4. Clonothrix.
b) Fäden gleichmäßig dick, meist 2 fji, im Durchmesser.
1. Fäden zahlreich entwickelt, nur Avenig verzweigt:
5. Sphaerotilus.
2. Fäden spreizend, meist dichotomisch verzweigt:
6. Cladothrix.
II. Zellen in geweihartig verzweigter Gallerte eingebettet:
7. Zoogloea ramigera.
1. Gattung: Chlam^^dothrix Mig., Syst. Bakt. S. 1030.
Fäden mit mehr oder weniger ausgesprochen zylindrischen
Zellen. Scheide meist deutlich entwickelt.
Name von chlamys = Mantel und thrix = Haar.
Chlamydothrix ochracea (Kütz.) Mig., Syst. Bakt. 1900,
Bd. 2, S. 1031. — Leptotbrix ochracea Kütz., Phycol. Gener. 1843,
S. 198.
S. 139, Fig. 1. Nach Zopf, Fig. 2—5, Original.
Fig. 1. Fäden mit starren Scheiden. Dazwischen Flöckchen von Eisenoxyd-
hydrat.
Fig. 2. Leere, starre Scheide. Gallertscheide, im Innern mit nur einer Zelle.
Mit Eisenoxydeinlagerung. Verquollene Schleimscheide mit 7 Zellen.
Fig. 3. Faden mit dicker Scheide. Diese mit Eisenoxydeinlagerung.
Fig. 4. Alte Scheide mit Eisenoxydeinlagerung.
Fig. 5. Zwei mit ihren Scheiden verklebte, alte Fäden, Dichotomie vor-
täuschend. Mit Ein- und Auflagerungen von Eisen- und Manganoxyd.
Zellen zu Fäden angeordnet, ohne Scheide ca. 1 ^ dick. Scheide
in der Jugend dünn, meist farblos, später sich verdickend und
gelb bis braun werdend. Scheide starr oder gallertig. Vermehrung
durch unbewegliche eiförmige Zellen, gelegentlich vielleicht auch
durch Fadenstücke. Vermag auch Manganverbindungen in den
Scheiden zu speichern. Von allen Eisenbakterien die häufigste
Spezies. Knorrige Fäden sind bisweilen mit Stielen von Äniho-
physa vegetans verwechselt worden.
Im Grundwasser der Berliner Wasserwerke, in ockerlialtigen Wiesen-
gräben und Sümpfen, überhaupt sehr häufig in eisenoxyduDialtigem AVasser.
Im ockerfreien Wasser des Tegeler Sees als Uferbesatz bei Tegel; ferner in
der Dahme bei Grünau. Als solcher mit Vorliebe in der Emersionszone der
Gewässer. In den Abzugsgräben der Charlottenburger Rieselfelder bei Karo-
— 189
Taf. 3. Eisenbakterieii.
Fig. 1 — 5. Chlamydothrix ochracea. 6 — 9. Gallionella ferruginea. 10 — 11. Clonothi-ix fusca.
, 12. Crenothrix polyspora.
— 140 —
liuenhöhe u. a. a. 0. Sinkender "bezw. schwankender Stand des Grundwassers
scheint wegen der dadurch bedingten Belüftung des Bodens Gelegenheit zur
Entwicklung von Eisenbakterien im Grunde geben zu können.
Sehr selten finden sich im Plankton Fadenstücke dieser Spezies, welche
nach beiden Seiten ausgewachsen sind und dementsprechend nicht Basis und
Spitze besitzen. Bezüglich der Physiologie vergl. die Ausführungen auf S. 53.
Beim Enteisenungsprozeß scheint besonders die nachfolgende Sandfiltration
die Wachstumsbedingungen zu beeinträchtigen.
Chlamydothrix epiphytica Mig., Syst. Bakt. S. 1033.
Kurze, farblose Zellreihen, auf Wasseralgen festsitzend, mit
sehr dicker, gallertartiger Scheide umgeben.
Verbreitet und häufig.
Bei den auf den verschiedensten Wasseralgen oberflächlich aufsitzenden
zarten Fäden von meist nur 1 [t. Durchmesser und darunter liegt nach meinen
Beobachtungen häufig der Verdacht vor, daß es sich um Keim- oder Zwerg-
pflänzchen von Sphn er otilus hdmdelt, wie sie Taf. 4, Fig. 8 abgebildet sind
(Keimpflanzen auf Nitzschia). Auf Hantzschia amphioxys, Melosira varians
u. a. m. findet man Fäden, welche beispielsweise 6 jj. lang und 0,75 m- dick
sind. Diese Fäden können unter keuligem Anschwellen vergallerten (Zoogloea-
bildung nach Art der Z. ramigera) und dann im Innern etwa acht und mehr
isolierte Zellen enthalten. Rotgefärbte, auf Algen festsitzende kurze Fäden
sind bisher nicht beschrieben worden. Es gibt aber solche in Gestalt von
Keimpflanzen des Sphaerotüus roseus neben ausgewachsenen Fäden derselben
Spezies.
Solche zarten Keimpflänzchen pflegen sich an Stellen zu entwickeln,
wo der Reichtum an organischen Nährstoffen nicht groß genug ist, um die
Entwicklung von Sphaerotilus-BüschelB. zu ermöglichen.
Es mögen aber auch zarte, derartige Fäden vorkommen, welche nicht
in den Entwicklungskreis von Sphaerotüus gehören, z. B. Ophryothrix Thure-
tiana Borzi (1), welche auf Oscillatoria, Lynghya, Nostoc, Cylindrospermum,
auch auf Rhodophyceen, Chlorophyceen und Bacillariaceen festsitzen. — Auch
Leptothrix parasitica Kützing (1) ist in seinen farblosen Formen vielleicht
hierher zu rechnen.
2. Gattung: Oallioiiella Ehrenberg.
Name nach Gaillon, Zolleinnehmer in Dieppe.
Gliederung der Einzelfäden, besonders der gewundenen, meist nicht
deutlich zu erkennen.
Es scheint, daß Gallionella unter allen Eisenbakterien am wenigsten
organischer Substanzen bedarf; vergl. S. 54.
Eyferth bezeichnet Crenothrix als Grund wasserbakterie. Dieser Name
käme aber wegen ihres Standortes richtiger der Gallionella zu.
Gallionella ferruginea Ehrenb., Poggendorfl's Ann., 2. Reihe,
1836, Bd. 8, S. 217. — Gloeotila ferruginea Kütz., Phycol. German.
— 141 —
1845, S. 191. — Spirulina ferruginea Kirchner, Cohn, Krypt. Fl.
V. Schlos., II, 1, 187S, y. 250. — Glooosj)haenx ferruginea Ra])enli.
— Leptotlirix ochracea llansgirg, Prodr. Alg. Fl. Böhmens, 1893,
Bd. 2, S. 184. — Chhunydothrix ochracea Mig.
S. 139, Fig. () u. 7. Uriginal. Fig. 8 u. 1). Nach Migula.
Fig. 6. Zwei verklebte Fäden. Fig. 7. Mutmaßlicher junger Faden.
Bildet feine, meist gelbliche oder bräunliche Fäden, in welchen
in der Jugend die einzelnen Zellen erkennbar sein dürften (s. S. 139,
Fig. 7). Fäden nur etwa 1 u dick, unregelmäßig gewunden oder
schraubig ineinander gewunden, dadurch perlschnurartig erscheinend.
Die von mir beobachteten Exemplare waren botanisch rechts-
gewunden.
In eisenhaltigen Quellen, Brunnen und Wasserleitungen, z. B. Wasser-
leitung von Pankow bei Berlin, Wasserleitung von Rathenow; wahrscheinlich
auch mit Mauganeinlagerungen. Yergl. auch S. 53. Scheint in Oberflächen-
gewässern selten zu sein.
Bezüglich Lit. vergl. noch Migula (1), Schwers (1), Adler (1),
Schorler (2), Kolkwitz (1).
Spirophyllum ferrugineuni D. Ellis, On the discovery of a new genus
of thread-bacteria. Proc. of the Royal Society of Edinburgh, vol. XXVII,
part. I (No. 6), Session 1906—1907, vergl. auch Ellis (2) u. (3), möchte ich,
wenigstens z. T., für paarv\'eise verklebte Fäden von Gallionella und für kolla-
bierte Scheiden halten. Vergl. S. 139, Fig. 6.
3, Gattung: Crenothrix Cohn (1), Beiträge zur Biologie
der Pflanzen, 1870, Bd. 1, Heft 1.
Name von crenos = Quelle, Brunnen und thrix = Haar.
Fäden fast immer unverzweigt (ich selbst habe nur einmal ein Exemplar
mit falscher Dichotomie gesehen), mit einem Ende festsitzend, gegen das
freie Ende meist verdickt, mit deutlichen Scheiden, Inhalt farblos, besonders
im oberen Teil deutlich gegliedert. Vermehrung durch einzelne Glieder,
welche aus der Scheide heraustreten (große Sporen) oder durch kleine Sporen,
welche durch Längs- und Querteilung der Glieder gebildet werden (S. 139,
Fig. 12). Besonders die kleinen Sporen können sich durch fortgesetzte Zwei-
teilung vermehren und ihre Membran vergallerten (wahrscheinlich Palmella
floccosa Radlkofer), ehe sie zu Fäden auswachsen. Die größeren Zellen haben
deutlich vakuolige Plasmastruktur.
Crenothrix polyspora Cohn, Beiträge zur Biologie d. Pflanzen
1875. — Abb. auch bei Zopf, Entwicklungsgeschichtliche Unters,
über Crenothrix polyspora, 1879. — Leptothrix Kühniana Rabenh.,
Alg. Sachsens Nr. 284. — Crenothrix Kühniana Zopf, Z. Morph,
d. Spaltpflanzen 1882, S. 36.
— 142 —
S. 139, Fig. 12. Nach Zopf.
Fäden unbeweglich, meist nur einige Millimeter lang, unten
1,5 — 5 //, oben meist 6 — 9 u und mehr dick, mit nicht ver-
quollenen Scheiden. Diese oft farblos oder durch Einlagerungen
von Eisen- (auch Mangan-?) oxydhydrat hellbraun. Zellen meist
iVsnial so lang als breit, farblos, im Zentrum häufig schwach
lichtbrechend infolge Vorhandenseins von Vakuolen. Große Sporen
vom Durchmesser des oberen Fadenteils, kleine Sporen 1 — 6 ^
dick, unbeweglich.
Was Kaben hörst in Exs. Nr. 284 als Lepiothrix Kühniana beschreibt,
scheint, nach meinen Untersuchungen, mit Crcnothrix nichts zu tun zu haben,
sondern ein Gemisch von Mucor und Fusarium zu sein. Migula fand bei
der Nachprüfung der Exsikkate Lepiothrix ochracea u. Gallionella ferruginea.
In Tiefbrunnen (Berlin u. a. 0.), Drainröhren, Teichen, Seen und Flüssen.
Die Entfernung dieses Pilzes und der meist gleichzeitig vorhandenen Eisen-
oxyd hydratmengen aus Wasserleitungen erfordert oft erhebliche technische
Aufwendungen. Vergl. auch S. 53.
Nach Zopf bei Berlin in kleineren stehenden Gewässern, Teichen, Tüm-
peln, Gräben, namentlich solchen, die sich zersetzende Substanzen enthielten.
Panke, Spandauer Schiffahrtskanal. Diese Angaben kann ich bestätigen.
Auch in der Havel bei Spandau und im Tegeler See bei Tegel habe ich
den Organismus wiederholt gefunden, außerdem gelegentlich auch an den
Hinterbeinen und an den Haaren der Mundwerkzeuge von Ästacus fluviatilis.
Bevorzugt oft eisenoxydulhaltiges Wasser. Nicht selten in Berliner
Straßenbrunnen. Die Tegeler Wasserleitung von Berlin wurde besonders in
den Jahren 1877 und 1878 von einer schweren Crenoihrix-Ka,\a.mitsit heim-
gesucht. Vergl. Zopf (1) u. H. de Vries(l). Der Inhalt der Scheiden scheint
manchmal durch bodonenartige Organismen ausgefressen zu werden. Bezüglich
Ernährung vergl. noch E. v. Raumer (1), Eössler (1), Molisch (1),
Richter (1), Lafar.
Crenothrix manganifera Jackson, A new species of Crenothrix. Transact.
of the americ. microsc. society, vol. XXIII, 1902, speichert Manganverbinduugen
in den Scheiden. Wahrscheinlich Syn. mit Cr. polgspora.
Anhang.
Chamaesiphon hyallnus Scherffel, Algologische Notizen, Ber.
d. Deutschen Bot. Ges. 1907, Bd. 25, S. 231, Fig. 4 und S. 232.
Name von chamai = am Boden, niedrig und siphon = Röhre,
Schlauch.
Thallus nach oben ein wenig verjüngt, 5 fi hoch, 2 ^ im
Durchmesser, hyalin, an der Spitze mit einer Perlschnur flach-
kugelförmiger, ca. 1 u dicker Gonidien.
— 143 —
Auf Epiihcmia turgida Lei Iglo in TIngarn, wahrscheinlich nocli weiter
verbreitet.
Die i.n-iinen Vertreter der (Jattung verc:!. hei Lenimerniann S. 118.
Chamaesiphon crenotrichoides Zopf, Morph, d. Spaltpll. 1.S82,
S. 55.
Stellt nach Zopf gewissermaßen eine blaugrüne Grenothrix dar.
Festsitzend auf Wasserpflanzen {Utricularia usw.).
Phragmidiothrix multiseptata Engler, Über die Pilz Vegetation
des weißen oder toten Grundes der Kieler Bucht (1).
Name von phragmos = Fachwerk und thrix = Haar.
Scheint nur marin zu sein. Besitzt eine gewisse Ähnlichkeit mit
Crenoihrix. Teilung der Vermehrungszellen des Fadens nach den drei Rich-
tungen des Raumes.
4. Gattung: Clonotlirix Roze (1), Journal de Botanique,
1896, Bd. 10, S. 325.
Name von clon = Zweig und thrix = Haar.
Fäden durch falsche Dichotomie oder unregelmäßig, auch büschelig
verzweigt, festsitzend, mit Gegensatz von Basis und Spitze, nach dem freien
Ende allmählich dünner werdend. Scheide stets vorhanden, an jungen Fäden
dünn, später dicker werdend, und Eisenoxydhydrat oder die entsprechende
Manganverhindung speichernd. Zellen zylindrisch bis flachscheibenförmig.
Vermehrung durch kleine, unbewegliche Sporen von kugeliger Form, die
durch Längsteilung und Abrundung aus den vegetativen scheibenförmigen
Zellen kurzer Zweige hervorgehen oder durch seitlich ansitzende, eigentümliche,
bläschenartige, gestielte Zellen (S. 139, Fig. 10).
Einen von Roze erwähnten grünlichen Farbenton in den Zellen habe ich
nicht beobachten können.
Clonothrix fusca Roze (1), vergl. auch Schorler (1).
5. 139, Fig. 10 u. 11. Nach Roze.
Fäden und Äste von wechsender Dicke, an der Basis mit der
Scheide durchschnittlich 5 — 7 fx dick und an der Spitze sich auf
2 y. verschmälernd; an alten Scheiden mit Manganeinlagerung sind
jedoch sogar 24 a Breite festgestellt w^orden. Farbe der Fäden
farblos bis gelb- und dunkelbraun. Zellen ca. 2 y dick, meist
6 — 8 /i lang, auch 12 — 16 — 20 u. Die verzweigten Fäden bilden
Raschen, die bis zu 2,5 mm lang werden. Bildet grau- bis dunkel-
braune flockige Schlammabsätze in Brunnen und Hochbehältern
ganz wie Grenothrix und oft in deren Gesellschaft. Wasserwerk
von Dresden und Meißen [nach Schorler (1)].
— 144 —
Nach den Angaben in der Literatur nur aus einigen Brunnen bekannt;
von mir jetzt auch in Oberflächengewässern in der Uferregion gefunden und
zwar an untergetauchten Faschinen , Holzpfählen und AVasserblättern von
Sagiilaria. Landwehrkaual in Berlin, Havel bei Spandau, Hermsdorfer Fließ
bei Tegel und Hermsdorf, Finowkanal bei Eberswalde. Scheint neben Eisen-
öfter auch Manganverbindungen zu speichern.
Im allgemeinen selten, stellenweise häufig. Die weitere Verbreitung
bedarf noch näheren Studiums.
Clonothrix tenuis nov. spec.
Fäden an den älteren Teilen mit Scheide 3 — 4 ß dick, nach
oben sich verschmälernd. Scheinverzweigung reichlich, ganz ähnlich
der Gl. fusca.
In der zarten Schwimmschicht einer gereinigten Abwasserprobe von der
biologischen Kläranlage in Stahnsdorf.
Was Zopf (2), Taf. 1, Fig. 4, abbildet, halte ich für eine dünnfädige
Clonothrix.
Glaucothrix putealis Kirchner, Kryptogamenflora von Schlesien, Algen,
1878, Bd. 2, S. 229.
Scheint mit Clonothrix identisch zu sein oder ihr nahe zu stehen, vor
allem nach der Abbildung zu urteilen in Kirchner, Die mikroskopische
Pflanzenwelt des Süßwassers, 2. Aufl. 1891, Taf. V, Fig. 173.
5. Gattung: 8phaerötilas Kützing (1), Linnaea 1833,
Bd. 8, S. 385.
Name von sphaeros = Kugel und tilos = Flocke.
In älteren Grutachten über Gewässerverunreinigung geht diese Gattung
vielfach irrtümlich unter den Namen Beggiatoa und Leptomüus.
Sphaerötilus natans Kützing (1), Linnaea 1833, Bd. 8,
S. 385. — Makroskop. Abb. auch bei Kolkv^^itz in Laf. Bd. 3,
Taf. 10.
S. 14G, Fig. 1 u. 2, Original, Fig. 3, nach Alfr. Fischer, Fig. 5 u. 8,
Original.
Fig. 1. Flöckchen von Sphaerötilus. Zwei Scheiden vollkommen leer, eine
Scheide nur im oberen Teil leer.
Fig. 2. Zellfaden mit fester und schleimiger Scheide.
Fig. 3. Ende eines Fadens mit beweglichen Fortpflanzungszellen.
Fig. 5. Schilfblatt mit fellartigem Überzug von Sphaerötilus. Nat. Gr.
Fig. 8. Lebende Nitzschia^ mit Keimpflanzen von Sphaerötilus besetzt.
Fäden festsitzend, mit meist 2 ^ dicken und gegen 4 — 6 a
langen Zellen, mit deutlicher Scheide; diese meist von dickem
Schleim umgeben, der oft erst nach Einlegen in chinesische Tusche
— 145 —
sichtbar wirtl. Dicke der Fäden mit Schleiiu iiieiöt /t, oft aucli
bis 10 //. Bisweilen gleiten Stücke der Schleimhüllen von den
festeren Scheiden ab und liegen dann neben den Fäden. Leere
Scheiden bleiben nach AusHchlüpfen der Zellen zurück (S. 14(),
Fig. 1). Vermehrung durch Schwärmzellen, welche sich am Ende
der Fäden ablösen. Bei Mangel an Nahrung entstehen häufig
falsche Dichotomien.
Bildet schleimige, zottige Besätze von fellartigem Aussehen in Bächen
und Flüssen mit organischen, ernährenden Abwässern. Entwickelt sich üppig
nur in bewegtem oder strömendem Gewässer, wenn dessen Geschwindigkeit
mehr als etwa 20 cm beträgt. Entweder sind demnach die Flocken ziemlicli
stark Sauerstoff bedürftig oder verlangen mechanische Durchspülung, um nicht
zu faulen.
Zwischen der Gefahr des Eindeckens durch Detritus und der Wachstums-
geschwindigkeit besteht ein gewisses Verhältnis (Filz, Zotten).
Bezüglich der Nährstoffe ist der Pilz polysaprob oder a-mesosaprob.
Sphacroiilus wächst auch bei niedrigen Temperaturen schnell, wenn die
nötigen Nährstoffe vorhanden sind. Entfernt man reichlich entwickelte Zotten,
so bilden sie sich im Verlauf einiger Wochen von neuem, selbst wenn die
Temperatur des Wassers nur 4° oder noch weniger beträgt.
Der Sphaerotüus-Besditz eines einzigen Landungspfahles kann beim stück-
weisen Losreißen (etwa bedingt durch heftige Wellenbewegung) viele Kubik-
meter Wasser mit unästhetisch erscheinenden Flocken erfüllen. Solche Flocken
können sich in Fischernetzen festsetzen und diese verschleimen. Im freien
Wasser oder Schlamm kann Sphaeroiilus durch Schnecken usw. gefressen so-
wie durch Insektenlarven zum Gehäusebau verwendet werden.
Der Pilz entwickelt sich am besten an Faschinen, Holzbohien, Schilf-
stengeln, Blättern u. drgl., während er an sandigen Ufern keine Befestigungs-
punkte findet. An Steinen scheint er nur bei guter Ernährung festen Fuß
fassen zu können. Durch Detritus wird er wegen des Gallertschleimes leicht
eingedeckt und bleibt dann krustenförmig. Wenn in raschströmenden Flüssen
eine schnelle Vermischung zugeleiteter Abwässer mit dem Wasser des Vor-
fluters eintritt, pflegt eine üppige Entwicklung des Pilzes nicht statt-
zufinden.
Wenn Sphaerotilus losreißt und sich an Stellen mit schwacher Strömung
anhäuft, kann er zu sekundären Verunreinigungen und Geruchsbelästigungen
Anlaß geben (vergl. Fig. 2), während er sonst für die Selbstreinigung nützlich
ist, besonders in kleineren Wasserläufen. Massenhaftes Losreißen an Stellen.
welche diese Erscheinung sonst meist nicht zeigen, kann man bisweilen zur
kalten Jahreszeit bei eintretendem Tauwetter beobachten, wo treibende Eis-
schollen den Uferbesatz abschaben. Die abgerissenen Flocken oder Fladen
können federig (ähnlich Leptomitus lacteus) oder klumpig sein und — soweit
es sich um die makroskopisch sichtbaren handelt — Erbsen- bis Tellergröße
besitzen. Im freischwimmenden Zustand scheint er nur unter besonders
Kryptogamenflora der Mark V. 10
— 146 —
Taf. 4. Sphaorotilus im weiteren Sinne.
Fig. 1—3, 5, 8. Sphaerotilus natans. i, 9. (Jladotlirix dichotoma. ü— 7.
Zoocjloea fumvjera.
— 147 —
^üustigcii Einährungsbedinguiigen wuclKstuiiisfähig zu sein. Bei läiigcreui
Treiben im Wasser schickt er sich znr liildnng von falschen Dichotomien an.
Sphacrotilus ist in Dentschland der liäufigste Abwasserpilz und durch
seine üppige Pintwicklung, die iiicht selten Mißstände mit sich bringt, oft sehr
lästig. Außerhalb von Deutschland findet er sich z. B. auch an verschmutzten
Uferstellen im Genfer See und an Ufermauern im Vierwaldstätter See bei
Luzern. Im Gebirge habe ich ihn im Zellbach bei Zellerfeld-Klausthal im
Harz beobachtet. In der Spree findet er sich innerhalb Berlins fast überall
in der Emersionszone, im AVinter üppiger als im Sommer, oft abgestorbene
Cladophoro überziehend. Außerdem ist er in zahlreichen anderen Vorflutern
anzutreffen, welche Abwässer aus Städten, Zellulosefabriken, Zuckerfabriken
und anderen landwirtschaftlichen Betrieben aufnehmen.
Der Pilz wurde zuerst von Kützing (1) in der Elbe bei Magdeburg
im Jahre 1833 gefunden. Diese ist gegenwärtig ein SphaeroiilusStrom, da
nur dieser Pilz (nicht Leplomüus, Mucor oder Fusarium) in ihm zu größerer
Entwicklung gelangt. Yergl. Kolkwitz u. Ehrlich (1). Die Verbreitung
wird überall durch die chemische Beschaffenheit des Wasser bestimmt.
Bewegliche Fadenstücke [vergl. Zopf (2)] können unter Umständen mit
schwefelfreier Begg. leptoniitiformis verwechselt werden.
Keimpflanzen und Zwergexemplare von Sphaerotüus sind überall ver-
breitet, besonders in stehenden Gewässern, wo es zu keiner üppigen Entwick-
lung des Pilzes kommt. Bezüglich solcher Keimpflanzen vergl. man Chlamy-
doihrix epiphyüca und Taf. 4, Fig. 8. Die Keimpflanzen sitzen u. a. an vielen
lebenden, absterbenden oder abgestorbenen Algen wie Melosira varians.
Nitzschia sigmoidea, Synedra splendens. Aphanizomenon jlos aquae usw.
Vergl. auch Eidam (1).
Es ist nicht ausgeschlossen, daß ISpirosoma gregarium Mig., Syn. : My-
conostoc gregarium Cohn in den Formenkreis von Sphaerotilus gehört.
Vergl. ferner Cladoihrix dichotoma und Zoogloea ramigera.
Sphaerotilus fluitans Schikora (1), Zeitschrift f. Fischerei,
7. Jahrg., 1899.
Fäden o ^ stark, Einzelzellen ca. (> — 7 /t lang. Weit un-
regelmäßiger verzweigt als Clad. dichotoma. Verflüssigt Gelatine.
Im Impfstich ausstrahlend, an der Oberfläche üppiger wachsend.
Aerob.
Die Rasen des Pilzes haften fest auf Steinen, Kieseln und Holzwerk in
bewegtem "Wasser. In Mühleugerinnen, an Wasserrädern, an Wehren, Pfählen,
Wurzeln und ins Wasser tauchenden Zweigen. Bildet vliesartige Überzüge
von bisweilen ziegelroter Farbe, auch mit Eisenoxydhydratablagerungen durch-
setzt. Vielleicht identisch mit der vorstehenden oder folgenden Spezies.
Sphaerotilus roseus Zopf (3) in Zopf, Beiträge z. Phys. u.
Morph, niederer Organismen, 1892, Heft. 2, S. 32.
10*
— 148 —
Zellen der Fäden 2 fi, in jüngeren Exemplaren ca. 1 /t dick
(Zopf gibt nur 0,7 — 1 // an). Fäden mit wenig auffallenden,
falschen Dichotomien.
Bildet schleimige, mohn-übenrot gefärbte, auch etwas ins Rosenrot und
in Karmin spielende Pilzmasseu, welche in Flüssen, die organische, ernährende
Abwässer aufnehmen, oft große Uferstrecken färben. Zopf fand ihn auf
Leytomitus festsitzend, was auch ich beobaclitet habe. Er kommt aber auch
ohne diesen vor, z. B. an Uferbohlen und Faschinen. Trat, nach meinen Be-
obachtungen, in Norddeutschlaud besonders im Winter 190H/04 auf, z. B. in
der Oberspree bei Niederschöneweide. Enthält Eukarotin.
6. Gattung: Clddothrix Cohn 1875, Beiträge z. Biologie
d. Pflanzen, 1875, Bd. 1, Heft 3, S. 185.
Name von ciados = Zweig und thrix = Haar.
Fäden wahrscheinlich mit gallertiger Haftscheibe festsitzend, mit zarten,
aber wohlabgegrenzten Scheiden versehen, durch Bildung von Scheinästen
wiederholt dichotom verzweigt. Fäden in farblose Zellen gegliedert, welche
am Ende der Fäden ausschwärmen und zu neuen Pflanzen heranwachsen können.
Es ist fraglich, ob die Gattung aufrecht erhalten werden kann, da sie
mit Sphaeroiilus (s. dort) identisch sein dürfte. Im Prinzip stimme ich Mig.
zu, der Cladothrix zu Sphaerotilus zieht. Trotzdem habe ich den Namen
Cladothrix beibehalten , weil er sich eingebürgert hat. Da Sphaeroiilus bei
fortschreitender Selbstreinigung sich mehr und mehr zu verringern pflegt,
ist es sehr zweckmäßig, sagen zu können, in nährstoffreicherem Wasser findet
sich Sphaeroiilus , in reinerem Cladothrix.
Cladothrix dichotoma Cohn, 1. c, 1875. — Sphaerotilus
dichotomus (Cohn) Mig. — Vergl. außerdem Zopf (2), Büsgen (1),
Mace (1), Höflich (1) u. S. 166.
S. 146, Fig. 4 u. 9. Nach Zopf.
Fig. 4. Kurzer Rasen auf einem Blatt von Vallisneria.
Fäden 2 fx, selten 1 oder 3 ^i dick, durch falsche Dichotomie
verzweigt. Gelegentlich sieht man drei Dichotomien fast von
derselben Stelle ausgehen. Unterer Teil des Seitenzweiges nicht
selten zurückgebogen und verlängert. Enden der Zweige bisweilen
spirillenartig gestaltet. Bildet bei Reinkultur runde, weiße Kolonien,
welche von allen Seiten radial ausstrahlende Fäden entsenden.
Gelatine nicht merklich verflüssigend.
Einzeln oder in sammetartigen Überzügen, nicht in Form dicker, fell-
artiger Zotten. Sehr verbreitet in Gewässern mit mesosaprobem Charakter.
Auf Pflanzenteilen u. a. m., auch Bestandteil feiner oberflächlicher Schwimm-
schichten. Vergl. Kolkwitz (0).
— M9
Mez 1898 1 Migula 1900
durchschnittlich
2\x
falsche
Dichotomie
Bildet dünne
feine farblose
Flöckchen
Sehr verbreitet in
Sumpfwässern,
zwischen faulen-
den Algen usw.
1
dünn, aber fest
und deutlich
sichtbar
iL
!M
^H
03
:d
a
43
'43
falsche
Dichotomie
Bildet dünne,
nicht schleimige,
sehr feine Ras-
chen
Niemals in der
Natur, sondern
nur in stehenden
schmutzigen
Wasserproben
gut ausgebildet.
Nie in frischen
Abwässern selbst
1
CO
M
1—4
•*■»
43
d
oö
00
1—1
a
03
bO
93
:d
W
durchschnittlich
2 m.
Bildet graue flu-
tende Büschel
In fließendem
Schmutzwasser
nicht selten
00
es
C3
1
Ci
00
00
>— 1
03
-4J
:o
f-i
M
C3
»2
etwa 3 fi.
falsche
Dichotomie
kleine, buschige,
weißliche Ras-
chen von V2 bis
1 mm Breite oder
Haut eben auf
Flüssigkeiten
In Sumpfwasser,
an faulenden Al-
gen aufsitzend
oder frei, in Ab-
zugsgräben,
Schmutzwässern
V. Zuckerfabriken
usw. Überall
d.
1
CO
-4.^
es
N
43
</3
OD
00
i-H
*M
Oh
O
S3
rL
CO
•pH
falsche
Dichotomie
Bildet dichte,
mehr od. weniger
dicke Häute und
schleimige, zopf-
artige, oft über
1 cm lange Strän-
ge, auch schwim-
mende Flöckchen
In Sumpfwasser,
Teichen, Gräben,
Flüssen usw., be-
sonders an fau-
lenden Algen und
anderen Wasser-
pflanzen. In Klo-
akenwässern, Ab-
wässern V. Zucker-
fabriken usw.
Sehr häufig und
oft in bedeutender
Menge
Übergänge von
Kokken zu 6 und
mehr m- langen
Stäbchen
anfangs zart,
später resistent.
Cohn 1875
1,7 |i. nach der
Abbildung
falsche
Dichotomie
Raschen von
0,5 mm Durch-
messer und dar-
über; an faulen-
den Algen oder
schwimmend in
Form weißer
Schleimmassen
In faulendem
Wasser. Im
Laboratorium
beobachtet
1
1
Dicke der Fäden
bo
a
d
.bß
'S
43
>
Makroskopische
Erscheinungs-
form
B
a
>
Länge
der Stäbchen
Scheiden
— 150 —
Zopf schreibt, es gebe wohl kaum ein stagnierendes oder fließendes
Gewässer, in dem nicht irgendwelche organische Körper faulten, und überall
an solchen Fäulnisstätten, mögen sie nun mehr begrenzter oder ausgedehnter
Natur sein, würde niemals die Anwesenheit dieses Saprophyten vermißt.
3 IX dicke Exemplare fand ich im Winter 1908 im Finowkanal bei
Eberswalde (fluitans?), 1 \x dicke mit im ganzen fünfmaliger Dichotomie
gelegentlich in Zimmeraquarien.
Schmidle (1) beschreibt eine blaugrüne Alge aus dem Nyassa-See,
die er zu Cladothrix zählen möchte. Dicke der Zellen 2 — 4 jjl. Dieser Befund
spricht sehr für die Abstammung der Gattung Cladothrix von Spaltalgen.
In unseren Breiten sind blaugrün gefärbte Cl. noch nicht beobachtet worden.
Bezüglich der ungenügenden Abgrenzung dieser Gattung gegen Sphaero-
tilus vergl. die vorstehende Tabelle.
7. Gattung: Zoogloea Cohn, Nova Acta der Leopold.
Akademie 1854, Bd. 24, S. 123.
Name von zoon = lebendiges Wesen und gloia = Gallert.
Zellen in großer Zahl in hyalinen Schleim eingebettet. Zoogloea ist
eigentlich kein Gattungsbegriff, soll aber für ramigera hier als solcher be-
trachtet werden.
.^oo^r/oeen-Klumpen verschiedener Form von Erbsen- bis Fingergliedgröße
findet man in verschmutzten Gewässern nicht selten an Wurzeln, die ins
Wasser hineinragen, an Zweigen usw. festsitzend (S. 95, Fig. 12. Original).
Ob es sich hierbei um besondere Spezies handelt, ist noch nicht untersucht,
aber wahrscheinlich. Vergl. auch S. 32.
Zoogloea ramigera Itzigsohn, Sitz. Ber. d. Ges. naturf.
Frde. zu Berlin, 19. Nov. 1867.
S. 146, Fig. 6. Original, Fig. 7 nach Zopf. Vergr. bei Fig. 7 nicht ""»A,
sondern nur einige hundertmal.
Bildet geweihartige Gallertbäumchen von meist nicht mehr
als 1 — 1,5 mm Länge und etwa 8 — 10 ^ Breite, mehr oder weniger
dicht erfüllt mit längs gerichteten Stäbchen von meistens nur 1 fi
Dicke. In günstigen Fällen sieht man das Gebilde sich an der
Basis zu einem kurzen Faden verschmälern (S. 146, Fig. 6).
Wegen dieses Übergehens in Fadenform und wegen des Vor-
kommens zwischen Sphaerotilus ist eine nähere Beziehung zwischen
beiden wahrscheinlich. Freilich sind die Zellen der Zoogloea
ramigera meist nur 1 // , die von älterem Sphaerotüits 2 //. dick.
Man mußte also annehmen, daß die Zoogloeaform sich aus ganz
jugendlichem Hphaerotilus entwickelt. Vergl. Clilamydothrix
epiphytica S. 140. Neben den geweihartigen gibt es auch koni-
— 151 —
l)aktere, die vielleicht aiulerer Herkunft sind. Siehe auch Wino-
gradsky, Mori)h. u. Phys. d. Scliwefclbakt., 1888, S. 111.
Niclit selten an Uferbohlen, Pfählen, Schilf usw. an verhältnismäßig
stark verschmutzten Stellen mit Sphacrotilus.
Vcrii;!. S. IM das System der Saprohien.
5. Familie: Beggiatoaceae, weiße Schwefelbakterien.
Fäden gleichmäßig dick, immer frei beweglich, bilden keine
Gonidien I. Beggiatoa.
Fäden ungleichmäßig dick, festsitzend, bilden bewegliche Stäb-
chengonidien 2. Thiothrix.
Fäden in gemeinsamer Gallertröhre 3. ThioplOCa.
Vergl. auch die farblosen Arten der Gattung Cliromatium.
1. Gattung: Beggiatosi Trevisan, Prospetto della flora
Euganea, Padova, 1842.
Name nach F. S. Beggiato, Arzt in Vicenza, geb. 1805.
Faden farblos, meist scheidenlos, immer frei beweglich, ohne Gegensatz
zwischen Basis und Spitze, gleichmäßig interkalar wachsend. Unter normalen
Wachstunisbedingungen immer mit Schwefelkörnern. Niemals Schwefel-
kristalle in der lebenden Zelle. Gliederung der Fäden in schwefellosen Fäden
meistens deutlich, in schwefelhaltigen schwer oder nicht sichtbar. Gleitende
Kriechbewegung wahrscheinlich durch extrazelluläre Plasmaströme bedingt.
Oxydieren Schwefelwasserstoff zu Schwefelsäure (vergl. S. 52 und beson-
ders Win ogr ad sky, Beiträge zur Morph, u. Phys. der Bakt., Heft 1, 1888).
Nach den Untersuchungen von Nathanson, Mitt. aus der Zool. Station
zu Neapel, 1902, 15. Bd., gibt es eine Gruppe von Schwefelbakterien, welche
Schwefelverbindungen ohne Ausscheidung von elementarem Schwefel oxy-
dieren.
Abb. eines J5e^^m^oa-Schleiers s. bei La f., 1904—1906, Bd. 3, S. 414.
eines jBe^'^ia^oa-Fladens bei Kolkwitz (3). Vergl. außerdem G. Hinze,
Über Schwefeltropfen im Innern von Oscillarien. Ber. d. D. B. G. 1903,
Bd. 21, S. 394.
Beggiatoa alba (Vaucher) Trevisan. — Vaucher, Histoire des
Conferves d'eau douce, Geneve 1803. — Oscillaria alba Vauch.
Conferv. S. 198. — Hygrocrocis Vandellii Menegh. in Kützing,
Alg. exsicc. Nr. 16. — Begg. punctata Trevis. Flora Euganea S. 56.
S. 154, Fig. 4. Nach Winogradsky.
Fäden 2,5 — 4 ll dick. Länge der einzelnen Zellen im Mini-
mum ca. 3 Li (die soeben aus der Teilung hervorgegangenen Zellen
also im optischen Querschnitt fast quadratisch), im Maximum etwa
doppelt so groß.
— 152 —
In Graben, Tümpeln und Seen mit schwefelwasserstoffhaltigem Schlamm,
auch in scliwefelwasserstoffhaltigem Bruunensclilamni und Scliwefelquellen.
In der Ebene und in Gebirgen. Wilmersdorfer See (Marsson), Fauler See
bei Hoben-Scbönhausen, Tegeler See(Kolk witz), Gräben von Rieselfeldern usw.
Oft in Gemeinschaft mit Oscülatoria limosa, prlnceps, chlorina, Euglena
viridis u. a. m.
Über das Vorhandensein einer Scheide an den Fäden vergl. H. Selk,
Beiträge zur Kenntnis der Algenflora der Elbe und ihres Gebietes. Jahrbuch
der Hamburgischen Wissenschaftlichen Anstalten, 1907—1908, XXV, S. 67.
Nach Arzichowsky (1. c.) liegt B. tigrina vor, wenn die Schwefel -
tröpfchen die Querwände freilassen und sich in Gruppen in der Mitte der Zellen
befinden.
Beggiatoa arachnoidea (Ag.) Rabenh., Flora Europaea Al-
garum, Sectio II, 1865, S. 94. — Oscillaria arachnoidea Ag. Re-
gensb. FI. 1827, S. 634. — Begg. pellucida Cohn, Hedwigia 1865,
S. 82.
Fäden 5—6,5 n, meist deutlich gegliedert, lebhaft beweglich,
einzeln oder in dünnen spinnwebartigen, weißen Schleimhäuten.
Zellform ähnlich wie bei alba.
In schwefelwasserstoffhaltigen Sümpfen und Schwefelquellen, ähnlich wie
B. alba. Im Lietzensee bei Berlin u. a. a. 0.
Über Fladen von B. arachnoidea vergl. das oben stehende Zitat.
Nach Arzichowsky, Zur Morphologie und Systematik der Beggiatoa
Trev. Petersburg 1902, liegen verschiedene Arten vor, je nachdem die Schwefel-
tröpfchen fast ausschließlich an den Querwänden (B. pellucida) oder durch
die Zellen zerstreut liegen (B. arachnoidea).
Beggiatoa leptomitiformis (Menegh.) Trevis., Flora Euganea
S. 56. — Oscillaria leptomitiformis Menegh. in Ragazz, Nuove
ricerche fisico-chimiche S. 122.
Fäden 1,8 — 2,5 fi dick, einzeln oder zu dünnem, schleimigem,
weißem Lager vereinigt.
An ähnlichen Orten wie die übrigen Arten. Wilmersdorf er See (Marsson),
Fauler See bei Berlin usw.
Winogradsky (1. c), S. 25, unterscheidet noch B. miwma (Fadendicke
bis 1 |jl) u. a. m.
Bei der marinen Beggiatoa mirabilis sind die Fäden 27—38 |i. dick.
Vergl. Cohn, Beiträge z. Physiologie der Phykochromaceen und Florideen.
Schultzes Archiv f. mikroskopische Anatomie 1867, Bd. 3, S. 53; Kolk witz.
Über die Krümmungen und den Membranbau bei einigen Spaltalgen. Ber. d.
Deutschen Bot. Ges. 1897, Bd. 15, S. 460 u. Taf. 22; Hinze, Unters, über
den Bau von Beggiatoa mirahilis Cohn. Wissensch. Meeresunters. Abt. Kiel,
Neue Folge, 1002, Bd. 6, S. 185 u. Ber. d. D. B. Ges. 1901, Bd. 19, S. 369
— 15:*, —
u. Taf. IS Siebe aiicli : Colin, Zwei ueue Beggiatoen, Hedwigia, iHOr»,
S. Sl — Sl luul Rabenhorst, I.e. S. 95.
Gleicbfalls marin ist die niclitfii(li«;'e Thiophysa voliitans Hinze, Thiirph.
vol., ein neues Sebwefelbakteiiuni. Ber. d. D. B. G. IDOH, Bd. 21, S. HOl) und
Taf. 15; Omelianski, Der Kreislauf des Scbwefels. Laf. 1ÜÜ4 — lÜOG, Bd. :i,
S. 230.
Man vergleicbe außerdem:
Oscillatoria beggiatoitles Arzi(bowsky, Zur ]\rori)b. und Syst. der
Jicggiatoa Trev. Petersbur«;' 1902.
Ein farblose, sebwefelfübrende Oscillatoria, welche auf Verwandtschaft
zwischen Beggiaioa und Oscillatoria schließen läßt.
In Rußland gefunden, aber auch in der Mark von mir im Mühlenfließ
nahe Tegel bei Berlin beobachtet.
2. Gattung: Tliiothrix Winogradsky, Zur Morphologie
und Physiologie der Schwefelbakterien, 1888, S. 39.
Name von theion = Schwefel und thrix = Haar.
Fädeu unbeweglich, gegliedert, mit einer zarten Scheide, einen deutlichen
Gegensatz von Basis und Spitze zeigend, durch ein Gallertpolster an feste
Gegenstände befestigt, unter normalen Wachstumsbedingungen dicht mit
Schwefelkörnern gefüllt; Reproduktion durch Stäbchengonidien, welche auf
festen Gegenständen kriechend sich langsam bewegen, nach kurzer Bewegungs-
dauer sich auf verschiedene Gegenstände festsetzen und zu Fäden auswachsen.
Hochdifferenzierte Bakterien, welche mit Chlamydothrix näher verwandt
zu sein scheinen als mit Beggiaioa.
Über Gasvakuolen bei Thioihrix vergl. N. Wille, Über Gasvakuoleu
bei einer Bakterie. Biolog. Zentralbl. Bd. XXII, 1902.
Thiothrix nivea (Rabenh.) Winogr., 1. c, S. 29 u. Taf. 1,
Fig. 7—10.
S. 154, Fig. 1. Original, Fig. 2 nach Winogradsky.
Dicke älterer Fäden an der Basis 2 bis 2,5 fi, in der Mitte
1,7 /t, an der Spitze 1,4 bis 1,5 a. Kurze Fäden sind gleich-
mäßig 1,7 ^ dick.
Auf der Oberfläche der mit schwefelwasserstoffhaltigem Abwasser be-
schickten biolog. Tropfkörper bei Stahnsdorf (vergl. S. 31) in Gemeinschaft
von Chlorellen. Verbreitet in Vorflutern mit Brauereiabwässer usw., in
fließenden Gewässern nicht selten auf Cladophora crispata festsitzend.
Junge schwefelfreie Exemplare können mit Sphaerotilus verwechselt
werden.
Die Mitteilungen von Dutertre, Note sur un Schizomycete parasite
des Diatomees, Micrographie preparateur, 1905, Bd. 18, S. 180 — 182 beziehen
sich wahrscheinlich auf junge Thiothrix, festsitzend im Schleim von Sj/nedra
und Nitzschia.
— 154 —
Fig. 1-2
persi
gelat
Lauiproriiatia rnsco-
,). Thiotheri'
'l'af. fj. Schwcfelbaktcricn.
x.fi, . ^ Thiotkri.r, nirra. :5. Thioploni Srhmidlei. 4. Begtjialoa alba.
versicina. 6. Thiodirl'ion clegans. 1. Thvispinllum sanguineum. 8. Thiopedta rosca. p. llnother
nelatinom. 10. Thioeystü violncea. 11. lihahdoc.hromatium rnseum. 12. Ühromatium ükenu
IS. 67//-. vinosum. 14 — 1.''). Tlnopohfrorrus ruber.
Der F;irl)HtoH' dor l'urpurltiiktoricii int durch Schrfiniurinig angedeutet.
— 155 —
Thiothrix tenuis Winogr., 1. c, S. 40 und Taf. 1, Fig. 8, 11.
— Bc'ggiatoii alba var. uniserialis Engler (1), (jber die Pilzvegetation
des wei(.U>n oder toten (Jrundes der Kieler l^uclit, 1888, S. 4.
Fäden in ihrer ganzen Ausdehnung gleichmäßig 1- 1,1 //. dick.
In Schwefelquellen. Im (iriiiidwasser der Berliner Wasserwerke.
Außerdem beschreibt W. (1. c. S. 4(1) eine Th. ienuissbna, deren Fäden
nur 0,4 — (),.") jjl dick sind.
3. Gattung: TIlioploesi Lauterborn (1), Berichte der
Deutschen Bot. Ges. 1907, Bd. 25, S. 238.
Name von theion = Schwefel, ploka ^ Flechte (Haarflechte,
Locke).
Fäden von Ji egg iatoa-gn-ti gern Habitus, mit reichlichen Schwefelkörnern,
beweglich, in oft beträchtlicher Zahl parallel nebeneinander verlaufend, zu
seilartigen Bündeln vereinigt und verflochten. Nach außen umschlossen von
weit abstehenden farblosen Gallertröhren, meist mit Schlammpartikeln in-
krustiert und bisweilen mit ringförmigen Einschnürungen versehen.
ThioplOCa Schmidlei Lauterborn.
Mit den Charakteren der Gattung.
S. 154, Fig. 3. Nach Lauterborn.
Zellen der Fäden 5 — 9 u dick, 1 — IV2 mal so lang als breit,
Gallertschläuche 50 — 160 ii dick, bis mehrere Zentimeter lang.
Untersee des Bodensees in der Gegend von Ermatingen, in 15—20 ni
Tiefe das Innere des kalkreichen Grundschlicks durchziehend. Ferner im
Schlamm des Hafens von Kehl bei Straßburg und eine Strecke rheinabwärts
in einer Bucht bei SöUingen.
In der Mark bisher nicht gefunden, vielleicht aber in den tiefern nord-
deutschen Seen nock anzutreffen.
Der Organismus hat der Form nach Ähnlichkeit mit den Oscillatoriaceen
HydrocokiüH und Microcoleus.
6. Familie: Rhodobacteriaceae, Purpurbakterien.
Bakterien, deren Zellinhalt durch Bakteriopurpurin und (soweit
luitersucht) durch Bakteriochlorin rosa, rot, violett oder karminrot
gefärbt sind. Vergl. Molisch, Die Purpurbakterien 1907, Taf. 3,
und die dort zitierten Arbeiten. Im Gegensatz zu den Beggia-
toacecn nicht fadenbildend. In lange stehenden Kulturen.
A. Zellen mit Schwefelkngelchen (Thiorhodaceae).
1. Zellen zu Familien vereinigt.
a) Teilung der Zellen nach drei Richtungen des
Raumes.
— 15ß —
Familien klein, dicht, einzeln oder zu mehreren von einer
Gallertzyste umgeben, schwärmfähig ... I. Thiocystis.
Familien auf dem Substrate flach ausgebreitet, aus kuge-
ligen in gemeinsamer Gallerte locker eingebetteten, nicht
schwärmfähigen Zellen 2. Thiocapsa.
Familien paketförmig 3. Thiosarcina.
b) Teilung der Zellen zuerst nach drei, dann nach
zwei Eichtungen.
Familien anfangs solid, dann hohlkugelig, netzförmig durch-
brochen, endlich in kleine schwärmfähige Gruppen sich
auflösend 4. Lamprocystis.
c) Teilung der Zellen nach zwei Richtungen (Fläche).
Familien tafelförmig, aus quaternär geordneten schwärm-
fähigen Zellen 5. Thiopedia.
d) Teilung der Zellen nach einer Richtung.
Familien amöboid beweglich, Zellen durch Plasmafäden
verbunden 6. Amoebobacter.
Familien mit dicken Gallertzysten, Zellen in gemeinsamer
Gallerte sehr locker eingelagert, schwärmfähig:
7. Thiothece.
Familien aus stäbchenförmigen, mit ihren Enden zu einem
Netze verbundenen Zellen -8. Thiodictyon.
Familien solid, unbeweglich, aus kleinen dicht zusammen-
gepreßten Zellen 9. Thiopolycoccus.
2. Zellen frei, zeitlebens schwärmfähig.
Zellen zylindrisch-elliptisch 10. Chromatium.
Zellen stab- und spindelförmig . . II. Rhabdochromatium.
Zellen spiralig gewunden 12. Thiospirillum.
Zellen ohne Schwelelkttgelchen (Athiorhodaceae).
Teilung der Zellen nach einer Richtung des Raumes.
J. Zellen zu Familien vereinigt.
Zellen stäbchenartig, zu vielen in einer gemeinsamen Schleim-
hülle eingebettet 13. RhodOCystiS.
Zellen rund odei- Kurzstäbchen, perlschnurartig aneinander
gereiht, jeder Faden von einer Schleimhülle umgeben:
14. Rhodonostoc.
2. Zellen frei.
Zellen kugelig, unbeweglich 15. RhodOCOCCUS.
Zellen stäbchentVirmig 16. RhodobacilluS.
Zellen bohnenlörmig, gekrümmt mit endständiger Geißel:
17. Rhodomicrospira.
Zellen schraubig gekrümrat, mit Geißel oder Geißelbüschel:
18. Rhodospirillum.
♦ *
I
— 157 —
1. Unterfamilic: Tliiorhodaceae.
ThiOCystis violacea Winogr., Beiträge 7Air iMorpliologie und
Pliysiologic der Bakterien, I., Schwefelhakterien 1888, S. (>0 und
Tat*. 2, Fig. 1 — 7.
S. ir)4, Flor. 10. Nacli Winon^radsky.
Zellfamilien klein, in zicnulieh dicker (Jallerte eingelagert, die
einzelnen Familien aus 4 bis 80 Zellen bestehend. Zellen rund,
2,7 — 5,2 // im Durchmesser. Färbung bellrosa oder rötlich-violett.
Nach W. nicht selten. Fast inrnier zwischen den roten, gitterartigen
Zoogloeamassen der Lamproci/stis roseo-persicina.
W. beschreibt außerdem Thiocystis rufa.
Thiocapsa roseo-persicina Winogr., 1. c, S. 84 und Taf. 4,
Fig. 15.
Zellen zu Zooglöen vereinigt, Zelldurchmesser 2,8 ii. Schwärm-
zellen scheinen zu fehlen. Färbung sehr intensiv rosenrot. Zellen
mit großen Schwefelkörnchen mit dem bekannten weißen Zentrum ;
diese oft zu einem Tropfen verschmolzen.
Der Chroococcacee Aphanocapsa sehr ähnlich.
Thiosarcina rosea Winogr., 1. c, S. 104. — Sarcina rosea
Schroeter in Cohn, Krypt. Fl. v. Schles., Pilze, 1889, Bd. 3, S. 154.
— Sarcina sulphurata Winogr. in Bot. Ztg. 1887.
In kleinen, bis 10 u breiten Würfeln. Zellen kugelig, 2 bis
2,5 u Durchmesser, lebhaft rosenrot gefärbt. Bei reichlicher Ein-
lagerung von Schwefel erscheinen die Zellen tiefschwarz.
In Sümpfen.
Lamprocystis roseo-persicina (Kützing) Schroeter in Cohn,
Krypt. Fl. v. Schles., 1889, Bd. 3, S. 151. — Protococcus roseo-persi-
cinus Kütz., Phycol. German. 1845, S. 146. — Microhaloa rosea
Kütz. — Pleurococcus roseo-persicinus Rabenh. — Bacterium
rubescens Lankester. — Clathrocystis roseo-persicina Cohn 1875.
— Cohnia roseo-persicina Winter in Rabenh. Krypt. Fl., 2. Aufl.,
I, 1884, S. 48. — Vergl. auch Winogradsky, 1. c, S. 67 u. Taf. 2.
S. 154, Fig. 5. Nach Zopf.
Name von lampros = glänzend und kystis = Blase.
Zellen nach der Teilung kugelig oder kaum merklich elliptisch,
2,1 |W im Durchmesser, vor der Teilung fast doppelt so lang.
Zellen anfangs in eiförmige Ballen zusammengehäuft, später in
— 158 —
hohle kugehge oder ovale Säcke ausgedehnt, zuletzt ein hohles
Netz bildend.
Auf untergetauchten Grasblättern und abgefallenen Laubblättern (z. B.
solchen der Erle) rote Überzüge bildend.
Ausflußgraben des Faulen Sees bei Hohen -Schönhausen, Rieselfelder
(Mars so n 1. c), Kolkwitz (5).
Wegen weiterer Spezies vergl. Mig. Syst. Bakt., S. 1044.
Thiopedia rosea Winogr., 1. c, S. 85 u. Taf. 3, Fig. 18. —
Erythroconis littoralis Örstedt:^ — ]\Ierismopedia littoralis Rabenh.?
S. 154, Fig. 8. Original.
Name von pedion = Ebene, Fläche.
Anfangs in regelmäßigen Tafeln in Gallert eingebettet; durch
lebhafte Teilung geht die Regelmäßigkeit verloren. Zellen 1,1
bis 2 jLi im Durchmesser. Bei Schwefelwasserstoffmangel auch frei
von Schwefelkörnchen. Die einzelnen Zellen vermögen auszu-
schwärmen.
W. bezeichnet sie als Bchweie\-Meris7nopedia. Vergl. auch Lampropedla
S. 90.
Hundekehlensee. April 1907 u. a. a. 0.
Nach Warming oft massenhaft im Schlamm längs der dänischen Küste.
Amoebobacter roseus Winogr., 1. c, S. 71 u. Taf. 3, Fig. 1 — G.
Name von Amoeba = Protozoon mit wechselndem Umriß beim
Kriechen und baktron = Stab.
Zellen kugelig, 2,8 — 3,4 /i im Durchmesser, vor der Teilung
gestreckt, ca. 6 u lang. Färbung zart rosa, in der Masse hell
lilafarben. Die Zellfamilien verändern langsam ihre Gestalt, in-
dem die Zellen sich zu einem Haufen zusammenziehen und wieder
auseinander treten.
Nicht selten zwischen anderen roten Schwefell)akterienzoogloeen.
Außerdem beschreibt W. die Arten bacillosus und granula.
Thiothece gelatjnosa Winogr., 1. c, S. 82, Taf. 3, Fig. 9—12.
S. 154, Fig. 9. Xach Winogradsky.
Name von theke = l>ehälter.
Zellen kugelig l)is lang zylindrisch elliptisch, die kugeligen
von 4,2 // Durchmesser. Färbung schwach grauviolett oder rosa.
Schwefelkörnchen verhältnismäßig klein, gleichmäßig verteilt. Sie
lagern immer in der äußersten Plasmaschicht. Die Zellen zeichnen
•sich unter allen Schwefelbakterien durch ihre besonders dicken
I
-— 159 —
Gallerthülleii aus. Tlüothecc zeigt in ihrem Wiichstiiiusmodus eine
vollkommene Übereinstimmung mit der Chroococcaceen-CJattung
ApIuDiothcce Naegeli. Dieser i'clilt aber die Fähigkeit, in den
Schwärmzustand überzugehen .
Vereinzelt zwischen anderen Schwefelbakterien.
Thiodictyon elegans Winogr., I.e., S.H'iu.Tnf. :^., Fig. 13— 17.
S. 154, Fig. 0. Nacli Winogradsky.
Name von dictyon = Netz.
Stäbchen zu Hydrodictyon-^rügem Maschenwerk verbunden.
Zellen schlank, spindelförmig mit spitzen Enden, 5 ll lang, 1,7 /i.
breit. Schwefelkörnchen sehr klein. Rotfärbung sehr schwach.
Meist zwischen anderen Schwefelbakterien. Fauler See bei Hohen-
schönhausen.
In Fladen von Oscillaioria princeps in Gemeinschaft mit Chromatium
Okenii, Thiospirillum sanguineum nnd Beggiatoa leptomitiformis (Kolkwitz).
Thiopolycoccus ruber Winogr., 1. c, S. 79 u. Taf. 4, Fig. 16
bis 18.
S. 154, Fig. 14 u. 15. Nach Winogradsky.
Zellen 1,2 ix im Durchmesser, unbeweglich, mit Schwefel-
körnchen. Bildet im Gegensatz zu Lamprocystis, die innen hohl
ist, solide Kokken- Aggregate. Teilung der Zellen in einer Richtung
des Raumes mit nachfolgender Verschiebung. In dicken Schichten
intensiv rot.
Auf der Oberfläche der biologischen Tropfkörper in Stahnsdorf (S. 31),
auf welche Schwefelwasserstoff haltiges, städtisches Abwasser fließt; auch auf
Rieselfeldern (vergl. Marsson 1. c). Außerdem in Sümpfen.
Gattung: Chromatium Perty.
Zellen elliptisch oder zylindrisch, verhältnismäßig dick, durch
Zweiteilung sich vermehrend. Inhalt rot, mit schwarzen Schwefel-
körnchen.
Name von chroma = Farbe.
Nach Förster, Zentralbl. f. Bakt., I. Abt., Bd. 11, 1892 finden sich
gelegentlich Verbindungsbrücken zwischen einzelnen Exemplaren.
Die Membran von Chromatium gibt keine Zellulosereaktion ; sie ist ein
chemisch verändertes Plasmaprodukt. Vergl. Bütschli, Über den Bau der
Bakterien und verwandter Organismen. Vortrag. 1890.
Chromatium Okenii (Ehrbg.) Perty, Zur Kenntnis kleinster
Lebensformen 1852, S. 174. — Monas Okenii Ehrenl). (Infusions-
tierchen 1838). Vergl. Winogradsky (1. c, S. 97).
— 160 —
S. 154, Fig. 12. Nach Winogradsky und Original. — Die dicken Geißeln
sind wahrscheinlich durch Verkleben melirerer dünner bei der Präparation
entstanden.
Ausgewachsene Exemplare IG // lang, 6 fi breit, mit breit
abgerundeten Enden, oft schwach gebogen. Zellinhalt rosenrot,
mit Schwefelkörnchen. Zellen zeitlebens schwärmfähig; Vorwärts-
bewegung unter Drehung um die Achse.
Verbreitet in sehwefelwasserstot'fhaltigen Sümpfen usw. Nicht selten
zwischen Algenfladen und an der Oberfläche von im Wasser zersetzten
Blättern. Auf Teichen, welche städtische Abwässer enthalten, nicht selten
größere Flecken von der Farbe des Rotkohls bildend. Vergl. Kolkwitz (6).
Migula, Schizomycetes in Engler-Prantls Natürlichen Pflanzenfamilien,
1900, Bd. 1, S. 30 bildet die vorliegende Spezies mit drei Geißeln ab.
Chromatium Weissii Perty, 1. c. — Winogradsky, 1. c, S. 98.
Ausgewachsene Exemplare ca. 11 /x lang und ca. 4 ^ breit.
Sonst ähnlich Chr. OJcenii, mit dem es durch Übergänge ver-
bunden zu sein scheint.
Chromatium minus Winogr., 1. c , S. 99.
Zellen regelmäßig elliptisch, ca. 4 — 7 /ll lang und 3 f^ dick.
Chromatium vinosum Winogr., Beitr. z. Morph, u. Physiol.
s. Bakterien I, 1888, S. 99. — Monas vinosa Ehrenb., Infusions-
tierchen 1838.
S. 154, Fig. 13. Nach Winogradsky.
Zellen meist 5 ii lang und 2 /* dick, oft zu ausgesprochen
pfirsichblütroten Häuten vereinigt oder in dichten Schwärmen.
Lebhaft beweglich.
Spandauer Schiffahrtskanal in Berlin. Auf Rieselfeldern; vergl. M.
Marsson, Die Abwässer-Flora und -Fauna einiger Kläranlagen bei Berlin
und ihre Bedeutung für die Reinigung städtischer Abwässer. Mitt. a. d. Kgl.
Priifungsanstalt f. Wasservers, und Abwässerbes.. 1904, Heft 4, S. 125.
Nach W. bestehen keine Übergänge zu Chr. Okenii und minus.
Chromatium minutissimum Winogr., Beiträge zur Morpho-
logie u. Physiologie d. Bakterien, I, 1888, S. 100 u. Taf. 4, Fig. 8.
Zellen elliptisch, 1 — 1,2 fi im Durchmesser. Einzeln farblos,
in dichten Massen eine sehr intensive Färbung in denselben Nu-
ancen wie Chromatium vinosmn. In der Mitte der Zellen einige
sehr kleine punktförmige Scliwefelkörnchen.
— 161 —
Chromatium gliscens (Ehrenb.).
Farblos, etwa lialh so groß als CJir. Okenii. Schwefelkörner
wenig auffallend oder fehlend.
lu Laf. 1904-190G, Bd. 3, S. 396 schrieb ich: Auch Sarcina paludosa
und Monas gliscens Ehrenb. sind als häufig im städtischen Rohabwasser vor-
kommende Organismen zu erwähnen ; der letztgenannte steht wahrscheinlich
den Bakterien ziemlich nahe. Z. Z. möchte ich glauben, daß es sich um ein
farbloses Chromatium handelt, welches vielleicht mit dem oben genannten
Monas gliscens (Ehrenberg, Infusionstierchen, 1838, Taf. 1, Fig. 14) identisch
ist. Ein genaueres Studium des Organismus steht noch aus.
Man vergl. auch Warm in g, Om nogle ved Dänmarks Kyster levende
Bakterier. Vidensk. Medd. fr. d. naturhistoriske Forening i Kjöbenhavn, 1875,
S. 307 — 420, Taf. 8, Fig. 9 (Bacterium griseum) und Fig. 25 (Bact. litoreum).
Wird mit der folgenden Spezies vielleicht besser zu den Beggiatoaccae
gestellt.
Chromatium fallax (Warming). — Wahrscheinlich Syn.:
Monas fallax Warming 1. c, Taf. 10, Fig. 9.
Bildet bei Anhäufungen rein weiße (nicht rötliche) Schichten.
Zellen lebhaft beweglich, oval, einige u lang, ca. 2 /j, dick, mit
einigen Schwefelkörnchen. Gestalt bisweilen etwas unregelmäßig
erscheinend. Aerophil.
Zwischen ins Wasser gefallenen Herbstblättern. Ausflußgraben des
Faulen Sees bei Hohen-Schönhausen (11. Nov. 1098). Das mit Eisdecke über-
zogene Wasser dieses Grabens roch stark nach HjS.
Rhabdochromatium roseum Winogradsky, Beiträge zur
Morphologie und Physiologie der Bakterien, I, Schwefelbakterien,
1888, S. 100. — Wahrscheinlich Syn.: Rhabdomonas rosea Cohn.
— Beggiatoa roseo-persicina Zopf, Morph, der Spaltpflanzen 1882.
— Bacterium sulfuratum Warming, 1. c, Taf. 8, Fig. 5. — Vergl.
auch Zopf: Zur Kenntnis des regressiven Entwicklungsganges der
Beggiatoen nebst einer Kritik der Winogradskyschen Auffassung
betreffs der Morphologie der roten Schwefelbakterien. Beiträge z.
Phys. u. Morph, niederer Organismen. Leipzig 1895, Heft 5,
S. 37.
S. 154, Fig. 11. Nach Winogradsky.
Name von rhabdos = Stab und Chromatium.
Zellen spindelförmig, blaß-rosenrot, 20 — 30 jll lang, 3,6 — 5,
auch 7 fi breit. Vermehrung durch Abschnüren und durch fort-
schwärmende Endstücke.
Kryptogamenflora der Mark V. 11
— 162 —
Fauler See bei Hohen-Scliünliaiisen. Zwischen Fladen von Oscillatoria
princeps. Nadson hält diese Gattung für eine Involutionsform von Chro-
matium.
W. beschreibt außerdem noch Rh. fusiforme und minus.
Thiospirillum sanguineum (Ehrenberg) Winogr., 1. c,
S. 104. — Cohn, Beiträge z. Biologie d. Pflanzen, 1875, Bd. 1,
Heft 3, S. 169. — Ophidomonas sanguinea Ehrenb. — Spirillum
sanguineum Cohn 1. c.
S. 154, Fig. 7. Nach Warming und Original.
Bewegliche, starre Schrauben von 3 ^tt Dicke; Höhe des Um-
gangs 9 — 12 fi, Durchmesser etwa Vs davon. Einzelindividuen
mit V'i — 2V2 Umgängen. Geißelbüschel. Zellinhalt blaßrot mit
dunklen Schwefelkörnchen.
Fauler See bei Hohen-Schönhausen u. a. a. 0. Im allgemeinen selten.
Am 15. Mai 1907 fand ich im Faulen See Exemplare, die an einem
Ende schwach zugespitzt waren.
Bei Zimmerkultur in Glasschalen beobachtete ich über Fladen von Os-
cillatoria maxima Anhäufungen in Form braungelber, gleichzeitig etwas lachs-
farbener Flecken. Vielleicht lag hier Th. jenense vor. Vergl. Mig. Syst.
S. 1050.
Pseudospirillum uliginosum 0. Zacharias, Forsch. -Ber. a. d. Biolog.
Station zu Plön, 1903, Bd. 10, S. 231 u. Taf. 2, Fig. 14 b— c ist nach Verf.
flexil, 1,75 fj. breit und 18 — 20 jj. lang mit Körnern erfüllt. Nach der ganzen
Schilderung bin ich aber geneigt, den Organismus für ein Thiospirillum zu
halten.
Thiospirillum rufum (Perty) Winogr. — Spirillum rufum
Perty, Zur Kenntnis kleinster Lebensformen 1852, S. 179.
In der Gestalt ähnlich Spirillum undula, aber Farbe rot.
Thiospirillum WInogradskii Omelianski (2), in Cbl. Bakt.,
2. Abt., 1905, Bd. 14, Abb. in der Originalarbeit. — Vergl. auch
Laf. Bd. 3, S. 231.
Farblos oder ganz schwach braungrün gefärbt. Dicke ca. ^ fx.
Länge bis zu 50 /a bei IV2 bis 2 Windungen.
Bildet bei größerer Anhäufung weißgrauliche Trübungen.
Thiospirillum agile nov. spec.
Ungefärbt, mit Schwefelkörnchen, die wegen der Feinheit der
Zellen meist in einer Reihe liegen, Dicke der Zellen 1 fi. Mit
1 — 2 Windungen, Durchmesser derselben ca. 6 ^. Abgesehen vom
Schwefelgehalt Sp. undula ähnlich.
— 163 —
Fauler See bei Hohen-Schönhausen. In Gesellschaft von Thiosp. san-
(/iiincHitL Chr. Olcnii und Oscillaioria princcps.
Bewegung äußerst lebhaft, unter dem Mikroskop wie Schatten hin und
lier huschend.
2. Unterfamilie: Athiorhodaceae.
Die Vertreter der Athiorhodaceae entstehen in Kulturen meist
erst bei deren längerem Stehen.
Rhodocystis gelatlnosa Molisch, 1. c., S. 22, Taf. 1, Fig. 8.
Abgerundete Stäbchen, in der Mitte oft etwas schmäler.
0,6 X 2 — 5 ß. Einzelne Zellen oder Zellgruppen in farbloser
Gallerte eingebettet.
Farblos, in größeren Mengen pfirsichblütrot.
Rhodonostoc capsulatum Molisch, 1. c , S. 23, Taf. 2, Fig. 9.
Name von rhodo.s ^ rot und Nostoc (Schizophycee mit Schleim-
hülle).
Einzeln , zu zweien oder mehreren , dann kurze , rosenkranz-
artige Ketten. Kokken oder abgerundete Kurzstäbchen, mit
Schleimkapsel. Zellen 1,4—2 a, Kapsel 2,7—8 X 21 ^u. Unbe-
weglich. Farblos, in Massenkulturen braunrot.
Sehr mikroaerophil.
In Flußwasser, in Kulturen bei Anwesenheit von faulendem Heu und
bei intensiver Beleuchtung.
Rhodococcus capsulatus Molisch, Die Purpurbakterien 1907,
S. 20, Taf. 2, Fig. 15.
Zellen 1,5 — 1,8 ^ im Durchmesser, mit Schleimhof; Durch-
messer der Schleimkapsel 3 — 3,6 ^. Unbeweglich. Farblos, in
Massen rot.
Rhodococcus minor Molisch, 1. c, S. 21.
Wie Bh. capsulatus, doch kleiner (0,8 — 1,2 fi) und ohne
Gallerthülle.
Rhodobacillus palustris Molisch, Die Purpurbakterien 1907,
S. 14, Taf. 1, Fig. 1 — 2.
Einzeln, seltener 2 — 4 Zellen zu einem geraden oder gebogenen
Faden vereinigt. Zellen 0,5 X 1,5 — 2,5 /t (bis 11 /i), farblos, in
Haufen rötlich, Massenkultur tief karmin.
In Sümpfen und Flußwässern sehr häufig.
— 164 —
Falls bei diesem Organismus sicher keine Sporen gefunden werden, wäre
es zweckmäßig, den Gattungsnamen zu ändern.
Rhodomicrospira parva (Molisch), 1. c, S. 21, Taf. 2, Fig. 10.
Syn. : Rhodovibrio Molisch.
Schwach gekrümmte (bohnenförmige) Kurzstäbchen, 0,9 X
1,6 — 2,1 f^i. Meist an jedem Ende eine (selten 2) sehr lange Geißel
(9 — 13 /ii). Mit Eigenbewegung. Farblos, in dichten Schwärmen rot.
Fauler See bei Berlin.
Rhodospirillum photometricum Molisch, 1. c, S. 24, Taf. 1,
Fig. 5 — 6.
Spirillum 1,4X5 — 8( — 13) jt* groß, meist mit einer steilen
S-förmigen Windung, je eine polare Geißel von Zellenlänge oder
mehr. Lebhaft beweglich.
Mikroaerophil, auch anaerob.
Rhodospirillum giganteum Molisch, 1. c, S. 24, Taf. 1, Fig. 7.
Spirillum 1,2 X 9—70 ^ (vorherrschend 14—20 fi) 1—6 Win-
dungen.
Reinkulturen nicht gelungen.
In Moldauwasser (mit faulendem Heu usw.) in ungeheurer Menge, das
Wasser rotbraun färbend.
Rhodospirillum rubrum (v. Esmarch) (2), in Cbl. Bakt. 1887,
Bd. 1, S. 225. — Spirillum rubrum v. Esm., Abb. bei Lehm. u.
Neum. Taf. 62, Fig. 1—4.
Zellen ca. 1 fi dick, rosa. Kolonien ausgesprochen rot gefärbt.
Im Körper einer verfaulten Maus gefunden.
An dieser Stelle sei noch erwähnt:
Rhodosphaerium diffluens Nadson, ein neuer Mikroorganismus aus dem
Kaspischen Meere. Aus dem Kaiserl. Bot. Garten u. dem Botan. Laborat.
des medizinischen Frauen-Instituts zu St. Petersburg, Nr. XIY. 1908. Verf.
sagt, daß der Organismus an der Grenze zwischen Algen und Bakterien steht.
Anhang.
Achromatium oxaliferum Schewiakoff, Über einen neuen
bakterienähnlichen Organismus des Süßwassers, Heidelberg, 1893.
Beschreibung bei Mig., Syst. Bakt. S. 1037. Wird zweck-
mäßig zu den Protozoen gestellt.
— Ifi5 —
Chlorosarcina Gerneck (1), Gerneck in Beihefte z. Botan. Cbl.
1907, 2. Abt., Bd. 21.
Verliält sich wie Pleurococcus, bildet aber Schwärmer. Der
Autor stellt sie zu den Tetraeporaceen.
Chlorobium limicola Nadson, Zur Morphologie der niederen
Algen. Bull, du Jardin imperial botanique de St. Petersbourg,
1906, Bd. 6.
Bildet meist Kokken (auch Kurzstäbchen) von 0,4 — 0,5 ^u.
Durchmesser. Enthält Chlorophyll. Scheint eine Mittelstellung
zwischen Chlorophyceen und Bakterien einzunehmen.
Findet sich im Schlamm der Ostsee.
An der zitierten Stelle sind noch weitere derartige Organismen behandelt.
Contagium vivum fluidum Beijerinck.
Als organisierter Krankheitserreger nicht wahrzunehmen. Nach
Baur u. Hunger möglicherweise ein rein chemischer Körper. —
Die Erscheinungen bei der Mosaikkrankheit der Tabakblätter haben
eine entfernte Ähnlichkeit mit denjenigen der Zinnpest mancher
Orgelpfeifen und Krüge.
7. Familie: Actinomycetes. Strahlenpilze.
Syn. : Streptotrichaceae. — Streptothrix Corda 1839 ist ein
echter Hyphoraycet, Abb. in Laf. 1904—1906, Bd. 3, S. 204.
Fäden mit echten, monopodialen Verzweigungen radial aus-
strahlend. Charakteristisch für ältere Kulturen ist die meist
kreideähnliche Verfärbung der Kolonien, bedingt durch reichliche
Entwicklung von Luftfäden. Fortpflanzung häufig durch oidien-
artige Gliederung der Fäden. Kolonien bisweilen lebhaft gefärbt.
Stets unbeweglich. — Es ist z. Z. nicht sicher festgestellt, ob
diese Familie zu den echten Schizomycetes gehört; sie scheint
auch Beziehungen zu den Hyphomycetes zu haben.
Vielleicht zeigen Bad. tuberculosis, diptheriae und radicicola Verwandt-
schaft zu dieser Familie.
Actinomyces Harz (1), Jahresb. d. Münchener Central-Tier-
arzneischule 1877 — 78. — Abb. bei Lehm. u. Neum. Bd. 1,
Taf. 71—73. — Rullmann in Laf. 1904—1906, Bd. 3, S. 202. —
Syn. : Streptothrix Cohn, nicht Corda.
Name von aktis = Strahl und mykes = Pilz.
— 166 —
Fäden echt verzweigt, nur etwa 0,6 /ii breit.
Finden sich in Luft, Wasser, Erde, Mist, auf Grannen, Strohhalmen usw.
Auch pathogen. Nadson (St. Petersburger Akademie 1908) fand auf den
Hyphen von Ä. verrucosus Ablagerungen von Eisenoxydhydrat.
E. Mace, Sur les caracteres des cultures de Cladothrix dichotoma.
C. R. Paris 1888, Bd. 106, S. 1622. Ref. im Chi. Bakt. 1888, Bd. 4, S. 199.
Scheint ein Actinomyces zu sein, das angeblich Kalkkonkremente bildet.
Actinomyces albus Gasperini (1), Processi verbali della Soc.
Toscana di Sc. natural!, Pisa, 1895. — Act. chromogenes Gasp.
f. alba Lehm, et Neum.
Nach Nadson: Die Mikroorganismen als geologische Faktoren. I.
Über die Schwefelwasserstoffgärung im Weissowo-Salzsee und über die Be-
teiligung der Mikroorganismen bei der Bildung des schwarzen Schlammes
(Heil-Schlammes), 1903, ist dieser Pilz an der Bildung von Kalk- und Eisen-
ockerkonkrementen beteiligt. Zerstört außerdem Eiweiß unter Bildung von
Ammoniak und Schwefelwasserstoff. Ähnlich wirkt A, roseolus Nads. Kalk-
konkremente bildet auch A. verrucosus Nads.
Actinomyces bovis Harz, 1 c, Berl. Tierärztl. Wochenschrift,
1909, Nr. 12. — Act. bovis sulphureus Gasperini. — Nocardia
actinomyces De Toni et Trevisan. — Streptothrix actinomyces
Rossi Doria. — Oospora bovis Sauvageau et Radais. — Abb.
Lehm. u. Neum., Bd. 1, Taf. 71. — Vcrgl. auch Miehe (3).
Echt verzweigte Fäden mit kolbenförmigen Endanschwellungen
(bedingt durch Gallerte), radiär zu einer ca. 0,6 mm im Durch-
messer haltenden Druse zusammengestellt, 0,4 — 0,6 fx dick. Aerob
(und anaerob).
Pathogen für Menschen und Tiere (Aktinomykose). 1877 von Bollinger
beim Rinde entdeckt.
Actinomyces chromogenes Gasperini, Ann. de microgr.
1890, Bd. 2, S. 449; AnnaU d'Igiene, 1892, Bd. 2, S. 166. —
Streptothrix chromogena Gasperini. — Oospora Metschnikovi
Sauvageau et Radais. — Abb. Lehm. u. Neum., Bd. 1, Taf. 73.
Fäden manchmal deutlich septiert. Die Sporen ertragen 70 — 80 ^C.
In Luft, Erde und Wasser (Würzburg). Im Boden allgemein verbreitet
auf abgestorbenen Wurzelzellen usw. Befördert durch oxydative Tätigkeit
die Mumifikation.
Beijerink, Über Chinonbildung durch Streptothrix chromogena und
Lebensweise dieses Mikroben. Cbl. Bakt., IL Abt. 1900, Bd. 6, S. 2.
— 167 —
Actinomyces glaucus Lehmann et Schütze.
lu gärendem Heu (L. ii. N. p. 587. Anm).
Actinomyces Odorifer Ru 11 mann, DiBsert., INIünchen 1895,
Cbl. Bakt., 189(), IL Abt., Bd. 2. S. 116 n. 701; 1899, Bd. 5,
S. 212 u. 713; INIorph. der Gattung Streptothrix resp. A(;tinoinyce8
(1. c). — Cladothrix odorifera RuUraann 1. c.
Erzeugt den Erdgeruch des Bodens, der in Reinkulturen des Pilzes be-
sonders stark hervortritt.
Actinomyces thermopllilus Berestnew, Aktinomykose und
ihre Erreger (russisch), Moskauer Dissertation 1897. — Vergl. auch
Gilbert (1), Ztschr. f. Hyg. 1904, Bd. 47, S. 384. — Miehe, Die
Selbsterhitzung des Heus, Jena, 1907, S. 61 u. Abb. S. 63.
Mycelfäden äußerst dünn, meist nur 0,4 fi im Durchmesser,
nicht selten mit kurzen angeschwollenen Seitenästchen. Gliederung
in Zellen nicht sicher wahrnehmbar. Sporenbildung wahrscheinlich
an Seitenästen. Bildet auf Heudekokt flach-konkave, kreisrunde
Inselchen mit reinweißem staubigem Zentrum, welche sich leicht
herausheben lassen. Gelatine wird verflüssigt.
Auf heißem, noch frischem Heu oder Mist in Form kleiner weißer,
mehlig-staubiger Flecke. Lnterhalb 30° findet kein Wachstum statt. Riecht
angeblich in der Jugend nach Fruchtäther, später nach Moder.
"Weitere Spezies (unter dem Gattungsnamen Cladothrix) nennen Miquel
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218. Kolle u. Hetsch; vergl. Zitat S. 43.
219. — u. Was i>er mann, Handbuch der patliogenen Mikroorganismen.
5 Bde. u. 1 Atlas. 1902—1907. — Enthält auch Kapitel über allge-
meine Morphologie und Biologie der Bakterien sowie über Methodik.
220. König, J.: vergl. Zitat S. 20.
221. Ivossowicz (1), Neue Betrachtungen über die Zersetzung des franzö-
sischen Senfs durch Bakterien. — Cbl. Bakt., II. Abt., 1909, Bd. 22,
S. 231. — Vergl. S. 116.
222. Kraiusky, A., Azotobaeter chroococcum und seine Wirkung im Boden.
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Inhaltsübersicht.
Seite
1. Einleitung 2
2. Geschichte 8
3. Yorkommen:
Wasser 17
Boden 28
Luft 32
Pflanzliches Substrat 33
Tierisches Substrat 35
4 Bau und Entwicklung 36
5. Physiologie:
Allgemeines 42
Specielles •">0
f). Stellung im System 73
7. Systematischer Teil:
Coccaceae 80
Bacteriaceae 96
Spirillaceae 131
Chlamydobacteriaceae 137
Beggiatoaceae 151
Rhodobacteriaceae 155
Actinomycetes 165
8. Literaturverzeichnis 167
Myxobacteriales
von E. Jahn.
Entwicklungsgang.
Der Entwicklungsgang der Myxobakterien gliedert sich scharf
in zwei Perioden, eine vegetative und eine fruktifikative. Während
der vegetativen Zeit bleiben die Stäbchen stets in einem Schwärm
beisammen und sind von einer gemeinschaftlichen deutlich be-
grenzten Schleimhülle umgeben. Zu Beginn der fruktifikativen
Periode verkürzen sich die Stäbchen, und zwar bei der Gattung
Myxococcus soweit, daß sie vollständig zu Kugeln werden. Gleich-
zeitig scheint in ihnen der Trieb zu erwachen, das feuchte Substrat,
in dem sie bisher lebten, zu verlassen. Sie kriechen ähnlich wie
die Amöben der Acrasieen übereinander und türmen sich bei der
Gattung Myxococcus zu kegelförmigen oder birnförmigen Häufchen
auf. Bei der Gattung Chondromyces kriecht der Schwärm senk-
recht zu seinem bisherigen Substrat in die Höhe und läßt den
Schleim, der fortgesetzt abgesondert wird, als Stiel hinter sich
zurück.
Die Stäbchen im vegetativen Zustand sind (Fig. 1 b, c) ver-
glichen mit andern Bakterien auffällig lang (bis 20 ^tt). Sie ver-
mehren sich durch Querteilung. Geißeln sind bisher an ihnen
nicht gefunden worden. Im Schleim, in dem sie immer einge-
bettet sind, kriechen sie langsam vorwärts. In der Minute können
sie nach Baur 5 — 10 fx gleitend zurücklegen. Wie ihre Bewegung
im einzelnen verläuft, ist nicht aufgeklärt. Nach Baur ist es un-
wahrscheinlich , daß sie sich dabei nach Art der Oscillarien um
ihre eigne Achse drehen. Wenn man sie auf Nähragar kultiviert,
ist der Schleim, in dem der ganze Schwärm steckt, auf der Ober-
fläche des Agars bei schiefer Aufsicht deutlich sichtbar. Kräftig
wachsende Schwärme haben einen scharfen Rand. Unter dem
Mikroskop sieht man, daß dieser Rand dicht mit Stäbchen an-
— 188 —
gefüllt ist, die augenscheinlich neuen Schleim absondern und den
Schwärm vergrößern. Im Innern eines Schwanns sieht man oft
ganze Züge gleichgerichteter Stäbchen vorwärts kriechen. Wenn
sie den Rand erreicht haben, biegen sie rechts und links an der
Grenze um und kriechen hier eine Zeitlang weiter, bis sie sich
wiederum im Innern verlieren.
Weitaus die meisten Arten sind Mistbewohner. Am sichersten
erhält man sie auf altem Mist, der längere Zeit am Boden ge-
legen hat. Einzelne Arten scheinen nur auf altem Holz vorzu-
kommen. So ist Polyanyium vitellinum, die am längsten bekannte
Form, immer nur auf altem Holz, das in Wasser liegt, gefunden
worden. Die mistbewohnenden Arten lassen sich ohne Schwierig-
keit auf künstlichem Nährboden rein ziehen. Am besten eignet
sich dazu nach Thaxter, dem Quehl und Wolf beistimmen, Agar,
der mit einer Abkochung von Kartoffeln versetzt ist. Sie wachsen
darauf schneller und üppiger als auf Mistagar. Gelatine wird
von ihnen verflüssigt und ist deshalb als Substrat wenig geeignet.
Ich habe aber vor Jahren auf Malzextrakt-Gelatine sehr schöne
Schwärme und normale Fruchtkörper von Myxococeus fulvus er-
halten, wenn ich gleichzeitig eine Hefe aussäte, also keine Rein-
kultur hatte.
Versuche, die Baur über das Verhalten der Schwärme gegen
äußere Reize veranstaltet hat, haben kein greifbares Ergebnis
gehabt. Die Schwärme waren weder durch die Schwerkraft, noch
durch das Licht, noch durch verschiedene Grade der Feuchtigkeit
oder durch Nährstoffe bestimmter Art zu veranlassen, die Richtung
des Kriechens in irgend einer Weise zu verändern. Nur ließ sich
feststellen, daß sie eine gewisse Feuchtigkeit und eine gewisse
Menge Sauerstoff zu ihrem Gedeihen nötig haben. Sporen, die
von Nähragar ganz bedeckt sind, keimen deshalb nicht.
Versuche über den Stoffwechsel fehlen noch ganz. Ihr Vor-
kommen auf faulem Holz und auf Mist von Pflanzenfressern be-
weist vielleicht, daß sie die dort vorkommenden Kohlehydrate zu
spalten verstehn. Damit steht wohl im Zusammenhang, daß
stärkere Zusätze von Pepton zur Nährlösung eine formative Be-
einflussung der Fruchtkörperbildung zur Folge haben. Nach Baur
und Quehl wiid Va ^Vo Pepton zur Mistagar noch gut vertragen,
hat sogar ein kräftigc^res Wachstum zui- Folge, dagegen werden
— 189 —
nach Zusatz von 1— iV/o auc.li dio Schwärme von Myxococcus
fulvns niclit mehr regohnäßi«;; es entsteht zunächst eine hell-
röthche, gleiclmiäßig (Hcke Ifaut, die nur aus ahnorm langen
(bis 40 (,i) Stäbclien besteht und nach einigen Wochen sicli dunkler
färbt, ohne Sporen und Fruchtkörper gel)ildet zu haben. Myxo-
coccus virescens wird schon durch geringere Mengen Pepton gestört.
Für iln* Gedeihen beanspruchen die Myxobakterien eine
ziemlich hohe Temperatur. Die untere Grenze liegt nach Quehl
zwischen 17 und 20 ^, die obere bei 40 ^\ Das Optimum des
Gedeihens liegt bei 35". Hier wachsen einige Arten so schnell,
daß sie schon nach 2 — 3 Tagen wieder Fruchtkörper bilden.
Manche Rassen von Myxococcus fulvus werden in der Pigment-
produktion durch höhere Temperatur beeinflußt. Einige rosa-
gefärbte Rassen wurden schon bei 30 " farblos.
Der vegetative Zustand des Schwarms kann beliebig lange
ausgedehnt werden, wenn ihm immer wieder neue Nahrung dar-
geboten wird, sowie man auch die Plasmodien der Myxomyceten
beliebig lange fortzüchten kann, wenn sie stets mit neuer Nahrung
versehen werden. Als Reiz zum Beginn der Fruktifikation scheint
Trockenheit und überhaupt alles zu dienen, was das vegetative
Wachstum hemmt. Auch ein Schw'arm, der sich unter Wasser
entwickelt hat, beginnt zu fruktifizieren , wenn er keine Nahrung
mehr findet.
Bei der Gattung Myxococcus, die morphologisch am niedrigsten
steht, kann man nach den Angaben Thaxters und Baurs verfolgen,
wie die Sporenbildung zunächst von einzelnen Stäbchen ausgeht,
die, vielleicht durch Trockenheit veranlaßt, sich zuerst verkürzen
und zur Spore abrunden. Sie üben dadurch einen Reiz auf alle
Stäbchen ringsum aus, so daß diese auf sie zustreben und sich
ebenfalls in Sporen verwandeln. So ballt sich schließlich der
ganze Schwärm an einer Stelle zu einem Sporen häuf eben zu-
sammen.
Bei den viel höher stehenden Gattungen Polyangium und
Chondromyces scheint nach Thaxter die fruktifikative Phase des
Schwarms dadurch eingeleitet zu werden, daß die Stäbchen an
den Stellen, wo die Zysten- oder Stielbildung beginnen sollen,
sich im Kreise bewegen (vergl. Fig. la, unten rechts). Alle Stäb-
chen in der Nachbarschaft scheinen dadurch angelockt zu werden;
— 190 —
sie schließen sich der Bewegung an und türmen sich dabei über-
einander. Im einzelnen bedarf der Vorgang noch näherer Unter-
suchung.
Gleichzeitig muß eine erhöhte Schleimabsonderung beginnen,
die namentlich bei den stielbildenden Arten von Chondromyees
außerordentlich sein muß. Bei Ch. apiciilatus, dessen Stiel 1 mm
lang wird, erscheint die Anlage des Stiels zunächst als hellgefärbte
Anhäufung auf der Oberfläche des Substrats. Sie rundet sich ab
und schnürt sich bald (Fig. 5 in der Mitte) unten ein. Die Kugel
wird nun dadurch emporgehoben, daß die Einschnürung aufwärts
fortschreitet. Schließlich zerfällt sie oben in eine Anzahl Höcker,
die sich als Zysten mit eigenen Schleimhüllen umgeben. Wie
der Schwärm sich bei der Bildung des Stiels verhält, der ja nur
durch eine genau geregelte Einfaltung des Schleims entstehen
kann, ob die Stäbchen dabei die angefangene kreisförmige Be-
wegung fortsetzen, ist noch nicht untersucht.
Geschichte.
Der erste Fruchtkörper einer Myxobakterie ist im Jahre 1809
(nicht 1795, wie von Zukal und andern angegeben wird) von Link
im Magazin der Gesellschaft Naturforschender Freunde (Bd. 3,
S. 42) beschrieben und abgebildet worden. Es ist Polyangium
vitellinum, das, wie er hinzusetzt, „vor Endogone bei den Gastro-
myceten" einzureihen sei. Er hatte es seiner Angabe nach von
Ditmar in Rostock bekommen. Im Jahre 1815 gab Ditmar eine
zweite farbige Abbildung mit ausführlicher Beschreibung im ersten
Bande seiner Bearbeitung der Pilze Deutschlands (Sturm, Deutsch-
lands Flora, III, Die Pilze, Bd. 1, Tal 27). Über das Vorkommen
äußert er sich: „Auf verfaultem Holz an sumpfigen Orten ist
dieser Pilz gegen Ende Sommer und im Herbst keine Seltenheit."
In den Kryptogamenfloren der darauf folgenden Jahrzehnte wird
er regelmäßig als Gastromycet (meist in der Verwandtschaft von
Cyathus) angeführt. Im Jahre 1851 schlug Bonorden vor (Hand-
buch der allgem. Mykologie), die Gattung zu streichen, weil es
sich wahrscheinlich um verfaulte Insekteneier handele. Bald
darauf findet sich ein Vertreter der Gattung Chondromyees im
Jahre 1857 in B(3rkeleys Introduction to cryptogamic botany als
Hyphomycet ganz naturgetreu abgebildet. Endlicli wird die ge-
— 101 —
mcinstc Art clor (Jattung Myxococcas im .hilirc 1875 (Beiträge
zur Biologie der PÜanzon, 1, 3) von Ferdinand C'ohn al8 Micro-
coccus fulvus beschrieben und abgebildet. Die Entwicklung dieser
Kokken aus Stäbchen hatte weder Colin noch Schroeter, der im
Jahre 1886 in der Kryptogamenflora von Schlesien die Beschreibung
wiederholte, beobachtet.
An demselben Orte gab Schroeter die Diagnose zweier Arten
nach den Fruchtkörpern, die er zuerst ausdrücklich als höher
entwickelte Schizophyten auffaßt, Cystobacter fuscus ^= Poly-
angium fiiscum) und C. erectiis (Ghondromyces erectus). Er
gibt auch kurz die Entwicklung der Fruchtkörper an, die durch
Zerfall der Schleimmasse (des Schwarms) in rundliche Klumpen
und spätere Absonderung einer festen hornartigen Hülle ge-
kennzeichnet sei. Vor den Augen der Bakteriologen fanden diese
Gattungen keine Gnade. „Die Bildung der Schleimhüllen", sagt
Migula noch im Jahre 1897, „ist so sehr von äußern Verhält-
nissen abhängig, daß sie absolut nicht geeignet sind, als feste
Gattungs- und Artcharaktere zu gelten", (Das System der Bak-
terien S. 154).
Thaxter hat das bleibende Verdienst durch Beobachtung des
vollständigen Entwicklungsgangs und namentlich die Feststellung
der Bakteriennatur der höchstentwickelten Gattung Ghondromyces
die Richtigkeit der Schroeterschen Andeutungen nachgewiesen zu
haben. In seiner ersten Abhandlung vom Jahre 1892 beschrieb
er 9 Arten, zu denen er im Jahre 1897 7 weitere hinzufügte.
Die 3. Mitteilung vom Jahre 1904 vermehrte die Zahl der Arten
noch um weitere 8, von denen besonders die neuen Formen der
Gattung Poly angium interessant waren.
Beim Suchen nach Myxomyceten fand ich im Jahre 1900
auf altem Holz in den Mooren des Grunewalds Folyangium vi-
telUnum, das ich als eine Trichia mit nach Hause nahm. Nicht
lange darnach beobachtete ich auf verfaulten Flechten einen kleinen
Ghondromyces, der mir leider beim Versuche ihn zu kultivieren
verloren ging. Als ich jetzt darauf aufmerksam geworden war,
konnte ich mich überzeugen, daß der Thaxtersche MyxococC2is
rubescens hier genau so gemein war wie in Nord- Amerika. Bei
Kulturversuchen auf Gelatine erhielt ich mit Leichtigkeit die
merkwürdigen Schwärme der langgestreckten Bacillen. Die geringe
— 192 —
Zeit, die mir zur Verfügung stand, erlaubte mir aber nicht, mich
eingehender damit zu beschäftigen.
Als im Jahre 1903 Baur in unser Institut getreten war, stellte
er sich zunächst die Aufgabe, die auch Thaxter noch als uner-
ledigt bezeichnet hatte, die Sporenbildung der Gattung Myxococcus
zu erforschen. Es stellte sich heraus, daß die Sporen einfach
durch Verkürzung der Stäbchen entstehen, und daß die Keimung
durch Streckung dieser Kugeln erfolgt. Er teilte dann noch eine
Anzahl weiterer Beobachtungen über die Biologie der Myxo-
bakterien mit.
Auf seine Anregung hin hat später Quehl in der Umgebung
Berlins systematisch nach Myxobakterien gesucht und eine ziemlich
große Zahl der von Thaxter beschriebenen Formen nachgewiesen.
Der weiter unten folgenden Aufzählung sind hauptsächlich seine
Funde zugrunde gelegt. In letzter Zeit hat Wolf ebenfalls auf
die Anregung Baurs hin die Frage der Rassenbildung bei den
Myxokokken weiter verfolgt. Schon Quehl hatte gefunden, daß
verschieden gefärbte Rassen von Myxococcus fiolvus bei der Aus-
saat Schwärme liefern, die nicht zur Verschmelzung zu bringen
sind, während Schwärme aus Sporen eines und desselben Frucht-
körpers sich stets vereinigen, wenn sie auf dieselbe Agarplatte
gebracht werden. Wolf untersuchte nun weiter, ob Schwärme,
die von derselben Spore stammen, nach ihrer Trennung durch
Kultur unter verschiedenen Bedingungen so verändert werden
können, daß sie sich später nicht mehr vereinigen. Es stellte
sich heraus, daß in der Tat Schwärme, die getrennt immer wieder
auf neuen Nähragar übertragen werden, dadurch schließlich, wenn
man nur die Übertragungen ausreichend lange fortsetzt, sich
innerlich so verändern, daß sie sich nach einer gewissen Zahl von
Übertragungen nicht mehr vereinigen. Diese innere Umstimmung
der Schwärme kann man dadurch beschleunigen, daß man den
Kulturböden in sehr geringen Mengen Salze zusetzt, die sonst
giftig wirken. Namentlich Kaliumbichrom at erwies sich hier sehr
wirksam. Ein Schwärm, dessen einer Teil nur sechsmal auf
Chromatagar übertragen war, wurde dadurch so geändert, daß er
sich mit der andern Hälfte nicht mehr vereinigen ließ , während
sonst eine so geringe Zahl von Übertragungen zur Trennung der
Schwärme hmge nicht ausreicht.
Verwandtschaftliche Beziehungen.
Über die verwandtschaftHchen Bezielmngen der Myxobakterien
sind trotz der klaren Auseinandersetzungen Thaxters die wider-
sprechendsten Meinungen laut geworden. Zukal fand 5 Jahre
nach dem Erscheinen der grundlegenden Arbeit Thaxters auf
Flechten den Chondromyccs crocatus und beschrieb ihn als neuen
Myxomyceten aus der Verwandtschaft der Gattung Ceratiomyxa.
Als er auf die Arbeit Thaxters aufmerksam gemacht war, gab er
zwar seinen Irrtum zu, behauptete aber, daß er in den Plasmodien
der Myxomyceten auch stäbchenförmige Körper bemerkt habe,
deren Vorhandensein auf eine Verwandtschaft zwischen beiden
Gruppen schließen lasse. In einer noch spätem Publikation
räumte er endlich ein, daß es sich zweifellos um Bakterien handele
und daß die vermeintlichen Plasmodien nur die Schleimhüllen der
Schwärme seien, über die verheißene nähere Begründung der
Verwandtschaft mit den Myxomyceten schwieg er jedoch völlig.
So gering der Wert dieser Arbeiten verglichen mit denen Thaxters
ist, so haben sie doch dazu beigetragen, die Meinungen über die
Myxobakterien zu verwirren. Als einer höchst zweifelhaften Gruppe
wurde ihnen die Aufnahme in bakteriologische oder systematische
Werke versagt. Daher war es möglich, daß die seltsame Ab-
handlung Zederbauers in den Berichten der Wiener Akademie
(Bd. 112, 1903) erschien, der den Nachweis führte, daß die Myxo-
bakterien weiter nichts seien, als Hyphenpilze, die mit Bakterien
in „Symbiose" lebten, obgleich er später zugeben mußte, daß er
niemals eine echte Myxobakterie gesehen hatte.
Nach dem Abschluß dieses Manuskripts erschien eine Arbeit
von Carl Vahle (7), in der in Anknüpfung an eine mißverstandene
Äußerung Thaxters der Versuch gemacht wird, die Myxobakterien
als Verwandte der Acrasieen hinzustellen. Daß der Anschluß
gerade an diese Gruppe nicht sehr wahrscheinlich ist, geht eigent-
lich schon daraus hervor, daß die Acrasieen gar keinen Schwärm,
keine vegetative Kolonie besitzen, sondern erst zum Zwecke der
Fruktifikation zusammenströmen. Als Beweise für seine Ansicht
gibt der Verfasser einmal an, daß der Schleim der vegetativen
Schwärme, von dem alle Autoren reden, gar nicht existiere. Merk-
würdigerweise erzählt er aber trotzdem, daß der Schwärm von
Myxocoecus fulvus eine abziehbare Haut bilde. Ebenso wenig
Kryptogamenflora der Mark V. 13
— 194 —
sollen die Stiele der Gattung Chondromyces aus Schleim bestehen,
sondern vielmehr aus Bakterien, die sich für die andern Stäbchen
in derselben Weise opfern, wie die Amöben im Stiel der Acrasieen-
gattung Didyostelium für die sporenbildenden Amöben. Die
Cysten von Polyangium fuscum sollen dagegen von Schleim um-
geben sein. Der Verfasser, der nur wenige Arten kennt, übersieht
dabei ganz, daß zwischen Polyangium fuscum und Chondromyces
aurantiacus eine lückenlose Reihe von Übergangsformen vorhanden
ist. Der Schleim, der die Cysten umgibt, wird bei den niederen
Formen zunächst zu kleinen Stielchen ausgezogen, bei den höheren
zu einem Cystenträger ausgestaltet. Gibt man bei Polyangium
die Schleimnatur zu, so kann man sie bei Chondromyces nicht
leugnen.
Trotz dieser ganz verfehlten Tendenz ist die Arbeit Vahles
nicht ohne Wert, weil sie im allgemeinen Teil eine Reihe schätzens-
werter Angaben über die Kulturmethoden und die Physiologie
der Myxobakterien enthält.
Die zünftige Bakteriologie kennt auch jetzt die Myxobakterien
kaum, obwohl einige Arten zu den gemeinsten Formen gehören.
Was einem Bakteriologen an diesen Organismen sehr merkwürdig
erscheinen muß, ist weniger die abweichende Gestalt der vege-
tativen Stäbchen und die Sporenbildung durch Verkürzung und
Abrundung. Denn in den letzten Jahren ist eine größere Zahl
von Bakterienformen von abweichender Gestalt oder eigentümlicher
Sporenbildung bekannt geworden — es sei nur an Bacillus
sporonema Schaudinn und B. flexilis Dobell erinnert — , über
deren Zugehörigkeit zu den Schizophyten trotzdem kein Zweifel
bestehen kann. Sehr merkwürdig, ja unerhört müssen aber jedem,
der Bakterien nur auf Agar-Agar und Gelatine kennen gelernt hat,
die Schwarmbildung und die formativen Fähigkeiten der Myxo-
bakterien während der Fruchtbildung erscheinen.
Trotzdem ist diese Form der Koloniebildung auch bei Bakterien
nicht so ungewöhnlich , und sie würde auch den Bakteriologen
noch vertrauter sein, wenn sie mehr gewohnt wären, die Bakterien
unter ihren natürliclien Lebensbedingungen zu beobachten. Man
muß sich darüber klar sein, daß die vegetativen und fruktifikativen
Koloniebildungen unter Umständen ganz verschiedenen Zweck
haben und unabhängig voneinander auftreten können. Am hau-
— 195 —
figsten und auch bei Bakterien längst bekannt sind vegetative
Koloniebildungen. Ich denke hierbei weniger an die sogenannten
Kolonien auf Gelatine oder Agar. Denn, wenn festsitzende Bak-
terien nach der Teilung beisammen bleiben, so handelte es sich
eigentlich um eine gezwungene Vereinigung. Dagegen sind die
Zoogloeen, die sich im Plankton finden, von der betreffenden
Bakterienart zweckmäßig entwickelte Koloniebildungen, die für
das Schwimmen im Wasser augenscheinlich gewisse Vorteile bieten.
Die Kolonien sind von den Bakterien ebenso ausgebildet worden
wie von Flagellaten, Rhizopoden, Cyanophyceen, Diatomeen und
andern Planktonorganismen, die unter gleichen Bedingungen leben.
Koloniebildungen, die sich auf die fruktifikative Zeit be-
schränken, sind viel seltener, Das treffendste Beispiel unter
niederen Organismen hierfür bieten die Acrasieen, die jetzt ge-
wöhnlich als Verwandte der Myxomyceten angesehen werden. In
der vegetativen Zeit bleiben ihre Amöben einzeln und vermehren
sich durch Teilung. Beginnt die Fruktifikation , so strömen sie
zusammen und bilden einen Schwärm, um sich übereinander zu
türmen und ihre Cysten möglichst hoch in die Luft zu er-
heben.
Mir ist unter den Bakterien ein ähnlicher Organismus bekannt
geworden. Bei der Aussaat von Myxomycetensporen solcher Arten,
die auf Mist von PHanzenfressern oder alten Blättern vorkommen,
habe ich oft einen Bacillus beobachtet, der in seinem Verhalten
sich ganz an die Acrasieen anschließt. Er vermehrt sich zunächst
reichlich in der Nährlösung und dient seiner Zeit den Myxo-
mycetenschwärmen als Nahrung. Verschlechtern sich die Existenz-
bedingungen , so vereinigen sich die bis dahin einzeln umher-
schwimmenden Bacillen zu einem dichten Haufen und tanzen
lebhaft wie ein Mückenschwarm durcheinander. Dann kommen
sie allmählich zur Ruhe, sondern Schleim ab und bilden eine
charakteristische Kolonie aus rundlichen, verkürzten Individuen.
Die Anhäufung und Schleimabsonderung gerade während der
fruktifikativen Periode hat offenbar einen ähnlichen Zweck, wie
die Schleimbildungen bei den Tremellineen, Dacryomyceten,
manchen Hyphomyceten , die auch zur Zeit der Sporenbildung
beginnen. Um ähnliche Formen scheint es sich auch bei den
blasenbildenden Bakterien zu handeln, über die Müller - Thurgau
13*
^ 196 —
vor einiger Zeit eine interessante Mitteilung gemacht hat (Bakt.
Centralbl. IL Abt., Bd. XX, 1908).
Wir haben hier also schon einen Bacillus, der in seinem
Entwicklungsgange einen deutlichen Anklang an die Acrasieen
zeigt. Die echten INIyxobakterien unterscheiden sich von ihnen
allerdings dadurch, daß sie auch während der vegetativen Zeit
Koloniebildungen besitzen. Dadurch gleichen sie den echten
Myxomyceten, zu denen sie eine sehr interessante Konvergenz-
bildung darstellen. Es ist wohl nicht daran zu zweifeln, daß eine
spätere vorurteilsfreiere Bakteriologie uns mit Formen bekannt
machen wird, die noch entwickelteren Koloniebildungen, als der
oben erwähnte Bacillus besitzen und uns den Anschluß nach
unten von den Myxobakterien zu den übrigen Schizophyten ver-
mitteln.
Literatur.
1. E. Baur, Myxobakterien -Studien. Archiv für Protistenkunde. Bd. V,
1904.
2. A. Quehl, Untersuchungen über die Myxobakterien. Centralblatt für
Bakteriologie und Parasitenkunde. II. Abteilung, Bd. XVI, 1906.
3. Roland Thaxter, On the Myxobacteriaceae, a new order of the
Schizomycetes. The Botanical Gazette. XVII, 1892. Nachtrag: XVIII,
1893, S. 29.
4. — , Further observations on Myxobacteriaceae. Botanical Gazette. XXIII,
Juni 1897.
5. — , Notes on the Myxobacteriaceae. Bot. Gazette. XXXVII. Juni 1904.
6. Carl Vahle, Vergleichende Untersuchungen über Myxobacteriaceen
und Bacteriaceen. Centralblatt f. Bakteriologie. II. Abt., Bd. 25, 1909.
7. Franz Wolf, Über Modifikationen und experimentell ausgelöste Mu-
tationen bei Bacillus prodigiosus und andern Schizophyten. Zeitschrift
für induktive Abstammungs- und Vererbungslehre. Bd. II, 1909.
8. Hugo Zukal, Myxobotrys variabilis als Repräsentant einer neuen
Myxomycetengattung. Ber. d. deutsch, botan. Gesellschaft. XIV, 1896.
9. — , Über die Myxobakterien. Bq^. d. deutsch, botan. Gesellschaft. Bd. XV,
1897.
Systematik.
Die drei vorhandenen Gattungen Myxococcus, Polyangium^
ChondromyceSj die nach der ersten Arbeit Thaxters scharf getrennt
waren, haben sich später als durch so viele Übergangsformen ver-
bunden erwiesen, daß man jetzt Mühe hat, eine Gattungsdiaguose
— 197 —
zu formulieren. Andererseits sind durch Thaxters dritte Ab-
handlung so merkwürdige Formen von Polyangium bekannt ge-
worden, daß man berechtigt wäre, für sie eine vierte Gattung zu
gründen. Denn der Einwand de8 Vorhandenseins einer Über-
gangsform ist wenig berechtigt, weil man mit demselben Grund
auch die Gattungen Chondromyces und Polyangium vereinigen
könnte.
Ich folge in der Einteilung im wesentlichen Thaxter. Der
besseren Übersicht wegen habe ich verwandte Formen in Sektionen
vereinigt und auch die nur aus Amerika bekannten Formen ein-
gefügt, wenn ich auch im Zweifel bin, ob ich bei diesen mir nur
aus der Beschreibung bekannten Arten immer das Richtige ge-
troffen habe.
Zugrunde gelegt ist die Aufzählung Quehls. Über die Auf-
fassung einzelner Formen bin ich anderer Meinung. Häufig be-
obachtet habe ich dieselben Arten, die auch Quehl als nicht
selten bezeichnet. Hinzu gekommen ist namentlich ein neues
Polyangium. Über ein zweites neues, sehr interessantes Poly-
angiitm, das ich nachträglich gefunden habe, kann ich erst später
berichten.
Übersicht der Gattungen.
A. Die Stäbchen verwandeln sich durch Verkürzung in echte kugel-
förmige Sporen. Aus ihrer Anhäufung bestehen die Frucht-
körper, die im allgemeinen nur in einen mehr oder v^^eniger er-
härtenden Schleim von bisweilen charakteristischen Formen ein-
gebettet sind. Nur bei M. cruentus und M. disciformis kann man
von echten Cysten bestimmter Größe reden: I. MyxOCOCCUS.
B. Die Stäbchen verkürzen sich nur, ohne sich völlig abzurunden.
Sie werden in echte Cysten von bestimmter Form und Größe
eingebettet.
a) Die Cysten liegen frei, entweder einzeln oder nebeneinander
in Rosetten, oder sie sitzen zu mehreren auf einem gemein-
schaftlichen Träger 3. Chondromyces.
b) Die Cysten sind noch einmal von einer gemeinschaftlichen
Hülle umgeben (Ausnahme P. primigenium und P, sorediatum) :
2. Polyangium.
1. Gattung: MyxocOCCUS R. Thaxter (1892 Lit.-Verz.,
Nr. 3, S. 403).
Name von jui;|a Schleim und xoxxog Körnchen,
— 198 —
I. Sektion: Simplices.
Die kugelförmigen oder kegelförmigen Fruchtkörper bestehen einfach
aus den Sporen, die von einem nicht allzu zähen Schleim umgeben sind.
1. M. fulvus (Cohn) Jahn. — Micrococcus fulvus Ferd.
Cohn Beitr. z. Biologie der Pflanzen Bd. I, Heft III, S. 181, 1875.
— Myxococcus rubescens Thaxter 1892. — Myxococcus ruber
Baur 1. c. 1904. — Myxococcus pyriformis A. L. Smith Journ.
of botany Febr. 1901, S. 69. — M. javanensis de Kruyff Bakt.
Centralblatt II. Abt., Bd. XXI, Nr. 13, 1908.
Größe der Fruchtkörper bis 1 mm, weißlich bis dunkel
bräunlich rot in allen Abstufungen. Gestalt kugelig, aber gar
nicht selten unten eingeschnürt und birnförmig. Sporen 1,0 bis
1,2 fi. Vegetative Stäbchen bis 7 ^ lang, 0,5 bis 0,8 ^ breit.
Über die Rassen vgl. die Arbeiten von Quehl und Wolf und
oben S. 192.
Sehr gemein auf altem Mist von Pflanzenfressern.
Meiner Ansicht nach kann, obwohl Thaxter anderer Meinung ist, kein
Zweifel darüber bestehen, daß Ferd. Cohn und später Schroeter (Krypto-
gamenfl. v. Schles. III, 1) mit dem Micrococcus fulvus diese Art gemeint
haben. Die Größe der Sporen, die sie ausdrücklich als groß verglichen mit
andern Mikrokokken bezeichnen, das Zusammenhängen der Sporen, die Farbe
der Fruchtkörper, der zähe Schleim, alles wird richtig angegeben. Beim
Suchen nach Mikrokokken muß ihnen diese gemeine Art begegnet sein.
2. M. virescens Thaxter (1892, Nr. 3 des Lit.-Verz., S. 404).
Größe und Gestalt der Fruchtkörper ähnlich wie bei der
vorigen Art, aber weniger abgerundet, mehr kegelartig, gelblich
bis gelblich grün. Sporen 1,8—2 fji groß. Dadurch von den
weißlichen Sippen der vorigen Art verschieden.
Nicht gerade häufig auf altem Mist.
II. Sektion: Ghondriosae.
Die Sporen sind in einen harten knorpeligen Schleim von bestimmter
Gestalt eingebettet.
3. M. COralloides Thaxter (1892, Nr. 3, S. 404).
Fig. 8, S. 199 Fruchtträger 75 : 1 (nach Thaxter).
Fruchtkörper etwa von der Gestalt eines Baumkuchens mit
eigentümlich zugespitzten korallenartigen Verzweigungen, bis V.s mm
groß, rot bis orangerot. Stäbchen 3—7 /i, Sporen 1 — 1,2 fz.
— 199 —
1. Polyangium fuscum. 2. P. primigenium . 3. P. vitellinum. 4. P. fuscum.
5. Chondromyces apiculaius. 6. C. crocatus. 7. C. gracilipes. 8. Myxococcus
coralloides. 9. P. morula.
— 200 —
Nicht selten auf altem Mist. Die Fruchtkörper sitzen besonders auf
trockneren Stellen (nach Quehl). Ich habe ihn nur einmal beobachtet. Vgl.
unten M. clavatus.
4. M. digitatus Quehl (1906 Lit.-Verz., Nr. 2, S. 18).
Fruchtkörper länglich, aufrecht, mit nur wenigen, finger-
förmigen Fortsätzen, blaßrot, fest, 25 — 40 ^ breit, 75 — 150 ii
lang. Sporen 1 — 1,2 /x. Stäbchen 4 — 7 fx.
Im botanischen Institut auf Mist, der aus Kapstadt bezogen war (Quehl).
5. M. clavatus Quehl (1906, Nr. 2, S. 18).
Fruchtkörper aufgerichtet, fingerförmig bis keulig, 200 bis
400 II hoch, oben 150 (x, außen 75 ^ im Durchmesser, fest, blaß-
rötlich. Sporen ca. 1 /x, Stäbchen 3 — 6 ^i.
Auf Kaninchenmist bei Berlin mehrmals (Quehl). Ich rechne hierher
vorläufig eine Form, die ziemlich häufig auf Mist von Kaninchen, Hasen,
Ziegen vorkommt, aber der Kleinheit wegen leicht zu übersehen ist. Nach
mündlicher Auskunft Baurs ist es diejenige Art, die er als M. coralloides
bezeichnet hat. Von coralloides ist sie immer durch die Kleinheit und die
blaßrötliche Farbe unterschieden. Sie wächst von allen Arten am leichtesten
auf künstlichen Nährböden.
6. M. cirrhosus Thaxter (1897, Nr. 4, S. 409).
Fruchtkörper etwa von der Gestalt einer Rübe, deren spitzes Ende
aufwärts ragt, blaßrot oder fleischfarben, etwa 100 jjl hoch, unten 20 |jl breit.
Sporen 1 fx, Stäbchen 2—5 pi.
Auf Mist von Vögeln, bisher nur in Nord- Amerika (Thaxter).
III. Sektion: Stipitatae.
Mit deutlich entwickeltem Stiel.
7. M. stipitatus Thaxter (1897, Nr. 4, S. 408).
Fruchtkörper kugelig, auf einem deutlichen Stiel. Sporenmasse etwa
175 \i. im Durchmesser, Stiel 100—200 [i. lang. Weiß bis fleischfarben. Sporen
oval, 0,8- 1,2 |J. bis 1 — 1,5 jj..
Auf Schafdung in Nord-Amerika mehrfach (Thaxter).
IV. Sektion: Involutae.
Die Sporen liegen in Cysten mit deutlicher Wandung.
8. M. cruentus Thaxter (1897, Nr. 4, S. 409).
Cysten kugelig, 90— 120 fA, blutrot. Sporen 0,9— 1,4 jjl, in Schleim ein-
gebettet. Stäbchen 'i- 8 }x.
Auf Kulimist iu Nord-Amerika (Thaxter).
4
— 201 -
9. M. disciformis Th axter (1904, Nr. 5, S. 412).
Cysten kleine taschenuhrförmige Scheiben, zuerst rötlich, später rotgelh,
in Häufchen beieinander liegend, 30— Hf) jx im Durchmesser, bis 10 }x dick.
Sporen kugelig, kaum erkennbar. Stäbchen 2— H ji..
In Nord- Amerika auf Mist von Bisamratten (Thaxter).
Auszuschließen ist Myxococcus viacrosporus Zukal (Ber. d. d. botan.
Gesellschaft 1897, Bd. XV, S. 551). Es sind wahrscheinlich die Sporen eines
Hyphomyceten.
2. Gattung: Polyaiigium Link 1805 (vgl. oben S. 190).
Name von polys , viel und angion , Gefäß , wegen der vielen
Cysten in der Schleimhülle von P. vitellinum.
I. Sektion: Fuscae.
1. P. primigenium Quehl (1906, Nr. 2, S. 16).
Fig. 2, S. 199 (30 : 1) nach Quehl (nach Quehls Deutung Chondromyces
scrpens).
Fruchtkörper unregelmäßig rundlich klumpige bis gekröse-
artig gewundene Massen bis zu 1 mm Größe. Im Innern ver-
kürzte Stäbchen von 3 — 4 fi Länge. Gelblich rot bis rotbraun.
Wie Quehl schon angibt, erklettert der Schwärm zum Zwecke
der Fruktifikation die trockensten Stellen und fruktifiziert meist
am Rande der Schale oder auf den äußersten Spitzen des Papiers,
auf dem der Mist ausgelegt ist.
Quehl bildet 2 Formen dieser Art ab, den Typus, der eine polsterartige
Masse ohne Differenzierung darstellt, und eine Form mit gehirnartigen Win-
dungen, die er mit dem Chondromyces serpens Thaxter identifiziert. Ich
erhielt beide Formen nebeneinander auf demselben Mist, verbunden durch
Übergangsformen. Andererseits gibt Thaxters Abbildung des Ch. serpens
eine ganz andere Form wieder, die sich nahe an manche Form des Ch. erectus
anschließt.
Mehrmals auf Kaninchenmist bei Berlin (Quehl), Kaninchenmist vom
Stienitzsee! Kaninchenmist vom Bucher Ausstich (X. 10).
2. P. fuscum (Schroeter) Thaxter (1897, Nr. 3, S. 408,
Nr. 4, S. 414). Cystobacter fuscus Schroeter (1886, Kryptogamen-
flora von Schlesien Bd. III, 1, S. 170).
Fig. la, S. 199 keimende Cyste. Der Schwärm ist im Begriff, die
CystenhüUe zu verlassen. Unten rechts schicken sich die Stäbchen wieder
zur Anlage einer neuen Cyste an, ca. 180:1. Ib vegetative Stäbchen in
Teilung. Ic vegetatives. Id Danerstäbchen, 1875:1 (nach Baur in den
„Tabulae botanicae"). — Fig. 4 Cystenhaufen, 60 : 1 (nach Quehl).
— 202 —
Cysten in kleineren oder größeren Häufchen beieinander
liegend, kugelig oder elliptisch, 50 — 150 fi lang, 70 fi breit, ganz
weiß, später die Wandung derb, braunrot. Alle Cysten oft ge-
meinschaftlich von einer weißlichen Hülle bedeckt. Verkürzte
Stäbchen sehr kurz, 2 — 3 /i, vegetative 5' — 13 ^.
Häufig auf altem Mist.
In dieselbe Sektion müßten eigentlich Chondromyces serpens und Ch.
lichenicolus gestellt werden.
1. Polyangium sorediatum. 2. P. septatum.
II. Sektion: Flavescentes.
Cysten gelblich, meist von einer gemeinschaftlichen weißlichen Schleim-
hülle bedeckt.
3. P. Simplex Thaxter (1893, Nr. 3, Nachtrag Bd. 18, S. 29).
Cysten einfach, mit dünner Membran, gelblich bis rötlich, sehr groß
(250 bis 400 \x). Stäbchenmasse rötlich, beim Zerquetschen in Brocken zu-
sammenbleibend.
Auf altem Holz in der Gesellschaft von P. viiellinum, bisher nur in
Nord-Amerika (Thaxter).
4. P. morula Jahn nova spec.
Cysten zahlreich in maulbeerartigen Häufchen zusammen
liegend, gelb, 20 — 35 ^ groß. Hüllen scharf begrenzt, innen
weiß, außen gelblich, ziemlich dick (ca. 3 jtt). Der ganze Sorus
von einer dünnen gemeinschaftlichen, schwer zu unterscheidenden,
eng anliegenden, gelblichen bis bräunlichen Haut umgeben, bis
200 fM groß.
Einmal auf altem Kaninchenmist aus der Umgebung Berlins. Sommer
1907.
— 20B —
Leider habe ich versäumt, in der Meinung Polyangium compositum vor
mir zu haben, beim Auffinden der Art die Stäbchen zu messen, so daß ich
darüber keine Anf]^abcn machen kann. Erst als ich jetzt nach 2 Jahren die
Präparate prüfte, sah ich, daß die neue Art von P. cotnpositmu sicher ver-
schieden ist. Die Art verknüpft diese Gruppe mit den Compositae.
5. P. vitellinum Link (1805, vgl. oben). Myxobacter aureus
Thaxter (1892, Nr. 3, S. 403).
Fig. 3, S. 199 Fruchtkörper (nach Link und Ditmar).
Cysten groß, 100 — 300 /i, eiförmig mit goldgelber Hülle, zu
mehreren, gewöhnlich zu 6 — 8 in eine gallertige weißliche Hülle
eingebettet. Dauerstälichen 1,2 — 3 fi lang, 0,4 /i breit.
Auf altem Holz im Sumpf hinter Paulsborn (1901).
Im botan. Institut mehrfach in Glasschalen auf altem Holz, das in
Wasser gelegt war (E. Baur, A. Quehl).
Auf altem Holz von Populus canadensis. Triglitz (0. Jaap).
IIL Sektion: Sorediatae.
Cysten klein, zahlreich, in unregelmäßigen Häufchen.
6. P. SOrediatum Thaxter (1904, Nr. 5, S. 414).
Fig. 1, S. 202 Fruchtkörper 75 : 1 (nach Thaxter).
Cysten gelblich bis bräunlich, polygonal bis rundlich, durch-
schnittlich 6 — 7 fi groß, mit deutlich begrenzter Wandung. In
großen Mengen zu einem unregelmäßig geformten, mehrfach ge-
lappten Sorus vereinigt, der 300 — 400 ^ groß und bräunlich gelb
gefärbt ist. Alle Cysten werden durch eine zähe, kaum wahr-
nehmbare Haut zusammengehalten.
Auf Kaninchenmist einmal von Thaxter in Kord-Amerika.
Auf Damwildmist aus der Dubrow bei Königs Wusterhausen (Quehl).
Quehl gibt die Cysten größer an (bis 10 fx) als Thaxter und nennt die
Sori rundlich, nicht gelappt. Dadurch nähert sich seine Form etwas dem
P. 7tiorula, das allerdings viel größere Cysten, eine regelmäßigere Gestalt
und eine deutlich entwickelte gemeinschaftliche Hüllmembran besitzt.
IV. Sektion: Compositae.
Die Cysten sind noch einmal in Sekundärcysten geteilt.
7. P. compositum Thaxter (1904, Nr. 5, S. 413).
Cysten groß, rundlich, in zahlreiche polygonale Sekundärcysten geteilt.
Primärcysten 75— lOOfi, Sekundärcysten 10 — 15|j. im Durchmesser. 4—6
Primärcysten bilden einen Sorus, der von einer gemeinschaftlichen Schleim-
hülle umgeben ist. Färbung gelblich-orange bis rötlich.
Kaninchenmist, Nord-Amerika (Thaxter).
— 204 -^
8. P. septatum Thaxter (1904, Nr. 5, S. 412).
Fig. 2, S. 202 Kleiner Sorus 325 : 1 (nach Thaxter;.
Cysten klein, rundlich, in eine wechselnde Zahl (3 — 4) Sekundärcysten
geteilt. Primärcysten 12 — 22 \i, Sekundärcysten 10 — 12 fx. Der Sorus besteht
aus einer großen Zahl (50 — 100) unregelmäßig angehäuften Primärcysten, die
durch eine dünne gallertige Schleimhaut zusammen gehalten werden.
Zweimal auf Pferdedung im botan. Institut zu Cambridge (Nord-Amerika).
3. Gattung: Chondromyces) Berkeley (1857; Introduction
to cryptog. bot. S. 313. Figur ohne Beschreibung. Beschreibung,
1874, Grevillea, Bd. III, S. 64).
Von Chondros, Knorpel und mykes, Pilz. Schon Berkeley
fiel die knorpelige Beschaffenheit des Cystophors auf.
I. Sektion: Serpentes.
Der Fruchtkörper besteht aus gekröseartig verschlungenen Schläuchen.
1. C. serpens Thaxter (1892, Nr. 3, S. 403).
Die darm artig verschlungenen Schläuche bilden einen bis
1 mm großen dunkelrot bis bräunlich gefärbten Fruchtkörper.
Dauerstäbchen 2 — 3 ^.
Auf Kaninchenmist aus Wannsee bei Berlin mehrfach (Quehl; vgl.
dazu die Bemerkung bei Polyangium primigenium).
II. Sektion: Aggregatae.
Fruchtkörper sitzend, zu unregelmäßigen Häufchen oder einer Rosette
vereinigt.
2. C. lichenicolus Thaxter (1892, Nr. 3, S. 402).
Cysten kugelig, manchmal mit kurzem dickem Stiel versehen,
oft sitzend, rot bis hellbraun, 25 — 40 fj,. Stäbchen in den Cysten
2—3 fi.
Fünfmal auf Kaninchenmist bei Berlin (Quehl). Auf Damwildmist aus
Birkenwerder!
Auf Flechten, bisweilen auf lebenden in Nord-Amerika (Thaxter).
3. C. erectus Thaxter (1897, Nr. 4, S. 407). — Cystobacter
erectus Schroeter (1886, a. a. 0. S. 170).
Cysten keulig bis fingerförmig, zu mehreren in einer Rosette
vereinigt, jede 50 — 80 fi lang, ca. 30 fi im Durchmesser, rotbraun
bis dunkelbraun. Rosette bisweilen über 1 mm groß, meist V2 mm.
Unten ist oft ein schleimiges Hypothallus ausgebildet.
— 205 —
Auf Kaninchenmist aus der Umgebung Berlins (Quebl). Auf Damwild-
mist aus Birkeuwerder (IV. OU).
4. C. sessilis Thaxter (1904, Nr. 5, S. 411).
Cysten von sehr wechselnder Gestalt, oben meist etwas zugespitzt,
durchschnittlich 40 bis 55 \i groß, oraugerot. Sie sitzen in einer Rosette auf
einem gemeinschaftlichen Hypotballus, der manchmal so entwickelt ist, daß
er als Andeutung eines Cystophors betrachtet werden kann. Größe der
Rosette 100-250 jx.
Auf faulem Holz in Florida (Thaxter).
III. Sektion: Solitariae.
Cysten länglich, einzeln stehend.
5. C. muscorum Thaxter (1904, Nr. 5, S. 411).
Cysten länglich, aufrecht, selten gegabelt, etwa zigarrenförmig, ohne
deutlichen Stiel, oben in eine abgerundete Spitze verschmälert, hell rötlich
gelb. Größe 100—300 fx lang, 20-50 fi breit.
Einmal auf Lebermoosen an lebenden Buchenstämmen in Nord-Amerika.
6. C. gracilipes Thaxter (1897, Nr. 4, S. 406).
Fig. 7, S. 199 Cystophor, 150 : 1 (nach Quehl).
Cysten elliptisch, bei der Reife schön granatrot, 30 — 40 ^
im Durchmesser, jede einzeln auf einem weißen Stiel sitzend, der
30 — 40 fi lang und 4 — 10 fx dick ist. Die Cysten fallen leicht
von den Stielen ab.
Die Fruchtkörper erscheinen gewöhnlich in solcher Menge nebenein-
ander, daß sie trotz ihrer Kleinheit auffallen.
Auf Kaninchen- und Damwildmist auch in den letzten Jahren öfters.
Ebenso in Nord- Amerika.
lY. Sektion: Gatenulatae.
Ein Stiel (Cystophor) ist vorhanden. An seinem Ende werden die
Cysten in einen perlschnurartigen Faden abgeschnürt.
7. C. catenulatus Thaxter (1904, Nr. 5, S. 410).
Der Stiel ist gerade, verhältnismäßig kurz. Cysten hellgelb, 10 — 12
hintereinander zu einer Schnur verbunden. Jede Cyste 20—50 |jl lang und
18 |x breit. Vom Ende des Stielchens gehen zahlreiche Cystenschnüre ab.
Nur einmal auf altem Pappelholz in Nord-Amerika (Thaxter). Sie ließ
sich nicht kultivieren.
V. Sektion: Excelsae.
Die Cysten sitzen an einem oft verzweigten, wohlausgebildeten Stiel
(Cystophor).
— 206 —
8. C. aurantiaCUS Berkeley u. Curtis (1857, a. a. 0.).
Cystophor meist einfach, 200 — 400 fi lang. Cysten rundlich
his oval, nicht sehr zahlreich, breit aufsitzend, 25 — 50 fx, orange
bis rötlich. Dauerstäbchen 2 — 3 fi lang.
Auf Mist aus Java im botan. Institut (Quehl).
9. C. Crocatus (Berkeley u. Curtis) Thaxter (1892, Nr. 3,
S. 401. — Stigniatella aurantiaca B. u. C. (1857, vgl. oben).
Fig. 6, S. 199 Cystophor, 120 : 1. Links eine keimende Cyste stärker
vergrößert (nach Baur in den „Tabulae botanicae").
Cystophor 300 — 600 /i. hoch, oft verzweigt, Cysten hell orange
rot, abgerundet, 30 ^ lang, 10 — 15 fi breit, in kugeligen Köpfen
beieinander sitzend.
Auf Damwildmist aus Birkenwerder (G. Ramlow, 1908).
Auf Mist aus Java im Institut (A. Quehl).
10. C. pediculatus Thaxter (1904, Nr. 5, S. 410).
Cystophor einfach, 300—700 |j. hoch. Die Cysten sitzen an langen
Stielchen an der Spitze des Cystophors, zu einem doldenartigen Stand ver-
einigt, sind rundlich bis birnförmig, trocken orangerot. 50 ix. lang und 35 jx
breit.
Auf Gänsemist in Nordamerika (Thaxter).
11. C. apiculatus Thaxter (1897, Nr. 4, S. 405).
Fig. 5, S. 199. In der Mitte ein emporsteigender Schwärm, der einen
Teil des Stiels vollendet hat, rechts ein Cystophor mit in der Anlage be-
griffenen Cysten, links mit reifen Cysten, 150: 1 (nach Baur in den „Tabulae
botanicae").
Cystophor bis 1 mm lang, un verzweigt. Cysten kugelig, 20
bis 30 ^, orangerot, am Ende mit einem zugespitzten Anhängsel,
das oft ebensogroß wie die Cyste ist.
Auf Kaninchenmist aus Friedrichshagen (E. Baur).
Auf Mist aus Liberia, Kanada, Philippinen (Thaxter).
Myxom ycetes
(Mycetozoa, Schleimpilze).
Die Abteilung der Myxomycetes wird erst nach den Phyco-
mycetes erscheinen und den Schluß des V. Bandes bilden.
Eumycetes
(Fadenpilze, echte Pilze).
Übersicht der Klassen.
A. Mycel meist einzellig, meist schlauchartig, verzweigt oder nicht,
zuweilen ganz fehlend. Geschlechtliche Fortpflanzung, wenn
vorhanden, durch Oosporen oder Zygosporen.
I. Phycomycetes.
B. Mycel meist verzweigt, sehr selten einzellig, aber dann sprossend
(cfr. Saccharomycetes),
a) Hauptfruktifikation mit Basidien oder basidienähnlichen
Konidienträgern ; Sporen stets exogen gebildet.
II. Basidiomycetes.
b) Hauptfruktifikation in Schläuchen oder schlauchähnlichen
Sporangien; Sporen stets endogen gebildet (mit Ausnahme
der Nebenfruchtformen) III. Ascomycetes.
L Klasse: Phycomycetes.
Übersicht der Unterklassen.
A. Mycel meist schlauchförmig, verzweigt oder unverzweigt, un-
septiert, bisweilen wenig entwickelt oder auf eine sich zu den
Fruktifikationsorganen entwickelnde Zelle reduziert. Unge-
schlechtliche Fortpflanzung durch Schwärmsporen oder Konidien.
Geschlechtliche Fortpflanzung meist vorhanden und mit Oo-
sporonbilduug I. Oomycetes.
— 208 —
B. Mycel schlauchförmig, meist reich verzweigt, unseptiert, höch-
stens mit Kammerungswänden. Ungeschlechtliche Fortpflanzung
durch Sporangiensporen oder akrogene Konidien, daneben bis-
weilen Chlamydosporen. Geschlechtliche Fortpflanzung durch
Zygosporenbildung II. Zygomycetes.
I. Unterklasse: Oomycetes.
Übersicht der Reihen.
A. Mycel meist sehr dünn, zart, wenig entwickelt, oft ganz fehlend.
a) Vegetationskörper meist nur ein Sporangium bildend, seltener
diese in größerer Zahl an demselben Mycel auftretend.
Geschlechtliche Fortpflanzung sehr selten. I. Chytridüneae.
b) Vegetationskörper meist restlos durch Querteilung eine Kette
von Sporangien bildend, die teils zu Schwärmsporangien,
teils zu Antheridien und Oogonien werden. Oogon mit nur
einer Oospore II. Ancyüstineae.
B. Mycel schlauchförmig, stets deutlich vorhanden.
a) Antheridien bewegliche Spermatozoiden bildend, die in das
Oogon eindringen III. Monoblepharidineae.
b) Keine bewegliche Spermatozoiden gebildet.
I. Ungeschlechtliche Fortpflanzung durch Schwärmsporen.
Oogon mit mehreren Eizellen. Wasserformen.
IV. Saprolegniineae.
II. Ungeschlechtliche Fortpflanzung durch Konidien, die an
verzweigten Trägern entstehen. Bisweilen die Konidien
zu Schwärmsporangien sich später umbildend. Oogon
mit einer Eizelle. Landformen . V. Peronosporineae.
L Reihe: Chytridiineae
von M. V. Minden.
Im Wasser, seltener auf dem Lande, meist parasitisch oder
auch saprophytisch lebende Pilze.
Thallus einzellig, in der Jugend ein nackter Protoplasma-
körper oder von Anfang an von einer Membran umhüllt, entweder
ganz in der Bildung der Fruktifikationsorgane aufgehend, holo-
karpisch, oder in diese und einen mycelialen Teil zerfallend, eu-
karpisch. Mycel daher oft ganz fehlend; wenn vorhanden, meist
nur wenig entwickelt. Fortpflanzung durch Sporangien, die
meist charakteristische, mit einer nachschleppenden Cilie und einem
Fetttropfen versehene Schwärmsporen bilden. Daneben treten
Dauerzustände in Form derb wandiger Sporen auf, die in ihrer
Entstehung, Stellung und Form meist den Sporangien entsprechen
und wie diese mit Schwärmern keimen (Dauersporen, Dauer-
sporangien), sich seltener geschlechtlich durch Konjugation zweier
Pflänzchen bilden oder als chlamydosporenartige Bildungen am
Mycel auftreten.
Entwicklung. — Die Entwicklung beginnt immer mit den
Schwärmsporen. Nach kürzerem oder längerem Schwärmen ge-
langen sie auf dem Substrat zur Ruhe, umgeben sich mit einer
Membran und treiben nun einen feinen Keimschlauch in sein
Inneres. Bei vielen zu den Myxochytridiineen gehörigen Formen
dient dieser Keimschlauch nur als Entleerungskanal, indem der
Plasmainhalt der Sporen durch ihn in das Nährsubstrat überfließt,
so daß hier die Weiterentwicklung im Innern des Substrats von
nackten Plasmakörpern ausgeht, während die zurückbleibende
Sporenmembran dagegen bald verschwindet. Anders verhalten-
sich dagegen die Mycochytridiineen, bei denen ein Austritt
nackter Plasmamassen nicht stattfindet, sondern der eindringende
Keimschlauch sich zu dem bald sehr kümmerlich, bald üppiger
Kryptogamenflora der Mark V. 14
— 210 -~
entwickelten und reich verzweigten Mycel umgestnltet, und die
Fruchtkörper (Sporangien und Dauersporen) entweder direkt aus
den erstarkenden Sporen oder interkalar oder terminal aus An-
schwellungen des Mycels hervorgehen, wenn nicht bei Bildung
der Dauersporen geschlechtliche Prozesse stattfinden.
Mycel und Ernährung. — Das Mycel dient wohl immer
der Ernährung, daneben freilich auch der Befestigung an dem
Substrat oder auch der Ausbreitung in diesem, wie bei den Clado-
und Hypho-Chytriaceen, bei denen es dasselbe nach allen
Richtungen zu durchziehen pflegt. Da, wo es ganz fehlt, wie
bei allen Myxochytridiineen, kann die Ernährung daher allein
durch die Oberfläche der Fruchtkörper selbst stattfinden.
Von einigen hierher gehörigen Formen wird sogar eine amö-
boide Ernährungsart durch Aufnahme fester Partikelchen und
Ausstoßung unverbrauchter Reste behauptet. Diese Pilze sind
zudem, soweit bekannt, durch amöboid-bewegliche Vegetations-
körper ausgezeichnet, die der Teilung fähig sind und vielleicht
auch zu mehreren zu Plasmodien verschmelzen können (siehe
hierüber die zu den Woroninaeeen gestellten Gattungen, speziell
Woronina).
Ist ein Mycel vorhanden, so ist es gewöhnlich sehr schwach
entwickelt, oft schwer sichtbar und nur durch Aufhellungs- und
Färbungsmittel nachzuweisen. So erklärt sich wohl auch, daß es
in einigen Fällen, bei denen es mit Sicherheit angenommen werden
muß, noch nicht nachgewiesen werden konnte. Nach der Bildung
der Fortpflanzungsorgane stirbt es gewöhnlich ab. Zuweilen tritt
das Mycel nur in Form des mehr oder weniger angeschwollenen,
nadel- oder stummeiförmigen oder blasigen Keimschlauchs auf
oder büschelig gedrängter winziger Fädchen. Bei den Rhizidiaeeen
ist gewöhnlich nur ein, meist sperrig verzweigtes, zartes, kurzes, in
außerordentlich dünne Enden auslaufendes Würzelchen vorhanden,
während das Mycel bei den Cladochytriaceen deutlicher hyphen-
artig wird, und sich, oft reich verzweigt, im Substrat weit aus-
>:) reiten kann. Die Zartheit des Mycels, der geringe Querdurch-
messer der Fäden (oft weniger als 1 ^) und die Neigung der Äste
sich an den Enden wurzelartig zu verdünnen, charakteristische
Merkmale des Mycels bei den Chytridiineen, treten aber auch
hier hervor. Die höchste Ausbildung erreicht das Mycel endlich
— 211 —
bei den Hyphochytriaceen, bei denen es deutlicli scblauch-
förniig wird und zudem der basale, der Ernährung dienende, und
der apikale, die Sporangien tragende, Teil oft in deutlichen Gegen-
satz treten.
Auffällig verhält sich unter den Rhizidiaceen die Gattung
Harpochytrium, bei der der zarte primäre Keimschlauch inner-
halb der Membran der Nährzelle oder deren Innenseite sich
wenigstens dicht anlehnend, sich zu einem winzigen Scheibchen
abplattet, durch das allein die Nahrungsaufnahme zu erfolgen
scheint.
Bei dieser Gattung, ebenso bei Chytridium und den Hypho-
chytriaceen wird ferner das Sporangium von dem Mycel durch
eine Querwand abgetrennt, während es sonst mit diesem in offener
Verbindung bleibt, das ganze Pflänzchen also auch während der
Sporenentleerung nur eine Zelle darstellt.
Bemerkenswert ist auch, daß das Würzelchen bei mehreren
Gattungen zu einem intramatrikalen Bläschen anschwillt, das wohl
zur Stoffbereitung und Aufspeicherung in Beziehung zu setzen
ist. Die Stoffaufnahme erfolgt ferner meist nur aus der befallenen
Zelle, in die allein das Mycel eintritt; seltener breitet es sich, oft
frei in das Wasser in Form zarter Fäden nach allen Seiten aus-
strahlend, weiter aus, um dann in mehrere Nährzellen gewöhnlich
nur mit den äußersten Enden einzudringen (mono- und poly-
phages Mycel).
Sporangien. — Bei den Chytridiineen, bei denen die
Entwicklung von nackten Plasmakörpern ausgeht, entstehen die
Sporangien direkt aus diesen, indem sie sich stark vergrößern
und sich nun unter Umhüllung mit einer Membran entweder als
Ganzes zu einem Sporangium umgestalten, oder aber in eine
Vielheit von Sporangien zerfallen, d. h. einen Sporangiensorus
bilden. Hierbei kann eine den ganzen Sorus umgebende Membran
vorhanden sein oder aber fehlen. Bei allen übrigen Chytri-
diineen sind die Sporangien dagegen von Anfang an mit einer
Membran umgeben und entstehen hier entweder direkt aus dem
anschwellenden Sporenkörper (wie bei den meisten Rhizidiaceen)
oder aber als terminale oder interkalare Anschwellungen der
Hyphen (Cladochytriaceen). Besondere Erwähnung verdienen
hier die Gattungen Polyphagus, Rhizidium, Sporophlyctis
14*
— 212 —
und Saccomycs unter den Rhizidieen, bei denen die Schwärmer
wohl zu blasigen Körpern erstarken, an welchen aber die Sporangien
infolge besonderer Wachstumsvorgänge als seitliche sackartige Aus-
wüchse auftreten. Bei Macrochytrium endlich erscheint das
Sporangium als terminale durch eine Querwand bewirkte Ab-
schnürung einer aus der Hauptachse entspringenden Hyphe.
Ihrer Entstehung zufolge sind die Sporangien bei allen
Myxochytridiineen wie gewöhnlich auch bei den Clado-
chytridiaceen intramatrikal, bei den Rhizidiaceen dagegen
meist extramatrikal, dem Nährsubstrat aufsitzend und an diesem
durch die in dasselbe eintretenden Haustorien befestigt.
Ihre Gestalt ist sehr mannigfach ; meist nahezu kugelig, kann
sie mehr gestreckt, ellipsoidisch, birnförmig, flaschenförmig, spindel-
förmig, zylindrisch oder unregelmäßiger sein, mit buckelartigen
Vortreibungen, sternförmigen Auswüchsen usw. Die Membran ist
meist einfach, in anderen Fällen deutlich zweischichtig, gewöhnlich
farblos und gleichmäßig dünn, selten mit lokalen Verdickungen,
spitzen Zähnen oder anderen Vorsprüngen, die auf die Umgebung
der Entleerungsöffnung beschränkt sein können (z. B. Phlycto-
chj^trium). Die Größe schwankt, der Ernährung entsprechend,
innerhalb derselben Art oft sehr beträchtlich, zeigt aber auch
zwischen den Gattungen wesentliche Differenzen ; neben stets
winzigen Sporangienformen (Rhizophidium ampullaceum,
minuturp) mit einigen fi Durchmesser, finden sich riesige Di-
mensionen (manche Pseudolpidium, Pleotrachelus, Macro-
chytrium), deren Sporangien mit bloßem Auge erkennbar sein
und einen Längsdurchmesser bis zu 500 fi erreichen können.
Die Vorgänge bei der Reifung der Schwärmsporen scheinen,
soweit bekannt, im wesentlichen wie bei den Saprolegniaceen zu
verlaufen. Die Zahl der in einem Sporangium gebildeten Schwärmer
ist natürlich von der Größe der Sporangien wie derjenigen der
Sporen abhängig. In großen Sporangien können mehrere Tausende
von Schwärmern gebildet werden, aber auch ihre Zahl auf wenige
(1 — 2) herabsinken.
Bei der Entleerung treten die Sporen meist hastig und
einzeln nacheinander hervor, um dann direkt oder nach kurzem
Verweilen und einigen zappelnden Befreiungsversuchen fortzu-
schwärmen. Seltener sammeln sie sich, oft von Schleim umhüllt,
— 213 —
erst vor der Mündung zu einem kugeligen Ballen an, oder aber
der Austritt erfolgt, dann oft zu vielen auf einmal, innerhalb
einer langsam vordringenden, von einer Membran umhüllten Blase,
durch deren Platzen erst die Schwärmer frei werden (z. B. Rhizo-
phidium sphaerocarpum, Macrochytrium). Ferner findet
bei Rhizidiomyces der Zerfall des Sporangiuminhalts in die
Sporen wie bei Pythium erst nach dem Austritt statt. Über das
wie bei Achlya stattfindende Verhalten der Schwärmer von
Achlyella vergleiche diese Gattung selbst. Bei Sporophlyctis
tritt sogar wie bei A planes unter den Saprolegniaceen gar kein
Ausschwärmen mehr ein ; die ciUenlosen Schwärmer umgeben sich
hier vielmehr schon im Sporangium mit einer Membran und
keimen.
Zum Ausschwärmen der Sporen sind besondere Austritts-
stellen vorhanden und zwar nicht selten nur in Form von einem
oder mehreren Löchern, die zuweilen als Tüpfel vorher erkennbar
sind. Meist jedoch, vor allem bei intramatrikalen Sporangien,
besonders bei tieferer Lage in dem Substrate (z. B. Olpidium
brassicae) werden kürzere oder längere Entleerungsschläuche
oder vorspringende Entleerungswarzen gebildet, die sich am Scheitel
zu öffnen pflegen und zuweilen auch zu vielen vorhanden sein
können (Pleotrachelus, Ectrogella). Viel seltener geschieht
die Entleerung durch Abwerfen eines Deckels, so z. B. bei Chy-
tridium, Macrochytrium.
Nach der Entleerung stirbt das gewöhnlich an der Basis be-
festigte Ernährungsmycel ab, die Wandungen des dann nicht
selten Schüssel- oder urnenförmig aussehenden entleerten Sporan-
giums kollabieren meist und verschwinden bald. Viel seltener,
vor allem auffällig bei Harpochytrium, aber auch bei Nowa-
kow^skiella, Cladochytrium und in einigen anderen mehr
oder weniger sicher beobachteten Fällen, wächst jedoch der basale
Mycelteil in der leeren Hülle des primären Sporangiums zu einem
neuen Sporangium aus, ein an die Einschachtelung von Sapro-
legniaceen -Sporangien erinnernder Vorgang, der sich einigemal
wiederholen kann.
Schwärmsporen. — Die Schwärmsporen sind gewöhnlich
kugelige, mit einer langen nachschleppenden Cilie und einem
glänzenden Fetttropfen versehene Körperchen. Seltener sind sie
— 214 — .
eiförmig, ellipsoidisch oder nierenförmig wie bei den Sapro-
legniaceen; auch können zwei, dann oft seitlich in einer Ein-
kerbung befestigte Cilien vorhanden sein oder diese ausnahms-
weise (Amoebochytrium) ganz fehlen. Ihre Bewegung ist meist
charakteristisch hüpfend, zickzackförmig, unter häufigem Richtungs-
wechsel, zuweilen blitzschnell, seltener ruhig und geradlinig;
häufig sind sie ferner durch amöboide Beweglichkeit ausgezeichnet,
die sich bei einigen Formen zu auffallender Kriechbewegung
steigern kann. Wenn ihre Bewegung auch gewöhnlich nur kurze
Zeit dauert, sind Schwärmzeiten bis über 48 Stunden festgestellt
worden.
Dauersporen. — Die Dauersporen stimmen in ihrer Stellung
und Form, Bildungs- und Keimungsweise im wesentlichen mit den
Sporangien überein. Sie besitzen dagegen gewöhnlich eine viel
stärkere, doppelschichtige Membran, die aus einem oft gelblich
oder braun gefärbten und mit Stacheln, Warzen, Haaren oder
anderen Vorsprüngen versehenen Exospor und einem zarteren,
meist farblosen Endospor besteht; oft sind im Innern ein oder
mehrere glänzende Fetttropfen enthalten. Zuweilen sind sie (ver-
gleiche Physoderma) allein bekannt oder aber nur die Spo-
rangien. Wesentlichere Differenzen der Dauersporen gegenüber
diesen finden wir z. B. bei Chytridium und Dangeardia, deren
Sporangien den Nährzellen aufsitzen, während die Dauersporen
am Mycel (interkalar?) gebildet werden, ferner auch innerhalb
der Cladochytriaceen (Physoderma, Urophlyctis), wo die
aufsitzenden, nach dem Rhizidiaceen- Typus gebauten Sporangien
in größten Gegensatz zu den interkalar oder terminal am Mycel
gebildeten Dauersporen treten. Bestimmte experimentelle Unter-
suchungen über die Bedingungen der Bildung der Sporangien und
der Dauersporen liegen nicht vor. Wie bei anderen Organismen
begünstigen aber ungünstige Lebensbedingungen, schlechte Er-
nährung, niedere Temperaturen usw. die Bildung der Dauer-
zustände.
Geschlechtlichkeit. — Konjugationsvorgänge, die als Ge-
schlechtsprozesse anzusehen sind oder sich als solche deuten lassen,
sind nur an wenigen, ganz zerstreuten, Stellen beobachtet worden.
Mit Sicherheit ist Sexualität konstatiert bei Polyphagus, wo sich
eine Kern Verschmelzung nachweisen ließ; ebenso liegt sie sehr
— 215 —
wahrscheinlich für Zygorhizidium, Siphonaria und Sporo-
phlyctis vor. In allen diesen Fällen konjugieren zwei meint
durch ihre Größe unterschiedene Pllänzchen durch einen Fortsatz
miteinander, durch den der Inhalt der einen Pflanze in die andere
üherHießt; oder es verschmelzen die Protoj)la8ten heider Pflänzchen
in einer Erweiterung des Kopuhitionsschlauches , wie es sich bei
Sporophlyctis und wahrscheinlicli auch bei Polyp hagus ver-
hält. Dadurch, daß sich die INIembran der Zentralblase des auf-
nehmenden Pfiänzchens stärker verdickt, geht aus dieser die Zy-
gote hervor, mit der meist längere Zeit die leeren Hüllen der
kopulierenden Pflänzchen in Verbindung bleiben. Eine Kon-
traktion der verschmolzenen Plasmamassen findet nicht statt; zur
Bildung freier, membranumgebener Oosporen kommt es demnach
nicht. Auch bei Urophlyctis sollen echte Geschlechtsvorgänge
auftreten. Einwandsfreie Untersuchungen liegen aber hier nicht
vor, und fraglich muß es auch bleiben, wie die bei Pseudol-
pidiopsis und Olpidiopsis bei Bildung der Dauersporen auf-
tretenden, scheinbar sexuellen, Vorgänge aufzufassen sind.
Eine Kopulation von Schwärmsporen soll bei Reessia und
Tetrachytrium vorkommen. Die Beobachtungen hierüber sind
aber sehr zweifelhaft und bisher nicht von anderer Seite be-
stätigt worden.
Wirkung auf den Nährwirt. Nutzen und Schaden. —
Erstere ist in einzelnen Fällen kaum oder erst spät bemerkbar, so
bei Harpochytrium, wo Algenfäden dicht ohne erkennbare
Schädigung mit Schwärmer bildenden Sporangien besetzt sein
können. Ebenso lassen sich hier andere niedere Formen anführen,
die auf niederen schwimmenden oder kriechenden Organismen
parasitieren, ohne für längere Zeit deren Lebensäußerungen, ihre
Bewegung und Ernährung, in bemerkbarer Weise zu hindern.
Meistens tritt aber der störende Einfluß des Parasiten früher
mehr oder weniger deutlich in die Augen. Manche der hierbei
auftretenden Erscheinungen dürfen vielleicht als Versuche der
Nährpflanze, den Eindringling abzuwehren, oder ihn wenigstens
zu isolieren, aufgefaßt werden, so wie bei Algen und Pilzen die
reichliche Ansammlung des Plasmas an der Infektionsstelle, das
Auftreten von Querwänden und die vielleicht dadurch beab-
sichtigte Einkammerung der eingedrungenen Organismen. Nicht
— 216 —
selten schwellen die befallenen Zellen zugleich zu oft mächtigen
blasigen Behältern an, in denen die Entwicklung des Parasiten
stattfindet. ÄhnUche Anschwellungen der Nährzellen stellen sich
auch bei den höheren Pflanzen ein. So zeigen sich die Syn-
chytrien enthaltenden Epidermiszellen einiger Gewächse zu
haarähnlich verlängerten und dabei angeschwollenen Gebilden er-
weitert. Dazu greift hier der Einfluß des Parasiten auch auf die
Nachbarschaft der Nährzelle über (Synchytrium, Urophlyctis),
deren Zellen zuweilen ebenso ihr Volumen vergrößern oder in
lebhafte Teilung eintreten , wodurch warzige oder sogar gestielte
vorspringende Zellwucherungen oder sogar knollenartige Auswüchse
entstehen, die dann im Innern die oft riesig vergrößerte und
sogar zuweilen mannigfach verzweigte Nährzelle enthalten. Solche
Anschwellungen, wie auch die blasigen Auftreibungen befallener
Pilz-Hyphen oder Algenfäden, die sich gewöhnlich auf die be-
fallenen Stellen beschränken, können als Gallbildungen angesehen
werden. Die Form und die Lebensäußerungen der befallenen
Pflanzen werden hierbei nicht in auffälliger Weise beeinträchtigt;
nur scheint die Fortpflanzung gestört oder bei reichlicher Infektion
ganz aufgehoben, wie z. B. die Bildung von Sporangien und
Schwärmern von Saprolegniaceen, die von Pseudolpidium
befallen sind, oder die Entstehung von Blüten bei den von
Physoderma graminis bewohnten Gräsern. — Indem dagegen
bei dichter Stellung dieser Gallen, vor allem bei höheren Pflanzen,
Schwielen- oder krustenartige Bildungen entstehen und wie bei
Urophlyctis zugleich eine mehr oder weniger weit gehende Zer-
störung der Nachbarzellen unter gänzlicher oder gitterartiger Auf-
lösung der Membranen stattfindet, können beträchtlichere Schäden
verursacht werden, die in Verkrümmungen, Verkräuselungen und
Verfärbungen der befallenen Teile und schließlich in der Ver-
krüppelung der ganzen Pflanze zum Ausdruck kommen.
Bei niederen Pflanzen, vor allem Algen, die in weitester Ver-
breitung von parasitierenden Chytridiineen heimgesucht werden,
sind die Schädigungen meist so auffallend, daß diese Pilze als
gefährliche Algenschmarotzer bezeichnet werden müssen. So
können in kurzer Zeit große Kulturen von Diatomeen, Flagel-
laten und von anderen einzelligen Lebewesen völlig vernichtet
werden, aber auch Fadenalgen Zelle für Zelle absterben. Die
— 217 —
Zeichen des beginnenden Zerfalls machen sich hier meist früh-
zeitig in der Verfärbung und Zerstörung der Zellbestandteile,
dem Aufhören der Lebenserscheinungen , der Kontraktion des
Plasmaschlauchs usw. bemerkbar; schließlich bleiben oft nur
winzige körnige Reste in den Zellen zurück.
Eigenartig ist es, daß Plasmophagus bei Oedogonium
wohl die Kernteilung, nicht aber die Bildung von Membranen
zuläßt, wie Lagenidium bezüglich Oedogonium unter den
Ancylistineen. Krankheiten von Kulturpflanzen, die von Chy-
tridiineen verursacht werden, sind freilich nur in geringer Zahl
bekannt, da diese Pilze ja wesentlich Wasserbewohner sind.
Immerhin dürfen hier z. B. das durch das in den Wurzelhals
junger Kohlkeimlinge eindringende Olpidium brassicae ver-
anlaßte Umfallen und Absterben dieser Pflanzen sowie die durch
Chrysophlyctis endobiotica bewirkte Schwarzfäule der Kar-
toffeln nicht unerwähnt bleiben.
Von manchen Arten läßt sich übrigens beobachten, daß sie
sowohl auf lebenden wie abgestorbenen Substraten vorkommen.
Auch fällt oft auf, daß vor allem alternde und offenbar ge-
schwächte Nährwirte befallen werden. Ob der hier auftretende,
nur fakultative Parasitismus aber, wie Serbinow (Scripta bot.
hört. Petrop. Bd. 24, 1907) auf Grund seiner Beobachtungen an-
nimmt, für alle schmarotzenden Chy tri diineen gilt, bedarf noch
näherer Untersuchung.
Bezüglich der Zahl der von demselben Pilz bewohnten Nähr-
wirte zeigt sich ein verschiedenes Verhalten, insofern den vor-
liegenden Angaben zufolge manche Arten nur einen oder wenige
Nährwirte besitzen, während z. B. von Synchytrium aureum
nach der Zusammenstellung von Rytz über 200 Nährpflanzen an-
gegeben werden, die sich auf zahlreiche weit auseinander stehende
Familien verteilen. Sicher ist, daß z. B. Rhizophidium gibbosum
auf sehr verschiedenartigen, tierischen und pflanzlichen, Orga-
nismen vorkommt, da die charakteristische Beschaffenheit des
Pilzes über die Identität keinen Irrtum zuläßt. Andererseits ist
für andere Pilze eine hochgradige Spezialisierung nachgewiesen,
derart, daß z. B. Synchytrium taraxaci nach den Unter-
suchungen von Lüdi nicht nur auf Taraxacum beschränkt ist,
sondern unter den Arten dieser Gattung eine Auslese trifft. Solche
— 218 —
Beschränkung auf einen oder wenige Wirte wird sich wahrscheinlich
auch für solche Formen nachweisen lassen, von denen heute zahl-
reiche Nährwirte angegeben werden; insofern jene morphologisch
nur sehr unbedeutende oder gar nicht erkennbare Verschieden-
heiten aufweisen, liegen hier rein biologische Arten vor.
Vorkommen und Verbreitung. Sammeln und Prä-
parieren. — In überwiegender Mehrheit sind die Chytridiineen
Bewohner des Wassers, auch der Meere, wie hier kurz bemerkt
werden mag; in geringerer Zahl finden sie sich auch in Land-
pflanzen, vor allem den höheren Gewächsen. Meist parasitisch,
weniger saprophytisch sich ernährend, sind sie überall im Wasser
verbreitet und in einzelnen Formen wohl nirgends fehlend. Bei
den meisten Arten darf man auch wohl mit großer Sicherheit
annehmen, daß sie überall da vorkommen, wo sie die ihnen zu-
sagenden Nährsubstrate finden. Aus den vorliegenden Angaben
über ihre Verbreitung, die wesentlich Europa und Amerika be-
treffen, läßt sich dieser Schluß ziehen. Darum erscheint es auch
gerechtfertigt und notwendig, in der vorliegenden Lokalflora alle
diejenigen Formen aufzunehmen, die Bewohner solcher Substrate
sind, die aus dem Gebiete bekannt sind. Im anderen Fall würde
die folgende Zusammenstellung die ausreichende Vollständigkeit
vermissen lassen, die ohnedies deswegen beschränkt ist, als
zweifellos noch manche Formen den Nachforschungen bisher ent-
gangen sind. Da nur wenige dem Gebiet nicht angehörende Nähr-
pflanzen bekannt geworden sind, gewährt die vorliegende Arbeit
eine ziemlich vollständige Übersicht über alle überhaupt bekannten
Chytridiineen, soweit sie das süße Wasser bewohnen. Nach den
mir vorliegenden Angaben sind aus dem Gebiete etwa 34 Arten
bekannt geworden, die sich auf 8 Gattungen verteilen. Die ge-
ringe Zahl ist vor allem deswegen erklärlich, als gerade diese
Pilze wegen ihrer Kleinheit und ihrer geringen morphologischen
Gliederung wenig auffallen, und ferner wenige Spezialforscher auf
diesem Gebiet in der Mark tätig gewesen sind. Exsiccate oder
andere Sammlungen liegen außer für die auf Landpflanzen para-
sitierenden und einige in Algen vorkommende Formen nicht vor.
Die wichtigsten Fundorte sind den einzelnen Arten in allen Fällen
hinzugefügt worden, schon um die wirkhch bisher im Gebiet ge-
fundenen Arten besonders hervorzuheben.
— 219 —
Da die meisten Chytridiineen Parasiten sind, wird man beim
Sammeln jim besten deren Näbrwirte aufsuclien. Hier sind vor
allem Algen und unter diesen besonders Conjugaten zu erwähnen,
die fast regelmäßig die eine oder andere Art, wenn auch in
wechselnder Menge enthalten. Man wird gut thun, sie an niög-
lichst vielen Örtlichkeiten zu sammeln und hierbei reifere Ent-
wicklungsstadien der Algen zu bevorzugen. Sind an den im
Freien gesammelten Algen noch keine Parasiten zu finden, stellen
sie sich an diesen oft im Zimmer ein, wenn nur durch häufige
Erneuerung des Wassers der Kulturgefäße eine Fäulnis und Ver-
unreinigung der Kulturen vermieden wird. Es gibt freilich auch
einige wenige Formen, die, parasitisch oder saprophytisch lebend,
an durch Fäulnisstoffe verunreinigten Örtlichkeiten vorkommen,
so Polyphagus euglenae, Pleolpidium blastocladiae,
Macrochytrium botrydioides usw. Hier sind auch die Zahl-
zeichen in Saprolegniaceen schmarotzenden Chytridiineen zu
erwähnen, so daß fast kein Rasen dieser Pilze ganz frei von ihnen
ist. Auffällig ist, daß Butler mehrere Pleolpidium -Arten aus
Gartenerde zu züchten vermochte, die wie die meisten ihrer sich
hierbei zugleich einstellenden Nährwirte (Pythium -Arten) bisher
nur von solchen Örtlichkeiten bekannt geworden sind. Zu den
erdbewohnenden Formen gehört auch Rhizophlyctis rosea, die
auf längere Zeit feucht gehaltenen Blumentöpfen auftrat.
Andere Chytridiineen, vor allem die Synchytrium- und
Urophlyctis- Arten, finden sich in Landpflanzen, vor allem
feuchter Standorte; wieder andere in tierischen Substraten. Über-
haupt zeigt sich beim Sammeln, wie allgemein verbreitet manche
Chytridiineen sind; andererseits aber springt ebenso das ganz
plötzliche sporadische Auftreten mancher Formen in die Augen,
die einmal in großer Menge erscheinen können, um sich dann
trotz aller aufgewandten Mühe nicht wieder auffinden zu lassen.
So trat bei meinen zahlreichen Saprolegniaceen -Kulturen einmal
eine von mir später nie wieder beobachtete wohl zuRhizophidium
gehörige, noch nicht beschriebene Art auf, deren Sporangien und
Dauersporen bildende Pflänzchen schUeßlich dicht gedrängt alle
Teile der kultivierten Saprolegnia-Art bedeckten und die Kultur
völlig vernichteten. Ähnliche Beobachtungen finden sich auch
in der Litteratur nicht selten; Beispiele hierfür sind auch die
— 220 —
zahlreichen, bisher nur von ihren Entdeckern gefundenen Formen.
Ebenso wenig wie an den Ort sind die Chytridiineen an eine
bestimmte Jahreszeit gebunden, wenn auch die Hauptentwicklung
mancher Arten schon im Frühling, anderer erst im Spätsommer
oder zu anderer Zeit stattfindet. Einige Arten sind im Winter
in üppiger Vegetation zuweilen unter dem Eise beobachtet; ich
selbst habe den ganzen Winter über z. B. Harpochytrium
Hedenii auf Spirogyra mit reifen Sporangien gefunden.
Die Untersuchung und nähere Beobachtung der gefundenen
Formen bedarf im allgemeinen stärkerer Vergrößerungen, und nicht
selten sind besondere Präparationsmethoden notwendig, um über
die Gestaltung Klarheit zu gewinnen. Besondere Schwierigkeit
macht hierbei oft die Beobachtung des meist sehr zarten Mycels,
das, wenn auch in dem schon ausgesogenen und inhaltsleeren
Nährsubstrat nicht erkennbar, durch Färbungs- und Aufhellungs-
mittel oder durch Zerquetschen des Substrats sichtbar zu machen
ist. Ins einzelne gehende Anweisungen über das hierbei anzu-
wendende Verfahren wie über die Beobachtung mancher anderer
Einzelheiten, wie z. B. der zur Unterscheidung einiger Gattungen
wichtigen Cilienzahl der Schwärmsporen, lassen sich hier nicht
geben. Reinkulturen, so sehr sie gerade auch hier zur Feststellung
der möglichen Formengestaltung der einzelnen Arten wie des
Umfangs ihres Parasitismus oder der Bedingungen der Entstehung
der Fruchtformen erwünscht wären, liegen kaum vor. Daß sie
möglich sind, bewies eine, aber nicht näher untersuchte, Rhizo-
phidium-Art, die sich auf Pflaumendekokt-Gelatine kultivieren ließ.
Verwandtschaftsverhältnisse. — Die Verwandtschaftsver-
hältnisse der einzelnen Gattungen lassen sich sehr schwer be-
urteilen, da letztere wegen ihres einfachen Baues wenig Anhalts-
punkte bei einer vergleichenden Betrachtung darbieten, zugleich aber
trotz ihrer Einfachheit doch wesentliche und oft ziemlich unver-
mittelte Unterschiede zeigen. Dazu kommt die oft sehr dürftige
und lückenhafte Kenntnis der einzelnen Formen, sowie der Um-
stand, daß diese in überwiegender Mehrheit Parasiten sind, und
es nicht bekannt ist, inwieweit ihr einfacher Bau eine ursprüng-
liche, von niederen tierischen Formen ererbte oder eine durch
Anpassung an ihre parasitische Lebensweise erworbene Eigenschaft
ist. Diese Unsicherheit in der Beurteilung der Verwandtschafts-
— 221 —
Verhältnisse kommt sowolil bei der Gruppierung der einzelnen
Gattungen wie bei der Auffassung der Stellung der Chytridiineen
in dem System zum Ausdruck. Überhaupt ist es nicht sicher,
ob die Chytridiineen eine natürliche Vervvandtschaftsreihe dar-
stellen: Nach de ßary liegt in ihnen vielleicht nur eine Anzahl
von Gruppen ähnlicher Anpassung und infolgedessen ähnlicher
Gestaltung vor. Ferner wollen Gobi (Arbeiten d. St. Petersburger
naturf. Ges. Bd. 15, 1884), Zopf (Pilze. — Breslau 1890) und
neuerdings Serbinow (Scripta bot. bort. Petrop. Bd. 24, 1907)
die meisten Myxochytridiineen ganz von den Mycochytri-
diineen abtrennen und beide zu ganz selbständigen, voneinander
unabhängigen Gruppen erheben. Auch Lotsy (Vorträge über bot.
Stammesgeschichte Bd. 1, 1907, S. 115) und Vuillemin (Pro-
gressus rei bot. Bd. 2, 1908) haben ähnliche Anschauungen über
eine verschiedene Abstammung der Formen ausgesprochen.
Fragen wir uns nach den Beziehungen zu anderen Pilz-
gruppen, so treten uns zwei Auffassungen entgegen. Nach
der ersten sind die Chytridiineen als stark reduzierte höhere
Phycomyceten anzusehen. Diese Möglichkeit erörtert auch
de Bary, nach dem sie ein vereinfachter Seitenzweig der Muco-
rineen (Polyphagusl) oder der Ancylistineen sein könnten.
Ebenso betrachtet sie Brefeld als reduzierte Phycomyceten;
in den Olpidiaceen hat nach ihm die Reduktion des Thallus
den höchsten Grad erreicht. Zopf hält die höheren Chytridiineen
ebenfalls für Abkömmlinge von Oosporeen und Zygosporeen.
Der Parasitismus und die submerse Lebensweise, zwei allerdings
sehr starke und zugleich die Organisation nivellierende und ver-
einheitlichende Anpassungsfaktoren, werden hierbei überall als die
Ursachen dieser Reduktion angesehen. Dagegen ist aber doch zu
bemerken, daß auch die höheren Chytridiineen, ganz abgesehen
von den niederen Formen, ein eigenartiges Gepräge aufweisen, das
nur schwer durch Reduktion erklärt werden kann; z. B. das überall
wiederkehrende Auftreten der charakteristischen, mit einer Cilie
und einem Fetttropfen versehenen, hüpfend sich bewegenden
Schwärmsporen, das auffällige Mycel, die Entstehungsart der Dauer-
sporen als starkwandige Sporangien. Gerade der letztere Punkt
spricht gegen die Abstammung von höheren Phycomyceten, deren
Dauerzustände meist geschlechthch entstehen und diese Bildungs-
^ 222 —
weise auch bei ähnlichem Parasitismus beizubehalten pflegen (siehe
z. B. Aphanomyces phycophilus).
Nach der zweiten Auffassung leiten sich die Chytridiineen
umgekehrt von niederen tierischen Formen ab. Tatsächlich
springt die Übereinstimmung der niederen Chytridiineen, der
meisten Myxochytridiineen, mit solchen Formen, speziell den
zoosporen Monadinen, in die Augen. Sie zeigt sich zunächst
in dem Vorkommen nackter Protoplasmakörper, die sich bei einigen
Gattungen erst kurz vor der Reife mit einer Membran umgeben.
Diese Pro toplasten zeigen dabei mehr oder weniger auffällig
amöboide Ausbildung, sie können feine pseudopodienähnliche Aus-
wüchse aussenden und mit ihnen das Plasma der Nährzelle durch-
dringen. Für eine zweifelhafte Pseudolpidium-Art ist eine
amöbenartige Teilung des nackten Plasmakörpers durch Ein-
schnürung (Serbinow) nachgewiesen. Die Umhüllung der Proto-
plasten mit einer Membran bei der Reife läßt sich mit der Cysten-
bildung niederer tierischer Organismen vergleichen; auch der
Zerfall in einen Haufen solcher Cysten, einen Cystosorus, ist dort
verbreitet. Wahrscheinlich, wenn auch nicht direkt nachgewiesen,
ist auch bei einigen Gattungen Plasmodienbildung, die hier durch
das Verschmelzen der nackten in die Nährzelle eingedrungenen
Schwärmsporenprotoplasten einzutreten scheint (siehe hierüber
Butler, Mem. of. the Department of Agriculture in India 1907,
S. 111).
Woronina und verwandte Formen sollen nach Zopf sich
sogar durch Aufnahme fester Teilchen ernähren können und feste
Verdauungsprodukte ausstoßen (siehe Woronina).
Solche ursprünglichen Charaktere zeigen nun mehr oder
weniger die Gattungen Woronina, Rozella, Pseudolpidium,
Olpidiopsis und Pleolpidium. Während sie nun einigen
Forschern, wie z. B. Dangeard und Fischer in seiner vor-
trefflichen Bearbeitung der Phycomyceten in Rabenhorsts Krypto-
gamenflora Bd. 1, 4, nur Anlaß gaben, in ihnen die wesentlichsten
Verbindungsglieder auch der Mycochytridiineen mit solchen niederen
tierischen Vorfahren zu erblicken, haben andere diese Gattungen
völlig von allen übrigen Chytridiineen abtrennen zu sollen
geglaubt, so zuerst Gobi, dann Zopf und neuerdings Serbinow.
In einer 1907 erschienenen, auf neuen Untersuchungen fußenden
j
— 223 —
Arbeit (Scripta bot. liort. Pctrop. Hd. 24, 1907) stellt dvr \vAvXvyo
die Myxo- und Myco- Chy tri diineen als ganz selbständige
Ordnungen auf, die keinerlei Verbindungsglieder besitzen sollen
und daber aucb nicbt in eine einzige Gruppe der Cbytri diineen
vereinigt werden dürfen. l^eide unterscbeiden sich nach ihm
scharf durch die Schwärmsporen, die bei den Myxochy tridiineen
nur eine, bei den Mycochytridiineen aber zwei Cilien besitzen,
ferner dadurch, daß nur bei ersteren nackte, amöboide und dvr
Teilung fähige Protoplasten vorhanden sind. Sphaerita und
vielleicht auch Olpidium gehören nach ihm auf Grund seiner
Untersuchung der ersteren Gattung, an deren Thallus er eine
von Anfang an vorhandene Membran beobachtete, zu den Myco-
chytridiineen.
Näher kann hier wie aber zurzeit überhaupt noch nicht auf
diese Fragen eingegangen werden. Im besonderen ist über die Aus-
bildung des jugendlichen Thallus, über seine amöboide Beweg-
lichkeit und Teilbarkeit beim Blick über das ganze System zu
wenig bekannt. Ob z. B. die bei einer zweifelhaften Pseudol-
pidium-Art beobachtete Teilung des Protoplasten auch bei
anderen Arten dieser Gattung oder ferner stehenden Gattungen vor-
kommt, ist ungewiß. Inwieweit letztere, wie z. B. Ectrogella,
Olpidium, Pseudolpidiopsis in ihren Vegetationskörpern über-
haupt Anklänge an den Thallus von Woronina, Pseudol-
pidium usw. zeigen, muß fraglich bleiben, wenngleich sie vor-
handen zu sein scheinen. Das zarte, dünne Häutchen, das bei
manchen Gattungen an dem eben eingedrungenen Parasiten sichtbar
ist, könnte vielleicht auch plasmatischer Natur sein. Aber trotz
der heute noch vorliegenden sehr dürftigen Kenntnisse scheinen
diese doch so viel zu zeigen, daß die scharfe Trennung im Sinne
von Serbinow nicht besteht. Zwischen Formen mit nacktem,
amöboidem, teilbarem Vegetationskörper und zugleich mit 2 Cilien
versehenen Zoosporen und anderen ohne diese Merkmale kann
jedenfalls nicht unterschieden werden.
Einen Beweis hierfür stellt z. B. die Gattung Pleolpidium
dar, die sicher mit einer Cilie versehene Schwärmer besitzt, sich
in ihrem Thallus aber Woronina usw. nähert, wohin sie auch
von Serbinow gestellt wird (vergleiche hier die neueren Unter-
suchungen Butlers, Mem. of the department of Agric. in India
— 224 —
1907, S. 121). Ebenso muß nach den vorliegenden Angaben
auch bei den mit einciligen Schwärmern versehenen Syn-
chytrien ein ursprüngUch nackter Vegetationskörper angenommen
werden. Überhaupt muß es fraglich bleiben, ob hier die Cilien-
zahl wirklich die phylogenetisch wichtige Bedeutung besitzt, die
sie sonst zu haben scheint (siehe die Arbeit von Vuillemin,
Progr. rei bot. Bd. 2, 1908, S. 105, mit der hier angegebenen
einschlägigen Literatur), ob nicht auch sie, wie offenbar die Form
der Schwärmer, der Anpassung unterliegen kann. Vergleiche hier
z. B. die wahrscheinlich cilienlosen Schwärmer von Amoebo-
chytrium, die auffallende amöboide Beweglichkeit der Zoosporen
z. B. von Macrochytrium, Amoebochytrium usw., die Be-
obachtungen von Butler an den Schwärmern von Pseudol-
pidium.
Jedenfalls bestehen zwischen Myxo- und Mycochytridiineen
Übergänge; es ist daher auch heute noch die Auffassung berechtigt,
beide den Chytridiineen zuzuordnen, mag auch die Grenze
nach unten schwierig zu ziehen sein. Andererseits erscheint es
aber doch notwendig, der offenbar zwischen den mit zwei eiligen
Schwärmern versehenen Formen bestehenden Verwandtschaft, die
sich außer in der Cilienzahl der Zoosporen auch in ihrer Ent-
wicklung offenbart und von allen Forschern, so auch von Fischer
(Pringsh. Jahrb. Bd. 13, 1882, S. 286) betont wurde, dadurch
gerecht zu werden, daß sie in eine besondere Familie, die Woro-
ninaceen, zusammen gefaßt werden. Diese bilden mit den
Olpidiaceen und Synchytriaceen nun die Myxochytri-
diineen. Wenn hierbei in der folgenden Zusammenstellung die
Olpidiaceen an die Spitze gestellt wurden, so gab hierzu der
besondere Zweck dieses Buches, der es wünschenswert macht, die
im Bau einfachsten Formen an die Spitze zu stellen, die Ver-
anlassung. Die Woroninaceen zeigen sicher ursprünglichere
Züge in größerer Zahl.
Von den Olpidiaceen unter den Myxochytridiineen
ließen sich die mit Mycel versehenen Rhizidiaceen unter den
Mycochytridiineen ableiten, von diesen endlich die Hypho-
chytriaceen und Cladochytriaceen. Formen wie Ento-
phlyctis vermitteln in letzterem Fall den Übergang. Innerhalb
der Gattungen Cladochytrium und Urophlyctis, zwei an
— 225 —
typischem, sicli weit jiusdelineiideni Mycel zahlreiclie Djiuersporen
entwickelnden Artengruppen, treten zugleich mit den Dauersporen
nur einmal fruktifizierendo rhizidiaceennrtige Pflänzchen auf, die
die nahe Verwandtschaft mit diesen aufzeigen könnten. Eine
besondere Stellung nehmen vor allem die Hyj)hochytriaceen
in dem ihnen hier zugewiesenen Umfang ein. Mit ihrem schlauch-
förmigen, an höhere Phycomyceten erinnernden Mycel weichen
sie wesentlich ab, während sie in anderen Merkmalen echte
Chytridiineen sind. Leider sind die hierher gestellten Formen
zum großen Teil von sehr zweifelhaftem Charakter.
Fischer hat auch die Ancylistineen unter die Chytri-
diineen gestellt, während sie nach allen übrigen: de Bary,
Schroeter, Brefeld (v. Tavel), Zopf von diesen wegen ihrer
oogamen Befruchtung wohl mit Recht entfernt wurden.
Die durch Konjugationsprozesse ausgezeichneten Chytri-
diineen in eine besondere Familie der Oochytriaceen zu
stellen, wie es Schroeter gethan hat, erscheint deswegen nicht
richtig, als dadurch offenbar weit voneinander entfernte Gattungen
künstlich zusammen geordnet werden. Größere Schwierigkeiten
erheben sich ferner bei der Anordnung der Gattungen innerhalb der
Ordnungen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß, wie Butler meint,
das ihnen bei ihrer Abstammung von niederen Formen wahr-
scheinlich zukommende hohe Alter ihre Mannigfaltigkeit und
geringe Verwandtschaft erklärt. Im folgenden sind die Gattungen
der Mycomyceten in einzelne Unterfamilien von geringerer oder
größerer Verwandtschaft zusammengefaßt worden. Freilich haben
erst weitere Untersuchungen festzustellen, inwieweit diese wirklich
natürlichen Verwandtschaftskreisen entsprechen.
Übersicht der Ordnungen.
A. Thallus niemals mycelartig, ursprünglich entweder ein nackter,
amöboider, meist erst kurz vor der Reife vom Plasma der
Nährzelle abgegrenzter Protoplast oder aber sehr frühzeitig
oder von Anfang an (Serbinow bei Sphaerita) von einem feinen
Häutchen umgeben, deutlich vom Plasma der Nährzelle unter-
scheidbar und, soweit bekannt, nicht amöboid. Bei der Reife
bildet der Thallus ohne Rest, holokarpisch, ein einziges Spo-
rangium oder eine einzige Dauerspore oder er zerfällt in eine
Kryptogameuüora der Mark V. 15
— 226 —
Mehrheit von diesen, bildet also einen Sporangien- oder Dauer-
sporensorus.
Sporangien meist kugelig, ellipsoidisch oder zylindrisch,
seltener unregelmäßiger mit einem bis vielen Entleerungs-
schläuchen. Schwärmer mit 1 — 2 Cilien. Dauersporen sehr
selten durch einen Konjugationsprozeß, sonst wie die Sporangien
entstehend und meist ihrer Form ähnlich, aber mit dicker,
zuweilen mit Stacheln, Warzen usw. versehener Membran.
Thallus und Fruktifikationsorgane stets intramatrikal.
I. Myxochytridiineae.
B. Thallus von Anfang an von einer Membran umgeben, in ein
Mycel und Fruktifikationsorgane, Sporangien und Dauersporen,
gegliedert (eukarpischer Thallus), die oft extramatrikal dem
Nährsubstrat aufsitzen. Mycel meist nur schwach entwickelt,
dünnfädig und vergänglich, entweder wurzelartig verzweigt,
seltener unverzweigt oder weiter sich ausdehnend, an der Basis
oder der ganzen Oberfläche des Sporangiums entspringend.
Sporangien entweder in Einzahl aus den erstarkenden Sporen
oder seitlichen Auswüchsen dieser entstehend, oder zu vielen
aus terminalen oder interkalaren Mycelanschwellungen hervor-
gehend, selten nach der Entleerung durchwachsend; von sehr
mannigfacher Gestalt, kugelig, ellipsoidisch, birnförmig, zy-
lindrisch, sternförmig oder unregelmäßig geformt. Schwärmer
meist kugelig, mit Fetttropfen und einer Cilie, hüpfend sich
bewegend, durch eine oder mehrere Öffnungen des Sporangiums
zuweilen unter Bildung eines Deckels entweichend. Dauer-
sporen meist wie die Sporangien, in einigen Fällen aber durch
einen Konjugationsprozeß oder in Verbindung mit Mycelan-
schwellungen (Sammelzellen) entstehend; auch nicht selten
mit Anhangszellen II. Mycochytridüneae.
I. Ordnung: Myxochytridiineae.
Übersicht der Familien.
A. Thallus sehr frühzeitig oder von Anfang an von einem zarten
Häutchen umschlossen, innerhalb der Nährzelle deutlich unter-
scheidbar und bald als kugeliger, ellipsoidischer oder wurm-
förmig gestreckter, scharf begrenzter Plasmakörper erkennbar,
seltener ursprünglich nicht vom Plasma der Wirtszelle abge-
— 227 —
grenzt, amöboider Natur; bei der Reife sieb in ein einzige«
Sporangium oder eine einzige DauerBpore umwandebid.
Scbwärmsporen stets mit einer Cilie. — ParasiÜMi in verschieden-
artigen Substraten, aber meist Algen ... I. Olpidiaceae.
B. TbaUus ursprünglicb nackt, auch weiterbin vom Plasma der
Wirtszelle nicht abgegrenzt, in ihm zuweilen verschwindend
oder dasselbe mit pseudopodienartigen Fortsätzen durchsetzend,
amöboider Natur, sich bei der Reife entweder als Ganzes mit
einer Membran umhüllend und sich dann in ein Sporangium
oder eine Dauerspore umgestaltend, oder in eine Mehrheit
nackter Plasmaportionen zerfallend, die jede für sich durch
Umhüllung mit einer Membran zu einem Sporangium oder
einer Dauerspore werden, also einen Sporangien- oder Cysto-
sorus bildend. Eine gemeinsame, den Sorus umschließende
Haut wird hierbei nicht gebildet. Schwärmsporen mit zwei
Cilien. — Fast ausschließlich Parasiten in niederen Pilzen:
II. Woroninaceae.
C. Thallus, soweit bekannt, ursprünglich nackt, aber sehr früh-
zeitig von einem feinen Häutchen umgeben und dann meist
als kugeliger, weiß, gelb oder rot gefärbter Plasmakörper vom
Inhalt der Nährzelle unterscheidbar. Bei der Reife umgibt
sich der Thallus mit einer derberen glatten oder stacheligen
Membran und bildet sich als Ganzes in eine Dauerspore um
oder zerfällt innerhalb der Membran (Rhizomyxa) oder bei
voraufgehendem Austritt des Plasmas neben ihr, aber auch
dann von einer Membran umhüllt, in eine Mehrheit von
Sporangien; diese daher stets einen Sorus bildend. Schwärm-
sporen mit einer Cilie. — Parasiten vor allem in Landpflanzen:
III. Synchytriaceae.
I. Familie: Olpidiaceae.
Übersicht der Gattungen.
A. Dauersporen ohne Anhangszelle.
a. Sporangien frei in der Nährzelle liegend.
I. Sporangien ohne vorspringende Entleerungspapille, nur
mit einem Loch sich öffnend. Wurzel parasiten.
15*
— 228 —
1. Sporangienmembran goldgelb; Dauersporen unregel-
mäßig kugelig oder polyedrisch mit vorspringenden
Ecken I. Chrysophlyctis.
2. Sporangienmembran farblos; Dauersporen durch Ein-
senkungen der dicken Membran sternförmig, kugelig
oder ellipsoidisch 2. Asterocystis.
II. Sporangien mit einem oder wenigen (1 — 3) Entleerungs-
schläuchen (siehe aber Olpidium euglenae und mesocarpi).
1. Sporangien reif ellipsoidisch, meist mit zwei an den
Enden gelegenen, kurz vorspringenden Entleerungs-
papillen 3. Sphaerlta.
2. Sporangien meist mit nur einem aber gewöhnlich
schlauchförmigen oder doch schnabelartig vorsprin-
genden Entleerungshals 4. Olpidium.
III. Sporangien mit vielen Entleerungsschläuchen.
1. Sporangien schlauchförmig; Entleerungsschläuche kurz,
in Reihen stehend 5. Ectrogella.
2. Sporangien kugelig; Entleerungsschläuche lang, nach
allen Richtungen ausstrahlend . . 6. Pleotrachelus.
b. Membran der Sporangien mit der Wandung der Nährzelle
eng verwachsen oder sich ihr dicht anschmiegend.
I. Beiderlei Membranen ohne erkennbare Grenze mitein-
ander verwachsen. Pilzparasiten ... 7. Pleolpidium.
II. Membranen nur einander berührend. In Algen para-
sitierend 8. Plasmophagus.
B. Dauersporen mit Anhangszelle. Algenparasiten.
9. Pseudolpidiopsis.
1. Gattung: Chrysophlyctis Schilbersky, Ber. d.
deutsch, bot. Ges. Bd. 14, 1896, S. 36.
Name von chrysos = Gold und phlyctis = Blase, wegen der
goldbraunen Farbe der Sporangien.
Thallus intramatrikal , wahrscheinlich zuerst eine nackte
Plasmamasse, die sich weiterhin mit einer Haut umgibt und zu
einem kugeligen Sporangium mit goldbrauner Membran wird.
Schwärmer klein, kugehg; weiteres unbekannt. Dauersporen intra-
matrikal, mehr oder weniger regelmäßig kugelig oder polygonal
mit vorspringenden Ecken, mit dicker doppelschichtiger tief braun
gefärbter Membran. Keimung unbekannt.
— 229 —
Nach Potter soll die Ausl)reitung im Innern der Nährpflanze
durch Teihmg nackter Plasmakörper (Plasmodien) und Einwan-
derung der Teilkörper in die Nachbarzellen erfolgen.
Nach diesen Angaben, die aber der Ikstätigung bedürfen,
nähert sich die ungenau bekannte Gattung in der Beschaffenheit
des Thallus den Woroninaceen. Vielleicht gehört sie aber über-
haupt gar nicht zu den Chytridiineen.
I. Chrysophlyctis endobiotica Schilbersky, Ber. d. deutsch,
bot. Gesellsch. Bd. 14, 1896, S. 36; Potter, The Journal of the
board of agriculture Bd. 9, 1902, S. 320, Taf. 4, Fig. 1—3; Board
of agriculture and fisheries; leaflet Nr. 105, 1904, Fig. 1 — 2;
Borthwick, Notes R. B. G. Edinb. 1907, S. 117; Lindau in Sorauer,
Handb. d. Pfl.-Krankheiten Bd. 2, 1908, S. 115, Fig. 16—17.
S. 230, Fig. 2. Dauersporen (d) im Gewebe der Kartoffel (nach Lindau).
Sporangien meist in einer Nährzelle allein, seltener zu 2 — 3;
alles übrige siehe vorher.
Erzeugt eine Art Schorfkrankheit der Kartoffeln. Die Schwär-
mer dringen wahrscheinlich durch die Augen der Knollen in diese
ein, wandeln sich in den Zellen zu Sporangien um, die nun
ihrerseits zahlreiche Sporen erzeugen, die neue Zellen infizieren.
Durch den hierbei auf die Nachbarzellen ausgeübten Reiz kommt
es zu lebhaften Wucherungen, die sich zuerst in Form kleiner
warziger, höckeriger Anschwellungen an den Augen äußern, später
aber zu oft großen, unregelmäßig gestalteten, blumenkohlartigen
oder korallenähnlichen, anfangs weiß- bis fleischrot später braun
oder dunkel gefärbten Geschwülsten führen können; bei Infektion
an mehreren Stellen kann die ganze Kartoffel von einem rauhen
schwarzen Schorf mit hier und da vorragenden Auswüchsen be-
deckt sein. Später geraten die Geschwülste meist in Fäulnis, die
oft auf die Kartoffel übergeht oder aber zur Bildung krater-
ähnlicher Löcher führt. Nach Borthwick kann die Krankheit
auch die Blätter ergreifen und auch hier zur Bildung von Aus-
wüchsen führen.
Der Pilz wurde zuerst in Ober -Ungarn beobachtet und von
Schilbersky beschrieben. Er ist dann an mehreren Punkten
Englands wiedergefunden und nach Potter im südlichen Schottland
nicht unbekannt. Spiekermann (Praktische Blätter für Pflanzenbau
und Pflanzenschutz 6. Jahrg., 1908, S. 113) wies die Krankheit
— 230 —
Fig. 1. Sphacrita endogcna. 2. Chrysophlyetis endobiotica. 3 a— c. Olpidium brassicae; d— e. 0.
pendulum. 4. PleotrachduH fulgens. f). Ectrogclla bacillariaccarum. Ga. Pscudolpidmm tusi-
forme; b— d. P. saprolegniae. 7 a— b. Pscudolpidiopsis Schcnkiana. 7c -d. Olpidiopsis minor.
8 a— b. Pleolpidium inonoblepharidis-, c. Pleolpidium aralosporac.
. — 231 —
auch für DeutHchland (Reg.-ßez. Arnsberg) nach; nach einer von
ilmi veröffentlichten Notiz soll sie im Landkreise Düsseldorf sogar
sehr stark auftreten. Ganz neuerdings ist sie endlich auch in
Schlesien erschienen (nach Grosser, Jahresb. d. Tätigkeit d. agr.
botan. Versuchsstation für die Provinz Schlesien in Breslau 1908
bis 1909). Aus dem Gebiet ist der Pilz noch nicht bekannt ge-
worden, aber seine Entdeckung sicher zu erwarten.
2. Gattung: Asterocystis De Wildeman, Mem. soc.
beige de micr. Bd. 17, 1893, S. 21.
Name von aster =; Stern und cystis ^ Blase, wegen der
sternförmigen Dauersporen.
Thallus zunächst eine nackte in der Wirtszelle liegende
Plasmamasse, die sich später mit einer Membran umgibt und zu
einem Sporangium oder einer Dauerspore umbildet. Sporangium
kugelig oder ellipsoidisch, mit glatter, dünner, farbloser Membran;
Schwärmsporen kugelig bis eiförmig, mit einer Cilie und körnigem
Plasma, aus einer seitlichen Öffnung des Sporangiums austretend.
Dauersporen kugelig oder ellipsoidisch, mit dicker, durch zentro-
petal gerichtete Einsenkungen sternförmig ausgebildeter Membran
und einem Öltropfen als Inhalt.
Durch den Mangel eines Entleerungshalses von Olpidium unterschieden.
I. Asterocystis radicis De Wildeman, Mem. soc. beige de
micr. Bd. 17, 1893, S. 21, Taf. 3, Fig. 1—6, 19; Marchai, Bull,
de l'Agric. beige 1901 u. Rev. myc. Bd. 23, 1901, S. 113; Lindau
in Sorauer, Handbuch d. Pflanzenkrankh. Bd. 2, S. 117.
Sporangien zu 1 oder 2 — 3 in den Wirtszellen, eiförmig oder
ellipsoidisch, 20 — 50 fi lang, 13 — 20 fi breit, ohne Entleerungs-
hals, nur durch ein Loch sich öffnend. Schwärmer zuerst kugelig,
dann eiförmig, mit einer Cilie und körnigem Plasma, 2 — 4 /z
Durchmesser. Dauersporen einzeln oder zu 2 — 12 in einer Nähr-
zelle, mit kräftiger, sternförmig verdickter Membran, kugelig oder
ellipsoidisch, im ersteren Fall 12 — 20 fx Durchmesser, im zweiten
20—32 fi lang und 10—20 in breit.
Sehr verbreitet, in den Wurzelzellen, Epidermiszellen (auch Wurzel-
haaren), wie den angrenzenden Parenchymzellen vieler Pflanzen. Bisher in
den Wurzeln von Cruciferen (Brassica oleracea und napus, Capsella bursa
pastoris, Thlaspi arvense), ferner von Plantago psyllium, Veronica longifolia,
— 232 —
Limosella aquatica und Gramineen beobachtet: nach Marchai durch Impfung
auf Spinat, Rettich, Kerbel, Senf, Erbse, Klee usw. übertragbar, während
andere Pflanzen z. B. Beta vulgaris, Triticum sativum verschont bleiben.
Nach diesem auch die Ursache des Flachsbrandes, einer im Mai und Juni
auftretenden Krankheit, bei der die befallenen Pflanzen gelb werden und
umfallen, wodurch auf den Flachsfeldern gelbe kreisförmige Flecke entstehen.
Bisher in Belgien, Holland, Nordfrankreich, Irland und Deutschland
gefunden.
Die Sporangien sind von dem an ähnlichen Orten vor-
kommenden Olpidium brassicae durch den Mangel eines Ent-
leerungshalses unterschieden.
3. Gattung: fSphaerita Dangeard, Ann. sc. nat. 7. ser.,
Bd. 4, 1886, S. 277.
Name abgeleitet von sphaera =^ Kugel, wegen der kugeligen
Sporangien und Dauersporen.
Thallus von Anfang an mit einem dünnen Häutchen um-
geben, zuerst als kugeliges, scharf umschriebenes Körperchen von
dichter homogener Beschaffenheit erkennbar, weiterhin sich ver-
größernd und sich als ganzes in ein Sporangium mit glatter,
dünner, bei Plasmolyse bleibender Membran oder eine Dauerspore
umwandelnd. Sporangien daher intramatrikal , ellipsoidisch , mit
meist zwei an den Enden auftretenden, kurz vorspringenden Ent-
leerungspapillen. Schwärmer meist nur durch eine der sich an
der Spitze öffnenden Papillen austretend, kurz ellipsoidisch bis
eiförmig, mit einer nachschleppenden Cilie und unregelmäßiger
sprunghafter Bewegung. Dauersporen ellipsoidisch, mit dickerer,
bräunlicher, glatter oder mit feinen Stacheln bedeckter Membran,
mit Schwärmsporen keimend.
Nur eine in Protozoen schmarotzende Art.
Nach Dangeard besitzt die Gattung kugelige oder ellipsoidische
Sporangien, die durch Platzen ohne vorgebildete Entleerungs-
papillen die Schwärmer entlassen. Wegen dieser ursprünglichen
Entleerungsart wurde sie daher auch von diesem wie anderen, so
von Fischer an die Spitze aller Chytridiineen gestellt und als
Übergangsstufe zwischen diesen und den Monadinen angesehen.
Durch die neueren Untersuchungen von Serbinow (Scripta bot.
Hort. Petrop. Bd. 24, 1907, S. 154) ist aber die oben beschriebene
Entleerungsart festgestellt und auch in anderer Beziehung die
Entwicklungsgeschichte aufgeklärt worden.
— 2r.\ —
Sphaerita endogena Dang.
Fig. 1. Fig. 2.
I. S. endogena Dangeard, 1. c. S. '277, Tnf. 12, Fig. II— 36;
Le Botaniste, 1. ser., 1819, S. 46, Taf. 2, Fig. 11— 19, Taf. 3,
Fig. 1—9 II. ser. 4, 1S95, 8. 234, Fig. 7—8; Serbinow, Scripta
hört. bot. Petrop. Bd. 24, 1907, S. 154, Taf. 5, Fig. 4—8.
Nebenstehende Fig. 1. Reifes
Sporangium (sp); 2. reifes Sporangiiim
in einer Euglena. — S. 230, Fig. la.
Sporangium (sp) in Euglena, durch
die neueren Untersuchungen von Ser-
binow zweifelhaft; Ib keimende Dau-
erspore (ds). (Fig. 1 u. 2 nach Ser-
binow, la u. Ib nach nach Dangeard).
Sporangien meist in Ein-
zahl, zuweilen aber auch zu
mehreren (6 — 7) in der Nähr-
zelle. Schwärmsporen 1,5 — 2 ]U
Durchmesser. Dauersporen von der Größe und Form des Spo-
rangiums, gegen 12 fn lang und 8 f.i breit, bräunlich, mit glatter
oder feinstacheliger, dicker Membran und einem grobkörnigem
Inhalt, durch Zerfall der Nährzelle frei werdend. Keimung mit
Schwärmsporen, die durch eine an einem Ende der Dauerspore
gelegene Entleerungspapille austreten.
Vor allem in Euglena beobachtet, aber auch in anderen Protozoen
(Phacus, Trachelomonas, Nuclearia. Heterophrys). — Deutschland, Frankreich,
Rußland; sicher dem Gebiete angehörend.
Die befallenen Organismen bleiben mit dem Parasiten zunächst
noch einige Zeit am Leben, teilen sich z. B. und bewegen sich,
gehen aber bei der Reife und der Sporenentleerung zugrunde.
Wahrscheinlich ist nach Dangeard, daß die von Stein, Infusions-
tiere Abt. III, 1878, bei vielen Infusorien beobachteten kugeligen
Körper, die er für Teilungsprodukte der Kerne und Reproduktions-
organe dieser Organismen gehalten hatte, Entwicklungszustände
der Sphaerita darstellen.
In Euglenazellen fand Dangeard (Le Botaniste ser. 4, 1895,
S. 243, Fig. 9) kugelige oder ellipsoidische Plasmakörper, die zu-
nächst nicht von jüngeren Entwicklungszuständen der Sphaerita
zu unterscheiden waren, später aber durch farblose Zwischenzonen
in unregelmäßige, verschieden große Stücke zerfielen oder sich zu
einem wurmförmig aufgerollten Gebilde umgestalteten, in dem
Schwärmsporen gebildet wurden, deren Austritt er aber nicht
— 234 —
beobachtete. Für den Fall, daß hier nicht Sphaerita vorliegt,
schlägt Dangeard den Namen Pseudosphaerita euglenae vor.
Unter dem Namen Nucleophagaamoebae ist von Dangeard
(Le Botaniste 4. ser., 1895, S. 201) ein Parasit beschrieben worden,
der von diesem in die Nähe von Sphaerita gestellt wird, aber nur
unvollständig bekannt und in seiner Stellung daher zweifelhaft
ist. Der Pilz erscheint, von Anfang an sichtbar, in Form heller
Flecke, Vakuolen vortäuschend, innerhalb der Nukleolen der Kerne
einer großen Amöbe (Amoeba verrucosa). Der von der Kern-
substanz sich ernährende Parasit treibt die Wandung des sich
abnorm vergrößernden Kerns vor sich her, diesen schließlich ganz
füllend und an seiner Stelle auftretend. Sporangien aus diesen
Plasmamassen durch Umhüllung mit einer dünnen Membran ent-
stehend, allein oder zu mehreren (bis 5) innerhalb des Zellkerns,
kugelig oder durch gegenseitigen Druck polygonal abgeplattet, reif
mit vielen (über 100) kleinen Sporen, die durch Zerfall der Membran
der Wirtszellen frei werden sollen. Alles andere unbekannt.
Die ihrer Kerne beraubten Organismen gehen zunächst nicht
zugrunde, scheinen vielmehr in ihren Lebensäußernngen, Bewegung
und Ernährung, nicht verändert.
Eine Nucleophaga(?)-Art soll nach Scherffel (Hedwigia 1902,
S. 106) auch in den Zellen von Zygnema vorkommen.
4. Gattung: Olpidium A. Braun, Abhandl. Berl. Akad.
1855, S. 75 als Unterg. von Chytridium. Schroet., Krypt.-Fl. v.
Schles. Bd. 3, 4, S. 180 zuerst als besondere Gattung. — Olpi-
diella Lagerheim, Journ. de bot. Bd. 2, 1888. — Reessia Fisch,
Beitr. z. Kenntn. d. Chytrid., Erlangen 1884.
Name abgeleitet von olpis ^ Ölflasche; wegen der flaschen-
förmigen Form der mit Entleerungshals versehenen Sporangien.
Thallus intramatrikal, soweit bekannt, zunächst eine nackte,
aus der keimenden Spore in die Nährzelle eingedrungene Plasma-
masse , die sich, später auf Kosten der Nährzelle wachsend, als
ganzes mit einer Membran umgibt und zu einem Sporangium
oder einer Dauerspore wird. Sporangien meist kugelige oder
ellipsoidische Blasen im Innern des Substrats bildend, mit fast
stets glatter, dünner Membran und einem (seltener mehreren)
mehr oder weniger langen, schlauch- oder schnabelförmigen Ent-
— 285 -^
leerungshals , welcher die Wandung der Niihrzellc durchbohrt
und sich außen, mehr oder weniger vorragend, durch Auflöfiung
am Scheitel öffnet und die Sporen entläßt. Seh warn isporen
kugelig oder länglich, mit einer Cilie. Dauersporen kugelig, mit
dicker, glatter oder mit vorspringenden Warzen versehener Mem-
bran, mit Sporen keimend.
p]twa 20 Arten, die sämtlich im Gebiet vorkommen dürften,
wenn auch bisher nur eine Art aus diesem bekannt geworden ist.
Alle sind Parasiten, meist Bewohner von Algen, aber auch im
Gewebe höherer Pflanzen , in Pollenkörnern , Sporen oder in tie-
rischen Substraten. Auch aus dem Meere ist eine größere Zahl
von Formen bekannt geworden.
Ohne Kenntnis der Schwärmsporen und auch der Dauer-
sporen ist eine sichere Erkennung der hierher gehörigen Arten
nicht möglich. Eine größere Zahl der nachfolgenden Formen ist
daher in ihrer Stellung durchaus unsicher, da von ihnen nur die
Sporangien bekannt sind, die in gleicher oder ähnlicher Aus-
bildung innerhalb der Gattungen Pseudolpidiopsis, Olpidiopsis,
Pseudolpidium wiederkehren; ebenso können Zwergexemplare von
Ancylistineen (Myzocytium und Lagenidium) ganz den Eindruck
einer Olpidium-Art machen. Vorsicht verlangt auch die Deutung
der Zusammengehörigkeit der in derselben Nährpflanze vor-
kommenden Sporangien und Dauersporen, da nicht selten dieselbe
Nährzelle von mehreren Parasiten bewohnt wird. Bei der sehr
unvollkommenen Kenntnis der meisten Arten ist eine durch-
greifende Anordnung nach morphologischen Gesichtspunkten nicht
möglich. Sie sind daher nach dem Vorgang von Fischer (Rabh.
Krypt. Fl. S. 24) nach den Nährwirten gruppiert.
A. Im Gewebe von Phanerogamen.
I. 0. brassicae (Woronin) Dangeard, Ann. sc. nat. 7. ser.,
Bd. 4, 1886, S. 327; De Wildeman, Mem. soc. beige de micr.
Bd. 17, Taf. 2, Fig. 1—8, 17—25; Lindau in Sorauer, Pflanzen-
krankheiten Bd. 2, 1908, S. 114, Fig. 7—11. — Chytridium
brassicae Woronin, Pringsh. Jahrb. Bd. 11, 1878, S. 537, Taf. 31,
Fig. 12—18.
S. 230, Fig. 3 a. Mit langen Entleerungsschläuchen versehene Sporangien
(sp) im Gewebe junger Kohlpflanzen; b. Schwärmsporen; c. Dauersporen (ds)
in verschiedenem Entwicklungszustand, alles nach Woronin.
— 236 —
SporaDgien einzeln oder zu mehreren in den Epidermis- und
den angrenzenden Parench3^m -Zellen der Wirtspflanze, kugelig, mit
glatter Membran, 14 — 20 fi Durchmesser; reif mit zylindrischem
Entleerungshals, der bei Vorkommen der Parasiten in größerer
Tiefe der Nährpflanze lang gestreckt in welligem Laufe 3 — 4
Zellreihen durchbohren kann, in anderen Fällen dagegen nur kurz
schnabelförmig ist und mit seltenen Ausnahmen außen mündet.
Schwärmsporen kugelig, mit kleinem Fetttröpfchen und einer Cilie.
Dauersporen durch einzelne vorspringende stumpfe Warzen mehr
oder weniger sternförmig, mit relativ dicker, farbloser oder blaß-
gelber Membran und farblosem, feinkörnigem, aber mit einigen
kleinere Fetttröpfchen versehenem Inhalt, 7 — 10 fx Durchmesser.
In den Keimpflanzen des Kohls. Die Pilze häufen sich vor allem an
der Übergangsstelle des Stengels in die Wurzel an, der hier bald umknickt
und meist fault (schwarze Beine der Kohlpflanzen) ; eine besonders im Früh-
ling in den Frühbeeten bei viel Feuchtigkeit und zu dichtem Stande der
Keimpflanzen auftretende Krankheit. Deutschland, Rußland, Belgien.
Nach Sorauer (Handbuch d. Pflanzenkrankheiten Bd 2, 1908,
bearbeitet von Lindau, S. 115) treten Chytridiaceen auch beim Salat
an den äußeren Blättern des Kopfes auf, die aber nach ihm wahr-
scheinlich erst sekundär nach eingetretener Fäulnis einwandern.
Eine ihr nahe verwandte Form mit größeren und mit stärkerer
Membran versehenen Sporangien ruft die Gelbsucht der Tabak-
setzhnge hervor. Dieser von Preissecker (in Fachl. Mitteilungen
d. k. k. österr. Tabakregie Wien 1905) als 0. nicotianae be-
zeichnete Pilz wurde von ihm später auch in den Wurzeln anderer
auf den Tabakfeldern wachsender Pflanzen wie Chenopodium
album, Portulaca oleracea und auch des Kohls gefunden und
dann als Varietät von 0. brassicae angesehen; Originalarbeit war
mir nicht zugänglich.
Ein Wurzelparasit ist auch das von De Wildeman aufgestellte
O. radicicolum := O. Borzii De Wildeman, Ann. soc. beige d. micr.
Bd. 17, 1893, S. 19, Taf. 3, Fig. 7—8 u. Bd. 20, 1896, S. 25. —
Sporangien gestreckt ellipsoidisch, etwa 2 — 7 mal so lang' wie breit,
etwa 16 ^a Querdurchmesser, mit 1 oder mehreren mehr oder weniger
langen Entleerungshälsen; die ellipsoidischen Schwärmer sollen eine
nach vorn gerichtete Cilie besitzen. Weiteres unbekannt. — In
den Wurzeln, vor allem den Epidermiszellen und Wurzelhaaren
von Brassica oleracea und Capsella bursa pastoris. — Belgien.
— 2P.7 —
2. 0. simulans de Bary et Woroniu, Berichte d. luiturf.
Ges. Freiburg Bd. 3, 1868, S. 29, Taf. 2, Fig. 11—16.
Sporangien meist einzeln in den erweiterten Näbrzellen, sie
meist ganz anfüllend und von ihrer Form, seltener zu vielen und
dann kleiner und durch gegenseitigen Druck eckig, einen oder
mehrere nicht vorragende Entleerungshälse treibend. Schwärm-
sporen ellipsoidisch oder kugelig, 5 /t Durchmesser, wahrscheinlich
mit einer, aber vielleicht auch zwei Cilien. Dauersporen nicht
bekannt.
In den Epidermiszellen junger Blätter von Taraxacum officinale, gesellig
mit Synchytrium taraxaci beobachtet. — Freiburg i. B.
Eine zweifelhafte Form, die auch zu den Woroninaceen gehören könnte.
3. 0. trifolli Schroeter, Kryptog. Fl. v. Schles., Pilze Bd. 1,
S. 181.
Exsicc: Vestergren, Microm. rar. sei. 706.
Sporangien einzeln oder zu mehreren (bis 20) reihenweise in
einer Nährzelle, diese blasig ausdehnend und meist ganz aus-
füllend, auch die Nachbarzellen zur Vergrößerung anregend, w^o-
durch Schwielen- oder warzenartige Wucherungen entstehen; in
der Form kugelig, ellipsoidisch oder spindelförmig. Dauersporen
mit dicker, glatter, brauner Membran und farblosem Inhalt.
In den Blättern, Blatt- und Blütenstielen von Trifolium repens, an den
Blättern blasenförmige Auftreibungen, an den Stielen Schwielen und Ver-
krümmungen hervorrufend. — In Schlesien mehrfach gefunden.
Von Passerini (Rabenh. Fungi europ. 2419 wurde 1877
ein Pilz herausgegeben , der von Schroeter trotz mehrerer Ab-
weichungen (1. c. S. 181) als Olpidium trifolii beschrieben wurde.
Von P. Magnus (Centralbl. f. Bakt. 2. Abt., Bd. 9, 1902, S. 895; siehe
dort!) ist aber später festgestellt, daß der von Passerini gefundene
und von ihm als Synchytrium trifolii bezeichnete Pilz eine Uro-
phlyctisArt, nämlich Urophlyctis trifolii (Pass.) P. Magnus ist.
Da nun nach Lagerheim (Vestergren Exsicc.) auf Trifolium repens
ein wahres Olpidium vorkommt (siehe das oben stehende Olpidium
trifolii), muß Trifolium also zwei verschiedene Pilze beherbergen.
Die oben stehende Diagnose ist den Angaben von Schroeter
entnommen. Da es nicht ganz ausgeschlossen ist, daß diesem
beide Pilze vorgelegen haben, und er mit den Sporangien von
Olpidium die Dauersporen von Urophlyctis fälschlich kombiniert
— 238 —
hat, ist die Beschreibung der Dauersporen vielleicht irrtümüch.
Die Nachuntersuchung des von Vestergren herausgegebenen Ma-
terials ergab keine sicheren Resultate.
Das von P. Sydow in Sydow Mycotheca Marchica 3281
herausgegebene Olpidium trifolii auf Trifolium repens von Lichter-
felde bei Berlin ist nach Magnus (1. c. S. 896) eine tierische Galle.
4. 0. lemnae (Fisch) Schroeter, Krypt. Fl. v. Schles., Pilze,
Bd. 1, S. 181. — Chytridium lemnae Fisch, Beiträge zur Kenntnis
der Chytridineen S. 19, Fig. 7—9.
Sporangien meist einzeln, kugelig, mit glatter, dünner Membran
und langem, das überliegende Gewebe der Nährpflanze durch-
brechendem, eng zylindrischem Entleerungshals, verschieden groß.
Schwärmsporen kugelig, mit einem Fetttropfen und einer langen,
nach vorn gerichteten Cilie; Bewegung sehr lebhaft. Dauersporen
kugehg, mit feinkörnigem, 1 — 3 größere Fetttropfen umschließendem
Plasma und einer kräftigen, aus einem dünneren hellgelblichen,
glatten Exospor und einem dickeren farblosen, quellbaren Endospor
bestehenden Membran. Keimung mit Sporen.
In den Zellen von Lemna minor und polyrrhiza. — Erlangen; nach
Schroeter (1. c. S. 181) auch in Schlesien.
An demselben Orte glaubte Fisch noch einen zweiten Pilz fest-
zustellen, den er Reessia amöboides (1. c. S. 8, Fig. 1 — 6) nennt.
Dieser bildet nach ihm im vegetativen Zustand in den befallenen
Zellen eine amöboid bewegliche Plasmamasse, die sich mit einer
Membran umgibt und zum Sporangium wird, das in Gestalt und
der Art der Entleerung ganz 0. lemnae gleicht. Die aus diesem
Sporangium austretenden Schwärmer sollen aber (nicht immer!)
paarweise miteinander kopulieren und die gebildeten membran-
umgebenen Zygoten nach einer Ruhezeit mit Hilfe eines feinen
Keimschlauchs ihren Inhalt wieder in Lemna-Zellen entleeren, der
nun hier nach Umhüllung mit einer derben Membran zu einer
kugeligen bräunlichen Dauerspore wird, die bei der Keimung
wieder Schwärmer bildet.
Während Schroeter (Engler-Prantl, Natürl. Pfl.-Familien S. 67)
diese Gattung beibehält, wird sie von Fischer (1. c. S. 28) mit
Olpidium lemnae, wie mir scheint aus berechtigten Gründen,
vereinigt. Miteinander verwachsene Schwärmsporen, infolge un-
vollkommener Trennung, finden sich ja nicht selten; solche
— 239 —
anormalen Bildungen, für welche auch die Fig. 3 der beigegel>enen
Tafel spricht, können ganz den Eindruck miteinander kopulierender
Schwärmer machen und auch hier vielleicht vorgelegen haben.
B. In rollonköriierii und Sporon.
5. 0. pendulum Zopf, Schenk.s Handbuch d. Bot. 1890,
8. 5r)r), Fig. 6G (1—5).
5. 230, Fig. H(l. Reifes, sich entleerendes Sporangiiim in einem Pollen-
korn von Pinus; e. Dauerspore (ds) mit dem noch sichtbaren Infektions-
schlauoh, ebenda (nach Zopf).
Sporangien kugelig, einzeln oder zu mehreren (bis 12) in
einer Wirtszelle, im ersteren Fall bis 30 fi Durchmesser und mit
kurzem, dicken, im anderen viel kleiner und mit langem, dünnem,
nicht vorragendem Entleerungshals, mit glatter Membran. Zoo-
sporen kugelig, mit einer nachschleppenden Cilie und einem Fett-
tropfen, 4 — 5 fi Durchmesser; Bewegung lebhaft. Dauersporen
kugelig, mit glatter, doppelte Konturen zeigender, dicker Membran
und großem Fetttropfen; der Infektionsschlauch ist als feiner,
zylindrischer, später inhaltsleerer Schlauch meist noch an den
reifen Sporen erhalten, die an ihm aufgehängt zu sein scheinen.
Durch Aussäen von Pinuspollen eingefangen. — Halle.
6. 0. iuxurians (Tomaschek) Fischer, Rabenh. Krypt. Fl.
Bd. 1, 4, S. 29. — Chytridium Iuxurians Tomaschek, Sitzungsber.
d. Wiener Akad. Math, naturw. Kl., Bd. 78, 1878, S. 204,
Fig. 1 — 17. — Diplochytrium spec. Tomaschek 1. c. S. 198. —
Chytridium pollinis typhae Tomaschek 1. c. S. 203. — Olpidium
diplochytrium (Tomaschek) Schroeter, Krypt. Fl. v. Schles., Filze,
Bd. 1, S. 181. — Olpidiella diplochytrium Lagerheim, Journal de
bot. Bd. 2, 1888, S. 439.
Sporangien einzeln oder zu vielen (20 — 30) in der Nährzelle,
diese zuweilen ganz füllend, dann von geringen Dimensionen, bis
8 fi, einzeln bis zu 40 fi Durchmesser; kugelig bis eiförmig, mit
glatter Membran. Entleerungshals entweder kurz und weitröhrig
oder lang zylindrisch, weit vorragend, am Ende oft hakenförmig
gekrümmt. Zoosporen sehr lebhaft, oft zu 2 — 3 gleichzeitig aus-
schwärmend, sich meist in geradlinigen oder welligen Bahnen
bewegend, nicht sprunghaft, etwa 2 /ll groß, mit breit abgerundetem
Vorder- und verschmälertem, eine Cilie tragendem Hinterende.
— 240 —
Dauersporen kugelig, zu 2 — 16 in einem Pollenkorn, mit einer
eng anliegenden glatten Innenhaut und einer weit davon ab-
stehenden glatten Außenhaut, 16 — 40 fti Durchmesser, von denen
z. B. 20 /Li auf den eigentlichen Sporenkörper und 20 /^ auf die
Außenhülle kommen können und mit zentralem Fetttropfen; mit
Schwärmern teils schon in den Nährzellen, meist aber erst nach
deren Zerstörung keimend.
In den im Wasser liegenden oder auf dasselbe ausgestreuten Pollen-
körnern von Pinus silvestris, Taxus baccata, Lilium-Arten, Typha latifolia,
Cannabis sativa ; leicht auch durch Pollenkörner anderer Pflanzen z. B. Salix,
Alnus, Betula, Myrica usw. durch Ausstreuen einzufangen.
Überall verbreitet, Hamburg, Schlesien, Österreich, Dänemark (Ro strup).
Mit dieser Art nahe verwandt, wenn nicht identisch ist
7. Olpidium uredinis (Lagerheim) Fischer, Rabenh. Krypt.
Bd. 1, 4, S. 30. — Olpidiella uredinis Lagerheim, Journal de bot.
Bd. 2, 1888, S. 438, Taf. 10, Fig. 1 — 15.
Sporangien einzeln kugelig, bis 26 ju Durchmesser oder zu
mehreren kleiner, sich polygonal abplattend. Zoosporen durch
eine kleine Öffnung oder kurzen, nicht jedoch vorragenden Ent-
leerungshals unter gleichzeitiger Verquellung des nächstliegenden
Keimporus der Uredosporen- Membran frei werdend, eiförmig,
2 — 3 |t^ lang, mit einer langen, nachschleppenden Cilie und fein-
körnigem Plasma, sich ruhig, nicht sprunghaft bewegend. Dauer-
sporen kugelig, mit dicker, glatter, farbloser Membran und zen-
tralem Fetttropfen, 16 jU Durchmesser.
In den Uredosporen von Puccinia airae, P. violae und P. rhamni, nicht
jedoch in den Uredosporen von Phragraidium fragariae, Puccinia prenanthis,
P. gibberosa, P. obscura, Coleosporium campanulae, Melampsora circaeae usw.
beobachtet, deren Nährpflanzen in der Nähe wuchsen. — Freiburg i.B., München.
C. In Algen.
Mehrere der hierher gehörigen, meist von De Wildeman auf-
gestellten Arten sind sehr zweifelhaft und wohl am besten zu
streichen, da von ihnen meist nur die Sporangien bekannt sind, die
in ähnlicher Ausbildung auch in anderen Gattungen wiederkehren.
Übersicht der in Süßwasseralgen vorkommenden Arten.
A. Entleerungshals der Sporangien vor dem Austritt aus der Nähr-
zelh; blasig erweitert 8. 0. endogenum.
— 241 —
B. Entleerungshals nicht erweitert, bei einer Art fohlend.
a. Nährzellen wenig oder gar nicht erweitert. Sporangien lose
in ihnen liegend, sie jedenfalls nicht ganz ausfüllend.
aa. Sporangien kugelig oder doch nur wenig verlängert.
a. Sporangien zwischen der Wandung und dem kontra-
hierten Protoplasten der Nährzelle, letzterem auf-
sitzend 9. 0. zygnemicolum.
ß. Sporangien diesem nicht aufsitzend, innerhall) des-
selben 10. 0. entophytum.
bb. Sporangien gestreckt ellipsoidisch.
a. Membran der Sporangien glatt, ohne Stachel.
aa. Entleerungshals stets vorhanden aber meist
wenig vorragend.
1. In Oedogonium . . II. 0. oedogoniarum.
2. In Conferva 12. 0. Sorokinel.
3. In Diatomeen 13. 0. Gillü.
ßß. Entleerung durch ein in der Membran gebildetes
Loch; kein Entleerungshals. 14. 0. mesocarpi.
ß. Sporangienmembran an einem Ende mit vorsprin-
gendem Stachel 15. 0. rostratum.
b. Nährzellen abnorm vergrößert, von den Sporangien fast ganz
ausgefüllt 16. 0. stigeocioni.
8. 0. endogenum (Braun) Schroeter, Krypt. Fl. v. Schles.
S. 180. — Chytridium endogenum Br., Monatsber. Berl. Akad.
1855, S. 384 u. Abhandl. Berl. Akad. 1855, S. 60, Taf. 5, Fig. 21.
— Chytridium intestinum Br., Monatsber. Berl. Akad. 1855,
S. 384. — Olpidiella endogena Lagerheim, Journal de bot. Bd. 2,
1888, S. 438. — Olpidium intestinum (Braun) Rabenh. Flor. Eur.
Alg. Bd. 3, S. 283.
Sporangien einzeln oder zu mehreren in derselben Zelle,
niedergedrückt kugelig bis ellipsoidisch, mit glatter, ziemlich derber
Membran, sehr verschieden groß, meist etwa 25 /^i Querdurch-
messer, mit einem etwa 5 fi weitem, vor dem Austritt aus der
Nährzelle blasig anschwellenden und dann wieder verengten, mehr
oder weniger, zuweilen weit, vorragenden Entleerungshals. Zoo-
sporen kugelig, etwa 3 f^ Durchmesser, mit langer, nachschleppender
Cilie und einem großen Fetttropfen. Dauersporen nach Schroeter
Kryptogamenflora der Mark VI. 16
— 242 —
(Krypt. Fl. v. Schles. S. 181) etwa 15 a Durchmesser, kugelig
oder fast birnförmig, mit dichtem Plasma und glatter Membran,
die wieder von einer äußeren weit abstehenden blasenartigen Hülle
umgeben ist, in welcher der eigentliche Sporenkörper wie eine
Oospore liegt.
In verschiedenen Desmidiaceen (Closterium, Cosmarium, Doeidium, Eu-
astrum, Micrasterias, Penium, Tetmemorus, Pleurotaenium); an zahlreichen
Orten beobachtet und wohl überall vorkommend. — Hamburg, Schlesien
(mehrfach), Belgien, Frankreich, Rußland usw.
Die Sporangien besitzen nicht selten eine der medianen Ein-
schnürung der Nährzelle entsprechende Verschmälerung (z. B. in
Cosmarium und Staurastrum). Hierher gehört nach Fischer (1. c.
S. 25) und De Wildeman (Ann. soc. beige de micr. Bd. 21, 1897,
S. 15) Olpidium immersum Sorokin(Rev. myc. 1889 S. 136). —
Zentralasien und Norwegen. Siehe auch De Wildeman, Ann. soc.
beige de micr. Bd. 17, 1893, S. 51, Tal 7, Fig. 12—15; Bd. 19,
1895, S. 65, Taf. 2, Fig. 1—6 u. Bd. 20, 1896, S. 45, Taf. 3,
Fig. 27—28.
Der von Sorokin (An. sc. nat. VI. ser., IV S. 65 pl III, fig. 1)
hierher gestellte, in Anguillulen vorkommende Pilz mit ketten-
förmig aneinandergereihten Sporangien und weit vorragenden, oft
gekrümmten Entleerungshälsen, die aber keine blasige Erweiterung
zeigen, gehört sicher nicht hierher, sondern zu einer anderen, viel-
leicht neuen Spezies. Vielleicht liegt aber gar kein Olpidium vor,
sondern wie A. Fischer meint (1. c. S. 24) ein Myzocytium oder
Catenaria. Als Zwergexemplar eines Myzocytium ist vielleicht
auch das, ebenso sehr ungenau bekannte, 0. tuba Sorokin (Rev.
mycol. 1889, S. 136, Taf. 83, Fig. 97) anzusehen.
9. 0. zygnemicolum P. Magnus, Verhandl. Bot. Ver. Prov.
Brandenb. Bd. 26, 1885, S. 79.
Sporangien zwischen der Wandung der Nährzelle und dem
unter ihrem Einfluß kontrahierten Plasmakörper, diesem auf-
sitzend, kugehg, mit kurzem, unmittelbar nach Durchbohrung der
Wandung sich öffnendem Entleerungshals; Sporen mit einer Cilie.
Dauerzellen kugelig, in dem zusammengezogenen Inhalt der Nähr-
zelle entstehend und nach dem Verschwinden der leicht ver-
gänglichen Membran der Nährzelle von ihrem Inhalt umschlossen
l)leibend, mit dicker, aber oft mehr oder weniger deutlich ge-
-_- ^243 --
tüpfelter Membran und einem stark glänzenden Fetttropfen.
Keimung unbekannt.
In den Zellen von Zy^nema, nicht auf Spirogyra und Mesocarpus über-
gehend.
Sümpfe des Grunewaldes.
10. 0. entophytum A. Braun, Monatsber. Berl. Akad. 1856,
S, 589. — Olpidium endogenum A. Br. pr. p., Abhandl. Berl.
Akad. 1855, S. 60. — Reesßia cladopborae Fisch, Sitzungsber. d.
med. phys. Soc. Erlangen 1884.
Sporangien einzeln oder zu mehreren in einer Nährzelle, meist
kugelig oder ein wenig verlängert, eiförmig oder ellipsoidisch,
verschieden groß, aber meist kleiner als bei 0. endogenum, mit
einem (sehr selten zwei) kurz aber auch sehr weit vortretendem
Entleerungshals, der vor dem Durchtritt nicht blasig anschwillt.
Schwärmsporen kugelig, mit Fetttropfen und einer langen Cilie,
5 IX Durchmesser. Dauersporen (nach Schroeter 1. c. S. 181) 10
bis 17 ^ Durchmesser, sonst wie bei 0. endogenum, aber scheinbar
selten vorkommend.
In Vaucheria, Spirogyra, Cladophora; wohl allgemein verbreitet, z. B.
Scklesien und Hamburg; Frankreich, Belgien, Rußland.
Hierher gehört auch wohl: a) 0. saccatum Sorokin (Rev. myc.
1889, S. 136, Taf. 5, Fig. 97 u. De Wildeman, Mem. soc. beige
d. micr. Bd. 17, 1893, S. 50, Taf. 6, Fig. 17—25 u. Bd. 20, 1896,
S. 46, Taf. 3, Fig. 29 — 32), dessen Sporangien, in Desmidiaceen-
zellen lebend, die mediane Einschnürung der Nährzelle zeigen
— Rußland, Belgien (siehe auch De Wildeman, Ann. soc. beige
de micr. Bd. 21, 1897, S. 16). — b) 0. algarum var. brevirostrum
und longirostrum Sorokin (Rev. myc. 1889, S. 84 u. 85, Taf. 80,
Fig. 96 u. 101) das in Fadenalgen und Conjugaten vorkommt. —
c) 0. pusillum (Sorokin) De Wildeman, Bull. soc. roy. de Belg.
Bd. 35, 1896, S. 16. — Chytridium pusillum Sorokin, Rev. mycol.
1889, S. 82, Taf. 80. Fig. 112—113. — Sporangien zu vielen
gesellig, auffallend klein, genau kugelig, 4,5 a Durchmesser, mit
kurzem, nicht vorragendem Entleerungshals. — In Oedogonium.
— Zentralasien.
11. 0. oedogoniarum (Sorokin) De Wildeman, Ann. soc.
beige de micr. 1894, Bd. 18, S. 154, Taf. 6, Fig. 9—10. — 01-
16*
— 244 —
pidiopsis fusiformis var. oedogoniarum Sorokin, Rev. mycol. 1889,
S. 89, Taf. 53, Fig. 99.
Sporangien einzeln, mehr oder weniger regelmäßig gestreckt
ellipsoidißch, mit 1 oder 2 kürzeren, wenig vorragenden Ent-
leerungshälsen.
In Oedogonium. — Frankreich, Zentralasien.
12. 0. Sorokinei De Wildeman, Bull. soc. roy. de bot. de
Beige Bd. 35, 1896, S. 16. — Olpidiopsis Sorokinei De Wildeman,
Mem. soc. beige de micr. Bd. 14, 1890, S. 22, Fig. 7.
Sporangien vereinzelt in der Nährzelle, gestreckt ellipsoidisch,
mit kurzem, nicht oder wenig vorragendem Entleerungshals. Zoo-
sporen kugelig, mit einer Cilie.
In Conferva. — Belgien.
13. 0. Gillii De Wildeman, Ann. soc. beige de micr. Bd. 20,
1896, S. 41. — Gill, Journal micr. soc. 1893, Taf. 1, Fig. 1—8,
als Ectrogella bacillariacearum pro parte.
Sporangien ellipsoidisch, einzeln oder zu 2 — 3 in einer Nähr-
zelle, mit einem oft ziemlich stark vorragenden Entleerungshals,
verschieden groß, je nach der Größe der Nährzelle und der Zahl
der in ihr vorkommenden Parasiten.
In Diatomeen (Pleurosigma attenuatum, Cocconema lanceolatum , Nitz-
schia spec). — England.
14. 0. mesocarpi De Wildeman, Ann. soc. beige de micr.
Bd. 20, 1896, S. 25, Taf. I, Fig. 13—16.
Sporangien ellipsoidisch, mehr oder weniger verlängert, 10 ^tt
breit, 20 — 28 ^ lang, meist vereinzelt, von der Breite der Nähr-
zelle, an deren Wandungen sich anlehnend ; Entleerung durch ein
an der Berührungsstelle beider Membranen gebildetes Loch.
In Mesocarpus. — Belgien.
15. 0. rostratum De Wildeman, Ann. soc. beige de micr.
Bd. 20, 1896, S. 39, Fig. 1.
Sporangien etwa 6 fj, breit und 28 — 40 fi lang, eUipsoidisch
bis zylindrisch, an einem Ende mit einem stacheligen, gekrümmten,
4 — 5 ^ langen Fortsatz und kurzem Entleerungshals.
In Closterium. — Norwegen.
— 245 —
16. 0. Stigeocioni De Wildeman, Mera. de l'Herb. Boißsier
1900, Nr. 15, S. 3.
Sporangien kugelig oder ellipsoidisch, zu 1 — 3 in derselben
Nährzelle, diese fast vollständig füllend und abnorm vergrößernd,
mit weitem, mehr oder weniger vorragendem Entleerungshals.
Zoosporen mit sehr vergänglichen Cilien, amöboid beweglich, sich
an eine Wirtszelle festsetzend und in sie eindringend.
In Stigeoclonium. — Belgien.
De Wildeman selbst vermutet, daß in dem Verhalten der
Cilien eine Anomalie vorhegt und sich daneben normale Schwärm-
sporen bilden.
Der in Chaetonemazellen vorkommende und ihren Inhalt auf-
zehrende olpidiumartige Pilz, der von Nowakowski, Cohns Beiträge
zur Biolog. Bd. 2, 1877, S. 75 als Chytridium destruens be-
schrieben wurde, ist, wie von Dangeard (A. sc. nat. 7. ser., Bd. IV,
S. 242 u. Le Botaniste Bd. 2, S. 240, Taf. 16) festgestellt wurde,
eine Monadine (Minutularia Dang.).
D. In Pilzmycelien.
17. 0. Borzlanum Mor. Nuov. Chitrid. (nach Sacc. Sylloge
Fung. Bd. 7, 1, S. 312) wurde in den abnorm angeschwollenen
Schläuchen einer Saprolegnia beobachtet; mit kugeligen, gelb-
rötlichen Sporangien mit einem Durchmesser von etwa 50 ^, birn-
oder eiförmigen, rötlichen 4 — 5,5 ^ langen und 4,5 ^t* breiten
Schwärmern und ungleichmäßig kugeligen, mit rotbraunem Exospor
und gelblichem Inhalt versehenen Dauersporen von etwa 30 /i
Durchmesser.
Bisher nur von Bologna bekannt.
E. In tierischen Substraten.
18. 0.(?) macrosporum (Nowakowski) Schroeter, Krypt.
Fl. V. Schles. Pilze I, S. 182. — Chytridium macrosporum Nowak.,
Cohns Beiträge z. Biol. d. Pfl. Bd. 2, S. 79, Taf. IV, Fig. 3—4.
Sporangien in der Nährzelle vereinzelt, diese ganz ausfüllend
und von ihrer Form, ellipsoidisch, etwa 30 ^ breit und 55 fi lang,
mit glatter Membran und starkem, wellig gebogenem, auffallend
langem (bis 150 fx) und 6 — 8 ^ breitem, weit vorragendem Ent-
leerungshals. Sporangium und Hals mit farblosem feinkörnigem
plasmatischem Inhalt, der reif wie bei den Saprolegniaceen in
— 246 ~
polyedrische, dann ovale Klümpchen, die Schwärmer, zerfällt, die
durch den sich öffnenden Scheitel des Entleerungsschlauches frei
werden und sich sofort zerstreuen. Zoosporen ellipsoidisch , auf-
fallend groß (6 fi breit, 10 fx lang), mit feinkörnigem Inhalt, ohne
Fetttropfen, den Saprolegniaceen-Schwärmsporen ähnlich; näheres
unbekannt.
Von Nowakowski in Eiern, wahrscheinlich von Rotatorien, gefunden. —
Breslau.
Die Stellung der Art ist zweifelhaft; leider ist die Zahl der Cilien
nicht bekannt.
19. 0. gregarium (Nowak.) Schroeter, Krypt. FL v. Schles.
Pilze I, S. 182. — Butler, Mem. of the Depart. of agric. in India
1907, S. 136, Taf. 8, Fig. 13—18. — Chytridium gregarium Nowak.,
Cohns Beitr. z. Biol. d. Pfl. 1876, Bd. 2, S. 77, Taf. 4, Fig. 2.
Sporangien oft gesellig (12 und mehr) in einer Nährzelle,
30 — 70 fj. Durchmesser, kugelig bis ellipsoidisch, mit glatter, dünner
Membran und einem infolge Verdauung des zuweilen rötlichen
Inhalts der Nährzelle ebenso gefärbten oder farblosen Plasma.
Schwärmsporen durch kurzen, wenig vorragenden, schnabelartigen
Entleerungshals austretend, sich zunächst vor der Mündung, von
Schleim umhüllt, in einer kugeligen Masse ansammelnd, dann nach
allen Seiten fortschwimmend, kugelig, mit exzentrischem Fett-
tropfen und einer langen Cilie; beim Festsetzen amöboid be-
weglich. Dauersporen scheinbar selten auftretend, zusammen mit
den Sporangien beobachtet, kugelig, mit dicker, glatter, brauner
Membran; Keimung unbekannt.
In Eiern von Rotatorien, z. B. Metopidia lepadella bei Freiburg i. B.
(Butler) und Breslau (Nowakowski) gefunden; sicher auch im Gebiet; vielleicht
auch in Cyclops (Schroeter 1. c. S. 182); zuweilen epidemisch auftretend.
In demselben Nährsubstrat wurden von Constantineanu (Rev.
gen. de bot. Bd. 13, S. 371, Fig. 75) zu 5—20 in derselben Nähr-
zelle gesellig auftretende, kugelige oder ein wenig gestreckte Spo-
rangien mit 108-rll4 fi langen und 6 — 8 fi breiten Entleerungs-
hälsen gefunden und als 0. intermedium bezeichnet. Weiteres
nicht bekannt. — Rumänien.
20. 0. euglenae Dangeard, Le Botaniste 4. ser., 1895, S. 247,
Fig. 10.
— 247 —
Sporangien nahezu kugelig, der Wand der Nährzelle an-
liegend; bei der Entleerung quillt der Inhalt, die Wandung der
Nährzelle durch])ohrend, in Form eines größeren, von einer Membran
umgebenen Bläschens hervor, so daß scliließlich zwei etwa gleich
große, durch eine weite Öffnung verbundene IMasen vorhanden
sind, in denen nun zugleich die Bildung der Sporen stattfindet,
die nun durch Zerfall der äußeren Blasenwandung frei werden.
Entleerte Sporangien mit weiter Öffnung mit aufwärts gebogenen
Rändern. Schwärmsporen kugelig, mit einer langen, nach-
schleppenden Cilie und glänzendem Fetttropfen.
In Euglena, aber bisher nur einmal beobachtet. — Frankreich.
Die Vorgänge bei der Reifung der Sporen sind sehr auffällig;
ob die Art hierher gehört, ist zweifelhaft.
Ganz ungenau bekannte oder zweifelhafte Formen sind ferner
Olpidium arcellae Sorokin (Rev. myc. 1889, S. 136, Taf. 80,
Fig. 102 -105) mit kugeligen Sporangien und längerem aus der
basalen Mündung der Arcella vorragenden Entleerungshals (in
Zentralasien) und Olpidium zootocum A. Braun (Monatsber, der
Berl. Akad. 1856, S. 591) in einer Anguillula, das aus den bei
Fischer (1. c. S. 32) angegebenen Gründen ganz zu streichen ist.
Ungenau bekannt ist ebenfalls ein von De Wildeman (Mem.
soc. beige de micr. Bd. 18, 1894, S. 153, Taf. 6, Fig. 1—8, 11)
als Endolpidium hormisciae beschriebener und in Hormiscia
zonata vorkommender Pilz. Dieser soll dadurch ausgezeichnet
sein, daß die ellipsoidischen oder birnförmigen, mit kurzem Ent-
leerungshals versehenen Sporangien innerhalb der befallenen Wirts-
zelle die Sporen entlassen, so daß diese nur durch Zerfall der
Wirtszellen frei werden können. Die befallenen Zellen, die zu
1 — 2 den Parasiten enthalten, werden hierbei zu großen, gestreckt
tonnenförmigen Behältern, deren Länge schließlich die Breite um
das zehnfache übertreffen kann. Wenn auch de Wildeman an-
gibt, daß er nie eine Durchbohrung der Membran der Wirtszelle
durch den Entleerungshals der Sporangien beobachtet habe, hält
er selbst die Möglichkeit einer anormalen, krankhaften Entwicklung
nicht für ausgeschlossen. Jedenfalls ist die Nachuntersuchung
des im übrigen ganz unbekannten Pilzes durchaus notwendig. —
Frankreich.
-- 248 —
5. Gattung: Ectrogella Zopf, Nova acta Acad. Leop.
Bd. 47, 1884, S. 175.
Name abgeleitet von ectrogein = auffressen, weil der Parasit
den Inhalt der von ihm befallenen Diatomeen aufzehrt.
Thallus zunächst ein meist wurmförmig gestreckter, von fein-
körnigem Plasma erfüllter und wahrscheinlich von Anfang an -mit
einem feinen Häutchen umhüUter Schlauch, der bei Bildung der
Schwärmsporen innerhalb der Nährzelle direkt aus diesen entsteht,
sich aber auch, wenngleich in nicht näher bekannter Weise, durch
Infektion von außen bilden kann. Sporangien, aus den Plasma-
körpern entstehend, meist lang gestreckt, wurmförmig, dann einem
Ancylistesschlauch täuschend ähnlich, oder kürzer; mit mehreren
kurzen Entleerungshälsen. Schwärmer klein, schwach amöboid,
mit stark glänzendem Fetttropfen und einer Cilie, einzeln aus-
tretend. Dauerzustände unbekannt, da die von Focke (Physiol.
Studien II) in Diatomeen beobachteten farblosen, dickhäutigen
Kugeln nach Zopf die Dauersporen einer Monadine Gymnococcus
Fockei darstellen (Zopf, Zur Morph, und Biol. d. niederen Pilz-
tiere 1885, S. 33, Tal 5).
I. Ectrogella bacillariacearum Zopf 1. c. S. 175, Taf. 16,
Fig. 1—24.
S. 230, Fig. 5a. Zwei unreife Sporangien (sp) in einer Synedrazelle ;
b. entleertes Sporangium (sp) in einer klaffenden Synedrazelle (nach Zopf).
Sporangien entweder wurmförmige, 200 oder noch mehr ^
lange, die Nährzelle oft ihrer ganzen Länge nach durchziehende
Schläuche, oft mit stumpf zugespitzten Enden oder kürzer, ellip-
soidisch bis kugelig, und dann meist zu mehreren (20 — 30) in einer
Wirtszelle. Jedes Sporangium meist mit mehreren (bis 10) auf-
fallend derbhäutigen Ausführungsgängen, die in einer oder zwei
Reihen den Gürtelbandseiten der Nährzellen (Diatomeen) zugekehrt
sind und durch das von dem Parasiten bewirkte Auseinander-
weichen der Schalenhälften hervortreten. Bei Sporenentleerung
innerhalb der geschlossenen Zelle entwickeln sich die Schwärmer
in dieser zu kleinen Sporangien. Durchbohrung der Kieselschale
tritt nicht ein. Schwärmer sehr klein, kugelig, 2 — 3 /t Durch-
messer, schwach amöboid, mit einer Cilie und winzigem Fett-
tröpfchen. Dauersporen unbekannt.
— 240 —
Parasitisch in Synedra- und Pinnulariazellen, vor allem den größeren
Formen, aber auch in Gomphonema, den Inhalt der befallenen Zellen ver-
ändernd und aufzehrend und Massenkulturen fast völlig zerstörend; von Zopf
bei Berlin beobachtet; Amerika (Atkinson).
Ob Cymbanche Fockei Pfitzer (Sitziingsber. d. niederrhein.
Ges. f. Naturk. u. Heilk. 1869, S. 221 hierher gehört, muß un-
entschieden blieben (siehe auch Fischer, Rabenh. Krypt. Fl. S. 43).
6. Gattung: Pleotrachelns Zopf, Nova acta Acad. Leop.
Bd. 47, S. 173.
Name von pleos = reich versehen und trachelos = Hals ;
wegen der vielen vom Sporangium ausgehenden Entleerungshälse.
Thallus ein nackter, aus der keimenden Spore durch feinen
Infektionsschlauch in die Nährzelle übertretender Plasmakörper,
der, unter Bildung pseudopodienartiger Fortsätze wachsend, sich
mit einer Membran umhüllt und dann zum Sporangium wird.
Sporaugien mit derber Membran, kugelrund, reif mit vielen, nach
allen Seiten ausstrahlenden, meist die Wandung der Nährzelle
durchbohrenden Entleerungsschläuchen. Schwärmsporen klein,
kugelig oder länglich mit breit abgerundeten Vorder- und zuge-
spitzten Hinterenden, einer nachschleppenden Cilie und 1 — 2
winzigen Körnchen, sehr lebhaft sich bewegend, in der Ruhelage
stark amöboid. Dauersporen unbekannt. Parasiten.
Die Gattung besitzt eincilige Schwärmer, nähert sich in der
Ausbildung des Thallus aber den Woroninaceen und ist vielleicht
von ihnen abzuleiten.
I. P. fulgens Zopf 1. c. S. 173, Taf. 5, Fig. 25—36 und in
Beiträge zur Phys. u. Morph, niederer Organ. Heft 2, 1892, S. 7,
Taf. 1, Fig. 11—14; Taf. 2, Fig. 1—10.
S. 230, Fig. 4a. Sporangium (sp) in einer Fruchtanlage von Pilobolus
mit vielen Entleerungshälsen; b) Schwärmer (nach Zopf).
Sporangien intramatrikal, vollendet kugelig, entweder allein
in der Nährzelle und dann oft sehr groß (bis Vi mm) oder zu
vielen (bis 20) und dann viel kleiner (16 fi), infolge intensiver
Speicherung des in der Wirtszelle vorhandenen gelbroten Farbstoffs
mit leuchtend gelber oder rötlicher glatter Membran aber farblosem
Inhalt. Entleerungsschläuche bis 30 an großen Sporangien, radial
und strahlend. Schwärm sporen in den größten Sporangien zu
Tausenden erzeugt, im übrigen siehe vorher.
— 250 —
In den Zellen von Pilotolus crystallinus, vor allem in den jüngsten
plasmastrotzenden Frnchtanlagen aber aucli den Mycelfäden und besonders
den Gemmen; ruft zunächst eine Verfärbung des Plasmas hervor und ver-
anlaßt weiterhin kolbige oder spindelförmige Auftreibungen (Gallen). Die
befallenen Pflanzen bilden keine Sporangien, dafür aber Zygosporen. — Halle.
2. P. radicis De Wildeman, Ann. soc. beige de micr. Bd. 17,
1893, S. 23, Taf. 3, Fig. 20—25 und Bd. 19, 1895, S. 67 — 71,
Tax. 2, Fig. 23—25.
Sporangien intramatrikal, verschieden groß, 17 — 85 ^ Durch
messer, kugelig oder eiförmig mit farbloser oder schwach gelblicher
Membran, die mit mehr oder weniger dicht stehenden zylindrischen
oder kegelförmigen oder mehr unregelmäßigen am Ende abge-
stumpften Vorsprüngen (Entleerungshälsen?) besetzt ist; im Innern
ein körniger oder mehr oder weniger glänzender farbloser Plasma-
körper, zuweilen auch mit einem kugeligen glänzenden Ballen.
Alles übrige unbekannt.
In den Wurzeln von Thlaspi arvense und in Stengeln von Wasser-
l'^lanzen, in manchen Wurzeln sehr zahlreich und Anschwellungen hervor-
rufend. — Belgien, Schweiz.
Die Art ist zweifelhaft; es scheint mir sogar nicht sicher, ob
hier wirklich ein Pilz und nicht vielmehr die Cysten eines Tieres
vorliegen. Die Beschaffenheit der Vorsprünge z. B. läßt in ihnen
mehr Abwehrmittel als Entleerungshälse vermuten. Nähere Auf-
klärung können auch nicht die kugeligen, mit glatter, ziemlich
dicker Membran versehenen und mit körnigem oder glänzendem
Inhalt gefüllten Zellen geben, die jene Gebilde begleiten und nach
De Wildeman vielleicht als Entwicklungszustände aufzufassen sind.
Eine nähere Untersuchung erscheint durchaus notwendig.
7. Gattung: Pleolpidiam Fischer, Rabh. Krypt. Flora
Bd. 1, 4, S. 43. — Rozella Cornu pro parte, Ann. sc. nat. 5. ser.,
1872, S. 148.
Name von pleos: gefüllt und olpidium, weil die wie bei
Olr)idium beschaffenen Sporangien die von ihnen gebildeten An-
schwellungen schließlich ganz ausfüllen.
Aus der zur Ruhe gelangten, mit einer Membran umhüllten,
keimenden Schwärmspore tritt der lebende Plasmainhalt durch
winzigen Keimschlauch unter Zurücklassung der leeren und bald
verschwindenden Sporenhülle in die Nährzelle über, diese mehr
— 251 —
oder weniger blasig an der Infektionpptelle auftreibend. Der ein-
gedrungene, zu einem Sporangium sieb umbildende Plasmakörper
durcbdringt zunäebst innig denjenigen der Niibrzolle, so daß beide
nicbt voneinander nnterscbeidbar sind, füllt Bcbließlicb die An-
scbwellungen ganz aus und wandelt sieb dureb Umbüllung mit
einer Membran zu dem Sporangium um. Sporangium daber von
der Form der Anscbwellungen, mit dünner Membran, die aber
abgesehen von der Querricbtung mit der Wandung der Näbrzelle
zu einer einbeitlicben Haut so innig verwäcbst, daß eine eigene
Membran gar nicht vorhanden zu sein scheint. Schwärmer aus
einer oder wenigen am Scheitel oder an beliebiger Stelle auf-
tretenden schwach vorragenden Papillen entweichend, gestreckt
nieren- oder keulenförmig, mit schmälerem Vorderende und breit
abgerundetem Hinterende, einer nachschleppenden Cilie und einigen
feinen Körnchen; Bewegung lebhaft, hüpfend. Dauersporen einzeln,
an demselben Orte wie die Sporangien entstehend, hier zuerst als
dunkel erscheinende Plasmaansammlungen bemerkbar, ähnliche
Auftreibungen wie die Sporangien hervorrufend, aber frei in ihnen
liegend, genau kugelig, mit bräunlicher, dicht mit feinen Stacheln
besetzter, selten glatter Membran.
Bisher nur auf niederen Pilzen beobachtet, vor allem auf
Pythium- Arten , die Butler aus Gartenerde züchtete; im Gebiete
ist bisher noch keine Art beobachtet; die bisher bekannten, sehr
zerstreuten Fundorte mehrerer Arten lassen aber auf eine allge-
meine Verbreitung schließen. Die von den Parasiten verursachten
Anschwellungen stimmen bei einzelnen Arten in Form und Stellung
ganz mit den Sporangien der Nährpflanze überein, so daß erst
die Sporenreife und Entleerung über das Vorkommen der Para-
siten entscheidet. Bei anderen Arten erscheinen die Auftreibungen
interkalar an beliebiger Stelle der Fäden. Da oft mehrere Sporen
in dieselbe Hyphen eindringen, sich dennoch aber oft nur ein
Sporangium entwickelt, vermutet Butler hier wie an anderer Stelle
die voraufgehende Bildung eines Plasmodiums. Bestimmte Beweise
liegen aber nicht vor.
Die Gattung würde ihrer Entwicklung nach durchaus zu den
Woroninaceen gehören, wenn ihre Schwärmer nicht eine Cilie be-
säßen. Sehr bemerkenswert ist nun, daß von Butler eine zweifel-
hafte P.Art mit zweiciligen Schwärmen beobachtet wurde. Die
— 252 —
Gattung nimmt daher vor allem eine ausgesprochene Übergangs-
stellung zu jener Familie ein.
A. Sporangien nicht an beliebiger Stelle der Fäden, sondern
terminal in den Sporangien der Nährpflanze, an deren Stelle
auftretend, ihre Form wenig oder gar nicht ändernd.
1. P. araiosporae (Cornu) v. Minden. — Rozella rhipidii
spinosi Cornu, Ann. sc. nat. 5. ser., Bd. 15, 1872, S. 153, Taf. 5,
Fig. 1 — 9. — Pleolpidium rhipidii (Cornu) Fischer Rabh. Krypt.
Fl. S. 44.
S. 230, Fig. 8c. Schwänner (nach Cornu).
Sporangien in den glatten und mit Hörnern versehenen Spo-
rangien der Wirtspflanze, diese ein wenig auftreibend, sonst bis
auf Veränderungen in der Zahl und Stellung der Hörner von
ihrer Form, umgekehrt birnförmig oder breit ellipsoidisch , mit
ihrer Wandung überall innig mit der Membran der Wirtszelle zu
einer einheitlichen Haut verschmolzen, ein Sporangium der Nähr-
pflanze vortäuschend, mit terminaler, dem Entleerungsort der
Sporangien von Araiospora entsprechender Entleerungspapille.
Schwärmsporen, durch diese austretend, nierenförmig, kugelig oder
ellipsoidisch, mit einer nachschleppenden Cilie und kleineren
Körnchen ; hüpfend sich bewegend. Dauersporen , ebenso in den
Sporangien des Nährwirts gebildet, aber frei in ihnen liegend und
sie blasig auftreibend, kugelig, mit braungelber bis rötlicher, mit
feinen Stacheln dicht besetzter Membran.
In den Sporangien von Araiospora spinosa. — Hamburg; Frankreich.
2. P. apodyae (Cornu) Fischer 1. c. S. 45. — Rozella
apodyae brachynematis Cornu 1. c. S. 161, Taf. 5, Fig, 10 — 14.
Sporangien von der Form der Sporangien der Nährpflanze,
umgekehrt birnförmig oder ellipsoidisch, an deren Stelle in den
Endgliedern der Fäden auftretend und scheinbar ganz ohne eigene
Membran. Dauersporen in den kugelig aufgetriebenen terminalen
Fädensegmenten. In allem übrigen mit der vorigen Art über-
einstimmend.
In Apodya brachynema. — Frankreich.
Der vorigen Art sehr ähnlich; Cornu beobachtete jedoch, daß P. araio-
sporae nicht auf die mit Araiospora gesellig wachsende Apodya überging.
— 253 —
3. P. blastociadiae v. Minden n. sp.
Sporangien von tler Form der Sporangien der Nährpflanze,
aber kleiner, an ilircr Stelle auftretend, sich am Scheitel mit
einem Loch öffnend, nach der Entleerung kollabierend. Schwärm-
Sporen nicht beobachtet. Dauersporen genau kugelig, mit braunem,
mit dicht stehenden feinen Stacheln besetztem Exospor, einzeln
in ellipsoidischen, aber an der Basis verschmälerten und am breit
abgerundeten Scheitel mit einer unregelmäßig verdickten Membran
versehenen Ausstülpungen der Nährpflanze, die in der Form den
Dauersporen derselben ähneln, ohne ihre feine Tüpfelung zu
besitzen.
In Blastocladia Pringsheimii, auch von Thaxter beobachtet. — Hamburg;
Nordamerika.
4. Pleolpidium CUCUlus Butler, Mem. of the Depart of
Agricult. in India 1907, S. 124, Taf. 7, Fig. 22—25.
Sporangien stets terminal, von der Form der Sporangien der
Nährpflanze, und an ihrer Stelle auftretend, kugelig oder birn-
förmig, gegen 20 ,a Durchmesser. Schwärmsporen keulenförmig,
mit einer am breit abgerundeten Hinterende befestigten langen
Cilie und schmälerem Vorderende; aus einer an beliebiger Stelle
der Wandung gebildeten Papille austretend. Dauersporen selten,
kugelig, einzeln in den aufgeblasenen Fadenenden des Wirts mit
gelblich-brauner, dicker Wandung, 12 — 17 fj. Durchmesser. — In
Pythium intermedium in England und Südfrankreich beobachtet.
B. Sporangien an beliebiger Stelle der Fäden, diese blasig
auftreibend.
5. P. monoblepharidis (Cornu) Fischer 1. c. S. 44. — Ro-
zella monoblepharidis polymorphae Cornu, Ann. sc. nat. 5. ser.,
Bd. 15, 1872, S. 150, Taf. 4, Fig. 13—18.
S. 230, Fig. 8a. Angeschwollenes Schlauchstück von Monoblepharis mit
entleertem Sporangium; rechts seitlich die Entleerungsöffnung; b ebenso mit
Dauerspore (ds) (nach Cornu).
Sporangien in abgegrenzten Teilen der Nährpflanze, an be-
liebigen Stellen der Fäden, tonnenförmige oder ballonartige Auf-
treibungen hervorrufend, mit enger seitlicher Entleerungsöffnung;
Membran nur an den Querwänden deutlich sichtbar. Dauersporen
einzeln in kugeligen oder mehr unregelmäßigen Auftreibungen der
-~ 254 —
Hyphen der Nährpflanze , kugelig mit bräunlicher sehr fein-
stacheliger Membran und großem Fetttropfen. Alles übrige un-
bekannt.
In den Fäden von Mouoblepharis polymorpha. — Hamburg; Frankreich.
6. P. irreguläre Butler, Mem. of the Depart. of agriculture
in India 1907, S. 121, Taf. 8, Fig. 1—12. — Chytridium simulans
Dangeard, Ann. sc. nat. 5. ser., 1896, S. 21.
Sporangien terminal oder interkalar an beliebiger Stelle der
Fäden, diese hier zu kugeligen oder länglichen Behältern auf-
treibend (im Mittel 23 ^ Durchmesser). Zoosporen keulenförmig,
mit abgerundetem Hinterende und einer hier befestigten langen
Cilie, lebhaft hüpfend. Dauersporen reichlich gebildet, 11 — 15 ^i
Durchmesser, in mehr oder weniger kugeligen, durch Querwände
abgetrennten Anschwellungen der Wirtspflanze, kugelig mit gelb-
brauner, glatter oder feinstacheliger Membran.
Auf Pythium vexans. — England.
Mit dieser Art identisch ist wahrscheinlich Chytridium simulans
Dangeard. — Siehe hierüber Rhizophidium subangulosum.
7. P. inflatum Butler 1. c. S. 125, Taf. 7, Fig. 17—21.
Sporangien terminal, an Stelle der Sporangien des Wirts,
mehr oder weniger abnorm gestaltete, unregelmäßig kugelige oder
birnförmige, zuweilen schon mit bloßem Auge sichtbare blasige
Behälter mit zahllosen (bis 7000) Sporen bildend, mit einer oder
mehreren Entleerungspapillen, bis zu 85 fju Durchmesser. Zoosporen
nierenförmig, mit einer vorn und einer zweiten seitlich befestigten
Cilie und ruhiger Bewegung. Dauersporen unbekannt.
Auf Pythium intermedium. — Südfrankreich.
Die Art vereinigt in den nierenf örmigen , mit 2 CiHen ver-
sehenen Zoosporen und den mit der Wandung der Nährpflanze
dicht verwachsenen Sporangien wesentliche Charaktere von Pseud-
olpidium und Pleolpidium. Sie wäre eigentlich in eine besondere
Gattung zu stellen.
8. Gattung: Plasmophagns De Wildeman, Ann. soc.
beige de micr. Bd. 19, 1895, S. 219.
Thallus intramatrikal , anfänglich eine nackte, unregelmäßig
geformte Protoplasmamasse, die nicht vom Protoplasma des Wirts
— 255 —
zu unterscheiden ist, im Tiaufe der Entwicklung sich auf Kosten
der Nährzellen immer mehr vergrößernd und schließlich einen
einzigen großen, ganz oder streckenweise blasig erweiterten H(.!!l-
raum innerhalb der Nährptlanze füllend, der dadurch zustande
kommt, daß diese mit der Kernteilung und der Streckung fortfährt,
ohne aber Querwände zu bilden. Sporangien, aus diesen Plasma-
körpern durch Umhüllung mit einer Membran hervorgehend, etwp.
von der Größe und Form des Hohlraumes, mit dünner, aber nicht
überall der Wandung der Nährzelle anliegender Membran. Seltener
liegen zwei oder mehrere unregelmäßig geformte Sporangien in
diesem Hohlraum, wobei nicht festgestellt ist, ob diese aus der
Teilung ursprünglich nur einer den Hohlraum füllender, Plasma-
masse hervorgingen. Entleerung durch eine sehr kurze nicht vor-
ragende Papille. Zoosporen eiförmig, birnförmig oder nierenförmig,
mit kleinem Fetttropfen und einer nachschleppenden etwa ebenso
langen Cilie, lebhaft sich bewegend. Dauersporen unbekannt.
Die Gattung ist bisher nur durch eine in Frankreich (Nancy^
gefundene Art bekannt gew^orden. Sie scheint Pleolpidium nahe
zu stehen, bedarf aber noch näherer Untersuchung.
Hierher eine Art:
I. P. oedogoniorum De Wildeman 1. c. S. 224, Taf. 8,
Fig. 1—9; Taf. 9, Fig. 1 — 9.
Siehe die Gattungsmerkmale.
In den vegetativen Zellen von Oedogonium, deren Inhalt schließlich
bis auf geringe Reste aufzehrend.
9. Gattung: Pseodolpidiopsis v. Minden n. g. — Pleo-
cystidium Fisch, Beitrag z. Kenntn. d, Chytridineen. Erlangen
1884, S. 42. — Diplophysa Schroeter, Untergattung II Pleo-
cystidium, Krypt. Fl. von Schlesien Pilze I, S. 195 u. Engl.-
Prantl. Natürl. Pfl. Fam. Bd. 1, 1, S. 85 pro parte. — Olpidiop-i-
(Cornu) Fischer, Rbh. Krypt. FL Bd. 1,4, S. 37 pro parte.
Name von pseudes: falsch und Olpidiopsis, weil die Gattung
der letzteren gleicht, ohne mit ihr identisch zu sein.
Tballus, soweit bekannt, von Anfang an von einem feinen
Häutchen umhüllt, deutlich vom Plasma der Wirtszelle als kuge-
liger oder ellipsoidischer Fremdkörper unterscheidbar, nicht amöboid,
später als ganzes zu einem Sporangium von ähnlicher Gestalt und
— 256 —
mit glatter dünner Membran werdend; Entleerung durch einen
mehr oder weniger langen zylindrischen Schlauch. Schwärmer
kugelig, schwach amöboid, mit einigen kleinen Körnchen, einer Cilie
und ziemlich ruhiger Bewegung. Dauersporen derart entstehend,
daß zwei nebeneinander Hegende Individuen miteinander ver-
wachsen und der Inhalt des einen (männlichen Pflänzchens) in
das andere (weibliche Pflänzchen) überfließt, das nun zur Dauer-
spore wird. Eine Oosphäre wird hierbei vorher nicht im Oogon
gebildet; auch tritt keine Kontraktion des Plasmas nach der Be-
fruchtung ein; vielmehr wandelt sich das ganze Oogon zur Oo-
spore um, mit der längere Zeit das entleerte männliche Pflänzchen
als Anhangszelle in Verbindung bleibt. Zuweilen können sogar
mehrere, bis 8, Anhangszellen vorhanden sein und diese sogar
kettenförmig aneinander gereiht auftreten. Dauerspore kugelig
oder ellipsoidisch, mit glattßr oder dicht mit feinstrahhgen oder
kräftigen Stacheln besetzter Membran. Anhangszellen kleiner,
meist kugelig oder ellipsoidisch, selten wurmförmig gestreckt.
Keimung, soweit bekannt, mit Schwärmern, die durch einen Hals
austreten. — Algenparasiten.
Die vorliegende Gattung stimmt mit der folgenden in der
Form und Entleerungsweise der Sporangien und den mit Anhangs-
zellen versehenen Dauersporen so sehr überein, daß man an-
nehmen möchte, daß die vor allem in der Cilienzahl bestehenden
Unterschiede auf irrtümlichen Beobachtungen beruhen. Von
Fischer (Rabh. Krypt. Fl. Bd. 1,4, S. 39) wie von Schroeter (Engl.
Prantl. Natürl. Pfl. Fam. Bd. 1, 1, S. 85) sind die Arten dieser
und der folgenden Gattung daher auch unter die Gattung Olpidi-
opsis bezw. der ihr gleichwertigen Gattung Diplophysa gestellt,
innerhalb welcher sie die Untergattung Pleocystidium Fisch bilden.
Nun ist aber wohl als sicher auch nach den Beobachtungen Butlers
anzunehmen, daß hier nur ein-, dort aber zweicilige Schwärmer
vorliegen ; ferner scheint, soweit bekannt, die Gattung in der Aus-
bildung und der Entwicklung des Thallus sich mehr an die 01-
pidiaceen anzuschließen, während Olpidiopsis sich hierin Pseud-
olpidium nähert. Es erscheint daher richtiger, die hierher ge-
stellten Arten einer selbständigen Gattung Pseudolpidiopsis ein-
zureihen. Die Bezeichnung Pleocystidium erscheint deswegen nicht
glücklich, als auch bei der folgenden Gattung mehrere Anhangs-
— 257 —
Zellen auftreten und zudem die Vielblasigkeit außer bei P. para-
sitica nicht die Regel ist.
Eine größere Zahl der im folgenden aufgeführten, besonders
von De Wildeman beschriebenen Arten ist freilich sehr dürftig
bekannt, vor allem die Cilienzahl ungewiß. Nur der Umstand,
daß sie wie die vorliegenden Formen Algenparasiten sind, ver-
anlaßte, sie hierher und nicht zu Olpidiopsis zu stellen, deren
Arten Pilze bewohnen.
Nicht genügend ist auch die Bedeutung der Anhangszellen
geklärt. Ist die später (Die Pilze, Breslau 1890, S. 287) von Zopf
veröffentlichte Richtigstellung seiner früheren wesentlich ver-
schiedenen Angaben zutreffend, so müssen die Anhangszellen als
Antheridien gedeutet werden. Auffällig erscheint aber dann die
Tatsache, daß oft mehrere entleerte Anhangszellen in Verbindung
mit einer Dauerspore gefunden werden, oder diese kettenförmig
aneinander gereiht auftreten. Übrigens hat auch Fisch eine ähn-
liche Entstehungsweise der zwei- oder mehrgliedrigen Geschlechts-
pflänzchen beschrieben.
Übersicht der Arten.
A. Dauersporen mit glatter Wandung. — In Spirogyra.
a) Meist eine Anhangszelle I. P. Schenkiana.
b) Meist mehrere (2 — 5) Anhangszellen . . 2. P. parasitica.
B. Dauersporen mit stacheliger Oberfläche oder von feinen Strahlen
umgeben.
a) Anhangszelle wurmförmig verlängert. Stacheln kräftig. —
In Mesocarpus 3. P?. appendiculata.
b) Anhangszelle mehr oder weniger kugelig.
a) Stacheln zerstreut, fein. — In Mesocarpus: 4. P?. elliptica.
ß) Stacheln zahlreich, kräftig. — In Spirogyra: 5. P?. Zopfii.
y) Oberfläche der Dauersporen von einem Kranz feiner
Strahlen umgeben. — In Spirogyra. 6. P?. fibrülosa.
I. P. Schenkiana (Zopf) v. Minden. — Olpidiopsis Schen-
kiana Zopf, Nova acta Ac. Leop. Bd. 47, S. 168, Taf. 15, Fig. 1—32;
Butler, Mem. of the Depart. of Agric. in India 1907, S. 135, Taf. 10,
Fig. 11 — 13; De Wildeman, Ann. soc. beige de micr. Bd. 20, 1896,
S. 31.
Kryptog&menflora der Mark V. 17
— 258 —
S. 230, Fig. 7a. Sporaugium (sp) mit stark verlängertem Entleerungs-
schlauch; b. Dauerspore mit Anliangszelle, links daneben in Keimung be-
griffen mit ausgetretenen Schwärmsporen (nach Zopf).
Sporangien meist mehr oder weniger gestreckt, ellipsoidisch
oder bauchig, seltener kugelig, von wechselnder, nicht selten be-
deutender Größe, mit zylindrischem Entleerungsschlauch, der an
größeren Sporangien kurz und dick, an kleineren meist lang und
dünn ist und, gerade oder mehrfach gekrümmt, zuweilen vor
seinem Austritt mehrere Zellen durchzieht. Schwärmsporen beim
Schwärmen kugelig, sonst schwach amöboid, mit kleinem Fett-
tropfen und mehreren, verschieden großen, glänzenden Körnchen
und einer Cilie. Dauersporen mit leerer, dünnwandiger, kleiner,
etwa halb so großer, kugeliger Anhangszelle, kugelig oder ellip-
soidisch, mit glatter, dicker Membran und großem, glänzenden
Fetttropfen. Später vergallert die Membran der Anhangszelle, die
Dauerspore allein zurücklassend. Keimung nach mehrwöchent-
lichem Austrocknen , unter Bildung einciliger Sporen , die durch
längeren Hals entweichen.
In den vegetativen und den Geschlechtszellen von Konjugaten (Meso-
carpus-, Mougeotia-, vor allem Spirogyra-Arten) auch in den reifen Zygoten;
zuweilen in jeder Zelle der Fäden, allein oder in Gesellschaft mit anderen
Chytridiineen (Rhizi^ieen) oder Ancylistineen (Lagenidium, Myzocytium). —
Von Zopf bei Berlin mehrfach gefunden; Hamburg; Frankreich, Belgien,
Norwegen, Indien.
Kleine auf ein Oogon und ein Antheridium reduzierte Zwerg-
pflänzchen von Myzocytium erinnern sehr an die Geschlechts-
pflanzen dieser Art, sind aber durch das Auftreten von Befruchtungs-
schläuchen, die bei den P.-Arten nicht gebildet werden, und die
lose im Oogon liegenden Oosporen zu unterscheiden. Die Spo-
rangien finden sich in derselben Ausbildung in den Gattungen
Olpidium, Olpidiopsis und Pseudolpidium wieder.
Von der vorstehenden Art ist 2. P. (Olpidiopsis) parasitica
(Fisch) Fischer 1. c. S. 40 im wesentlichen nur durch die meist in
größerer Zahl (2 — 5, selten 1) den* Dauersporen anklebenden An
hangszellen unterschieden (= Pleocystidium parasiticum Fisch
Beiträge zur Kenntnis d. Chytridineen 1884, S. 42, Fig. 24—29)
Vielleicht sind beide miteinander zu vereinigen. Butler (1. c
S. 136) fand freilich bei P. Schenkiana immer nur eine Anfangs
zelle, während von De Wildeman (Ann. soc. beige de micr. Bd. 20
— 259 —
1896, S. 31) bis 4 Anhangszcllen beobachtet wurden. Letzterer
beobachtete auch nicht selten eine Anßcliwellung der durch den
Parasiten befallenen Zellen der NährpHanze.
In Spirogyra. — Erlangen; Belgien.
Für das Gebiet kommen auch folgende mehr oder weniger
bekannte Arten in Betracht:
a) In Spirogyra.
3. P?. (Olpidiopsis) fibrillosa De Wildem an, Ann. soc. beige de
micr. Bd. 20, 1896, S. 27, Taf. 2, Fig. 13, 14, 18, 19.
Sporangien ellipsoidisch, allein oder zu mehreren in den
leicht anschwellenden Nährzellen, mit einem an der Basis mehr
oder weniger erweiterten Entleerungshals. Dauersporen 20 — 25 fi
Durchmesser, kugelig oder ellipsoidisch, mit 1 — 3, zuweilen zu
zwei zusammenhängenden Anhangszellen; Membran dick, von
einem Kranz dünner radial stehender haarfeiner Fibrillen umgeben.
Aus Belgien bekannt; auch bei Hamburg beobachtet.
4. P?. (Olpidiopsis) Zopfii De Wildeman 1. c. S. 25, Taf. 1,
Fig. 1—3 u. 5—7.
Sporangien eiförmig, ellipsoidisch oder kugelig, mit verschieden
langem und meist vorragendem Entleerungshals; Nährzelle bis auf
die doppelte Breite anschwellend. Dauersporen kugelig, mit dicker
Membran, die mit scharf zugespitzten, an der Basis stark ver-
breiterten Stacheln besetzt ist; 16 — 22 ^ Durchmesser ohne die
Stacheln; eine oder mehrere Anhangszellen.
Bisher nur aus Luxemburg bekannt.
Die Dauersporen sind denen von Olpidiopsis minor sehr
ähnlich; ob aber hier identische Arten vorliegen, erscheint
zweifelhaft.
b) In Mesocarpus.
5. P?. (Olpidiopsis) appendiculata De Wildeman 1. c. S. 29,
Taf. 1, Fig. 4, 8 — 12.
Sporangien kugelig oder ellipsoidisch, einzeln in der bis auf
das Vierfache anschwellenden Nährzelle. Dauersporen kugelig mit
dicker, mit kräftigen ziemlich langen Stacheln besetzter Membran ;
Durchmesser ohne Stacheln 8 — 15 /i,, mit ihnen 13 — 25 fi; An-
17*
— 260 —
hangszelle einzeln, fadenförmig, nur am Ende erweitert, über
20 fi lang.
Belgien.
6. P?. (Olpidiopsis) elliptica (Schroeter) A. Fischer, Rabh.
Krypt. Fl. Bd. 1, 4, S. 41. — Diplophysa elliptica Schroeter, Krypt.
FL V. Scbles. Bd. 3, 1, S. 196.
Dauereporen quer ellipsoidisch, meist die Breite der Nährzelle
einnehmend, mit hellbrauner, mit feinen zerstreut stehenden
Stacheln besetzter Membran; Anhangszelle wenig kleiner als die
Dauerspore mit bräunlicher glatter Membran. Alles übrige un-
bekannt,
Schlesien.
2. Familie: Woroninaceae.
Übersicht der Gattungen.
A. Der reife Thallus wandelt sich als Ganzes in ein einziges
Sporangium oder eine einzige Dauerspore um.
a) Dauersporen m.H Anhangszelle I. Olpidiopsis.
b) Dauersporen ohne Anhangszelle ... 2. Pseudolpidium.
B. Der reife Thallus zerfällt restlos in eine Mehrzahl von Spo-
rangien oder Dauersporen (Sporangien- und Cystosori), oder
letztere entstehen einzeln.
a) Jedes Sporangium eines Sorus von dem Wirt in ein Fach
eingeschlossen, mit dessen Wandung diejenige des Spo-
rangiums verwächst, die einzelnen Sporangien daher zy-
lindrisch, von der Form der Fächer und wie diese in Reihen
hintereinander. Dauerzustände in Form einzelner isolierter
Stachelkugeln 3. Rozella.
b) Alle Sporangien eines Sorus, also dieser selbst, in einem
einzigen, von dem Wirte gebildeten Fache, in diesem isoliert
nebeneinander, locker zu einer Gruppe vereint, liegend; jedes
Sporangium kugelig. Dauerzustände entweder in Form vieler
nebeneinander liegender Stachelkugeln oder größerer aus
vielen miteinander verwachsenen Dauersporen bestehenden
warzigen Cystosori 4. Woronina.
1. Gattung: OlpicliopsiM (Cornu) A. Fischer, Rabh.
Krypt. Fl. Bd. 1,4, S. o7 p. p.; Cornu, Ann. sc. nat. 5. ser., 1872,
— 261 —
S. 114 in weiterem Umfnng. — Diplophysa Schroeter, Krypt.
Flor. V. Schles. III, 1, S. 195 u. Nat. Pfl. Farn. I, 1, S. 85 p. p.
Name abgeleitet von der Gattung Olpidium, welche der vor-
liegenden Gattung ähnlich ist.
Thallus, soweit bekannt, ein anfangs nackter, nicht vom Plasma
der Wirtezelle unterscheidbarer Plasmakörper, der sich später mit
einer Membran umgibt und zum Sporangium wird. Sporangien
kugelig oder ellipsoidisch, mit glatter, dünner Membran und einem
oder mehreren, zylindrischen, mehr oder weniger langen P]nt-
leerungsschläuchen. Schwärmsporen eUipsoidisch, ohne Fetttropfen,
mit zwei Cilien, von denen die eine seitlich, die andere am Vorder-
ende befestigt ist; dadurch vor allem von Pseudolpidiopsis unter-
schieden; Bewegung ruhig, gleichmäßig, nicht hüpfend. Dauer-
sporen wahrscheinlich wie bei Pseudolpidiopsis entstehend (siehe
dort), kugelig oder ellipsoidisch, mit dicker, mit Warzen oder
Stacheln besetzter oder als wellige Hülle ausgebildeter Membran
und mit meist einer aber auch mehreren, meist kleineren leeren,
gewöhnlich kugeligen Anhangszellen.
Sämtlich Parasiten in Saprolegniaceen.
Die Arten der Gattung sind leicht mit denen der vorigen
zu verwechseln (siehe dort).
Während früher die in Saprolegniaceen vorkommenden Para-
siten auf eine Art (Nägeli, A. Braun) oder auf die Arten nur
einer Gattung: Olpidiopsis (Cornu) zurückgeführt wurden, hat
Fischer auf Grund experimenteller Untersuchungen (Pringsh. Jahrb.
f. wiss. Bot. Bd. 13, 1882, S. 286 u. bot. Ztg. 1880, S. 689)
gezeigt, daß in ihnen die Arten zweier durch ihre Dauersporen
wesentlich unterschiedener Gattungen vorliegen. Beide besitzen
ganz entsprechende Sporangien, unterscheiden sich aber dadurch
voneinander, daß die Dauersporen zum Teil eine Anhangszelle
besitzen und auf geschlechtlichem Wege entstehen, zum Teil, ohne
diese, sich ungeschlechtlich bilden.
Für die Formen mit ungeschlechtlich entstehenden Dauer-
sporen schuf er das neue Genus Pseudolpidium, die anderen, mit
Anhangszellen versehenen, stellte er in die von Cornu begründete
Gattung Olpidiopsis. Diese Einteilung und Benennung ist auch
hier beibehalten worden, während Schroeter (Kryptog. Fl. v. Schles.
u. Engler Prantl. Natürl. Pfl. Fam. I, 1) die Bezeichnung Olpidi-
— 2G2 —
opsis gerade auf die Formen mit Dauersporen ohne Anhangszelle
anwandte und die anderen Arten mit Anhangszellen in die neue
Gattung Diplophysa einordnete. Näheres hierüber siehe auch
Fischer, Rabenh. Kryptog. Fl. Bd. 1, 4, S. 34.
Ohne Kenntnis der Dauersporen ist daher Olpidiopsis auch
von der folgenden Gattung Pseudolpidium nicht zu unterscheiden.
Da zudem oft Arten beider Gattungen dasselbe Individuum be-
wohnen, und Dauersporen der einen gesellig neben Sporangien der
anderen gefunden werden, sind sehr leicht Irrtümer möglich.
Hier sei auf die Zeichnungen 2 u. 3 der Tafel 4, Ann. sc. nat.
ser. 5, 1872, hingewiesen, die zwei Achlya-Schläuche darstellen,
welche die Sporangien von Pseusolpidium fusiforme und zugleich
die Dauersporen von Olpidiopsis minor enthalten, welch' letztere
daher von Cornu irrtümlich zu den ersteren gehörig angesehen
wurden.
Bemerkt sei noch, daß auch Olpidium wie Pseudolpidiopsis
dieselben Sporangien wie die vorliegende Gattung besitzen, die
Schwärmsporen dagegen dort eincilig sind, während sie hier zwei
Cilien tragen.
Übersicht der Arten.
A. Dauersporen mit warziger oder wellig gestalteter Oberfläche.
a) Oberfläche der Oogonien mit halbkugeligen, stumpf eckigen
Warzen. Durchmesser der Dauerspore etwa 50 — 60 ^. In
Saprolegnia I. 0. saprolegniae.
b) Oberfläche wie vorher; Durchmesser etwa 16 ^. In Aphano-
myces 2. 0. aphanomycis.
c) Oberfläche mit wellig gebogener, gelblicher Hülle. Durch-
messer etwa 30 — 50 ^. In Saprolegnia . . 3. 0. major.
B. Dauersporen mit stacheliger oder feinstrahliger Oberfläche.
a) Stacheln kräftig, mit breiter Basis; Anhangszelle glatt:
4. 0. minor.
b) Stacheln sehr fein und kurz. Anhangszelle ebenso mit zer-
streuten Stacheln 5. 0. index.
I. 0. saprolegniae Cornu, Ann. sc. nat. 5. ser., Bd. 15, 1872,
S. 114, Taf. 3, Fig. 10 (nicht die Dauersporen) pro parte. —
Dangeard, Le Botaniste Bd. 2, S. 88, Taf. 4, Fig. 5—8; Constan-
— 263 —
tineanu, Rev. g^n^r. de bot. Bd. 13, 1901, S. 372. — Chytridium
(Olpidium) saprolegniae A. Braun, Abhdlgn. der Berl. Akad. der
Wissensch. 1855, S. 61 pro parte. — Diplophysa saprolegniae
Schroeter, Krypt. Fl. v. Schles. Bd. 31, S. 195 und Engler-Prantl,
Natürl. Pfl. Farn. Bd. 1, 1, S. 85.
Sporangien meist zu vielen (bis 50) in den meist mehr oder
weniger oft blasig oder keulig aufgetriebenen Enden von Sapro-
legnia-Schläuchen, kugelig oder breit ellipsoidisch , mit glatter,
dünner Membran und einem mehr oder weniger vorragenden
Entleerungshals. Schwärmsporen ellipsoidisch, mit 2 Cilien, die
eine am spitzen Vorderende, die andere seitlich befestigt. Dauer-
sporen nach Fischer (Rabenh. Krypt. Fl. Bd. 1, 4, S. 38) dunkel
graubraun, kugelig bis ellipsoidisch, mit halbkugeligen stumpfen
3 y, hohen Warzen dicht bedeckt, auffallend groß, 68 ix breit,
78 ^ lang, mit einer, selten 2 — 3, kugeligen, farblosen, glattwandigen
Anhangszellen von etwa 28 — 30 fx Durchmesser.
In mehreren Saprolegnia- Arten (z. B. S. Thureti) beobachtet und wohl
allgemein verbreitet. Breslau, Hamburg.
Da nach Fischer die Dauersporen dieser Art eine stumpf -
warzige Oberfläche besitzen sollen, gehören die bei Cornu (1. c.
Taf. 3, Fig. 10) abgebildeten mit stacheliger Oberfläche versehenen
Dauersporen nicht hierher. Aus demselben Grunde ist wohl an-
zunehmen, daß auch Constantineau (1. c. S. 373) ein fremder
Organismus vorgelegen hat. Irrtümer sind ja hier leicht möglich.
2. 0. aphanomycis Cornu, Ann. sc. nat. 5. ser., 1872, S. 148,
aber nicht sicher; Petersen, Journal de botan. Bd. 17, 1903, S. 216.
Dauersporen mit bräunlicher, warziger Membran wie bei
0. saprolegniae, jedoch viel kleiner, 16 y Durchmesser; Anhangs-
zelle mit dünner, glatter Wandung, etwa 11 ^ Durchmesser.
In den Schläuchen von Aphanomyces, diese terminal oder interkalar
auftreibend. — Schweden ; Frankreich (?).
Da Cornu keine Dauersporen beobachtete, muß es zweifelhaft
bleiben, ob er nicht eine Pseudolpidium-Art vor sich hatte. Der
oben stehenden Beschreibung der Dauersporen liegen die Angaben
von Petersen zugrunde, der auch erwähnt, daß die zugleich von
ihm beobachteten Sporangien ganz der Beschreibung von Cornu
entsprachen (Sporangien siehe daher bei Pseudolpidium aphano-
mycis).
— 264 —
3. 0. major Mauricio (Jahresber. d. naturf. Ges. Graubündens
Bd. 38, 1895, S. 15, Fig. 4—9). Sporangien kugelig bis ellip-
soidisch, oft gesellig (bis 62 fi breit und 124 ^ lang) mit meist 2,
aber auch bis 4 oft weit vorragenden dünnen zylindrischen Ent-
leerungsschläuchen. Dauersporen kugelig oder eiförmig mit dicker
gelber Membran mit wellig gebogener hellgelber Hülle; Durch-
messer 30 — 40 /U oder 40 — 50 fi breit und 70 — 105 fi lang mit
1 — 4, meist 2, kugeligen Anhangszellen.
In den oft zu weiten Blasen aufgetriebenen Schläuchen von Saprolegnia-
Arten (z. B. von S. Thureti und hypogyna). — Schweiz.
Dieselbe wellige Hülle besitzen die Dauersporen von 0. in-
crassata Cornu (1. c. S. 146, Taf. 4, Fig. 11), in Achlya racemosa,
über deren Natur sich Cornu aber selbst nicht klar ist, und die
von Fischer 1. c. S. 37 für ein zweifelhaftes Pseudolpidium gehalten
wird. Wie Mauricio selbst hervorhebt, sind die Dauersporen der
von ihm gefundenen Art wahrscheinlich schon von Cornu be-
obachtet worden, so daß die von Cornu und Mauricio gefundenen
Pilze identisch und eigentlich als 0. incrassata Cornu zu bezeichnen
wären. Sie beide nebeneinander noch als Arten zu erhalten, wie
es De Wildeman in seinem Census tut, halte ich für nicht ge-
rechtfertigt.
Zweifelhaft wegen der nicht bekannten Dauersporen ist 0.
irregularis Constantineanu (Rev. gen. de bot. Bd. 13, 1901, S. 373,
Fig. 76). Sporangien meist zu vielen gesellig, sehr unregelmäßig,
stets stark verlängert, aber oft gekrümmt, mit eckigen Vorsprüngen
oder sogar stumpf liehen Fortsätzen. Entleerungshals kurz; Schwär-
mer kugelig oder wenig gestreckt, mit 2 Cilien und einigen kleinen
Körnchen.
In einer unbestimmten Saprolegnia, zugleich mit Rozella septigena und
zuweilen in den von dieser gebildeten Fächern auftretend. — Eumänien.
4. 0. minor A. Fischer, Rabenh. Krypt. Fl. Bd. 1, 4, S. 39.
— Butler, Mem. of the depart. of agricult. 1907, S. 134, Taf. 9,
Fig. 8 — 11. — Olpidiopsis fusiformis Cornu pro parte, Ann. sc.
nat. 5. ser., Bd. 15, S. 147, Taf. 4, Fig. 3 (bei a) u. 4; Reinsch,
Jahrb. f. wiss. Bot. Bd. 11, Taf. 17, Fig. 1 (nicht die Sporangien!).
5. 230, Fig. 7. c) Sporangien in einem lokal angeschwolleneu Achlya-
Faden; d) Dauerspore mit Anhangszelle (nach Butler).
— 266 —
Sporangien gesellig, in Auf treibungen der befallenen Hyphen,
kugelig, mit zylindrischem, oft vorragendem Entleerungsschlauch.
Schwärmsporen länglich, mit 2 Cilien , von denen eine vorn, die
andere seitlich befestigt ist. Dauer8j)oren kugelig, mit gelblich
brauner, dicker Membran, die mit farblosen, breit kegelförmigen,
scharf zugespitzten Stacheln besetzt ist; 40 — 60 fj, Durchmesser.
Anhangszellen meist 1, seltener 2 — 3, kugelig oder ellipsoidisch,
mit glatter, dünner Membran.
Bisher nur in Achlya-Arten beobachtet, oft in Gesellschaft mit Pseud-
olpidium fusiforme (so in den Abbildungen von Cornu und Reinsch). —
Hamburg; Frankreich, Indien.
Nach Fischer sollen die Sporangien klein sein, während sie
nach Butler einen Durchmesser von 80 — 120 fx erreichen können.
Dieser fand auch in manchen Dauersporen einen großen Fett-
tropfen, der nach Fischer fehlen solh
Unvollständig bekannt ist 5. 0. index Cornu, (Ann. sc. nat.
5. ser., 1872, S. 145, Taf. 3, Fig. 11 u. Sorokin, in Rev. mycol.
1889, S. 84, Taf. 81, Fig. 118) mit großen, ellipsoidischen Spo-
rangien und mit von winzigen scharfen Stacheln dicht besetzten
Dauersporen, deren Anhangszelle ebenfalls kleine, wenn auch
größere, locker stehende Stacheln besetzt. — In einer Achlya. —
Frankreich.
2. Gattung: Psendolpidiam Fischer, Rabenh. Krypt.
Fl. Bd. 1, 4, 1892, S. 33. — Olpidiopsis (Cornu) Schroeter, Engl.
Prantl Natürl. Pfl. Fam. Bd. 1, 1, S. 69. — Olpidiopsis Cornu
pro parte, Ann. sc. nat. 5. ser., Bd. 15, S.
Name von pseudes: falsch und Olpidium, da die vorliegende
Gattung jener gleicht, ohne mit ihr identisch zu sein.
Die zur Ruhe gelangte keimende Schwärmspore treibt einen
feinen Keimfaden durch die Membran der Nährzelle, durch die
ihr Plasmainhalt unter Zurücklassung der leeren Sporenhülle in
die Nährzelle übertritt, sich in dieser zunächst der Beobachtung
entzieht, dann aber nach 24 Stunden als dunkler, meist länglich
kugliger Plasmakörper sichtbar wird und sich schließlich durch
Umhüllung mit einer Membran scharf von dem umgebenden
Plasma der sich hierbei mehr oder weniger oft ballonartig er-
weiternden Nährzelle absondert. Bei Vorkommen mehrerer Plasma-
— 266 —
körper in derselben Nährzelle entspricht jeder dieser einem ein-
gedrungenen Sporenkörper. Sporangien, aus den Plasmakörpern
entstehend, kugelig, ellipsoidisch, zuweilen lang gestreckt, mit
glatter Membran und reif mit einem, seltener mehreren, die
Wandung der Nährzelle durchbohrenden Entleerungsschläuchen.
Schwärmsporen durch diese entweichend, zahlreich, klein, eiförmig
oder nierenförmig, mit 2 meist seitlich befestigten Cilien. Dauer-
sporen ohne Anhangszelle, von der Form der Sporangien und wie
diese entstehend, mit meist bräunlicher und mit dicht stehenden
feinen Stacheln besetzter Membran, mit Sporen keimend, die
durch zylindrischen Entleerungshals ausschwärmen.
Vorwiegend Parasiten auf niederen Pilzen (vor allem Sapro-
legniaceen und Pythium-Arten).
Von Serbinow (Scripta bot. hört. Petrop. Bd. 24, 1907, S. 154)
ist eine allerdings zweifelhafte in Algen parasitierende Ps.-Art be-
schrieben worden, deren jugendliche amöboide, nackte Protoplasten
sich durch Einschnürung zu teilen vermögen. Ob hier ein die
Gattung charakterisierendes Merkmal vorliegt, bedarf noch der
Bestätigung. Bei den in Saprolegniaceen schmarotzenden Arten
hat Fischer keine Teilungsfähigkeit beobachtet.
i. P. saprolegniae (A. Braun) A. Fischer, Rabenh. Krypt.
Fl. Bd. 1, 4, S. 35, Fig. 3; Butler, Mem. of the Depart. of Agricult.
in India 1907, S. 131, Taf. 10, Fig. 1—2. — Chytridium sapro-
legniae A. Br., Abhdlg. Berl. Akad. 1855, S. 61, pro parte, Taf. 5,
Fig. 23. — Olpidium saprolegniae A. Br. ibidem S. 75. — Olpidi-
opsis • saprolegniae Cornu, Ann. sc. nat. 5. ser., Bd. 15, S. 145,
pro parte, Taf. 3, Fig. 8; Sorokin, Rev. mycol. 1889, S. 84, Taf. 83,
Fig. 132—139, 145; Fischer, Jahrb. f. wiss. Bot. 1882, Bd. 13,
Taf. 1, Fig. 2—5 u. Botan. Ztg. 1880, S. 685, Taf. 10; Schroeter,
Krypt. Fl. v. Schles. Bd. 3, 1, S. 183 und Engler-Prantl , Natürl.
Pfl. Fam. Bd. 1, 1, S. 69.
S. 230, Fig. 6. b) Entleerte Sporangien in einem angeschwollenen Faden-
ende von Saprolegnia (nach Cornu); c) Schwärmer; d) Dauerspore, Ent-
leerung (nach Fischer).
Sporangien meist zu vielen, bis 50, gesellig nebeneinander,
seltener einzeln, in den keulig oder weitblasig aufgetriebenen Ast-
enden von Saprolegnia-Arten, schon dem bloßen Auge oft als
weiße Pünktchen erkennbar, kugelig bis ellipsoidisch, mit glatter,
— 2^7 —
dünner Membran und einem, seltener mehreren, meist längeren,
die Wand der Nährzelle durchbohrenden und meist mehr oder
weniger vorragenden Kntleerungsschlauch ; sehr verschieden groß,
Durchmesser 7 — 140 /i. Schwärmer eiförmig, 2 f^i breit, 4 (i lang,
oft einseitig abgeplattet, eine Cilie am spitzen Vorderende, die
andere seitlich. Dauersporen wie die Sporangien geformt und von
derselben Größe, einzeln oder zu vielen gehäuft, mit vielen spitzen,
dicht stehenden Stacheln und bräunlichem, dichtem Inhalt. Kei-
mung durch zweicilige Schwärmsporen, die durch einen zylin-
drischen Entleerungskanal entweichen.
Nur auf Saprolegnia-Arten (S. monoica, thureti, asterophora), nicht auf
Achlya, Aphanomyces und Pythium übertragbar (A. Fischer). Bildung der
Dauersporen besonders bei Eintritt kühlerer Jahreszeit, auch zu anderer Zeit
bei ungünstiger Ernährung usw.; häufig in Kulturen auftretend; so von
Schroeter (Krypt. Fl. von Schles. S. 138) in Zimmeraquarien beobachtet. —
Hamburg; Schlesien usw.
2. P. fusiforme (Cornu) Fischer 1. c. S. 35. — Olpidiopsis
fusiformis Cornu, Ann. sc. nat. 5. ser., Bd. 15, S. 147, pro parte,
Taf. 4, Fig. 1 — 3 (nicht die Dauersporen!); Fischer, Pr. Jahrb.
Bd. 13, 1882, S. 320 u. 363, Taf. 1, Fig. 1; Sorokin, Rev. mycol.
1889, S. 83, Taf. 31, Fig. 129; Schroeter, Engler - Prantl , Natürl.
Pfi. Farn. Bd. 1, 1, S. 69.
S. 230, Fig. 6. a) Unreife Sporangien (sp) in einem angeschwollenen
Fadenende von Achlya (nach Cornu, verändert).
Sporangien gestreckt, spindelförmig, ellipsoidisch bis lang
zylindrisch, oft gekrümmt, meist zu vielen gesellig nebeneinander
in Achlya -Schläuchen, die hier zu länglichen aufgetriebenen Be-
hältern erweitert sind; mit glatter, dünner Membran und kurzem,
nicht vorragendem Entleerungshals. Schwärmer 2 ^ breit, 4 ju
lang, eiförmig, mit 2 Cilien. Dauersporen wie die gewöhnlichen
Sporangien geformt und von derselben Größe, aber mit zahlreichen
dicht stehenden Stacheln.
Nur auf Achlya-Arten (A. polyandra, racemosa, leucosperma, prolifera),
nicht auf Saprolegnia-Arten übertragbar; überall verbreitet. — Hamburg;
Frankreich.
3. P. aphanomycis (Cornu) Fischer 1. c. S. 37; Butler,
Mem. of the Depart. of Agric. in India 1907, S. 132, Taf. 9,
Fig. 1 — 7. — Olpidiopsis aphanomycis Cornu, Ann. sc. nat. 5. ser.,
Bd. 15, 1872, S. 148, Taf. 4, Fig. 5—11.
— 268 —
Sporangien kugelig oder ellipsoidisch, mit glatter Membran,
allein oder oft zu mehreren (3 und mehr) entweder in den Enden
kurzer Seitenäste oder meist interkalar im Fadenverlauf, die be-
fallenen Stellen blasig auftreibend, von wechselnder Größe, reif
mit einem (seltener zwei) zylindrischen, mehr oder weniger vor-
ragenden Entleerungshals. Schwärmsporen mit zwei Bewegungs-
perioden, nach der ersten, die sehr kurze Zeit dauert, sich nahe
dem Sporangium ansammelnd, 4 — 5 Minuten ruhend, dann wieder
schwärmend, freilich ohne voraufgehende Häutung, länglich, mit
zwei seitlich, nahe beieinander, befestigten Cilien. Dauersporen
kugelig, mit bräunlicher, mit feinen Stacheln bedeckter Wandung.
In den Fäden von Aplianomyces- Arten, häufiger gefunden, auch bei
Hamburg ; bei der allgemeinen Verbreitung der Nährpflanze zweifellos überall
vorhanden.
In Aphanomyces kommen scheinbar sowohl eine Pseudol-
pidium- wie eine Olpidiopsis-Art vor, da in den Schläuchen dieser
Saprolegniacee, vergesellschaftet mit ganz übereinstimmenden Spo-
rangien, sowohl Dauersporen mit einer Anhangszelle wie ohne
diese beobachtet wurden (siehe Butler 1. c. S. 132 und Petersen,
Journal de botanique Bd. 17, 1903, S. 216). Welche dieser beiden
Gattungen Cornu vorgelegen hat, der die Dauersporen nicht sah,
läßt sich daher nicht angeben. Überhaupt scheinen diese selten
aufzutreten, wie auch die Angaben Butlers und Petersens zeigen.
Weitere Beobachtungen sind daher sehr erwünscht. Dangeard
(Le Botaniste ser. 2, 1891, S. 90, Taf. 4, Fig. 9—11) glaubte die
vorliegende Art auch in Pythium parasitierend zu finden; da sie
Butler aber vergeblich auf Pythium zu übertragen versuchte, liegt
wohl eine Verwechselung mit einer anderen Spezies (Pseudol-
pidium pythii?) vor.
4. P. pythii Butler, Mem. of the Depart. of Agricult. in
India S. 127, Taf. 7, Fig. 9—16.
Sporangien einzeln oder zu mehreren in den kugelig oder
ballonartig aufgetriebenen Enden der Hyphen der Nährpflanze
oder kurzer seitlicher Auswüchse, ellipsoidisch, verschieden groß
(biß zu 35 ^ im längeren Durchmesser), mit glatter, dünner Membran,
reif mit einem meist kurzen, mehr oder weniger vorragenden
Entleerungshals. Schwärrn8i)oren unmittelbar nach dem Austritt
kurze Zeit schwärmend, dann in dichten Haufen ruhend, endlich
— 209 —
fortschwimmend, dann nierenförmig mit zwei seitlich hefestigten
Cilien. Dnuersporen reichlich gebildet, allein oder zusammen mit
Sporangien, eiförmig oder kugelig, bis zu 30 ^ Durchmesser, mit
brauner, ziemlich dünner, dicht mit zarten, kurzen Stacheln be-
deckter Membran; Keimung unbekannt.
In Kulturen von Pythium-Arten (P. monospermum, rostratum, vexaiis
und iutermedium), die aus Gartenerde gezüchtet wurden. — Südfrankreich.
Eine wahrscheinlich hierher gehörige Form fand ich auf einer unhe-
stimmten Pythium-Art bei Hamburg.
Eine zweite von Butler auf einer aus Gartenerde gezüchteten
Pythium-Art vorkommende Spezies: F. gracile (1. c. S. 129, Taf. 7,
Fig. 1—8) , deren 4—52 ^t breite Sporangien (bis zu 40) in den
ballonartig aufgetriebenen Enden der Haupthyphen oder seitlicher
Nebenäste vorkommen und 2—5 Entleerungsschläuche bilden,
besitzt kugelige, gelbliche Dauersporen mit langen, haarartig dünnen
Stacheln. — Südfrankreich.
5. P?. sphaeritae (Dangeard) Fischer 1. c. S. 36. — 01-
pidium sphaeritae Dangeard, Le Botaniste Bd. 1, 1889, S. 51,
Taf. 3, Fig. 3—7. — Olpidiopsis sphaeritae Schroeter, Engler-
Prantl, Natürl. Pfl. Farn. Bd. 1, 1, S. 69.
Sporangien oft zu 5 — 6 aneinander gedrängt in derselben
Nährzelle, kugelig oder elHpsoidisch, mit weit vorragendem Ent-
leerungsschlauch. Schwärmsporen klein, mit zwei seitlichen Cilien.
Dauersporen unbekannt, daher die Stellung der Art zweifelhaft.
Parasitisch in den glatten und stacheligen Dauersporen von Sphaerita
endogena, mit deren Keimung nicht zu verwechseln. — Südfrankreich.
6. P?. glenodinianum (Dangeard) Fischer, Rabenh. Krypt.
Fl. Bd. 1, 4, S. 36. — Olpidium glenodinianum Dang., Journal
de bot. Bd. 2, 1888, S. 130, Taf. 4, Fig. 6-10.
Besitzt kugelige oder ellipsoidische Sporangien mit kurzem,
schnabelförmigem Entleerungshals und mit zwei seitlich befestigten
Cilien versehene Schwärmsporen, die sich beim Ausschwärmen
vor der Mündung zuerst in einem Haufen ansammeln und sich
mit gleichmäßiger selten sprungweiser Bewegung dann erst zer-
streuen. Sporangien zu 1 — 4 in Glenodinium cinctum, einer
Peridinee, blühende Kulturen völlig zerstörend. Dauersporen
unbekannt.
Frankreich.
— 270 —
7. P. (?) deformans Serbinow, Scripta bot. Hort. Petrop.
Bd. 24, 1907, S. 25 ii. 154, Taf. 1, Fig. 1—12; Taf. 4, Fig. 16—28.
Thallus zunächst ein nackter, aus dem eingedrungenen Proto-
plasten der Schwärmspore entstehender Plasmakörper, amöboid,
durch Einschnürung in Stücke zerfallend, die sich weiterhin ab-
runden und zu Sporangien werden. Sporangien kugelig, bis 35 fi
Durchmesser, oder länglich ellipsoidisch, bis gegen 47,5 fz lang
und 14,7 — 27^ breit. Schwärmer, durch einen gegen 15,8 /x
langen und 8 f^ breiten, die Wand der stark aufgetriebenen Nähr-
zelle durchbohrenden und ziemlich weit vorragenden Entleerungs-
hals austretend, dann kugelig oder ellipsoidisch, mit zwei seitlich
befestigten Cilien, stark ihre Form verändernd, 3,15 — 4,75 fi
Durchmesser. Dauersporen nicht beobachtet.
Id den Zellen der Seitenäste von Draparnaldia glomerata. — Rußland.
Obige Beschreibung nach dem deutschen Resümee der russisch
geschriebenen Arbeit. Die Art ist nach der Gestalt der Sporangien
und Schwärmer eine P. spez., die Teilbarkeit des Protoplasten
nähert sie aber den folgenden Sporangiensori bildenden Gattungen.
3. Gattung: Rozella Cornu, Ann. sc. nat. 5. ser., 1872,
S. 114.
Name nach E. Roze, einem französischen Botaniker, der über
Kryptogamen mehrere Arbeiten zum Teil mit Cornu schrieb; er
starb 1900.
Aus der zur Ruhe gelangten, von einer Membran umgebenen,
keimenden Schwärmspore tritt der Plasmainhalt durch feinen
Infektionsschlauch in das Innere der Nährzelle, deren Inhalt
durchsetzend und umwandelnd und von ihm nicht unter-
scheidbar, später den ganzen Schlauch mehr oder weniger füllend
und dann basalwärts in eine mehr oder weniger große Zahl ein-
zelner Stücke zerfallend, die von der Wirtszelle durch Querwände
voneinander getrennt werden. Jede dieser Plasmaportionen, die
also insgesamt von einem eingedrungenen Sporenkörper abstammen
und einen Sorus darstellen, umgibt sich nun mit einer sehr zarten,
der Wandung der Nährzelle so dicht anliegenden Membran, daß
sie für sich nicht erkennbar und nur durch Anwendung chemischer
Mittel nachweisbar ist. Jedes der so entstehenden Fächer bildet
sich nun zu einem Sporangium um, oder sein Inhalt kontrahiert
271 —
Fig, 9a — h. Synchytrium succisae; i) S. aureum, h) S. myosotydis. — 10a— g. Woronina poly-
cystis. — IIa. Rozella simulans; b — c. R. septigena. — 12a — c. Rhizomyxa hj-pogaea. — 13. Micro-
myces zygogonii.
— 272 —
sich zu einer Dauerspore. Sporangien daher von der Form der
Fächer, mit einer von der Membran der Wirtszelle nicht unter-
scheidbaren Wandung, reif mit meist seitlich gelegener Papille,
durch welche die ellipsoidischen, fnit 2 Cilien versehenen Sporen
entweichen; eine Cilie am spitzen Vorderende, die andere seitlich
befestigt; Bewegung ruhig, nicht hüpfend. Dauerzustände lose im
Innern der Fächer liegend, in Form von Stachelkugeln, mit braunem
Exospor und farblosem Endospor und großem zentralen Fett-
tropfen. Keimung unbekannt.
Parasiten in den Schläuchen von Saprolegniaceen. Auch von
dieser Gattung wurden die Sporangien für die Antheridien der
Nährpflanze und die Stachelkugeln für eine weitere Sporenart
derselben gehalten. Die zusammenhängende Entwicklungsgeschichte
lieferte auch hier erst Fischer (Pringsh. Jahrb. Bd. 13, S. 321).
I. R. septigena Cornu 1. c. S. 163, Taf. 6, Fig. 1—17;
A. Fischer, Jahrb. f. wiss. Bot. Bd. 13, 1882, S. 321, Taf. 2,
Fig. 19; Taf. 3, Fig. 20—28; Dangeard, Le Botaniste Bd. 2, S. 87,
Taf. 5, Fig. 1—2; Sorokin, Rev. mycol. S. 83, Taf. 83, Fig. 140
bis 142; Pringsheim, Jahrb. f. wiss. Bot. Bd. 2, 1860, Taf. 22,
Fig. 1—6.
S. 271, Fig. 11. b) Schwärmsporen (nacli Cornu); c) Saprolegnia-Faden
mit zwei in seitlichen Auswüchsen liegenden Dauersporen und einem Spo-
rangium (nach Cornu).
Sporangien meist zu vielen, bis zu 20, in den in ihrer Form
nur unwesentlich veränderten, aber durch Querwände in Fächer
gegliederten Schläuchen in Reihen hintereinander gebildet, mit
sehr dünner, von der Wandung der Nährzelle nicht unterscheidbarer
Membran, reif mit vielen Sporen, die durch eine meist seitlich
gelegene Öffnung entweichen, unter Zurücklassen einer größeren
Menge unverbrauchter Inhaltsmassen. Schwärmsporen länglich,
4 fx breit, 6 — 8 fi lang. Dauersporen einzeln in den Fächern,
(Kirch Kontraktion des Inhalts entstehend, entweder reihenweise
in den Hauptschläuchen oder in seitlichen sackartigen Ausstül-
pungen, einsporige Oogonien vortäuschend („falsche Oogonien" der
Nährpflanze), kugelig, mit braunem, dicht mit winzigen, etwa 2 ^
langen Stacheln besetztem Exospor und farblosem Endospor und
einem großen Fetttropfen; Durchmesser etwa 20 fx; Keimung nicht
bekannt.
— 273 —
In Saprole^nia-Schläiichen, bei Infektionsversiichen nicht auf Achlya
übertiaii^bar (Fischer); häufig; z. B. Breslau, Hamburg?; in Aquarien oft
auftauchend.
2. R. simulans A. Fischer, Jahrb. f. wiss. Bot. Bd. 13, 1882,
S. 335.
S. 271, Fig. 11. a) Hintereinander liegende, in Fächer eingeschlossene
Sorussporangien, zum Teil entleert, nebst drei in seitlichen oogonienähnlichen
Auswüchsen liegenden Dauersporen (Original); in Achlya racemosa.
Wie vorhergehende Art, aber nach Fischer nur auf Achlya-
Arten (A. polyandra u. racemosa) vorkommend.
Die noch nicht beobachteten Stachelkugeln fand ich auf Achlya racemosa,
in kleinen Seitenästen; Hamburg, Leipzig; Italien (Maurizis).
4. Gattung: Woroniua Cornu, Ann. sc. nat. 5. ser.,
Bd. 15, 1872, S. 114.
Ableitung des Namens von dem bekannten russischen Bo-
taniker S. Woronin.
Die zur Ruhe gelangte Schwärmspore umgibt sich mit einer
Membran, aus der durch feinen Infektionsschlauch der lebende
Plasmakörper in die Nährzelle übertritt und, deren Plasma innig
durchdringend, von diesem zunächst nicht zu unterscheiden ist.
Durch den hierbei von dem Parasiten auf die Wirtszelle ausge-
übten Reiz wird diese, der Anzahl der eingedrungenen Sporen-
körper entsprechend, durch Querwände in hintereinander liegende
oft anschwellende Fächer gegliedert, von denen jedes sich mit
dem parasitischen Plasma anfüllt. Aus jeder dieser in ein Fach
eingeschlossenen Plasmamassen entsteht nun ein Sporangiensorus
oder ein aus zahlreichen derbwaudigen meist fest aneinander ge-
lagerten Dauersporangien oder Cysten bestehender Dauerzustand,
der also auch einen Sorus, einen Cystosorus, darstellt. Sporangien-
sori oft in Reihen hintereinander liegend, in den Fächern ein-
geschlossen. Sporangien kugelig, einzeln mit kurzer Papille die
Wandung der Nährzelle durchbohrend und die Sporen entlassend.
Schwärmsporen aus den gleichaltrigen Sporangien eines Sorus
gleichzeitig austretend, länglich mit breitem Vorder- und spitzem
Hinterende und einer vorn und einer seitlich befestigten Cilie,
mit ruhiger, nicht hüpfender Bewegung. Cystosorus wie jeder
Sporangiensorus, in ein von dem Wirt gebildetes Fach einge-
schlossen, entweder aus einem Haufen dicht aneinander liegender,
Kryptogamenflom der Mark V. 18
— 274 —
zu einer kompakten Masse verwachsener Cysten gebildet, dann
den Eindruck einer großen einzigen Spore mit warziger Oberfläche
hervorrufend oder eine Gruppe locker nebeneinander liegender
Stachelkugeln darstellend; bei der Keimung jede Cyste sich ab-
rundend, anschwellend und sich in gewöhnliche Sporangien um-
wandelnd.
Parasiten in Algen und Pilzen.
Woronina hat zuerst Pringsheim beobachtet und die Sorus-
fächer als die Antheridien der Wirtspflanze angesehen. Die An-
wesenheit eines fremden Organismus , den er Woronina nennt,
und damit seine parasitäre Natur, hat Cornu erkannt. Den experi-
mentellen Nachweis des Parasitismus wie eine lückenlose Dar-
stellung der eigenartigen Entwicklungsgeschichte hat dagegen erst
Fischer in einer grundlegenden Arbeit in Pringsheims Jabrb.
Bd. 13, S. 335 geliefert.
I. W. polycystis Cornu 1. c. S. 176, Taf. 7, Fig. 1-19;
Sorokin, Rev. mycol. S. 139, Taf. 82, Fig. 131 u. Taf. 83, Fig. 143
bis 144; Dangeard, Le Botaniste Bd. 2, 1889, S. 86, Taf. 4,
Fig. 1—4; Pringsheim, Jahrb. f. wiss. Bot. Bd. 2, Taf. 23, Fig. 1
bis 5; A. Fischer, Jahrb. f. wiss. Bot. Bd. 13, S. 335, Taf. 13,
Fig. 6—8; Taf. 14, Fig. 9-18.
S. 271, Fig. 10. a) Scklauchende von Saprolegnia; im oberen Fach ein
Sporangiensorus, im mittleren ein Cystosorus, im unteren ein in Entwicklung
begriffener Sorus (nach Cornu); b) Eindringen des Sporeninbalts ; c — f) Ent-
wicklung eines Sporangiensorus; g) Schwärmer (nach Fischer).
Sporangiensori, oft reihenweise hintereinander, in den durch
Querwände abgetrennten Fächern des Wirts liegend; Fächer ter-
minal kugelig bis kolbig oder keulig, im Faden verlauf meist
zylindrisch, aber meist ein wenig breiter als der Faden; Länge
der Fächer gegen 100 fi, Breite etwa 30 /^. Einzelsporangien
locker nebeneinander liegend, in größerer oder geringerer Zahl zu
einem Sorus vereinigt, nahezu kugelig, mit glatter Membran.
Schwärmer etwa 4 fx lang, 2 fj, breit; eiförmig, mit 2 Cilien, durch
eine kurze, die Wand der Nährzelle durchbohrende Papille des
Sporangiums ausschwärmend. Cystosorus einzeln oder reihenweise
in den meist stärker aufgetriebenen Fächern der Fäden, in Form
und Größe sehr variabel, meist der Gestalt der Fächer ent-
sprechend, kugelig, ellipsoidisch, walzenförmig oder unregelmäßiger,
J
— 275 —
dunkelbraun, an der Oberfläche mit dicht gestellten, kegelförmigen
spitzlicben Warzen, den hier liegenden Cysten, bedeckt; Durch-
messer 42 — 140 fi. Einzelne Cysten, durch den gegenseitigen
Druck eckig- polygonal, njü stark verdickter Membran, Durch-
messer 4 — 5 /t, in kompakter Masse den Sorus bildend. Keimung
durch Umwandlung der Cysten in Sporangien und Bildung von
Schwärmsporen in diesen.
In Saprolegnia-Scbläuchen schmarotzend, nach Fischer nicht auf andere
Saprolegniaceen (Achlya, Aphanoniyces) auch nicht auf Pythium übertragbar;
häufig und allgemein verbreitet; z. B. Breslau, Hamburg; Frankreich; Rußland;
Schweiz; oft in Aquarien in Saprolegniarasen erscheinend.
Dauerzustände schon nach 8 Tagen bei Aufbewahrung im
Wasser keimbar; Austrocknen tötet sie sofort. Unterbleibt der
Zusatz frischen Wassers und stellt man die Kulturgefäße an einen
kühlen Ort, erscheinen die Dauerzustände auch im Sommer.
Nach den Abbildungen und der Beschreibung von Cornu
kommt der Pilz auch auf Achlya-Arten vor, auf die er nach
Fischer nicht übertragbar ist. Da Cornu keine Infektionsversuche
angestellt hat, würde die Existenz einer zweiten auf Achlya vor-
kommenden, mit der beschriebenen scheinbar übereinstimmenden
Art angenommen werden müssen.
Die in den Saprolegniaceen-Schläuchen gebildeten Querwände
werden nach Fischer (Pringsh. Jahrb. Bd. 13, S. 337) hier wie
bei Rozella von der Nährpflanze gebildet, stellen also eine Reaktion
dieser gegenüber dem Parasiten dar, gegen dessen weitere Aus-
breitung innerhalb der Nährpflanze sie sich wohl richten. Die
starke Herabsetzung, ja in manchen Fällen die völlige Unter-
drückung der Bildung der Fortpflanzungsorgane vermögen sie
allerdings doch nicht zu hindern.
2. W. glomerata (Cornu) Fischer, Rabenh. Krypt. Flora
Bd. 1, 4, S. 67; Zopf, Beiträge zur Physiol. u. Morph, niederer
Organismen Heft 4, S. 43, Taf. 2, Fig. 1—13; Taf. 3, Fig. 1-3.
— Chytridium glomeratum Cornu, Ann. sc. nat. 5. ser., 1872,
Bd. 15, S. 187, Taf. 7, Fig. 20—22.
Sporangien in größeren oder kleineren meist lockeren Haufen
auftretend, jeder Haufen durch Zerfall einer Plasmamasse gebildet,
also einen Sorus darstellend und meist in durch Querwände ab-
getrennten Fächern des Wirts in Reihen hintereinander oder durch
18*
— 276 ~
größere Zwischenräume getrennt liegend. Sporangien meist kugelig,
bei sehr dichter Lagerung aber polygonal abgeplattet, zwischen
ihnen braune Körner, die Reste des verdauten Zellinhalts, mit
kurzem, außen mündenden Entleerungshals. Schwärmer klein,
2 — 2,6 ^ Durchmesser; näheres über die Cilienzahl, Entleerung usw
nicht bekannt. Dauerzustände in Form vieler, kleiner, voneinander
getrennter, aber einander genäherter, schwach bräunlicher, kugeliger
oder kurz ellipsoidischer, ziemlich dickwandiger Körper, die bei
schwächerer Vergrößerung als Stachelkugeln erscheinen, bei stär-
kerer dagegen eine zierliche Netz- oder Waben-Struktur erkennen
lassen (wie die Sporen des Weizenbrandes). Gruppierung der
Cysten in zusammengehörigen Haufen, wie die Sporangiensori in
abgeschlossenen Fächern der Vaucheria-Fäden ; jeder Haufen durch
reichliche Ansammlung brauner Körnchen dunkel gefärbt und auch
hier einen Sorus bildend. Keimung der einzelnen Cysten derart,
daß das farblose Endospor in Form eines Bläschens hervorwächst,
aus dem durch einen die Wand der Nährzelle durchbohrenden
Schlauch die Sporen hervortreten.
In Yaucheria terrestris und sessilis, in Kulturen nicht auf andere Algen
übergehend. Sporangienentwicklung nach Zopf sehr früh, bald nach der
Eisschmelze, später nur noch Dauerzustände. — Hamburg; Frankreich.
Zuweilen können die Entleerungsschläuche zweier Cysten rhit
einander verwachsen, sie hanteiförmig vereinigend.
Zopf hält mit Cornu und Fischer die in den Fächern des
Wirts auftretenden Sporangien- und Cystenhaufen für Sori, als
die sie auch nach meinen Beobachtungen angesehen werden müssen.
In ihrer Entwicklung treten nach Zopf echte Plasmodien auf,
die seiner Vermutung nach derart entstehen, daß die in die
Schläuche der Vaucheria eingedrungenen Inhaltskörper vieler Sporen
sich in amöbenartige Körper umwandeln, die zu einem Plasmodium
verschmelzen. Wenigstens vermochte er in den Vaucheria-Fäden
oft umfangreiche fremdartige, netzartig ausgebildete Plasmakörper
festzustellen, die später in kleinere Plasmamassen („Teilplasmodien")
zerfielen, aus denen die Sori hervorgingen. Die Plasmodien sollen
ferner die festen Inhaltsmassen der Nährzellen aufnehmen und
verdauen und die unverdauten Reste in Form der die Sori be-
gleitenden Körner wieder abgeben. Auf Grund dieser Beobach-
tungen trennt Zopf daher die vorhegende Art und verwandte
— 277 —
Formen wie W. pol3'cystia und andere, bei denen er eine ähnliche
Ernilhrungfiiirt vermutet, ganz von den Chytridineen ab und
schließt sie niederen tierischen Organismen speziell den zoo-
sporen Monadinen an (siehe die Einleitung).
Tatsächlich muß die Frage, ob Plasmodienbildung bei einigen
hierher gehörigen Pilzen vorkommt, oßen bleiben. Denn auch
aus den Untersuchungen von Fischer, der nachwies, daß die Sori
von nur einem eingedrungenem Sporenkörper abstammen können,
folgt nicht, daß nicht z. B. bei Rozella, Woronina eine Ver-
schmelzung mehrerer derselben eintreten kann, wenn mehrere
Parasiten in denselben Schlauch eindringen. Da sich nämlich in
diesem Fall oft nur ein Sporangiumsorus bildet, so erscheint es
nicht imwahrscheinlich , daß die verschiedenen eingedrungenen
Sporenkörper erst miteinander verschmelzen und aus dem so ent-
standenen Plasmodium erst der Sporangiensorus entsteht. Fischer
selbst, der die Entstehung von Plasmodien im übrigen zurück-
weist, gibt die Möglichkeit ihrer Bildung für Rozella zu. Zu
denselben Ansichten ist auch Butler bezüglich Pleolpidium ge-
kommen (Mem. of the Department of Agric. in India 1907, S. 110).
Da aber hierüber wie auch über die Ernährungsart dieser
Pilze eingehendere Untersuchungen fehlen, scheint es vorläufig
richtiger, in der diesen Formen zugewiesenen Stellung keine
Änderungen vorzunehmen.
Nach Zopf kommen Woronina - ähnliche Organismen auch in
einer Mougeotia- oder Mesocarpus-Art wie in einer Pilobolus-Art
vor. Der erste von ihm als W. aggregata bezeichnete Parasit
besitzt nach ihm echte Plasmodienbildung, rundlich-traubige Sori
aus 10 — 20 einander dicht genäherten Sporangien.
Eine Woronina -Art ist wahrscheinlich auch Chytridium
elegans Perroncito (Centralbl. f. Bakteriol. Bd. 4, 1888, S. 295) =
Woronina elegans A. Fischer (Rabenh. Krypt. Fl. Bd.l, 4, S. 66).
Sporangien zu 8-20 oder mehr zu einem kugeligen oder
sternförmigen rosenroten Körper von 60 — 110^ Durchmesser zu-
sammenliegend, der nach Beschreibung von Perroncito ein Sorus
zu sein scheint; jedes Sporangium mit 5 — 100^ langem, und
3 — 4 fx weitem Entleerungsschlauch, aus dessen Scheitel die 4 bis
5 (X langen und 2 — 3 /i breiten, mit 2 langen Cilien versehenen,
rötlichen Sporen entweichen.
_ 278 —
Auf Philodiua roseola, einem rötlichen Rotatur; ans den Themen von
Vinardio and Valdieri (Italien).
3. Familie: Synchytriaceae.
Übersicht der Gattungen.
A Thallus vor der Sorusbildung von unregelmäßiger Form. Sorus-
.Dorangien in Form, Anordnung und Zahl an Woronina ermnernd,
sporangien , Zweifelhafte KoUektiv-
„„t wenigen (_2) Schwärmern Rhizomyxa.
gattung. Wurzelparasiten '
B. Thallus kugelig oder angenähert kugelig. Sorussporangien mit
vielen Schwärm sporen. •- i ^^
a) Sporangiensorus stets außerhalb der glatten oder mit langen
Stacheln besetzten Hülle des reifen Fruchtkörpers gebildet,
wenigzähhg, meist aus 3-4 (bis 7) Sporangien bestehend.
Dauersporen von den reifen Fruchtkörpern außer m der
Dicke der Membran nicht unterschieden. Plasma farblos.
., . 2. Micromyces.
Algenparasiten .
b) Sporangiensorus auch innerhalb der nie stacheligen meist
glatten Membran der reifen Fruchtkörper gebildet, vielzahlig,
selten nur 8-10 , oft bis zu 100 Sporangien und darüber
enthaltend. Dauersporen von den reifen, die Sporangienson
bildenden, Fruchtkörpern deutUch unterschieden. Plasma
oft gelb oder rot gefärbt. Parasiten in Landpfianzen^ _
^ 3. Synchytrium.
1. Gattung: RhiasomyxaBorzi, Khizomyxa nuovo ficomi.
cete Messina 1884; Fischer, Rabenh. Krypt. Fl. Bd. 1. 4 S. 67.
Name von rhiza: Wurzel und myxa: Schleimiger Überzug;
weil der jugendliche Thallus in Form einer schleimigen Plasma-
substanz in den Wurzeln höherer Pflanzen vorkommt.
Thallus intramatrikal, anfangs eine nackte, farblose, zeitweise
vakuolenreiche Plasmamasse, entweder die Nährzelle ^inz oder
nur teilweise füllend, in der Form daher sehr mannigfach, ,n den
Wurzelhaaren z. B. lang zylindrisch, in den Parenchymzellen d i
Nährpflanzen manchmal mehr oder weniger regelmäßig kugel g
oder ellipsoidisch, bei der Reife in einen Sporangien^ "';' ^^
.porenSorus zerfallend. Sporangien daher je nach der Form des
Fruchtkörpers in Reihen hintereinander oder zu einem Hauten
— 270 —
zusammengeballt, mit glatter Membran, kugelig oder ollipsoidisch,
mit feiner Entleerungspapille. Schwärmsporen zu wenigen in
einem Sporangium entstehend, mit breit abgerundetem Hinter- und
zugespitztem, eine lange Cilie tragendem Vorderende, ohne auf-
fallenden Fetttropfen. Dauerzustände vielleicht einen Sorus derb-
wandiger Sporangien darstellend (Cystosorus). Wurzelparasiten.
Nach Borzi sollen außerdem noch geschlechtlich erzeugte
Oosporen vorkommen. Diese entstehen nach ihm derart, daß der
sich streckende vegetative Körper nach Umhüllung mit einer
Membran und Auftreten einer Querwand in eine größere kugelige
und kleinere längliche Zelle zerfällt, und der Inhalt der letzteren
in die erstere durch feinen Schlauch überfließt. Nach der Kon-
traktion der vereinigten Plasmamassen und Umhüllung mit fester
Membran entsteht dann die Oospore. Diese aus 2 Zellen be-
stehenden, die Oospore enthaltenden Pflänzchen erinnern durchaus
an Zwergpflänzchen von Myzocytium. Da aber ihr Zusammen-
hang mit den anderen Entwicklungszuständen nicht sicher bekannt
ist, liegt hier vielleicht ein fremder Organismus vor. Auch andere
von Borzi beschriebene und hierher gestellte Bildungen gehören
nach den Beobachtungen von Fischer 1. c. S. 67 wahrscheinlich
nicht hierher.
Im Vorstehenden bin ich Fischer gefolgt, der in der von
Borzi beschriebenen Gattung eine Mehrzahl verschiedener Formen
erblickt. Dagegen hält Schroeter sie in dem ihr von Borzi ge-
gebenen Umfang aufrecht und stellt sie zu den Ancylistineen.
Ohne nähere Untersuchung erscheint eine eingehendere Diskussion
kaum angängig. Die der Gattung hier zugewiesene Stellung ist
jedenfalls durchaus unsicher. In der hier beschriebenen Um-
grenzung kommt sie Woronina am nächsten, unterscheidet sich
aber von dieser Gattung durch eincilige Schwärmer.
I. R. hypogaea Borzi 1. c. S. 1, Taf. 1 u. 2 pro parte; De
Wildeman, Mem. soc. beige de micr. Bd. 17, 1893, S. 25, Taf. 2,
Fig. 9—16.
S. 271, Fig. 12. a) Unentwickelte Fruchtkörper im Gewebe von Stellaria
media; b) Sporangiensori, ebenda; c) Schwärmer ''nach Borzi).
Sporangien einen Sorus darstellend, entweder in Reihen hinter-
einander oder zu einem kugeligen oder ellipsoidischen oder in der
Umgrenzung unregelmäßigen Haufen zusammengeballt, zuerst
— 280 —
polygonal, ein parenchymatisches Gewebe darstellend, reif sich
gegeneinander abrundend, dann kugelig, klein, nur 5 — 6 fi Durch-
messer, mit wenigen, meist 1 — 2, selten mehr, Schwärmsporen,
die durch feine Papille austreten. Dauerzustände aus einem
Sorus dickwandiger, potygonal gestalteter, dicht miteinander ver-
bundener Sporangien gebildet.
Scheinbar ein verbreiteter Parasit in den Wurzeln höherer Pflanzen.
Von Borzi auf zahlreichen Pflanzen bei Messina gefunden, von denen folgende
auch im Gebiet vorkommen: Agrostis alba, Briza maxima, Poa annua, Setaria
glauca, Stellaria media, Capsella bursa pastoris, Anagallis arvensis, Borrago
officinalis, Lamium amplexicaule, Erigeron canadensis; von Fischer außerdem
auch in Triglochin palustre, Juncus Gerardi und Ranunculus sceleratus be-
obachtet; auch aus Belgien bekannt (Graswurzeln, De Wildemann).
2. Gattung: Hicromyces Dangeard, Le Botaniste Bd. 1,
1889, S. 55.
Name von micros: klein und myces: Pilz.
Thallus zunächst eine nackte Plasmakugel im Innern der
befallenen Zelle, die sich weiterhin mit einer mit großen, zerstreut
stehenden Stacheln oder vorspringenden Protuberanzen versehenen
oder nahezu glatten Membran umgibt. Die so gebildeten Frucht-
körper keimen entweder direkt oder machen zuerst einen Dauer-
zustand durch , wobei sie ihre Membran beträchtlich verstärken.
Bei der Keimung quillt das gesamte Plasma an einer Stelle hervor
und zerfällt innerhalb der Nährzelle und dann neben der ent-
leerten Hülle liegend oder durch einen feinen Kanal nach außen
tretend, in eine geringere Zahl von Zellen, die sich mit einer
dünnen Membran umgeben und zu Sporangien werden. Spo-
rangien entweder dicht aneinander grenzend, noch den gemein-
samen Ursprung aus einer Plasmamasse andeutend oder durch
Auseinanderweichen voneinander entfernt und unregelmäßig neben-
einander. Schwärmsporen in größerer Zahl in den Sporangien
gebildet, sehr klein (kaum 1 fi Durchmesser), mit winzigem Fett-
tropfen und einer langen Cilie, sehr lebhaft sich bewegend; Aus-
trittsstelle und weitere Entwicklung nicht beobachtet. Dauer-
zustände mit dicker, brauner Membran, sonst wie die vorhin be-
schriebenen Fruchtkörper.
Die noch unvollständig bekannte Gattung war bisher nur
aus Frankreich und Belgien bekannt, kommt aber auch in Deutsch-
land vor.
— 281 —
Scheinbar werden hier nur Dauersporen gebildet, die aber
die Fähigkeit besitzen, je nach den Umständen direkt zu keimen
oder in einen Dauerzustand überzugelien.
Die Gattung ist mit Synchytrium (hidurch verwandt, daß der
Sorusbildung die Entstehung eines von einer Membran umge})enen
Fruchtkörpers voraufgeht. Nicht sicher ist, ob die neben der
leeren Hülle des Fruchtkörpers liegenden Sorussporangien wieder
ihrerseits, wie bei Synchytrium, von einer besonderen Membran
umgeben sind.
I. M. zygogonii Dangeard, Le Botaniste Bd. 1, 1889, S. 52,
Taf. 2, Fig. 1—10 u. 20 und Bd. 2, 1891, S. 245, Taf. 17, Fig. 2—8.
S. 271, Fig. 13. Dauersporen (ds) mit den aus ihnen hervorgetretenen
Sporangiensoris (nach Dangeard).
Einzeln oder zu zwei, selten zu mehreren, in den meist ganz
oder lokal erweiterten Nährzellen. Fruchtkörper mit einer mit
oft zerstreut stehenden, langen, spitzen, kräftigen Stacheln, seltener
nur stumpflichen Warzen bedeckten oder ganz glatten Membran.
Sporangiensorus aus meist 4 aber bis zu 7 Zellen bestehend, im
Innern der Nährzellen neben der entleerten Hülle liegend. Spo-
rangien mit dünner, glatter Membran, kugelig oder birnförmig oder
bei dichterer Lagerung polygonal kantig. Schwärmsporen siehe
vorher; beim Ausschwärmen zunächst in das Zellinnere, dann
nach außen tretend; näheres unbekannt. Dauersporen oft zu
mehreren gesellig in einer Zelle, mit dicker, braun gefärbter,
stacheliger, warziger oder glatter Membran.
In den Zellen von Zygogonium. — Südfrankreich.
Ob die von De Wildeman (Bull. soc. beige de micr. Bd. 30,
1892, S. 173, Fig. 2) beschriebene und abgebildete Form hierher
gehört, erscheint zweifelhaft.
Hierher versetze ich auch einen von mir auf einer nicht
näher bestimmten Conjugate (Mesocarpus?) bei Hamburg be-
obachteten Pilz. Die aus den Stachelkugeln hervorgetretenen und
neben ihrer Hülle liegenden meist kugeligen oder ellipsoidischen
Plasmakörper waren oft in einen Sorus von 4 regelmäßig ange-
ordneten Sporangien zerfallen. Trotz längerer Beobachtung habe
ich ein Ausschwärmen nicht eintreten sehen; die befallenen Zellen
waren gar nicht oder nur lokal wenig erweitert.
— 282 —
Nach De Wildeman (Mem. Herb. Bois. 1900 n. 3.) kommt
auf Mesocarpus parvulus eine andere Art vor, die er als M. meso-
carpi l»ezeichnet und die ellipsoidische, 18 — 39 fi lange und 11 ^t*
breite, an ihrer Oberfläche durch kurze Vorsprünge rauhe Dauer-
sporen besitzt, deren Plasma bei der Keimung durch einen feinen
Kanal außerhalb der Nährzelle entleert wird und erst hier einen
Sorus bildet. Weiteres nicht bekannt.
Belgien.
3. Gattung: {^yiichytriam de Bary et Woronin, Be-
richte d. naturf. Ges. in Freiburg HI, 1863, — Pycnochytrium
(de Bary) Schroeter, Engl.-Prantl, Natürl. Pfl.-Fam. Bd. 1, 1, S. 73.
Name von syn: zusammen und chytrion: Töpfchen, weil die
reifen Fruchtkörper in eine Mehrheit nebeneinander hegender
Sporangien zerfallen.
Thallus zuerst als nackte, farblose oder durch Einlagerung
von Öltropfen gelb oder rot gefärbte, aus den eingewanderten
Plasmakörpern der keimenden Sporen entstehende Kügelchen
(Initialzellen) in den Epidermiszellen höherer Pflanzen erkennbar
und sie nach der Umhüllung mit einer Membran und vollendetem
Wachstum mehr oder weniger füllend. Durch den hierbei auf
die Nährzellen ausgeübten Reiz schwellen diese zu oft stark er-
weiterten, zuweilen haarartig über die Oberfläche der Nährpflanze
auswachsenden Blasen an. Während sich nun bei manchen Arten
der Einfluß des Pilzes auf die Vergrößerung der befallenen Nähr-
zelle beschränkt, (einfache Gallen oder Warzen), kommt es bei
anderen in deren Umgebung zu lebhafter Teilung, Neubildung und
oft, wenn auch geringerer, Vergrößerung der Zellen, wodurch die
Nährzelle in die Höhe gehoben wird, und schließlich vorspringende,
halbkugelige, perlenartige, zuweilen sogar gestielte, manchmal gelb
und rot gefärbte Zellwucherungen entstehen, die als becherartige
Hüllen die tief in sie eingesenkte, den Parasiten enthaltende Epi-
dermiszelle umgeben, die nur am Grunde der Einsenkung des
oft kraterartig vertieften Scheitels der Gallen oberflächlich zu
liegen kommt (zusammengesetzte Warzen oder Gallen). Solche
Bildungen können an dünnen Blättern bei vereinzelten Infektions-
stellon auch dadurch entstehen, daß die abnorm wachsenden
Epidermiszellen in das Blatt hineinwachsen und hierdurch an dieser
— 288 —
Stelle eine mehr oder weniger tiefe Einsenknng entsteht, der
eine warzige Erhebung der von der vergrößerten Nährzelle vor-
getriebenen anderen l^lattoberfläche entspricht (Fviidi, lledwigia
1901, S. 10). Treten die Warzen in größerer Zahl auf, können
sie zu Schwielen, Leisten oder scheibenartigen Krusten zusanunen-
fließen ; im ganzen richten die hierher gehörigen Pilze aber ge-
ringen Schaden an. Aus den umhäuteten, erwachsenen Plasma-
körpern entstehen nun entweder direkt Dauersporen oder aber
sie zerfallen durch eine meist von der Oberfläche aus auftretende
Zerklüftung in einen Haufen kleiner Sporangien, die weiterhin
erst die Sporen entlassen; es bilden sich also Sporangiensori , die
auch als Sommersporangien oder Sommersori bezeichnet werden
können, weil sie in derselben Vegetationsperiode reifen. Dieser
Zerfall findet entweder innerhalb der primären Membran jener
Plasmakugeln statt (Eusynchytrium) oder außerhalb dieser, nach-
dem die Plasmakörper bruchsackartig in Form kleiner Bläschen,
von der inneren sehr elastischen und dehnbaren Membran der
Mutterzelle umhüllt, hervorgetreten sind (Mesochytrium). Die
Sporangien eines Sorus, daher zunächst von einer gemeinsamen
Haut umschlossen, erst durch deren Riß freiwerdend und sich
voneinander trennend, durch den gegenseitigen Druck meist ku-
gelig-vielkantig, zuweilen ganz unregelmäßig, mit farbloser, ziemlich
kräftiger Membran und verschieden gefärbtem, zumeist homogenem
Inhalt. Entleerung durch warzenförmig vorspringende, meist an
den Ecken auftretende und sich mit einem Loch öffnende Papillen.
Schwärmsporen kugelig, mit einer Cilie und einem oder zwei
großen Fetttropfen, von der Farbe des Plasmas der betreffenden
Art; Bewegung sprunghaft.
Dauersporen in der Größe bei derselben Art oft sehr schwan-
kend, meist einzeln aber auch zu mehreren in der Nährzelle, ge-
wöhnlich kugelig oder ellipsoidisch, zuweilen sich durch gegen-
seitigen Druck polygonal abplattend, mit dickem, braunem Exospor
und einem zarten, farblosen Endospor, oft umhüllt von einer
mehr oder weniger dicken, hornigen Kruste des vertrockneten,
braun gefärbten Inhalts der Nährzelle, mit einem weiß, gelb oder
orangerot gefärbten Plasma. Keimung verschiedenartig, indem
der Inhalt innerhalb der Membran der Dauerspore entweder direkt
in Schwärmer zerfällt oder erst einen Sorus bildet oder endlich
^ 284 —
erst ungeteilt aus einer feinen Öffnung in eine von dem sich stark
dehnenden Endospor gebildeten Blase übertritt und nun hier erst
in Plasmaportionen zerfällt, die sich weiterhin mit einer Membran
umhüllen und zu Sporangien werden.
Alle Arten sind Parasiten höherer Landpflanzen feuchter
Standorte. Fundstellen sind vor allem Überschwemmungsgebiete,
feuchte Wiesen, Flußufer, Ränder von Wasserfällen usw. Die
Abhängigkeit von einer gewissen Feuchtigkeit des Standortes zeigt
sich überall, z. B. derart, daß sich der Pilz auf einer mit einer
Nährpflanze bewachsenen Wiese nur an ihren tieferen Stellen findet
und hier wesentlich die dem Boden genäherten Wurzelblätter, oft
ihre Unterseite allein, bewohnt, bie Gründe hierfür sind natürlich
darin zu suchen, daß die Sporangienentleerung und die Verbreitung
der Schwärm Sporen von Pflanze zu Pflanze von dem Vorhandensein
von Wasser abhängig ist. Diese Bedeutung des Wassers ist auch
durch Versuche festgestellt worden (de Bary u. Woronin, Schroeter,
Lüdi und andere); so bilden die Sporangiensori von S. taraxaci
enthaltenden und in Wasser gelegten Blätter von Taraxacum meist
nach einigen, spätestens aber 20 Stunden, zahllose Sporen, die
sich in Form eines roten Niederschlags am Boden des Gefäßes
anhäufen; und ebenso ist bei mehreren Arten die Keimung der
Dauersporen durch längeres Liegen in Wasser oder Verpackung
in feuchtem Moos erreicht worden.
Bezüglich der Zahl der Nährwirte verhalten sich die einzelnen
Arten nach den bisher vorliegenden Untersuchungen verschieden.
So ist, wie schon früher erwähnt, festgestellt worden, daß S. taraxaci
nur auf Taraxacum, ja nur auf einzelnen Arten dieser Gattung
vorkommt. Andererseits geht aus den Funden von Rytz (Cen-
tralbl. f. Bakt. Bd. 18, Abhdlg. 2, 1907, S. 637), die freilich nicht
wie die von Lüdi durch experimentelle Versuche gestützt wurden,
hervor, daß die für Synchytrium aureum angegebenen zahlreichen
Nährpflanzen freilich nicht sämtlich diesen Pilz beherbergen,
sondern verschiedene Formen desselben unterschieden werden
müssen, daß aber doch jede dieser Formen auf mehreren Nähr-
substraten vorkommt. An zahlreichen Örtlichkeiten konnte er
nämlich kleinere Infektionsgebiete nachweisen , an denen neben
einer hauptsächlich stark infizierten Nährpflanze, der Hauptnähr-
pflanze, sich verschiedene andre benachbarte Pflanzen, die Neben-
I
I
~ 285 —
niihrpflanzen , mit einander ähnlichen Pilzgallen bedeckt fanden.
Solche Befunde machen tatsächlich den Kindruck, daß hier der-
selbe Pilz mehrere nebeneinander stehende Wirte befallen hat,
wobei die auftretenden Unterschiede auf die verschiedenartige
Reaktion der einzelnen Nährpflanzen zurückgeführt werden können.
Eine definitive Entscheidung vermag freilich nur die experimentelle
Untersuchung zu liefern, die wie bei 8. Taraxaci auch für andere
Arten eine hochgradige Spezialisierung der Nährwirte ergeben
könnte.
Die zahlreichen Arten der Gattung sind zunächst scharf durch
das Vorhandensein oder das Fehlen von Sommersporangien in
zwei Untergattungen Eusynchytrium und Pycnochytrium unter-
schieden. Diese Gruppen zu selbständigen Gattungen zu erheben,
wie es Schroeter (Engler-Prantl, Natürl. Pfl.-Fam. Bd. 1, 1, S. 72)
getan hat, erscheint wegen des im übrigen sehr übereinstimmenden
morphologischen Charakters nicht richtig. Wie auch Lüdi (Hed-
wigia 1901) hervorhebt, liegt in der Gattung Synchytrium eine
in sich weit abgeschlossene Gruppe von an das Landleben ange-
paßten Pilzen vor, die auch in ihrer Bezeichnung nicht getrennt
werden sollten. Dazu nehmen einige Arten von Eusynchytrium
eine vermittelnde Stellung zwischen dieser Untergattung und
Pycnochytrium ein. Ich bin daher im folgenden R}i;z (1. c. S. 812)
gefolgt, der unter Eusynchytrium nur die Arten versteht, die
Sommersporangien und Dauersporen bilden, deren Sori aber
innerhalb der Membran der Initialzelle entstehen, während er mit
Schroeter und de Bary unter Mesochytrium diejenigen Formen
zusammenfaßt, bei welchen ebenfalls die Bildung von Sommer-
sporangien und Dauersporen stattfindet, die Sorusbildung aber
außerhalb der Membran der Mutterzelle erfolgt; die Pycnochytrien
sind dann auf den Besitz von Dauersporen beschränkt.
Ein anderer wesentlicher Unterschied der einzelnen Arten
ergibt sich ferner auf Grund der verschiedenen Färbung des
Sporeninhalts.
Dagegen sind die meisten übrigen morphologischen Charaktere
entweder wenig mannigfaltig, so z. B. die Form und Beschaffen-
heit der Dauersporen, oder unsicher und schwankend, wie ihre
Größenverhältnisse, ihre Zahl in einer Wirtszelle usw. Auch ist
noch nicht durch eingehendere Versuche festgestellt, inwieweit
— 286 —
die von einem Parasiten an einer Wirtspflanze hervorgerufenen
oft charakteristischen und der betreffenden Synchytrium-Art selbst
zugeschriebenen Erscheinungen vielleicht nur Reaktionen dieser
Wirtspflanze darstellen, ob sie vielleicht bei Übertragung auf einen
anderen Wirt ausbleiben, und ob nicht auch andere Synchytrium-
Arten dieselben Wirkungen an jener Nährpflanze hervorrufen
werden. Hier wäre z. B. die Form der Gallen zu erwähnen,
die sich von der Nährpflanze mehr oder weniger abhängig zeigt,
aber auch auf demselben Nährwirte wesentliche Unterschiede dar-
bietet, die sich einerseits durch den verschiedenen Ort ihres Vor-
kommens (auf Blättern, Stengeln usw.) erklären lassen, anderseits
aber auch durch ihr Auftreten zu vielen nebeneinander oder isoliert
(Krusten- oder Einzelgallen) bedingt sind.
So ist vor allem auch durch Lüdi, Hedwigia 1901, S. 7,
darauf aufmerksam gemacht worden, daß bei derselben Nähr-
pflanze durch denselben Pilz sowohl einfache wie zusammengesetzte
Gallen hervorgerufen werden. Dennoch geht dieser zu weit, wenn
er der Gallenform gar keine Bedeutung bei der Charakteristik
der einzelnen Arten und der Einteilung der Synchytrieen bei-
messen möchte. Die meisten der von Fischer als Simplicia auf-
gestellten Arten, unter denen er solche mit einfachen Gallen zu-
sammenordnet, bestehen, soweit bisher bekannt, zu Recht, und
auch die Composita können erhalten bleiben, wenn man darunter
solche Arten versteht, die neben zusammengesetzten Gallen ein-
fache zu bilden vermögen und ersteres gewöhnlich in überwiegender
Menge oder sogar ausschließlich tun. So fand auch Rytz, daß
die von ihm unterschiedenen Formen des Synchytrium aureum
trotz ihres Vorkommens auf verschiedenen Nährpflanzen doch
eine bestimmte Gestalt der Gallen erkennen lassen, daß sie daher
für die Ausbildung der Warzen im allgemeinen bestimmend sind,
und ihre Form daher zu den Merkmalen des Pilzes selbst ge-
rechnet werden muß. In der folgenden Bestimmungstabelle ist
daher auch die Einteilung in Simplicia und Composita beibehalten
worden, wobei letztere freilich in dem oben erwähnten weiteren
Sinn aufgefaßt worden sind. Wichtig ist auch, daß die Form
der Gallen vor allem an den Einzelzellen untersucht wird, da die
Gallen in dichter Stellung (Krustengallen) durch Beeinflussung
des zwischen ihnen liegenden Gewebes wesentliche Veränderungen
erleiden können (siehe Rytz).
— 287 —
Übersicht der Arten.
A. Sommersori und I)auer8})oren gebildet; crsteie innerhal)) der
Membran der rnitialzollc entstehend, mit ^rdbroteni Inludt.
Eusynchytrjum.
a) Sorussi)orangien vor der Reife fest zum Sorus verbunden,
innerhalb einer gemeinsamen Haut . . . |. S. taraxaci.
b) Scnnissporangien sich schon vorher voneinander trennend,
sicli wie gelbrote Uredosporen ül)er die Oberiläche der
Nährpflanze zerstreuend 2. S. fulgens.
B. Sommersori und Dauersporen gebildet. Sori außerhall) der
Membran der Initialzelle durch Zerklüftung des aus ihr hervor-
getretenen Plasmas entstehend; Inhalt rotgelb. Mesochytrium.
a) Sommersori im oberen, die Hülle der entleerten Initialzelle
im unteren Teil der Nährzelle liegend . . 3. S. SUCCisae.
b) Sommersori im unteren, die entleerte Initialzelle im oberen
Teil der Nährzelle liegend 4. S. stellariae.
C. Dauersporen allein vorhanden; Sorusbildmig bei ihrer Keimung
wi^ vorher Pycnochytrium.
a) Inhalt der Dauersporen rotgelb oder gelb. Chrysochytrium.
aa) Gallen klein, einfach, aus einzelnen blasig vergrößerten
zuweilen haarartig vorspringenden Epidermiszellen be-
stehend. Dauersporen lose in den Wirtszellen liegend.
a) Gallen flach vorspringend.
aa) Dauersporen klein; 7— 20 ^u Durchmesser.
5. S. punctum.
ßß) Dauersporen 28—200 fx Durchmesser. Inhalt
goldgelb 6. S. laetum.
ß) Gallen haarartig vorspringend.
aa) Nährzellen mit rotem Zellsaft, nicht abbrechend.
7. S. myosotidis.
ßß) Nährzellen mit farblosem Inhalt, später unter
Zurücklassung der becherartig geformten, die
Dauerspore umschließenden Basis abbrechend.
8. S. potentillae.
bb) Gallen zusammengesetzt, halbkugehg vorspringend oder
zylindrisch, selten einfach. Dauersporen die Nährzelle
ganz ausfüllend.
^ 288 —
a) Gallen ohne Haarbüschel auf dem Scheitel.
9. S. aureum.
ß) Gallen auf dem Scheitel mit Haarbüschel.
10. S. pilificum.
b) Inhalt der Dauersporen farblos .... LeuCOChytrium.
aa) Gallen einfach, aus einer blasig aufgetriebenen, oft haar-
artig vorspringenden Epidermiszelle bestehend.
a) Dauersporen oft zu vielen, 1 — 20, in einer Nährzelle.
aa) Dauersporen 50 — 70 ^ Durchmesser, bis 10 in
einer Wirtszelle, kugelig oder ellipsoidisch.
II. S. punctatum.
ßß) Dauersporen 50 — 160 ^ Durchmesser, sehr oft
10 — 20 in einer Wirtszelle, genau kugelig.
12. S. Niesslii.
ß) Dauersporen zu 1 — 4, meist einzeln, in einer Nähr-
zelle.
aa) Nährzellen mit rotem Zellsaft.
13. S. rubrocinctum.
ßß) Nährzellen farblos 14. S. athyrü.
bb) Neben einfachen Gallen stets auch zusammengesetzte
oder letztere allein vorhanden.
a) Gallen meist einfach, seltener zusammengesetzt und
auch dann wenig vorspringend.
aa) Nährzelle mit farblosem Zellsaft.
aad) Dauersporen sehr variabel in Form und
Größe.
* Auf Viola 15. S. alpinum.
** Auf Adoxa, Ranunculaceen, Rumex.
16. S. anomalum.
ßßß) Dauersporen kugelig, 48 — 55 ^ Durchmesser.
17. S. Johansonli.
ßß) Nährzelle mit rotem Zellsaft. 18. S. anemones.
ß) Gallen zusammengesetzt, meist, halbkugelig vor-
springende oder zylindrische Knötchen oder gestielte
Zell Wucherungen darstellend, seltener einfache Gallen.
aa) Dauersporen meist kugelig, mit dickem Exospor.
19. S. globosum.
— 289 —
ßß) Dauersporen meist ellipsoidisdi, mit dünnem
Exospor 20. S. phegopteridis.
yy) Dauersporen meist kurz ellipsoidiscli, mit derbem
und oft mit querlaufenden Verdickungsstreifen
versehenem Exospor . .21. S. mercurialis.
A) Eusyncliy trium. — Sommersori und Dauersporen ge-
bildet; erstere innerlialb der Membran der Initialzelle entstehend,
mit gelbrotem Inhalt.
I. S. taraxaci de Bary u. Woronin, Ber. d. nat. Ges.
Freiburg Bd. 3, 3, Taf. 1, Fig. 1 — 18; Taf. 2, Fig. 1 — 7; Schroeter,
Colins Beiträge z. Biol. Bd. 1, S. 17; Dangeard, Le Botaniste
ser. 1, 1889, S. 208; ser. 2, 1890, S. 77, Taf. 3, Fig. 16— 32;
Rosen, Cohns Beitr. z. Biol. Bd. 6, 1893, S. 237; Lüdi, Hedwigia
1901, S. 16; Löwenthal, Archiv f. Protistenkunde Bd. 5, 1904,
S. 221, Taf. 8, Fig. 1—2.
Exsicc: Fuckel, Fungi rlien. 2103; Krieger, Fungi sax. 392; Kunze,
Fungi sei. exs. 316; Linhart, Fungi hung. exs. 92; Eabenh. Algen Eur. 1579;
Rabenh.-Winter, Fungi europ. 698, 2680; Schneider, Herb, schles, Pilze 201,
316; Sydow, Mycoth. germ. 21: Sydow, Phyc. et Protom. 44; de Thümen,
Myc. univ. 256; Flora Exsicc. Austro. Hung. 1982; Allescher et Schnabl,
Fungi bav. 85; Vestergren, Micromyc. rar. sei. 716.
Gallen gelb-, orange- oder blut-rote Knötchen darstellend, die
größten 0,25 — 0,5 mm Durchmesser, die kleinsten punktförmig;
entweder einzeln, zerstreut stehend oder dicht gedrängt und dann
Schwielen und verschiedenartige Verkrümmungen hervorrufend.
Gallen meist zusammengesetzt, aus halbkugelig vorspringenden Zell-
wucherungen gebildet, deren Mitte die Nährzelle, eine stark er-
weiterte Epidermiszelle, einnimmt, die wenig über die Oberfläche
vorragend, meist nach dem Blattinnern zu vergrößert ist, hier das
umgebende Mesophyll zusammendrückend, ja zuweilen so tief in
dieses einsinkt, daß sie die Epidermis der anderen Blattseite vor sich
treibt und über sich eine oft tiefe, fast sackartige Grube bildet,
deren Grund das freie Membranstück der Nährzelle bildet; da-
neben treten auch wenig erweiterte, schwach vorstehende, einfache
Nährzellen auf (vor allem an den Blattstielen und Blattrippen).
Initialzellen zunächst in Form rot gefärbter Plasmakörperchen in
den Nährzellen, die schließlich diese meist ganz ausfüllen, sich
mit einer Membran umgeben und innerhalb dieser in Sporangien-
Kryptogamenflora der Mark V. 19
— 290 —
sori zerfallen. Sporangiensori daher meist einzeln aber auch zu
2 — 4 in den Nährzellen, kugelig oder ellipsoidisch, bis 60 ß breit und
37 — 250 IX lang, aus 20 — 50, meist 15 — 20, einzelnen Sporangien
bestehend. Sporangien durch den gegenseitigen Druck oft un-
regelmäßig polyedrisch, sehr ungleich, zuweilen in lang gestreckten
Nährzellen lang eiförmig oder spindelförmig, mit dicker, farb-
loser Membran und feinkörnigem, orangeroten Inhalt. Schwärm-
sporen, auf der lebenden Pflanze gebildet, durch eine Membran-
ecke austretend, kugelig, mit 1 — 2 roten Fetttropfen und einer
langen Cilie, etwa 3 ^ Durchmesser. Dauersporen später er-
scheinend, winzige, gelbliche Wärzchen bildend, einzeln in den
erweiterten Epidermiszellen, diese nicht ausfüllend, 50 — 80 ^
Durchmesser, kugelig, mit dickem, braunem Exospor, farblosem
Endospor und farblosem Inhalt, der sich aber bei der Keimung
der Dauerspore wieder rotfärbt und in Schvvärmsporen zerfällt,
die fertig aus der sich öffnenden Membran hervortreten.
In den Blättern, Blütenstielen und Hüllblättern von Taraxacum officinale
an feuchten Standorten; ferner auch auf Taraxacum palustre, ceratophorum
und erythro spermum übertragbar (Lüdi). — Telt.: Wilmersdorfer Badeanstalt
(Hennings); Kottb. : Kottbus (H. Sydow). — Ferner Muskau (P. Sydow);
Schlesien (mehrfach); Thüringen; Baden; Bayern; Schweiz; wohl allgemein
verbreitet, aber in der Mark scheinbar nicht häufig vorkommend, da Magnus
(Hedwigia 1874, S. 108) trotz lebhaften Bemühens den Pilz nicht zu finden
vermochte.
Dadurch, daß die Sorusbildung innerhalb der Membran der
Mutterzelle stattfindet, ferner der Inhalt der keimenden Dauer-
sporen direkt in die Schwärmsporen zerfällt, bildet die Art einen
Übergang zu den Woroninaceen.
Lüdi (Hedwigia 1901, S. 32) hat durch zahlreiche Infektions-
versuche gezeigt, daß der Pilz höchst wahrscheinlich allein an die
Gattung Taraxacum gebunden ist, ja sogar unter den Arten dieser
Gattung eine Auswahl trifft. Die früheren Angaben vom Vor-
kommen auf Cirsium palustre und Crepis biennis sind nach dem
negativen Ausfall dieser Versuche irrtümlich.
Das von Schroeter auf Cirsium palustre beobachtete S. san-
guineum (Hedwigia Bd. 15, S. 134), das von ihm selbst später
mit S. taraxaci vereinigt wurde, ist daher als selbständige Art
anzusehen. Es bildet auf den Wurzelblättern blutrote Krusten.
Ohav.: Finkenkrug bei Nauen (P. Sydow); Oprig.: Triglitz (Jaap). —
Exsicc. : Jaap, Fiingi sei. exsicc. 20; Sydow, Phyo. et Protom. I3ü.
— 291 —
2. S. fulgens Schroeter, Hedwigia Bd. 12. 1873, S. 141;
Fnrlow, Bot. Gazette Bd. 10, S. 240.
Exsicc. : Rabeiili., Fungi eiirop. 16r)(), :U7:i; de Thünien, Mycoth. univ. 922.
Gallen orangerot, sehr klein, oft dicht gehäuft, zusammen-
gesetzt, wie bei S. taraxaoi. Sporangiensorus kugelig oder ellij)-
soidisch, Durchmesser 60 — 100 ^u, die als Nährzelle dienende
Epidermiszelle ganz ausfüllend, aus der Teilung der von einer
Membran umgebenen Initialzelle hervorgehend, aus 10 — 50 Spo-
rangien bestehend. Sorussporangien polyedrisch, Durchmesser 24
bis 33 fi, mit dicker, farbloser Membran und lebhaft orangerotem
Inhalt. Die Sporangien eines Sorus lösen sich schon auf der
Pflanze voneinander und liegen dann wie lose Uredosporen auf
der Blattfläche zerstreut umher. Schwärmer, reichlich durch
Einlegen der Blätter in Wasser entstehend, kugelig, mit einer
langen Cilie, farblos, aber mit rotem Öltropfen, 3,3 (j, Durchmesser.
Dauersporen meist einzeln, seltener zu 2 in einer Epidermiszelle,
fast immer kugelig, 66 — 82 /x Durchmesser, mit glattem, dickem,
braunem Exospor und dünnem, farblosem Endospor und farblosem
Inhalt; Keimung nicht beobachtet.
In den Blättern von Oenothera biennis; die Schwärmsporangien und
Dauersporen gleichzeitig auftretend. Schroeter beobachtete ihre Bildung vom
Juli bis in den Dezember. — Schlesien; Rastatt; Nordamerika.
Steht dem S. taraxaci nahe, ließ sich aber nicht auf Taraxacum
übertragen.
B. Mesoch3^trium. — Sommersori und Dauersporen gebildet.
Sori außerhalb der Membran der Initialzelle durch Zerklüftung
des aus ihr hervorgetretenen Plasmas entstehend; Inhalt rotgelb.
3. S. SUCCisae de Bary u. Woronin 1. c. S. 25; Schroeter,
Cohns Beitr. z. Biol. Bd. 1, S. 19, Taf. 2, Fig. 1 — 13; Rytz,
Centralblatt f. Bact. Bd. 18, 1907, S. 813, Fig. 5—18.
Exsicc: Fuckel, Fungi rhen. 409; Rabenh., Fungi eur. 1372, 1675;
Schneider, Herb, schles. Pilze 317; Sydow, Myc. marchica 4717; Krypt. exsicc.
1000; Sydow, Phyc. et Protoni. 43; de Thümen, Myc. univ. 448; Allescher
et Schnabl, Fungi bav. 637; Jaap, Fungi sei. exsicc. 176.
S. 271, Fig. 9. a) Jugendliche Fruchtkörper (Initialzellen) in Epidermis-
zellen von Succisa; b) Nährzelle mit Sporangiensorus und unter ihr liegender
leerer Hülle; c) zwei jugendliche Sorussporangien ; d) reifes Sporangium;
e) austretende Schwärmer; f) zwei Schwärmsporen; g) Galle mit Dauer-
sporen (ds;) h) durch Druck und Einwirkung von Kalilauge gesprengte Dauer-
19*
— 292 —
spore, das farblose dünne Endospor und braune dicke spröde Exospor zeigend
(nach Schroeter).
Gallen entweder einzeln als goldgelbe Punkte erscheinend
oder zu Streifen und Krusten verwachsen; ihre Form halbkugelig,
mit warziger, wie mit Perlen besetzter Oberfläche, am Scheitel mit
einer Einsenkung, deren Grund die stark erweiterte, lebhaft orange-
rot gefärbte Nährzelle bildet, die von mehreren Schichten dick-
wandiger, vergrößerter Zellen mit farblosem Inhalt umgeben ist.
Nährzelle zuerst kugelig, von dem Parasiten auf bestimmter Ent-
wicklungsstufe fast ganz ausgefüllt, später mehr oder weniger
verlängert, den dann von einer Membran, umgebenen Pilz nur im
unteren Teil enthaltend. Weiterentwicklung derart, daß der rot
gefärbte Plasmakörper des Parasiten durch eine in seiner Membran
entstandene Öffnung in den oberen Teil der Nährzelle auswandert,
wo er in einer von dem sich stark dehnenden Endospor der
Initialzellmembran gebildeten Blase zu liegen kommt, die aber
an der Durchbruchsstelle mit dem im unteren Teil der Nährzelle
liegenden lichtbraun gefärbten Exospor in fester Verbindung bleibt;
selten beide Teile seitlich nebeneinander. Durch simultane
Teilung zerfällt der etwa 100 — 170 fA> im Durchmesser messende
Plasmakörper darauf in 120—150 Sorussporangien. Sporangien
durch Reißen der Sorusmembran frei werdend, sehr mannigfaltig,
infolge des gegenseitigen Drucks oft unregelmäßig vieleckig, zu-
weilen stark verlängert, gebogen, mit ziemlich dicker, farbloser
Membran und einem mennigroten, gleichmäßig feinkörnigen
Inhalt; Größe sehr wechselnd, durchschnittlich 25 fi Durchmesser.
Schwärmsporen bilden sich nur an frisch eingesammeltem und mit
Wasser übergossenem Material, schon vor dem Austritt sich be-
wegend, durch 1 — 2 wenig vorspringende Papillen ausschwärmend,
meist kugelig, mit einer langen Cilie und einem roten Fetttropfen,
2 — 8 fi Durchmesser, daneben auch andere eincilige Sporen auf-
tretend von unbekannter Funktion, gestreckt, mit 1 — 2 roten
Tröpfchen und 4 — 5 ^ Durchmesser. Dauersporen in ähnlich
geformten Gallen wie die Sporangiensori gebildet. Gallen zu-
weilen stecknadelkopfgroß, reif von graubrauner Farbe; Einsenkung
am Scheitel stark vertieft und zuweilen stark verengt. Dauer-
sporen in der Umgebung der Einsenkung zu 120 und mehr in
einer Galle, gruppenweise zu 3 — 8 durch eine braun gefärbte
— 293 -
Zwisdieumasse , die Rückbleibsol der sie enthaltenden Nährzellcn,
verbunden; in der Form kugelig oder kurz ellii)8üidi8ch, zuweilen
durch den gegenseitigen Druck abgeplattet, mit dickem, l)rauiK'n
Exospor und einem dunth zahlnüche rote Ft^tttropfen gefärbten
Plasma, Durchmesser 50 — 80/^; Keimung nicht beobachtet.
In Succisa pratensis: in allen oberirdischen Teilen, vor allen auf der
Unterseite der Wurzel blätter auftretend; zuweilen die befallenen Pflanzen
über und über bedeckend, ohne aber wesentliche Deformationen hervorzu-
bringen.
Wiese bei Berlin (de Bary, 1852); Rudower Wiesen (Hennings);
Wiese hinter dem Gasthaus bei Finkeukrug (Magnus); Wiesen bei Nauen
und im Brieselang (Sydow); Triglitz (Jaap). — Schlesien (mehrfach),
Bayern, Böhmen; Norwegen; Australien.
In den die Dauersporen enthaltenden Gallen treten nach
Schroeter zuerst Sorussporangien auf, deren Schwärmer nun direkt
in die Epidermiszellen der Galle eindringen und zu Dauersporen
werden. Seltener finden sich die Dauersporen isoliert in anderen
Epidermiszellen, zuweilen ohne Auftreten von Zell Wucherungen.
Schroeter vermutet, daß die aus den Sporen in ältere Nährzellen
eindringenden Plasmakörper vielleicht infolge Nahrungsmangels
zu Dauersporen werden, während sich in jungen Zellen Sporangien-
sori bilden.
4. S. Stellariae Fuckel, Symb. mycol. 1869, S. 74; Schroeter,
Cohns Beiträge z. Biol. 1875, Bd. 1, S. 28, Taf. 3, Fig. 1—6. —
Uredo pustulata Fuckel, Fungi rhen. 409.
Exsicc: Fuckel, Fungi rhen. 409; Rabenh., Fungi europ. 1372, 1H75;
Schneider, Herb, schles. Pilze 317; de Thümen. Myc. univ. 1313; Jaap,
Fungi sei. exs. 1.
Gallen länglich halbkugelig, deutlich vorragend, entweder
einzeln punktförmig oder zu Krusten zusammenfließend, gelbrot
oder kastanienbraun, je nachdem Sorussporangien- oder Dauer-
sporen-Bildung vorliegt. Gallen durch Wucherung der Epidermis-
und angrenzenden Parenchym-Zellen entstehend, in der Mitte mit
der zentralen stark erweiterten Nährzelle, am Scheitel mit einer
Einsenkung, deren Grund die Nährzelle bildet. Schwärmsporangien-
sorus in Einzahl, stets in der unteren Hälfte der Nährzelle, 80
bis 150 jLt Durchmesser, kugelig, nur relativ wenige, höchstens
30, oft nur 8 — 10 Sporangien enthaltend, von einer ziemlich
kräftigen, farblosen Membran umgeben, an einer Stelle noch mit
— 294 —
der über ihr liegenden INIembran der entleerten Initialzelle in
Verbindung, aus der der Sorus ausgeschlüpft ist. Sporangien
sehr mannigfach geformt, kugelig bis polygonal eckig, mit dicker,
farbloser Membran und feinkörnigem, orangeroten Inhalt. Schwärm-
sporen durch eine Öffnung austretend, kugelig, mit einer langen
Cilie und 1 — 2 roten Fetttropfen. Dauersporen 1 — 2 (selten 3)
in einer Nährzelle, locker in dieser liegend, unreif orangerot, reif
dunkelbraun und fast undurchsichtig, durch Umhüllung mit einer
krümligen, rotbraunen Masse, dem vertrockneten Inhalt der Nähr-
zelle; kugelig, mit einem dicken, braunen Exospor und dünnen,
farblosen Endospor und einem hellrote Fetttröpfchen enthaltenden
Plasma; Durchmesser 57 — 150 [i, meist aber 75 ^. Keimung
nicht beobachtet.
Auf den Laub- und Kelch-Blättern, Blatt- und Blütenstielen und Stengeln
von Stellaria media und nemorum.
Triglitz in der Prignitz auf St. media (Jaap). — Hamburg (Jaap);
Schlesien (mehrfach); Dänemark.
Der auf Stellaria media vorkommende Pilz wird von de Thümen
Myc. univ. 1313 als f. Stellariae mediae unterschieden.
Die Arten der Untergattung Mesochytrium leiten insofern zu
den Pycnochytrien über, indem hier wie bei diesen der Sorus-
bildung ein Austritt des Initialzellinhalts voraufgeht.
C. Pycnochytrium. — Dauersporen allein vorhanden; Sorus-
bildung bei ihrer Keimung wie bei Mesochytrium.
a) Inhalt der Dauersporen rotgelb oder gelb. Chrysochytrium.
5. S. punctum Sorokin, Hedwigia Bd. 16, 1877, S. 113.
Gallen als kleine schwarze Knötchen erscheinend, auf die
befallene angeschwollene Epidermiszelle beschränkt, die umgebenden
Zellen nur wenig vergrößert. Dauersporen zu 1 — 2 in einer Nähr-
zelle, kugelig, mit dicker, etwas unebener, brauner Membran und
gelbem Inhalt, 7 — 20 ^ Durchmesser.
Auf Plantago media am Ufer des Kabansees, aber wohl auch im Gebiete.
Von dem auf Plantago lanreolata beobachteten S. plantagineum, das
wohl zu S. aureum gehört und 110 — 130 }>- im Durchmesser messende Dauer-
sporen besitzt, ist die Art durch die bedeutend kleineren Dauersporen wie
die einfachen Gallen unterschieden.
6. S. laetum Schroeter, Cohns Beitr. zur Biol. Bd. 1, S. 30,
Taf. 1, Fig. 8.
— 205 —
Exsicc: Krieger, Fungi sax. 390, 1538; Schneider, Her)), scliles. Pilze
'202; Sydow, Phycom. et Protom. 90, 130; Rabenb., Fungi europ. 1055;
Vestergreen, Micr. rar. sei. Hl 2.
Gallen punktförmig, lelOiaft schwefol- bis goldgelb, mit bloßem
Auge nur durch den Farbenkontrast mit der dunkelgrünen Blatt-
fläciie bemerkbar, aus einer viTlängerten, in der Mitte baucliig
erweiterten imd als kleiner Höcker über die Blattfiäche sich er-
hebenden, sj)äter oft braun gefärbten Epidermiszelle bestehend,
welche die umgebenden Zellen wohl ein wenig zusammendrückt,
aber in ihrer Umgebung keine Zell Wucherungen hervorruft; seltener
tritt der Parasit in einer kugelig erweiterten, der Epidermis an-
grenzenden Parenchymzelle auf. Dauersporen zu 1 — 3 (selten
mehr) in einer Ncährzelle, diese nicht ausfüllend, mehr oder
weniger ellipsoidisch bis kugelig oder sich durch gegenseitigen
Druck polygonal abplattend, mit dickem hellgrauem bis braunem,
an den Enden mit höckerartigen Verdickungen und zarten, dicht
gestellten Längsstreifen versehenem Exospor und farblosem Endospor,
später von dem hellbraunen vertrockneten Inhalt der Wirtszelle
umhüllt; mit anfangs orangerotem, später goldgelbem Inhalt. Durch-
messer 28—200 fi.
Auf Gagea lutea, minima, arveusis, pratensis, die Blätter oft über und
über mit gelben Pünktchen bedeckend, aber auch auf dem Stengel und den
Blütenblättern. — Aus vielen Orten Mitteleuropas bekannt und wohl allgemein
verbreitet. — Schlesien (mehrfach); Sachsen; Mähren; Tirol; Norwegen.
7. S. myosotidis Kühn, Rabenh., Fungi europ. 1177, 1374,
1457; Hedwigia Bd. 7, 1868, S. 121; Schroeter, Cohns Beitr. z.
Biol. Bd. 1, S. 33, Taf. 3, Fig. 7.
Exsicc: Rabenh., Fungi europ. 1177, 1374, 1457; Schneider, Herb,
schles. Pilze 105, 203, 204; Sydow, Phyc. et Protom. 138; de Thümen, Myc.
univ. 2215; Griffiths Westamerican Fungi 286.
S. 271, Fig. 9. k) Vergrößerte Epidermiszellen, mit Dauerspore (nach
Schroeter).
Gallen einfach, aus umgekehrt beutel- oder flaschenförmig
erweiterten, haarartig vorspringenden Epidermiszellen bestehend,
die unreif gelbrote, oft zu Krusten ausgedehnte Knötchen, reif
kleinere, schwarzbraune, in Linien oder Gruppen stehende Körnchen
bilden; die an die Wirtszellen angrenzenden Epidermiszellen
völlig unverändert. Nährzellen etwa l'^O — 130 ^ breit und 190 ^tt
lang. Dauersporen meist vereinzelt, selten zu 2 — 3 in einer Nähr-
— 296 —
zelle, gewöhnlich in ihrem unteren Teil, reif von dem braunen,
vertrockneten Inhalt der Nährzelle umhüllt, kugelig oder unregel-
mäßig vieleckig, mit glattem, glänzend kastanienbraunem, dickem
Exospor und rotem, ölreichem Inhalt, Durchmesser 70 — 136 jW;
Keimung unbeobachtet.
Auf Myosotis stricta und Litliospermum arvense; bei letzterer Pflanze den
Stengel zuweilen verdickend und die Blätter manuigfach verkrümmend. —
Finkenkrug (Sydow). — Schlesien; Dänemark; Nordamerika.
8. S. potentillae (Schroet.) Lagerheim, Hedwigia 1889,
S. 109. — Synchytrium cupulatum Thomas, Bot. Centralbl. Bd. 29,
1887, S. 19 u. Verh. zool. bot. Ges. in Wien 1892, S. 60; Rytz,
Centralbl. f. Bact. S. 821, Fig. 20. — S. myosotidis Kühn var.
potentillae Schroeter, Colins Beiträge z. Biol. Bd. 1, S. 48. — S.
myosotidis var. dryadis Thomas, Bot. Centralbl. 1880, S. 763.
Exsicc. : Rabenk., Pazschke, Fungi europ. et extra europ. 4480; Vester-
green, Microm. rar. sei. 911, 1217; Rabenb., Fungi europ. 1457; Sydow,
Phyc. et Protom. 245.
Gallen in Form von haarartig vorspringenden, länglich sack-
förmigen, um das 5 — 7-fache vergrößerten Epidermiszellen, mit
einem zunächst blaßgrünlichen, dann roten, endlich bräunlichen
Inhalt und einer (seltener mehreren) am Grunde liegenden Dauer-
spore. Im Frühjahr oder Winter bricht ohne sichtbar vorgebildete
Stelle der obere Teil der Nährzelle deckelartig ab, worauf ein
regelmäßig gestalteter Becher mit der von vertrockneten Inhalts-
resten umhüllten Spore zurückbleibt. Dauersporen 50 — 150 fi
Durchmesser, sonst wie bei S. myosotidis. Bei der Keimung tritt
der goldgelbe Inhalt, von einer Membran umhüllt, in Form eines
kugeligen, fest mit der Sporenhaut verbundenen Anhängsels hervor
und zerfällt in einen Sorus von etwa 30 regelmäßig geformten
Sporangien von 30 — 36 fz Durchmesser. Sorus im Durchmesser
durchschnitthch 120—140^1.
Auf Potentilla argentea und Dryas octopetala, hier vor allem auf der
Oberseite der Blätter, aber aucb auf den Kelchblättern und Blütenstielen;
Keimungsstadien der Dauersporen wurden von Rytz (Centralblatt f. ßakt.
V)(\. 18, 1907, S. 822) sogar unter dem schmelzenden Schnee beobachtet. —
Schlesien; Böhmen, Tirol, Schweiz, Skandinavien, Schweden.
Erwähnt sei, daß auch bei S. papillatum Farlow (Bull, of
the Bussey Inst. 2, S. 233), das freilich wegen der hier auch auf-
tretenden Sommcrsori nicht dieser Untergattung angehört, die
— 297 —
liajirartig vorspringenden Nährzellcn an ihrer Basis al)l)reclien und
hier, aber mit den Dauersporen, abfallen. Meist besitzt die stark
verdickte Wandung der die Dauersporen enthaltenden und tlann
unregelmäßig birn- oder keulenförmig geformten Nälirzellen zu-
dem unregelmäßig gestellte, vorspringende, am Scheitel aber selir
dünnwandige Papillen. Die die Sommersori führenden Nährzellen
sind angenähert kugelig und mit ihrer Basis einem wenig vor-
springenden, von den benachbarten Zellen der Wirtspflanze ge-
bildeten Napf eingesenkt. — Auf Erodium cicutarium, sehr auffällige
purpurrote Wärzchen hervorrufend, durch seine geographische
Verbreitung bemerkenswert (Magnus, Ber. d. deutsch, botan. Ges.
1893, Bd. 11, S. 539; Taf. 27), da die Art bisher von den Inseln
Teneriffa und Guadeloupe wie (in einer etwas abweichenden Form)
vom Kap der guten Hoffnung bekannt ist. Wegen dieses zer-
streuten Vorkommens könnte sie sich auch in Europa finden.
9. S. aureum Schroeter, Cohns Beiträge z. Biol. d. Pfl.
Bd. 1, 1870, S. 36, Taf. 3, Fig. 8—12; Farlow, Bot. Gaz. Bd. 10,
1885, S. 242; Juel, Bot. Notis. 1893, S. 245; Rytz, Centralblatt
f. Bact. Bd. 18, 1907, S. 637, Fig. 1—3.
Exsicc. : Krieger, Fungi sai. 500; Kunze, Fungi sei. exs. 56, 817; Ra-
benk, Fungi europ. 1458, 1460, 1461, 1568, 1569, 1751, 1752; Schneider,
Herb, schles. Pilze 107, 206—224, 318—834, 401—406, 451—453, 551, 552;
Kryptog. exs. 1197; Sydow, Pbyc. et Protom. 48, 131, 132, 133, 134, 185,
186, 244; Yestergren, Mier. var. sei. 32 a— e, 594.
S. 271, Fig. 9. i) Durchschnittene Galle mit einer reifen Dauerspore
(ds), innerhalb einer von den krustigen Inhaltsresten der Nährzelle gebildeten
flaschenförmigen Hülle (nach Schroeter).
Gallen in Form meist lebhaft orange- oder goldgelber Knöt-
chen, die meist ziemlich gleichmäßig zerstreut sind, selten zu
Leisten oder Krusten zusammenfließen. Jede Galle eine halb-
kugelige oder nahezu zylindrische Zellwucherung darstellend, am
Scheitel mit einer Einsenkung, deren Grund die Nährzelle, eine
um das 4 — 5 fache aufgetriebene Epidermiszelle, bildet. Nährzelle
zuerst mit farbloser Wandung, von dem dann gelb gefärbten
Parasiten fast ganz ausgefüllt, später, bei der Reife, durch ihre
krustigen Inhaltsreste eine unregelmäßig kugelige, am Scheitel
stark verdickte und dadurch flaschenförmige, braune Hülle bildend.
Dauerspore von dieser Hülle umgeben, einzeln, sie fast ganz aus-
— 298 —
füllend, kugelig, mit glänzend kastanienbraunem, glatten Exospor
und farblosem Endospor und goldgelbem Inhalt, in der Größe
sehr schwankend, 50— 200/«, im Mittel 120 — 160 ^u (nach Lüdi
160 — 180 a). Keimung derart, daß das stark dehnbare Endospor
aus einer Öffnung des Exospors in Form einer Blase hervorwächst,
in welche der Inhalt hinüberfließt, der nun in eine große Zahl,
150 — 200, Sorussporangien zerfällt, die durch Platzen der Sorus-
membran frei werden. Sporangien unregelmäßig kugelig oder
polyedrisch, mit glatter, farbloser Membran aber gelblichem Plasma,
17 — 31 jj,, meist 21 — 25 fi Durchmesser; Schwärmsporen und ihre
Entleerung aber nicht beobachtet, letztere scheinbar von be-
sonderen Bedingungen abhängig.
V^or allem auf den Blättern und Stengeln von Lysimachia nummularia,
der Hauptnährpflanze, aber auch auf Potentilla reptans, Valeriana dioica,
Hypericum perforatum, Epilobium montanum(?) und Myosotis palustris über-
gehend (Rytz).
Berlin, Teich des botan. Gartens (Hennings); Wilmersdorf er Wiesen
(P. Sydow); Finkenkrug, auf Lysimachia num., Serratula tinctoria, Geum
rivale (P. Sydow); Moorheide am Treptowsee bei Redlin auf Leontodon
autumnalis (P. Sydow). — Schlesien (häufig); Westfalen, Bayern, Sachsen,
Baden; Böhmen; Schweiz; Tirol; Norwegen, Schweden.
Nach den Untersuchungen von Rytz (1. c. S. 642) sind die
auf den angegebenen Nährpflanzen vorkommenden Synchytrien so
nahe verwandt, daß sie sämtlich zu dieser Art gestellt werden
können. Immerhin sind auch hier gewisse Unterschiede vor-
handen, indem z. B. die auf Potentilla vorkommenden Gallen
meist rot, später schwärzlich, jene auf Valeriana zuerst grünlich-
gelb, später auch schwärzlich erscheinen.
Nun werden nach der folgenden Zusammenstellung von Rytz
(1. c. S. 638) 125 Nährpflanzen des Pilzes angegeben.
1. Aegopodium podagraria, 2. Agrimonia odorata, 3. Ajuga
reptans, 4. Androsace chameajasme, 5. Angelica silvestris, 6. An-
thyllis vulneraria, 7. Atriplex hastatum, 8. Bellis perennis, 9. Be-
tonica officinalis, 10. Betula vulgaris var. alba, 11. Betula verrucosa,
12. Bidens tripartitus, 13. Brunella grandiflora, 14. Brunella vul-
garis, 15. Caltha palustris, 16. Campanula patula, 17. Campanula
rotundifolia, 18. Campanula Scheuchzeri, 19. Cardamine amara,
20. Cardamine pratensis, 21. Carum carvi, 22. Centaurea jacea,
23. Cerastium triviale, 24. Chenopodium album, 25. Chenopodium
polyspermum, 26. Chrysanthemum leucanthemum, 27. Chr. leu-
— 290 —
canthemum vav. montaniim, 28. Cirsium oleracouni, 29. Cnidium
venosiini, 80. Cornus sanguinca, 31. Coronaria fios cuciili, 32. Crej)iH
alpestris, 33. Daiiciis carota, lU. Epilobium adnatiini, 35. Epilohiuni
hirsutum, 3(). Epilobium niontanum (?), 37. Epilobium pjilustrc,
38. Ei)ilobium roseum, 39. Erigeron canadcnse, 40. Eupbrasia
odoutites, 41. Euj)hrasia officinalis, 42. Filipendula hexapetala,
43. Filipendula ulmaria, 44. Frangula alnus, 45. Fraxinus excelsior,
46. Galeopsis tetrahit, 47. Galium asperum var. anisophyllum,
48. Genista tinctoria, 49. Geum urbanum, 50. Glechoma hederacea,
51. Heracleum sphondilium, 52. Hieracium pilosella, 53. Hippe
crepis coaiosa, 54. Homogyne alpina, 55. Humulus lupulus,
56. Hutchinsia alpina, 57. Hydrocotyle vulgaris, 58. Hypericum
perforatum, 59. Lappa officinalis, 60. Lappa minor, 61. Leontodon
hastilis, 62. Leontodon hispidus, 63. Linaria vulgaris, 64. Lotus
corniculatus, 65. L3'simachia nummularia, 66. Lysimacbia thyrsi-
flora, 67. Lysimachia vulgaris, 68. Malachium aquaticum,
69. Mentha silvestris, 70. Moehringia trinervia, 71. Myosotis his-
pida, 72. Myosotis palustris, 73. Oenanthe phellandrium, 74. Oxalis
stricta, 75. Parnassia palustris, 76. Pedicularis palustris, 77. Pedi-
cularis silvatica, 78. Phyteuma hemisphaericum , 79. Pimpinella
saxifraga, 80. Plantago lanceolata, 81. Plantago major, 82. Polygala
vulgaris, 83. Polygonum dumetorum, 84. Polygonum lapathifolium,
85. Populus alba, 86. Potentilla reptans, 87. Primula elatior,
88. Primula officinalis, 89. Ranunculus acer, 90. Ranunculus
montanus (?), 91. Ranunculus repens, 92. Rubus caesius, 93. Rubus
dumetorum (?), 94. Sanguisorba minor, 95. Sanguisorba officinalis,
96. Satureja clinopodium, 97. Saxifraga aizoides, 98. Saxifraga
androsacea, 99. Saxifraga moschata, 100. Saxifraga stellaris,
101. Scrophularia nodosa, 102. Scrophularia aquatica, 103. Scu-
tellaria galericulata, 104. Senecio vulgaris, 105. Silaus pratensis,
106. Solanum dulcamara, 107. Solidago virgaurea, 108. Thalictrum
alpinum, 109. Thalictrum angustifolium, 110. Thalictrum flavum,
111. Thlaspi rotundifolium, 112. Thymus chamaedrys, 113. Tri-
folium minus, 114. Trifolium pratense, 115. Tussilago farfara,
116. Ulmus campestris, 117. Urtica urens, 118. Valeriana dioica,
119. Valeriana officinahs, 120. Viola biflora, 121. Viola calcarata,
122. Viola canina, 123. Viola hirta, 124. Viola silvatica, 125. Viola
tricolor.
— 300 —
Es ist aber sehr fraglich, ob alle diese Pflanzen wirklich den-
sel])en Pilz beherbergen. So werden von Rytz neben dem typischen
S. aureum 5 oder 6 verschiedene Formen unterschieden, die
morphologisch und biologisch mehr oder weniger von dem auf
Lysimachia vorkommenden Pilz abweichen. Wie bei diesem be-
sitzen diese Formen einzelne Hauptnährpflanzen, von denen sie
auf andere Gewächse (Nebennährpflanzen) übergehen. Die Gallen
sind zum Teil fast einfach, wenig vorspringend, indem nur die
der Nährzelle nächstliegenden Epidermiszellen an Größe zunehmen,
die Dauersporen können sehr lose, zuweilen auch in größerer Zahl
(zu 1 — 5) in den Nährzellen liegen; zudem sind letztere nicht
immer flaschenförmig, sondern zuweilen einfach blasig, auch
können die die reifen Dauersporen umhüllenden Inhaltsmassen
nur sehr spärlich vorhanden sein; auch in den Größenverhältnissen
der Dauersporen finden sich Unterschiede. Näheres möge in der
erwähnten Arbeit selbst eingesehen werden. Rytz kommt daher
zu dem Schlüsse, daß in dem als S. aureum bezeichneten Pilz
ein Sammeltypus vorliegt, indem unter dem Zwange verschieden-
artige Lebensbedingungen Anpassungen an die verschiedenen Stand-
orte und Nährpflanzen zustande kamen. Eine weitere Unter-
suchung der auf diesen Nährpflanzen vorkommenden und hierher
gestellten Pilze dürfte wahrscheinlich den Formenkreis wesentlich
erweitern.
Zu den Formen des S. aureum stellt Rytz (1. c. S. 649) auch
das von Lüdi auf Draba aizoides in den Alpenbeobachtete S. drabae
Lüdi (Hedwigia 1901, S. 2). Ebenso sind nach Fischer (Rabenh.
Krypt. Flora Bd. 1, 4, S. 57) vielleicht auch die nur ungenau be-
kannten S. plantagineum Saccardo et Spegazzini (Sylloge Fung.
Bd. 7, 1897, S. 292) und S. urticae Sorokin (Bot. Ztg. 1872,
S. 395) hierher zu stellen (Fischer 1. c. S. 57).
10. S. pilificum Thomas, Ber. d. deutsch, bot. Ges. Bd. 1,
1888, S. 494; Scliroeter, Krypt. Fl. v. Schlesien Bd. 3, 1, S. 187.
Gallen halbkugelig bis zylindrisch, einzeln oder zusammen-
fließend, 340— 390 /i breit, 110— 270 /x hoch, durch Wucherung
der Epidermis- und der angrenzenden Parenchym-Zellen entstehend,
auf dem Scheitel mit einem Büschel von etwa 20 — 35 einzelligen,
zugespitzten, ziemlich dünnwandigen, zuweilen sackf(")rmigen Haaren.
— noi —
Dauorsporen einzeln in der zentralen, tief in das Gewebe der Galle
eingesenkten Nilhrzcille liegend, diese ganz füllend, kugelig oder
kurz ellipsoidiseh, etwa 80 — 130 /^ breit, 126 — 140 ^w lang, mit
dickem braun gefärbtem Exospor und rotgelbem Tnbalt.
Am häufigsten auf den Laubblättern aber auch an den Stengeln, Blüten-
stielen, Kelch- und Kronblättern von Potentilla Tornientilla, kleine ludl-
gelbliche, isolierte, rundliche oder bürsten iörniig verlängerte, Milbenzcllen
ähnliche Haarbüschelchen bildend. — Schlesien, streckenweise sehr verbreitet
(Scliroeter).
b) Inbalt der Dauersporen farblos. — LeuCOChytrium.
11. S. punctatum Schroeter, Cobns Beiträge z. Biol. Bd. 1,
1875, S. 33, Taf. 1, Fig. 9.
Exsicc: Sydow, Myc. germ. 31G; Sydow, Phyc. et Protom. 93; de Thümen,
Myc. uuiv. 128; Vestergren, Micr. rar. sei. 1076.
Gallen sehr klein, punktförmig, glänzend braun, aus einer
spindelförmigen, stark verlängerten, wenig vorragenden Epidermis-
zelle gebildet. Dauersporen einzeln oder zu mehreren (bis 10) in
einer Nährzelle, kugelig oder ellipsoidisch, 50 — 70 /ii Durchmesser,
nicht selten auch in den wenig veränderten Schließzellen der
Spaltöffnungen, dann kurz ellipsoidisch, etwa S5 fz lang und 25 ^
breit, mit dickem, braunem, warzig punktiertem Exospor und einem
farblosen, aus Körnchen und Öltröpfchen bestehenden Plasma.
Auf Gagea pratensis, zuweilen ganze Blattspreiten durch die kleinen
glänzenden den Parasit enthaltenden Knötchen gleichmäßig gebräunt. —
Charl.: Am Schloßgraben (P. Sydow). — Schlesien; Bayern; Mähren.
12. S. Niesslii Bubak, Österr. bot. Zeitschrift 1898, S. 242.
Exsicc: Sydow, Phyc. et Protomyc. 91.
Gallen klein, aber mit bloßem Auge sichtbar, rundlich,
schmutzig weiß, aber braun umrandet, einzeln oder dicht zu-
sammenstehend, dann Biegungen der befallenen Teile hervor-
rufend, auf die befallenen, bauchig oder spindelförmig aufge-
triebenen PCpidermiszellen beschränkt. Dauersporen allein oder
zu 2 — 10, sehr oft aber zu 10 — 20 in einer Nährzelle, genau
kugelig, nicht durch gegenseitigen Druck abgeplattet, 50 — 160 fji
Durchmesser mit braunem Exospor und farblosem Inhalt.
Auf Oruithogalum umbellatum; mit der vorigen Art verwandt. —
Mähren.
— 302 —
13. S. rubrocinctum Magnus, Sitzungsber. d. naturf. Freunde
zu Berlin 1874; Hedwigia Bd. 13, 1874, S. 107. — S. aureum
Schroeter forma saxifragae Schneider in Rabenh., Fungi europ.
1459.
Exsicc: Rabenh., Fungi europ. 1459; Yestergren, Micr. rar. sei. 37.
Gallen einfach, in Form intensiv roter Pünktchen, lediglich
ans der befallenen nach außen wenig vorspringenden, nach dem
Innern aber bedeutend erweiterten und mit rotem Zellsaft er-
füllten Epidermiszelle bestehend; 105 — 230 ^ Durchmesser. Dauer-
sporen einzeln, kugelig, mit dicker, hellgrauer etwas uneben-rauher
Membran und farblosem Inhalt, von Inhaltsresten der Nährzelle
umhüllt, 80 — 130 in Durchmesser. Bei der Keimung tritt das an-
schwellende Plasma aus einer Öffnung der Membran hervor und
zerfällt in Sporangien.
Auf Saxifraga granulata. — Berlin (Magnus). Schweden.
Nach Magnus synonym mit S. aureum f. saxifragae Schneider
in Rabenh. Fungi europaei Nr. 1459.
14. S. athyrii Lagerheim, Vestergren, Micr. rar. sei. Nr. 909
ist mir nur nach Herbarmaterial bekannt.
Gallen einfach, oft sehr dicht stehend, auf die Epidermiszelle
beschränkt. Diese stark vergrößert, haarartig vorragend, keulig,
mit leuchtend brauner, an den trockenen Exemplaren ziemlich
leicht absplitternder Membran und meist einer, aber auch 2 — 3
sehr locker in ihnen liegenden kugeligen Dauersporen mit farb-
losem Inhalt.
Bildet dunkelbraune Uredosporen- ähnliche Häufchen auf den Blättern
und Stengeln von Athyrium filix femina. — Norwegen.
Die Art ist sicher von S. phegopteridis unterschieden.
15. S. alpinum Thomas, Ber. d. deutsch, bot. Ges. Bd. 7, 1889,
S. 255; Rytz, Centralbl. f. Bakt. Bd. 18, 1907, S. 820, Fig. 19;
Lüdi, Hedwigia 1901.
Exsicc: Rabenh., Pazschke, Fungi eur. et extraeurop. 4877; Sydow,
Phyc. et Protom. 87.
Gallen einfach oder zusammengesetzt, entweder flach oder
aber becherartig oder sogar gestielt. Dauersporen zu 1 — 4 in
einer Nährzelle, sehr variabel in Form .und Größe, meist aber
ellii)8oidisch bis kugelig, zuweihm durch gegenseitigen Druck ab-
— 803 —
ge])lattet, mit dickem, hornigom, (lunk('l])rauiiem Exonpor un<l
farblosem Inhalt, meist 90 — 140 fi lang und 67 — 83 /y, dick, aber
auch 48 — 254/1 hing und 38 — lüO /i dick; von dünnen Resten
des Näbrzelleninhalts umhüllt. Keimung scheinbar von besonderen
Bedingungen abliängig, nur ein mal beobachtet. Si)orangiensorus
mit farbloser, sehr dünner Membran ; Sorussporangien zuerst i>oly-
edrisch, dann kugelig, mit sehr dünner Membran, 15 — 21 (meist
15 — 18) // Durchmesser.
Auf Viola biflora, aber bisher nur in den Alpen beobachtet. Der
folgenden Art sehr ähnlich, aber nicht auf Adoxa übertragbar.
16. S. anomalum Schroeter, Cohns Beiträge z. Biol. Bd. 1,
S. 15, Taf. 1, Fig. 5—7; v. Guttenberg, Pringsh. Jahrb. Bd. 40,
1909, S. 466, Taf. 13 u. 14, Fig. 11—15.
Exsicc. : Rabenh., Fungi europ. 1373; Schneider, Herb, schles. Pilze 100,
231, 232; Sydow, Phyc. et Protoni. 184; Vestergren, Micr. rar. sei. 31.
Gallen meist einzeln, zerstreut, gewöhnlich einfach, auf die
blasig erweiterten Epidermis- oder auch die angrenzenden Paren-
chym-Zellen beschränkt, dem freien Auge als stark glänzende
Pünktchen erscheinend, mit den bei durchfallendem Licht weißen
Synchytrien; oder zusammengesetzt, halbkugelige, am Scheitel
schwach vertiefte Zellwucherungen bildend, deren Mitte die Nähr-
zelle einnimmt; beide Gallenformen demnach vereinigt. Dauer-
sporen in der Größe und Form sehr wechselnd, entweder einzeln
in der Nährzelle, dann 100 — 210 /i lang und 40 — 120 jtt breit
oder zu mehreren (bis 8) dann 13 — 50 ^u. breit, meist gestreckt
ellipsoidisch bis zylindrisch oder unsymmetrisch, nieren- oder
bohnenförmig ; reif mit dickem, bräunlich-gelben, querrunzeligen,
hornigen, chitinreichen Exospor und zartem, farblosen Endospor,
und mit farblosem Plasma; von einer dicken, hellbraunen ein-
getrockneten Kruste umgeben.
Auf Adoxa moschatellina, Ranunculaceen (Ranunculus Ficaria, Isopyrum
thalictroides) und Rumex acetosa. — Franz. Buchholtz, am Rande des Parks
(Magnus). — Schlesien (verbreitet, z. B. Muskau) (Sydow); Böhmen; Belgien;
Schweden: Nordamerika.
17. S. Johansonii Juel, Bot. Notiz. 1893, S. 246.
Exsicc: Sydow, Phycom. et Protom. 89.
Gallen winzig, meist auf eine Zelle beschränkt, zuweilen sich
aber auch auf die Nachbarzellcn ausdehnend und wenig vorragende
— 304 —
Wärzchen bildend. Dauersporen kugelig, 48 — 55 fz Durchmesser
mit braunem Exospor und weißem (?) plasmatischem Inhalt, von
unregelmäßig gestalteten Inhaltsmassen der Nährzelle umhüllt.
Auf den Blättern von Veronica scutellata. — Schweden.
Die Art gehört vielleicht in den Formenkreis von S. globosum.
18. S. anemones de Bary u. Woronin 1. c. S. 29; Woronin,
Bot. Ztg. 1868, S. 100, Taf. 3, 31—36; Schroeter, Beitr. z. Biol.
Bd. 1, S. 8; Farlow, Bot. Gazette Bd. 10, 1885, S. 241; Löwenthal,
Archiv, f. Protistenkunde, Bd. 5, 1904, S. 222, Taf. 8, Fig. 1—2;
V. Guttenberg, Pringsh. Jahrb. Bd. 46, 1909, S. 463, Taf. 13 u.
14, Fig. 7—10. — Dothideä anemones D. C. Fl. France Bd. 6,
S. 143. — Chytridium (?) anemones de Bary u. Wor., Ber. d.
naturf. Ges. in Freiburg Bd. 3, 1868, S. 29, Taf. 2, Fig. 8—10. —
Sphaeronema anemones Sibert, Plant, crypt. Ard. Nr. 167. —
Urocystis anemones Jack, Leiner u. Stitzenberger , Krypt. Bad.
Nr. 541. - Septoria anemones Fries, Summa veg. Scand. S. 426
u. Fuckel, Fungi rhen. 518. — Sphaeria anemones D. C. Fl. France
Bd. 6, S. 143.
Exsicc: Fuckel, Fungi rhen. 518; Krieger, Fungi sax. 391, 789; Kunze,
Fungi sei. exs. 234; Rabenh., Herb, mycol. ed. I, 847; Rabenh., Fungi europ.
855, 1083, 2576; Schneider, Herb, schles. Pilze 101, 102; Kunze, Fungi sei.
exsicc. 234; de Thümen, Mycol. univ. 129; Sydow, Mycoth. germ. 570; Krypt.
exsicc. 202; Sydow, Phycom. 272.
Gallen in Form kleiner, niedriger, schwarzroter Knötchen von
V4 — V2 mm Durchmesser, einzeln oder zu größeren Flecken oder
Schwielen zusammenfließend, zuweilen ganz einfach (Lüdi), meist
aber mit einer die Basis der Nährzelle umgebenden Hülle ver-
größerter Epidermiszellen , lialbkugelig vorspringend. Nährzelle
annähernd kugelig, auf einen Durchmesser von 200 — 300 fj, an-
wachsend, mit stark verdickter, bis 12 ^ dicker Membran, mit
einem blauroten oder dunkelvioletten Farbstoff gefüllt, der auch
in den Nachbarzellen der Wärzchen auftritt. Dauerspore meist
einzeln und lose in den Nährzellen liegend, gewöhnlich kugelig,
Durchmesser 60 — 170 (j,, meist 125—170 ^, mit dickem, gelblich-
braunem, glattem oder schwach warzigem oder querrunzeligem
Exospor und dünnem, farblosen Endospor und farblosem Plasma;
später von einer dicken, braunen Kruste, dem zusammenge-
schrumpften Inhalt der Nährzelle, zuweilen bis zur Unkenntlich-
keit, umgeben.
— Z05 —
Auf Anomone nemorosa und ranunculoides, an allen oberirdischen Teilen
der Nährpllauze auftretend; zuweilen, bei reicbliclier Infektion, starke Ver-
krümmungen und Einrollungen der befallenen Teile hervorrufend. — Berlin
(Magnus); Temp.: Templin (Hennings und Lindau); Schönhausen bei
Berlin (P. Sydow und Magnus); Lichtenberger Schloßi)ark (Hennings);
]^anke bei Bieseuthal (Hennings); Franz. Buchiiolz, im Park (Magnus);
Nieder-Schonbausen bei Berlin, im Park (Urban und Magnus); Bredower
Forst bei Nauen (P. Sydow). — Ferner : Schlesien (überall häufig ; S c h r o e t e r !),
Sachsen, Bayern, Böhmen, Ungarn.
Nach Lüdi (Hedwigia 1901, S. 14) kann aber die Farbstoff-
bildimg zuweilen ausbleiben. So beobachtete er an manchen
Blättern kleine, meist zu Krusten zusammenfließende, anfänglich
helle , im Alter braune Wärzchen , bei denen der Farbstoff zeit-
lebens fehlte, die aber durch Übergänge mit den typisch aus-
gebildeten gefärbten Gallen verbunden waren.
Eine zweite S.-Art liegt hier nach Lüdi kaum vor; er ist der
Ansicht, daß die Infektion der Nährpflanze sehr frühzeitig statt-
gefunden habe und bei ihr das Vermögen der Farbstoffausscheidung
nicht zur Entwicklung gelangte.
Nach Ludwig (Verhandl. bot. Ver. Prov. Brandenb. Bd. 31,
S. 7) ist der unter dem Einfluß des Parasiten gebildete Farbstoff
Anthocyan. Beim Einlegen befallener Exemplare von Anemone
in Wasser wird dieses intensiv nach einigen Stunden gerötet.
18. S. globosum Schroeter, Cohns Beiträge z. Biol. Bd. 1,
1875, S. 11, Taf. 1, Fig. 1—4.
Exsicc: Rabenh., Fungi europ. 1748, 1749, 1750; Schneider, Herb,
scbles. Pilze 226-230, 407, 415, 454; Sydow, Phyc. et Protom. 135, 187,
188, 189; Vestergren, Microm. rar. sei. 33, 202, 595, 910.
Gallen perlenartige Knötchen bildend, halbkugelig zusammen-
gesetzt, am Scheitel mit einer Einsenkung, an deren Grund die
den Parasiten enthaltende Nährzelle liegt, einzeln oder zu höcke-
rigen, braunen Krusten zusammenfließend, an den oberen Stengel-
teilen bald vertrocknend, 250 — 350 jU Durchmesser; zuweilen aber
auch einfach (Lüdi). Dauersporen meist einzeln, seltener 2 in
einer Nährzelle, gewöhnlich kugelig oder ellipsoidisch, mit dickem,
hellbraunem, glattem Exospor und dünnem, hellerem Endospor und
farblosem Inhalt, 17 — 170^, meist 60 — 80 /i Durchmesser; reif
bilden die vertrockneten Inhaltsmassen der Nährzelle eine dicke,
rotbraune, etwa eiförmige Kruste um die Dauersporen. Bei der
Kryptogameaflora der Mark V. 20
— 306 —
Keimung dringt der Inhalt in Form einer Blase hervor und zerfällt
jetzt in eine größere Zahl (bis 200) Sorussporangien , die, durch
eine farblose Zwischensubstanz zu einer Kugel vereinigt, durch
Platzen der Blasenmembran frei werden, in dieser Form auf dem
Wasser schwimmen und sich nun erst unter Zurücklassen eines
feinen Maschenwerks voneinander trennen. Sorussporangien infolge
des gegenseitigen Drucks polygonal eckig oder sogar gestreckt, mit
ziemlich dicker, farbloser Membran, 15 — 18 fi Durchmesser.
Schwärmsporen kugelig oder breit eiförmig, mit einer sehr feinen
Cilie und einem mäßig großen Fetttropfen, 3 — 4 fi Durchmesser;
Bewegung lebhaft hüpfend, daneben auch amöbenartiges Kriechen.
Auf verschiedenen Viola-Arten (V. canina, odorata, sta^nina, silvatica,
Kiviniana, persicifolia) ; Potentilla reptans, Galium mollugo, Sonchus asper,
Cirsium oleraceum, Achillea millefolium , Myosotis palustris, Yeronica cha-
maedrys, scutellata, beccabunga und anagallis; besonders auf den unteren
Blättern, deren Rückseite und ihren Stielen, auftretend, die Blattrippen
wulstig auftreibend, die Blattflächen einrollend und verkräuselnd. — Grune-
wald (P. Sydow). — Schlesien (an vielen Orten); Schweden, Norwegen,
Dänemark, Bußland.
Nach Schroeter (Krypt. Flor. v. Schles. Bd. 3, 1, S. 185) ist
S. viride, das von Schneider (Herb, schles. Pilze 205) auf Lathyrus
niger herausgegeben wurde, nur eine Form dieser Art. — Inhalt
der Nährzellen grün. Dauersporen kugelig, mit hellbraunem
Exospor und farblosem Inhalt, bis ISO fx Durchmesser.
19. S. phegopteridis Juel, Bot. Notiz. 1893, S. 246.
Exsicc: Sydow, Phyc. et Protom. 190; Vestergren, Micr. rar. sei. 35.
Gallen halbkugelig vorragend, oft zusammenfließend, mit
zentraler, kugeliger, 150 — 200 /^ weiter Wirtszelle, die von einer
becherartigen Hülle von Epidermiszellen umgeben wird. Dauer-
sporen meist einzeln, seltener zu 2, ellipsoidisch, 130 — 150 ^ lang,
90 fj, breit, mit dünnem, schwach bräunlichem Exospor und weißem
Plasma, umgeben von den weißen Inhaltsresten der Wirtszelle.
Auf den Blättern, vor allem der Blattspindel von Phegopteris poly-
podioides, dunkelbraune, oft dicht gedrängte Lager bildend. — Schweden.
20. S. merCUrialis(Lib.)Fuckel, Fungi rhen. 1607; Woronin,
Bot. Ztg. 1868, Taf. 2, Fig. 1—17; Taf. 3, Fig. 18—30; Schroeter,
Cohns Beitr. z. Biol. Bd. 1, 1875, S. 5; Farlow, Bot. Gazette
Bd. 10, 1885, Taf. 4, Fig. 7—8; v. (Juttenberg, Pringsh. Jahrb.
— 307 —
Bd. 46, 1909, S. 465, Taf. 13 u. 14, Fig. 1— r>. — Sphneronema
mercuri.Hlis Libert, Exsicc. Nr. 2()4.
Exsicc: Fiickel, Fuiigi rhen. 1()07; Krieger, Fungi sax. 08; Kunze,
Fungi sei. exs. 57; Rabenh., Fiingi europ. 1170; Schneider, Herb, schles.
Pilze 225; de Thümen, Mycotb. iiniv. (515; Sydow, Myc. gernian. 229, 571;
Sydow, Phyc. et Protom. 1)2, i;i7; Krypt. exsicc. 1196; All. et Schuabl.
Fiiugi bav. 357.
Gallen glasperlenartig, V4— V4iTim DurchmeBser, zusammen-
gesetzt, mehr oder weniger kugelige Zellkcirper darstellend, durch
Verschmälerung an ihrer Basis oft gestielt becherförmig, einzeln
oder zu krustenartigen Überzügen verschmolzen, unter Deformation
und Verfärbung der befallenen Pflanzenteile, im Innern eine
riesige, von einer mehrschichtigen Hülle umgebene, nur am Scheitel
frei liegende, bis auf einen Durchmesser von 260 fx anwachsende
Nährzelle. Dauersporen meist einzeln, seltener 2 — 4 in der Nähr-
zelle, meist kurz ellipsoidisch oder kugelig, mit derbem, glatten
oder mit querlaufenden, streifenartigen Leisten versehenem, nach
V. Guttenberg reich getüpfeltem, gelbbraunem Exospor, farb-
losem Endospor und farblosem Inhalt; 64 — 272 /i lang (Lüdi)
oder 70 — 110 /j, breit und 100 — 170 in lang (Schroeter). Bei der
Keimung tritt der Inhalt aus einer kleinen Öffnung des Exospors
in eine von dem sich dehnenden Endospor gebildeten Blase hervor
und zerfällt hierauf in meist 80—90, aber bis 120 kleine Zellen,
die insgesamt durch einen Querriß der Sorushülle frei werden und
sich zu den Sporangien umgestalten. Sporangien meist mehr oder
weniger regelmäßig polygonal, mit farbloser, dünner Membran und
farblosem Inhalt, 17 — 30 fi Durchmesser. Schwärmer kugelig,
mit einer Cilie und farblosem Fetttropfen, 3 — 6 ^ Durchmesser.
Auf den Stengeln, Blättern und den Blütenstielen von Mercurialis
perennis; die befallenen Stellen sind grünlich-weiß, später gelblich oder
bräunlich gefärbt, die Blattflächen bei starker Invasion gekräuselt, wie die
ganze Pflanze von kümmerlicher Entwicklung.
Berlin, Universitätsgarten (Magnus, Hennings, A. Braun); Erlen-
gehölz am Bache bei Krumbach (Jaap); Marienspring bei Cladow in der
Neumark (P. Sydow). — Ferner Niendorfer Gehölz bei Hamburg (Jaap);
Schlesien (mehrfach) ; Sachsen ; Hessen-Nassau ; Rheinland ; Bayern ; Böhmer-
wald; Tirol; Schweiz.
Die unter Wasser aufbewahrten Dauersporen keimen erst nach
der Überwinterung im Januar des nächsten Jahres, nicht schon
in derselben Vegetationsperiode.
20*
— 308 —
Nach V. Guttenberg enthält die Membran der Dauersporen
dieser Art wie auch von S. anemones und anomalum sehr reichHch
Chitin; sehr auffällig ist ferner die durch den Parasiten hervor-
gerufene Vergrößerung der Zellkerne in den Nährzellen, die bis
auf das 250-fache anschwellen können.
Ungenau bekannte, oder in ihrer Stellung zweifelhafte, aber
auf heimischen Nährpflanzen vorkommende Arten sind:
S. montanum Zopf, Zahlbruckner Sched. ad. Crypt. exsicc.
cent. 9, S. 358; Krypt. exsicc. 840.
Bildet auf den Blättern, Kelchen und den Stengeln von
Brunella vulgaris schwarz- bis braun-violette, wenig vorragende
Flecke. Dauersporen einzeln oder zu 2 — 4 in der Nährzelle, ei-
bis birnförmig, mit völlig farblosem, fettreichem Inhalt, dickem,
glattem, farblosem Exospor und ebensolchem Endospor; bis 176 f,i
lang und 154 /x breit. — Ob die bisher nur in den Alpen ge-
fundene Art an diese Stelle gehört, ist zweifelhaft.
S. vaccinii Thomas. — Exsicc: Flora of New-Foundland
1894, bildet an dem mir vorliegenden getrockneten aus Neu-
fundland stammenden Material etwa ^h — 1 mm lange und ^U bis
V2 mm breite zylindrische oder mehr unregelmäßige meist dunkel-
rot gefärbte Auswüchse an den Stengeln und Blättern von Vac-
cinium oxycoccus. — Mir nur nach dem von dem Herbar der
Harvarduniversität herausgegebenen Material bekannt.
8. Chrysosplenii auf Chrysosplenium oppositifolium (Sorokin
in Arb. d. russ. Naturforscherges. Kasan 1873). — Eine Diagnose
an anderem Orte nicht aufzufinden. — Rußland.
Zu erwähnen wären noch folgende Arten, deren Nährpflanzen
nicht dem Gebiete, aber sehr verbreiteten umfangreichen Gattungen
angehören:
S. caricis auf Carex pyrenaica (Tracey and Earl, Proceedings
Cahf. Acad. 1895, S. 781).
S. SCirpi auf Scirpus atrovirens (Davis, Journ. of mycol.
Bd. 11, 1905, S. 154), beide in Nordamerika.
— 309 —
Zahlreiche Arten sind ferner auf anderen iiußercuropäischen
NälirpÜanzen beobachtet worden. Die bis zum Jahre 1896 l)e-
öchriebenen Arten sind in dem Census Chytridiinearum von
De Wildeman (IJull. soe. roy. de Bot. de Belgique 1896, S. 7)
zusammengestellt worden. Die Diagnosen der später erschienenen
Arten finden sich in Saccardo, Sylloge Fungorum.
Zweifelhafte oder auszuschließende Arten.
S. dendriticum Fuckel, Symb. myc. S. 74 (1869); bildet
sehr kleine, braune, bäumchenartig aneinander gereihte Wärzchen
auf der Blattoberseite; Sporangiensori einzeln, kugelig, grau;
Schwärmsporen kugelig, klein, farblos. Weiteres unbekannt. —
Auf den Blättern von Dentaria bulbifera (Östricher Wald, Fuckel).
S. bupleuri Kunze, Rabenh. Fungi europ. 1658 ist nach
Magnus (Hedwigia Bd. 13, S. 109) und Fischer (Phyc. S. 63) gar
kein S.
S. muscicola und pyriforme Reinsch (Contributiones ad
Algol, et Mycol. S. 97, Taf. 6, Fig. 1 u. 2) sind nach Fischer,
Rabenh. Krypt. Fl. Bd. 1, 4, S. 62 ebenfalls keine S.- Arten,
vielleicht sogar gar keine Pilze, sondern Brutknospen der von
ihnen bewohnten Moose. Ich selbst konnte mir die Abhandlung
nicht verschaffen.
S. trifolii Passerini, Rabenh. Fungi eur. 2419. — Hierüber
vergleiche Urophlyctis und Olpidium trifolii.
S. MieSChnerianum Kühn, Mitteilungen d. landwirtschaftl.
Instistuts Halle 1865, S. 68. — Hiermit wurden die im Fleische
vieler Tiere vorkommenden Mieschner- oder Ragneyschen Schläuche
bezeichnet, die jetzt den Gattungsnamen Sarcocystis führen und
zu den Sporozoen gestellt werden.
n. Ordnung: Mycochytridiineae.
Übersicht der Familien.
A. Mycel zart, dünnfädig, meist wurzelartig, mit spitz zulaufenden
Zweigenden, wenig ausgedehnt, gewöhnlich auf eine oder
wenige Nährzellen beschränkt, auch zur Reifezeit der Spo-
— 310 —
rangien meist in offener Verbindung mit diesen. Sporangien
dem Substrat meist aufsitzend, an demselben Mycel in Einzahl,
sehr selten zu wenigen durch Durchwachsuug gebildet, nie zu
vielen aus interkalaren oder terminalen Anschwellungen ent-
stehend. Dauersporen sich meist wie die Sporangien ver-
haltend, selten durch einen Fusionsprozeß oder am Mycel
gebildet. — Meist Parasiten I. Rhizidiaceae.
B. Mycel weitlumig, schlauchförmig, aus einer Hauptachse und
einem wurzelartigen, im Substrat sich ausbreitenden Teil be-
stehend. Sporangien, schon vor der Reife durch eine deutliche
Querwand vom Mycel abgetrennt, sich stets terminal, nie
interkalar, in Einzahl (oder zu wenigen) an einem aus der
Hauptachse hervorwachsenden Seitenzweig bildend ; in der Gestalt
meist kugelig oder ellipsoidisch ; mit einem Deckel sich öffnend.
Schwärmer kugelig, mit einer nachschleppenden Cilie und einem
Fetttropfen. Dauerzustände noch nicht beobachtet oder zweifel-
haft. — Saprophyten II. Hyphochytriaceae.
C. Mycel meist dünnfädig und reich gegliedert, sich meist weit
im Substrat ausdehnend, immer mit terminalen und inter-
kalaren Anschwellungen, die nicht selten in 2 oder mehr
Zellen (Sammelzellen) geteilt werden. Dauersporen, meist auch
die Sporangien an demselben Mycel zu vielen gebildet, aus
Anschwellungen entstehend, oft mit Anhangszellen. — Parasiten
und Saprophyten III. Cladochytriaceae.
I. Familie: Rhizidiaceae.
Übersicht der Unterfamilien.
A. Mycel in ganzer Ausdehnung intramatrikal , meist auf eine
Nährzelle beschränkt (monophag), zart, oft schwer sichtbar
aus einem oder wenigen, nur bei einer Gattung un verzweigten,
sonst mehr oder weniger wurzelartig verzweigten, nahe der
Basis des Sporangiums entspringenden, selten büschelig ge-
drängten Haustorien bestehend. Sporangien und Dauersporen
dem Nährsubstrat aufsitzend, aus den erstarkenden Sporen
entstehend, zuweilen mit subsporangiolem, durch eine Mycel-
erweiterung gebildetem Bläschen. Schwärmsporen durch ein
oder mehrere Löcher austretend. ... I. Rhizophidieae.
— Bll —
B. Mycel wie vorlier. Sporangien aufsitzend. Dauersporen, soweit
bekannt, durch Konjugation zweier Pflänzelien entstehend.
Sporangien stets einem intra- oder extraniatrikalen Bläschen
oder Stiel aufsitzend , die mit dem Sporangium aus der er-
starkenden Spore hervorgehen II. Obeüdieae.
C. Mycel wie vorher. Sporangien und l)auersi)oren aber intra-
matrikal, aus der terminalen Anschwellung des feinen Keim-
schlauchs der Schwärmspore entstehend, wobei ihre leere Hülle
meist bald verschwindet oder selten erhalten bleibt und als
Entleerungshals dient III. Entophiycteae.
D. Mycel aus einem zarten Stiel, dem Keimschlauch, und einer
winzigen innerhalb der Membran der Nährzelle befestigten oder
jener dicht anliegenden Scheibe bestehend. Sporangien auf-
sitzend, gestreckt spindelförmig, durchwachsend.
IV. Harpochytrieae.
E. Mycel schlauchförmig oder in Form dicht gedrängter, zarter
Rhizoiden oder wurzeiförmig. Sporangien aufsitzend, mit oder
ohne subsporangiale Blase, aus der erstarkenden Spore ent-
stehend, Dauersporen aber intramatrikal am Mycel, zum Teil
vielleicht interkalar, gebildet V. Chytridieae.
F. Mycel verschiedenartig, entweder monophag in Form eines mit
blasigen Erweiterungen versehenen Haustors oder polyphag in
Form, zarter, von der Sporangienwand entspringender, freier,
nur mit den äußersten Enden in mehrere Nährzellen ein-
dringenden Fäden oder seltener pfahlwurzelartig, saprophytisch
sich ernährend und meist weit sich ausbreitend. Sporangien
und Dauersporen seltener direkt aus den erstarkenden Sporen
entstehend; häufiger aber wachsen letztere nur zu blasigen
Körpern (Zentralzellen) an, an denen die Sporangien als seit-
liche sackförmige Auswüchse auftreten, während sich die
Dauersporen in ähnlicher Weise oder geschlechtlich durch
einen Fusionsprozeß bilden VI. Rhizidieae.
I. Unterfamilie: Rhizophidieae.
Übersicht der Gattungen.
A. Sporangien und Dauersporen mit einem unverzweigten, nadei-
förmigen oder bläschenförmigen Haustor, sonst wie Rhizo-
phidium I. Phlyctidium,
~ 312 —
B. Sporaiigien mit einem oder mehreren verzweigten Würzelchen.
a) Sporangien ohne subsporangiale Blase.
I. Schwärmsporen hüpfend sich bewegend, mit nachschlep-
pender Cilie 2. Rhizophidium.
II. Schwärmsporen nicht hüpfend, mit vorn befestigter Cilie.
Dauersporen mit sehr dicker Membran und einem fast
das ganze Innere füllenden Fetttropfen. 3. Latrostium.
b) Sporangien mit subsporangialem, ihnen direkt oder mit
Zwischenschaltung eines Stieles anhaftendem intramatrikalem
Bläschen.
I. Schwärmsporen fertig austretend, sich nicht häutend.
1. Entleerungsöffnung am Scheitel. Algenparasiten.
4. Phlyctochytrium.
2. Entleerungsöffnung an unbestimmter Stelle zuweilen
nahe der Basis Saprophyten.
* Sporangien glattwandig. . . 5. Rhizociosmatium.
** Sporangien mit stacheligen Ausstülpungen.
6. Asterophlyctis.
n. Schwärmsporen fertig austretend, aber sich vor der Mün-
dung häutend 7. Achlyella.
III, Schwärmsporen erst vor der Mündung gebildet. Spo-
rangien oft mit langem Entleerungshals.
8. Rhizidiomyces.
1. Gattung: Phlyctidium A. Braun, Monatsber. d. Akad.
d. Wiss. 1855 (als Untergattung). — Rhizophidium (Schenk) Fischer,
Rabenh. Krypt. Fl. Bd. 1,4, S. 85 und Schroeter, Engl. u. Prantl
Nat. Pfl. Fam. Bd. 1, 1, S. 76 pro parte.
Name von phlyctis: Blase; wegen der blasenförmigen Gestalt
der Sporangien.
Die zur Ruhe gekommene Schwärmspore umgibt sich mit
einer Membran und erstarkt zu dem Sporangium oder der Dauer-
spore, während sich an der Basis ein un verzweigtes, meist kurz
zylindrisches oder bläschenförmiges Haustor entwickelt, das in
die Membran der Nährzelle eindringt, und nicht selten in dieser
stecken bleibt, ohne in den Protoplasten der Nährzelle einzutreten.
Sporangien aufsitzend, kugelig, ellipsoidisch, Haschenförmig oder
unregelmäßiger, mit einem oder mehreren Entleerungshälsen. Schwär-
mer eiförmig oder kugelig, mit einer langen, nachschleppenden
— 313 —
Cilie, fertig und einzeln austretend. Daucrsporcn kugelig, mit
ähnlichen) Haustor und dicker Membran.
Die alte von A. Braun aufgestellte Gattung steht der folgenden sehr
nahe und ist von Fischer und Schroeter auch mit ilir vereinigt worden.
Serhinow (Scripta hot. hört. Petrop. Bd. 24, 1907, S. 157) hat sie aber wohl
mit Recht wegen des un verzweigten oft charakteristisch ausgehydeten Haus-
tors wieder zu einer selbständigen Gattung erheben.
1. P. laterale A. Braun, Abhandl. d. Berl. Akad. 1855, S. 41,
Taf. 3, Fig. 20-26; Sorokin, Rev. myc. 1889, S. 81, Taf. 80,
Fig. 100; Serbinow, Scripta bot. hört. Petrop. Bd. 24, 1907, S. 157,
Taf. 6, Fig. 18—21. — Chytridium laterale A. Br., Abhandl. d.
Berl. Akad. 1855, S. 41; Fischer, Rabenh. Krypt. Fl. Bd. 1, 4,
S. 91. — Rhizophidium laterale (A. Br.) Rabenh. Fl. eur. Alg.
Bd. 3, S. 281.
Sporangien aufsitzend, kugelig oder quer ellipsoidisch , mit
1 — 3 schnabelförmigen oder zitzenartigen, seitlich gestellten Ent-
leerungspapillen und glatter Membran, 10 — 12 fi breit und 12
bis 15 ^ lang; an der Basis mit einem kurzen, breiten, in der
Membran der Nährzelle befestigten, nicht in ihren Plasmakörper
eindringenden, stumm eiförmigen Haustor. Schwärmsporen durch
eine der Papillen austretend, ellipsoidisch, mit einer langen, nach-
schleppenden Cilie und kleinem Körnchen, etwa 2 fz Durchmesser.
Dauersporen kugelig, gegen 12 ja, mit farbloser, dicker Membran
und ähnlichem Haustor, wie die Sporangien entstehend.
Auf lebenden und abgestorbenen Zellen von Ulotbrix zonata. — Frei-
burg i. Br. ; Rußland.
Sehr wahrscheinlich identisch mit dieser Art, so auch nach Fischer
1. c. S. 92 ist Rhizophidium Haynaldii (Schaarscbmidt) Fischer, Rabenh.
Krypt. Fl. I, 4, S. 92. — Phlyctidium Haynaldii Schaarscbmidt, Hedwigia
1883, S. 125. — Sporangien länglich eiförmig, birnförmig, am Scbeitel wenig
gewölbt oder eingedrückt, stets (?) mit zwei seitlich einander gegenüber
liegenden, stumpflichen Entleerungspapillen ; Größenverhältnisse und Nähr-
pflanze wie vorher. — Ungarn.
2. P. brevipes (Atkinson) V. Minden. — Rhizophidium
brevipes Atkinson, Botanical Gazette Bd. 48, 1909, S. 323, Fig. 2.
Sporangium kugelig bis eiförmig, reif mit vorspringender,
scheitelständiger Entleerungswarze, an der Basis mit kurzem,
stummeiförmigen, wenig nach innen über die Membran hinaus-
ragenden, unverzweigten Würzelchen, dem kaum veränderten Per-
— 314
I
Fig. Ha-b. Rhizophidium suba„t,ulo8uni ;.c. K. fu«us-, d. R. poUinis. - ^^^-J^^J^^,^^^^^^^^^
nuadricorne; b. P. zyuneiuatis. - 16. Rhizoclosmatmm globosum. - 17. Astcrophlyctis sarco
ScH 18a-b llbi/idiornyc.8 apophyBatus. - 19a-b. Zygorh.zidmm WiUei. - 20a-b.
23 Harpochytrium Hedeuii. - 24 a. Kntoi)]ilyrt,B bulhgo.ra; b-c. h. Cienkowßkiana, d. Dipio
' phlyctiö iuteBtina.
— S15 —
fonitioiiBschlauch der keimenden Zoospore. Sehwärmsporen ei-
förmig, einoilig, c^ fi Durchmesser, mit Fetttropfen. Dauersporen
unbekannt.
Auf den Gaiuetangieii von Spirogyra varians. — Nordamerika.
Im Sporangium eingeschlossene Sporen können nach Atkinsoii mit
längerem Keimsclilauch im Sporangium keimen und die Wand des Sporangiiims
durchbohren. Aus anderen Beobachtungen glaubt er schließen zu dürfen,
daß solche mit Keimschläuchen versehene Sporen von neuem Schwärmsporen
bilden können; die Richtigkeit dieser Angaben bedarf der Bestätigung.
3. P. chlorogonii Serbinow, Scripta bot. hört. Petrop. Bd. 24,
1907, S. 156, Taf. 5, Fig. 11—17.
Sporangien aufsitzend, einzeln oder zu mehreren gesellig, zu-
erst kugelig, reif mit einer scheitelständigen, schnabelartig vor-
springenden Entleerungspapille, dadurch flaschenförmig; an der
Basis mit intramatrikalem, in Form eines kugeligen oder ellip-
soidischen Bläschens ausgebildetem Haustor; 6 — 8 /a Durchmesser.
Schwärmer kugelig, mit einer langen, nachschleppenden Cilie und
einem Körnchen (Fetttropfen?), 1 — b fi Durchmesser, einzeln unter
Formveränderung austretend. Dauersporen unbekannt.
Auf den faulenden und absterbenden Zellen von Chlorogonium euchlorum.
— Rußland.
Haustorien von ähnlicher Form besitzt auch eine von Serbinow (1. c.
S. 158, Taf. 4, Fig. 37) auf den Gloeocystis-Stadien von Euglena-Zellen vor-
kommende, von ihm nicht näher benannte und auch nur unvollständig be-
obachtete P.-Art. Da die Haustorien nur eine kurze Strecke weit in die
hier sehr kräftige und geschichtete Membran eintreten, läßt sich hier der
Mangel fadenförmiger verzweigter Rhizoiden deutlich beobachten.
Ferner gibt Serbinow (1. c. S. 156) an, daß auch Rhizophidium poUinis
Zopf unverzweigte Rhizoiden besitzt, daher dieser Pilz als Phlyctidium
pollinis pini (Braun) Schroeter zu bezeichnen sei. Wie bei jener Rhizo-
phidium-Art nachzusehen ist, liegt aber kein Grrund vor, diese Art zu streichen;
auf Pollenkörnern scheinen daher mehrere Pilze aufzutreten.
Nach Serbinow kommt auch eine Phlyctidium -Art = P. Dangeardii
Serb. parasitisch auf dem seinerseits auf Eugleua parasitierenden Saccomyces
Dangeardii Serb. vor (siehe Phlyctochytrium euglenae). Vergleiche ferner
Rhizophidium sphaerocarpum !
2. Gattung: Rhizophidium A. Schenck, Über das
Vorkommen kontraktiler Zellen 1858.
Name von rhiza: Wurzel und ophis: Schlange.
Die an der Oberfläche des Nährsubstrats zur Ruhe gelangte
Schwärmspore umgibt sich mit einer Membran und treibt einen
— 316 —
feinen Keimschlauch in dasselbe ; letzterer verzweigt sich in diesem
zu einem wurzelartigen, sehr zartfädigen, oft schwer sichtbaren
Ernährungsmycel, das nach der Sporenentleerung abstirbt; der
Sporenkörper selbst wird zum Sporangium oder einer Dauerspore.
Sporangien daher aufsitzend, von sehr mannigfacher Gestalt, meist
etwa so lang wie breit oder wenig länger, kugelig, ellipsoidisch,
birnförmig, flaschenförmig , aber auch deutlich längs gestreckt,
mehrmals länger als breit, spindelförmig oder schlauchförmig, in
anderen Fällen unregelmäßig eckig, oder mit lappigen oder stern-
artigen Auswüchsen. Membran meist gleichmäßig dick, meist
glatt, selten mit wenigen zahnartigen Verdickungen. Sporangien
öffnen sich durch ein oder mehrere oft halsartig vorspringende
Löcher. Schwärmer fertig nacheinander austretend und forteilend
oder von einer Blase umhüllt vorquellend, die zerreißt und die
Sporen entläßt; Bewegung lebhaft hüpfend. Dauersporen wie die
Sporangien an besonderen Pflänzchen entstehend, wie diese auf-
sitzend und gewöhnlich von ihrer Form, mit intramatrikalem
Mycel und kräftiger, oft bräunlicher Membran und großem Fett-
tropfen.
Mit wenigen Ausnahmen Parasiten, vornehmlich auf Algen,
aber auch Sporen, Pollenkörnern, tierischem Substrat usw.
Da die Arten in ihren hervorstechendsten Merkmalen, ihren
Größen Verhältnissen, der Form der Sporangien, der Beschaffenheit
und Zahl ihrer Entleerungsöffnungen ziemlich variabel, viele von
ihnen zudem sehr dürftig bekannt sind, ist ihre Abgrenzung und
Erkennung zum Teil schwierig.
Übersicht der Arten.
A. Sporangien dem Nährsubstrat außen aufsitzend.
a) Multipora. Sporangien öffnen sich, wenigstens die der
größeren Individuen, mit 2 — 5 Löchern, die vorher als
warzige Papillen, seltener als Tüpfel, erkennbar sind.
I. Sporangien kugelig oder angenähert kugelig.
1. Auf Algen, Pilzen und niederen Tieren.
a) Sporangien 15 — 50, meist etwa 25 fx Durchmesser,
auf ihrer oberen Hälfte mit 1 — 5 stumpflichen
Entleerungswarzen. Auf sehr verschiedenartigen
Nährsubstraten I. R. globOSUm.
— 317 —
ß) Sp. nicht über 12 /t, schnell kollabierend. Auf
einer Cyclotella 2. R. Cyclotellae.
2. Auf Pollenkörnern und Sporen; Sporanpiicn mit 1 — 5
vorher als Tüpfel erkennbaren Lochern.
a) Schwärmer 4 — 6 /i lang. Auf Pollenkörnern.
3. R. pollinis.
ß) Schwärmer 2,5 — 3 /i lang. Auf Isoeten-Sporen.
4. R. sphaerotheca.
TT. Sporangien durch die stumpf vorspringenden Entleerungs-
warzen ßtumpfeckig, querspindelförmig, birnförmig oder
lappig.
1. Sporangien durch 2 — 3 vorspringende Kntleerungs-
papillen stumpf lieh eckig. Auf Oscillarien, meist nur
an den Spitzen der Fäden. 5. R. Subangulosum.
2. Sp. durch meist 2 seitlich gelegene Entleerungswarzen
quer spindelförmig. Auf Chlamydomonas.
6. R. transversum.
3. Sp. durch 3 — 4 breit abgerundete Vorsprünge 3 bis
4 lappig oder sternförmig, auf der oberen Fläche mit
terminal knopfig verdicktem Fortsatz. Auf Zygnema.
7. R. Barkerianum.
b) Unipora. Sporangien öffnen sich stets nur mit einem
Loch.
I. Sporangien kugelig, sich am Scheitel mit weitem T^och
öffnend, hier vorher nicht oder nur schwach mit breiter
Fläche vorspringend, nach der Entleerung schüssel- oder
urnenförmig.
1. Membran glatt.
a) Seh w^ärm Sporen bei der Entleerung einzeln durch
den vorquellenden Scheitel austretend. Auf den
Oogonien von Saprolegnieen. 8. R. carpophilum.
ß) Schwärmsporen bei der Entleerung von einer Mem-
bran umgeben austretend, erst durch deren Zer-
reißen frei werdend. Auf Fadenalgen.
9. R. sphaerocarpum.
2. Membran in der Umgebung der Entleerungsöönung
mit Zähnen. Auf Coleochaete. . 10. R. Brebissonü.
IT. Sp. kugelig oder zitronenförmig, mit kurz vorspringender
Entleerungsw^arze, mit kleinerem Loch sich öffnend.
— 318 —
1. Sp. kiigelig-zitronenförmig, 6 — 16 fi Durchmesser. Auf
einer Chlamydomonas-ähnlichen Alge. II. R. acuforme.
2. Sp. mehr länghch zitronen förmig, 20 — 30 ^ lang, 16
bis 20 jj. breit; auf Fadenalgen. 12. R. mamülatum.
TU. Sporangien bei der Reife durch die scheitelständige, vor-
ragende, zuweilen schief stehende Entleerungspapille mehr
oder weniger flaschenförmig.
1. Mit meist schief stehendem Entleerungshals.
a) Sporangien 6 — 10 jll lang, 4 — 6 fi breit. Auf
Apiocystis 13. R. Braunü.
ß) Sporangien 10 — 15 fi lang, 6 im breit. Auf Crypto-
monas 14. R. Simplex.
2. Entleerungspapille nicht schief stehend.
a) Entleerungshals ohne Anhängsel.
f Sporangien winzig, 5 — 6 fi Durchmesser. Auf
Spirogyra. 15. R. minutum.
ff Sp. größer, bis 20 fi lang und 17 fi breit, birn-
förmig bis kurz flaschenförmig. Auf Sciadium.
16. R. sciadil.
fff Sp. 20 — 25 /ii lang, 15 — 17 /j. breit, flaschen-
förmig. Auf Rotiferen. . 17. R. ZOOphthorum.
ß) Entleerungshals mit knopfartigem Anhängsel. Auf
Chlamydomonas. ... 18. R. appendiculatum.
IV. Sporangien gestreckt spindelförmig.
a) Auf Synedra 19. R. fuSUS.
ß) Auf Melosira und vielleicht auch Conferva und Stigeo-
clonium 20. R. lagenula.
V. Sp. stumpfeckig kugelig oder fast dreieckig mit breitem
Scheitel und sich verschmälernder Basis oder mit bucke-
ligen unregelmäßigen oder sternartigen Vortreibungen.
1 . Sp. fast dreieckig mit verschmälerter Basis und breitem
Scheitel; Dauersporen mit Stacheln. Auf Glenodinium.
21. R. echinatum.
2. Sp. stumpfeckig kugeUg. Auf Chroococcus turgidus.
22. R. agile.
3. Sp. mit mehreren bis vielen buckelartigen Vor-
treibungen. Auf Desmidiaceen, Palmellaceen und den
Eiern von Rädertieren 23. R. gibbosum.
— 310 —
4. Sp. durch liornartige unp^loich lange Fortsätze (Mem-
bran verdickungen?) lnpt)ig sternförmig. Auf Spliuero-
zyga 24. R. cornutum.
\'I. S}). kugelig, aber mit scharf abgesetztem zylindii.^c licn
Entleerungshals. Auf Fadenalgen. 25. R. ampullaceum.
B. Sporangien nicht der Membran außen aufsitzend, sondejn
zwischen dieser und dem kontrahierten Protoplasten der Nähr-
zelle eingeklemmt, diesem aufsitzend, in diesem Fall Parasiten
oder aber ausgesprochene Saprophyten, mit zum Teil nur auf-
sitzenden zum anderen Teil aber auch im Innern des Substrats
gebildeten Sporangien. Zweifelhafte Formen mit noch nicht
beobachtetem, wenn auch wahrscheinlich vorhandenem Mycel.
a) Sp. dem kontrahierten Protoplasten der Nährzelle aufsitzend,
zwischen diesem und der Membran; Parasiten.
I. Sp. eiförmig bis ellipsoidisch. In den Oogonien von
Oedogonium und Bulbochaete. 26. R. decipiens.
II. Sp. lang gestreckt spindelförmig. In den Oogonien von
Coleochaete 27. R. coleochaetes.
b) Sp. zum Teil innerhalb der Zellen gebildet. Saprophyt.
Auf faulenden Zweigen usw 28. R. xylophilum.
I. R. globosum (A. Braun) Schroeter, Krypt. Fl. v. Schles.
Bd. 3, 1, S. 191; Serbinow, Scripta bot. hört. Petrop. Bd. 24, 1907,
S. 160, Taf. 5, Fig. 1—3. — Chytridium globosum A. Br., Abhandl.
d. Berl. Akad. 1855, S. 61, Taf. 2, Fig. 14—20; Dangeard, Le
Botaniste Bd. 1, 1889, S. 61, Taf. 3, Fig. 12—15; De Wildeman,
Bull. Soc. bot. de Belg. Bd. 30, S. 170; Phlyctidium globosum
Sorok., Rev. myc. 1889, S. 81, Taf. 79, Fig. 93; Taf. 80, Fig. 100.
Sporangien aufsitzend, oft gesellig zu vielen, genau kugelig,
mit kräftiger, glatter, doppelschichtiger Membran, die (nach Ser-
binow) oft 2 oder mehrere Auswüchse trägt, sehr verschieden
groß, 15 — 50, meist gegen 25 fi Durchmesser. Mycel, an der
Basis des Sporangiums entspringend, sehr feinfädig verästelt,
schwer sichtbar. Schwärmer durch 1 — 5 stumpfliche Entleerungs-
warzen austretend, oft sehr zahlreich in einem Sporangium ge-
bildet, sprunghaft, zickzackförmig sich bewegend, mit einer langen
Cilie und einem Fetttropfen, 2 — 2,5 fi Durchmesser. Dauersporen
wie die Sporangien entstehend, kugelig, mit doppelschichtiger,
— 320 —
brauner, mit kleinen Stacheln besetzter Membran und einigen
Fetttropfen, 25 — 30 fj, Durchmesser.
Auf verschiedenen Algen: Diatomeen (Melosira, Eunotia, Navicula,
Pinnularia), Desniidiaceen (Genicularia, Hyalotheca, Penium, Staurastrum,
Closterium), ferner Oedogonium, Cladophora, Spbaeroplea. — Verbreitet z. B.
Breslau, Hamburg; Rußland; Frankreich.
Nach Dangeard (Le Botaniste Bd. 1, S. 61, Taf. 3, Fig. 12—15) sitzen
auch schwärmenden Chlamydomonas-Zellen kugelige, 8—12 fi weite Sporangien
auf, erst kurz vor ihrer Reife die Bewegung der Chlamydomonas-Zellen hin-
dernd; die Schwärmsporen freilich nur 1 fx Durchmesser. An demselben Orte
beschreibt er eine ähnliche auf den Cysten einer Vampyrella vorkommende
R.-Art mit kugeligen Sporangien und zartem Haustor, deren Schwärmsporen
unter starker Verlängerung ihrer Form die dicke Schleimhülle der Gloeocystis
vesiculosa, in welcher die Cysten liegen, durchbohren müssen, um fort-
schwärmen zu können (Chytridium = Rhizophidium Vampyrellae).
Auch auf mehreren Peridineen (Phacotus, Corbierea, Glenodinianum ; 1. c.
S. 61 u. Journal de bot. Bd. 2, 1888, S. 8, Taf. 5, Fig. 16—18) beobachtete
Dangeard Formen, die ihm R. globosum zu sein schienen; nach Schenck ferner
auch auf Oscillaria und Anabaena (Kontraktile Zellen 1858).
Ob überall derselbe Pilz vorliegt, erscheint fraglich.
R. pythii De Wildeman, Ann. soc. beige de micr. Bd. 21, 1897, S. 11,
Taf. 1, Fig. 10-17.
Sporangien zu 1—4 der Wirtszelle aufsitzend; an der Basis mit sehr
zartem Rhizoid, oft durch 1—2 vorspringende, breit abgerundete Papillen
unregelmäßig eckig-kugelig.
Auf den Oogonien von Pythium complens, die Oosporen vernichtend;
Frankreich, bot. Garten in Nancy.
Kugelige, bis zu 10 gesellig wachsende, Sporangien mit 1—3 kurz
vorspringenden Entleerungspapillen beobachtete ich bei Hamburg und Breslau
auch auf den Sporangien einer Pythium-Art. Ihrem Äußern nach ein echtes
R. globosum,
R. multiporum De Wildeman, Mem. de l'Herb. Boiss. 1900, Nr. 15,
S. 7, ist wohl ebenfalls nur R. globosum.
Sporangien 32 — 52 \x. Durchmesser, sich durch drei mehr oder weniger
vorragende Papillen öffnend. Auf den Oogonien von Vaucheria sessilis, nicht
auf die vegetativen Zustände wie Erlen- und Weidenpollen übergehend. —
Belgien.
Zweifelhaft ist R. gelatinosum Lind., Ann. mycol. Bd. 3, 1905, S. 427
mit kugeligen, 20 — 30 pi weiten Sporangien, die 8 rundliche, 4— 6 ji. weite
Löcher besitzen und von einer 3 ja dicken Schleimhülle umgeben sind. —
Weiteres nicht bekannt. — Auf Aerosiphonia (Cladophora) pallida. — Schweden.
2. R. cyclotellae Zopf, Abhandl. d. naturf. Ges. zu Halle
Bd. 13, 1888, ,S. 94, Taf. 2, Fig. 13—22.
— 321 —
Sporniigien an ihrer Basis mit zartem, sich veräsieliKlein Mycel,
oft gesellig bis zu 8 ne))eneinand(!r, nicht genau kugelig, kurz
]>irnfünnig, nicht über 12 /ii Durchmesser; ])ald kollabierend.
Schwärmer durch 1 — 8 feine Löcher austretend, 1,8 — 2,5 fi Durch-
messer, kugelig, in der Ruhe amöboid beweglich, mit relativ
großem Fetttropfen und einer Cilie.
Auf einer Cyclotella-Art, auf andere Diatomeen (Melosira, Synedren,
Naviculen) nicht übergehend; auch nicht durch Pinus-Pollen und Farnsporen
einfangbar. — Halle.
3. R. pollinis (A. Br.) Zopf, Abhandl. d. naturf. Ges. Halle
Bd. 17, S. 82, Taf. 1, Fig. 1—20. — Chytridium pollinis pini
A. Br., Abhandl. d. Berl. Akad. 1855, S. 40, Taf. 3, Fig. 1—15. —
Chytridium vagans A. Br., Monatsber. d. Berl. Akad. 1856, S. 588. —
Phlyctidium pollinis pini (A. Br.) Schroeter, Krypt. Fl. v. Schles.
Bd. 3, 1, S. 190. — Phlyctidium vagans (A. Br.) Rabenh., Flor.
Europ. Alg. II, S. 278.
Eisicc. : Sydow, Phyc. et Prot. 47; Sydow, Mycoth. march. 4714.
S. 314, Fig. 14. d) Sporangien (sp) und Dauersporen (ds) auf PinuspoUen
(nach Zopf).
Sporangien aufsitzend, oft gesellig, bis zu 12 nebeneinander,
meist genau kugelig, seltener ein wenig stumpfeckig -kugelig oder
kurz eiförmig, mit glatter, ziemlich kräftiger Membran, 8 — 36 fi
Durchmesser; an der Basis mit reich verästeltem, mit sehr feinen
Endverzweigungen versehenem, intramatrikalem Würzelchen, das
aber erst durch Aufhellungs- und Färbungsmittel deutlich sichtbar
wird. Sporenentleerung durch 2 — 4 (nur bei den kleinsten
Sporangien durch 1) Löcher von 4 — 7 fi Durchmesser, die schon
vorher als Tüpfel erkennbar sind. Schwärmer 12 — 150 in einem
Sporangium, kugelig, 4 — 6 jn Durchmesser, mit einer langen, nach-
schleppenden Cilie und glänzendem Fetttropfen, sehr lebhaft
zickzackförmige Bahnen beschreibend. Dauersporen an besonderen
Pflänzchen wie die Sporangien entstehend, kugelig, mit kräftiger,
farbloser, zweischichtiger Membran und einem bei der Reife sie
fast ganz füllenden Fetttropfen, 9 — 20 ^ Durchmesser; Keimung
nicht beobachtet.
Vor allem auf PinuspoUen auftretend, aber auch auf den Pollenkörnern
anderer Pflanzen z. B. von Phlox, Tropaeolum, Helianthus, Populus, Ama-
ryllis; durch deren Aussaat auf Sumpf wasser leicht einzufangen, vielleicht
auch saprophytisch lebend.
Kryptogameuflora der Mark V. 21
— 322 —
Grunewaldsee (A. Braun); Berlin, ScMachtensee (Sydow). — Femer
Schlesien; Hamburg; Würzburg usw., wohl überall vorkommend.
Offenbar kommen auf Pollenkörnern mehrere Rhizidiaceen vor. Darauf
deutet schon die Beschreibung des auf Pinuspollen von A. Braun beschriebenen
Pilzes, der sich durch die Flaschenform der entleerten Sporangien, die nach
Braun stets in Einzahl auftretende Entleerungsöffnung und die geringeren
von A. Braun angegebenen Dimensionen nicht unwesentlich unterscheidet.
Auch von Schroeter werden in der Kryptogamenflora von Schlesien Bd. III Ib,
S. 190 von der oben stehenden Diagnose abweichende Angaben gemacht, die
aber in seiner später erschienenen Bearbeitung der Chytridineen in den Natürl.
Pfl.-Fam. Bd. 1, S. 76 der Beschreibung von Fischer Rabenh. (Krypt. Fl.
S. 85) entsprechen.
Auf das Vorkommen mehrerer verschiedener Pilze deutet auch die Be-
merkung von Serbinow (Scripta bot. hört, petropolit. Bd. 24, 1907, S. 156),
daß der Pilz stets einfache, unverzweigte Haustorien besitzt. Serbinow, der
die vorliegende Art daher in die Gattung Phlyctidium versetzt, hat vielleicht
den von A. Braun beobachteten Pilz vor sich gehabt, von dem Braun kein
Mycel beschrieben hat, denn Zopf konnte mit voller Klarheit „das verästelte
Haustor" beobachten, und seine Zeichnungen bestätigen seine Angaben.
Bezüglich der Bemerkung von Cornu (Ann. soc. nat. 5. ser., Bd. 15,
S. 121), daß die Dauersporen intramatrikal gebildet würden, liegt wohl eine
Verwechselung mit den Dauersporen von Olpidium luxurians vor; nach
A. Braun und Schenk soll der Pilz auch auf Conferva bombycina und Chla-
mydomonas vorkommen, nach Fischer (Rabenh. Krypt. Fl. Bd. 1, 4, S. 89)
liegt hier wohl R. globosum vor. Nach Schroeter vielleicht auch auf den
Sporen von Sclerospora graminicola (Hedwigia Bd. 17, 1879, S. 84).
4. R. sphaerotheca Zopf, Abhandl. d. naturf. Ges. zu Halle
Bd. 17, 1888, S. 42, Taf. 2, Fig. 33—41.
Der vorigen Art sehr ähnlich aber kleiner. Sporangien 4 bis
22 fx, Sporen 2,5 — 3 fi Durchmesser, in der Ruhelage stark amöboid.
Dauersporen trotz 15 monatlicher Kultur nicht beobachtet.
Auf den Mikrosporen von Isoetes lacustris und echinospora, die körnigen
Reservestoffe in fettige Massen überführend. — Halle.
Von Zopf zusammen mit einer großen Monadine beobachtet, die nach
einiger Zeit große, mit mächtigem Öltropfen und derber Haut versehene
Dauersporen bildete, die mit den unbekannten Dauersporen dieser Art nicht
verwechselt werden dürfen. — Vielleicht auch auf den Sporen von Farnen
(Aspidium violascens) Fischer, Rabenh. Krypt. Fl. Bd. 1, 4, S. 90.
5. R. subangulosum (A. Br.) Rabenh., Flor. Eur. Alg. Bd. 3,
S. 201. — Chytridium subangulosum A. ßr., Abhandl. d. Berl.
Akad. 1855, S. 44, Taf. 3, Fig. 27 — 31; Dangeard, Ann. sc. nat.
ser. 7, 1886, S! 294, Taf. 13, Fig. 1—5.
— 82:^ —
5. HU, Fig. 14. a — b) Reifes uiid in Entleerung begriffenes Sporangium
auf den Fadenenden von Oscillaria (Original).
Spornngieii aufwitzend, einzeln oder gesollig V)is zu 0, kugelig,
ellipsoidiseh oder birnfönnig, mit breit abgerundetem Scheitel,
reif durch 2 — 3 vorspringende Entleerungswarzen eckig, 20 — 25 //.
Durchmesser, auch wohl kleiner. Scliwärmsporen 2,5 jtt Durch-
messer, kugelig, mit langer Cilie und glänzendem Fetttropfen; an
der Basis des Sporangiums ein langes, dickes, sich wenig ver-
zweigendes und meist viele Zellen der Nährj)flanze durchziehendes
Haustor. Dauersporen nicht beobachtet.
Auf den Spitzen der Fäden von Oscillaria und Lyngbya. — Hamburg;
Freiburg i. B.; Frankreich.
Es überrascht, daß A. Braun nicht ein Mycel auffand, das nach meinen
Beobachtungen meist deutlich sichtbar ist. Die Vermutung von Fischer,
Rabenh. Krypt. Fl. Bd. 1, 4, S. 91), daß Dangeard das von diesem bei Resti-
cularia nodosa beobachtete Mycel zu der vorliegenden Art gehörig ansah,
ist irrig. Das von Dangeard abgebildete Mycel gehört tatsächlich hierher,
wenngleich es sich am Ende wohl immer verzweigt. Zweifelhaft muß es
bleiben, ob sich der Parasit nur an den Spitzen ansiedelt; wenigstens be-
fanden sich kleinere Sporangien auch an anderer Stelle, wenn auch in ge-
ringerer Zahl, wobei in diesem Fall das Würzelchen auf eine Zelle be-
schränkt war.
Das von Dangeard (Le Botaniste ser. 5, 1896, S. 21, Fig. 1 A— Q (S. 23)
auf einer Pythium-Art beobachtete Chy tri dium simulans, das von ihm in
die Nähe dieser Art gestellt wurde, gehört sicher nicht hierher, sondern ist eine
Pleolpidium-Art, vielleicht P. irreguläre (so auch nach Butler in Mem. of
the Dep. of agric. in India 1907, S. 107). Die von diesem Parasiten ver-
ursachten, oft terminal entstehenden Anschwellungen, werden irrtümlicher-
weise von Dangeard für die Sporangien einer den Fadenenden von Pythium
aufsitzenden Rhizophidium-Art gehalten, deren Ernährungsorgan ihm der
durch den Pythiumschlauch hinziehende axile, farblose, fadenartig gestreckte
Zellsaftraum zu sein scheint.
6. R. transversum (A. Br.) Rabenh., Fl. Eur. Alg. Bd. 3,
S. 281; De Wildeman, Mem. soc. beige d. micr. Bd. 18, 1894,
S. 156. — Chytridium transversum A. Br., Monatsber. d. Berl.
Akad. 1855, S. 382 u. Abhandl. d. Berl. Akad. 1855, S. 41, Taf. 4,
Fig. 1— G; Dangeard, Le Botaniste 7. ser., 1900—1901, S. 282,
Fig. 1. — Phlyctidium transversum A. Br., Abhandl. S. 751.
Sporangien aufsitzend, oft zu vielen, bis 12, nebeneinander,
jung kugelig, reif durch meist zwei seitlich gelegene Entleerungs-
papillen quer spindelförmig oder halbmondförmig gekrümmt, der
21*
— 324 ^
Nährzelle sattelförmig aufsitzend; seltener 1 oder 3 solche Pa-
pillen, wobei im letzteren Fall die dritte Papille scheitelständig
ist; Querdurchmesser etwa 17 ^u., an der Basis mit einem schwer
sichtbaren, nadeiförmigen, aber am Ende vielleicht verzweigten
Haustor. Dauersporen kugelig, mit dickem, braunen Exospor und
dünnem, farblosen Endospor und einem oder mehreren größeren
Fetttropfen, mit Schwärm sporen keimend, die durch eine Scheitel-
öffnung entweichen.
Von A. Braun auf den beweglichen Zellen von Chlamydomonas pulvis-
culus gefunden, erst allmählicli ihre Bewegungen hemmend; ebenso auf Chi.
obtusa wie auf Gonium Tetras; nach De Wildeman auch auf Hormiscia
zonata, nach Dangeard auf Gonium pectorale und Chlamydomonas Dillii. —
Freiburg i. B.; Belgien; Frankreich.
Erwähnt sei hier das auf Oedogonium- Fäden in Grönland beobachtete
E-hizophidium oedogonii P. Richter (Bibliotheca bot. 1897, S. 12). Spo-
rangien von ähnlicher Form aber mit zwei seitlich liegenden scharf zuge-
spitzten Stacheln, mit diesen bis 32 |ji breit, 14 — 17 jj. hoch. Ob die nur un-
genau bekannte Art wirklich hierher gehört, muß zweifelhaft bleiben.
Auch das von De Wildeman (Ann. soc. beige de micr. 1890, S. 21)
beschriebene R. irreguläre besitzt niedergedrückt kugelige Sporangien mit 2
(oder 1) einander gegenüberliegenden Hörnern; Durchmesser der Sporangien
aber nur etwa 9 |ji. — Vielleicht mit R. transversum identisch. — Auf einer
kleinen Diatomee.
7. R. Barkerianum (Archer) Fischer, Krypt. Fl. Bd. 1, 4,
S. 103. — Chytridium Barkerianum Archer, Quart. Journal of
micr. sc. 1867, Bd. 7, S. 89.
Sporangien aufsitzend, an der Basis mit zarten Rhizoiden,
stark niedergedrückt, 3 — 4-lappig, mit ziemlich gleich großen, breit
abgerundeten Lappen, auf der oberen Fläche konkav und hier in
der Mitte mit einem sehr zarten, senkrechten, hyalinen, am Ende
knopfig verdickten Fortsatz. Schwärm sporen durch die offenen
Enden der Lappen entweichend. Weiteres nicht bekannt.
Auf den Fäden von Zygnema, deren Gallen braun färbend und zer-
störend. — England.
Die knöpf ige Anschwellung des erwähnten Fortsatzes entspricht nach
Fischer wohl mit Recht dem Sporangiumanhängsel von R. appendiculatum.
Daß es freilich auch R. -Arten gibt mit einem an demselben Orte auftretenden
aber durch lokale Membranverdickung entstehenden Spitzchen, zeigt das auf
Gloeosporium-Fäden schmarotzende R. fungicolum A. Zimmermann (Ctrlbl.
f. Bakt. 1902, 2. Abt., Bd. 8, S. 149, Fig. 2), das aber bisher nur in Java
beobachtet wurde.
— .'^25 --
8. R. carpophilum Zopf, Noca acta Acad. Leoi). Bd. 47,
1885, S. 200, Taf. 0, Fig. 8—16.
Sporangieu der Niihrzelle meist zu vielen gesellig aufsitzend,
kugelig, mit zarter Membran, vor der Reife mit verschieden großen
glänzenden Fettkügelchen, reif sich mit weitem Loch öUhend und
dann schüsseiförmig, verschieden groß, selten über 20 ^u Durch-
messer, mit 2 — 40 Schwärmsporen; an der Basis mit einfachem,
dünnen, erst in den Oosphären der Nährzelle spärlich verzweigten
Würzelchen. Schwärmsporen 4 — 5 fj, Durchmesser, kugelig oder
ellipsoidisch, mit großem, exzentrischem Fetttropfen und langer,
nachschleppender Cilie. Dauersporen unbekannt.
Auf den Oogouieu von Saprolegniaceen, z. B. Saprolegnia ferox, astero-
phora, Achlya polyandra); mit den Rhizoiden in die reifen Oosporen und
Oosphären eindringend, oft mehr als 100 gesellig auf einem Oogon, so daß
dieses wie ein mit dickköpfigen Nadeln bespickter Ball erscheint; den Inhalt
bis auf einige Körnchen aufzehrend; in Kulturen auftretend. — Hamburg;
Halle.
9. R. sphaerocarpum (Zopf) Fischer, Rabenh. Krypt. Fl.
Bd. 1, 4, S. 95. — Rhizidium sphaerocarpum Zopf, Nov. acta
Acad. Leop. Halle Bd. 47, 1884, S. 202, Taf. 19, Fig. 16—27;
De Wildeman, Mem. soc. beige d. micr. Bd. 14, 1890, S. 13. —
Nicht Chytridium sphaerocarpum Dangeard, Le Botaniste Bd. 2,
S. 244, Taf. 16, Fig. 9.
Sporangien aufsitzend, meist gesellig, bis zu 12, auf derselben
Nährzelle, kugelig oder eiförmig, mit glatter, kräftiger Membran
und zunächst einfachem, erst am Ende spärlich verzweigtem
Haustor. Bei der Reife vergallert ein kalottenförmiges, terminales
Stück der Sporangiumwandung, und die Sporenmasse quillt
aus der entstandenen weiten Öffnung, von der dehnbaren inneren
Membran des Sporangiums umgeben, bruchsackartig vor, die darauf
zerreißt und die Sporen entläßt. Sporangien 10 — 18 /.i breit, 11
bis 20 fi lang. Schwärmsporen bis zu 40 in einem Sporangium
gebildet, kugelig, mit einer nachschleppenden, langen Cilie und
einem Fetttropfen; Bewegung sprunghaft, in der Ruhelage amöboid.
Dauersporen wie die Sporangien entstehend, und von derselben
Form, aber mit dickerer Membran und einem großen Fetttropfen.
Auf den vegetativen Zellen und den Zygoten von Spirogyra-, Zygnema-,
Mougeotia-, Oedogonium-Arten. — Deutschland (Halle?); Frankreich; Belgien.
— 326 ~
Der von Fischer (1. c. S. 95) ausgesprochenen Vermutung, daß die von
Zopf heschriebenen Sporangien Dauersporen seien , kann ich wegen der
letzteren zukommenden stärkeren Membran, der hei ihnen von Zopf erwähnten
abweichenden Beschaffenheit der Fettmassen und ihres zeitlich verschiedenen
Erscheinens nicht beipflichten.
Nach De Wildeman (Ann. soc. beige de micr. Bd. 17, 1893, Taf. G,
Fig. 13—16; Taf. 7, Fig. 18) ruft der Pilz an den von ihm befallenen
Mougeotia- und Spirogyra-Fäden oft scharf ausgebildete Krümmungen hervor,
derart, daß der Pilz sich stets an ihrer konkaven Seite findet.
Auftreibungen und Verlängerungen der befallenen Zellen beobachtete
auch Atkinson (Bot. Gazette Bd. 48, 1909, S. 232, Fig. 3).
Der von Raitschenko (Bull, du jardin imperial bot. de St. Petersbourg
Bd. 2, 1902, Fig. 1—8, als R. sphaerocarpum beschriebene Pilz gehört wohl
nicht hierher. Nach diesem finden sich häufig ineinander geschachtelte
Sporangien, die derart entstehen sollen, daß in den entleerten Sporangien
zurückbleibende oder in sie eindringende Sporen za neuen Sporangien an-
schwellen; ferner sollen während des Schwärmens die anfangs kugeligen,
später birnförmigen Sporen beträchtlich wachsen (von 6 bis 16, 25 fx). Diese
auffälligen, ganz isolierten Beobachtungen bedürfen der Bestätigung. Dauer-
sporen 16 — 26 jj. Durchmesser, mit dickem, bräunlichem Exospor und dünnem,
farblosem Endospor, und einigen oder einem großen Fetttropfen. Nach
dem kurz zylindrischen, stummeiförmigen, un verzweigten , terminal oft er-
weiterten Haustor gehört die Art zu Phlyctidium. — Auf Anabaena flos
aquae (Ende Mai bis Mitte Juli). — Rußland.
Der vorstehenden Art sehr nahestehend sind:
R. dubium De Wildeman (Mem. soc. beige de micr. Bd. 19, S. 112,
Taf. 3, Fig. 26 — 28) auf Spirogyra, mit reichlich verzweigtem Würzelchen;
wohl am besten zu streichen.
R. vaucheriae De Wildeman (Mem. de l'Herb. Boissier 1900, Nr. 15,
S. 6) auf den Oogonien von Vaucheria sessilis. Sporangien gesellig, bis zu
20 nebeneinander, 26—50 |j. Durchmesser, an der Basis mit geradem, vielleicht
verzweigtem Würzelchen, nach der Entleerung tief urnenförmig, am Rand
unregelmäßig gewellt; Zoosporen 1,5 ja. Dauersporen nicht bekannt. In
2 Fällen Deckelbildung beobachtet. — Nicht auf Alnus- und Salix -Pollen
übergehend. — Belgien.
R. Constantineani Sacc, Sylloge Fung. Bd. 17, 1905, S. 512 = R.
vaucheriae Constantineanu, Rev. gener. de Bot. 1901, S. 381, Fig. 81, mit
auffällig kleinen, 6 — 8 }x messenden Sporangien mit nur 4 — 6 Zoosporen;
Durchmesser der Schwärmer 3,5 jj.. — Ob hier konstante, die Aufstellung einer
neuen Art berechtigende Unterschiede vorliegen, vermag ich nicht zu sagen.
— Auf Vaucheria-Fäden. — Rumänien.
Auf Asterionella gracillima im Plankton des Zürichersees beobachtete
De Wildeman eine kleinere vielleicht hierher gehörige Art R. Schroeteri
(Mem. de l'Herb. Boissier 1900, Nr. 15, S. 5), die im wesentlichen mit R.
sphaerocarpum übereinstimmt, aber wesentlich kleinere Sporangien (Durchmesser
etwa 7 jj.) mit wenigen Schwärmern und früh vergänglicher Membran besitzt.
— 327 —
10. R. Breblssonji (Dang.) Fischer 1. c. S. 97. — Chytri-
diuni Biebissonii Dang., Bull. soc. Linn. de Normandie s^r. 4,
Bd. 2, 1S89, S. 152 und Le Botaniste Bd. 1, 1889, S. 59, Taf. 3,
Fig. 17.
Sporangien aufsitzend, kugelig, auf dem Scheitel mit 4 — 8
ringförmig um die weite Entleerungsöffnung gestellten, si)itzlichen,
hornartigen Z.ähnen und einem dicken, scheinbar unverzweigten
Haustor. Schwärmer bis zu 100 in einem Sporangium gebildet,
2,7 i^i Durchmesser, mit einer langen Cilie und Fetttropfen.
Südfrankreich. — Vielleicht zu Phlyctidium gehörig.
11. R. acuforme (Zopf) Fischer, Krypt. Fl. I, 4, S. 93. —
Rhizidium acuforme Zopf, Nov. acta Acad. Leop. Halle Bd. 47,
1884, S. 209, Taf. 10, Fig. 33—43.
Sporangien der Nährzelle dicht oder mit Zwischenschaltung
eines Stiels aufsitzend, oft gesellig, 1 — 10; kugelig bis zitronen-
förmig, mit kurzer Scheitelpapille, an der Basis mit einem zarten,
verzweigten Würzelchen; 6 — 16 fz Durchmesser. Schwärmer klein,
2 fj. Durchmesser; kugelig, mit kleinem Fetttropfen und einer
Cilie. Dauersporen kleiner als die Sporangien, kugelig, mit
großem, die Zelle fast ganz füllendem Fetttropfen.
Auf einigen Chlamydomouas ähnlichen Algen, vor allem ihren Schwärm-
zuständen, hei 11 — 13° Kälte Mitte März gefunden; in einem Teich in
Pommern.
Hierher sind nach Fischer, Kabenh. Krypt. Fl. Bd. 1, 4, S. 93, zwei
sehr ungenau bekannte, am besten ganz zu streichende Pilze zu stellen :
Chytridium chlamydo cocci A. Braun (Abhandl. d. Berl. Akad. 1855,
S. 45 und Ch. haematococci A. Braun, ebenda S. 46), die auf Chlamydo-
coccos pluvialis bezw. Haematococcus nivalis beobachtet wurden und reif
gestreckt kugelige Sporangien besitzen.
12. R. mamillatum (A. Braun) Fischer 1. c. S. 93; Con-
stantineau, Rev. gen. de bot. Bd. 13, S. 379, Fig. 80; Serbinow,
Scripta bot. hört. Petrop. Bd. 24, 1907, S. 158, Taf. 4, Fig. 29
bis 34. — Chytridium mamillatum A. Br., Monatsber. Berl. Akad.
1855, S. 381 und Abhandl. Berl. Akad. 1855, S. 32, Taf. 2, Fig. 9
bis 12; Dangeard, Le Botaniste Bd. 2, S. 242, Taf. 16, Fig. 32;
Schenk, Verhandl. d. phys.-med Ges. in Würzburg 1858, S. 236,
Taf. 5, Fig. 1 — 5. — Phlyctidium mamillatum Schroeter Krypt.
Fl. von Schlesien 1886, Bd. 3, 1, S. 190.
— 328 — ^
Sporangien aufsitzend, oft zu mehreren nebeneinander, jung
kugelig, reif birnförmig oder zitronenförmig, mit scheitelständiger
Entleeruugswarze , an der Basis mit zartem, fein verzweigtem
Rhizoid; 12 — 30 ^u lang, 11 — 22 breit; Schwärmer beim Austreten
von einer Schleimhülle umgeben, kurze Zeit verweilend, dann
fortschwärmend, kugelig, mit einer Cilie und einem Fetttropfen,
2,5 — 3 ^ Durchmesser, Dauersporen nicht bekannt.
Auf verschiedenen Süßwasseralgen, Coleochaete pulvinata, Conferva
bombycina, Draparnaldia glomerata, ITlothrix zonata, Stigeoclonium. — Bei
Berlin auf Stigeoclonium (Pringsheim). — Schlesien; Schwarzwald; Würzburg;
Belgien; Kußland.
Nach De Wildeman (Bull. soc. roy. de bot. de Bei. Bd. 30, 1891, S. 170,
Fig. 1) können die Sporangien kleinen subsporangialen Bläschen aufsitzen,
über deren Natur er sich aber nicht näher ausspricht; vielleicht sind sie als
die kleinen knopfartigen Membranverdickungen zu deuten, die Constantineanu
(1. c. S. 380) zuweilen an derselben Stelle beobachtete.
Nach Serbinow ist der Pilz nur ein fakultativer Parasit, der auch auf
abgestorbenen Zellen von Draparnaldia glomerata vorkommt.
Sehr nahe verwandt, nach Fischer, Kabenh. Krypt. Fl. S. 94, wohl
nur eine Form der vorstehenden Art, ist das auf Conferva bombycina vor-
kommende R. asymmetricum (Dangeard, Fischer 1. c. S. 94 = Chytridium
asymmetricum, Dangeard, Le ßotaniste Bd. 2, S. 243, Taf. 17, Fig. 1). —
Sporangien mit schief stehender Scheitelpapille , dadurch unsymmetrisch. —
Frankreich.
13. R. Braunii (Dang.) Fischer 1. c. S. 94 (= Chytridium
Braunii Dang. Le Botaniste Bd. 1, 1889, S. 57, Taf. 3, Fig. 11).
Sporangien aufsitzend, eiförmig, 6 — 10 fju lang, 4 — 6 ^ breit,
mit schief stehender Entleerungspapille. Schwärmsporen kugelig,
mit einer langen Cilie und Fetttropfen, Durchmesser etwa 2 fx.
Meist zu vielen gesellig, mit ihren Rhizoiden die blasenförmige Hülle
der Kolonie der Nährpflanze durchwachsend. — Südfrankreich.
14. R. Simplex (Dang.) Fischer 1. c. S. 101 (= Chytridium
Simplex Dang. Le Botaniste Bd. 1, 1889, S. 10, Taf. 3, Fig. 18—20).
Sporangien eiförmig, mit verlängertem, schwach gebogenem
Entleerungshals, 10 — 15 ^ lang, 6 fju breit. Schwärmsporen 1,5 fX
Durchmesser, eiförmig, mit einer Cilie. Verzweigung des intra-
matrikalen Mycels bei dieser wie der voraufgehenden Art nicht
sicher bekannt.
Den Cysten von Cryptomonas, nicht den schwärmenden Formen, auf
sitzend. — Frankreich.
— 829 —
15. R. minutum Atkinson, Botanical Gazette Bd. -18, 1909,
S. 325, Fig. 4.
Si)ürangien aufsitzend. Haschen oder birnfönnig, am Seheitel
durch eine relativ weite ÖITnung die Sporen entlassend, sehr klein,
5 — 6 fx Durchmesser, mit wenigen (2 — 6) Schwärmsporen ; letztere
2,5 fx Durchmesser, mit einer Cilie und einem Fetttropfen.
Auf Spirogyra variaus. — Nordamerika.
16. R. SCiadii (Zopf) Fischer 1. c. S. 94. — Rhizophyton
sciadii Zopf, Abhandl. d. naturf. Ges. Halle Bd. 17, 1888, S. 91,
Taf. 2, Fig. 23—32.
Sporangien zuerst kugelig, reif birnförmig bis kurz flaschen-
förmig, mit breitem, stumpfen Apikulus, bis 20 ^ lang und 17 ^
breit, mit reich verästeltem Rhizoid; Schwärmsporen 2,3 — 4 ^
Durchmesser, kugelig, mit einer Cilie und einem Fetttropfen.
Dauersporen unbekannt.
Auf Sciadium arbuscula, den Inhalt der Schläuche zerstörend und in
gelb-braunrote Körner umwandelnd. — Halle.
17. R. ZOOphthorum (Dang.) Fischer, Rabenh. Krypt. Fl.
Bd. 1, 4, S. 94 (= Chytridium zoophthorum Dang. 1. c. S. 58,
Taf. 3, Fig. 10, 21) kommt auf toten Rotiferen vor, vor allem die
Eier befallend.
Sporangien flaschenförmig, 20 — 25 ^ lang, 15 — 17 ii breit,
mit meist geradem oder wenig gekrümmtem Entleerungshals und
reich verzweigtem, kräftigen Mycel. Schwärmer kugelig bis ei-
förmig, etwa 3 /i Durchmesser, mit wenig glänzendem Fetttropfen.
Dauersporen unbekannt.
In Kulturen, Südfrankreich.
18. R. appendiculatum (Zopf) Fischer 1. c. S. 101. —
Rhizidium appendiculatum Zopf, Nov. acta Acad. Leop. Bd. 47,
S. 203, Taf. 9, Fig. 17—27.
Sporangien der Nährzelle aufsitzend, kochflaschenförmig, unten
kugelig - bauchig , oben zu einem Hals verschmälert, der ein von
ihm durch kurzen feinen Isthmus getrenntes, kleines, meist etwa
kugeliges Anhängsel trägt; an der Basis mit zunächst kräftigem,
sich dann spärlich verzweigendem Würzelchen, mit sehr feinen,
schwer sichtbaren Ästen; in der Größe wechselnd, bis 14 /w hoch
und 11 ^ breit, mit wenigen, aber auch bis 20 — 30 Sporen.
— 330 —
Schwärmsporen kugelig, mit einer nachschleppenden Cilie und
stark glänzendem Fetttropfen, schwach amöboid. Keimung meist
derart, daß die auf den Nährzellen sich niederlassenden Schwärmer
einen feinen Keimschlauch treiben, der sich nach kurzem Verlauf
an der Spitze zu einer Anschwellung erweitert, die sich nun erst
ihrerseits zu dem Sporangium umbildet und das Würzelchen bildet,
so daß der entleerte bleibende Schwärmsporenkörper als seitlicher
Appendix am Hals des Sporangiums erscheint; in anderen Fällen
können die Sporen direkt zu den Sporangien erstarken, so daß
das Anhängsel fehlt. Dauersporen von der Form der Sporangien,
meist auch mit Anhängsel , und wie diese entstehend ; aber mit
stärkerer Membran und größerem Fetttropfen.
Auf einer Chlamydomonas, nicht auf die Schwärmzustände übergehend,
epidemisch auftretend ; mehrfach in der Umgebung Berlins von Zopf beobachtet.
19. R. fusus (Zopf) Fischer 1. c. S. 99. — Rhizidium fusus
Zopf, Nov. acta Acad. Leop. Halle Bd. 47, 1884, S. 199, Taf. 7,
Fig. 9—12.
S. 314, Fig. 14 c. Synedra-Zelle mit einem ein Sporangium tragenden
Pflänzchen (nach Zopf).
Sporangien aufsitzend, spindelförmig, in der Mitte am breitesten,
schlank, in die Nährzelle mit feinem Stiel eintretend, der sich
in ihr, meist nach kurzem geraden Verlauf, gabelt und sie, dann
mehr oder weniger verästelt, mit feinen, zarten Fäden ihrer ganzen
Länge nach durchzieht; Schwärmsporen durch die vergallernde
Spitze austretend, kugelig, mit einer Cilie und einem Fetttropfen.
Dauersporen nicht bekannt.
Auf großen Synedra- Zellen, zusammen mit Ectrogella beobachtet, den
Kern und das Plasma gänzlich aufzehrend; bei Berlin von Zopf gefunden,
auch auf Cyrabella und Gomphonema nach Scherffel (Hedwigia 1902, S. 106);
nach De Wildeman auch auf Melosira (Mem. soc. beige de micr. Bd. 18,
1894, S. 156. Vielleicht gar keine selbständige Art sondern mit der folgenden
identisch.
20. R. lagenula (A. Br.) Fischer 1. c. S. 99. — Chytridium
iMgcnula A. Br., Monatsber. d. Beil. Akad. 1855, S. 391 und
Abhandl. Berl. Akad. 1855, S. 31, Taf. 2, Fig. 2—7. — Phlyc-
tidium lagenula A. Br. 1. c. S. 71.
Sporangien in der Jugend einer gestielten Keule gleichend,
reif der vorigen ähnlich, spindelförmig, 30 — 33 fi lang, 8 ^ti in
— :^8l —
der Mitte breit; Mycel unbekannt, aber wohl vorhanden. Schwärmer
kaum über 1)0 in einem Sporangium entstehend, schon vor der Öll"-
nung durcheinander winniielnd, außerhalb mit heftigen, hüpfenden
Bewegungen, kugelig, mit leuchtendem Fetttropfen und einer
Cilie; 1,7 — 2 fi Durchmesser. Dauersporen unbekannt.
Auf Melosira- Fällen, ohne diese anscheinend schwer zu schädigen;
ähnliche unentwickelte Formen heohachtete liraun auch auf Conferva homhycina
an derselben Lokalität (Weihern an der Dreisani hei Freihurg); nach Schenk
auch auf Stigeoclonium (Verhandl. d. med. phys. Ges. in Würzburg 1858,
S. 236). — Tümpel des Mainufers.
21. R. echinatum (Dang.) Fischer 1. c. S. 9B. — Chytridium
echinatum Dang., Journal de bot. Bd. 2, 1888, S. 143, Taf. 5,
Fig. 11—15.
Sporangien aufsitzend, birnförmig, im Umriß fast dreieckig,
mit breit abgerundetem Scheitel und verschmälerter Basis, reif
sich am Scheitel mit weiter Mündung mit zurückgekrümmten
Rändern öffnend; 10 — 14 /,6 lang, 8 /j. breit. Schwärmer 2,5 a
Durchmesser, sonst wie gewöhnlich. Dauersporen kugelig, 10 ^
Durchmesser, mit dicker, mit zerstreut stehenden Stacheln besetzter
Membran und einem körnigem, gelblichen, zuweilen einen großen
Fetttropfen führenden Inhalt.
Auf Glenodinium cinctum, einer häufigen Peridinee, freilich bisher nur
von Südfrankreich bekannt. — An dem nadeiförmigem, zarten, an der Basis
der Sporangien und Dauersporen entspringenden Rhizoid wurde eine Ver-
zweigung nicht beobachtet, so daß die Art auch zu Phlyctidium gehören
könnte.
22. R. agile (Zopf) Fischer 1. c. S. 96; Serbinow, Scripta
bot. hört. Petropolit. S. 159, Taf. 4, Fig. 35—36. — Rhizophyton
agile Zopf, Nov. acta Acad. Leop. Halle Bd. 52, 1888, S. 343,
Taf. 20, Fig. 1 — 7.
Sporangien meist zu vielen gesellig, in der Form wechselnd,
stumpfeckig kugelig oder birnförmig, mit kleiner, scheitelständiger
Entleerungspapille, nur 10 — 15 /j, Durchmesser, daher auch mit
wenigen, selten mehr als 5, Zoosporen; nach der Entleerung bald
kollabierend; an der Basis mit zart verzweigtem Würzelchen.
Seh wärm Sporen etwa 2,5 /u Durchmesser, sich blitzschnell zickzack-
förmig bewegend, später amöboid beweglich, kugelig, mit sehr
— 332 —
zarter Cilie und einem, selten mehreren, Körnchen. Dauersporen
unbekannt.
Auf Chroococcus turgidiis , in reichen Kulturen über 75 7o der Zellen
vernichtend; hierbei die schöne spangrüue Farbe der befallenen Individuen
oliveufarbig bis schmutzig gelbgrün färbend unter Schrumpfung ihres Inhalts
und Aufquellen der wenig vergallerten Membran zu mächtigen Schleimhüllen.
Der Pilz kann sich als fakultativer Parasit auch saprophytisch von den
abgestorbenen Zellen der Nährpflanze ernähren. — Von Zopf in Moortümpeln
des Riesengebirges gefunden; Rußland.
23. R. gibbosum (Zopf) Fischer 1. c. S. 102. — Rhizophyton
gibbosum Zopf 1. c. S. 343, Taf. 20, Fig. 8—20.
Sporangien oft dicht gedrängt nebeneinander, mit ei- birn-
oder spindelförmigem Umriß, aber mit mehreren bis vielen buckel-
artigen Her vortreibungen, dadurch Kartoffelknollen mit tiefliegenden
Augen sehr ähnlich; klein, etwa 11 (aber bis 22) fji lang, 8 ß dick,
mit apikaler Öffnung und äußerst feinem, verzweigten Mycel.
Schwärmsporen mit winzigem Fetttropfen und einer Cilie, kugelig.
Auf Desmidiaceen (Cylindrocystis, Penium, Phycastrum); aber auch auf
Diatomeen (Pinnularia), eine Palmellacee und sogar Rotatorien-Eier über-
gehend. — Moortümpel des Riesengebirges.
Interessant, weil die charakteristische Grestalt mit Sicherheit die Identität
der auf diesen verschiedenartigen Wirten vorkommenden Pilze erkennen läßt.
24. R. COrnutum (A. Br.) Fischer 1. c. S. 103 und Rabenh.
Flor. eur. Alg. Bd. 3, S. 281. — Chytridium cornutum A. Br.,
Abhandl. Berl. Akad. 1855, S. 50, Taf. 4, Fig. 8—19.
Sporangien aufsitzend, in der Jugend kugelig, später mit mehr
oder minder zahlreichen, ungleich langen, zuweilen gespaltenen,
hornartigen Fortsätzen, dadurch lappig sternförmig, einer erstarrten
Amöbe nicht unähnlich, 10 — 13 fi Durchmesser ohne die Hörner,
die selbst etwa dieselbe Länge erreichen können. Alles übrige
nicht bekannt.
Auf der Wasserblüte verursachenden Sphaerozyga circinnalis im Tegeler
See bei Berlin (Juli 1855, A. Braun).
Die Stellung der Art ist zweifelhaft; sollten die Hörner insgesamt oder
zu mehreren der Entleerung dienen, würde die Art zu den Multipora zu
stellen sein und dort an R. Barkerianum angeschlossen werden müssen.
25. R. ampullaceum (A. Br.) Fischer 1. c. S. 101. — Chy-
tridium ampullaceum A. Br., Abhandl. Berl. Akad. 1855, S. 66,
Taf. 5, Fig. 24 — 27. — Sphaerostylidium ampullaceum A. Br. 1. c.
— 383 —
S. 75; Sorokin, Arch. bot. du nord de hi France Hd. 2, S. 18,
Fig. 17. — Olpidiuni aini)iillaceum (Br.) Rabenli., Fl. eur. Alg.
Bd. 3, S. 282 und Cooke Brit. Fresbw. Alg. Bd. 200, S. 18, Taf. 81,
Fig. 8.
Sporangien winzig, etwa 7 fi groß, genau kugelig, oft in
großer Zabl nebeneinander der Näbrzelle aufsitzend, am Scheitel
mit scharf abgesetztem, zylindrischen Entleerungsbals, dessen Ende
in eine sehr zart begrenzte, kaum siclitbare, oft schief stehende,
konische, einer Flamme vergleichbaren Spitze ausläuft. Alles
übrige unbekannt.
lu Tümpeln bei Moabit von A. Braun auf Mougeotia im Winter ge-
funden; auch auf Oedogonien im Schwarzwald.
Ob die vorliegende Art hierher, ja überhaupt zu den Chytridiineen
gehört, ist nicht sicher. Auffällig ist es jedenfalls, daß A. Braun nie ent-
leerte Sporangien beobachtete; ebenso abweichend sind andere Merkmale (die
Beschaffenheit der Spitze, der homogene farblose Inhalt und die meist sehr
übereinstimmende Größe der nebeneinander sitzenden Sporangien).
26. R. decipiens (A. Braun) Fischer 1. c. S. 100. — Chy-
tridium decipiens, Abhandl. d. Berl. Akad. 1855, S. 54, Taf. 5,
Fig. 1—4; Sorokin, Rev. myc. Bd. 11, Taf. 81, Fig. 115, 116, 121;
De Wildeman, Ann. soc. beige de micr. Bd. 17, 1893, S. 60,
Taf. 7, Fig. 5—11. — Phlyctidium decipiens A. Br. 1. c. S. 72;
Cornu, Ann. sc. nat. 5. ser. Bd. 15, 1872, S. 121.
Sporangien, einem Olpidium ähnlich, zu 1 — 2 im Innern der
geöffneten Oogonien der Nährpflanze, zwischen der Wandung und
dem kontrahierten Inhalt des Oogons eingeklemmt, sich aus den
wahrscheinlich erst nach Öffnung des Oogons in dieses einge-
drungenen Sporen entwickelnd, mit glatter Membran, eiförmig
oder ellipsoidisch , reif mit kurzem Entleerungshals und dadurch
flaschenförmig, bis 40 u Durchmesser. Schwärmsporen kugelig,
2,5 fz Durchmesser. Dauersporen länglich eiförmig, mit dicker,
glatter Membran, zu 1 — 2 in einem Oogon. Alles übrige unbekannt.
In den geöffneten Oogonien von Oedogonium- und Bulbochaete- Arten,
der Oosphäre aufsitzend, sie dunkelbraun färbend und zerstörend. — Berlin
(Pringsheim); ferner Belgien, Zentralamerika.
Die Art ist zweifelhaft; ein Mycel ist noch nicht beobachtet j^^vielleicht
zu Latrostium gehörig, siehe dort.
27. R. COleochaetes (Nowakowski) Fischer 1. c. S. 99. —
Chytridium coleochaetes New., Cohns Beiträge z. Biol. d. Pfl. Bd. 2,
— 334 —
1876, S. 80, Taf. 4, Fig. 5—10. — Olpidium coleochaetes (Now.)
Schroeter, Krypt. Fl. v. Schlesien Bd. 3, 1, S. 182.
Sporangien langgestreckt, aus einem unteren, in dem Hals
des Oogons steckenden und in der Form diesem entsprechenden
zylindrischen Teil und einem aus dem offenen Hals heraus-
ragenden, spindelförmig aufgeschwollenen Stück bestehend, meist
vereinzelt, häutig aber auch zu 2 — 8, selten zu 8 oder 4, mit
glatter Membran, im Mittel 80 ß lang und an der weitesten Stelle
etwa 12 /t breit (größte beobachtete Länge 125 f^). Schwärm-
sporen durch ein am Scheitel auftretendes Loch ausschwärmend,
kugelig, mit einer Cilie und einem sehr kleinen, glänzenden Fett-
tropfen, klein, höchstens 2 jU Durchmesser. Dauersporen und
Mycel nicht beobachtet.
In den geöffneten Oogonien von Coleochaete pulvinata , nie auf die
vegetativen Zellen übergehend; die Schwärmer dringen durch den offenen
Hals der mit grüner Oosphäre gefüllten Oogonien ein und zehren den ganzen
Inhalt bis auf einen bräunlichen Ballen auf. — Breslau.
28. R. xylophilum (Comu) Fischer 1. c. S. 98. — Chy-
tridium xylophilum Cornu, Ann. sc. nat. 5. ser., 1872, S. 116. —
Rhizidium xylophilum Dangeard, Ann. sc. nat. 7. ser., 1886,
S. 300, Taf. 13, Fig. 6—9.
Sporangien ellipsoidisch, eiförmig oder niedergedrückt kugelig,
auch mit einem mehr oder weniger langen Halse, dann flaschen-
förmig, aufsitzend, nach Dangeard aber auch im Innern des Ge-
webes der Nährpflanze eingeschlossen und dann mehr oder weniger
deformiert; Öffnung mit einem am Scheitel auftretenden Loch.
Schwärmsporen, sich zuerst vor der Mündung des Sporangiums
ansammelnd, von Schleim festgehalten, kugelig, mit einer nach-
schleppenden Cilie und einem Fetttropfen, mit schneller, sprung-
hafter Bewegung, in der Ruhelage aber amöboid kriechend. Mycel
nicht beobachtet. Dauersporen frei, kugelig, mit mäßig dicker,
glntter, schwach bräunlicher Membran und einem großen Fett-
tropfen.
Auf im Wasser liegenden Haselnuß- und Lindenzweigen und Hanf-
stengeln, auch auf den Baststrängen im Wasser faulender Monokotylen-
Blätter. — Frankreich; Ungarn (Scherffel).
Interessant wegen der rein saprophytischen Ernährung, für die auch
die Keimung der Schwärmsporen im Wasser spricht; aus dem hierbei auf-
tretenden Mycel ist mit Sicherheit zu schließen, daß dieses auch die Sporangien
— 335 —
besitzen. — Die Stollunpr der Art ist unsicher. -- Vielleicht liegt eine Clado-
chytriacee vor.
Zweifelhafte oder ungenau bekannte Arten.
R. elodeae (Dang.) Fischer 1. c. S. 97. — Chytridium elodeae
Dnngeard, Le Botaniste Bd. 1, 1889, S. 61, Tai 3. Fig. 25.
Sporangien aufsitzend, fast kugelig, bis 30 /^ Durchmesser,
mit scheinbar wenig entwickeltem, schwer erkennbarem Mycel.
Schwärmsporen, von Schleim umhüllt, als ganzes austretend, sich
nur langsam befreiend, 3 ^ Durchmesser, kugelig, mit einer langen
Cilie und einem Fetttropfen. Austrittsstelle der Schwärmer und
Dauersporen unbekannt.
Auf den Oberhautzellen von Elodea canadensis. — Frankreich.
Eine zweifelhafte Art, da es Dangeard selbst nicht für ausgeschlossen
hält, daß ein vorher entwickeltes Mycel vorkommt und vielleicht eine Clado-
chytriacee vorliegt.
R. microsporum (Nowak.) Fischer 1. c. S. 97. — Chytridium
microsporum Nowakowski, Cohns Beitr. z. Biol. d. Pfl. Bd. 2, 1876,
S. 81, Taf. 4, Fig. 11. — Phlyctidium microsporum (Nowak.)
Schroeter, Krypt. FI. von Schles. Bd. 3, 1, S. 140.
Sporangien kugelig oder ellipsoidisch, 30 — 50 ^u, Durchmesser.
Schwärmsporen, durch ein(?) in seiner Lage unbestimmtes Loch
austretend, schnell auseinander eilend, sehr zahlreich in einem
Sporangium, klein, gestreckt, etwa 2 fz lang und 0,7 fz breit, mit
einer relativ starken, nach vorn gerichteten Cilie und einem Fett-
tröpfchen. Dauersporen und Mycel unbekannt, letzteres aber
wahrscheinlich vorhanden.
Auf den in den Gallertkugelu von Chaetophora elegans nistenden Fäden
von Mastigothrix aeruginea. — Breslau.
R. volvocinum (Braun) Fischer, Rabenh. Krypt. Fl. Bd. 1, 4,
S. 104. — Chytridium volvocinum A. Br., Monatsber. d. Berl.
Akad. 1856, S. 588. — Phlyctidium volvocinum (A. Br.) Schroeter 1. c.
S. 190.
Sporangien mit kurz stielartig verschmälerter Basis, über
derselben bauchig und reif fast kugelig anschwellend, nach oben
flaschenartig zugespitzt; in der Jugend an R. lagenula, ausge-
wachsen an R. mamillatum erinnernd.
Auf Volvox globator. — Breslau.
— 336 —
R. sporoctonum (A. Br.) Berl. et de Toni, in Saccardo Syll.
Fung. Bd. 7, S. 290; Fischer 1. c. S. 105. — Phlyctidium sporo-
ctonum A. Br. 1. c. S. 381 und Abhandl. d. Berl. Akad. 1855,
S. 39, Taf. 2, Fig. 13.
Sporangien kugelig, gesellig, sehr klein (5 — 7 a), mit wenigen
Zoosporen. Nach Braun selbst wohl nur Jugendzustände anderer
Formen, vielleicht von R. globosum (Fischer).
Auf den Oogonien von Oedogonium vaucherii. — Freiburg i. B.
R. anatropum (A. Br.) A. Fischer 1. c. S. 104. — Chytridium
anatropum A. Br. 1. c. S. 588. — Phlyctidium anatropum A. Br.
Sporangien verlängert, fast birnförmig, meist etwas schief
oder gekrümmt, am oberen dicken Ende abgerundet, am unteren
schmäleren fast spitz und seitUch neben dem unteren Ende an-
geheftet; 14 fx dick, 25—30 (sogar bis 50 fi) lang. Dauersporen
kürzer, eiförmig mit dicker, schwach gelbbrauner Membran und
großem Fetttropfen.
Auf Chaetophora elegans. — Berlin (Weißensee; A. Braun).
R. depressum (A. Br.) Fischer 1. c. S. 105. — Chytridium
depressum A. Br., Abhandl. d. Berl. Akad. 1855, S. 46, Taf. 4,
Fig. 7.
Sporangien niedergedrückt kugelig, breiter als lang, mit vor-
ragender, gerader oder schnabelartig gekrümmter Scheitelpapille,
38 (ii breit, 25 ^t* hoch.
Auf Coleockaete prostrata, ohne die befallenen Zellen bemerkenswert
zu schädigen. — Berlin (A. Braun).
R. minimum (Schroeter) Fischer 1. c. S. 105. — Phlyctidium
minimum Schroeter, Krypt. Fl. v. Schles. Bd. 3, 1, S. 191.
Sporangien geseUig, aufsitzend, kugelig, etwa 6 ^ Durchmesser,
am Grunde mit kurzem, geraden Haustor, das am Ende kugelig
anschwillt. — Weiteres unbekannt.
Auf Mesocarpus pleurocarpus. — Breslau (Schroeter 1. c. S. 191).
R. rostellatum (De Wilde man) Fischer, Rabenh. Krypt.
Fl. I, 4, S. 105. — Chytridium rostellatum De Wildeman, Ann.
soc. beige de micr. 1890, S. 19, Fig. 6.
Sporangien eiförmig, meist mit zwei kurzen divergierenden
Hörnern, am Scheitel mit inti'amatrikalem, zartem, verzweigtem
— 337 —
Mycel. Entleerung durch die Homer; zuweilen nur 1 Hörn vor-
handen, das dann asymmetrisch seitlicli entspringt.
Auf Spirogyra crassa. — Brüssel (botan. Garten).
3. Gattung: Ijatrostiam Zopf, Beiträge zur Physiologie
und Morphologie niederer Orgimisnien Heft 4, 8. 43 — G8.
Name von latus: Seite und ostium : Mündung; wegen der
seitlichen Entleerungsöffnung.
Sporangien wahrscheinlich aus der erstarkenden Spore ent-
stehend, dem kontrahierten Protoplasten im Innern der Nährzelle
aufsitzend und mit vielen, sehr zarten, haarfeinen, verzweigten
Würzelchen in ihn eindringend. Schwärm sporen, durch ein Loch
in der Wandung des Sporangiums austretend, kugelig, mit einer
nach vorn gerichteten Cilie und einem Fetttropfen und ruhiger
Bewegung. Dauersporen mit auffallend dicker, glatter aber fein
radial gestreifter Wandung und riesigem Fetttropfen.
I. L comprimens Zopf l. c. S. 62, Taf. 3, Fig. 6—19.
Sporangien aufsitzend, zwischen der Oogonwandung und der
Oospore des Wirts eingekeilt, letztere oft bis zur völligen Un-
kenntlichkeit zusammendrückend, von der Form einer mehr oder
weniger gewölbten bikonvexen Linse, mit dünner, glatter Membran,
oft zu mehreren (4 — 6) nebeneinander. Intramatrikales Mycel
auf der der Oospore zugekehrten Seite des Sporangiums ent-
springend, sehr fein und reich verästelt und schwer erkennbar;
Entleerung durch ein der Oogonöffnung zugekehrtes Loch; Wan-
dung des Sporangiums dann kollabierend. Schwärmsporen kugelig,
2,0 — 3 jU Durchmesser, mit einer deutlich sichtbaren, beim Schwär-
men nach vorn gerichteten, längeren Cilie und einem ziemlich
großen, stark glänzenden Fetttropfen ; Bewegung gleichmäßig ruhig,
nicht hüpfend. Dauersporen an demselben Orte, in derselben
Zahl und von derselben Form wie die Sporangien, mit reich ver-
ästeltem Mycel am Substrat befestigt, mit glattem, aber auffallend
dickem, farblosem, schon durch Jod blau gefärbtem, fein radial
gestreiftem Exospor und einem dünnen Endospor, im Innern ein
riesiger, fast das ganze Lumen ausfüllender Fetttropfen, 30 — 50 /x
Durchmesser. Keimung nicht beobachtet.
In den Oogonien von Vaucheria sessilis und terrestris, sie auch bei
massenhafter Bildung oft fast ganz vernichtend; von Zopf wurden die Spo-
Rryptogamenflora der Mark V. " 22
— 338 —
rangien nur im ersten Frühjahr (März, April) beobachtet. — Halle. — Belgien ;
Schweiz (De Wildeman).
Die Sporangien sind in Form und Stellung so sehr denjenigen
von Rhizophidium decipiens ähnlich, daß die Vermutung aufsteigt,
daß beide Arten identisch sind. Leider ist die letzterwähnte Art
so ungenau bekannt, daß sich eine bestimmte Entscheidung nicht
fällen läßt.
4. Gattung: Phlyctochytrium Schroeter, in Engl. u.
Prantls Nat. Pfl. Fam. Bd. 1, 1, S. 78. — Rhizidium A. Fischer I.e.
S. 106.
Name von phlyctis : Blase und chytrion: Töpfchen; wegen
der blasigen Gestalt der Sporangien.
Die zur Ruhe gekommene keimende Schwärmspore treibt
einen feinen Schlauch durch die Membran der Nährzelle, der an
seinem Ende zu einer der Membran meist auf der Innenseite an-
liegenden Blase anschwillt, von der ein wurzelartiges Mycel ent-
springt; der Sporenkörper, sehr selten ein außerhalb der Nährzelle
befindlicher Teil des Keimschlauchs, erstarkt zum Sporangium.
Sporangien daher aufsitzend, mehr oder weniger kugelig, ellip-
soidisch oder mehr gestreckt, mit verlängertem Scheitel, einer meist
kugeligen Blase aufsitzend, die gewöhnlich der Nährzelle ein-
gesenkt ist, seltener sich außerhalb dieser befindet, mit meist
zartem, schwer sichtbaren und zuweilen noch nicht beobachtetem
Mycel. Schwärmsporen durch ein gewöhnlich weites, meist am
Scheitel gelegenes, zuweilen von Zähnen umgebenes Loch aus-
tretend, kugelig, mit einer nachschleppenden Cilie, einem Fett-
tropfen und hüpfender Bewegung. Dauersporen noch nicht be-
obachtet.
Sämtlich Parasiten, zumeist auf Algen.
Die Gattung ist von Rhizophidium dadurch unterschieden,
daß die Sporangien und Dauersporen einer blasigen Erweiterung
des Mycels aufsitzen.
A. Mündung der Sporangien ohne Zähne.
I. P. vernale (Zopf) Schroeter — Rhizidium vernale Zopf,
Nova acta Acad. Leop. Bd. 47, S. 234, Taf. 21, Fig. 12—20.
— :^:59 —
Sporangicn aufsitzend, oft zu mehreren gesellig, kugelig, mit
glatter Membran, sich mit einem Loch am Scheitel öffnend, an
der Basis mit einem kräftigen, wenig verzweigten Rhizoid, das
sich unterhalb des Sporangiums zu einer kleineren, meist wenig
auffallenden Blase erweitert. Zoosporen durch das Hcheitelloch
austretend, kugelig, mit leuchtendem Fetttropfen und einer Cilie.
Dauersporen unbekannt.
Auf Chlamydomonas. — Halle.
Die Beschreibung mußte nach den Zeichnungen und den
ihnen beigegebenen Erklärungen (Taf, 21) entworfen werden, da
ein begleitender Text fehlt. Die subsporangiale Blase ist an den
reifen Sporangien oft nur noch als schwache Anschwellung des
angrenzenden Rhizoid-Endes erkennbar.
Hierher, im Anschluß an die vorstehende oder vielleicht auch
an die folgende Art gehört wohl auch Rhizophidium messauense
Morini (Malpighia 1896, S. 79, Taf. 3, Fig. 1—4), das aber wohl
besser wegen der wenn auch nur wenig auffallenden und zuweilen
fehlenden subsporangialen Myceler Weiterung alsPhlyctochytrium
messanense (Morini) v. Minden zu bezeichnen ist. Die Sporangien
sind gestreckt ellipsoidisch bis zylindrisch, mit wenig verzweigtem,
zartem Mycel , reif mit weitem Loch sich öffnend ; 48 — 54 ^
lang und 7 — 22 ^ breit. Schwärmer kugelig, 3V2 — 4 ^ Durch-
messer, mit einer Cilie, einem Fetttropfen und rötlich weitem
Inhalt. Dauersporen mit glattem, braunrötlichem Exospor, 21 — 31 ß
Durchmesser, mit Sporen keimend.
Auf einer unbestimmten Cladophora. — Italien.
2. P. Schenkii (Dangeard) Schroeter. — Rhizidium
SchenküDang., Ann. sc. nat. 7. ser., Bd. 4, 1886, S. 297; Taf. 13,
Fig. 24 — 30; De Wildeman, Mem. soc. beige de micr. Bd. 14,
S. 6, Fig. 1; Bd. 18, 1894, S. 155 u. Bd. 19, 1895, S. 72. —
Rhizidium intestinum Schenk, Kontraktile Zellen, pro parte.
Sporangien aufsitzend, oft gesellig nebeneinander, von sehr
verschiedener Form, meist birnförmig oder ellipsoidisch, mit glatter
Membran, am Grunde mit einer intramatrikalen, oft stark er-
weiterten Blase, am Scheitel sich mit weitem Loch öffnend. Mycel
an der subsporangialen Blase entspringend, aus einem (ob immer?)
oft schwer sichtbaren, reich verzweigten Rhizoid bestehend. Zoo-
22*
— 340 —
Sporen kugelig, mit glänzendem Fetttropfen und einer langen, nach-
schleppenden Cilie, 3 ^ Durchmesser. Dauerzustand unbekannt.
Auf Oedogonium und Bulbochaete, mehreren Spirogyra- Arten, Zygnema
und Closterium wie Cladophora; verbreitet, z. B. Hamburg; Frankreich, Belgien.
Ob auf allen diesen Nährpflanzen derselbe Pilz vorkommt,
muß unentschieden bleiben. Dangeard beobachtete, daß die Sporen
auch im Wasser des Präparats keimten.
Rhidiomyces spirogyrae De Wildeman (Ann. soc. beige
de micr. 1895, S. 111, Taf. 4, Fig. 14—22) gehört nach De Wildeman
selbst zu Phlyctochytrium und ist wohl P. Schenkii mit mehr
kugeligen Sporangien. Die von diesem innerhalb der Zygoten von
Spirogyra beobachteten Sporen sind wohl kaum als die Dauer-
sporen dieser Art anzusehen. Bemerkenswert ist die Angabe, daß
mehrfach ineinander geschachtelte Sporangien vorkommen.
3. P. Westii (Massee) Lemmermann, Abhandl. d. naturw.
Vereins zu Bremen 1903, S. 294. — Rhizidium Westii Massee,
Brit. Fungi 1891, S. 155, Fig. 26—37.
Sporangien niedergedrückt kugelig, 20 — 25 ^ Durchmesser,
an der Basis mit einer 6 — 10 ^ weiten, intramatrikalen Blase, von
der ein auffallend kräftiges, verzweigtes Haustor oder mehrere
zarte, verzweigte Fäden entspringen. Zoosporen breit birnförmig,
4 jti lang, 3 ^ breit, am dünneren Ende mit einer 20 — 25 y. langen,
zarten Cilie; Dauersporen unbekannt.
Auf Cladophora glomerata und Spirogyra nitida. — England.
Eine mit der voraufgehenden offenbar nahe verwandte Form.
4. P. Chaetophorae (De Wildeman) Lemmermann, Abhandl.
d. naturw. Vereins zu Bremen 1903, S. 294. — Rhizidium chaeto-
phorae De Wildem., Mem. soc. beige de micr. Bd. 19, 1895,
S. 218, Taf. 7, Fig. 15—21.
Sporangien birnförmig, mit breit abgerundetem Scheitel und
sich verschmälernder Basis, seltener ellipsoidisch, 15 — 20/i breit,
20 — 38 fx lang; von der subsporangialen Blase entspringen einige
sehr zarte, schwer sichtbare Rhizoiden.
Auf den Fäden von Chaetophora elegans. — Belgien.
Diese Art ist von P. Schenkii eigentlich nur durch den Wohn-
ort verschieden. Daß die Zahl der von der subsporangialen Blase
— 341 —
entspringenden Rhizoiden keine wesentliche Bedeutung besitzt, zeigt
P. Westii.
5. P. hydrodyctii (A. Braun) Schroeter 1. c. S. 78. -- Chy-
tridiuni liydrodictii Braun, Moniitsber. Berl. Akad. 1855, S. 383
u. Abhandl. Berl. Akad. 1855, S. 52, Taf. 4, Fig. 20—25. —
Phlyctidium hydrodictii A. Braun 1855 1. c. S. 74.
Sporangien der Nährzelle aufsitzend, oft zu vielen gesellig,
zuerst kugelig, dann birnförmig, mit breit abgerundeter Basis und
kurz vorgezogenem, stumpfem Scheitel, der sich am oberen Ende
öfinet, mit glatter Membran, 30 in lang, 20 — 25 fx breit. Intra-
matrikales Mycel eine kugelige Blase bildend, die durch dünnen,
zylindrischen Faden mit dem Sporangium verbunden ist; von der
Blase entspringende Rhizoiden nicht bekannt, aber wohl vorhanden.
Auf den Zellen des Wassernetzes (Hydrodictyon utriculatum). — Breslau,
Dresden, Freiburg i. B.
Unter dem Einfluß des Parasiten verdickt sich die Membran
der Nährzelle an der Infektionsstelle, wobei sich zugleich ihr
Plasma zu einer buckeiförmig vorspringenden Masse ansammelt.
6. P. catenatum (Dangeard) Schroeter 1. c. S. 79. — Rhi-
zidium catenatum Dangeard, Le Botaniste Bd. 1, 1888, S. 65,
Taf. 3, Fig. 24.
Sporangien aufsitzend, birnförmig, mit breit abgerundetem
Scheitel, einer intramatrikalen Blase aufsitzend, von der das Mycel
entspringt. Entleerung durch ein am Scheitel gelegenes Loch mit
zuweilen sehr kurzem Halse. Zoosporen kugelig, 3 fi Durchmesser.
Auf Nitella tenuissima; Frankreich.
Als wesentlichstes Merkmal hebt Dangeard die Anwesenheit
von 3 — 4 außerhalb der Nährzelle an der Basis des Sporangiums
gelegenen, oft seitlich verschobenen, blasigen My Celanschwellungen
hervor. Mit Fischer (1. c. S. 109) stimme ich darin überein, daß
hier ein Irrtum Dangeards vorliegt, und diese Blasen junge Keim-
pflanzen des Pilzes darstellen.
7. P. euglenae (Schenk) Schroeter 1. c. S. 79. — Rhizidium
euglenae Schenk, Verhandl. d. med. phys. Ges. Erlangen, S. 246;
Dangeard, Ann. sc. nat. 7. ser., Bd. 4, 1886, S. 301, Taf. 13,
Fig. 11—19; Le Botaniste Bd. 1, 1889, S. 64, Taf. 3, Fig. 22.
— 342 —
Sporangien aufsitzend, einzeln oder zu mehreren gesellig, in
der Form ziemlich unregelmäßig, meist etwa birnförmig, oft ver-
längert mit schnabelartig vorgezogenem Scheitel, hier sich mit
einem Loch öfthend, etwa 30 {^ lang und 10 ^ breit. An der
Basis der Sporangien eine kleine, kugelige, von ihnen nach Schenk
durch eine Querwand abgetrennte Blase von etwa 6 fx Durchmesser,
die nach Dangeard sowohl außerhalb wie innerhalb der Nährzelle
liegen kann; Mycel unbekannt aber wahrscheinlich vorhanden.
Schwärmsporen sehr klein, 1—2 ^ Durchmesser, mit glänzendem
Fetttropfen und einer langen Cilie. Dauersporen, wie die Sporangien
einer Blase aufsitzend, kugelig, mit dunklem, grobkörnigem Inhalt
und dicker, bräunUcher, glatter oder schwach warziger Membran.
Auf den ruhenden Zuständen von Euglena. - Würzburg; Frankreicli.
Die in mehrfacher Beziehung auffallenden Merkmale des
Pilzes erklären sich dadurch, daß wie Serbinow (Scripta bot. hört.
Petrop. Bd. 24, 1907, S. 111, Taf. 6, Fig. 22) vermutet, in P. euglenae
zwei Chytridiineen vorliegen, von denen die eine auf der anderen
parasitiert. Das subsporangiale Bläschen ist nach ihm das auch auf
Euglena parasitierende Saccomyces Dangeardii, während das Spo-
rangium und die Dauersporen einem anderen auf Saccomyces para-
sitierenden Pilz, Phlyctidium Dangeardii Serb. angehören. Auffallend
ist unter diesen Umständen das scheinbar häufige gleichzeitige Vor-
kommen beider Parasiten, da auch von Schenk (Verhandl. d. med.
phys. Ges. Erlangen S. 246) ein Rhizidium euglenae beschrieben
worden ist, das beide Pilze zu umfassen scheint. Sollte sich die
Ansicht von Serbinow bestätigen, ist die Art natürlich zu streichen.
Phlyctochytrium Autrani (De Wildeman) Lemmer-
mann, Abhandl. d. naturw. Ver. zu Bremen 1903, S. 194 = Rhi-
zidium Autrani De Wild., Mem. soc. beige de micr. Bd. 19, 1895, S.72,
Taf. 2, Fig. 17—21, auf Cosmarium bei Genf gefunden, ist sehr
ungenügend bekannt und zu streichen.
B. Membran der Sporangien mit einer knopfigen Ver-
dickung oder in der Umgebung der Scheitelöffnung mit
zahnartigen Vorsprüngen.
8. P. zygnematis (Rosen) Schroeter 1. c. S. 79. — Chy-
tridium zygnematis Rosen, Cohns Beitr. z. Biol. Bd. 4, 1887,
S. 258, Taf. 13, Fig. 1 — 14, Taf. 14, Fig. 15-27.
— ;m8 ~
S. H14, Fig. 15b. Aufsitzendes Sporanfj^ium mit siibsporangialem Bläs-
chen, geöffnet und entleert (nach Rosen).
Sporangien kugelig bis birnförmig, an dem breit abgerundeten
Scheitel durch Verdickung der Membran mit 4 doppelt gespaltenen
Zähnchen, die später, nach dem Ausschwärmen der Sporen,
peristomartig den hierbei auftretenden Membranriß umgeben.
Subsporangiale Blase mit einem dünnfädigem, mehr oder weniger
verzweigten, zuweilen auch in eine Nachbarzelle durch Durch-
bohrung der Quermembran übertretenden Würzelchen, mehr oder
weniger kugelig, meist ziemlich groß, nicht selten vom Sporangium
durch 1 oder 2 kugelige oder unregelmäßig geformte, auch wohl
stielartig zylindrische, extramatrikale Zwischenblasen geschieden.
Schwärmer bei der Entleerung in eine durch Dehnung der inneren
Membranschicht des Sporangiums entstehende dünnwandige Blase
eintretend und erst durch deren Riß frei werdend, kugelig, mit
großem Fetttropfen und einer langen Cilie, 3 — 4 fj. Durchmesser;
Bewegung lebhaft hüpfend. Dauersporen unbekannt.
Auf Zygnema cruciatum und stellinum, vor allem auf den absterbenden
und geschwächten Zellen an der Oberfläche der Gewässer auftretend, besonders
in der kalten Jahreszeit. — Hamburg, Straßburg.
Zuweilen kann eine der Zwischenblasen zum Sporangium
werden. Beim Einfrieren können die jugendlichen Sporangien
unter Bildung einer basalen Querwand oft unter Ablösung von
dem Mycel zu Dauerzuständen werden, die unter günstigen Ver-
hältnissen mit Sporen keimen; Austrocknen können die Pflänzchen
durch das persistierende intramatrikale Mycel überstehen.
9. P. quadricorne (de Bary) Schroeter, Engl. u. Prantl. Nat.
Pfl. Farn. Teil 1, Abt. 1, S. 79, Fig. 59, C, D. — Chytridium quadri-
corne de Bary (nach Rosen, Cohns Beitr. z. Biol. Bd. 4, S. 265,
Taf. 14, Fig. 28. — Rhizidium quadricorne (Rosen) Fischer, Rabenh.
Krypt. Fl. Bd. 1, 4, S. 110.
S. 314, Fig. 15 a. Aufsitzende Sporangien mit subsporangialem Bläschen
(nach Rosen).
Der vorigen Art sehr ähnlich ; Sporangien aber breit zylindrisch,
am Scheitel abgestutzt, die Doppelzähne stärker und größer und
weiter voneinander entfernt, subsporangiale Blase kleiner ; Zwischen-
blasen nicht beobachtet; sonst wie vorige.
— 344 —
Auf den vegetativen Zellen von Oedogonium rivulare im Janaar und
Februar. — Straßburg.
10. P. dentatum (Rosen) Schroeter — Chytridium dentatum
Rosen 1. c. S. 266, Taf. 14, Fig. 29.
Wie P. zygnematis, aber mit gestreckt -zylindrischen oder ei-
förmigen, am Scheitel mit 4 derben, stark konvergierenden Doppel-
zähnen gekrönten Sporangien; Zwischenblasen zwischen den Spo-
rangien und der subeporangialen Blase auch hier beobachtet.
Auf Spirogyra orthospira. — Straßburg.
Diese, wie die voraufstehende Form haben sich an ihre Nähr-
pflanzen so sehr angepaßt, daß diese sich, wie Kulturversuche
zeigten, nicht vertauschen ließen.
11. P. planicorne Atkinson, Bot. Gazette Bd. 48, 1909,
S. 337, Fig. 7.
Sporangien breit ellipsoidisch, etwa 6 y. breit, 8 fi hoch;
Zähne, zu vier, wenig vorspringend; subsporangiale Blase etwa
3 II Durchmesser, mit mehreren von ihr ausstrahlenden Rhizoiden.
Auf den vegetativen Zellen von Spirogyra varians, oft in Gesellschaft
mit Lagenidium americanum; wohl nur eine Form von P. zygnematis. —
Nordamerika.
12. P. equale Atkinson, Bot. Gazette Bd. 48, 1909, S. 338,
Fig. 8 hat der Beschreibung nach wahrscheinlich zwei kleine Zähne,
die einen kurzen, scheitelständigen, eng zylindrischen Entleerungs-
kanal begrenzen sollen; Sporangien kugelig, 6 ^ weit, mit ebenso
großer subsporangialer Blase und mehreren zarten, von ihr ent-
springenden Würzelchen.
Auf Spirogyra insignis. — Nordamerika.
Vielleicht hegt ein kragenförmiger, die Mündung umgebender
Verdickungsring wie bei Chytridium confervae vor, der im op-
tischen Längsschnitt den Eindruck zweier isoliert stehender Zähne
macht.
13. P. pandorinae (Wille) Schroeter, Engl. u. Prantl.
Natürl. Pfl. Fam. Bd. 1, 1, S. 78. — Chytridium pandorinae Wille,
Lieh. Sv. Vet. Ak. Handl. Bd. 8, 1884, S. 64, Taf. 2, Fig. 86. —
Rhizidium pandorinae (Wille) Fischer, Rabenh. Krypt. Fl. Bd. 1, 4,
S. 109.
— 345 —
Besitzt kugelige, mit einer subsporangialen Bla.se vernehene
Sporangien mit einem am Scheitel gebildeten, kleinen Knüi)fchen
und einer seitliclien, kurz vorgestreckten EntleerungKöllnung. Alles
übrige unbekannt.
Auf Pandorina morum. Obwohl bisher nur in Südamerika gefunden,
vielleicht wegen der im Gebiet vorkommenden Nährpflanze auch hier vor-
handen.
5. Gattung: llhizocloftnoatiuiii Petersen, Journal de
botanique Hd. 17, 1903, S. 216.
Name von rhiza: Wurzel und closmation: Knäuel; wegen der
reich verästelten Würzelchen.
Sporangien aus dem erstarkenden Sporenkörper entstehend,
aufsitzend, kugelig, mit glatter Membran, einem verschieden ge-
formten, blasig erweiterten, mit glänzendem Inhalt gefüllten Mycel-
abschnitt aufsitzend, das in ein meist reich verzweigtes System
langer, nach allen Seiten sparrig ausstrahlender, am Ende sehr
dünner Fäden ausläuft. Schwärmsporen nacheinander durch eine
rundliche, in ihrer Lage unbestimmte Öffnung des Sporangiums
austretend, eiförmig oder kugelig, mit einer langen, nach-
schleppenden Cilie, 2 — 3 |ti Durchmesser, lebhaft sich bewegend.
Dauersporen wie die Sporangien entstehend, kugelig, mit dicker,
brauner Membran und einigen großen Fetttropfen.
I. R. globosum Petersen 1. c. S. 216, Fig. 1—2.
5. 314, Fig. 16. Unreifes Sporangium, einem subsporangialen erweiterten
Mycelabschnitt aufsitzend (nach Petersen).
Sporangien sehr verschieden groß, im Mittel 17 — 20 fi Durch-
messer, aber bis 80 a, mit mäßig dicker, glatter Membran. Alles
übrige siehe vorher.
Saprophytisch auf den leeren Häuten von Phryganiden- Nymphen;
Schweden.
6. Gattung: Asterophlyctis Petersen, Journal de bo-
tanique Bd. 17, 1903, S. 218.
Name von aster: Stern und phlyctis: Blase, wegen der stern-
förmigen Sporangien.
Sporangien aus dem erstarkenden Sporenkörper entstehend,
aufsitzend, von sehr verschiedener Gestalt, durch große, spitz
kegelförmige Ausstülpungen sternförmig oder stachelig oder mehr
— 346 —
bLasig halbkugelig, mit kleineren, unregelmäßigen Vorsprüngen;
einer großen, blasigen, später inhaltsleeren Erweiterung des reich
verzweigten, sehr dünnfädigen Mycels aufsitzend. Schwärmsporen
aus einer nahe der Basis des Sporangiums oder an der sub-
sporangialen Blase selbst auftretenden Öffnung austretend, mit
einer nachschleppenden Cilie, lebhaft sich bewegend. Dauersporen(?)
wie die Sporangien entstehend und von ihrer Form, aber mit
dicker, glänzender Wandung, die mehr oder weniger zahlreiche,
solide, kräftige Stacheln trägt, auch ohne Ruhezeit mit Sporen
wie die Sporangien keimend.
I. A. sarcoptoides Petersen 1. c. S. 218, Fig. 3 — 10.
S. 314, Fig. 17. Sporangium mit subsporangialem Bläscken und Mycel
(nach Petersen).
Sporangiendurchmesser21 — 2 8 /z breit, 18 — 25 jn hoch; Stacheln
4 — 9 ^ lang, an den Dauersporen (?) oft unregelmäßig gespalten,
kräftig. Zoosporen 2 — 3 ^ Durchmesser.
Saprophytisch auf den leeren Häuten von Köcherfliegennymphen;
Schweden.
Petersen erwähnt ausdrücklich, daß er keine Dauersporen be-
obachtet habe; er unterscheidet lediglich dünn- und dickwandige
Sporangien. Richtiger ist es wohl, in letzteren die Dauersporen
zu erblicken, die freilich dann die Fähigkeit besitzen, auch ohne
Ruhezeit zu keimen.
7. Gattung: Achlyella Lagerheim, Hedwigia 1890,
S. 143.
Name von der Gattung Achlya, mit der die vorliegende
Gattung in der Sporenentleerung übereinstimmt.
Sporangien aufsitzend, Haschenförmig, mit geradem oder ge-
bogenem Entleerungshals, glatter Membran und einem sub-
sporangialen, leeren, rundlichen Bläschen im Innern der Nährzelle;
Mycel nicht bekannt. Sporen entweichen durch ein Scheitel-
loch, sammeln sich vor der Mündung wie bei Achlya in einem
Haufen an und umgeben sich hier mit einer Membran, aus der
sie darauf nach einiger Zeit unter Zurücklassen der leeren Häute
herausschlüpfen. Näheres nicht bekannt.
Die einzige Art der vorliegenden Gattung wird von Schroeter
zu Rhizidiomyces gestellt; wenn die Beschreibung richtig ist, mit
— 347 —
Unredit, da in der Sporenentleerung sich l)eide Gattungen wesent-
lich untersclieiden.
I. A. Flahaultii Lagerheim, S. 14:^, Taf. 2, Fig. 5-7.
Beschreibung siehe vorher.
Auf Pollenkörnern von Typha, die auf Wasser ausgesät waren, bisher
nur in MontpeUier gefunden.
8. Gattung: RliiKidioiiiyces Zopf, Nova acta Acad. Leop.
Bd. 47. 1884, S. 188.
Name von rhiza: Wurzel und myces: Pilz; also ein mit
Wurzeln versehener Pilz.
Die keimende, zur Ruhe gekommene Schwärmspore erstarkt
zum Sporangium; der aus ihr hervorsprossende Keimschlauch
schwillt unterhalb des Sporangiums zu einer intramatrikalen Blase
(Apophyse) an, aus der ein wurzelartiges Mycel hervorsproßt.
Sporangien daher aufsitzend, anfangs kugelig, später meist mit
mehr oder weniger langem Entleerungshals, daher dann flaschen-
förmig. Bei der Entleerung wird der gesarate Inhalt in einzelnen
Portionen oder in kontinuierlichem Strome in eine sich vorstülpende
Blase entleert und zerfällt hier in die Schwärmsporen, die nach
Auflösung der sehr vergänglichen Blasenhaut fortschwärmen.
Schwärmsporen eiförmig, mit kurzer, dicker, nach vorn gerichteter
Cilie und einigen kleinen, glänzenden Körnchen, nicht einem
größeren Fetttropfen. Dauerzustand unbekannt.
Im Mycel nach dem Rhizidiaceentypus gebaut, findet die
Sporenentleerung w4e bei Pythium oder Lagenidium, Myzocytium
statt. Auch fehlt den Sporen der charakteristische Fetttropfen.
I. R. apophysatus Zopf, Nova acta Acad. Leop. Bd. 47,
S. 188, Taf. 9, Fig. 1 — 7.
S. 314, Fig. 18. a) Einem Oogon von Achlya aufsitzende Sporangien,
von ihnen zwei entleert; b) Schwärmer (nach Zopf).
Sporangien aufsitzend, meist zu mehreren gesellig, zuerst
kugelig, dann meist infolge Auftretens eines längeren, scheitel-
ständigen, deutlich abgesetzten Entleerungshalses flaschenförmig,
am Grunde mit intramatrikalem oft ziemlich geräumigem, immer
aber dem Sporangium an Größe nachstehendem Bläschen, von
dem ein zartes, reich verzweigtes Würzelchen entspringt. Schwärm-
— 348 —
Sporen 5 — 6 fi Durchmesser; Beschaffenheit und Entleerung siehe
vorher. Dauersporen unbekannt.
Auf den Oogonien yon Saprolegniaceen z. B. Saprolegnia ferai und
asterophora wie Achlya polyandra, mit den Rhizoiden in die jungen Oosporen
eindringend und sie so völlig zerstörend, daß in den Oogonien nur wenige
Öltröpfchen und körnige Reste übrig bleiben. — Halle(?).
2. R. Ichneumon Gobi, Script, bot. hort. Un. Imp. Petrop.
Fase. 15, 1899, S. 258, Tal 6, Fig. 1—28; Taf. 7, Fig. 29-39.
Sporangien jung regelmäßig kugelig, sehr selten anders ge-
formt, reif am Scheitel stumpfspitzig oder mit verschieden langem
aber meist kürzeren Entleerungshals und dann flaschenförmig, zu-
weilen aber sich nur mit einem Loch öffnend; Apophyse intra-
matrikal, meist genau kugelig, zuweilen mehr birnförm ig, länglich;
an der Basis mit einem unregelmäßig falsch - dichotomisch ver-
zweigten, selten ganz unverzweigten Rhizoid, mit deutlich doppelt
konturiertem Lumen; Sporangien 9— 16/i, Apophyse 3 — 5^
lang. Schwärm Sporen nahezu kugelig oder eiförmig, mit fein-
körnigem Plasma und einer kurzen Cilie, 3 fi Durchmesser; Ent-
leerung siehe vorher. Dauersporen nicht beobachtet.
Auf den schwärmenden Zuständen von Chloromonas globulosa, oft zu
2—4 sogar 5 auf derselben Nährzelle, ihre Bewegungen erst allmählich
hindernd. — Rußland.
Nach Gobi werden die Schwärmzellen des Nährwirts nur
während ihrer Ruheperiode befallen; eine Infektion während des
Schwärmstadiums erscheint ihm auch wegen der trägen Bewegung
der Zoosporen des Parasiten nicht möglich.
Bei dieser Art hat Gobi deutlich nachgewiesen, daß die sub-
sporangiale Blase nicht durch eine Membran von dem Sporangium
abgetrennt wird, also zu diesem gehört und das in beiden Zeilen
vorhandene Plasma zur Bildung der Schwärmsporen verbraucht
wird. Da auch das Mycel mit dem Bläschen in offener Ver-
bindung bleibt, bleibt das ganze Pflänzchen also auch zur Sporen-
reife einzellig.
2. Familie: Obelidieae.
Übersicht der Gattungen.
A. Sporangien mit intramatrikaler subsporangialer Blase; Dauer-
sporen durch einen Geschlechtsprozeß entstehend.
— 349 —
a) Sporangien sicli mit großem Deckel am Scheitel (»ffnend.
Parasit I. Zygorhizidium.
b) Sporangien mit basaler Kntleerungeöffnung. Sapropliyt.
2. Siphonaria.
B. Sporangien mit einem extramatrikalem Stiel. Dauersporen
unbekannt.
a) Sporangien mit apikalem soliden Stachel; Stiel n:iit dem
Sporangium in offener Verbindung. Saprophyt. 3. Obelidium.
b) Sporangien ohne Stachel ; Stiel durch eine Wand abgetrennt.
Parasit 4. Podochytrium.
1. Gattung: Zygorhizidium Löwenthal, Archiv für
Protistenkunde Bd. 5, 1904, S. 228.
Name von zygon: Joch und rhiza: Wurzel, der geschlecht-
lichen Fortpflanzung wegen.
Sporangien aufsitzend, aus der erstarkenden Spore entstehend,
mehr oder weniger kugelig, an der Basis mit intramatrikalera
kugeligem oder auf der inneren Seite abgeflachtem und hier oft
vertieftem Bläschen, von dem ein zartes Mycel entspringt, reif sich
mit einem Deckel öff'nend. Schwärmsporen eiförmig, mit Fett-
tropfen im breit abgerundeten Vorder- und einer zarten Cilie am
zugespitzten Hinterende, sprunghaft und zitternd sich bewegend.
Dauerzustände durch einen Geschlechtsprozeß entstehend, indem
ein kleineres (männliches) Pflänzchen von normaler Form einen
längeren, seitlich hervorbrechenden, zylindrischen Kopulations-
schlauch nach einem benachbarten, ähnlich gestalteten, größeren
(weiblichen) Pflänzchen sendet, in das nun der Kern und der
Hauptteii des Plasmas des männlichen Pflänzchens einwandert,
worauf sich das weibliche Pflänzchen durch Ausbildung einer derben
Membran und Auftreten eines grobk()migen Inhalts zur Dauerspore
umgestaltet; eine Verschmelzung des männlichen und weiblichen
Kerns tritt zunächst nicht ein; weiteres Verhalten nicht beobachtet.
Beide Kopulationszellen meist noch einige Zeit durch den Schlauch
verVmnden; Keimung der Dauerspore nicht sicher bekannt.
I. Z. Willei Löwenthal 1. c. S. 228, Taf. 8, Fig. 8—43.
S. 314, Fig. 19. a) Entleertes Sporangium mit abgefallenem Deckel;
b) Entstehung der Dauerspore durch Konjugation eines weiblichen (o) und
männlichen (a) Pflänzchens (nach Löwenthal).
— 350 —
Sporangien aufsitzend, nicht selten zu mehreren (4 — 6) neben-
einander , mehr oder weniger genau kugelig , meist mit weiter
Öffnung mit dem intramatrikalen Bläschen verbunden, zuweilen
durch kurzen, sehr selten durch langen Hals von diesem getrennt.
Bläschen seltener kugelig, meist auf der inneren Seite vertieft,
von der Seite daher gelappt aussehend, mit meist zwei unver-
zweigten oder nur einer sich gabelig teilenden, haarfeinen
Hyphe. Durchmesser des Sporangiums 4 — 15 jtt, des Bläschens
1 — 2 fi. Schwärmer zum Teil bis über 40 in einem Sporangium
gebildet, durch eine (selten zwei) unter Abwerfen eines Deckels
gebildete, meist am Scheitel, seltener seitlich gelegene, weite Öff-
nung austretend, 2 — 3 ^ lang, 1,5 — 2 fi breit, im übrigen siehe
vorher. Dauersporen durch einen Geschlechtsprozeß entstehend,
kugelig, 'etwa 10 /x Durchmesser, mit einer 1 i^ dicken, farblosen,
glatten Membran und glänzenden, kugeligen oder polygonalen
Reservestoffen, später oft noch mit dem etwa 4 (x weiten, ent-
leerten, männlichen Pflänzchen durch den etwa 1 y. dicken und
bis zu 20 j(i langen Kopulationsschlauch in Verbindung.
In einer Kultur von Cylindrocystis Brebissonii, in dem Kulturgefäß vor
allem in dem an der Oberfläche gebildeten Häutchen; über 50 "/o der Algen-
zellen zerstörend. — Christiania.
Ob die einmal von Löwenthal in einer von ihm als Dauer-
spore angesehenen Zelle beobachteten sichelförmigen Sporen, hierher
gehören, erscheint sehr unwahrscheinlich. Löwen thal selbst weist
auf die Möglichkeit der Infektion durch einen anderen Parasiten hin.
Die männlichen Pflänzchen scheinen sich bei nicht ein-
tretender Kopulation zu normalen, Schwärmsporen bildenden,
Pflänzchen weiter entwickeln zu können.
2. Gattung: ^iphoiiaria Petersen, Journal de botanique
Bd. 17, 1903, S. 220.
Name abgeleitet von sipho: Schlauch; wegen der deutlich
schlauchförmig ausgebildeten Hyphen.
Aus der zur Ruhe gekommenen, mit einer Membran um-
gebenen, keimenden Schwärmspore bildet sich das Sporangium
und eine mit diesem in offener Verlnndung stehende, basale, kleinere
Blase, aus der die Rhizoiden entspringen; letztere relativ weit,
vor allem an der Basis des Sporangiums, schlauchförmig, mit
hellem, durchsichtigem Inhalt. Schwärmer mit einer (?) Cilie und
— 351 —
einem Fetttropfen, durch ein an der Blase oder nahe dieser
Hegendes Loch austretend. Dauersporen von der Größe und Form
der Sporangicn, mit dicker, glatter, brauner Meml)ran und einem
körnigen, farblosen Inhalt, vielleicht durch einen Geschlechtsprozeß
entstehend, indem mit einer blasigen Anschwellung versehene
Pflänzchen durch ein llhizoid miteinander kopulieren, und der
Inhalt des einen PÜänzchens in die Anschwellung des anderen
überwandert, die nun zur Dauerspore wird; wenigstens sind die
Dauersporen tragenden Pflänzchen gewöhnlich mit entleerten, 1 — 2
leere, blasige Anschwellungen tragenden Mycelteilen in Verbindung,
die von Petersen in dem oben erwähnten Sinn gedeutet werden.
I. S. variabilis Petersen l. c. S. 220, Fig. 11 — 17.
S. 314, Fig. 20. a) Sporangium mit subsporangialer Blase und Mycel;
b) zwei durch einen Hyphenast miteinander kopulierende Pflänzchen (a: männl.
Pflänzchen, o: die nach der Kopulation entstandene Dauerspore); nach Petersen.
Sporangien aufsitzend, mit glatter, dünner Membran, von sehr
verschiedener Form, kugelig, ellipsoidisch, birnförmig oder nieren-
förmig, 12 — 24 jU breit, 11 — 21 fi hoch; Schwärmsporen l — S/j,
Durchmesser; alles übrige siehe vorher.
Saprophy tisch auf den leeren Häuten von Köcherfliegennymphen. —
Schweden.
3. Gattung: Obelidinm Nowakowski, Cohns Beitr. z.
Biol. Bd. 2, 1876, S. 86.
Name abgeleitet von obelos: Spieß; wegen der in einen
Stachel auslaufenden Sporangien.
Die zur Ruhe gekommene, keimende Schwärmspore bildet ein
wurzelartiges Mycel, während sie selbst zu einem länglichen Körper
erstarkt, der sich zu einem gestielten Sporangium umbildet. Spo-
rangium daher aufsitzend, gewöhnlich aus einem oberen, kegel-
förmigen, in einen soliden, zugespitzten Stachel endigenden Teil
und einem unteren, schmäleren, stielartigen Fußstück bestehend,
von dessen kugelig angeschwollenem Ende 5 — 7 kräftige, verzweigte
Rhizoiden ausstrahlen. Sporen kugelig, mit wahrscheinlich einer
Cilie und einem Fetttropfen, mit rascher,- sprunghafter Bewegung,
durch ein unter dem Stachel auftretendes Loch ausschwärmend,
zunächst kurze Zeit vor der Öffnung, von Schleim umhüllt, ver-
harrend, dann forteilend. Dauersporen unbekannt.
— 352 —
I. 0. mucronatum Nowakowski 1. c. S. 86, Taf. 5, Fig. 1
bis 5; Sorokin in Archiv, bot. du nord de la France Bd. 2, S. 20,
Fig. 20 und in Rev. mycol. Bd. 11, 1889, S. 82, Taf. 73, Fig. 77.
S. 314, Fig. 21. a) Sporangium tragendes Pflänzchen, die Schwärm-
sporen entlassend; b) jugendl. Pflänzchen; c) ebenso, aber mit lang gestieltem
Sporangium (nach Nowakowski).
Sporangien aufsitzend, 32 — 56, im Mittel 42 ^ lang, 8 — 15 /n
breit, aus einem oberen, dünnwandigen, kegelförmigen oder mehr
oder weniger gestreckt ellipsoidischen und in einen soliden, starren,
zugespitzten Stachel auslaufenden Teil und einem unteren, stiel-
artigen Tragstück mit bedeutend stärkerer, deutlich doppelte Kon-
turen zeigender Membran bestehend; letzteres verschmälert sich
zunächst ein wenig nach unten, geht aber an der Basis in eine
kugelige Erweiterung über, von der nach allen Seiten 5 — 7 über-
aus feine, üppig dichotom verzweigte Mycelzweige im Substrat
ausstrahlen, um das zentrale Sporangium einen Kreis bis zu 160 jU
Durchmesser bildend. Seltener fehlt das Stielstück ganz, so daß
das Mycel direkt der Basis des oberen Sporangiumteils entspringt.
Sporen meist nur in geringer Zahl in einem Sporangium gebildet,
2,5 jLi Durchmesser; weiteres siehe vorher. Sporangien nach der
Entleerung rasch kollabierend. Dauersporen unbekannt.
Auf den leeren Häuten von Mückenlarven (Nowakowski) und Köcher-
fliegennymphen (Petersen; Journal de bot. 1903, S. 216). — Breslau; Schweden.
4. Gattung: Podochytrium Pfitzer, Sitzungsber. nieder-
rhein. Ges. Natur- und Heilkunde, Bonn 1870, S. 62. — Septo-
carpus Zopf, Nova acta Acad. Leop. Car. Bd. 52, 1888, S. 348;
Fischer, Rabenh. Krypt. Fl. Bd. 1,4, S. 000.
Name von pous: Fuß und chytrion: Töpfchen; wegen der
mit einer Stielzelle versehenen Sporangien.
Die zur Ruhe gekommene, keimende Schwärmspore umgibt
sich mit einer Membran und sendet einen zarten Keimschlauch
in die Nährzelle, der sich in dieser zu einem reich verzweigten,
wurzelartigen Mycel ausbildet; der Schwärmsporenkörper selbst
wächst an seinem Scheitel zu einem zylindrischen, bald keulig
anschwellenden, kurzen Schlauche aus, der sich nach Abtrennung
durch eine Membran zum Sporangium ausbildet, während der
eigentliche Sporenkörper zur Stielzelle wird. Sporangien daher
extramatrikal, birn förmig, einem ebenfalls außerhalb der Nährzelle
I
— 35."> —
befindlichen, von ihm durch eine Querwand al)getrennten, etwa
zylindrischen Fußstück (Stielzelle) aufsitzend, von dessen Basis das
Mycel entspringt. Schwärmer, aus dem sich weit öfTnonden
Scheitel ausschwärmend, kugelig, klein, mit einer nachschleppenden
Cilie und einem großen Fetttropfen. Dauersporen unbekannt.
I. P. clavatum Pfitzer 1. c.
S. 314, Fig. 22. a) 2 Sporangien auf Pinnularia mit intramatrikalem
Mycel; b) Sporangien auf derselben Nährpflanze, eines von ihnen in Ent-
leerung; Mycel nicht sichtbar (nach Zopf).
Sporangien aufsitzend, oft zu vielen nebeneinander, mit glatter
Membran. Alles übrige siehe vorher.
Auf Pinnularia, stark epidemisch auftretend; an Zwergexemplaren kann
die Stielzelle fehlen. — Riesengebirge.
3. Unterfamilie: Entophlycteae.
Man kann die Entophlycteen auch an die Spitze der Myco-
chytridineen stellen, da sie den Myxochytridineen in der endogenen
Bildung der Fruktifikationsorgane verwandt sind.
Übersicht der Gattungen.
A. Sporangien und Dauersporen ohne subsporangiale Blase. Dauer-
sporen mit glatter Membran I. Entophlyctis.
B. Sporangien und Dauersporen mit subsporangialer Blase. Dauer-
sporen mit stacheliger Membran 2. Diplophlyctis.
1. Gattung: Entophlyctis Fischer, Rabenh. Krypt. Fl.
Bd. 1, 4, S. 114.
Die zur Ruhe gekommene, keimende Schwärmspore umgibt
sich mit einer Membran und sendet einen feinen Keimschlauch
in die Nährzelle, dessen Ende in dieser zu dem Sporangium an-
schwillt, aus dem ein meist reich verzweigtes, sehr feinfädiges,
die Nährzelle durchziehendes, wurzelartiges Mycel entspringt. Die
entleerte Membran der Schwärmspore wie der Keimfaden ver-
schwinden entweder vollständig oder bleiben meist erhalten und
werden, sich erweiternd, zum Entleerungshals des Sporangiums.
Sporangium daher intramatrikal, mit glatter Membran, kugelig bis
birnförmig, reif mit verschieden langem, die Membran der Nähr-
zelle durchbohrendem Entleerungshals. Schwärmsporen kugelig,
amöboid beweglich, mit langer, nachschleppender Cilie, hüpfend
Kryptogamenflora der Mark V. 23
— 354 —
sich bewegend. Dauersporen ungeschlechtlich wie die Sporangien
an besonderen Pflänzchen entstehend, intraroatrikal, mit dicker,
zweischichtiger, glatter, oft gelblicher oder bräunlicher Membran
und einem aus groben Körnern oder einem leuchtenden Fetttropfen
bestehenden Inhalt.
7 Arten, die sämtlicli im Gebiet vorkommen dürften.
Hierher nur solche Formen, bei denen sich die Sporangien
und Dauersporen innerhalb der Nährzelle entwickeln; nur der
Entleerungshals tritt mehr oder weniger aus dieser heraus.
1. E. apiculata (A. Braun) Fischer 1. c. S. 117. — Chy-
tridium apiculatum A. Br., Abhandl. Berl. Akad. 1855, S. 57,
Taf. 5, Fig. 5—20. — Olpidium apiculatum A. Br., 1. c. S. 75. —
Rhizidium apiculatum Zopf, Nova acta Acad. Leop. Bd. 47, S. 207,
Taf. 21, Fig. 21—31.
Sporangien intramatrikal , oft geseUig zu mehreren (6 und
mehr) zwischen der zarten Membran und dem zur Seite gedrängten
Plasmakörper der Nährzelle eingeklemmt. Sporangien flaschen-
bis birnförmig, mit papillenförmigem, in das Wasser vorragenden,
aus dem Sporenkörper entstehenden Entleerungshals, 11 — 13 (x
Durchmesser. Mycel in Form eines schwer sichtbaren, kurzen,
wenig verzweigten Fädchens. Schwärmer zu wenigen, 3 — 20,
selten mehr, in einem Sporangium gebildet, klein, mit einer
langen Cilie und leuchtendem Fetttropfen. Dauersporen kugelig
bis birnförmig, wie die Sporangien entstehend, aber mit dicker,
farbloser Membran und dicht grobkörnigem Inhalt.
Von A. Braun auf Gloeococcus mucosus bei Freiburg gefunden; von
Zopf mehrfach im Frühjahr in Teichen zwischen Berlin und Schöneberg
beobachtet, auch die Schwärmer befallend, März 1878 in solchen Mengen,
daß unter Milliarden von Schwärmern dieser Palmellacee kaum eine nicht
infizierte Zelle gefunden werden konnte; nach einer Bemerkung von A. Braun
(1. 0. S. 59) dieselbe Form von Pringsheim auf Chlamydococcus pulvisculus
beobachtet.
2. E. rhizina (Schenk) v. Minden. — Chytridium rhizinum
Schenk, Verhandl. d. phys. med. Ges. in Würzburg 1858, S. 238,
Taf. 5, Fig. 6 — 13. — Rhizidium vaucheriae Fisch, Beiträge zur
Kenntnis der Chytridiaceen 1884, S. 24, Fig. 10-23. — Ento-
phlyctis vaucheriae (Fisch.) Fischer, Rabenh. Krypt. Fl. Bd. 1, 4,
S. 117.
— 355 —
Sporangien oft zu vielen in derselben Zelle gehäuft, kugelig
oder eiförmig, an der Basis mit einem oder wenigen zartfädigen
Rhizoiden, reif mit einem zuweilen weit vorragenden Entleerungs-
hals, der aus dem Sporenkörper und dem primären Keimschlauch
hervorgeht; Durchmesser 8 — 27 /i, hiervon Halslänge 4 — 14 jtt.
Schwärmsporen kugelig, mit einer Cilie und einem Fetttropfen,
blitzschnell sich bewegend, 2 /ti Durchmesser. Dauersporen wie
die Sporangien an besonderen Pilänzchen entstehend, mit glatter,
dicker, aus einem braunen Exospor und farblosen Endospor be-
stehenden Membran und feinkörnigem, mehrere sehr große Fett-
tropfen umschließenden Plasma, mit einciligen Sporen keimend.
In Vaucheria sessilis und geminata und Spirogyren; von Schenk bei
"Würzburg und von Fisch bei Erlangen beobachtet; auch bei Hamburg.
Wenn die von Fisch angegebene und durch Zeichnungen
belegte, von Schenk aber nicht erwähnte interkalare Bildung von
Sporangien und Dauersporen wirklich vorkommt, läge ein Über-
gang zu den Cladochytrien vor.
Der von Schenk 1858 beschriebene Pilz scheint mir in allen
wesentlichen Merkmalen mit dem Rhizidium vaucheriae Fisch
(1884) übereinstimmen. Der Pilz ist daher unter Annahme der
von Fischer aufgestellten Gattung Entophlyctis als E. rhizina
(Schenk) v. Minden und nicht E. vaucheriae (Fisch) Fischer zu
bezeichnen. Die Beschreibung von Schenk scheint Fischer ent-
gangen zu sein.
3. E. heliomorpha (Dang.) Fischer, Rabenh. Krypt. Fl.
Bd. 1, 4, S. 118. — Chytridium heliomorphum Dang., Journal
de bot. 1888, Bd. 2, S. 143, Taf. 5, Fig. 19—28, ist mit der
vorigen Art sehr nahe verwandt oder vielleicht mit ihr identisch.
Sporangien kugelig, mit 6 — 7 von ihnen ausstrahlenden, einfachen
oder verzweigten Rhizoiden, Durchmesser meist 10 — 12, aber bis
20 fi. Schwärmer kugelig oder eiförmig, 3 /x Durchmesser; sonst
wie vorher.
In Nitella tenuissima, Chara und Yaucheria. — Frankreich.
Mit dieser Art identisch ist wahrscheinlich E. characearum
de Wildeman, Ann. soc. beige de micr. 1896, S. 131, Taf. 12,
Fig. 1 — 10, von der nur die Dauersporen bekannt sind; da sich
diese von denen der vorigen Art im wesentlichen nur durch das
Vorkommen von nur 1 — 2 von den Sporangien entspringenden
23*
— 356 —
Rhizoiden unterscheiden und zudem beide dieselben Nährpflanzen
(Characeen) bewohnen, ist die Art wahrscheinHch zu streichen.
4. E. bulligera (Zopf) Fischer 1. c. S. 116. — Rhizidium
buUigerum Zopf, Nova acta Acad. Leop. Bd. 47, S. 195, Taf. 18,
Fig. 5—8.
5. 314, Fig. 24. a) Reifes Sporangium mit Mycel (nach Zopf).
Sporangium genau kugehg, der inneren Wandung der Nähr-
zelle dicht angeschmiegt, mit kleinem, knöpf artigem oder eiförmigem
Fortsatz, dem veränderten Schwärmsporenkörper, über die Ober-
fläche der Nährzelle vorragend. Entleerung durch diesen Vor-
sprung. Rhizoiden, zu einem oder mehreren, aus dem Sporangium
entspringend, reich verzweigt, an den Enden sehr dünnfädig, zu-
weilen weit sich ausdehnend und mehrere Zellen der Nährpflanze
durchwachsend. Dauersporen unbekannt.
In den absterbenden vegetativen und kopulierenden Zellen von Spirogyra
crassa, nicht in den reifen Zygosporen. — Deutschland (auch bei Hamburg).
Eine nur 4 Sporen enthaltende Zwergform dieser Art scheint
nach Fischer das von Sorokin beschriebene (Rev. myc. Bd. 11,
S. 137, Taf. 80, Fig. 98) in Spirogyra vorkommende Rhizidium
tetrasporum zu sein.
5. E. Cienkowskiana (Zopf) Fischer 1. c. S. 118. — Rhi-
zidium Cienkowskianum Zopf, Nova acta Acad. Leop. Bd. 47,
Taf. 17, Fig. 14—24; Taf. 18, Fig. 1—4. — Rhizidium confervae
glomeratae Cienkowski, Bot. Ztg. 1858, S. 233, Taf. 5, Fig. 1 -6.
S. 314, Fig. 24. b) Reife Dauerspore mit verzweigtem Würzelchen;
c) jugendliche Dauerspore, bei s die entleerte Sporenhülle, durch den Infek-
tionsschlauch mit der Dauerspore verbunden (nach Zopf).
Sporangien oft zu vielen in derselben Nährzelle, kugelig oder
birnförmig, der inneren Wandung der Nährzelle angeschmiegt, in
der Größe wechselnd, 5 — 25 ^ Durchmesser, reif mit 4 — 30,
selten mehr, Zoosporen und kürzerem oder längerem, oft auf-
fallend langem und dann nicht selten vielfach gekrümmtem Ent-
leerungshals. Hyphen, zu mehreren, 1 — 5, von der Wandung
des Sporangiums entspringend, ein reich verzweigtes, sehr dünn-
fädiges Wurzelsystem bildend, mit sehr feinen, schwer erkenn-
baren Endverzweigungen. Schwärmer 3 — 5 jii Durchmesser, kugelig,
mit großem Fetttropfen und langer, nachschleppender Cilie. Dauer-
sporen intramatrikal, wie die Sporangien entstehend, mit Rhizoiden
— 357 —
wie jene, 5 — 25 /u Durchmesser, kugelig, mit glatter, dicker, schwach
gelbbraun gefärbter Membran und einem großen, fast das ganze
Lumen füllenden, Fetttropfen.
lu Cladophora, oft herdenweise zu mehr als 100 in einer Zelle auf-
tretend; verbreitet. — Hamburg; Frankreich usw.
Bei dieser Art bleibt nur ausnahmsweise die entleerte Sporen-
membran und der primäre Keimschlauch erhalten, um unter
Volumerweiterung als Entleerungshals zu dienen; meist ver-
schwinden beide Teile gänzlich. Auffällig ist, daß die Rhizoiden
zuweilen zu spindelförmigen Bläschen anschwellen, die sich vielleicht
zu Sporangien umbilden können; es läge dann eine interessante
Übergangsstufe zu den Cladochytrien vor.
2. Gattung: I>iplophlyctis Schroeter, Engl. u. Prantl.
Nat. Pfl. Fam. Bd. 1, 1, S. 78. — Entophlyctis Fischer, Rabenh.
Krypt. Fl. Bd. 1, 4, S. 114 pro parte.
Name von diplos: doppelt und phlyctis: Blase, da sich unter
dem blasenförmigen Sporangium noch ein zweites kleineres Bläs-
chen befindet.
Die zur Ruhe gekommene, keimende Spore umgibt sich mit
einer Wandung und treibt einen Keimschlauch durch die Membran
der Nährzelle, der terminal innerhalb dieser Zelle zu dem blasigen
Sporangium anschwillt; das aus letzterem hervorwachsende Rhizoid
erweitert sich zu einer subsporangialen Blase; die entleerte Sporen-
membran nebst dem primären Keimschlauch verschwinden. Spo-
rangien daher wie das Mycel ganz intramatrikal, kugelig bis birn-
förmig, einer blasigen Mycelanschwellung aufsitzend, von der nur
ein einziges oder einige benachbarte, reich verzweigte, Rhizoiden
entspringen; Entleerungshals kurz, schnabelförmig. Schwärmer
zunächst stark amöboid, dann hüpfend sich bewegend, kugelig, mit
einer langen, nachschleppenden Cilie und einem großen Fett-
tropfen. Dauersporen intramatrikal wie die Sporangien entstehend,
mit Wurzelblase und Mycel, kugelig oder breit ellipsoidisch , mit
derber, zweischichtiger Membran, deren gelbliches Exospor kurz-
stachelig ist, und mit aus groben Körnern bestehendem Inhalt.
Keimung mit kurzem, dicken Entleerungsschlauch und einciligen
Schwärmern.
Fischer hat die einzige hierher gestellte Art zu Entophlyctis,
Schroeter sie dagegen in eine selbständige Gattung gestellt. Die
— 358 —
sabsporangiale Blase, die Vergänglichkeit des Schwärmsporenkörpers
und die verschiedene Beschaffenheit der Dauersporen unterscheiden
beide Gattungen nicht unwesentlich.
I. D. intestina Seh ro et er 1. c. S. 78. — Rhizidium intestinum
Schenck, Über das Vorkommen kontrakt. Zellen im Pflanzenreich
1858 pro parte Fig. 1 — 9; Zopf, Nova acta Acad. Leop. Bd. 47,
Taf. 19, Fig. 1 — 15; Dangeard, Le Botaniste Bd. 2, S. 91, Taf. 4,
Fig. 13—18.
S. 314, Fig. 24. d) Stachelige Dauerspore mit subsporangialem Bläschen
und anhängenden Rhizoiden (nach Zopf).
Sporangien intramatrikal, der inneren Wandung der Nährzelle
dicht angeschmiegt, einer kugeligen oder birnförmigen , bis etwa
10 ^ breiten Blase aufsitzend, kugelig oder ellipsoidisch, bis 40 ^
Durchmesser, mit kurzem Entleerungshals und reich verzweigtem
Mycel. Schwärmsporen zu 2 — 100 in einem Sporangium gebildet,
5 — 6 y. Durchmesser. Alles übrige siehe vorher.
In toten und absterbenden Zellen von Nitella mucronata, flexilis,
tenuissima, Ohara polyacantha, darum nur Saprophyt oder höchstens Halb-
parasit. — Würzburg, Halle (?) ; Frankreich.
Nach Dangeard (Le Botaniste Bd. 2, S. 92) sollen neben den
Dauersporen auch noch parthenogenetisch oder geschlechtlich er-
zeugte stachelige Oosporen vorkommen. Er beobachtete im Innern
der sich normal zu Sporangien entwickelnden Bläschen kugelige,
mit dicker, rötlicher, stacheliger Membran versehene Sporen wie
zuweilen das Auftreten leerer, meist unregelmäßiger, mit der Wand
der Mutterzelle verwachsener, kleiner Anhangszellen, die nach ihm
vielleicht als Antheridien zu deuten sind. Ich möchte dagegen
annehmen, daß hier ein Pleolpidium ähnlicher Parasit vorliegt;
werden doch auch Chytridiineen von Parasiten befallen. Die
Anhangszellen sind vielleicht als lappige Erweiterungen des dem
Sporangium angrenzenden Rhizoidenendes an Stelle der sub-
sporangialen Bläschen zu deuten.
4. Unterfamilie: Harpochytrieae.
p]inzige Gattung: Hstrpochytriuni Lagerheim, Hedwigia
Bd. 29, 1890, S. 142. — Fuhninaria Gobi, Script. Hort. bot. Univ.
Imp. Petropol. Fase. 15, 1899, S. 283. — Rhabdium Dangeard,
Ann. mycol. Bd. 1, 1903, S. 61.
— P,59 —
Name von harpc: Sichel und chytrion: T()j)fchen, wegen der
oft sichelförmigen Gestalt der Sporangieii.
Die zur Ruhe gekommene, keimende Zoospore bildet einen
feinen, am Ende zu einer Saug(V)i)latte anschwellenden Keimfaden,
sie selbst streckt sich zum Sj)orangium. öporangien gestreckt
zylindrisch oder lang spindelförmig, nicbt selten stark sichelförmig
gekrümmt oder sogar aufgerollt, mit dünner, glatter Membran und
feinkörnigem Inhalt, an der Basis oder seitlich kurz ol)erhalb
dieser mit einem sehr dünnen Stiel, der in die Wandung der
Nährzelle emdringt, ihrer Dicke entsprechend verschieden lang
ist und sich entweder schon in ihr oder unmittelbar unter ihr,
zwischen ihr und dem Plasmaschlauch, zu einer winzigen Scheibe
verbreitert, die wahrscheinlich, wie bei Peronospora, als Ernährungs-
organ dient; Rhizoiden nicht beobachtet und sehr wahrscheinlich
auch nicht vorhanden. Entleerung der Sporangien durch ein am
Scheitel auftretendes Loch. Schwärmer kurz ellipsoidisch bis
nierenförmig, mit einer nachschleppenden Cilie und einem oder
mehreren, kleineren, glänzenden Körnchen; Bewegung sehr lebhaft,
sprunghaft, in der Ruhelage amöboid. Nach der Entleerung der
Sporangien wächst der basale, durch eine Querwand abgetrennte
Stiel innerhalb der leeren Hülle zu einem neuen Sporangium, oft
mehrmals nacheinander wie bei Saprolegnia, aus. Dauerzustände
unbekannt.
Die interessante, parasitisch auf Algen lebende Gattung wurde
zuerst von Gobi (Botan. Sektion d. Naturf. von St. Petersburg;
Protokolle Bd. 18, 1887, Nr. 59) beobachtet, der aber erst 1899
über seine Beobachtungen eine ausführlichere Abhandlung (Script.
Bot. Hort. Univ. Imp. Petrop. Fase. 15, 1899, S. 283) veröffent-
lichte, 9 Jahre nach dem Erscheinen des Aufsatzes von Lagerheim
über denselben Pilz (Hedwigia 1890, S. 142). Da in der von
Gobi zuerst veröffentlichten, sehr kurzen Notiz ein Name fehlt,
erscheint die Beibehaltung des dem Pilz von Lagerheim gegebenen
Namens notwendig.
Nach Gobi sind die Schwärmsporen schmal keulenförmig; ihr
Eindringen in die verschleimte Zellmembran der Nährpflanzen
soll derart geschehen, daß sich die blitzartig dahineilenden Sporen
mit ihrer im Augenblick des Eintritts nach vorn gerichteten
Geißel in die Gallerte einbohren, und diese Geißel dann zu einem
— 360 —
soliden Haftorgan erstarrt. Ferner soll der Pilz auf den Algen
nur epiphy tisch leben. Daß erstere Angaben irrtümliche sind, liegt
auf der Hand. Die tatsächlich vorhandenen, lebhaften Bewegungen
in Verbindung mit der amöboiden Beweglichkeit, die sich im
Ausstrecken von Pseudopodien vor dem Eindringen äußert, haben
wohl den Anlaß dazu gegeben.
Während die Gattung von Gobi zu den Fulminarieen, einer
besonderen Familie der Flagellaten, gestellt wurde, sah Wille, der
eine hierher gehörige Art auf von Sven Hedin in Tibet ge-
sammelten Algen wiederfand, in ihr den Vertreter einer neuen
chlorophylllosen Algenfamilie, der Harpochytriaceen (A. Petermanns
Mitt. Erg. -Bd. 1900, S. 370 — 371), um später aber zu dem der
Gattung von Gobi gegebenen Namen zurückzugreifen.
Die späteren Beobachter, Dangeard und Atkinson, ordneten
sie jedoch den Chytridiineen wie schon Lagerheim ein. Innerhalb
dieser FamiHe nimmt die Gattung nun wegen der auffälligen
Form der Sporangien, ihrer regelmäßigen Durchwachsung, wie
durch die wohl als Ernährungsorgan dienende Saugscheibe eine
besondere Stellung ein, die die Aufstellung einer besonderen Unter-
familie rechtfertigt.
I. H. Hedenii Wille, Petermanns Mitt. Erg.-Heft Nr. 131,
1900, S. 371; Atkinson, Journal of Myc. 1904, S. 3, Fig. 24—33
u. Ann. mycol. Bd. 1, 1903, S. 480, Taf. 10, Fig. 1—26. —
Rhabdium acutum Dangeard 1. c. S. 61 — 64 u. Le Botaniste 1906,
S. 188, Taf. 1, Fig. 1—4. — Fulminaria Hedenii Wille, Nyt. Magazin
f. Naturvid. Bd. 41, 1902, S. 175.
S. 314, Fig. 23. Stück eines Spirogyra-Scklauches mit Sporangien.
a) Durchwachsenes Sporangium; ß) eine soeben sich niederlassende Schwärm-
spore; y) eine keimende Spore (Original).
Sporangien oft zu vielen nebeneinander, lang zylindrisch oder
spindelförmig, oft oberhalb der Mitte am breitesten, am Scheitel
zugespitzt, entweder vom Substrat (Algenfäden) senkrecht abstehend
oder sich diesem anschmiegend und es sogar umschlingend, dann
oft Säbel- oder sichelartig gekrümmt, mit glatter, dünner Wandung
und einem hyalinen, feinkörnigen Inhalt; im Mittel 80 — 150 f^
lang und 4 — 6 fx breit. Tragstiel entweder an der Basis oder
seitlich kurz oberhalb dieser entspringend, dann die Sporangien
hier meist geknickt, mit aufwärts gekrümmten Enden, sehr zart,
— 361 —
terminal innerhalb der Membran oder zwischen dieser und dem
Plasmaschlauch der Nährzelle zu einer winzigen Saugscheibe ver-
breitert, von der keine Rhizoiden ausstrahlen. Schwärmer kurz
ellipsoidisch biß nierenförmig, gewöhnlich in einer Reihe hinter-
einander, selten in 2 — 8 Reihen nebeneinander gebildet, aus dem
sich öffnenden Scheitel einzeln vortretend, mit einem oder mehreren
kleinen Körnchen, einer langen, nachschleppenden Cilie und sehr
lebhafter, hüpfender Bewegung; 4 — 6 y. Durchmesser. Sekundär-
sporangien bis zu 3, als ineinander liegende Durchwachsungen
auftretend.
Auf verschiedenen Spirogyra-Arten, Zygnema und Oedogonium. — Die
Art ist bisher aus Amerika, Patagonien, Tibet und Frankreich bekannt ge-
worden, findet sich aber auch bei Hamburg nicht selten und ist offenbar
verbreitet, aber übersehen.
Die Individuen treten oft in großer Menge nebeneinander
auf, scheinbar ohne Schädigung der Nährpflanzen. Auffällig ist
auch, daß die Stielscheiben oft, z. B. wenn die Sporangien gerade
über einer Querwand befestigt sind, ohne Berührung mit dem
Wirtsplasma sind. Die Frage nach der Ernährungsart ist daher
noch unklar. Sehr merkwürdig ist auch die Beobachtung von
Atkinson (1. c. S. 487), daß die Individuen aufeinander selbst
schmarotzen. Eigenartig ist auch das sowohl von Atkinson wie
von mir beobachtete häufige Vorkommen eines die Oberfläche
der Sporangien mehr oder weniger dicht bedeckenden Faden-
bakteriums.
Nahe verwandt oder vielleicht identisch mit der vorigen Art ist:
2. Harpochytrium hyalothecae Lagerheim, Hedwigia Bd. 29,
1890, S. 142, Taf. 2. — Fulminaria mucophila Gobi 1. c. S. 283;
Wille 1. c. S. 175.
Die Art besitzt kleinere, 20 — 50 ^ lange und 1,5 — 2 (x breite,
Säbel- oder sichelartig gekrümmte Sporangien mit basalem, sehr
langem und dünnem, die dicke Gallerthülle der Nährpflanzen durch-
dringendem Stiel.
Auf Hyalotheca dissiliens, Sphaerozosma vertebratum, Cosmocladium
spec. und Dictyosphaerium spec.
Eine vielleicht nur wegen ungünstiger Ernährungsbedingungen
vereinfachte Form mit kleineren, meist gerade abstehenden Spo-
rangien stellt H. inter medium Atkinson, Ann. mycol. Bd. 1, 1903
— 362 —
Taf. 10, Fig. 22 — 23 dar; auf Conferva utriculosa, auch von mir
beobachtet, nach Atkinson nicht auf Spirogyra übertragbar.
5. Unterfamilie: Chytridieae.
Übersicht der Gattungen.
A. Sporangien am Scheitel sich mit einem Loch ohne Deckel
öffnend. Dauersporen stachehg I. Dangeardia.
B. Sporangien sich mit einem Deckel öffnend, mit oder ohne
subsporangiale Blase. Dauersporen, soweit bekannt, glatt.
2. Chytridium.
]. Gattung: I>angeardia Schröder, Berichte d. deutschen
bot. Ges. Bd. 16, 1898, S. 314.
Name von Dangeard; Professor der Botanik in Poitiers, jetzt
in Paris, Verfasser zahlreicher wertvoller Abhandlungen vornehmlich
über Pilze, die er zum großen Teil in der von ihm herausgegebenen
Zeitschrift „Le Botaniste" veröffentlichte.
Die zur Ruhe gelangte, keimende Schwärmspore bildet einen
feinen, in die Gallerthülle der Nähralge eindringenden Keimfaden ;
letzterer und der Sporenkörper selbst, der in die Gallerthülle ein-
sinkt, erweitert sich darauf zu dem flaschenförmigen Sporangium,
aus dessen Basis büschelig gedrängte, kurze Saugfäden in den
Plasmakörper der Nährzelle eintreten. Schwärmer, aus dem sich
öffnenden Scheitel austretend, eiförmig bis ellipsoidisch, mit einer
nachschleppenden Cilie und stark glänzendem Fetttropfen, hüpfend
sich bewegend. Dauersporen intramatrikal, derart entstehend, daß
der in der Gallertmembran der Nährzelle steckende, an seinem
unteren Ende verschmälerte, meist spindelförmige Sporenkörper
sich, anstatt ein Mycel zu bilden, innerhalb der Nährzelle zu einer
Blase erweitert, die nun den Inhalt des sich entleerenden Sporen-
körpers aufnimmt und nach Umhüllung mit einer dicken, spitz
bis papillös bestachelten Membran zur Dauerspore wird.
I. D. mamillata B. Schröder 1. c. S. 314, Taf. 20, Fig. 1—14.
S. 364, Fig. 25. a) Einer Pandorina-Zelle aufsitzendes Sporangium mit
Myoel, das durch Aufliellung mit Schwefelsäure sichtbar gemacht ist; b) Aus-
tritt der Schwärmer; bei x die Gallerthülle der Pandorina-Zellen ; c) Schwärm-
spore und ihre Entwicklung zum Sporangium; d) reife intramatrikale Dauer-
spore; e) Entwicklung derselben; f) reife Dauerspore (nach B. Schröder).
— 1^03 —
Sporangium flaschcnförmig, der Gallerthülle der Nährzell-
kolonicn eingesenkt und aus ihr nur mit dem Halse hervorschauend,
den Wirtszellen innerhall) der Gallertmasse aufsitzend und in sie
mit feinen, pinselförmig ausgehreite ten, kurzen, zarten Rhizoiden
eindringend. Schwärmsporen siehe vorher. Dauersporen in ge-
ringer Zahl gehildet, wahrscheinlich ohne Rhizoiden, ellipsoidisch,
mit dicker, stacheliger Membran und großem, exzentrischem Fett-
tropfen.
Den bei der ungeschlechtlichen Vermehrung kugeligen Zellen von
Pandoriua niorum monophag einzeln aufsitzend und dieselben vernichtend
(Teich des botanischen Gartens in Breslau).
2. Gattung: Chytritlium A. Braun, Erscheinungen der
Verjüngung 1850, S. 198 und Abhandl. Berl. Akad. 1855, S. 74.
Name von chytrion: das Töpfchen, wegen der Gestalt der
Sporangien.
Die zur Ruhe gekommene, keimende Schwärmspore erstarkt
selbst zum Sporangium; der aus ihr hervorwachsende Keimfaden
bildet entweder direkt oder erst nach Zwischenschaltung einer
Blase das intramatrikale, verschiedenartig ausgebildete Mycel. Spo-
rangien daher aufsitzend, kugelig, flaschen- oder eiförmig oder
unregelmäßig, mit kugeligen Ausstülpungen, mit glatter, nur in
einem Fall feinstacheliger, Membran, sich durch einen scheitel-
ständigen, oft mit einer vorragenden Spitze versehenen Deckel mit
weitem Loch öffnend; selten werden zwei Austrittsstellen wie bei
den multiporen Rhizidiaceen gebildet. Mycel meist direkt von der
Basis des Sporangiums entspringend, seltener von einer sub-
sporangialen, innerhalb der Nährzelle gelegenen Blase, stets intra-
matrikal, entweder in Form kurzer, dicker, schlauchförmiger oder
zarter, mehr oder weniger wurzelartig verzweigter Fäden nach Art
echter Rhizidiaceen. Schwärmsporen kugelig, mit Fetttropfen und
einer langen Cilie, mit schneller, sprunghafter Bewegung. Dauer-
sporen nur wenig bekannt, intramatrikal am Mycel entstehend,
kugelig, mit dicker, glatter Membran und großem Fetttropfen;
Keimung durch kurzen, ein Sporangium bildenden Schlauch.
Sämtlich auf Algen schmarotzende Arten.
Die Gattung umfaßt alle Rhizidiaceen mit aufsitzenden, sich
mit einem Deckel öffnenden Sporangien und intramatrikal ge-
bildeten Dauersporen. Nach der Darstellung und den Zeichnungen
— 364 —
Fig. 25. a— f. Dangeardia mamillata. — 26. a— d. Chytridium olla. — 27. a— b. Rhizophlyctis
maatigotrichiB ; c. R. Braunii. — 28. a— f. Polyphagus euglenae. — 29. a— e. Rhizidium myco-
pliilum. — 30. a — c. Macrochytrium botrydioides.
— 365 —
von de Bary (vergl. Morpliol. u. Pbys. der Pilze, S. 177) werden
die Diiuersporen bei C. olla frei in interkalaren, beiderseits durch
Querwände abgetrennten, Mycelerweiterungen gebildet. Sollten
diese Angaben bestätigt werden und auch für andere Arten der
Gattung zutreffen, wäre diese hier zu entfernen und vielleicht
einer besonderen Familie der Chytridiineen einzureihen. Leider
ist über die Entstehung der Dauersporen bei den anderen Arten
nichts Näheres bekannt, ja diese sind meist noch gar nicht be-
obachtet, so daß die Stellung der Gattung wie die Zusammen-
gehörigkeit der hierher gestellten, meist sehr dürftig bekannten,
Formen recht unsicher ist.
Bemerkenswert ist auch, daß das Sporangium bei C. olla
durch eine Querwand von dem Haustor abgetrennt wird, der Pilz
also zweizeilig ist (Kny, Bot. Ztg. 1871, S. 870. — Serbinow,
Scripta bot. hört. Petrop. Bd. 24, 1907, S. 166).
A. Sporangien ohne subsporangiale Blase.
I. C. olla A. Braun, Erscheinungen der Verjüngung, 1850,
S. 198 und Abhandl. der Berl. Akad. 1855, S. 23, Taf. 1, Fig. 1
bis 10; de Bary, Morph, u. Phys. der Pilze 1884, S. 177, Fig. 76;
Rabenhorst, Hedwigia 1871, S. 17; Kny, Bot. Ztg. 1871, S. 870;
Serbinow, Scripta bot. hört. Petrop. Bd. 24, 1907, S. 161, Taf. 5,
Fig. 9 — 10. — Euchytridium olla (Br.) Sorokin, Arch. bot, du nord
de la France Bd. 2, S. 19, Fig. 19.
S. 364, Fig. 26. a) Zwei einem Oogon von Oedogonium aufsitzende
Sporangien; neben der Mündung des einen Sporangiums der abgefallene
Deckel; b) Schwärmer; c) innerhalb der Oospore liegende Dauersporen, mit
Sporangien keimend; d) keimende Dauerspore, a — b) nach A. Braun, c— d) nach
de Bary.
Sporangien aufsitzend, vereinzelt oder gesellig (bis 24) neben-
einander, eiförmig, mit glatter Membran, 50 — 100 [j, lang, 25 bis
55 II breit, mit ziemlich weitlumigem , unverzweigtem oder ver-
zweigtem Schlauch in die Nährzelle eindringend, am Scheitel zu-
gespitzt und mit flach gewölbtem, mit stumpfem Spitzchen ver-
sehenem Deckel sich öffnend. Schwärmsporen kugelig, mit Fett-
tropfen und einer langen Cilie. Dauersporen intramatrikal meist
zu mehreren in den Oosporen des Wirts gebildet, kugelig, mit
glatter, derber Membran und zentralem Fetttropfen; Entstehung
unbekannt, nach de Bary frei in interkalaren Mycelerweiterungen
— 366 —
vielleicht sexuell entstehend. Keimung mit einfachem Schlauch,
der, die Wandung der Oogonien der Nährpflanze durchbrechend,
ein aufsitzendes, gedeckeltes Sporangium bildet.
Auf Oogonien von Oedogonium-Arten, mit dem Mycel in die Oosphären
und Oosporen eindringend und sie zerstörend. — Berlin (Pringsh eim);
Schlesien; Freiburg i. B.; Rußland.
Die das Haustor von dem Sporangium abtrennende Quer-
wand ragt in das Innere des letzteren in Form eines fein zuge-
spitzten Hohlkegels. Ein aus zwei Zellen bestehender Thallus
findet sich auch bei Harpochytrium, das aber in anderer Be-
ziehung wesentlich abweicht.
C. brevipes (A. Braun, Monatsber. d. Berl. Akad. 1856,
S. 587) unterscheidet sich von C. olla durch geringere Dimensionen
und ist nach Fischer wohl nur ein kleineres, schlechter ernährtes
C. olla.
Cüstriner Chaussee (A. Braun) auf Oedogonium flavescens.
C. acuminatum A. Braun ist mit C. olla ebenso nahe ver-
wandt, freilich sehr ungenau bekannt, Abhandl. d. Berl. Akad.
1855, S. 29 und Cooke, Brit. Freshw. Alg. S. 199, Taf. 81, Fig. 1.
Deckel mit weiter vorspringenden, spitzlichen Mittelzapfen, im
ganzen aber kleiner: Sporangien ohne Deckel bis 17 fi. Diese nur
in einem Sporangium bekannte Form ist wohl kaum als selb-
ständige Art anzusehen.
Auf den Oogonien von Oedogonium Rothii und echinospermum. —
Neudamm (A. Braun); Plötzensee (A. Braun). — Freiburg i. B. — Nach
Sorokin (Res. myc. Bd. 11, Taf. 79, Fig. 94 a, b) auch auf Diatomeen, aber
eine sichere Feststellung nicht möglich (siehe aber folgende Art).
2. C. minus Lacoste et Suring., Nederl. Kruidk. Archief
Bd. IV, 2, S. 275; Saccardo, Sylloge Fung. Bd. 14, S. 446.
Sporangium nahezu kugelig oder wenig verlängert, mit blaß
gelblicher Membran, einem papillenartigen, scheitelständigen, iVs
bis 2V2 fi hohen Fortsatz und einem aus der breiten Basis ent-
springenden Würzelchen, IOV2 — 14 (i breit und meist ebenso hoch
oder etwas höher. — Alles übrige unbekannt.
Auf den Fäden von Ulothrix, Conferva, Oedogonium, Bulbochaete,
Gomphonema. — Holland.
Obige Beschreibung nach Saccardo. Wahrscheinlich liegt eine
Ch.-Art vor.
— 367 —
3. C. pyriforme Reinscli, Jourual of the r>inne:in society.
Bot. Bd. 15, tS. 215.
Besitzt ei- bis birnförniige, an der Basis verschmälerte, 13
bis 17 ^ breite und 26 — 28 (i lange Sporangien mit stumpf ab-
gerundetem, nicht mit vorragendem Spitzchen versehenem Deckel;
mit dicker Membran und intramatrikalem Mycel; sonst unbekannt.
Nach den Angaben des Autors selber steht die Art wohl C. olla am
nächsten. Bisher nur auf den Kergueleu auf Vaucheria sessilis und geminata
gefunden, wohl aber weiter verbreitet.
4. C. mesocarpi (Fisch) Fischer 1. c, S. 126. — Eu-
cbytridium mesocarpi Fisch, Sitzungsber. der phys. med. Fakultät
1884.
Sporangien aufsitzend, klein, flaschenförmig mit kurzem Hals,
mit glatter, ziemlich derber, bräunlicher Membran, an der Basis
mit äußerst feinem, einfachem oder wenig verzweigtem Rhizoid,
reif mit Deckel sich öffnend. Schwärmsporen zu wenigen (wohl
nicht über 8) in einem Sporangium gebildet, ziemlich groß, mit
einer Cilie und einem Fetttropfen. Dauersporen intramatrikal,
kugelig, mit dicker Membran und großem Fetttropfen.
Auf einer unbestimmten Mesocarpus-Art. — Erlangen. — Auch wohl
auf Mesocarpus scalaris (Cornu, Ann. sc. nat. 1872, 5. ser., S. 121).
Nach Fisch kopulieren wie bei Reessia die Sporen miteinander;
die so gebildeten Zygoten setzen sich an einer Nährzelle fest,
umgeben sich mit einer Membran und entleeren mit feinem Per-
forationsschlauch ihren Inhalt in die Nährzelle, der jetzt zur
Dauerspore wird. Wahrscheinlich liegen jedoch unrichtige Be-
obachtungen vor.
5. C. epithemiae Nowak., Cohns, Beiträge z. Biol. Bd. 2,
S. 82, Taf. 4, Fig. 12, 13.
Sporangien aufsitzend, radieschenförmig, nach unten in einen
schmalen, einer Diatomeenschale außen angewachsenen Teil aus-
laufend, oben kugelig angeschwollen mit zwei gewölbten Deckeln,
von denen sich der eine nahe dem Scheitel, der andere seitlich
findet, mit farbloser Membran und wenigen Sporen; Durchmesser
12 fi. Alles übrige unbekannt.
Auf den Schalen von Epithemia zebra, auf andere Diatomeen nicht
übergehend. — Breslau.
— 368 —
Ungenügend bekannte und zweifelhafte Art.
C. confervae (Wille) v. Minden. — Rhizidium confervae
Wille, Videnskab. Skrifter Math.-naturv. Klasse 1899, Nr. 3, Fig. 1
bis 3. — Phlyctochytrium confervae Lemmermann, Abhandl. des
bot. Vereins zu Bremen 1903, S. 194.
Sporangien aufsitzend, eiförmig, am Scheitel abgerundet, mit
einem vorspringenden, sich verschmälernden Kragen, die im op-
tischen Längsschnitt das Aussehen zweier einfacher, konvergierender,
spitzer Zähne erhält, sich mit rundem Deckel öffnend. Mycel
sowie alles übrige unbekannt.
Auf einer alten Kultur von Conferva bombycina. — Stockholm.
Wille stellt die Art in die Gattung Rhizidium = Phlycto-
chjrtrium, infolge der Kragenbildung, die auf Verwandtschaft mit
der Dentata-Gruppe innerhalb dieser Gattung schließen läßt; er
möchte für sie eine neue selbständige Gruppe der „Annulata"
aufstellen. Das wesentliche Merkmal dieser Gattung, die sub-
sporangiale Blase hat er aber nicht beobachtet. Dazu kommt die
Deckelbildung der Sporangien, die nach der hier vorgenommenen
Gruppierung zur Einordnung in die Gattung Chytridium ver-
anlaßt.
B. Sporangium mit subsporangialer Blase.
6. C. lagenaria Schenck, Verhandl. d. med. phys. Ges.
Würzburg Bd. 8, 1858, S. 241; kontraktile Zellen 1858, Fig. 11
bis 15. — Rhizidium lagenaria Dang., Le Botaniste Bd. 1, 1889,
S. 64, Taf. 3, Fig. 2; De Wildeman, Bull. soc. roy. du bot. de Belg.
Bd. 30, S. 172 u. Mem. soc. beige de micr. Bd. 15, S. 14.
Sporangien aufsitzend, niedergedrückt kugelig oder eiförmig,
mit stumpf abgerundetem Scheitel, durch zarten, die Membran
der Nährzelle durchsetzenden Isthmus einer kugeligen oder ab-
geplatteten, intramatrikalen Blase aufsitzend, von der ein oder
mehrere, sehr zarte, wenig verzweigte Rhizoiden entspringen ; Durch-
messer 10 — 20jtt; sich mit großem, zurückschlagenden Deckel (nach
Dangeard) öffnend. Schwärm sporen kugelig bis eiförmig, mit Fett-
tropfen und einer langen Cilie, 2 — 3 ii Durchmesser. Dauersporen
unbekannt.
Auf Zygnema stellinum , Spirogyra crassa, einer Oedogonium-Art,
Vaucheria, Cladopliora und Nitella flexilis. — Würzburg; Frankreich,
Belgien.
— 369 —
7. C. spinulosum Blytt, Cbristiania Vidensk. Sellsk. Förh.
1882, S. 27.
Sporangien aufsitzend, fhisclienförmig, mit farbloser, fein-
stacheliger Membran, 10 — 27 iti Durcbmesser, am (Irunde mit
intramatrikaler Blase mit fein verzweigtem Mycel. Dauersporen
intramatrikal, kugelig, mit 1,3 /z dicker, glatter Mem])ran und
großem Fetttropfen, 11 — 22 fi Durchmesser, mit kurzem Schlauch
keimend, der ein Sporangium entwickelt.
Den Zygosporen einer Spirogyra-Art aufsitzend, die Dauersporen in
ihnen gebildet. — Cbristiania.
Vielleicht nicht hierher gehörig, da Angaben über Deckel-
bildung der Sporangien fehlen.
8. C. gibbosum Scherffel, Hedwigia 1902, S. 105.
Sporangien aufsitzend, schlauchförmig, aber buckelig wie bei
Rhizophidium gibbosum, mit gewölbtem Deckel sich öffnend, mit
subsporangialer, intramatrikaler Blase, von der die Rhizoiden ent-
springen. Schwärmsporen eincilig, kugelig, mit Fetttropfen, sich
sprunghaft bewegend. Dauersporen unbekannt.
Auf einer Ciadopbora spec. — Budapest, botaniscber Garten.
6. Unterfamilie: Rhizidieae.
Auffällig sind innerhalb dieser Unterfamilie vor allem die
bei der Entstehung der Sporangien sich abspielenden Vorgänge.
Sie bestehen darin, daß aus dem blasig angeschwollenen Sporen-
körper (der Zentralblase) der Protoplast langsam hervortritt, sich
mehr oder weniger früh mit einer Membran umhüllt und jetzt
erst in die Sporen zerfällt, die nun aus einer Öffnung, oft von
Schleim umhüllt, austreten und fortschwärmen. Die Sporangien
erscheinen daher als seitliche Auswüchse der Zentralkörper. Wo,
wie bei Rhizidium, die Sporangien direkt aus den erstarkenden
Sporen hervorgehen (siehe aber R. lignicola), keimen die Dauer
Sporen in ähnlicher Weise mit einem Sporangium. Nur bei
Rhizophlyctis sind ähnliche Vorgänge noch nicht beobachtet, aber
hier ist die Keimung der Dauersporen auch noch unbekannt, das
Mycel zudem ganz dem der anderen hierher gestellten polyphagen
Organismen ähnlich. Dazu gesellen sich die bei zwei Gattungen
eintretenden Fusionsprozesse bei Bildung der Dauersporen.
Kryptogamenflora der Mark V. 24
- 370 —
Übersicht der Gattungen.
A. Mycel intramatrikal, in Form eines kurzen vom Sporangium
entspringenden, gelappten oder mit blasigen Erweiterungen ver-
sehenen Haustors. Monophager Parasit. Entstehung der Spo-
rangien siehe C, b I. Saccomyces.
B. Mycel pfahlwurzelartig, intramatrikal, sich oft weit im Substrat
ausbreitend. Saprophyt. Entstehung der Sporangien und
Dauersporen siehe C, a; letztere aber mit einem Sporangium
keimend 2. Rhizidium.
C. Mycel in Form zarter allseitig von der Sporangienwand ent-
springender Fäden, nur mit den äußersten Enden, polyphag,
in mehrere Nährzellen eindringend., sonst frei. Polyphage
Parasiten.
a) Sporangien und Dauersporen direkt aus den erstarkenden
Sporen entstehend 3. Rhizophlyctis.
h) Sporangien als seitlicher sackförmiger Auswuchs aus dem
erstarkten Sporenkörper (Zentralblase) hervorwachsend.
Dauersporen durch einen Geschlechtsprozeß entstehend.
I. Sporen nicht schwärmend, ohne Cilien, im Sporangium
keimend 4. Sporophlyctis.
II. Sporen mit Cilien ausschwärmend. . 5. Polyphagus.
1. Gattung: Saccomyces Serbinow, Scripta bot. hört.
Petrop. Bd. 24, 1907, S. 93 u. S. 162.
Name von saccos: Sack und myces: Pilz, wegen des der
Zentralblase aufsitzenden sackförmigen Sporangiums.
Thallus von Anfang an mit einer Membran umgeben, aus
einem wenig entwickelten, birnförmigen, aufsitzenden Teile (dem
erstarkten Schwärmsporenkörper) und einem intramatrikalen, sehr
kräftigen, gelappten oder mit blasig erweiterten Anhängseln ver-
sehenen Haustor. Sporangien derart entstehend, daß aus dem
aufsitzenden Teil unterhalb der Spitze der Protoplast in Form
einer von einer Membran umgebenen, ellipsoidischen, sackförmigen
oder wurmförmig gestreckten Blase hervordringt und nun innerhalb
der Membran in die Sporen zerfällt, die durch Zerfall der Blasen-
wandung frei werden. Schwärmer genau kugelig, mit einem
Fetttropfen und einer langen, nachschleppenden Cilie. Dauer-
sporen wie die Sporangien an dem Zentralkörper entstehend, diesem
371 —
aufsitzend, mit glatter oder staclieliger Membran und mehreren
größeren Fetttropfen.
Eine durch die stark ausgebildeten, gelappten Haustorien
interessante Gattung mit nur einer Art.
1. S. Dangeardii Serbinow 1. c, S. 102, Taf. ß, Fig. 22 bis
33. — Rhizidiuni euglenae Dang, (pro parte), Ann. sc. nat. 7. ser.,
Bd. 14, 1886, S. 301 und Le Botaniste Bd. 1, 1888, S. 64; Fischer,
Rabenh. Krypt. Fl. Bd. 1,4, S. 108. — Phlyctochytrium euglenae
(Dang.) Scbroeter (pro parte), Engl. u. Prantl. Natürl. Pfl. Fam.
Teil 1, 1, S. 000. — Polyphagus endogenus Nowak., Abhandl. d.
poln. Akad. Krakau 1878. — Rhizidiomyces Dangeardii Serbinow.
Sporangien 15 — 30 ^w lang, 8 — 10^ breit. Schwärmergegen
2 ^, Dauersporen 10 ^t* Durchmesser. Alles übrige siehe vorher.
Auf den ruhenden, nicht den heweglichen Zuständen von Euglena
viridis und sanguinea. — Rußland.
Serbinow beobachtete eine auf den Sporangien dieses Pilzes
parasitierende Phlyctidium-Art, Phl. Dangeardii Serb. Beide Pilze
stellen nach ihm vielleicht das Rhizidium euglenae Dangeard dar
(siehe Phlyctochytrium euglenae).
2. Gattung: Rhizidium A. Braun, Monatsber. Berl. Akad.
1856, S. 591.
Name von rhiza: Wurzel, wegen des wurzelartigen Mycels.
Die zur Ruhe gelangte Schwärm spore umgibt sich mit einer
Membran und erstarkt zum Sporangium, während der aus ihr
entspringende Keimfaden unter dem Sporangium sich zu einem
pfahlwurzelartig sich verzweigenden Würzelchen entwickelt. Spo-
rangien kugelig oder mehr oder weniger gestreckt, zuweilen ganz
unregelmäßig, mit meist schnabelförmig vorspringender Entleerungs-
papille. Schwärmsporen, von Schleim umhüllt austretend, sich
vor der Mündung ansammelnd und dann einzeln fortschwimmend,
kugelig, mit Fetttropfen und einer Cilie. Bewegung stoßweise,
raketenartig. Dauersporen wie die Sporangien entstehend, kugelig,
mit derber Membran, deren äußere Schicht zuweilen dicht mit
feinen Härchen besetzt ist. Keimung derart, daß der von einer
Membran umgebene Inhalt durch eine am Scheitel der Dauerspore
gelegene Öffnung in Form einer sackförmigen oder lang schlauch-
förmigen Blase hervorwächst, die schließlich der leeren Hülle der
24*
— 372 -
Daiierßpore aufsitzt und derart zu einem Sporangium wird, daß
ihr bisher noch homogener Inhalt in Sporen zerfällt. Die Sporen-
masse fließt darauf durch ein am Scheitel des Sporangiums ge-
bildetes Loch, in Schleim gebettet und sich zu einem unregelmäßigen
wurmförmigen Körper dehnend, hervor, worauf die Schwärmer
nach Auflösung der Schleimhülle fortschwimmen. Schwärmsporen
kugelig, mit einer Cilie und einem Fetttropfen, stoßweise sich
bewegend. — Saprophyten.
Zuweilen können zarte Rhizoiden auch an anderen Stellen
des Sporangiums entspringen.
Die eigentümliche Keimungsart der Dauersporen findet in der
Entwicklung der Sporangien bei R. lignicola ihr Analogon, was
die Einreihung dieser Art in die Gattung rechtfertigen könnte.
Hier stellt die erstarkende Schwärmspore nämlich bald ihr Wachs-
tum ein, worauf sich an einer Stelle eine blasenartig-sackförmige
Vorstülpung bildet, die sich zum Sporangium umgestaltet, während
der dann entleerte Sporenkörper als Anhangszelle des Sporangiums
erscheint.
I. R. mycophilum A. Braun 1. c, S. 591; Nowakowski, Cohns
Beiträge z. Biol. Bd. 2, 1877, S. 121, Taf. 5, Fig. 6—12; Taf. 6,
Fig. 1—5.
S. 364, Fig. 29. a) Sporangium tragendes Pflänzchen; b) Pflänzchen
mit unbehaarter Dauerspore; diese keimend; c — e) Keimungsstadien behaarter
Dauersporen; e) zeigt die zu einem unregelmäßigen Körper auseinander ge-
flossene von Schleim umhüllte Sporenmasse (nach Nowakowski).
Sporangien kugelig oder eiförmig, 25 ß breit, und 40 fi lang,
zuweilen stark verlängert, bis 88 [H und dann 2 — 3 mal so lang
wie breit oder noch länger, reif mit papillenartigem Schnabel, an
der Basis mit starkem, bis 150 ji* langem, pfahlwurzelartig ver-
zweigten Rhizoid, mit sehr feinen Endverzweigungen, seltener mit
zwei etwa gleich dicken Hauptfäden. Schwärmsporen 5 fi Durch-
messer, Entleerung und Beschaffenheit siehe vorher. Sporangium
nach der Entleerung zusammenschrumpfend und verschwindend,
Wurzelzelle dagegen nicht absterbend, ihr anschwellendes Ende
sich durch eine Querwand abgrenzend und wahrscheinlich zu
einem neuen Sporangium umbildend. Dauersporen einzeln oder
gesellig, von einem schwer entwirrbaren Knäuel von Rhizoiden
umgeben, kugelig oder ellip.soidisch, 15 — 30 fi Längendurchmesser
— 373 —
mit farbloser, doppeltschichtiger, meist dicht mit feinen Härchen
bekleideter Membran und einem zentralen, sehr großen Fetttropfen.
Keimung nach einer Ruheperiode von 1 — 2 Monaten, näheres
siehe vorher.
Im Schleim von Chaetophora elegaus. — Breslau.
Die Vorgänge der Keimung der Dauersporen erinnern an
Polyphagus. Die Angabe von Fischer, daß nach Nowakowski
durchwachsene Sporangien auftreten, ist wohl irrtümlich; die nach
dem Abfallen der primären Sporangien abgeschnürten Zellen
dürften sekundäre Sporangien sein. Fraglich muß bleiben, ob
der von A. Braun (Monatsber. S. 591) so benannte Pilz wirklich
mit der von Nowakowski beschriebenen Art übereinstimmt. Die
Bemerkung von Braun, daß die Dauersporen sich braun färben
und mit dicker, höckeriger oder fast stacheliger Haut versehen
seien, spricht dagegen.
2. R. ligniCOla Lindau, Verhandl. d. bot. Ver. d. Prov.
Brand. Jahrg. 41, 1899, S. 17.
Sporangien meist mehr oder weniger gestreckt, ellipsoidisch,
bim- oder sackförmig, seltener kugelig, an der Basis zuweilen
stielartig verschmälert, am Scheitel abgerundet, oft unregelmäßig
mit hörnerartigen Ausstülpungen, 25 — 75 ^ lang und 20 — 25 ii
breit mit farbloser Membran. Die Sporangien sitzen einer blasigen
Anhangszelle, der erstarkten Spore, auf; Entleerung durch den
verschleimenden, sich mit einem Loch öffnenden Scheitel, unter
Ausstoßen eines flaschenstopfenartigen Verschlußstückes. Schwärm-
sporen kugelig, 2 — 3 ii Durchmesser, mit einer nachschleppenden
Cilie und einem Fetttropfen. Ausschwärmen nicht beobachtet.
Auf Roßkastanienholz aus Rügen saprophytisch im Laboratorium in
Berlin (Lin dau).
Die oft sehr unregelmäßig ausgebildeten, mit hörnerartigen
Auswüchsen versehenen, sogar verzweigten Sporangien bildeten
sich in Wasserkulturen des Pilzes und sind nach Lindau vielleicht
auf abnorme Ernährungsbedingungen zurückzuführen, da sich die
Sporangien normal in feuchter Luft bilden dürften.
Ob diese Art aber wirklich hierher gehört, läßt sich ohne
Kenntnis der Dauersporen nicht sicher entscheiden.
— 374 —
3. R. (?) operculatum (De Wildeman) v. Minden. — Rhizo-
phlyctis operculata De Wildeman, Ann. eoc. beige de naicr. Bd. 19,
1895, S. 105, Taf. 4, Fig. 1-9.
Sporangien in der Form unregelmäßig, meist flaschen- oder
eiförmig oder nahezu zylindrisch bis kugelig, mit oft langem,
geraden oder gekrümmten, zuweilen aber auch nur kurzem, ent-
weder jäh abgesetzten oder allmählich sich in das Sporangium
verschmälernden Entleerungshals, 33 — 100 (j, dick und 50 — 174 fi
lang einschließlich des Halses. Mycel besteht aus einem auffallend
kräftigen, pfahlwurzelartigen, an der Basis entspringenden, reich
verzweigten, sich oft weit erstreckenden Rhizoid und meist einigen
zarteren, an anderen Stellen des Sporangium s hervortretenden
Fäden. Schwärmer zahlreich, relativ groß, mit einem Fetttropfen,
nach dem Abwerfen des mit einer glänzenden Zellulose-ähnlichen
Masse gefüllten Halsendes frei werdend, zuerst von Schleim um-
hüllt und unbeweglich, dann fortschwimmend. Näheres über die
Schwärmer und Dauersporen unbekannt.
In den untergetauchten Geweben höherer Wasserpflanzen, wohl sapro-
phytisch lebend. — Nancy, botan. Garten.
In der Ausbildung des Mycels und der Sporangien wie der
Art der Sporenentleerung ist die Art mit R. mycophilum verwandt;
das „Abwerfen des Halsendes" bei der Entleerung der Schwärm-
sporen und die Ausstoßung eines flaschenstopfenartigen Verschluß-
stücks bei R. lignicola weist vielleicht auf verwandtschaftliche
Beziehungen zu dieser Art. Ohne nähere Untersuchungen muß
die Stellung unsicher bleiben.
8. Gattung: Rhizophl^ctis Fischer, Rabenh. Krypt. Fl.
Bd. 6, 4, S. 119.
Name von rhiza: Wurzel und phlyctis: Blase, weil das blasige
Sporangium einem wurzelartigen Mycel aufsitzt.
Die zur Ruhe gekommene Schwärmspore umgibt sich mit
einer Membran und erstarkt zum Sporangium, aus dessen Umfang
mehrere mehr oder weniger verzweigte, oft sich weit ausdehnende
Rhizoiden nach allen Seiten ausstrahlen. Diese sind entweder
etwa gleich stark entwickelt, oder es ist ein besonders reich ver-
zweigter Hauptfaden neben einigen zarten Nebenfäden vorhanden ;
in die Nährzellen treten die Rhizoiden nur mit ihren äußersten
Enden , sonst verlaufen sie frei. Sporangien ebenfalls frei , nicht
- 375 —
anfBitzend, kugelig, ellipsoidiscb, flaechenförinig oder auch un-
regelmäßig gestreckt; Entleerung durch einen mehr oder weniger
vorgestreckten, am Scheitel sich öffnenden Hals oder durch kurze
Papille. Zoosporen, soweit bekannt, sich beim Austritt, zuerst
von Schleim umhüllt, vor der Mündung anhäufend, dann fort-
schwärmend, kugelig oder eiförmig, mit Fetttropfen und einer
langen, nachschleppenden Cilie, sprunghaft sich bewegend. Dauer-
eporen nur von einer Art bekannt, kugelig oder ellipsoidiscb, mit
derber Membran, wie die Sporangien an besonderen Pflänzchen
gebildet, mit Schwärmsporen keimend.
Die Gattung ist dadurch bemerkenswert, daß von den Spo-
rangien mehrere Rhizoiden ausstrahlen, und die einzelnen Individuen
zugleich auf mehreren Wirtszellen schmarotzen , ihre Ernährung
also polyphag ist; die charakteristischen Arten der Gattung sind
hierin Polyphagus und Sporophlyctis ähnlich.
I. R. Braunii (Zopf) Fischer 1. c, S. 120. — Rhizidium
ßraunii Zopf, Nova acta Ac. Leop. 1888, Bd. 52, S. 349, Taf. 23,
Fig. 1-7.
S. 364, Fig. 27. e) Dauerspore mit verzweigtem, auf Diatomeen parasitie-
rendem Mycel.
Sporangien, samt dem Mycel frei, kugelig, ellipsoidiscb, ei- oder
birnförmig, etwa 12 — 24 ^ im größten Durchmesser, die stattlichsten
50 — 120, die kleinsten nur wenige Sporen enthaltend, mit glatter
Membran, nur 2 oder 3 von ihnen entspringenden, weitläufig ver-
zweigten Rhizoiden, von denen oft der an der Basis entspringende
Faden besonders stark entwickelt ist, und die sich mit ihren äußerst
feinfädigen Enden an benachbarte Diatomeen heranlegen und diese,
wahrscheinlich in sie dringend, abtöten. Schwärmsporen kugelig
oder ellipsoidiscb, 2,7-^4 ii Durchmesser, mit stark glänzendem
Fetttropfen und einer Cilie. Dauersporen kugelig oder kurz ellip-
soidiscb, etwa 9 — 16 ^i Durchmesser, mit grobkörnigem Plasma
und derber Membran, deren äußere Schicht gelblich und gallertig
gequollen ist, während die innere stark glänzend gelbbraun er-
scheint.
Zwischen Diatomeen, aus einer Salzlache beim salzigen See bei Eisleben.
— Nach Serbinow (Scripta bot. Hort. Petrop. Bd. 24, 1907, S. 161) auch auf
den von Rhizophidium globosum zerstörten Desmidiaceen- Zellen auftretend;
darum nur fakultativer Parasit.
— 376 —
Ungenau bekannt ist R. palmellacearum B. Schröder, Biol.
Centralbl. Bd. 18, 1898, S. 534. — Sporangien eiförmig, b — 7fi
lang, 3 — 5 ^ breit, mit gelblicher Membran und einem reich
dichotom verzweigten Mycel; näheres nicht beobachtet.
Auf einer unbestimmten Palmellacee, die in der gemeinsamen Gallert-
hülle liegenden Zellen suchend und zerstörend. — Legiener See in West-
preußen.
2. R. mastigotrichis (Nowakowski) Fischer I.e., S. 121.
— Chytridium mastigotrichis Nowak. Cohns Beitr. z. Biol. Bd. 2,
1876, S. 83, Taf. 4, Fig. 14—21. — Rhizophidium mastigotrichis
Schroeter Krypt. Fl. v. Schles. Bd. 3, 1, S. 191.
S. 364, Fig. 27. a) Ein Sporangium mit auftretender Sporenmasse, einem
Faden der Nähralge direkt, einem anderen durch ein Haustor aufsitzend,
b) Schwärmer (nach Nowakowski).
Sporangien einem oder mehreren Fäden der Nähralgen locker
aufsitzend und sie zerstörend, mehr oder weniger regelmäßig kugelig
oder ellipsoidisch , zuweilen mit einigen stumpf - buckeligen Ver-
stülpungen, mit glatter, dünner Membran und sehr kurzem oder
auch lang röhrigem Entleerungshals, etwa 40 fi Durchmesser.
Hyphen, meist 1 — 2, zuweilen aber mehr, entweder mit scharf zu-
gespitzten Enden blind auslaufend oder aber kugelig anschwellend,
anderen benachbarten Fäden anhaftend und ebenfalls diese ver-
nichtend. Schwärmsporen sich vor der Mündung zuerst in einer
kugeligen Blase ansammelnd, dann nach allen Richtungen fort-
schwärmend, eiförmig, mit breit abgerundetem, farblosen Vorder-
ende und zugespitztem Hinterende, relativ groß (8 fi lang, 5 fi
breit), mit länglichem, glänzenden Fetttropfen und zarter Cilie;
Bewegung ziemlich langsam, bald geradlinig, bald zickzackförmig.
Dauersporen unbekannt.
Auf Mastigothrix aeruginea, den Inhalt der befallenen Zellen gelb
färbend. — Breslau.
Die Gattung Mastigochy trium, deren einzige Art M. sac-
cardiae auf den Perithecien von Saccardia durantae bei Quito
schmarotzend gefunden wurde (Lagerheim, Hedwigia 1892, S. 185,
Taf. 18) ist dadurch ausgezeichnet, daß von der Membran der
mehr oder weniger regelmäßig kugeligen, aufsitzenden Sporangien
außer den feinen, in die Perithecien der Nährpflanze eindringenden
Ernährungshyphen andere freie, starre, spitz endende, gerade oder
gekrümmte, unten hohle, oben solide Haare ausstrahlen, die später
— 377 —
nach ihrer Abgrenzunpj von dem Sporangium durch einen Zelki-
losepfropf abfallen. Diese Haare sind wohl als modifizierte Er-
nährungshyphen aufzufassen. Die Dimorphie der Fäden erinnert
an Rhizophlyctis magistoirichis; in anderer Beziehung nähert sich
die Gattung Rhizo}>hidium. Sicheres läßt sich aber über ihre
Stellung nicht aussagen, vor allem, da die Dauersporen un-
bekannt sind.
3. R. VOrax (Strasburger) Fischer, Rabh. Krypt. Fl.
Bd. 1,4, S. 120. — Chytridium vorax Strasburger, Wirk. d. Lichts
u. d. Wärme auf Schwärm sporen 1878, S. 13.
Sporangien kugelig bis keulig, mit farbloser, glatter Membran
und kurzer Entleerungspapille , etwa 40 in Durchmesser; von der
Wandung entspringen mehrere zarte, allseitig ausstrahlende, reich
verzweigte, hier und da stark aufgeschwollene Rhizoiden, deren
zarte Enden polyphag in bis zu 40 zur Ruhe gekommene Schwärmer
von Chlamydococcus pluvialis eindringen. Schwärmsporen kugelig,
mit einer langen, nachschleppenden Cilie und einem großen Fett-
tropfen, 6,6 /u Durchmesser; beim Austreten erst vor der Mündung
kurze Zeit verweilend und dann forteilend. Dauersporen un-
bekannt.
Auf Chlamydococcus pluvialis parasitierend ; auch auf Chilomonas über-
gehend. — Deutschland (wo?).
4. R. rosea (de Bary u. Woronin) Fischer, Rabh. Krypt. Fl.
Bd. 1, 4, S. 122. — Chytridium (Rhizophidium) roseum de By. u.
Woronin, Ber. über d. Verhandl. d. naturf. Ges. zu Freiburg i. B.
Bd. 3, Heft 2, 1864, S. 52; Taf. 2, Fig. 17—20.
Sporangien mehr oder weniger regelmäßig kugelig oder eiförmig,
oder breit keulenförmig, mit derber, glatter, zuweilen feingetüpfelter,
farbloser oder gelblicher Membran und einem oder mehreren
kurzen, dicken, zylindrischen oder kegelförmigen, am Ende breit
abgestutzten Entleerungshälsen, die gegen das Sporangium durch
eine Querwand abgeschlossen und im Innern mit einem aus ihnen
hinausragenden Gallertpfropfen gefüllt sind; Inhalt schön rosenrot;
Durchmesser 20 — 30 jti. Von der Wand des Sporangiums ent-
springen, meist zu mehreren, zarte, dünne, verzweigte, aber in ihrem
weiteren Verlauf nicht näher beobachtete Fäden. Schwärmsporen,
3 /* Durchmesser, bei Übertragung der Sporangien in Wasser zu
- 378 —
vielen gebildet, zu 1 oder 2 aus dem Halse austretend, kugelig,
anscheinend ungefärbt, mit einer längeren Cilie und einem kleinen,
in dichterem Plasma liegenden Körnchen; hüpfend sich bewegend,
später stark amöboid kriechend; mit zarten, dünnen, verzweigten
Fäden keimend.
Auf der Oberfläche von längere Zeit sehr feucht gehaltenen Blumen-
töpfen rosenrote Färbungen hervorrufend. — Freiburg i. B.
Die Beschaffenheit der Entleerungshälse erinnert sehr an
Amoebochytrium, so daß hier wie dort vielleicht an ihrer Bildung
Rhizoiden beteiligt sind. Cornu beobachtete die Art zwischen
ausgesäten EquisetumSporen (Bull. soc. bot. 1869), so daß vielleicht
ein Parasit vorliegt. — Ob die Art hierher gehört, ist zweifelhaft.
5. R. tolypotrichis Zukal, Österr. botan. Zeitschr. Bd. 43,
1893, S. 310. Taf. 12, Fig. 13.
Sporangien meist den Nährzellen (Algenfäden) lose aufsitzend
oder ganz frei, seltener intramatrikal, innerhalb der leeren, blasigen
Scheidenstellen an der Basis der Zweige der Nähralge, nieder-
gedrückt kugelig oder eckig, mit farbloser, nach innen zu unregel-
mäßig höckerig verdickter Membran und kurzer, warziger, scheitel
ständiger Entleerungspapille. Mycel in Form langer, etwa 1,5 jtt
dicker, zylindrischer, aus den Sporangien an unbestimmter Stelle
entspringender Fäden, die meist in Einzahl in die Nährfäden ein-
dringen und sie der Länge nach durchziehen oder aber frei endigen.
Zoosporen 5 — 6 fi lang, gestreckt eiförmig, mit einer Cilie am
schmäleren Ende, nach der Entleerung sich zuerst anhäufend,
dann mit hüpfender Bewegung fortschwimmend. Dauersporen im
Herbst dadurch entstehend, daß sich der Plasmaschlauch der aus
der erstarkenden Spore entstehenden Blase kontrahiert und mit
einer selbständigen Haut umgibt; daher frei einzeln, innerhalb
der Blase liegend; kugelig, oft mit stumpf vorspringenden Ecken,
mit derber, farbloser, glatter Membran und 1 — 2 Fetttropfen,
13 — 17 fji, Durchmesser.
Auf Tolypothrii lanata. — Bisher nur bei Wien gefunden.
Die Dauersporen sollen hier wie bei Chytridium olla als freie,
mit dicker Membran umgebene Sporen im Innern blasiger Behälter
entstehen, die hier freilich aus dem erstarkenden Sporenkörper
selbst hervorgehen, während sie dort als interkalare Mycelerweite-
rungen auftreten sollen : Sollten diese Beobachtungen richtig sein.
— 379 —
erscheint es vielleicht notwendig, diese Fornnen überluiupt ganz
von den Chytridiineen auszuschließen oder sie wenigstens einer
besonderen Familie innerhalb dieser einzuordnen.
4. Gattung: Nporoplilyctis Serbinow, Scripta bot. hört.
univ. Petrop. Bd. 24, 1907, S. 116 u. 164.
Name von spora: Spore und phlyctis: Blase; wegen der zur
Reifezeit dicht mit Sporen gefüllten, blasigen Sporangien.
Die keimenden, von einer Membran umgebenen Sporen bilden
ein stark verzweigtes Haustor und außerdem meist noch einige
zarte, frei sich ausbreitende Fäden, die nur mit den Zweigenden
in die Nährzellen eindringen; der Sporenkörper selbst schwillt zu
einer mehr oder weniger ellipsoidischen Blase (Zentralblase) an,
aus welcher zur Reifezeit meist etwas oberhalb der Mitte der
Protoplast langsam in Form einer kugeligen Blase hervortritt, und
nun innerhalb einer Membran in die Sporen zerfällt. Sporen sich
innerhalb der Membran der Blase mit einer Haut umgebend, nicht
schwärmend, durch einen Riß der Blasen wandung frei werdend,
meist schon innerhalb derselben keimend. Mit Cilien versehene
Schwärmsporen werden also nicht gebildet. Dauersporen ge-
schlechtlich derart entstehend, daß zwei Pflänzchen sich mit ihren
angeschwollenen Enden aneinander legen und nun ein Teil des
Plasmas des einen Individuums in das andere übertritt, das nun
zur Dauerspore wird. Dauerspore von eiförmiger, an einem Ende
spitz auslaufender Gestalt, mit zweischichtiger, schwach bräunlicher,
feinstacheliger Membran und oft einem großen Fetttropfen.
Nur eine parasitierende Art.
Das Verhalten der Sporen, nicht auszuschwärmen und schon
am Sporangium zu keimen, erinnert an Aplanes unter den
Saprolegniaceen.
I. S. rOStrata Serbinow 1. c, S. 116 u. S. 164, Taf. 1,
Fig. 13—16, Taf. 2, Fig. 17—36.
Zentralblase 30 — 84,5 fx lang und 12,7 — 19 jit breit; Sporan-
gium 2,37 — 31,6 /i Durchmesser; Sporen 4,8 — 6,3 ju Durchmesser,
Dauersporen gegen 31,5 /t lang und 23,5 /ti breit. Alles übrige
siehe vorher.
Auf Draparnaldia glomerata parasitierend. — Rußland (St. Petersburg).
— 380 —
An dieser Stelle sei kurz auf die Gattung Nowakowskia
Borzi hingewiesen, deren einzige Art N. hormothecae Borzi (Bot.
Centralblatt Bd. 22, S. 23, Taf. 1) auf Hormotheca sicula in Sizilien
beobachtet wurde. Von den kugeligen Sporangien, mit einem
Durchmesser von 4 — 16 fn und zarter Membran, strahlen radial
einige (bis 5) sehr zarte, meist einfache Haustorien aus, die polyphag
in benachbarte Zoosporen der Nährpflanze eindringen. Reif zerfällt
das Plasma innerhalb der Membran in die Sporen, worauf die
Membran des Sporangiums sich auflöst, und nun die kugelige
Zoosporenmasse sich Volvox-artig durch das Wasser fortbewegt,
um erst allmählich in die einzelnen Sporen zu zerfallen. Letztere
sind ellipsoidisch, in der Mitte eingeschnürt, etwa 1 fx lang, und
besitzen eine sehr zarte, 4 — 5 mal so lange Cilie.
Ob in dem auffälligen Verhalten der Sporen eine Anomalie
vorliegt, wie Fischer (Rabenh. Krypt. Fl. S. 123) meint, erscheint
im Hinblick auf die Entwicklung der vorstehenden Gattung weniger
wahrscheinlich.
4. Gattung: Polypbagus Nowakowski, Cohns Beitr. z.
Biol. Bd. 2, 1876, S. 203.
Name von polys: viel und phago: ich fresse, weil derselbe
Pilz zugleich auf mehreren Nährwirten schmarotzt.
Die keimende, zur Ruhe gelangte Spore umgibt sich mit
einer Membran und erstarkt zu einer zentral gelegenen Blase, von
der zarte, an den Enden unmeßbar dünne Hyphen nach allen
Seiten ausstrahlen und mit ihren Enden in benachbarte Nährzellen
eindringen und sie aussaugen. Indem derselbe Parasit derart zu-
gleich auf mehreren Individuen schmarotzt, ist er polyphag.
Sporangien derart entstehend, daß an einer beliebigen Stelle des
Zentralkörpers der Plasmainhalt langsam in Form einer Blase her-
vorquillt, die weiterhin eine deutlich sichtbare Membran erkennen
läßt, schließlich, nach mehreren Stunden, alles Plasma in sich auf-
nimmt, sich gegen den Zentralkörper durch eine Membran abschließt
und nun einen meist bedeutend verlängerten, schlauchförmigen, nicht
selten gekrümmten, seltener nur eiförmigen oder ellipsoidischen,
der völlig entleerten Blase aufsitzenden Anhang darstellt; dieser
Anhang ist das Sporangium. Letzteres daher von der Form des
Anliangß, in der Größe sehr wechselnd, mit glatter, dünner Membran.
I
I
- 381 —
Schwärmsporen, durch Zerfall des Plasmas schon im Innern des
Sporangiums gehildet, und aus dem Scheitel durch eine meist
nicht große Öffnung einzeln nacheinander austretend, zylindrisch
oder kugelig, am hinteren Ende mit einer langen Cilie und einem
Felttro})fen. Dauersporen durch geschlechtliche Vereinigung zweier
Pflänzchen entstehend. Männliche Pflänzchen meist klein, aus
einer Zentralhlase und von ihr ausstrahlenden Haustorien bestehend,
oft durch stärkere Entwicklung eines Haustors keulig; weibliche
PHänzchen ebenso, aber meist größer, mit mehr oder weniger
kugeliger oder unregelmäßig eckiger Zentralblase. Kopulation
derart, daß aus der Zentralblase der weiblichen Pflanze wie bei
der Sporangiumbildung das gesamte Plasma in Form einer mehr
oder weniger kugeligen Masse hervorquillt und nun mit letzterer
ein, meist das stärkste, Haustor einer männlichen Pflanze kopuliert,
durch das nun ihr gesamtes Plasma hinüber wandert, um sich
mit dem weiblichen Plasma zu einer anfänglich nackten Zygote
zu vereinigen, die darauf nach Umhüllung mit einer Membran zur
Dauerspore wird. Dauersporen mehr oder weniger kugelig, oder
ellipsoidisch, mit gelblich bräunlichem, glatten oder feinstacheligen
Exospor, fast farblosem Endospor und großem Fetttropfen, längere
Zeit mit den Häuten der leeren kopulierenden Pflänzchen in Ver-
bindung.
Nach Dangeard 1. c, p. 232 geht der Kopulation der beiden
Gameten kein Plasmaaustritt aus den weiblichen Pflänzchen vorher;
vielmehr tritt das männliche Haustor mit der Zentralblase des
weiblichen Pflänzchens in direkte Berührung und schwillt nahe
dieser zu einer Blase an, in welche gewöhnlich zunächst das weib-
liche und dann das männliche Plasma einwandert; aus diese Blase
geht dann die Zygospore hervor. Die Gametenkerne verschmelzen
nach Wager erst in dem jungen Sporangium, das bei der keimenden
Spore entsteht (siehe Annais of botany 1899!).
Wie Dangeard ferner gezeigt hat, können die Zentralblasen
auch in einen Dauerzustand übergehen und Cysten bilden. Diese
sind genau kugelig und besitzen eine gelbbraune Membran wie
die Zygoten, sind aber von diesen dadurch unterschieden, daß
ihre Membran einschichtig ist, ihr Inneres anstatt eines großen
Fetttropfens einige kleinere Tröpfchen, ferner nur einen Zelllfern
enthält und von ihnen stets mehrere Ernährungshyphen ausgehen.
— 382 —
I. P. euglenae Nowakowski 1. c, S. 203, Taf. 8 u. 9 u.
Abhandl. poln. Akad. d. Wiss. 1878, Taf. I— IV. — Dangeard,
Le Botaniste 1900. S. 213, Fig. 2, 3 im Text u. Taf. 6 u. 7. —
Chytridium euglenae A. Braun, Abhandl. Berl. Akad. 1855, S. 46,
Taf. 4, Fig. 26-27.
S. 364, Fig. 28. a) Typ. entwickeltes Pflänzchen auf Euglena- Zellen
parasitierend, mit der zur Zentralblase (p) erstarkten Spore; b) Spg. , sich
entleerend, der Zentralblase (p) aufsitzend; c) Schwärmer; d) 2 keimende
Sporen, mit feinen Haustorien in 2 daneben liegende Euglena -Zellen ein-
dringend; e) Kopulation eines männlichen Pflänzchens (a) mit einem weib-
lichen (o) ; f) reife Dauerspore, mit anhängenden Kopulationspflänzchen (a u. o).
(a — e) nach Nowakowski; f) Original).
Zentralblase kugelig, ellipsoidisch , zuweilen lang gestreckt
oder durch stärkere Entwicklung eines Haustors keulenförrüig,
meist bis 37 ^it Durchmesser, aber bis 200 fi lang, mit 4 — 6 von
ihr ausstrahlenden, etwa 6 fi dicken, verzweigten, an den Enden
sehr zarten und mit diesen in naheliegende Euglena -Zellen ein-
dringenden Filden. Sporangien meist stark gestreckt, schlauch-
förmig, nicht selten gekrümmt, seltener eiförmig oder ellipsoidisch,
sehr verschieden groß, sehr klein, aber bis über 275 ju lang, mit
glatter, dünner Membran. Schwärmsporen, durch ein Scheitelloch
fertig nacheinander austretend, zylindrisch, mit abgerundeten
Enden, 6 — 13 fi lang und 3 — ß fi breit, mit einem Fetttropfen
und einer langen, nachschleppenden Cilie am hinteren Ende,
schwach hüpfend. Dauersporen meist eiförmig oder ellipsoidisch,
oder mehr unregelmäßig, nicht über 30 f^ lang und 20 /a breit,
mit einer relativ dünnen, glatten oder mit feinen Stacheln be-
setzten, aus zwei Schichten bestehenden Membran, von denen die
äußere gelblich gefärbt ist, und einem großen, gelblichen Fett-
tropfen ; lange mit den entleerten Häuten der Geschlechtspflanzen
in Verbindung.
Parasit auf Euglena viridis, die ruhenden Zustände völlig zerstörend;
aber auch auf den Gloeocystis - Stadien von Chlamydomonas Reinhardi
(Serbinow, Scripta bot. bort. Petrop. Bd. 24, 1907, S. 163). — Hamburg;
München; Frankreich; Rußland.
Wohl nur übersehen; ich erhielt den Pilz von zahlreichen
örtlichkeiten in der Umgebung von Hamburg. Es war nur nötig,
Euglenen in größerer Zahl zu sammeln und sie in einer Schale
einige Tage zu kultivieren. Die Parasiten stellten sich dann in
— 383 —
großer Zahl in der die Wasseroberfläche bedeckenden, sich bald
braun färbenden Schicht der ruhenden Euglena- Zellen ein.
Wohl zuerst von Gros (Bull. soc. iinp. des natur. de Moscou
Bd. 24, 1851, S. 429) beobachtet und für Eutwicklungszustände
der Euglena angesehen, dann von v. Siebold, Bail, A. Braun und
Schenk wieder gefunden, aber erst von Nowakowski eingehend
beschrieben.
Die beiden untereinander vorkommenden Dauersporen-
Formen mit glatter und feinstacheliger Membran sind sowohl von
Nowakowski wie von Dangeard und mir beobachtet worden. Wie
Nowakowski vermutet, liegen vielleicht in den glatt wandigen Sporen
nicht völlig ausgereifte Eutwicklungszustände vor; auch bei anderen
Arten finden sich glatte und stachelige Dauersporen nebenein-
ander. Daß zwei verschiedene Species vorliegen, ist nicht wahr-
scheinlich.
Von Nowakowski sind einige andere Arten P. parasiticus
und P. euglena e var. minor auf Conferva bombycina und P.
endogenuB auf Euglena beschrieben worden; eine Übersetzung
des polnischen Textes auch nicht bei Saccardo; von Scherffel
(Hedwigia 1902 (106)) wurde P. parasiticus auf derselben Nähr-
pflanze in Ungarn beobachtet. Nach Serbinow ist P. endogenus
gleich Saccomyces Dangeardii (siehe dort).
Endlich ist von Raciborski auf Chlamydomonas pluvialis auf
Java eine Art P. Nowakowskii (Parasit. Algen und Pilze Javas,
Bd. 1, 1909, S. 6) gefunden worden, die sich durch kugelige
Zentralblasen von 9 — 1 6 ju Durchmesser, etwa gleich große, meist
eiförmige Sporangien, kugelige Schwärmer von 4 ^ Durchmesser,
und kugelige oder eiförmige, zuweilen verlängerte, etwa 12 — 22 fj>
lange und 8 — 12 ^u breite Dauersporen auszeichnet. Auch diese
Art könnte im Gebiet vorkommen. Ich selbst beobachtete einige
mit den anhängenden Häuten versehene Stachelkugeln einer viel-
leicht unbekannten P.-Art in den Schleimmassen von Nostoc.
5. Familie: Hyphochytriaceae.
In diese Familie stelle ich die von mir gefundene Gattung
Macrochytrium sowie die beiden von Sorokin, Bot. Zeitg. 1874,
S. 305 beschriebenen Gattungen Tetrachytrium und Zygochytrium.
Allerdings ist hervorzuheben, daß letztere so eigenartige Merkmale
— 384 —
darbieten, daß sich berechtigte Zweifel an ihrer Existenz erheben
und sie so lange zu den zweifelhaften Formen gerechnet werden
müssen, bis eine Bestätigung von anderer Seite vorliegt. Wie bei
Hyphochytrium unter den Cladochytrieen ist der Gedanke nicht
von der Hand zu weisen, daß auch hier Chytridiineen in anderen
Pilzen parasitieren und z. B. die bei Zygochytrium von Sorokin
beobachteten Zygoten einer fremden Mucorinee angehören. Immer-
hin ist aber zu bemerken, daß sich Macrochytrium den beiden
Gattungen in einigen Punkten nähert. Diese bestehen nicht nur
in der Ausbildung des Mycels, der Deckelbildung der Sporangien,
der Gestalt der Zoosporen, sondern vor allem in dem Auftreten
eines bei allen drei Gattungen an der Hauptachse auftretenden
Anhangs, der an den reifen Pflänzchen bei Macrochytrium freilich
oft nur in Form eines stumpflichen Zahnes, bei Zygochytrium als
abstehender kürzerer Ast, bei Tetrachytrium aber als ein hornartig
gekrümmter Anhang auftritt. Bei Macrochytrium stellt der
Appendix das Ende der bald ihr Wachstum einstellenden Haupt-
achse dar; ob er bei den beiden anderen Gattungen in derselben
Weise entsteht, erscheint wenigstens für Tetrachytrium (Taf. 6,
Fig. 35) wahrscheinlich.
Ohne nun auf die sehr abweichenden Merkmale, vor allem
bezüglich der Ausbildung der Geschlechtlichkeit, Bezug zu nehmen,
treten die hierher gestellten Pilze durch das schlauchförmige, an
höhere Phycomyceten erinnernde Mycel zu den übrigen Chytri-
diineen in einen größeren Gegensatz. In der Beschaffenheit der
Sporangien und der Schwärmer, der Bildung eines Deckels bei
ihrer Entleerung erweisen sie sich aber als echte Chytridiineen.
Wenn die Familie nun hier den Rhizidiaceen angeschlossen ist,
60 geschieht dies vor allem in Hinblick auf die Gattung Macro-
chytrium, die mit jenen in ihrem monokarpischen Mycel überein-
stimmt, sich aber auch in anderer Beziehung mit einigen anderen
zu den Rhizidiaceen gestellten Formen, so besonders mit der
Gattung Chytridium in der Deckelbildung der Sporangien und in
dem später in zwei Zellen gegliederten Thallus verwandt zeigt.
Es ist aber klar, daß diese der Familie zugewiesene Stellung bei
der lückenhaften und teilweise sehr unsicheren Kenntnisse nur
eine provisorische sein kann. Von den Cladochytriaceen ist sie
durch die dort verbreitete interkalare Bildungsweise der zu vielen
— 1585 —
entstehenden Sporangien und Daiiersporen wesentlicher unter-
scliieden. Ob in den Bildungsvorgängen der Sporangien, die hier
wie bei den Rhizidiaceen als seitliche von der Hauptachse (Zentral-
blase) entsi)ringende Anhänge auftreten, mehr als bloße Analogien
vorliegen , läßt sich schwer angeben , ist aber auch nicht wahr-
scheinlich.
Übersicht der Gattungen.
A. Pflänzchen nur 1 Sporangium bildend, mit farblosem Plasma.
I. Macrochytrium.
B. Pflänzchen mit 2 Sporangien; Plasma gelb, mit roten Körnchen.
Zweifelhafte Gattung 2. Zygochytrium.
C. Pflänzchen mit 3 Sporangien; Plasma graublau. Zweifelhafte
Gattung 3. Tetrachytrium.
1. Gattung: macroch^'trium v. Minden, Central bl. f.
Bacteriologie Bd. 8, 1902, IL Abt., S. 824.
Name von macros: groß und chytrion: Töpfchen, wegen der
großen Sporangien.
Mycel aus einer mit starker Wandung versehenen, aber meist
kurzen Hauptachse und auffallend kräftigen, sich weit ausdehnenden
und sich allmählich verschmälernden, verzweigten Hyphen be-
stehend. Sporangien in Einzahl sich derart bildend, daß unter-
halb der bald ihr Wachstum einstellenden Spitze der Hauptachse
ein seitlicher Ast hervorwächst, der, weiter wachsend, an seinem
Ende keulig anschwillt, sich hier dicht mit braunem Plasma
anfüllt und diesen Teil darauf durch eine Querwand als Spo-
rangium abgrenzt. Indem sich oft der das Sporangium tragende
Ast in Richtung der Hauptachse stellt, wird ihr Ende seitlich
gedrängt und erscheint dann nur noch als zahnartiger oder stumpf-
eckiger, zuweilen nur schwach angedeuteter Vorsprung. Sporangium
in seiner Größe sehr schwankend, aber oft von riesiger Dimension,
meist breit ellipsoidisch, mit kräftiger, glatter Membran, von dem
Tragstiel durch breite, nach unten konkav gekrümmte und mit
einem zierlichen Netz oft ziemlich regelmäßig radial und tangential
gestellter Verdickungsleisten versehene Querwand abgetrennt.
Schwärmsporen in großen Sporangien oft zu tausenden gebildet,
kugelig, hyalin, mit einem größeren und oft einigen kleineren
Fetttropfen, nahe der Befestigungsstelle der einen langen, sehr
Kryptogamenflora der Mark V. 25
— 38G —
zarten, nachgeschleppten Cilie. Öffnung der Sporangien mit sehr
großem Deckel, der, sich außer an einer Seite mit scharfen Schnitt-
rändern lostrennend, wie bei einem Bierglase zurückklappt; auf
der Innenseite trägt der Deckel oft im Zentrum ein vorspringendes
Spitzchen. Bei der Entleerung quillt die Sporenmasse von einer
Haut umhüllt langsam hervor, die aber bald zerreißt, worauf die
Sporen fortschwimmen; Bewegung sehr lebhaft, in der Ruhelage
stark amöboid beweglich. Dauerzustände nicht beobachtet.
1. M. botrydioides v. Minden 1. c, S. 824.
S. 364, Fig. '60. a) Ein Pflänzclien mit einem entleerten, durcli einen
Deckel geöffneten Sporangium; b) eine Schwärmspore; c) junges Pflänzclien,
mit einem unreifen, am Ende eines aus der Hauptachse hervorbrechenden
Seitenastes gebildeten Sporangium; der in der Figur a) freilich nur schwach
angedeutete Vorsprung unterhalb des Sporangiums stellt das Ende der Haupt-
achse dar. — Original,
Sporangien meist breit ellipsoidisch aber auch nahezu zy-
lindrisch; sehr verschieden groß, bis 900 fi lang und 750^ breit.
Alles übrige siehe vorher.
Auf verschiedenen faulenden Früchten, vor allem Äpfeln, die längere
Zeit in Sumpfwasser gelegen hatten. — Breslau; Hamburg.
Zweifelhafte Gattungen.
2. Gattung: Zygochytrium Sorokin, Bot. Ztg. 1874,
S. 305.
Mycel aus einer extramatrikalen, schlauchförmigen, sich kurz
oberhalb der Basis einmal gabelnden Stielzelle und einem intra-
matrikalen, gelappten Haustor oder Haftorgan bestehend. Spo-
rangien zu 2, je eins am Ende jedeß Gabelastes gebildet; unter
jedem ein in Form eines kurzen, seitlich abstehenden Astes be-
stehender Appendix, der vielleicht das Ende der Hauptachse dar-
stellt. Sporangium kugelig oder eiförmig, wie das Mycel mit gold-
gelbem , zinnoberrote Körnchen enthaltendem Inhalt, mit stumpf
geschnabeltera Deckel sich öffnend, den nackten Protoplasten nach
außen entleerend, wo er sich mit einer Membran umgibt und in
viele kugelige gelbe aber mit einem roten Körnchen und einer
nachschleppenden Cilie versehene Schwärmer zerfällt. Nach kurzer
Schwärmzeit kriechen sie amiiboid umher, umgeben sich mit einer
Membran und keimen. Dauerzustände durch Kopulation der
Enden zweier kurzer, an den Gabelästen eines Pllänzchens ent
— 387 —
springender, einander entpegon wachsender Ästchen gebildet, wol)ei
die Enden durch eine Querwand abgegrenzt werden, und der Inlialt
der so gebildeten Zellen miteinander verschmilzt, sich mit einer
Membran umgibt und zu einer Zygote wird. Zygote mit dickem,
warzigem , blutrotem Exospor, gelbhchem Kndospor und gelb-
rotem Plasma, schon nach 24 Stunden mit einem Schlauch keimend.
I. Z. aurantiacum Sorokin 1. c, S. 306, Taf. 6, Fig. 1—22.
Ganze Pflanze 78 — 97 fi; Stielzelle 5 — 7 /* dick; Sporangien
19 /t Durchmesser; Zoosporen 5 fx Durchmesser; Zygoten 17 — 19 /u
Durchmesser. — In der Ausbildung der Sporangien und der
Schwärmsporen eine echte Chytridiinee, in der Entstehungsweise
der ZygcUen aber eine Mucorinee; siehe aber vorher!
Auf faulenden untergetauchten Insekten aus dem Kabansee.
3. Gattung: Tetrachytriuni Sorokin, Bot. Ztg. 1874,
S. 307.
Mycel aus einer extramatrikalen , schlauchförmigen, oben
3 Äste tragenden Stielzelle und einem intramatrikalen, lappigen
Haustor bestehend ; kurz unterhalb des Sporangiums entspringt von
der Stielzelle ein hornartig abwärts gekrümmter Anhang, wohl das
Ende der Hauptachse. Sporangien kugelig, wie das Mycel mit
graublauem Inhalt, mit geschnabeltem Deckel sich öffnend, den
nackten Pro toplasten nach außen entleerend, wo er sich mit einer
Membran umhüllt und in 4 kugelige, mit einer nachschleppenden
Cilie und einem Fettropfen versehene Schwärmer zerfällt. Die
Schwärmer sollen paarweise kopulieren, sich mit einer Membran
umgeben und ohne Ruheperiode zu einem neuen Pflänzchen keimen.
I. T. triceps Sorokin 1. c, S. 308, Taf. 6, Fig. 23—35.
Ganze Pflanze 39 — 97 ^ hoch; Stielzelle 5 — 9 ^ dick; Spo-
rangien 15 — 17 fi Durchmesser; Schwärmer bis 11 /i Durchmesser.
Auf verfaulenden Gegenständen, wie Holz, Grasstengeln usw. im Kabansee.
6. Familie: Cladochytriaceae.
Das Mycel ist gewöhnlich sehr dünnfädig, vergänglich, nicht
gleichmäßig weit, vor allem wenn es kräftiger ausgebildet ist, mit
oft haarfein sich verschmälernden Astenden, hierin den typischen
Charakter des Chytridiineen-Mycels zeigend. Die Anschwellungen
25*
— 888 —
sind zum Teil nur unregelmäßige Erweiterungen des Mycels, vor
allem an den Verzweigungsstellen (so bei Nowakowskiella), zum
andern Teil haben sie eine regelmäßigere Gestalt und wandeln
sich unter Volum Vergrößerung und Veränderung ihrer Form zu
den Sporangien oder Dauersporen um. Auffällig ist nun, daß sie
bei einigen Gattungen oft durch Querwände in 2 oder mehr
Zellen geteilt werden, die nach Büsgen als Sammelzellen bezeichnet
werden, insofern sie sich meist mit Plasma füllen, das aber später aus
ihnen zu verschwinden pflegt. Diese Sammelzellen, die scheinbar
bei Nowakowskiella ramosa in Form eines pseudoparenchymatischen
Gewebes eine besonders üppige Entwicklung erreichen, können
auch Ausgangspunkte einer reichlicheren Verzweigung sein, treten
aber vor allem in Beziehung zur Bildung der Fruktifikationsorgane,
vor allem der Dauersporen, in die ihr Plasmainhalt ganz oder
teilweise überzutreten pflegt, so daß sie später als leere Anhangs-
zellen dieser erscheinen.
Die hierbei auftretenden Bildungsvorgänge haben zur An-
nahme von Geschlechtsprozessen bei der Entstehung der Dauer-
eporen geführt. Durch neuere Untersuchungen ist aber nach-
gewiesen, daß diese Vermutung wenigstens für Physoderma nicht
zutrifft. Ob sie für Urophlyctis Gültigkeit hat, bedarf noch der
Bestätigung. Siehe hier die einzelnen Gattungen. Bei vielen
Arten sind übrigens die Dauersporen allein bekannt, zudem oft
ohne Spuren eines Mycels. Beachtenswert ist ferner, daß bei
Physoderma und Urophlyctis aufsitzende Sporangien gebildet
werden, die aus der erstarkenden Spore hervorgehen und mit
feinen, verzweigten Rhizoiden in die Nährzelle eintreten. Solche,
aus Sporangium und Mycel bestehende, den Nährzellen aufsitzende
Pflänzchen haben ganz den Charakter echter Rhizidiaceen. Die
Bildung der Dauersporen erfolgt aber auch hier in typischer Form.
Übersicht der Gattungen.
A. Mycel meist sehr dünnfädig, mit wurzelartig nicht selten
haarfein sich verschmälernden Zweigenden, dadurch vom Cha-
rakter echter Chytridiineen. Die Anschwellungen des Mycels
nicht selten durch Querwände in 2 oder mehrere Zellen
(Samraelzellen) zerfallend.
— :i80 —
I. Sporangien intorkalar oder terminal am Mycel aus An-
schwellungen, Helten zugleich aus der erstarkenden Spore
entstehend. Dauersimren nur hei einer Art (NovvakowKkiella
raniüsa) hekannt, (hmn einem })seudoparenchyniatischen
Gewehe aufsitzend. Sammelzellcn, außer bei Clado-
chytrium, nicht vorhanden.
1. Sporangien auch aus den erstarkenden Sporen ent-
stehend; Schwärmsporen stark amöboid, ciHenlos.
1. Amoebochytrium.
2. Sporangien am Mycel sich bildend; Schwärmer kugelig,
mit Cilien.
a) Sporangien mit Deckel sich öffnend, durchwachsend.
2. Nowakowskiella.
ß) Sporangien ohne Deckel sich öftnend, nicht durch-
wachsend, meist mit längerem Entleerungshals.
Mycel nicht selten spinnewebeartig, dünnfädiger
als bei den voraufgehenden Gattungen.
3. Cladochytrium.
II. Sporangien, soweit bekannt, der Nährzelle aufsitzend, aus
der erstarkenden Spore entstehend, mit feinem in die
Nährzelle eindringenden Würzelchen, mit letzterem ein
Rhizophidium ähnliches, isoliertes Pflänzchen bildend.
Meist nur die Dauersporen bekannt; diese aber in ty-
pischer Weise aus Anschwellungen des Mycels hervor-
gehend, gewöhnlich oder immer, wenigstens in der Jugend,
in Verbindung mit Sammelzellen, die auch an den reifen
Dauersporen noch als Anhangszellen vorhanden sein
können, meist aber dann völlig isoliert, ohne Spuren des
sehr vergänglichen Mycels.
1. Dauersporen kugelig oder ellipsoidisch , seltener auf
einer Seite abgeflacht; Anhangszellen an beliebiger
Stelle der Wandung mit kürzerem »Schlauch ange-
heftet. Verfärbungen oder Schwielen an den befallenen
Pflanzenteilen hervorrufend. ... 4. Physoderma.
2. Dauersporen kugelig, jedoch stets auf einer Seite ab-
geflacht oder vertieft und hier mit einer, bei der Reife
freilich oft verschwindenden, an kurzem Stiel be-
— 390 ~
festigten Anhangszelle. Oft beträchtliche Deformationen
der befallenen Pflanzenteile hervorrufend, die Wände
der befallenen Pflanzenteile mehr oder weniger in
charakteristischer Weise auflösend. 5. Urophlyctis.
III. Sporangien durch ziemlich gleich lange, nicht selten durch
Querwände geteilte, kurze, zylindrische Fadenstücke von-
einander getrennt 6. Catenaria.
B. Mycel gleichmäßig weit, nicht mit fein auslaufenden Zweig-
enden, ziemlich weitlumig. Sporangien, als interkalare oder
terminale Anschwellungen auftretend, mit einem Loch sich
öffnend. Zweifelhafte Gattung 7. Hyphomyces.
1. Gattung: Amoebocliytrium Zopf, Nova acta Acad.
Leop. Bd. 47, 1884, S. 181.
Name von amoeba : Amöbe und chytrion Topf : wegen der in
Topfform ausgebildeten Sporangien und der amöbenartigen Be-
schaffenheit der Zoosporen.
Mycel dünnfädig, verzweigt, das Substrat nach allen Rich-
tungen durchdringend, hier und da mit interkalaren Anschwel-
lungen. Sporangien terminal aus der erstarkenden Spore und
aus den interkalaren Anschwellungen des Mycels hervorgehend,
die sich beiderseits durch eine Membran abgrenzen, flaschen-
förmig, mit ziemlich langem Entleerungshals, der bei inter-
kalar entstehenden Sporangien zum Teil von diesen selbst, zum
Teil von einem angrenzenden kutikularisierten Stück des primären
Mycelfadens gebildet wird; anhängendes Mycel bald vergänglich,
Sporangien dann isoliert. Schwärmsporen nach Verschleimung der
im mittleren Teil des Entleerungshalses vorhandenen Membran
austretend, einzeln hervorkriechend, sehr groß und stark amöboid
beweglich, mit leuchtendem Fetttropfen und, soweit beobachtet,
ohne Cilien. Dauersporen nicht bekannt.
Nur eine Art.
Dadurch, daß hier die Spore selbst wie bei den veraufgehenden
Gattungen zum Sporangium erstarkt, dieses aber zugleich auch
aus interkalaren Anschwellungen hervorgeht, nimmt die Gattung
eine Übergangsstellung ein. Zopf selbst gibt die Möglichkeit zu,
daß auch C'ilien tragende Schwärmer gebildet werden.
391 —
Fig. 31a — c. Amoebochytrium rhizidioides. — 32 a — c. Nowakowskiella elegans; d. N. ramosa. —
33 a — b. Cladochytrium tenue. — 34 a— i. Physodemia raaculare. — 35 a — b. Urophlyctis Krie-
geriana ; c. U. pulposa. — 36. Catenaiia anguillulae. — 37 a — c. Hyphophagus infestans.
— 392 —
1. A. rhizidioides Zopf, Nova acta Acad. Leop. Bd. 47, S. 181,
Taf. 17, Fig. 1—13.
S. 391, Fig. 31. a) Reifes Sporangium mit Apophyse (x) und einem
Stück des mit einer Anschwellung versehenen Mycels; b) eine Schwärmspore
mit den sukzessiven Formveränderungen; c) keimende Spore (nach Zopf).
Sporangien meist einer flaschen- bis birnförmigen Erweiterung
des Mycels (Apophyse) aufsitzend, mit bräunlicher, kutikularisierter,
ziemlich derber Membran und meist langem Enleerungshals.
Sporen zu 2 — 20 in einem Sporangium gebildet, selten mehr.
Alles übrige siehe vorher.
In dem Schleim von Chaetophora- Arten, aber nicht in die Zellen ein-
dringend und ohne störenden Einfluß auf diese ; von Zopf gefunden; Halle (?).
2. Gattung: ITowakowskiella Schroeter, Engler Prantl
Nat. Pü. Fam. Bd. 11, S. 82.
Name von Nowakowski, dem Verfasser einiger sehr wertvoller
grundlegender Arbeiten über Chytridiineen.
Mycel reich verzweigt, sich weit ausbreitend, hier und da, vor
allem an den Verzweigungsstellen unregelmäßig, zuweilen beträcht-
lich anschwellend. Sporangien an der Oberfläche des Substrats
oder meist in diesem gebildet, terminal und interkalar, aus An-
schwellungen des Mycels entstehend, durch Querwände von diesem
sich abgrenzend, meist kugelig, eUipsoidisch oder birnförmig mit
glatter Membran, am Scheitel oder an beliebigem Orte mit rund-
lichem Loche unter Zurückklappen eines Deckels sich öffnend.
Schwärmsporen gleich fortschwärmend oder sich zunächst in einer
kugeligen Masse vor der Mündung ansammelnd, kugelig, mit einem
Fettropfen und einer langen Cilie, relativ groß. Sekundär-
sporangien oft als Durchwachsungen der primären Sporangien auf-
trend. Dauersporen nur von einer Art bekannt, vielleicht bei den
anderen Arten wesentlich abweichend, kugelig, mit glatter, dicker
Membran, meist zu mehreren nebeneinander an einem durch
Sprossung und Teilung der Traghyphen gebildeten pseudoparen-
chymatischen Gewebe aufsitzend, das, bei der Reifung der Dauer-
sporen sich entleerend, als eine Gruppe von „Sammelzellen" auf-
gefaßt werden kann.
Im Schleim von Süßwasseralgeu und dem faulenden Gewebe
höherer Pflanzen vorkommende Pilze.
— 393 —
In dieser Gattung sind alle diejenigen Formen zuHiimmen
gefaßt, deren Sporangien unter Abwerfen eines Deekels entleert
werden und Sekundärsporangien als Durehwachsungen auftreten.
Das Mycel ist vor allem an den Verzweigungsstelien durch un-
regelmäßige Anschwellungen ausgezeichnet, die in keiner Beziehung
zur Bildung der Sporangien stehen. Allerdings ist nicht zu ver
gessen, daß, wenn auch nicht die Sporangien, so doch die Dauer-
sporen von Physoderma- Arten mit einem Deckel keimen und auch
Durchwachsungen der Sporangien hei Cladochytrium tenue und
Physoderma alismatis beobachtet wurden. Ein wesentliches Merkmal
liegt dagegen in den einem pseudoparenchymatischen Gewebe auf-
sitzenden Dauersporen vor, die allerdings bisher nur von N. ramosa
Butler bekannt sind. Der Nachweis, daß die im wesentlichen für
das Gebiet in Frage kommende Art, N. elegans, hierher gehört,
ist daher noch zu erbringen.
1. N. elegans (Nowakowski) Schroeter, Engl. Prantl
Nat. Pfl. Fam. Teil 1, S. 82, Fig. 64. — Cladochytrium elegans
Nowakowski, Cohns Beitr. z. Biol. d. Pfl. Bd. 2, S. 95, Taf. 6,
Fig. 14—17; Fischer Rabenh. Krypt. Fl. Bd. 1, 4, S. 136.
S. 391, Fig. 32. a) Mycelfaden mit unregelmäßigen Auftreibungen, einem
reife Schwärmer enthaltenden und zwei entleerten Sporangien, von denen
das eine das andere durehwaclisen hat und in ihm liegt; b) Schwärmer;
c) Durchwachsung eines Sporangiums (nach Nowakowski).
Mycel reich und unregelmäßig verzweigt, in dünne Äste aus-
laufend, 2,5 — 5 fi dick, spindelförmige oder unregelmäßige, mit
Plasma erfüllte Anschwellungen, vor allem an den Verzweigungs-
stellen bildend. Sporangien endständig oder nahe der Spitze
einzelner Myceläste aus hier auftretenden, mehr oder weniger
kugeligen Anschwellungen hervorgehend, durch Querwände von
den Hyphen abgetrennt; Durchmesser etwa 22 — 37 jU, kugelig,
eiförmig, mit glatter Membran und mit Deckel sich öffnend.
Zoosporen kugelig, mit einem ziemlich großen Fettropfen und
einer langen, deutlichen Cilie, 7,5 /x Durchmesser. Sekundär-
sporangien durchwachsend, locker in der leeren Hülle des primären
Sporangiums liegend, gestreckt; Dauersporen unbekannt.
Im Schleim von Chaetophora elegans. — Breslau.
2. N. ramosa Butler, Mem. of the Dep. of Agric. in India
1907, S. 137, Taf. 10, Fig. 3—10.
— 394 —
S. 391, Fig. 32. d) Dauersporen mit pseudoparenchymatischem Gewebe
(nach Butler).
Die Art ist bisher nur in Indien an verfaulenden Weizen-
halmen gefunden, und gehört dem Gebiet vielleicht nicht an.
Sie wirft aber durch die von ihr allein bekannten Dauersporen
auch Licht auf die verwandten, im Gebiet vorkommenden Arten.
Jene entstehen nämlich aus den Randzellen eines durch unregel-
mäßige Auswüchse und lebhafte Zellteilung entstehenden pseudo-
parenchymatischen Gewebes derart, daß sich die Randzellen unter
beträchtlicher Vergrößerung mit einer dicken, gelblichen Wandung
umgeben und zugleich dicht mit Plasma füllen, welches die übrigen
sich zugleich entleerenden Gewebezellen an sie abgeben.
Mit Recht wird dieser, den Dauersporen ansitzende Zellkörper
von Butler als eine extreme Entwicklung von „Sammelzellen" im
Sinne Büsgens aufgefaßt (siehe Physoderma). Die Art besitzt ein
sehr kräftig gebautes Mycel, dessen Hyphen untereinander ana-
stomosieren, ist im übrigen aber N. elegans ganz ähnlich.
Von Conetantineanu wurde in faulenden Blättern von Alisma
Plantago in Rumänien ein von ihm als N. endogena bezeichneter
Pilz gefunden (Rev. gen. de Bot. Bd. 13, 1901, S. 397, Fig. 83),
der in den durchwachsenden , mit einem Deckel sich öffnenden,
kugeligen oder birnförmigen und mit einem schnabelartigen Ent-
leerungshals versehenen Sporangien und den kugeligen, 7 fi großen
und mit einer Cilie versehenen Schwärmsporen mit den vorstehenden
Arten übereinstimmt, dagegen in der rein terminalen Bildung der
Sporangien und dem aus einer kräftigen, pfahlwurzelartig ver-
zweigten Hauptachse bestehenden, scheinbar nur wenige Zellen
der Nährpflanze durchziehenden Mycel wesentlich abweicht. Sollten
die Sporangien aus den erstarkenden Sporen hervorgehen, was
nicht unwahrscheinlich, so wäre die Art wohl besser in eine be-
sondere Gattung zu stellen und den Rhizidieen, dem Mycel nach
in die Nähe von Rhizidium einzuordnen; die Dauersporen sind
freilich unbekannt.
3. Gattung: Cladocliytrium Nowakowski, Cohns Beitr.
z. Biol. Bd. 2, 1877, S. 92.
Name von ciados: Zweig und chytrion: Töpfchen, wegen der
mit reich verzweigtem Mycel versehenen Sporangien.
— 395 —
Mycel im Gewebe höherer Pfhinzen wachsend, von Zelle zu
Zelle unter Durchbohrung der Wände ziehend, meist reicli ver-
zweigt und sehr dimniadig, mit haarfein sich zuspitzenden Seiten-
ästen, hier und da Anschwellungen bildend. Sporangien terminal
oder interkalar innerhalb des Substrats gebildet, entweder direkt
aus den Anschwellungen hervorgehend, oder erst, nachdem diese
in 2 (selten 3) Zellen (Sammelzellen) zerfallen sind, von deinen
dann nur die eine zum Sporangium wird, während die andere
klein und inhaltsleer bleibt, und später als blasige, leere Anhangs-
zelle des reifen Sporangiums erscheint; meist etwa von kugeliger,
aber auch unregelmäßiger Gestalt, mit glatter Wandung oder
stumpf liehen Zähnen, mit meist zylindrischem oder schnabel-
förmigem, an der Spitze sich öffnendem Entleerungshals. Schwärmer
kugelig, mit großem Fettropfen und einer Cilie. Dauersporen
nicht beobachtet. In höheren Pflanzen feuchter Standorte wohl
meist nur saprophytisch.
Die hierher gestellten Arten sind meist sehr ungenau bekannt
und darum in ihrer Stellung oft sehr unsicher.
I. C. tenue Nowakowski, Cohns Beitr. z. Biol. d. Pfl. Bd. 2,
1876, S. 92, Taf. 6, Fig. 6—13.
S. 391, Fi^. 33. a) Mycelstück mit Anschwellungen, die sich zu
Sporangien umbilden; b) entleertes, mit langem Hals versehenes Sporangium,
einer Mycelerweiterung aufsitzend ; ein anderes Sporangium in Entleerung
begriffen (nach Nowakowski).
Mycel aus sehr dünnen, 1 — 2 fi dicken, im Gewebe der Nähr-
pflanze sich ausbreitenden Fäden bestehend; Anschwellungen kugelig
oder spindelförmig. Reife Sporangien meist kleiner als die Nähr-
zelle, sie zuweilen aber ganz füllend, Durchmesser bis 66 fi, mehr
oder weniger kugelig, dünnwandig, zuweilen zu mehreren hinter-
einander auftretend; mit schnabelartigem oder langröhrigem Ent-
leerungshals entweder ins Wasser oder in eine benachbarte Wirts-
zelle einmündend. Schwärmer durch das Halsende austretend, sich,
durch Schleim verbunden, zunächst in einer kugeligen Masse an-
sammelnd, kugelig, mit exzentrischem Fettropfen und einer Cilie,
5 fi Durchmesser. Keimung an der Oberfläche oder im Innern der
Nährpflanze, unter Hervorbrechen eines sehr dünnen, zum Mycel
auswachsenden Keimfadens. Sekundärsporangien zuweilen auch
durch Einwachsen in die entleerten Primärsporangien entstehend.
— 396 —
Im Gewebe höherer Wasserpflanzen z. B. Acorus calamus, Iris pseuda-
corns und Glyceria spectabilis gefunden und wohl allgemein verbreitet, wahr-
scheinlich nur Saprophyt oder Halbparasit; gewöhnlich im Innern der Pflanzen,
aber auch an ihrer Oberfläche in das Wasser tretend oder in den Schleim
von Chaetophora einwachsend und hier Sporangien bildend. — Schlesien;
Hamburg.
Den von De Wildeman (Ann. soc. beige de micr. 1895, S. 91,
Taf. 3, Fig. 14 — 23) auf diese Art bezogenen Angaben und Zeich-
nungen läßt sich nichts Bemerkenswertes entnehmen. — Ob die
zu Physoderma iridis gestellten Dauersporen wirklich hierher ge-
hören, wie Fischer (Rabenh. Krypt. Fl. 1, 4, S. 139) meint, ist
zweifelhaft.
Unvollständig bekannt, wegen ihrer abweichenden Beschaffen-
heit zweifelhaft und in ihrer Stellung unsicher sind folgende Arten:
C. polystomum Zopf, Nova acta Ac. Leop. Bd. 47, 1884,
S. 234, Taf. 21, Fig. 1-11.
Sporangien, aus interkalaren und terminalen ungeteilten An-
schwellungen des Mycels hervorgehend, mit gelbrotem Inhalt,
kugelig oder spindelförmig, mit oft 4 — 5 auffallend langen, oft
mehrere Zellen der Nährpflanze durchwachsenden Entleerungs-
schläuchen.
In Trianaea bogotensis von Zopf in Halle gefunden; in der Stellung
zweifelhaft.
C. cornutum De Wildeman, Ann. beige de micr. Bd. 20,
1896, S. 56, Taf. 3, Fig. 1—22.
Mycel im Substrat sich ausbreitend, mit spindelförmigen An-
schwellungen. Sporangien außerhalb des Substrats gebildet, ter-
minal, halbkugelig oder nierenförmig, auf dem breiten Scheitel
mit einem Kranz von 3 — 7 soliden, stumpf liehen Zähnen, sich
zwischen diesen öffnend. Zoosporen kugelig, mit einer Cilie und
einem Fettropfen.
In faulenden Pflanzenstengeln des botanischen Gartens in Nancy, zu-
sammen mit C. tenue.
C. irreguläre de Wildeman (l. c. 1895, S. 88, Taf. 3,
Fig. 1 — 13) mit sehr feinem Mycel und mit diesem zusammen-
hängenden, in den Zellen der Nährpflanze liegenden, voluminösen,
zyhndrischen, eiförmigen oder sehr unregelmäßigen, 35--200 fJ>
— 397 —
langen und 15— 4ü/i dicken Aussackungen, die vielleicht Cysten
oder Sporangien darstellen.
In den Epideruiiszellen eines Wassergrases, eine sehr zweifelhafte Form. —
Nancy.
Als sehr zweifelhafte Arten seien hier noch erwähnt Clado-
chytrium viticolum und niori, die nach ihrem Entdecker Prunet
(Comptes rendus Bd. 119, 1894, S. 572 u. Bd. 120, 1895, S. 222)
zahlreiche Krankheitserscheinungen der Weinrehen und Maulheer-
bäume hervorrufen sollen (vergl. darüber Cavara in Rev. internat.
de viticol. et d'cenol. 1895, S. 447).
Zweifelhaft ist auch das ebenfalls von Prunet aufgestellte
Pyroctonum sphaericum Prunet (Comptes rendus Bd. 119, 1894
(Teil 2), S. 108.
Dieser, bisher nur aus dem Südwesten Frankreichs bekannte,
Pilz befällt nach ihm in verheerender Weise Weizenfelder. An
dem sehr dünnfädigen, im Gewebe der Nährpflanze sich aus-
breitenden Mycel bilden sich aus terminalen oder interkalaren
Anschwellungen Sporangien von 15 — 50 (j. Durchmesser, die aus
einer apikalen, seltener kurz vorgezogenen Öffnung die kugeligen,
mit einer Cilie und einem Fettropfen versehenen Sporen von 3 fi
Durchmesser entlassen; nicht selten treten Durchwachsungen in
den primären Sporangien auf; auch können die Sporen direkt zu
den Sporangien erstarken, meist aber keimen sie mit einem Mycel.
Dauersporen mehr oder weniger kugelig, meist kleiner als die
Sporangien, mit dicker, brauner und gewöhnlich stacheliger
Membran.
Auch sollen nach Prunet in der Entwicklung des Pilzes nackte
Protoplasmakörper auftreten, die aus den umhüllten Schwärmern
durch feinen Infektionsschlauch in die Nährzelle übertreten, und
von denen die Weiterentwicklung ausgeht. Diese und andere
Angaben sind in Verbindung mit den oben beschriebenen Merk-
malen sicher irrtümlich. Wahrscheinlich haben Prunet mehrere
Organismen vorgelegen.
4. Gattung: Physoderiua Wallroth, Fl. Crypt. Germ.
Bd. 2, 1833.
Name von physa: Blase und derma: Haut, wohl wegen der
blasigen, von einer Haut umgebenen, oft allein vorkommenden
Dauersporen.
— 398 —
Mycel oft gar nicht bekannt, sonst sehr dünnfädig, weniger
als 1 ju dick und vergäugHch, verzweigt, hier und da einfache oder
aus 2 — 3 Zellen bestehende Anschwellungen („Sammelzellen")
bildend, von Zelle zu Zelle ziehend, soweit bekannt die befallenen
Zellen aber einfach durchwachsend, ohne sie abnorm zu vergrößern
oder lokale Quellung und Auflösung ihrer Membranen zu ver-
ursachen. Sporangien nur in zwei Fällen bekannt, hier extra-
matrikal, wie ein Rhizophidium-Sporangium aufsitzend, mit einem
Büschel feiner, in die Nährzelle eindringender Rhizoiden, durch
Scheitelpapille die eiförmigen, einciligen Zoosporen entlassend.
Dauersporen stets vorhanden, meist allein bekannt, gewöhnlich zu
mehreren in den Wirtszellen liegend, oft ohne Spur eines Mycels,
kugelig oder ellipsoidisch , mit glatter, brauner Membran, bei
einigen Arten aber auf einer Seite abgeflacht und mit einer An-
hangszelle in Verbindung, ungeschlechtlich aus terminalen oder
interkalaren Anschwellungen entstehend. Keimung, soweit bekannt,
mit oder ohne Deckel, unter Bildung von Schwärm sporen.
Im Gewebe von Pflanzen feuchter Standorte, meist nur Ver-
färbungen der befallenen Päanzenteile, seltener Schwielen- oder
pustelartige Bildungen hervorbringend.
Zu der Gattung gehören eine größere Zahl sehr mangelhaft
bekannter Arten. Sie ist hauptsächlich durch das stete Vorkommen
der meist zu mehreren in den in ihrer Form unveränderten Wirts-
zellen liegenden Dauersporen charakterisiert, während die Sporan-
gien bisher nur in zwei Fällen beobachtet wurden.
Da bei vielen Arten noch gar kein Mycel beobachtet wurde,
ja nach Schroeter (Jahresber. d. schles. Ges. f. vaterl. Kult. 1882,
S. 199) die Dauersporen von mehreren Arten aus eingewanderten,
nackten, sich später mit einer Membran umgebenden Plasma-
kugeln entstehen sollen, gehören manche der hier aufgeführten
Arten gar nicht hierher. Dazu bieten die Dauersporen oft so
wenig Charakteristisches, daß viele dieser nur nach ihrem Nähr
wirt zu unterscheiden sind.
Bildung der Dauersporen. — Die Sporen verhalten sich
bei der Keimung verschieden, je nachdem Sporangien oder Dauer-
sporen gebildet werden. Im erste ren Fall erstarken sie direkt
zu diesen, und es gehen aus ilinen isolierte, aufsitzende Rhizo-
pbidium-ähnliche PHänzchen hervor. Im anderen Fall keimen
— :^99 —
sie unter J>ildung eines weit sich ausbreitenden Mycels, von dem
die Bildung der Dauersporen ausgeht, unter voraufgehender Ent-
stehung der Samnu^lzelhni. Die hierbei stattfindenchm Vorgänge
mögen nach der vortreffliclieu Arbeit von Chnton (The botanical
Gazette Bd. 31), 1902, S. 49) über Phyeoderma maculare in Kürze
beschrieben werden. Bei dieser Art treiben die Scliwärmer nach
ihrer UmhülUmg mit einer Membran einen kurzen Keimschlaucli
in das Zellinnere, der terminal anschwillt und das gesamte Plasma
der Spore unter Zurücklassung der leeren Membran in sich auf-
nimmt. Diese Anschwellung teilt sicli weiterhin in eine kleinere,
basale, der Sporenmembran zugekehrte und eine größere, apikale,
von ihr abgewandte Zelle, die ihrerseits wieder in zwei oder mehrere
Zellen zerfallen kann, so daß eine Gruppe von Zellen (Sammel-
zellen) entsteht. Indem ferner von den letzteren, apikalen Zellen
Fäden entspringen und in die benachbarten Zellen der Nährpflanze
eindringen und neue, sich ähnlich verhaltende Anschwellungen
bilden, breitet sich der Parasit in dieser aus. Dauersporen stets
nahe der basalen Zelle, wahrscheinlich an einer sehr kurzen Aus-
sprossung derselben entstehend, rasch anschwellend, wobei sich die
basale Zelle zugleich entleert und auch die apikalen Zellen bald
kollabieren.
P. menyanthis und P, butomi verhalten sich ähnlich; hier
aber sind die Dauersporen oft durch längere Fadenstücke von den
Sammelzellen getrennt, ihre Entstehung aus terminalen oder inter-
kalaren Anschwellungen der von den Sammelzellen ausgehenden
Hyphen daher mit Sicherheit anzunehmen. Die Angabe von
de Bary, die auch von Fischer (Rabenh. Krypt. Fl. Bd. 1, 4, S. 132)
übernommen ist, daß die Dauersporen durch direkte Umwandlung
der Sammelzellen entstehen, ist daher irrig. Die nähere Fest-
stellung dieser V^erhältnisse, die außer Clinton vor allem auch den
voraufgehenden Untersuchungen von Büsgen (Cohns Beitr. z. Biol.
d. Pfl. Bd. 4, 1887. S. 269) und Lüdi (Hedwigia 1901, S. 34) zu
danken ist, ist eben nur an jugendlichen Mycelien möglich, da die
reifen Dauersporen oft kaum Spuren von anhängenden Hyphen
mehr erkennen lassen und völlig isoliert in den Nährzellen liegen.
I. P. maculare Wallr., Fl. Crypt. Germ. Bd. 2, 1833, S. 192;
de Bary, Abhandl. d. Senckberg. Ges. Bd. 5, 1864, S. 165 ; Schroeter,
- 400 —
Krypt. Fl. v. Schles. Bd. 3, 1886, S. 194. — Protomyces macularis
(Wallr.) Fackel, Symb. Mycol. 1869, S. 75. — Cladochytrium
alismatis (Wallr.) Büsgen, Cohüs Beitr. z. Biol. d. Pfl. S. 280; ClintoD,
the Botanical Gazette Bd. 33, 1902, S. 49; Taf. 2—4, Fig. 1-46.
S. 391, Fig. 34. a) Sporangien, der Epidermis eines Alisma-Blattes auf-
sitzend, von oben; b) Sporangien mit Mycel, seitlich; c) Schwärmer; d) zwei
ineinander geschachtelte Sporangien, von oben, ein drittes in Bildung; e) un-
reife Sporangien mit Würzelchen; f) Sammelzellen (sz) mit Mycelfäden; bei s
noch die leere Schwärmsporenmembran nebst Keimfaden; g) Dauerspore mit
Sammelzellen (sz) und Mycelfäden; h) Dauerspore in Keimung mit vor-
ragender Entleerungspapille; i) entleerte Dauerspore (alle Figuren nach Clinton).
Exsicc: Krieger, Fungi sax. 681; Rabenh. -Winter- Pazschke, Fungi
europ. 3977 ; Sydow, Phyc. et Protomyc. 45 u. 141 ; Sydow, Mycoth. march. 4331 ;
Vestergren, Micr. rar. sei. 907; Jaap, Fungi sei. exsicc. 2.
Sporangien, aus den zur Ruhe gekommenen, erstarkten Schwärm-
sporen entstehend, den Epidermiszellen der Nährpflanze aufsitzend,
oft dicht gedrängt nebeneinander und dann sich polygonal ab-
plattend, zuerst unregelmäßig kugelig, reif oft seitlich zusammen-
gedrückt, gestreckt und mit herablaufenden, mehr oder weniger tief
eindringenden Falten, dadurch zuweilen sternförmig; an der Basis
zuweilen mit einem in die Nährzelle eintretenden, zuerst keuligen,
dann sehr fein verzweigten Würzelchen, sehr verschieden groß, bis
80 fi lang. Schwärmsporen durch eine an der Seite oder einem
Ende auftretende Papille austretend, je nach der Größe des
Sporangiums zu 3 - 4 , aber auch bis zu mehreren hundert in
diesem entstehend, ellipsoidisch oder kugelig, mit einer nach-
schleppenden, 3 — 4 mal so langen Cilie und einem seitlich ge-
legenen, vorragenden Fettropfen, schnell sich bewegend, bis
24 Stunden und länger, in der Ruhelage schwach amöboid. Sekun-
därsporangien oft innerhalb der leeren Membran der Primär-
sporangien durch Verwachsen der basalen Querwand des Würzel-
chens gebildet, 5 — 6 Sporangien zuweilen ineinander liegend.
Dauersporen wahrscheinlich an sehr kurzen, aus den Sammelzellen
hervorsprossenden Hyphen entstehend, zu 1 — 6 oder noch mehr
in einer Zelle, ellipsoidisch oder kugelig, auf einer Seite zuweilen
wenig abgeflacht, 25 — 45 fi längster Durchmesser, mit rötlich-
braunem, ziemlich dickem, glatten Exospor und dünnem, farblosen
Endospor und großen Fettropfen. Keimung derart, daß der an-
schwellende Inhalt die Sporenwandung unter Bildung eines Deckels
sprengt, diesen in die Höhe hebend, worauf aus einer seitlichen,
^ 401 —
stumpf lieben, vorquellenden Papille die Sporen austreten. Näheres
über die Entstehung der Dauersporen und das Mycel siehe Gattungs-
merkmale.
Auf den Blättern und Stengeln von Alisma plantare und ranunculoides,
dunkelfarbige, bräunliche, kreisförmige oder mehr längliche Pusteln oder
Flecke von Y^ — 2 mm Durchmesser hervorbringend.
Wohl überall vorkommend. — Umgebung von Berlin (Wallroth);
Osthav. : Finkenkrug b. Nauen (Sydow). — Muskau, O.-L. (Sydow); Schlesien;
Königstein; Jütland; Holland; Insel Rom (Jaap).
Nach der Beobachtung von Clinton entstehen die Sporangien
wesentlich an den Wasserblättern, die Dauersporen an den Luft-
blättern. Wegen der Ähnlichkeit der Sporangien mit denjenigen
der hauptsächlich auf Algen parasitierenden Rhizidaceen versuchte
Clinton, jedoch vergeblich, den Pilz auf Algen zu übertragen.
2. P. butomi Schroeter, Jahresb. d. schles. Ges. f. vaterl.
Kult. 1882, S. 198. — Cladochytrium butomi Büsgen, Cohns Beitr.
z. Biol. d. Pfl. Bd. 4, 1887, S. 209; Taf. 15, Fig. 1—20. —
Urophlyctis butomi Schroeter, Engl. Prantl Nat. Pfl. F. 1, 1. 1897,
S. 86.
Exsicc: Krieger, Fungi sai. Nr. 545; Vestergren, Micr. rar. sei. 96;
Sydow, Phyc. et Protomye. 174; Rabenh.-Pazschke, Fungi europ. 3874;
Sydow, Myc. germ. 110.
Sporangien aus der erstarkten Schwärmspore entstehend,
etwa doppelt so lang wie breit (15 zu 30 jw), mit der breiten Seite
der Nährzelle aufsitzend und mit einem von hier in diese ein-
dringenden Büschel sehr zarter, kurzer Rhizoiden, mit dünner,
nach dem Scheitel zu sich allmählich verdickender und hier mit
einer knopfartigen Verdickung versehener, schildförmiger Membran.
Schwärmsporen durch eine unterhalb des Rückenschildes auftretende
Papille hervortretend, eiförmig, mit einer etwa 3 mal so langen
Cilie am breiten Hinterende und einem Fetttropfen, 7 fn lang; bei
der Keimung in ein Dauersporen bildendes Mycel auswachsend
oder Sporangien bildend. Sekundärsporangien zuweilen als Durch-
wachsungen auftretend. Das die Dauersporen bildende Mycel sehr
dünnfädig, mit meist weniger als 0,7 (ii dicken Hyphen, die, von
Zelle zu Zelle ziehend, meist dicht hinter ihrer Eintrittsstelle in
die Zellen der Nährpflanze Anschwellungen bilden, die in 2 — 3
Sammelzellen zerfallen, deren eine einen Schopf zarter Fäden trägt.
Dauersporen aus terminalen Anschwellungen längerer, aus den
Kryptogamenflora der Mark V. 26
— 402 —
AnschwelluDgen entspringender Hyphen hervorgehend, zu 1 — 5 im
Innern der Nährzellen liegend, meist dicht von braunen Inhalts-
stoffen der Nährzellen umgeben, reif ohne jede Andeutung eines
Mycels, kugelig bis ellipsoidisch, auf einer Seite mit einer seichten
Vertiefung und kräftiger, brauner Membran; 20 /x breit, 13 ^ hoch.
Keimung derart, daß ein kreisförmiges Stück der Membran deckel-
artig abspringt, und der noch ungeteilte, von einer Membran um-
gebene Inhalt allmählich in Form einer Flasche bis etwa zur Hälfte
hervordringt und nun in die Sporen zerfällt, die durch Verquellen
des Halses frei werden.
In den Blättern von Butomus umbellatus, an ihnen bis zu 2 mm lansre,
ovale, zuweilen zusammenfließende und dann größere Flecken von anfangs
blaßgelber, später brauner bis schwarzer Farbe hervorrufend.
Berlin, botanischer Garten (Magnus u. P. Sydow); Telt. : Wannsee
b. Berlin (Sydow). — Geesthacht b. Hamburg (Jaap); Künigstein; Pirna;
Norwegen; Schweden.
Auffällig sind neben dem schon erwähnten „Schopf" an
einer Zelle des Sammelzellkomplexes zarte, unregelmäßig zylin-
drische, oft gedrängte Ausstülpungen der Dauersporen, die nach
Büsgen vielleicht als Haustorien dienen.
3. P. menyanthis de Bary, Bot. Ztg. 1874, S. 106 und vergl.
Morph, u. Phys. d. Pilze S. 178 u. Abhandl. d. Senckenb. Ges. Bd. 5,
Taf. 27, Fig. 1—7; Büsgen, Cohns Beitr. z. Biolog. d. Pfl. Bd. 4,
1887, Taf. 15, Fig. 23; Lüdi, Hedwigia 1901, S. 34, Taf. 1,
Fig. 8 — 13 u. Taf. 2, Fig. 1 — 7. — Cladochytrium menyanthis
Fischer, Rabenh. Krypt. Fl. Bd. 1, 4, S. 137; Clinton, the botan.
gazette Bd. 33, S. 59, Taf. 3, Fig. 21—24. — Protomyces meny-
anthis de Bary, Untersuchungen über Brandpilze S. 19; Cooke,
Fungi britan. S. 295.
S. 391, Fig. 34. k) Reife Dauersporen innerhalb der Nährzellen, ohne
Spuren eines Mycels (nach de Bary).
Exsicc: Fuckel, Fungi rhen. 260; Kunze, Fungi sei. exsicc. 390; Rabenh.,
Fungi europ. 1500, 25GG; Allesch. et Schnabl, Fungi bav. 201; Sydow, Phyc.
et Protom. 142; EUis et E verhart, Fung. colunib. 138.
Sporangien bisher noch nicht beobachtet, aber wohl sicher vor-
handen. Mycel ähnlich dem der vorigen Art, früh vergänglich, mit
interkalaren und terminalen Anschwellungen, die oft in 2, selten
3 hintereinander liegende Zellen, die Sammelzellen, zerfallen,
letztere nicht seltfm mit einem Schopf winziger Fäden. Dauer-
— 403 —
Sporen in der Jugend stets durch eine Ilyplie mit einer Samniel-
zelle in Verbindung, alß terminale oder interkalare Anecbwellung
dieser Ilyphe deutlieli nachweisbar; kugelig oder ellipsoidisch, an
einer Seite etwas abgellacbt, 28 — 25^ bnig, 22 — 30 /i ])reit, mit
brauner, glatter, dünner Älembran und farblosem Inhalt, reif fast
stets ohne Spuren eines Mycels, zu mehreren (bis 16) in der Nähr-
zelle liegend, von den braunen Inhaltsresten derselben umhüllt.
Die keimenden Dauersporen strecken sich in die Länge und bilden
an einem Ende eine Papille, durch deren Öffnung die Scli wärmer
austreten; ein Deckel wird nicht gebildet.
In den Blättern und Blattstielen von Menyanthis trifoliata, anfangs
weißliche, später rosenrote, zuletzt dunkelbraune, flache, an den getrockneten
Pflanzen aber vorspringende, kreisförmige oder elliptische, 0,5 — 1,5 mm breite
Schwielen bildend.
Berlin (de Bary); Berlin, botan. Garten (Hennings); Birkenwerder
b. Berlin (P. Sydow); Grunewald (P. Sydow); Wilmersdorfer Wiesen
(Hennings); Müggelsee u. Sümpfe bei Friedrichsberg (Hennings); Paulsborn
(Hennings). — Ferner in Schlesien (mehrfach), überammergau, Zürich,
England, Kanada.
4. P. sparganii ramosi (Büsgen) Schroeter, Engler Prantl
Natürl. Pfl. F. Bd. 1 , T. 1 , S. 81. - Cladochytrium sparganii
ramosi Büsgen, Cohns Beitr. z. Biol. Bd. 4, 1887, S. 279.
Exsicc: Krieger, Fungi sax. 788, 1080.
Mycel, soweit bekannt, wie bei P. butomi. Dauersporen
ellipsoidisch, einseitig abgeflacht, 25 jU lang, 20 ^ breit, bis zu 16
in einer Nährzelle.
In den tiefer liegenden, nicht den Epidermiszellen von Sparganium simplei
und ramosum, schwarzbräunliche Flecken hervorrufend.
Berlin, botan. Garten (P. Sydow), Ferner Königstein, Kehl b. Straßburg.
5. P. hippuridis Rostrup, Till. Grönl. Swampe S. 631. —
Cladochytrium hippuridis (Rostr.) De Wildeman, Ann. soc. beige
de micr. Bd. 17, 1893, S. 46, Taf. 7, Fig. 1 — 3 u. Bd. 18, 1894,
S. 149 u. Bd. 19, 1895, S. 94.
Exsicc: Vestergren, Microm. rar. sei. 349; Sydow, Phyc. et Protom. 178.
Mycelfäden sehr zart, mit Anschwellungen. Dauersporen meist
zu 2 — 6 in einer Nährzelle, eiförmig oder ellipsoidisch, 35 ^ lang,
27 ^ breit oder (nach Rostrup) kleiner, 20 — 25 n lang, 12 — 18 (x
breit, mit einer mehr oder weniger braun gefärbten Membran.
26*
^ 404 —
In den Parenchymzellen des Stengels von Hippuris vulgaris, unregel-
mäßige, längliche, bis etwa 1 mm breite und 2 — 3 mm lange, schwarzbräunliclie
Flecke hervorrufend.
Belgien, Frankreich, Dänemark, Schweden, Grönland.
6. P. flammulae (Büsgen) Fischer, Rabenh. Krypt. FL
Bd. 1,4, S. 138. — Cladochytrium Hammulae Büsgen, Colins Beitr.
z. Biol. Bd. 4, S. 277, Taf. 12, Fig. 21—22.
Eisicc. : Krieger, Fung. sax. 393; Sydow, Phyc. et Protom. 140.
Mycel wie bei F. butomi. Dauersporen kugelig bis ellipsoidiscb,
auf einer Seite genabelt, auf der anderen mit einem Büschel kurzer
Anhängsel; 21 ^ breit, S2 fi lang.
An den lang gestielten Wasserblättern von Ranunculus flammula,
schwarzbraune Pusteln oder Flecke bildend, in deren Bezirk Epidermis- und
Parenchymzellen von den Dauersporen erfüllt sind.
Wannsee (P. Sydow); Finkenkrug b. Nauen (P. Sydow).
Die Art ist vielleicht mit F. vagans identisch.
7. P. graminis (Büsgen) Fischer 1. c. S. 139. — Clado-
chytrium graminis Büsgen, 1. c. S. 280.
Exsicc: Krieger, Fungi sax. 441; Sydow, Myc. germ. 71, 72; Rabenh. -
Pazschke, Fungi europ. et extraeurop. 4177; Sydow, Phyc. et Protom. 181,
182, 183; .Taap, Fungi sei. exsicc. 201.
Mycelfäden sehr dünn, mit Anschwellungen. Dauersporen
kugelig oder meist kurz ellipsoidiscb, 27 — 45 fi lang, 20 — 30 /*
breit, mit kräftiger, hellbrauner Membran, oft in Reihen hinter-
einander zu mehreren in einer Nährzelle liegend.
In Gräsern, an den Blättern hellbraune, parallele Längsstreifen bildend ;
auch in den Parenchymzellen der Wurzelrinde; bisher in Phleum pratense,
Dactylis glomerata und Triticum repens beobachtet.
Triglitz, auf Triticum repens (Jaap). — Ferner Hamburg (Jaap);
Königstein, Schandau; Baden;
Die infizierten Pflanzen fallen durch bleichgrünes Aussehen
auf. Der Pilz kann nach Lagerheim (Mitt. d. bad. botan. Vereins
1888, Nr. 55 u. 56, S. 34) größeren Schaden verursachen, da die
infizierten Pflanzen klein Vjleibon und nicht zur Blüte kommen
(siehe Lindau in Sorauer, Handb. d. Pfl.-Krankh. 1908, S. 121).
8. P. agrostidis Lagerheim, Vestergren, Micr. rar. sei. 510.
Dauersporen mehr oder weniger ellipsoidiscb, mit hellbrauner
Membran, die etwa 13 — 21 fi l)roit und 17 — 25 jU lang sind;
Mycel nicht beobachtet.
1
— 405 —
In AgrostiR alba, an den Blättern bräunliche, längliche Flecken oder
Streifen verursachend. — Schweden.
Eine Diagnose dieser Art ist ßcheinbar nicht veröffentlicht.
Die oben stehenden Angaben beruhen auf eigener Untersuchung
der von Vestergren herausgegebenen Originalexeniplare. Jedenfalls
sind die Dimensionen der Dauersporen wesentlich geringer als die
von Physoderma graminis, so daß eine Trennung beider Arten
gerechtfertigt erscheint.
Physoderma-Arten, von denen nur die Dauersporen
bekannt sind, zum Teil zweifelhaft.
a) In Monokotyledonen.
9. P. Schroeteri Krieger, Hedwigia 1906 S. (144).
Exsicc. : Krieger, Fungi sax. 546; Sydow, Phyc. et Protom. 179; Jaap,
Fungi sei. exsicc. 3.
Dauersporen kugelig oder ellipsoidisch , zu 1 — 4 in den
Parenchymzellen des Wirtes, 23 — 36 y, Durchmesser, mit gelblich-
brauner Membran.
In Scirpus maritimus, schwarze punktförmige Flecken von Ys — 1 inm
Durchmesser oder schwarze bis 2 mm lange Streifen bildend.
Hamburg (Jaap); Sylt (Jaap); Königstein.
Die Dauersporen sind wesentlich größer als die von P. heleo-
charidis ; auch nach Jaap ist der Pilz sicher von dieser Art unter-
schieden.
10. P. heleocharidis Schroeter, Krypt. Fl. V. Schles. Bd. 3, 1,
S. 194. — Cladochytrium heleocharidis (Fuckel) Büsgen, Cohns
Beitr. z. Biol. d. Pfl. Bd. 4, 1887, S. 250. — Protomyces heleo-
charidis Fuckel, Fungi rhen. 1610.
Exsicc: Fuckel, Fungi rhen. 1610; Sydow, Mycoth. march. 2207; Krieger,
Fungi sax. 682; Sydow, Phyc. et Protom. 46; Rabenh.-Winter-Pazschke 3875.
Dauersporen kugelig oder ellipsoidisch, einzeln oder zu wenigen
in den lang gestreckten Parenchymzellen, 18 — 28 [jl lang, 13 — 18 ß
breit, mit kastanienbrauner Membran und hellgelblichem Inhalt.
In den Stengeln von Scirpus palustris, flache Schwielen bildend, die zu
2—6 mm langen, länglichen bis runden, schwarzbräunlichen Flecken zusammen-
fließen. — Liegnitz, Breslau; Königstein.
11. P. iridis (de Bary) De Wildeman 1. c. S. 60. — Clado-
chytrium iridis de Bary, vergl. Morph, u. Biol. S. 179, Fig. 77.
Exsicc: Krieger, Fungi sax. 744; Rabeuh. -Winter, Fungi europ. 3876.
— 406 —
>
Dauersporen oft zu mehreren in einer Nährzelle, eiförmig,
etwa 11 /u breit, 27 jti lang oder kugelig, dann 20 — 25 fi Durch-
messer, mit dicker, brauner Membran, mit Deckel keimend.
In den Blättern von Iris pseudacorus braunschwärzliche, etwa 1 — 2 mm
messende Flecken bildend. — Königstein.
12. P. allii Krieger, Fungi sax. 594.
Exsicc. : All. et Schnabl, Fungi bav. 202; Rabenh. Fungi europ. 3974.
Dauersporen kugelig oder ellipsoidisch, 18 — 28 /i Durchmesser,
mit gelbbrauner Membran.
In den Blättern, Blütenschäften und Blütenscheiden von Allium schoeno-
prasuni; in flachen, länglichen, V/^ — 5 mm langen und 1 — 2 mm breiten,
schwarzbraunen Schwielen auftretend.
Muskau; Königstein; Oberammergau.
13. P. calami Krieger, Hedwigia 1906, S. 144.
Exsicc: Sydow, Phyc. et Protom. 175; Sydow, Myc. germ. 780.
Dauersporen kugelig oder ein wenig länglich, zu mehreren in
den Blattzellen, 15 — 22 /ll Durchmesser mit bräunlicher Membran.
In Acorus calamus, braune, rundliche oder längliche Flecken von 72
bis IV2 nim Durchmesser hervorrufend. — Königstein.
14. P. Gerhardt!' Schroeter, Krypt. Fl. v. Schles. Bd. 3, 1,
1886, S. 194.
Exsicc: Krieger, Fungi sax. 541, 542, 543, 592, 593. Sydow, Phyc.
et Protom. 176, 177; Rabenh. Fungi europ. 3476, 3975; Sydow, Myc. germ.
675, 676; Vestergren, Micr. rar. sei. 98, 395.
Dauersporen einzeln oder zu wenigen in den Parenchymzellen
der Wirtspflanze, sie zuweilen ganz ausfüllend, ihrer Form sich
anpassend, daher kugelig oder ellipsoidisch, oder in unregelmäßiger
gestalteten Zellen unregelmäßig eckig oder eingeschnürt, 16 — 32 fi
lang, 12 — 30 fx breit; Membran hellbraun bis ockerfarben.
In den Blättern und Blattscheiden verschiedener Gräser feuchter Stand-
orte, flache, länglich runde, 73"~10 ^^^ lange und Yg — 4 mm breite Flecke
bildend; bisher gefunden auf Phalaris arundinacea, Glyceria aquatica, fluitans
und spectabilis, Alopecurus pratensis beobachtet.
Steglitz b. Berlin, auf Phalaris arundinacea (P. Sydow), Müggelsee auf
Glyceria spectabilis (Hennigs), Warthewiesen bei Tamsel auf Glyceria aquatica
(Vogel). — Breslau, Liegnitz; Königstein; Schweden.
Krieger unterscheidet auf Glyceria aquatica die Form major,
2 — 10 mm lange und 1 — 4 mm breite Flecken verursachend, und
die Form minor mit Va — 2 mm langen und Vs — IV4 nam breiten
— 407 —
Flecken. Die Maße der Dnuersporcn l)ei ])eicU!n F'ormcn sind:
Länge 21 — ;V2 jw und IG — 26 jU, Breite 12— oO // und 15 — 22 /i.
b) In Dikotyledonen.
15. P. vagans Schroeter, Jahresb. d. scliles. Ges. f. vaterl.
Kult. Bd. ()0, 18S2, S. 192.
Exsicc. : Sydow, Phyc. et Protom. 1)4, 144, 180; Krieger, Fungi sax.
544, 1537; Vestergren, Micr. rar. sei. Ül)a, b, 200, 463, 714.
Dauersporen kugelig oder ellipsoidisch, meist zu mehreren in
der Nährzelle, 20—35 (Li lang, 15—30 fi breit.
In sehr verschiedenen Pflanzen, Kanunculaceen (Caltlia palustris;
Ranunculus repens, flammula, acer), Umbelliferen (Cnidium venosuni, ('icuta
virosa, Sium latifolium, Silaus pratensis), ferner Potentilla anserina, Nastiirtiuin
aniphibiuni; anfangs trübbraune bis schwarze Pusteln oder Schwielen bildend
und verschiedenartige Auftreibungen, Verkrümmungen und Verkümmerungen
verursachend.
Birkenwerder (P. Sydow) auf Cicuta virosa; Steglitz b. Berlin (P. Sydow);
Finkenkrug b. Nauen (P. Sydow) auf Potentilla anserina. — Ferner Schlesien,
Königstein; Böhmerwald; Schweden.
Wenn hier überall derselbe Pilz vorliegen sollte, sind vielleicht
auch andere auf Dikotyledonen beobachtete Pilze hierher zu stellen.
Die äußerlich sichtbaren Veränderungen der befallenen Pflanzen
sehen sehr verschiedenartig aus.
16. P. acetosellae Rostr., Bot. Tidskr. 1897, S. 38.
Dauersporen kugelig, 15 — 25 /t Durchmesser, oder ellipsoidisch,
dann 30 — 35 /i lang und 23 — 36 fi breit, zu 1 — 3 in derselben
Nährzelle, mit farbloser Membran und braunem Inhalt; größere
Sporen mit 1 — 2 eiförmigen Anhängseln.
In den Früchten von Rumex acetosella, diese deformierend. — Dänemark.
17. P. Magnusianum Krieger, Hedwigia 1896, S. 144,
Exsicc: Rabenh. 4178; Krieger, Fungi sax. 1082, 1083.
Dauersporen kugelig oder ellipsoidisch, 20 — 34 /i Durchmesser,
mit brauner Membran.
In Nasturtium amphibium, längliche flache (Blattstiele) und meist
rundliche, oft knötchenartig vorspringende, braune, punktförmige Schwielen
(Blattflächen) bildend. — Königstein.
18. P. speciosum Schroeter, Krypt. Fl. v. Schles. Bd. 3, 1,
S. 195.
Exsicc: Sydow, Phyc et Protom. 143.
— 408 —
Dauersporen kugelig oder kurz ellipsoidisch, meist zu mehreren
in einer Nährzelle, mit hellbrauner Membran und farblosem Inhalt,
18—22 fi breit, 20—28 fi lang.
la den Blättern, Blattstielen und Stengeln von Symphytum officinale,
flache, länglich runde, ^j^ — ^'^U mm lange, anfangs rötliche, später dunkel-
braune Schwielen gewöhnlich in reicher Zahl bildend.
Finkenkrug (P. Sydow). — Schlesien.
Das von Sydow herausgegebene Material besitzt bis 30 fx
breite und 40 ^ lange Sporen.
19. P. menthae Schroeter, Krypt. Fl. v. Schles. Bd. 3, 1,
S. 195.
Dauersporen kugelig oder kurz ellipsoidisch zu mehreren in
einer Nährzelle, 22—33 [i Durchmesser, mit dicker, lebhaft gelb-
brauner Membran.
In den Stengeln, seltener den Blättern von Mentha aquatica; dicke,
schwarzbraune, mit dem Sporenpulver erfüllte Schwielen hervorrufend. —
Schlesien.
20. P. Crepidis Rostrup, Bot. Tidskr. 1903 Bd. 25, S. 286.
Dauersporen kugelig, 40 — 50 fx Durchmesser, mit dicker,
schwach gelblicher Membran.
In den Blättern von Crepis paludosa, rundliche Flecken oder Pusteln
von Ya — 1 M- Durchmesser bildend. — Island.
21. P. COmari (Berk. et White) Lagerheim, Bihg. tili K. Sv.
Vet. Akad. Hand. Bd. 24, Afdlg. 3; Nr. 4, S. 11.
Exsicc. : Vestergreen, Micr. rar. sei. 92.
Dauersporen einzeln oder zu 2 — 4 in den vergrößerten Nähr-
zellen, kugelig oder ellipsoidisch, 25 — 40 fx groß, mit glatter,
ziemlich dünner Membran und farblosem, ölhaltigem Inhalt.
Auf Comarum palustre; bildet an den Blättern zahlreiche, bis 1 mm
große, rundlich eckige, dunkelviolette, wenig erhabene, an den Blattstielen
aber in die Länge gezogene Flecken. — Tromsö.
Mit diesem Pilz ist nach Lagerheim wahrscheinlich Proto-
myces menyanthis auf Comarum palustre (Plowright, Brit. Ured.
et Ustil. p. 301) identisch.
Zweifelhafte oder auszuschließende Physoderma (Clado-
chytrium)- Arten sind:
P. (Cladochytrium) myriophylli, Rostrup, Bot. Tidskr.
Bd. 26, 1904, ö. 305.
— 409 —
Der Pilz bildet bis zu 1 cm dicke AnRcbwellunfien an Myrio-
l)hylluin vcrticilhitum, in denen zahlreiche, elli})8()idiö('he, ku^cdij^e
oder polyedrische Sporen mit 4 /i dicker, gelb])niuner Memljnin
von 25 — 40 in Länge und 20—85 /t Dicke liegen. Diese treten
nach der Beschreibung zum Teil als Dauersporen auf, zum Teil
bilden sie in ihrem Innern zahlreiche, kugelige, farblose Endo-
sporen ('?) von 6 fi Durchmesser.
Dänemark.
Die öfter mit den Sporen durch feinen Schlauch in Verbindung
stehenden leeren Zellen k(")nnten als Anhangszellen gedeutet werden
und für das Vorhandensein einer Physoderma- oder Uroj)hlyctisArt
sprechen, wenn die oben angegebenen Merkmale im übrigen nicht
wesentlich abweichen. — Nach einer Mitteilung von Magnus an
Rostrup (1. c. S. 306) liegt aber wahrscheinlich überhaupt keine
Chytridiinee vor.
P. (Cladochytrium) violae Berlese, Rivista di Pat. veget.
Bd. 7, 1900, S. 167—172, Fig. 1—8.
Mycel intrazellular, dünnfädig, ohne Querwände, reich ver-
zweigt; die Zweige mit seitlichen Haustorien. Die keulig an-
schwellenden Zweigenden füllen sich mit dichtem Plasma, grenzen
sich darauf durch eine Querwand ab und bilden nun in ihrem
Innern eine einzelne Dauerspore, die dadurch entsteht, daß sich
das Plasma von der Membran der Anschwellung zurückzieht und
sich darauf mit einer derben Membran umgibt. Dauerspore
kugelig, mit goldgelber, dicker Membran, lose in der Anschwellung
liegend; Keimung nicht beobachtet.
Aus der wesentlich abweichenden Bildungsweise der Dauer-
sporen ergibt sich, daß hier keine Chytridiinee vorliegt. Vielleicht
gehört der Pilz zu den Peronosporeen (siehe Rhizophagus).
In den Wurzelzellen von Viola tricolor, die befallenen Pflanzen ver-
nichtend; bisher aber nur im botan. Garten von Camerino beobachtet.
Microphlyctis polyspora Schroeter (in litt. 1889).
Exsicc. : Krieger, Fungi sax. 540.
Dauersporen hellgelb bis bräunlich, kugelig, aber meist infolge
gegenseitigen Drucks polygonal eckig, 7 — 9 fi Durchmesser, in
sehr großer Zahl die Parenchymzellen dicht und gleichmäßig an-
füllend.
— 410 —
In Heleocharis palustris, dunkelbraune Flecken vun 1 — 6 mm Länge
und V3— 1 mm Breite hervorrufend. Königstein.
Der Beschreibung liegen die Angaben Kriegers zugrunde, die
ich bestätigen kann. Von Physoderma heleocharidis ist der Pilz
durchaus durch die auffallend kleinen, dicht die Nährzelle an-
füllenden Sporen unterschieden. Nach den von mir hergestellten
Präparaten könnte auch ein Rhizomyxa ähnlicher Parasit vor-
liegen und der Pilz dann zu den Synchytrien gehören.
5. Gattung: Uroplilyctis Schroeter, Jahresber. d. schles.
Ges. f. vaterl. Kultur, Bot. Sektion Bd. 60, Sitzung vom 16. März
1882.
Mycel intrazellular, aus dünnen, sich vielfach verzweigenden,
mit Anschwellungen versehenen Hyphen bestehend, oft aber wenig
auffallend und nach Bildung der Dauersporen meist ganz ver-
schwindend, entweder auf eine abnorm, zuweilen riesig vergrößerte
und dann verzweigte Wirtszelle beschränkt oder sich über viele Zellen
des befallenen Gewebes ausbreitend, zunächst unter charakteristischer
gitter-, leisten- oder fensterartiger Durchbrechung der sich oft stark
verdickenden Zellwände, schließlich aber oft weitgehender Zerstörung
ganzer Gewebeteile, wodurch größere und kleinere, oft verzweigte und
durch oft enge Kanäle verbundene und von braunen Korkschichten
umgebene Hohlräume im Innern der befallenen Pflanzenteile ent-
stehen, die von dem Sporenpulver des Wirts erfüllt sind. Spo-
rangien nur in einem Fall beobachtet, aufsitzend, aber in das
Gewebe der Nährpflanze eingesenkt, scheinbar ohne Zusammenhang
mit einem größeren Mycel, nur mit einem Büschel kurzer, in die
Nährzelle eindringender Rhizoiden von verschiedener Gestalt; mit
kugeligen, einciligen Schwärmern. Dauersporen nach Schroeter
und Magnus dadurch entstehend, daß zwei ursprünglich getrennte,
verschiedenen Fäden angehörende, etwa gleich große Anschwellungen
durch einen feinen Fortsatz miteinander kopulieren, durch den
nun der Inhalt der einen Zelle in die andere überfließt, die nun
anschwillt und zur Dauerspore wird. Dauerspore kugelig oder
ellipsoidisch, aber auf einer Seite abgeflacht und hier durch kurzen
Verbindungßsclilauch noch mit einer Anhangszelle (der männlichen
Zelle?), wenigstens in der Jugend, in Verbindung, mit glatter,
brauner Membran. Keimung nicht beobachtet.
— 411 —
Strenge Parasiten in den ober- und unterirdisclKii Vcgutations-
organcn von Blutenpflanzen, zu oft mäelitigen Deformationen,
gallenartigcn AnBchwellungen, Verkrümmungen und Schwielen-
Inldungen Anlaf] gebend.
INIorpbologisch besitzt die Gattung im Mycel, den mit An-
hangszelle versehenen Dauersporen und den in beiden Gattungen
beobachteten isoliert entwickelten S})orangien mit Physoderma
sehr viele Berührungspunkte, was auch daraus hervorgeht, daß
A. Fischer beide Gattungen als Untergattungen von Cladochytrium
nebeneinander ordnet und Schroeter eine ausgesprochene Physo-
derma-Art (P. butomi) zu U. stellt. Auch der von Magnus be-
sonders betonte Unterschied in der Form der Dauersporen ist beim
Vergleich mit den Dauersporen von Physoderma menyanthis und
butomi weniger auffällig. Ebenso finden sich die bei Physoderma
beschriebenen, eigentümlichen, meist schopfartig gedrängten An-
hängsel der Anhangszellen und Dauersporen hier wieder. In ihrem
biologischen Verhalten scheinen aber beide Gattungen wesentlich von-
einander abzuweichen, worauf vor allem auch Magnus hingewiesen
hat. Die oft abnorme Vergrößerung der befallenen Zellen, häufig in
Verbindung mit gitterartiger Durchbrechung ihrer stark quellenden
Wände ist für U. charakteristisch, während, soweit bekannt, die
Physoderma- Arten das befallene Gewebe nur einfach durchwuchern,
ohne abnorme Veränderungen der wohl manchmal schon bei ihrem
Eintritt abgestorbenen Zellen hervorzubringen oder es zu können.
Dagegen scheint die Frage nach der Bildungsweise der Dauersporen
noch nicht endgültig gelöst, da sie in den beiden Gattungen Physo-
derma und Urophlyctis wahrscheinlich, auf Grund ihrer nahen
morphologischen Verwandtschaft, in derselben Weise entstehen, aber
sich in der ersten ungeschlechtlich, in der zweiten geschlechtlich
bilden sollen (siehe auch Physoderma). Da die Beobachtung der
Konjugations Vorgänge gerade hier sehr schwierig, und, wie mir
scheint, noch nicht sicher erbracht ist, ferner die neueren Unter-
suchungen Lüdis über Physoderma menyanthis (Hedwigia 1901,
S. 34) und Clintons (Bot. Gazette Bd. 33, 1902, S. 49) über Physo-
derma maculare die ungeschlechtliche Bildungsweise der Dauer-
sporen innerhalb der Gattung Physoderma bewiesen haben, erscheint
auch für U. eine wiederholte Nachprüfung notwendig. Sie würde
dann vielleicht die Annahme bestätigen, daß in den Anhangszellen
— 412 —
der Dauersporen nicht männliche Zellen, sondern Sammelzellen wie
bei anderen Gattungen der Familie vorliegen (vergl. auch Vuillemin,
Bull. soc. bot. de France 1896, S. 497). Nähere Mitteilungen und
Historisches siehe bei Magnus in mehreren Arbeiten.
A. Der in eine Nährzelle eingedrungene Parasit sich nicht
auf diese beschränkend, sondern unter oft charak-
teristisch gitter- oder fensterartiger Durchlöcherung
der Membran in die Nachbarzellen übertretend, und
dadurch große durch Zerstörung vieler Zellen des Nähr-
wirts entstehende Hohlräume verursachend.
a) In oberirdischen pflanzlichen Organen.
I. U. pulposa (Wallroth) Schroeter, Krypt. Fl. v. Schles.
1886, Bd. 3, 1, S. 197 und Engl. Prantl., Nat. Pfl. Fam. Bd. 1, 1,
S. 86, Fig. 70. — P. Magnus, Annais of botany Bd. 11, 1897,
H. 90, Taf. 7, Fig. 14 — 16. — Physoderma pulposum Wallroth,
Flora crypt. germ. 1833, Bd. 2, S. 192; Thomas, Mitt. d. bot.
Ver. f. Gesamtthüringen 1889. — Cladochytrium pulposum
A. Fischer, Rabenh. Krypt. Fl. Bd. 1, 4, S. 136.
S. 391, Fig. 35. c) Wirtszellen mit durchbrochenen Membranen (nach
Magnus).
Exsicc. : Griffiths, Westamerican Fungi 315 ; Vestergren, Micr. rar. sei. 597.
Sporangien aufsitzend, mit einem Büschel feiner Rhizoiden
in die stark erweiterte Nährzelle eindringend, durch Wucherung
der umgebenden Zellen in das Gewebe eingesenkt, kugelig oder
eiförmig, bis 200 fx breit, mit fein längs gestreifter Membran und
einem gelbroten Inhalt, an ein Synchytrium erinnernd. Zoo-
sporen durch den aufbrechenden Scheitel entweichend, kugelig,
4 fj. Durchmesser, mit einer Cilie und Fetttropfen, lebhaft sich
bewegend. Dauersporen an einem sich weit ausbreitenden, wenn
auch wenig auffallenden, zarten Mycel gebildet; in großen, un-
regelmäßig geformten Hohlräumen der Wirtspflanze liegend, die
derart entstehen, daß die Parenchymzellen der Wirtspflanze unter
dem Einfluß der Parasiten zuerst anschwellen, und dann ihre
Wände durch lokale Verquellung oft soweit zerfressen werden,
daß oft nur gitterartige Gerippe zurückbleiben. Dauersporen
kugelig oder ellipsoidisch, auf einer Seite etwas abgeflacht und
— 41.'^ —
hier in der Jugend in Verbindung? mit einer halb so großc^n, leeren
Aiihangözelle, reif meist ohne diese, 35 — 88 ^u breit, mit sehwarz-
brauner, glatter Membran.
Auf Blättern und Stengeln von Chenopodiuni glaucuni, rubrum nnd
url)icum und Atriplex patuluin und hastatum, mannigfache Verkrümmungen
und Auftreibungen verursachend; die Sporangien im Sommer gebildet, zu
vielen nebeneinander, krause, gelbschimmernde Leisten und Schwielen hervor-
rufend; die Dauersporen im Herbst in schwarzen, halbkugeligen, glatten
Pusteln auftretend. — Die einzige Art, von der Sporangien bekannt sind.
Salziger See bei Eisleben (Magnus); Schlesien (mehrfach); Thüringen;
Schweden. Nordamerika.
2. U. major Schroeter, Jahresber. d. schles. Ges. f. vaterl.
Kultur Bd. 60, 1882, S. 198 und Bot. Centralhl. Bd. 11, 1882,
Nr. 5, 6.
Rotbraune, halbkugelige, etwa 1 mm breite Pusteln bildend.
Dauersporen in diesen, fast kugelig, einseitig abgedacht, 80 — 44 /t
Durchmesser, mit glatter, gelbbrauner IMembran; näheres nicht
bekannt.
Auf den Blättern, seltener den Stengeln von Rumex acetosa, arifolius
und maritimus. — Schlesien (mehrfach).
Die Gallen entstehen durch Zerstörung eines vielzelhgen Ge-
webes wie bei U. pulposa, wobei die Wände wie dort siebartig
durchlöchert werden.
3. U. trifolii (Pass.) P. Magnus, Centralbl. f. Bakt. 2. Abt.,
Bd. 9, 1902, S. 895. — Synchytrium trifolii Pass., Rabenh. Fungi
euro]). Nr. 2419. — Urophlyctis bohemica Bubak, Centralbl. f.
Bakt. 2. Abt., Bd. 8, 1902, S. 817, Fig. 1—2.
Exsicc: Kryptog. exsicc. 701; Rabenh., Fungi europ. 4378.
Glasige, halbkugelige, meist dicht stehende Gallen von Vl>
bis 1 mm Durchmesser bildend, unter Gelbfärbung, Auftreibungen
und Verkrümmungen der befallenen Teile. Gallen aus den die
Dauersporen des Pilzes enthaltenden, vermehrten und vergrößerten
Parenchym Zellen der Nährpflanze entstehend, deren Wände zum
Teil gitterartig durchlöchert und immer mehr resorbiert werden,
wodurch sich in den Gallen unregelmäßig gestaltete, mit den
Dauersporen und zerstörten Zellresten gefüllte Hohlräume bilden.
Dauersporen, oft über 200 in einer Galle, auf der einen Seite
halbkugelig gewölbt, auf der anderen eingedrückt, mit glatter, zwei-
— 414 —
schichtiger, intensiv gelbbrauner, stark glänzender Membran; 40
bis 55 (X Durchmesser.
Auf Trifolium montanum, T. pratense und wahrscheinlich auch T. repens.
Nach P. Magnus (1. c. S. 89G) in Europa verbreitet; bisher in Biihmen
uud Ober-Italien gefunden.
Siehe hier die Bemerkung zu Olpidium trifolii.
b) In unterirdischen Organen.
4. U. Rübsaameni P. Magnus, Ber. d. deutschen botan. Ges.
Bd. 19, 1901, S. (150), Taf. 27, Fig. 1— G.
Eisicc. : Rabenh. Pazschke, Fungi europ. et extraeurop. 4379; Krypt.
exsicc. 998; Vestergren, Micr. rar. sei. 464.
Kugelige, knollige, 2 — 3 cm messende Auswüchse an den
Wurzeln der Nährpflanze bildend, die zaldreiche, mit den Dauer-
sporen gefüllte, größere und kleinere, durch verschieden weite
Kanäle zusammenhängende und von braunen Korkschichten um-
gebene Hohlräume enthalten. Hohlräume durch abnormes Wachs-
tum der befallenen Zellen, Resorption ihrer Membranen bis auf
vorspringende Leisten und deren schließliche Zerstörung unter
Übergreifen auf die Nachbarzellen entstehend. Mycel in den
Hohlräumen sich ausbreitend, aus dünnen und stärkeren, ver-
zweigten Fäden bestehend; die an ersteren entstehenden, etwa
kugeligen Anschwellungen durch dünnen Fortsatz mit anderen
Anschwellungen verwachsend, die den stärkeren Fäden anzugehören
scheinen, bisher jedoch nur voneinander getrennt beobachtet
wurden. Dauersporen aus diesen Anschwellungen hervorgehend,
größter Durchmesser 45,7 ^, kugelig, aber an einer Seite abgeflacht
und hier mit der an kurzem Schlauch befestigten, wenn auch im
Alter oft fehlenden Anhangszelle, und dicker, brauner Membran.
An den Wurzeln von Rumex scutatus. — St. Goar; Nahethal (Jaap,
Ann. mycol. 1910); Schweiz (Jaap).
Nicht selten besitzen die Dauersporen oder die Anhangszellen,
zuweilen auch die Mycelfäden ein Schöpfchen feiner, kurzer An-
hängsel.
5. U. alfalfae (v. Lagerheim) Magnus Ber. d. deutschen
bot. Ges. Bd. 20, 1902, S. 291, Taf. 15, Fig. 1—8. — Clado-
— 415 —
chytriiim alfalfiie v. T.agerlieim , Bulletin de l'Hcrb. Boiss. Bd. 3,
1895, S. 62. — Physodcrma loproides v. I.agerheirn, Bihg. tili k.
Svenska Vet. Akad. Handlingor Bd. 24, Afd. P., Nr. 4; MagniiK
in Ber. d. deutsch, bot. Ges. Bd. l\), 1901. (Jeneralverhandlungfi-
heft S. (154).
Erbsengroße, gallenartige Auswüchse an den Wurzeln der
Nähr})i]anz(^ bildend, die zu traubigen Gebilden von Nuß- bis
Faustgroße vereinigt sein können. Auf dem Querschnitt zeigen
die Anschwellungen bräunliche Figuren von unregelmäßiger Gestalt,
denen kleinere, mit einem krümeligen Inhalt, den Dauersporen,
erfüllte, oft durch schmale Brücken verbundene Hohlräume ent-
sprechen. Die den Parasiten enthaltenden Hohlräume entstehen
durch das abnorme Wachstum der Wirtszellen, wobei unter dem
Einfluß der Pilzfäden die Scheidewände benachbarter Zellen oft
bis auf einen geringen Bestandteil fensterartig durchlöchert werden,
und ganze Zellreihen nicht selten bis zur Unkenntlichkeit zu-
sammengedrückt werden können. Zugleich quellen die Wände
der befallenen Wirtszellen stark auf, in älteren Gallen oft unter
Bildung zapfen- oder korallenförmiger Zellulose -Vorsprünge sowie
feiner, die Membran durchsetzender Porenkanäle und zarter Riefe-
lungen. Mycel, in den Hohlräumen sich ausbreitend, in älteren
Gallen aber nur noch hier und da sichtbar in Form dünner, oft
verzweigter, sehr dickwandiger Hyphen. Dauersporen kugelig, auf
einer Seite aber abgeflacht und hier durch hyalinen Fortsatz mit
einer farblosen, hyalinen Zelle in Verbindung.
Am Grunde der Stengel und den oberen Wurzelteilen der Luzerne
(Medicago sativa). — Zuerst in Ecuador beobachtet, wohin der Pilz wahr-
scheinlich mit seiner Nährpflanze eingeführt wurde, dann in der Schweiz, im
Elsaß und in Italien beobachtet; neuerdings aber auch in Bayern gefunden
(Korff in Prakt. Blätter für Pflanzenbau und Pflanzenschutz 1909, S. 157,
Fig. 1-2).
Die Art ist am meisten mit U. Rübsaameni verwandt; die
Verdickung der anliegenden Membranen der benachbarten Wirts-
zellen sowie die vorhin erwähnten zapfenförmigen Zellulosever-
dickungen dieser Wände wie der ancystierten Pilzfäden hat Magnus
aber U. Rübsaameni nicht beobachtet. — Während nach Magnus
und V. Lagerheim der Pilz der Nährpflanze sehr verderblich ist,
hebt Korff im Gegensatz hierzu den günstigen Einfluß auf das
Wachstum der befallenen Pflanzen hervor.
— 416 —
B. Die in den Gallen lebenden Parasiten auf die von
ihnen bewohnten, sich riesig vergrößernden Wirtszellen
beschränkt bleibend, nicht durch Verquellung der Mem-
branen in die Nachbarzellen übertretend.
a) In oberirdischen Organen.
6. U. Magnuslana Neger, Ann. mycol. Bd. 4, 1906, S. 280.
Dunkelrote, an Synchytrium - Gallen erinnernde, kugelige, meist
gehäufte, seltener vereinzelte Pusteln von ^^3 — 1 mm Durchmesser
bildend. Die den Parasiten enthaltenden Hohlräume durch die
Hypertrophie einer (selten 2 oder 3) Parenchymzelle der Wirts-
pflanze entstehend. Dauersporen in diesen Hohlräumen, 38 — 40 fx
Durchmesser, sonst wie vorher.
In den Stengeln und Blättern von Euphrasia odontites; die befallenen
Pflanzen verkrüppeln, bleiben klein und bilden sehr wenige Blüten; bisher
nur auf einer feuchten Bergwiese bei Tegernsee gefunden.
Mit dieser Art identisch ist vielleicht das auf einer un-
bestimmten Euphrasia in Arlane (Arvernia) beobachtete Clado-
chytrium brevieri Her. et Pat. (Bull. soc. bot. de France 1904,
S. 61).
7. U. Kriegeriana Magnus, Sitzungsber. d. Ges. naturf.
Freunde 1888, S. 100 und Annais of Botany Bd. 11, 1897, S. 89,
Taf. 7, Fig. 1—13, sowie Bot. Centralbl. Bd. 69, 1897, S. 319.
S. 391, Fig. 35. a) Schnitt durch eine Galle mit der stark erweiterten,
das Dauersporenpulver enthaltenden Zentralzelle; b) unentwickelte Dauer-
spore (ds) in Verbindung mit kleineren Anschwellungen (x) eines Fadens
(nach Magnus).
Exsicc. : Sydow, Phyc. et Protom. 146, 191; Sydow, Myc. germania 111;
Rabenh.-Winter-Pazschke, Fungi europ. 3877; Krieger, Fungi sax. 393;
Allescher et Schnabl, Fungi bav. G38; Vestergren, Micr. rar. sei. 17, 402;
Krypt, exsicc. 999; Jaap, Fungi sei. exsicc. 126.
Glashelle, knotige oder perlähnliche Auswüchse (Gallen) mit
dunklem Kern hervorrufend, die bei dichter Stellung zu mehr
oder weniger großen, hyalin punktierten Krusten, vor allem an den
Stengeln, verschmelzen. Jede Galle am Scheitel genabelt, aus
vielen von der Nährpflanze gebildeten Zellen bestehend, die eine
becherartige Hülle um die zentrale, auffallend große, mit dicker,
gequollener Membran umgebene, den Parasit enthaltende Nährzelle
bilden. Wirtszellc wahrscheinlich eine stark vergrößerte Epi
dermiszelle, die durch Wucherung der umgebenden Zellen in den
— 417 —
gallenähnlichen Auswuchs liincingeriit und durch Überwallung am
Scheitel später nur am Grunde des hier auftretenden Nabels an
die Obcriläche stößt. Membran der Wirtszelle unterhalb des
Nabels von einem Faden (Infektionsschlauch V) durchsetzt, der sich
zu einem Bläschen erweitert, von dem wie auch in jungen Gallen
an anderen Stellen der Wandung der Nährzelle dünne Hyphen
entspringen. Die meist in Reihen hintereinander liegenden, durch
oft ziemlich regelmäßige Zwischenräume getrennten knotigen An-
schwellungen dieser Hyphen stellen die Anhangszellen (nach
Magnus die männlichen Zellen) der Dauersporen dar, mit denen
sie durch feine Fortsätze verbunden sind; die Dauersporen selljst
entstehen wahrscheinlich aus ähnlichen Hyphenerweiterungen.
Reife Gallen oft nur noch mit Spuren des Mycels, meist dicht
mit den Dauersporen des Pilzes gefüllt; diese kugelig, mit ein-
seitig starker Abflachung und kräftiger, glatter, brauner Membran;
grcißter Durchmesser durchschnittlich 43 /t.
Nach Magnus (Aiiuals of botaiiy 1897, S. 91) sehr geraein auf Carum
oarvi in Europa; im Gebiet noch nicht gefunden. — Sachsen, Bayern; Böhmen;
Schweiz; Schweden.
Protomyces macrosporus Ung., Rabenh. Fungi europ. Nr. 1100
ist nach ^Magnus (1. c. S. 91) mit der vorliegenden Art identisch;
ebenso ist nach diesem der von Voss als Synchytrium aureum
(Mycologia Carniolica, Mitt. d. ^lusealvereins für Krain 1889,
S. 17) bezeichnete, auf Pimpinella saxifraga vorkommende Pilz
hierherzustellen.
Nach Sydow (Ann. mycol. Bd. 1, 1903, S. 517) ist mit dieser
Art ein auf Bowlesia tenera in Argentinien von Spegazzini ge-
fundener Pilz identisch. Aus Prioritätsrücksichten wäre dann der
Pilz mit Urophlyctis hemisphaeriea (Speg.) Sydow zu bezeichnen.
b) In unterirdischen Organen.
8. U. leproidea (Trabut) P. Magnus, Annais of botany
Bd. 11, 1897, S. 87, Taf. 3, Fig. 17—31.
Dieser Pilz ist in Rübenwurzeln in Algier und Frankreich
beobachtet, mächtige, warzige, lepraartige, knollige Anschwellungen
hervorrufend. Das in diesen auftretende, reich entwickelte, den
Parasiten enthaltende Hohlraumsystem entsteht nach Magnus durch
das riesige, unbeschränkte Wachstum einer Gewebezelle der Wirts-
Kryptogainenflora der Mark V. 27
— 418 —
pflanze. Dauersporen und Entstehung wie bei ü. Kriegeriana
(näheres siehe in den Arbeiten von Magnus).
6. Gattung: Catenaria Sorokin, Ann. sc. nat. 6. ser.,
1876, Bd. 4, S. 67.
Name von catena: Kette, wegen der kettenförmig aneinander
gereihten Sporangien.
Mycel intramatrikal, anfangs einzellig, aus gleich dicken, zy-
lindrischen Fäden bestehend, die aber hier und da, vor allem an
den Enden, in wurzelartig verzweigte, sich verschmälernde Rhi-
zoiden auslaufen, später spindel- oder tonnenförmige Anschwellungen
zeigend, die durch dünnere, aus einer bis zwei Zellen gebildete
Fadenstücke getrennt sind. Sporangien aus den Anschwellungen
hervorgehend, in ziemlich gleichen Abständen voneinander, durch
1 — 2 dünnere, zylindrische Zellen getrennt, selten unmittelbar
aneinander grenzend, mit meist kürzerem Entleerungshals. Schwärm-
sporen kugelig, mit einer nachschleppenden Cilie und mehr oder
weniger zahlreichen, kleinen, glänzenden, am hinteren Ende an-
gesammelten Körnchen, lebhaft sich bewegend, aber nicht hüpfend,
in der Ruhelage amöboid kriechend. Dauerzustände siehe C.
pygmaea.
Die reihenweise aufeinander folgenden Sporangien finden sich
bei den Ancylistaceen wieder; das eukarpische Mycel, die Be-
schaffenheit der Schwärmsporen und ihre Entleerungsart unter-
scheiden die Gattung aber wesentlich von diesen.
Bei der zweifelhaften Catenaria pygmaea wird nur ein Spo-
rangium gebildet.
I. C. anguillulae Sorokin 1. c, S. 67, Taf. 3, Fig. 6—25 und
in Rev. mycol. Bd. 11, S. 79, Fig. 95; Dangeard, Ann. sc. nat.
7. ser., Bd. 4, S. 307, Taf. 14, Fig. 12—16.
S. 5391, Fig. 36. Sporangien (sp) und Rhizoiden tragendes Pflänzclien
in Nitella (nach Dangeard).
Sporangien zu 2 bis mehreren in Reihen hintereinander
liegend, durch dünne, zylindrische, in 1 — 2 Zellen geteilte, selten
ganz fehlende Fadenstücke getrennt, mehr oder weniger aufgeblasen
spindelförmig, 10 — 17 /i lang, 8 — 10 {i breit, hier und da wie
die Zwischenzellen mit feinen Rhizoiden, reif mit meist kurzem.
— 419 —
selten weit vorragenden Entleerungshals. Schwärmsporen 1,5 l)iß
2 // Durchmesser. Dauerzustilnde niclit bekannt.
In AnguiDulen, den ('ysten von Infusorien, Nitella, wahrsclieinlich auch
in den Eiern von Rädertieren. — Hamburg; Frankreich; Ruülaiul
Ob die in den verschiedenen Substraten gefundenen Formen
dieselbe Art darstellen, muß zweifelhaft bleiben. Sogar in An-
guillula selbst wird von Constantineanu (Rev. gen. de bot. S. I>8ll,
Fig. 84) eine Form beschrieben, die durch wesentlich größere
Maße ausgezeichnet ist (Sporangien 32 — 54 ß lang, 21 — 29 ^ breit;
Halslänge 54—243 ^).
Nach Sorokin sollen in AnguilLulen auch Achlyogeton ento-
phytum und rostratum sowie Chytridium endogenum vorkommen.
Von Zopf ist Myzocytium vermicolum in ihnen gefunden worden.
Außerdem parasitieren in ihnen auch einige Mycomyceten, zu denen
nach Zopf auch Polyrhina multiformis = Harposporium
anguillulae Lohde gehört, der von Sorokin zu den Ch3'tridiineen
gestellt w^urde; vergleiche hierüber Zopf, Nova acta Acad. Leop.
Bd. 52, 1888, S. 319 u. 334. Siehe ferner auch die Schkiß-
])emerkung bei Myzocytium vermicolum.
Zweifelhafte Art.
C. pygmaea Serbinow, Scripta bot. hört. Petrop. Bd. 24,
1907, S. 161, Taf. 3, Fig. 1—15.
Sporangien an einem Pflänzchen nur in Einzahl gebildet,
kugelig, ellipsoidisch oder bei stärkerer Entwicklung gestreckt
zylindrisch, der Gestalt der Nährzellen angepaßt, meist an beiden
Enden mit einem kräftigen, dichotom verzweigten Haustor, das
mehrere Nährzellen unter Durchbohrung ihrer Querwände durch-
zieht. Schwärmsporen durch eine kurz vorspringende Papille aus-
tretend, sich erst vor der Mündung in Form einer Kugel an-
sammelnd und sich dann erst zerstreuend, kugelig, 1,5 ^ Durch-
messer, mit einem Fetttropfen und einer 3 — 4mal so langen, nach-
schleppenden Cilie. Dauersporen innerhalb der Nährzellen wie
die Sporangien entstehend, kugelig, mit glatter, farbloser Membran
und zentralem Fetttropfen.
In einer Mougeotia-Art parasitierend. — Finnland.
Ich würde diese Art zu Entophlyctis stellen, wenn nicht
Serbinow ausdrücklich erwähnte, daß die Sporangien durch Quer-
27*
— 420 —
wände von den Haustorien abgegrenzt werden. Soweit aus den
Abbildungen hervorgeht, ist der schon an jungen Sporangien und
Dauersporen auftretende, kurz vorspringende Fortsatz („Naschen"),
der nachher als Entleerungspapille dient, der erhalten gebliebene
Schwärmsporenkörper, wie bei Entopblyctis.
7. Gattung: H^pliopliagus (Zopf) v. Minden. — Hj^pho-
chytrium Zopf, Nova acta Acad. Leop. Bd. 47, S. 187.
Mycel aus reichverzweigten, ziemlich weitlumigen, gleichmäßig
dicken, hier und da durch Scheidewände gegliederten Hyphen
bestehend, die sich im Substrat allseitig ausbreiten und in großer
Zahl durch interkalare Anschwellung spindelförmige oder kugelige,
durch Querwände begrenzte und durch dünne, verschieden lange
Fadenstücke getrennte Sporangien bilden. Außerdem entstehen
diese auch terminal an der Oberfläche des Substrats und sind
dann meist kugelig, mit einem am Scheitel vorspringenden Zäpf-
chen. Schwärmsporen äußerst winzig, amöboid, mit einer bei der
Bewegung nach vorn gerichteten Cilie, durch ein kreisrundes, nahe
dem oberen Ende des Sporangiums gelegenes Loch austretend,
auch bei terminaler Stellung des Sporangiums. Dauerzustände
unbekannt.
Die Gattung nähert sich in ihrem Mycel den Hyphochytriaceen,
von denen sie sich aber durch die interkalare Bild ungs weise der
Sporangien wie in anderen Merkmalen wesentlich entfernt. Ich
möchte Vuillemin (Progressus rei bot. Bd. 2, 1907, S. 109) bei-
stimmen, nach dem wahrscheinlich eine in einem Fadenpilz
schmarotzende Chytridiinee vorliegt. Die Umänderung der Gattungs-
bezeichnung wurde durch die Beibehaltung der „Hyphochytriaceen"
als Familienname notwendig.
I. H. Infestans Zopf 1. c, S. 187.
S. ;i91, Fig. 37. a) Terminales Sporangium (sp), aus einem Loch unter-
halb der knopfförmigen Spitze die Schwärmer entlassend; h) Schwärmer;
c) interkalare unentwickelte Sporangien (sp; uach Zopf).
Schwärmsporen zu (U) — 100 in einem Sporangium gebildet.
Alles übrige siehe vorher.
In den Askusfrüchten einer Helotinm-artigen Pezizee, die im Winter auf
faulenden feuchten Pappelstürapfen wuchs. — Berlin (1H71), Zopf).
i
— 421 —
ünvoIlHtändig Ix'knnntc und zwei follia ftf Chido-
chy triaceae.
Rhizophagus Dangeard, Le Botaniste 7. ser., 1900 — 1901,
S. 285.
INIycel aus hingen, querwinidlosen, ziendich gleichmäßig düinien,
verzweigten Hy}»lien bestellend , die die Zellen des Nährsub-strats
in der Längsrichtung durchziehen und hier und da an kurzen
Seitenästen wurzelartig reich verzweigte, fast knäulige Rhizoiden-
büschel tragen, die den Haustorien von Peronospora calotheca
sehr ähnlich sind. In Verbindung mit den Hyphen stehen keulig
oder unregelmäßig kugelig aufgetriebene Blasen, die zahlreiche
Kerne enthalten und von Dangeard für Zoosporangien gehalten
wurden, wenngleich er Schwärmsporen oder irgend eine Andeutung
ihrer Bildung nicht beobachtete. Dauersporen interkalar odei
terminal an den Hyphen entstehend, kugelig, mit glatter Membran
und einem oder vielen Fetttropfen. Weiteres nicht bekannt;
vielleicht zu den Peronosporeen gehörig.
R. populinus Dangeard 1. c, Taf. 8 — 9.
In den jungen Würzelchen der Pappel, sich in den Rinden-
zellen bis zur Endodermis ausbreitend , auch die Entstehung der
Wurzelhaare hindernd. Durch die dadurch entstehenden Er-
nährungsstörungen können die Pappeln absterben.
Bisher nur aus dem Westen Frankreichs bekannt.
Es ist zweifelhaft, ob überhaupt Schwärmsporen gebildet
werden; vielleicht sind die von Dangeard als Sporangienanlagen
gedeuteten Mycelanschwellungen junge Entwicklungszustände der
Dauersporen. Ihre Ähnlichkeit mit den entsprechenden Bil-
dungen bei Cladochytrium violae springt sehr in die Augen, nur
werden dort die Dauersporen frei im Innern blasiger Behälter
gebildet.
Saccopodium Sorokin, Hedwigia Bd. 16, 1877, S. 89.
Mycel intramatrikal , ohne Querwände, ziemlich reich ver-
zweigt, hier und da Zweige nach außen sendend, die ein Köpf-
chen von 6 — 12 Sporangien tragen. Schwärmer zu vielen in
einem Sporangium gebildet, am Scheitel austretend. Alles andere
unbekannt.
— 422 —
S. gracile Sorokin 1. c, Fig. 1 — 3.
Durchmesser der Sporangien 4 — 5 /t, der Schwärme 1 — 1,5 //.
Nach Sorokin sehr oft als Parasit auf verschiedenen Cladophora- und
Spirogyra-Arten ; bei Kasan und Taschkend.
Aphanistis Sorokin, Rev. mycol. Bd. 11, S. 137.
Mycel dünnfädig, verzweigt oder unverzweigt, mit zerstreuten
Querwänden. Sporangien kugelig, nur in den Oogonien der Nähr-
pflanze entstehend. Schwärmer kugelig, mit einer Cilie, durch
kurzen Entleerungshals entweichend.
Die beiden von Sorokin unterschiedenen Arten A. oedo-
goniorum (I.e. Taf. 79, Fig. 79—83, 85) und A.(?) pellucida(l. c.
Taf. 79, Fig. 84) sind wie die ganze Gattung so dürftig bekannt,
daß diese am besten ganz zu streichen ist.
Über einige Ergänzungen siehe den Nachtrag am Schlüsse
der folgenden Reihe.
I
(
IL Reihe: Ancylisüneae
von M. V. Minden.
Im Wasser, meist in Algeu und niederen Tieren parasitisch
lebende Pilze.
Thallus von Anfang an mit einer Membran umgeben, aus
dem blasig anschwellenden Ende des in die Nährzelle eindringenden
Keimschlauchs entstehend, daher stets intramatrikal, zunächst ein
einzelliger, zylindrischer, später nicht selten mycelartig verzweigter
Schlauch, der aber vor der Fruchtbildung durch Querwände restlos
in hintereinander liegende Zellen zerfällt, die sich zu Sporangien
oder Geschlechtszellen (Oogonien und Antheridien) umbilden. Ein
eigentliches Mycel im Gegensatz besonderer an ihm gebildeter
Fruchtkörper (Sporangien usw.) wird also nicht gebildet. Die
Schlauchglieder können freilich durch Reduktion zu konidien-
artigen Bildungen (Ancylistes) mit rein vegetativ wachsenden
Hyphen keimen, anstatt sich zu Sporangien umzubilden. Spo-
rangien von verschiedener Gestalt, meist mit längerem Entleerungs-
schlauch, durch den ihr Inhalt meist als formlose Masse ausfließt,
um erst vor der Mündung, von einer Membran umhüllt, in die
Schwärmer zu zerfallen; letztere meist nierenförmig, mit zwei
seitlichen, in einer Vertiefung inserierten Cilien. Nur A chlyogeton
soll eincilige, fertig vortretende und sich vor der Mündung häutende
Zoosporen besitzen. Dauerzellen meist durch einen Geschlechts-
prozeß entstehend, derart, daß zwei Schlauchzellen durch einen
Kopulationsschlauch miteinander in Verbindung treten, durch den
nun der Inhalt der einen Zelle (des Antheridiums) in die andere
(das Oogen) überfließt, und in dieser eine Oospore entsteht. Oo-
sporen in den Oogonien stets in Einzahl gebildet, lose in ihnen
liegend, meist mit dem Kopulationsschlauch verwachsend und
mit Schwärmern oder mit einem Schlauch (Ancylistes) keimend.
— 424 —
Thallus. — Der Thallus ist vor allem dadurch charakterisiert,
daß er gänzlich zur Bildung der Fortpflanzungsorganc aufgebraucht
wird. Audi die Gattung Ancylistes, deren Infektionshyphen durch
Querwände in einige Glieder zerfallen, scheint hier keine Ausnahme
darzustellen, da diese von Anfang an plasmaleer sind und nicht
als eigentliche vegetative Zellen angesehen werden können. Aller-
dings soll eine aber auch in anderen Punkten zweifelhafte Lage-
nidium-Art zwischen den blasig aufgetriebenen, zu den Spo-
rangien oder den Geschlechtszellen sich umwandelnden Schlauch-
zellen dünnzylindrische, durch Querwände abgegrenzte Fadenstücke
ausbilden. In der Jugend ist der Thallus gewöhnlich ein einzelliger,
meist dicker, wurmförmig gestreckter, unverzweigter oder mit stumpf-
lichen Vortreibungen oder mit kürzeren, zuweilen unregelmäßig ver-
zweigten und unregelmäßig gestellten Ästen versehener Schlauch,
der, dicht mit körnerreichem Plasma gefüllt, meist auf eine Nähr-
zelle beschränkt ist oder auch unter Durchbrechung der Querwände
mehrere Zellen der Wirtspflanze durchziehen kann. Bei der Reife
wird er durch Querwände gegliedert, wobei die Gliederzellen von-
einander durch Einschnürungen, den Querwänden entsprechend,
voneinander getrennt sein können (Myzocytium und Achly-
ogeton) oder nicht (Lagenidium).
Sporangien und Schwärmsporen. — Die aus den Gliedern
entstehenden Sporangien besitzen, der Ausbildung des Thallus
entsprechend, entweder eine mehr regelmäßige, ellipsoidisch-
tonnenf örmige , kugelige Gestalt oder sind unregelmäßiger, zu-
weilen verzweigt, mit blasigen Vorsprüngen oder ganz unregelmäßig.
Bei der Entleerung werden immer meist längere und zuweilen
weit vorragende Schläuche getrieben, durch deren Scheitel der
Inhalt entweder in einzelnen Portionen nacheinander (Myzo-
cytium) oder in kontinuierlichem Strome (Lagenidium) aus-
fließt, sich hier als eine dann formlose Masse, von einer feinen
Membran umhüllt, ansammelt und jetzt erst in die Sporen zerfällt.
Nur bei Achlyogeton (und Myzocytium vermicolum?) treten
die Schwärmer fertig hervor, ihr weiteres Verhalten bei ersterer
(Jattung erinnert an Achlya. Die Schwärmsporen entsprechen
der zweiten Sporenform der Saprolegniaceen ; sie sind meist nieren-
förmig, mit zwei in einer seitlichen Einbuchtung befestigten Cilien,
einem mit feinen Körnchen versehenen Plasma und lebhafter,
— 125 —
nicht a])cT liüpfender l>cwcgunj^ Nur boi Achl yo^^tituii hoII nur
v\nc, C^ilic vorhaiiden sein.
CJoschlechtliclie Forti)f lanzung. — Die (Jeöchlechtszelleii
zerfallen in Oogonien und Antheridien. Sie entstehen wie die Spo-
rangien aus den Zellen der Schläuche und sind diesen daher in
ihrer Form ähnlich und untereinander ziemlich ijbereinstimmend,
nur pllegen die Oogonien gewöhnlich mehr aufgetrieben und auch
größer als die Antheridien zu sein. Die Geschlechtszellen treten
oft mit Sporangien an demselben Faden untermischt auf; ferner
können die Oogonien und die sie befruchtenden Antheridien der-
selben Pflanze oder verschiedenen Individuen angehören , so daß
also monöcische und diöcische Befruchtung vorkommt. Bei einigen
Lagen idium- Arten findet sich Parthenogenesis. Bei der Be-
fruchtung bildet das Antheridium einen kurzen, derben Befruchtungs-
schlauch, durch den der gesamte Inhalt in das Oogon übertritt und
mit dessen Plasma verschmilzt. Bemerkenswert ist hierbei, daß erst
während oder sogar nach dem Übertritt im Oogon eine Eibildung
stattfindet, ferner, daß das gesamte Protoplasma des Oogons mit
dem des Antheridiums restlos verschmilzt, also ein Periplasma
nicht gebildet wird, und ferner stets nur eine Oospore entsteht.
Hier zeigen sich Unterschiede gegenüber den Saprolegnieen und
Peronosporeen. Die Oosporen sind kugelig, meist mit dicker,
glatter Membran, mit der meist der Befruchtungsschlauch verwächst,
und großem Fetttropfen ; sie keimen mit Schwärmsporen oder mit
einem Infektionsschlauch (Ancylistes). Erwähnt möge noch
werden, daß bei Myzocytium und Lagenidium kleine, auf ein
Sporangium oder zwei Geschlechtszellen reduzierte Zwergpflänzchen
auftreten können, die dann mit Olpidium, Pseudolpidium,
Olpidiopsis verwechselt werden können.
Verwandtschaftsverhältnisse. — Im Bau des einfachen,
restlos in die Fruktifikationsorgane zerfallenden Thallus sind die
Ancylistineen den niederen Chytridiineen verwandt; wichtiger
erscheinen dagegen ihre Beziehungen zu den Pythiaceen, mit
denen sie in der Entleerung des Sporangiuminhalts in eine Blase,
dem in dieser erst stattfindenden Zerfall in die Sporen und auch
in der Form derselben übereinstimmen. Ähnlich ist auch die
Art der geschlechtlichen Fortpflanzung; ein Befruchtungsschlauch
wird gebildet, ebenso in beiden Gruppen nur eine lose, im Oogon
— 426 —
liegende Oospore. Abweichend ist hier aber, daß bei den
Pythiaceen vor der Befruchtung im Oogon eine deutUche Ei-
bildung und eine Sonderung in Ei- und Periplasma stattfindet,
während bei den Ancylistineen kein Periplasma gebildet wird,
und die Eibildung erst während oder nach dem Übertritt des
Antheridiuminhalts erfolgt. Hier liegen in der Entwicklung der
Ancylistineen wohl primitivere Züge vor. Auch den vor allem
einsporigen Saprolegniaceen und Leptomitaceen nähern sie
sich, besonders in der Art ihrer geschlechtlichen Befruchtung; es
ist aber zu weit gegangen, sie mit Butler (Mem. of the department
of agr. in India 1907, S. 58) als stark reduzierte Leptomiteen
aufzufassen.
Diesen Verwandtschaften entspricht die den Ancylistineen
zugewiesene Stellung. De Bary (Morph, u. Phys. d. Pilze S. 150)
schließt sie den Peronosporeenan; sie lassen sich nach ihm als
einfache Pythiaceen betrachten; ebenso v. Tavel (vergl. Morph, d.
Pilze 1892, S. 13). Fischer stellt sie dagegen unter die Chytri-
diineen im Anschluß an die Olpidiaceen; eben durch sie leiten
sich die Oomyceten von den ursprünglicheren Chytridiineenab.
Eine ähnliche Bedeutung als Übergangsstufe zu den eigentlichen
Oomyceten (Saprolegniaceen!) weist ihnen auch Schroeter
zu; er erhebt sie aber zu einer den Chytridiineen gleichwertigen
Ordnung. Diese Auffassung, sie als Übergangsstufe zu den Oo-
myceten, vor allem den Pythiaceen anzusehen, scheint den
heute vorliegenden Beobachtungen am meisten zu entsprechen.
Vorkommen und Lebensweise. — Die Ancylistineen
sind vor allem Parasiten in Algen, vor allem Conjugaten, Diatomeen,
Oedogoniaceen usw., kommen aber auch in Pollenkörnern, die in
Sumpfwasser gefallen sind, oder in Tieren (Nematoden, Anguillulen)
vor und können üppige Bestände ihrer Nährwirte in kurzer Zeit
vöUig vernichten.
Von den etwa 25 Arten, die sich auf 4 Gattungen verteilen,
sind aus dem Gebiete nur 2 Arten bekannt geworden.
Einzige Familie: Ancylistaceae.
Übersicht der Gattungen.
A. Thallus in Zellen zerfallend, die zu Sporangicn oder Geschlechts-
zellen werden. Sporangien wie auch die keimenden Oosporen
Sohwärmsporen bildend.
— 427 —
a) Sc'hwärmsporen fertig aus dem Sporangiimi auHlntond und
sicli vor der Mündung liäutond I. Achlyogeton.
b) Inhalt der Sporangien in eine Blase entleert und erst hier
in die Schwärmsporen zerfallend, sich jedenfalls nicht
häutend.
I. Thallusschläuche unverzweigt. Sporangien und Geschlechts-
zellen in unverzweigten Reihen hintereinander, ketten-
förmig, durch Einschnürungen voneinander getrennt.
2. Myzocytium.
II. Thallusschläuche mit lappigen Ausstülpungen oder kür-
zeren Seitenästen. Sporangien und Geschlechtszellen daher
oft verzweigt, nicht oder selten durch Einschnürung«^!
voneinander getrennt 3. Lagenidium.
ß. Schwärmsporen gar nicht gebildet. Schlauchglieder und Oo-
sporen mit vegetativ wachsenden Hyphen keimend.
4. Ancylistes.
(Siehe im Anschluß hieran auch die Gattung Resticularia.)
1. Gattung: Aclilyogeton Schenk, botan. Ztg. 1859,
S. 398.
Name von achlys : Nebel und geiton : am nächsten, wegen der
Ähnlichkeit mit Achlya, die mit ihren das Nährsubstrat über-
ziehenden Hyphen um dieses eine Art nebelartige Hülle bildet.
Thallus ein intramatrikaler, durch starke Querwände in reihen-
weise hintereinander liegende Zellen gegliederter Schlauch. Spo-
rangien aus den Gliedern entstehend, daher in Reihen hinter-
einander und durch Einschnürungen, den Querwänden entsprechend,
voneinander geschieden wie bei Myzocytium. Jedes Sporangium
mit einem Entleerungsschlauch die Wandung der Wirtszelle durch-
bohrend, aus dem die Sporen fertig durch Verschleimung des
Scheitels hervortreten, um sich darauf wie bei Achlya vor der
Mündung in einer Hohlkugel anzusammeln, sich hier wie bei
jener Gattung mit einer Membran zu umgeben und schließlich
unter Zurücklassen der leeren Häute fortzuschwimmen. Schwärm-
sporen eiförmig, mit einer (?) Cilie und einem Fetttropfen. Ge-
schlechtsorgane nicht beobachtet.
Der Umstand, daß die Dauerzustände hier nicht bekannt sind
und die Schwärmsporen nach Schenk nur eine Cilie besitzen, macht
die Einreihung dieser Gattung an dieser Stelle sehr zweifelhaft.
— 428 —
F\fr. 1. Achlyogeton cntopl.yfu.i.. - 2a-d. Myzocytium proliferum. - 3a-d. Lagenidium
Rabenhorstii. - 4a-b. Ancylistes closterii. - 5a-b. Resticularia nodosa; c. R. Boodlei.
— 429 —
1. A. entophytum A. Schenk I.e., S. 898, Tnt' 12; A. —
Sorokin, Rev. mye. Bd. 11, 1889, S. 189, Tat'. Sl, Fig. 122 und
Ann. sc. nat. 6. ser., 1877, S. ()8, Tuf. 3, Fig. 2— r)(?).
S. 428, Fig. 1. ii Sporangien in einer Cladopliora -Zelle, «len Austritt
und die Häutung der Schwärmer zeigend (nach Schenk).
Sporangien Ketten bildend, aus 7 — 8, bis 15, aber aiicli 1
bis 2 Gliedern bestehend; 45 — 60 ^ Durclimesser, breit ellip-
soidisch oder kugelig; Entleerungshals mehr oder weniger lang
(bis 150 /i), oft an der Durchbruchsstelle ein wenig eingeschnürt.
Alles übrige siehe vorher.
In Cladophora-Zellen. — In Tümpelu am Maiuufer hei Würzburg.
Scheint auch in Anguillulen vorzukommen, da Sorokin die
typische Entleerungsweise der von ihm hier beobachteten Formen
besonders hervorhebt.
Ebenfalls in Anguillulen beobachtete Sorokin eine von ihm
als A. rostratum bezeichnete Art mit 7 — 9 fi langen und 5 — G fi
breiten Sporangien, deren Entleerungshals sich vor dem Austritt
blasig erweitert, dann aber mit sehr engem Fortsatz die Wand
durchbohrt (Ann. sc. nat. 6. ser., S. G4, Taf. 3, Fig. 40—45). Eine
zweifelhafte Form; vielleicht ein Myzocytium.
2. Gattung: ]II;|'zoeytiuiii A. Schenk, Über das Vor-
kommen kontraktiler Zellen im Pflanzenreich 1858, S. 70, An-
merkung; Verhandl. phys. med. Ges. Würzburg Bd. 9, 1859, S. 20.
Name von myzeo: ich sauge und cytos: Hohlraum, da der
Pilz die von ihm befallenen Algenschläuche usw. aussaugt.
Die zur Ruhe gekommene, keimende, von einer Membran
umgebene Zoospore treibt durch die Wandung der Nährzelle einen
feinen Keimschlauch, in dessen blasig anschwellendes Ende das
gesamte Plasma der Spore überwandert; aus dieser Anschwellung
entsteht der Thallus; Sporenhülle und Infektionsschlauch bald
verschwindend. Thallus anfangs ein einzelliger, zylindrischer, die
Nährzelle der Länge nach durchziehender aber meist kürzerer,
unverzweigter Schlauch, mit glänzendem, körnerreichem Plasma,
der frühzeitig durch Einschnürungen knotig gegliedert wird.
Weiterhin zerfällt der Schlauch durch Auftreten dicker, stark
glänzender, den Einschnürungen entsprechender Querwände in
reihenweise hintereinander liegende, meist ellipsoidische aber auch
kugelige oder aber verlängerte, durch tiefe Einschnürungen von-
— 430 —
einander getrennte Zellen, die zu den Sporangien werden. Spo-
rangien von der Form der Glieder, reihenweise hintereinander,
ohne Zwischenschaltung vegetativer Glieder, mit schlauchförmigem,
die Wand der Nährzelie durchbohrendem Entleerungshals, durch
den der gesamte Sporangiuminhalt meist in einzelnen, schon den
Zoosporen entsprechenden Portionen hervorquillt, sich vor der
Mündung in Form einer jetzt ganz formlos erscheinenden Plasma-
blase ansammelt und nun erst hier in die Sporen zerfällt, die
durch Zerfließen der Blasenwandung frei werden (siehe aber M.
vermicolum). Schwärmer bohnenförmig, mit zwei seitlich befestigten
Cilien vom Typus der Saprolegniaceensporen. Geschlechtszellen
von derselben Anordnung und derselben Entstehung und Form
wie die Sporangien, oft mit diesen untermischt, stets monöcisch.
Befruchtung derart, daß von zwei in einer Reihe liegenden, an-
einander grenzenden Zellen die eine (das Antheridium) einen feinen
Befruchtungsschlauch in die andere (das Oogon) hineinsendet,
durch den der gesamte Inhalt des Antheridiums in das Oogon
übertritt, wobei sich gleichzeitig der Oogoninhalt zur kugeligen
Oosphäre kontrahiert. Oospore kugelig, mit einer aus einem
dünnen Endospor und dickem, glatten oder sternartig oder netzig
verdicktem Exospor bestehenden Membran, die mit dem Be-
fruchtungsschlauch verwächst und mit ihm in Verbindung bleibt;
reif mit großem Fetttropfen; mit Schwärmsporen keimend.
Kleine Exemplare können aus einem Sporangium bestehen
und dann sehr an Olpidiaceen-Sporangien erinnern; ebenso kommen,
zweigliedrige, auf ein Oogon und ein Antheridium beschränkte
Zwergexemplare vor, die sehr den Geschlechtspfiänzchen von
()lpidioi)sis und Pseudolpidiopsis ähneln, aber durch die frei im
Oogon liegende Oospore und den Befruchtungsschlauch unter-
schieden sind.
I. M. proliferum Schenk, Kontraktile Zellen 1858, S. 10;
Zopf, Nova acta Acad. Leop. Bd. 47, S. 159, Taf. 14, Fig. 6-34. —
Pythium proliferum Schenk, Verhandl. d. phys. med. Ges. Würzburg
Bd. 9, 1857, S. 20, Taf. 1, Fig. 30—47, nicht Pythium proliferum
de Bary, Jahrb. f. wiss. Bot. Bd. 2, S. 182. — Pythium globosum
Wolz, Bot. Ztg. 1870, S. 554, Taf. 9, Fig. 13—19 pro parte und
Schenk, Verhniidl. Würz])urg 1857, S. 25. — Lagenidium globosum
— 431 —
Lindstedt, Syn. d. Saproleg. 1872, S. 54. — Abbildung aucli Ijei
Reinscb, Jahrb. f. wiss. Bot. Bd. 11, Taf. 17, Fig. 6 — 12.
S. 428, Fig. 2. a) Ein aus (> Sporangien bestehendes Pfläuzcben ; das
eine Sporangium mit ausgetretenem Inlialt, der schon in die Sporen zerfallen
ist; die übrigen entleert; b) Zerfall des ausgetretenen Sporan<(iunün]ialts in
die Schwärmer; c) Mesocarpus-Zelle mit dem aus Sporangien und Gesciilcchts-
zellen bestehenden Parasiten; seitlich zwei Zwergpflänzchen (x); d) Zwerg-
pflänzchen, aus einem Oogon (o) und einem Antheridium (an) bestehend. —
Alles nach Zopf.
Thalliis ein frühzeitig durch Einschnürungen gegliederter, stets
unverzweigter, die Zelle der Länge nach durchziehender, gewöhnlich
aber kürzerer Schlauch. Sporangien aus den Gliedern entstehend,
in Reihen, meist weniger als 10, aber auch bis zu 20, hinter-
einander, beiderseits stark eingeschnürt und durch mehr oder
weniger dicke, stark glänzende Querwände voneinander getrennt;
etwa 20 fi Durchmesser; meist dick spindelförmig oder Ijreit
ellipsoidiseh bis kugelig; reif mit zylindrischem, geraden oder ge-
krümmtem, wenig vorragenden Entleerungshals. Plasma, bei der
Entleerung, in getrennten Portionen, den Schwärmsporen ent-
sprechend, in eine Blase austretend, diese mit einer jetzt homogen
erscheinenden, bald darauf aber in die Sporen zerfallenden Masse
anfüllend. Schwärmsporen, durch Auflösung des Blasenhäutchens
frei werdend, meist zu 8, aber auch zu 4, oder 16 — 20 in einem
Sporangium gebildet, bohnenförmig, mit zwei seitlich gelegenen
zarten Cilien. Oogonien und Antheridien wie die Sporangien an-
geordnet und von ihrer Form, meist mit Sporangien untermischt.
Oospore stets in Einzahl, lose im Oogon liegend und mit dem
Befruchtungsschlauch verwachsen, kugelig, mit glatter, auch im
Alter farbloser Membran und großem, exzentrischen Fetttropfen,
15 — 20 fi Durchmesser.
In den Zellen von Coujugaten (Spirogyra, Zygnema, Mougeotia und
Mesocarpiis), aber auch in Cladophora und Oedogonium; stets auf die be-
fallene Zelle beschränkt, nicht in die Nachbarzellen einwachsend. — Allge-
mein verbreitet; z. B. Hamburg, Breslau, Würzburg, Frankreich usw.
Über die bei dieser Art vorkommenden Zwergpflanzen siehe
vorher. Nach Fischer, Rabenh. Krypt. Flora Bd. 1, 4, S. 74,
stellen die von Sorokin aufgestellten beiden Arten Bicricium
transversum in Cladophora und B. naso in Arthrodesmus (Ber.
myc. 1889, S. 138, Taf. 78, Fig. 76 u. Taf. 81, Fig. 117) solche
zweigliedrigen Zwergpflanzen dar; unter der Voraussetzung, daß
— 432 —
die von Sorokin ausgeführten Zeichnungen ungenau sind, erscheint
diese Annahme wohl begründet. Vergleiche auch Rhizomyxa.
2. M. megastomum De Wildem an (Mem. soc. beige de
micr. Bd. 17, 1893, S. 53, Taf. 6, Fig. 6 — 10; Taf. 7, Fig. 19-20
u. Bd. 19, 1895, S. 77).
Kommt in Spirotaenia und Closterium vor und besitzt mehr
oder weniger (bis zu 150 /t) vorragende Entleerungsschläuehe, die
vor ihrem Austritt blasig anschwellen. Sonst wie M. proliferum.
Belgien, Schweiz.
M. lineare Cornu, ebenfalls in Desmidiaceen (Ann. sc. nat.
5. ser., Bd. 15, fS. 21) ist wahrscheinlich ein Lagenidium. Die
Abbildungen 13 u. 14 der Tafel 13 von Reinsch (Pringsh. Jahrb.
Bd. 11), die von Cornu auf diese Art bezogen werden, lassen
darauf schließen. — Sporangien und Oogonien in Ketten oder
einzeln, jene länglich, schlauchförmig, einfach oder verzweigt, diese
ebenfalls gestreckt, blasenförmig. Näheres nicht bekannt.
Frankreich.
3. M. vermiCOlum (Zopf) Fischer, Rabenh. Krypt. Flora
Bd. 1,4, S. 75; Dangeard, Le Botaniste 1906, S. 207, Taf. 2 — 5.
— Myzocytium proliferum var. vermicolum Zopf, Nova acta Acad.
Leop. Bd. 47, S. 167, Taf. 14, Fig. 35—37. — ßicricium lethale
Sorokin, Rev. mycol. 1889, S. 138, Taf. 78, Fig. 72—74.
Sporangien kugelig oder ellipsoidisch , meist in Ketten zu 2
bis 12 hintereinander, zuweilen aber auch einzeln und dann, be-
sonders bei Anwesenheit zu mehreren in einer Nährzelle, zuweilen
ganz unregelmäßig, meist mit einem, nicht selten aber auch mit
zwei mehr oder weniger dicken und langen Entleerungshälsen.
Schwärmsporen im Sporangium gebildet (nach Dangeard), die
ersten von einer Blase umhüllt austretend, die aber bald zerreißt,
so daß die nachfolgenden aus dem Sporangium selbst aus-
schwärmen, ellipsoidisch, mit einer kurzen nach vorn und einer
längeren nach hinten gerichteten Cilie, ohne Fetttropfen; auch
im Wasser keimend. Antheridien und Oogonien wie die Spo-
rangien entstehend, oft mit diesen untermischt, meist auf derselben
Pflnnzc, zuweilen aber auf verschiedenen Individuen, gewr)lmlich
deutlich unterschieden, jene gestreckt zylindrisch, diese stark
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bauchig, birnförmig oder ellipsoidiscb. Zwergpflänzcheu auch liier
beobaclitet. Oospore einzeln, groß, kugelig oder ellipsoidiscb, mit
dünnem Kndospor und stern- oder netzf()rmig verdicktem Kxospor,
mit Sporen keimend, die durcb einen Hals entweichen.
In Anguilluleii, in Kulturen oft Tausende befallend, sie der Länge nach
durchwachsend und ihren Inhalt völlig bis auf die Haut aufzehrend. — In
der Pauke bei Berlin (Zopf), aus einem Schlammaufguß erhalten; von
Dangeard in Frankreich häufig beobachtet.
Zwergexemplare können auch mit den flaschenförmigen Ascis
von Protascus subuliformis verwechselt werden, einem nach
Dangeard in demselben Nährwirt zuweilen mit der vorliegenden
Art zusammen vorkommenden und von diesem Forscher zu den
Hemiasci gestellten Pilz. Die langgestreckten, unbeweglichen, zu
8 oder einem vielfachen dieser Zahl gebildeten Sporen sind aber
wesentl iche Unterscheidungsmerkmale.
3. Gattung: I^ageiiidiniu Schenk, Verhandl. d. phys.
med. Ges. in Würzburg Bd. 9, 1857, S. 27,
Name von lagena: Gefäß, Flasche, wohl wegen der Flaschen-
form mancher Schlauchglieder.
Die zur Ruhe gekommene, keimende Schwärmspore treibt
einen feinen Infektionsschlauch in das Zellinnere, in dessen blasig
anschwellendes Ende ihr Plasma überwandert, das nun zu dem
Thallus auswächst, während der Infektionsschlauch und die ent-
leerte Sporenhülle außer bei einigen Arten bald verschwinden.
Thallus daher stets intramatrikal , anfangs ein zylindrischer, un-
verzweigter Schlauch, später mit kürzeren oder längeren, oft keulig
anschwellenden, zuweilen zahlreichen, dichtstehenden und in-
einander geknäulten Ausstülpungen oder Ästen, reif durch Auf-
treten von Querwänden in kettenförmig aneinander gereihte, jedoch
nicht, oder nur selten durch Einschnürung voneinander getrennte
Glieder zerfallend, die sämtlich zu Sporangien oder den Geschlechts-
zellen werden. Sporangien mehr oder weniger zylindrisch, nicht
selten unregelmäßig verzw^eigt, mit einem die Wand der Nährzelle
durchbrechenden Entleerungshals. Bei der Entleerung tritt der
gesamte Plasmainhalt in kontinuierlichem Strom hervor, sammelt
sich vor der Mündung in Form einer Kugel an, die nun in die
Sporen zerfällt. Zoosporen bohnenförmig, Saproleguia- Sporen
ähnlich, mit zwei seitlich in einer Einbuchtung befestigten Cilien,
Kryptogamenflora der Mark V. 28
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einem feinkörnigem Plasma und rascher aber nicht hüpfender
Bewegung. Geschlechtszellen, meist mit den Sporangien unter-
mischt auftretend, und wie diese aus den Gliederzellen der Fäden
entstehend, terminal oder interkalar. Oogonien entweder ziemlich
regelmäßig kugelig oder unregelmäßig aufgeschwollen, mit Aus-
stülpungen , meist blasig erweitert. Antheridien gewöhnlich zy-
lindrisch, schlauchförmig, entweder mit den Oogonien auf derselben
Pflanze oder auf einer anderen; selten ganz fehlend. Befruchtung
derart, daß der gesamte Plasmainhalt des Antheridiums durch
kurzen, in das Oogon eintretenden Schlauch in dieses überwandert,
dessen Inhalt sich jetzt erst zur Oospore kontrahiert; eine vorher
im Oogon abgegrenzte Oosphäre also nicht vorhanden. Oosporen
mit dem Befruchtungsschlauch verwachsend, kugelig, mit zwei-
schichtiger, farbloser, glatter oder mit warziger Oberfläche ver-
sehener Membran und einem großen Fetttropfen. Keimung noch
nicht beobachtet.
Der Thallus ist durch lappige Ausstülpungen oder kürzere
Seitenäste ausgezeichnet; Einschnürungen kommen dagegen nur
selten vor; dadurch von der vorigen Gattung zu unterscheiden. —
Zwergpflanzen kommen auch hier vor; bei L. pygmaeum finden
sich sogar ausschließlich auf 1 — 3 Zellen beschränkte Pflänzchen.
Die Oosporen bilden sich, soweit bekannt, durch einen Ge-
schlechtsprozeß, außer bei L. entophytum und gri^cile, wo von
Zopf keine Antheridien beobachtet wurden. Bei diesen Arten
scheint wie bei manchen Saprolegniaceen ein Verlust des Sexual-
aktes eingetreten zu sein.
A. In Konjugaten, außer Closterium.
a) In den vegetativen Zellen.
I. L. Rabenhorstii Zopf, Bot. Ver. d. Prov. Brandenb. 1878,
S. 77 u. Nova acta Acad. Leop. 1884, Bd. 47, S. 145, Taf. 1,
Fig. 1—28; Taf. 2, Fig. 1—9. — De Wildeman, Mem. soc. beige
de micr. ser. 19, 1895, S. 98, Fig. 1-2.
S. 428, Fi^. 3. a) Spirogyra-Zelle mit einem reifen ans Sporangien be-
stehenden Pflänzchen; h) aus einem Sporangium b